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6 Seiten

WWW-Träumer

Kurzgeschichten · Romantisches
WWW-Zauberwald-Träumer

Es war einmal! So fangen ja bekanntlich alle Märchen an.
Also, es waren einmal zwei Staubkörnchen, die im WWW- Universum auf die Reise gingen. Der Einfachheit halber nenne ich sie Du und Ich.
Man sagt ja, der Mensch sei ein Sandkörnchen im Universum, ganz klein und verloren.
Und zwei Sandkörnchen!? Auch ganz klein und so verloren?
Und wenn sie sich dann begegnen im unendlichen Universum?
Oder werden sie doch achtlos aneinander vorbeifliegen?
Jeder in eine andere Richtung?
Sich unverhofft doch treffen?
Kann aus dem Ich und Du ein Wir werden?

Eine geraume Zeit wanderten die beiden Staubkörnchen in der Weltgeschichte herum, Sie im Süden Er im Norden. Sie kannten sich nicht, aber sie verfolgten das gleiche Ziel. Bisher waren sie ihrer Pflicht gehorchend ohne nach rechts und links schauend auf ihrer Beziehungsebene ruhig entlang gewandert.
Doch von Tag zu Tag wurden sie mit ihrem Leben unzufriedener,
bis sie bemerkten, irgendetwas fehlt.
Was war es bloß?
Und sie gingen auf die Suche danach.
Vorsichtig tasteten sie sich nach vorne und sie schauten vorsichtig nach links, und ebenso vorsichtig schauten sie nach rechts. Sie erblickten Dinge, die sie vorher noch nie wahrgenommen und gesehen hatten.
Plötzlich zeichnete sich in der ferne eine Silhouette eines Berges ab, der in der untergehenden Abendsonne eine violette Färbung zu haben schien.
Ob sie auf diesem violetten Berg das Fehlende finden würden?
Es war ein Abenteuer, und sie machten sich auf den Weg, es zu erkunden und zu erleben.
Vorsichtig und heimlich natürlich!
Denn sie wussten, dass es für sie gefährlich war. Und verboten sowieso.
Wer verbot es ihnen?
Die öffentliche Moral.
Und die Ehe(eti)kette.
Doch sie wollten sich davon nicht erschrecken lassen, zielgerichtet steuerten sie weiter aufeinander zu.
Sie liefen und liefen, trafen unterwegs interessante und weniger interessante Menschen, verweilten hier ein wenig und dort ein wenig.
Jeder an seiner für ihn zugedachten Stelle, doch unaufhaltsam kamen sie ihrem Ziel und sich selbst - Stück um Stück näher.
Denn sie wussten inzwischen mit einem Mal, was sie suchten!
Als sie sich dann dem violetten Berg immer mehr näherten, verspürten sie plötzlich Angst vor ihrer eigenen Courage.
Ihre Angst manifestierte sich darin, dass sie wie festgenagelt kurzatmig stehen blieben.
Festgebannt starrten sie den Berg an.
Fragen drängten sich auf, wage ich es - oder kehre ich um?
Noch war alles offen, noch konnte man den Rückzug antreten.
Beide hatte wohl schon gehört, dass der violette WWW-Wald Gefahren in sich birgt.
Doch beide entschieden sich spontan für das Wagnis und für das Unbekannte, das sie auf dem Berg erwarten würde.
Im gleichen Moment ihrer Entscheidung wich die Angst von ihnen und der Zauber der Erwartung zeigte ihnen den Weg, ungehindert setzten sie den Weg fort.
Endlich, jeder war am Rande des violetten Wäldchens angelangt und atmete leise durch.
Ein wunderschöner Anblick bot sich ihren Augen dar.
Wunderschöne bizarre Bäume . Stille.
Nur hier und da hörten sie ein paar schillernd bunte Vögel zwitschern.
Sie betraten den Wald und gingen immer weiter und tiefer, mit staunenden Augen neugierig vorwärts weiter hinein.
Dämmerlicht herrschte zwischen den bizarren, nach Liebe duftenden Bäumen.
Beide, nichts voneinander ahnend, setzten sich in das golden glänzende Moos, legten sich entspannt zurück und genossen den herrlich Blick durch das Geäst der wundersam anmutenden Bäume.
Sie hingen ihren Träumen nach.
Es waren erotische Träume und sie enthielten Wünsche nach Liebe, Zärtlichkeit, Zuwendung, aber auch nach Sex.
Als sie schon eine geraume Zeit rasteten, hörte er ein Geräusch und rief deshalb:
„Hallo, ist da jemand?“
Im selben Moment hörte er eine Frauenstimme, die die gleichen Worte rief.
Er stutzte.
Sie ebenfalls.
Da war noch jemand!?
Sie war nicht alleine!!!!
Schnell wieder zurück und heraus aus dem Wald, durchfuhr es sie ängstlich, der Gedanke nach Flucht aus dem wunderschönen Wald kam sogleich.
Sie stand schon auf.
Aber eine magische Gewalt schien sie daran zu hindern, den Wald zu verlassen, und drängte sie zurück ins golden glänzende Moos.
War es eigene Unschlüssigkeit?
Oder die Angst vor dem Fremden?
Na gut. Es sollte wohl so sein.
Was sollte schon geschehen?
Also einfach der Stimme nachgehen, mal sehen was passiert.
Probiere es aus, sagte die Stimme zu ihr.
Sie versuchte ein zweites Mal, sich zu erheben.
Und siehe da, ihre Beine bewegten sich von ganz alleine.
Sie stand auf und begann zu laufen.
Und sie lief in die Richtung, aus der sie die Stimme wahrgenommen hatte.
Diese Stimme, dieser melodische Klang, zog sie ganz in ihren Bann.
Freudige Erwartung überkam sie.
Das Dämmerlicht herrschte noch immer zwischen den Bäumen. Doch plötzlich gaben einige uralte knorrige Eichen den Blick auf eine märchenhafte Lichtung frei.
Herrliche, warme Sonnenstrahlen verbreiteten wohliges Licht.
Auch er war zwischenzeitlich dem Ruf gefolgt.
Und auch er lief in den Wald hinein, auch er sah die Lichtung, die sich auf seiner Seite zwischen riesengroßen Ahornbäumen auftat.
Und da war er nun, der Moment, wo sich die beiden das erste Mal gegenüberstanden.
Und es kam der Moment, in dem sie sich in die Augen schauten und erkannten: Wir kennen uns schon eine Ewigkeit, obwohl wir uns heute das erste Mal begegnet sind in diesem wunderschönen märchenhaften Wald.
Sie kannten sich nicht und doch wussten sie, dass sie sich viel zu geben hatten.
Und dies wollten sie erleben.
Kaum hatten sie diese Gedanken lautlos ausgesprochen, als eine dröhnende Stimme über ihnen laut polternd ertönte: Ach, ihr beiden Dummen!

