neues weltbild 3

thema serendipity

im gegensatz zur selbsterdachten prophezeiung kann natürlich auch das deuten von nicht selbsterdachten prophezeiungen hilfreich sein, wenn es darum geht, dem leben etwas aus dem gleichgewicht zu helfen. "prophezeiungen leicht gemacht" hatten wir im letzten abschnitt. in diesem wollen wir uns nun dem thema serendipity oder auch serendipität widmen.

als emma sich von dem selbsterdachten verabschiedet hatte, oder vielmehr dieser sich von ihr, dachte sie eine weile darüber nach, was schief gelaufen war. um die schieflage der geschichte aber zu begreifen, benutzte sie das gedankenverdoppelungsvehikel, das neue weltbild. sie schlug es aufs geradewohl auf, auf einer seite, die sie die vorsehung aussuchen ließ, und begann zu lesen. und fast augenblicklich fing ihr herz an zu schneien. der artikel, der ihr in die hände geraten war, handelte von ... tja, nun müssen wir wohl auch das doppelte schreiben anwenden, anders ist weder dem thema, noch der person emma darlings gerecht zu werden. hätte eod 1 die zeitschrift, die er sich ja im begriff war, auszuborgen, genau auf jener seite aufgeschlagen, so hätte er dort einen artikel gelesen über serendipität. auf englisch: serendipity. er wäre informiert worden über einen klassischen hollywood-film aus dem jahre 2000, hätte auch einiges über die dreharbeiten erfahren und daß unter anderem die hautdarstellerin helen während der dreharbeiten auf mysteriöse weise nicht ums leben, aber doch abhanden gekommen ist. vermutlich hätte er darüber den kopf geschüttelt und sich nicht im mindesten gewundert, ja es wäre ihm wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen, daß seine geliebte frau ebenfalls helene hieß. er hätte über die horrenden kosten dieser produktion gestaunt, die immerhin in ny spielten, und hätte dann achtlos weitergelesen, den nächsten artikel, und den nächsten, und den letzten auch noch und am schluß das impressum. dann hätte er sich ausreichend informiert gefühlt, um die doch recht leeren gemeinsamen abende mit seiner frau mit gesprächsstoff vollzustopfen.

emma müller, wie sie im richtigen leben hieß, las die ersten sätze des artikels über serendipity zunächst auf die eben beschriebene weise. nur, daß sie ihrem geliebten gatten wiederum nichts davon erzählen würde. dieser wüßte mit dem thema gar nichts anzufangen. das hattte sie nach dem neunten k.o. endlich begriffen. sie versuchte nicht einmal mehr, ihn mit rethorischen tricks auf ihre seite zu locken. dann aber, dann kam jener entscheidende satz, der ihr hirn ins stolpern brachte. in ebenjenes stolpern, das untrüglich dem switch auf emma darling voranging. sie kannte dieses kribbeln, wenn auf einen winzigen amygdalaschlag hin alle neuronen vibrierten, wenn sie im begriff war, die welt zu begreifen, wie sie wirklich war, nämlich außerordentlich wahnsinnig, und darum auch so außerordentlich nachvollziehbar. alles ergab nun einen eigenen, will sagen, eigentlichen zusammenhang. emma las den satz: "eine welle der verwirrung stürzte auf sarah ein, als sie, völlig im dunkelen tappend, erfuhr, daß ebenjener jonathan im begriff war zu heiraten".

emma darling wiederum wußte sofort nicht, was zu tun war. in ihrer eigenen verwirrung dachte sie noch: na wenigstens hatte der noch kein kind. das schien ihr dann aber doch in anbetracht der philosophischen dimension des themas zu kleinlich und sie lächelte. immerhin. das konnte sie noch.

was war noch mal das thema? ach ja, serendipity. und welche rechnung war noch