Was würde es euch schon bringen, wenn sich eure Wünsche erfüllen würden, womöglich noch auf immer und ewig mit einander verbunden sein wollen, geht’s noch?
Sobald sich die täglichen Gewohnheiten bei euch einschleichen, wär’s doch eh wieder vorbei.
Ihr würdet mich rufen und wünschen, dass jeder wieder seinen eigenen Weg gehen kann!
Ihr werdet schnell genug voneinander haben!
Viel zu oft bin ich schon gerufen worden, denkt ihr ausgerechnet euch beiden ginge es anders!
Sie fragten sofort: „Wer bist du? Was willst du von uns?“
Da antwortete die Stimme: „Ich bin der Besitzer und somit der Eigentümer des violetten Berges, dies ist mein WWW-Wald und jeder, der ihn betritt, soll wissen, dass ich seine Gedanken lesen kann. Deshalb kann ich auch mit euch mitfühlen. Prüft euch noch einmal.
Bis dahin biete ich euch eine andere Möglichkeit an, miteinander zu kommunizieren.
Setzt euch da drüben auf die Baumstümpfe, gegenüber, jeder auf einen Baumstumpf!
Und dann seht, was mit euch geschieht.
Doch sie hörten nicht richtig zu und rannten aufeinander zu, um sich zu umfassen und zu berühren.
Sie wollten sich so schnell wie möglich berühren und fühlen und sich dabei tief in die Augen sehen.
Alles andere war unwichtig in diesem Moment der Zweisamkeit im WWW-Märchenwald.
Was wusste schon ein WWW-Zaubergott von Liebe zwischen einem Mann und einer Frau? Nichts, da waren sich die beiden sicher.
Nur noch ein einziger kleiner winziger Schritt trennte sie voneinander.
Beide streckten verlangend ihre Arme nach dem jeweils anderen aus,
um sich berühren zu können.
Als sich urplötzlich eine unsichtbare Wand auftat und dichter Nebel den vormals klaren Blick störte.
Sie versuchten krampfhaft die Wand zu durchdringen und den Nebel zu überwinden.
Es war jedoch zwecklos!
Mit einem hämischen Lachen verhallte die grollende Stimme des WWW-Zaubergottes im Unendlichen des Waldes.
Beide saßen nun unglücklich da, voller Sehnsucht und Verlangen, dabei hätten sie sich so viel zusagen gehabt.
Und nun diese Wand, die sie trennte, die unsichtbare Wand zwischen ihnen.
Beide waren nicht mehr so jung, dass sie noch unendlich viel Zeit gehabt hätten, um zu warten.
Und nun sollten sie einfach warten!?
Sie sollten einfach warten!?
Sollten sie einfach warten!?
Sie waren sich bewusst, dass sie nicht mehr alle Zeit der Welt hätten.
Dieses heiße Gefühl, dieses Kribbeln, diese Lust.
Auf den anderen!
So hatten sie noch nichts erlebt!
Oder doch?
So intensiv!
Nein!!
Hatten sie nicht.
Allmählich erwachten beide. Zuerst er, was sollten sie nur tun, durchfuhr es ihn.
Doch es fielen ihm sofort die Worte des WWW-Zaubergottes ein.
Und sie setzten sich, wie ihnen zuvor aufgetragen, auf die Baumstümpfe.
Sie konnten sich nun zwar sehen, waren jedoch weiter unendlich weit voneinander entfernt.
Und es sollte bei den beiden eine Art stummer Gedankenaustausch stattfinden.
Sie begriffen sofort, was gemeint war, und sie fanden es faszinierend, wie man sich im WWW-Wald mitteilen konnte.
Man nannte es Email-Schreiben!
Und so ging es dann über Monate, man tauschte sich aus über Email, doch auf Dauer war es ihnen nicht genug - es genügte ihnen einfach nicht mehr.
Sie hatten soviel über sich und voneinander erfahren und sie bekamen einfach nicht genug davon. Sie schrieben sich zärtliche Worte, tauschen Smileys aus, schrieben sich gegenseitig die wunderschönsten Liebeserklärungen und Komplimente.
Doch es genügte ihnen einfach nicht mehr.
Nach reiflicher Überlegung kamen sie überein und sie riefen nach dem unsichtbaren
WWW-Zaubergott.
„Wieso ruft ihr mich?“
Warum stört ihr mich in meinem Schlaf?
Ihr beiden Dummen!
Habt ihr noch nicht genug voneinander?
Und beide antworten und riefen aus einem Munde: „Nein, wir wollen uns sehen, berühren, miteinander reden, unsere Stimmen hören, das ist doch nicht zuviel verlangt!?
Oder? Fragten sie, noch immer auf ihren Baumstümpfen sitzend.
Nach einigen unwirklichen Geräuschen und Gebrummel hörten sie den Zaubergott antworten:“Wie ihr wollt, ich gebe euch die Gelegenheit!“
Doch glaubt mir, aus Erfahrung kann ich euch schon jetzt sagen, zu viel Nähe wird eure Liebe töten.
Bedenkt, der WWW-Wald ist groß, ihr könntet noch andere hier finden.
Dann trennt ihr euch nach geraumer Zeit, um euch vielleicht erneut wieder zu begegnen.
Die Liebe hier wird nicht lange anhalten.
Glaubt mir, ich weiß das.
Wenn ihr nicht auf meinen gut gemeinten Rat hört, wird sich die unsichtbare Wand erneut auftun und den Nebel könnt ihr nie mehr durchdringen!
Mit einem lauten Geräusper verschwand und entfernte sich der der WWW-Zaubergott.
Und mit ihm verschwand auch die unsichtbare Wand und der dichte Nebel legte sich sanft auf den violetten Waldboden.
War das alles nur ein Traum.
Ein unwirklicher Traum, aus dem ich gleich aufwache!?
Ein gleich zu Ende gehender Traum.
Oder war dies Wirklichkeit!
Oder könnte es Wirklichkeit werden?
Sie konnten es nicht fassen, doch es wurde wahr. Sie strebte zu ihm. Und er zu ihr.
Sie fielen sich in die Arme und hatten das Gefühl, dass sie sich schon eine Ewigkeit kennen würden. Alles, was sie sich geschrieben hatten, sollte nun Wirklichkeit werden.
Alles wollten sie nun miteinander tun, was sie sich geschrieben.
Einfach mal nur reden, dem anderen zuhören und den Worten der Liebe lauschen.
Die Stimme zärtlich erklingen lassen.
Den Klang der Stimme auf sich wirken lassen.
Sich nur anschauen.
In die Augen schauen.
Sich endlich berühren können.
Sich gegenseitig begehren und sich ineinander auflösen, wie schon so oft geschrieben.
Eins sein.
Eins werden.
Doch es kam kein Wort über ihre Lippen. Erst ganz allmählich wich der Sprachbann und löste ihre Zungen. Alles konnte nun gesagt werden, alles durfte nun getan werden, ohne Scheu, ohne Schamgefühl, ohne Schuld.
Nur noch Lust auf jeweils den anderen und seiner Liebe in all ihren Variationen und Spielarten.
Die Worte des WWW-Zaubergottes nicht vergessend, folgten sie diesen, denn sie wollten es genießen, dass sie sich einander gefunden hatten.
Mit allen Fasern ihrer Körper gingen sie ohne Wenn und Aber das Risiko der WWW-Liebe im WWW-Zauberwald ein.

Es war einmal, so beginnt bekanntlich jedes Märchen.
Wie endet meines?
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie sich noch heute!?
Und das nicht nur am violetten Berg im WWW-Zauberwald.

Email für dich, aus dem WWW- Zauberwald
Von: Ihm
An: Sie
Kopie: Zauberwald
Betreff: Mein Begehren
Datum 14.08.2000 01:10:14
Mein Begehren wäre, in deine Augen zu sehen,
wenn das Feuer deines Herzen sich darin spiegelt.
Mein Begehren wäre, deine warme Haut zu spüren,
wenn sie ganz sanft gestreichelt wird von meinen Händen.
Mein Begehren wäre, deinen Körper mit meinen Armen zu umschlingen,
während sich unsere Lippen sanft berühren.
Mein Begehren wäre, meine Nase mit deinem Duft zu verwöhnen,
meinen Verstand einzunebeln und mich fallen zulassen.
Mein Begehren bist einfach nur DU.
Und ich muss dir sagen: Du bist eine wundervolle, begehrenswerte Frau,
liebe Grüße aus dem Zauberwald.
 
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Kommentare  

Danke Birke, für den Kommentar. Leider fehlt mir die Zeit
für weitere WWW-Mailer-Geschichten. Vielleicht klapppppppt es ja zum Valentinestag mit einem NEUEN TEXT hier.Gruß von Maik


www-Mailer (29.01.2010)

War heute gast in deinem zauberwald. Es hat mir gut gefallen. Ich werde bei gelegenheit mal wieder vorbei kommen. Dachte es würde noch mal was neues zu lesen geben......
Gruß von Birke


Birke (17.01.2010)

Ich freue mich, dass auch meine bescheute TEXTE gut ankommen bei verschiedenen Lesern hier bei WebStories. Vielleicht ist auch mal was für dich, Dieter Halle, nächstes Jahr dabei, ich werde mir MÜHE geben.......versprochen;-) Gruß von Maik und einen guten Rutsch ins Jahr 2010;-)

www-Mailer (31.12.2009)

Danke euch liebe rosmarin, doska und Binchen, vielleicht trifft man sich mal im Zauberwald, würde mich natürlich sehr darüber freuen.Es grüßt euch der verzauberte www-Mailer

www-Mailer (10.12.2009)

Na, du alter Träumer. Noch noch immer im Zauberwald?

Binchen 23 (23.11.2009)

Ist ja ganz entzückend. Hoffen wir , dass die beiden Staubkörnchen inzwischen zusammen einen schönen Staubklumpen gebildet haben. Solch ein Klumpen ist schwerer als ein einzelnes Körnchen und kann daher nicht mehr so leicht hin und her geweht werden. Man fühlt sich dann auch viel wohler im www-Zauberwald. Danke dir für diesen herrlichen verträumten Text. Hat mir großen Spaß gemacht, ihn zu lesen.

doska (20.11.2009)

ach, ist das ein schöner romantischer text aus dem www-zauberwald von dem violetten berg.
grüß dich und viel glück


rosmarin (20.11.2009)

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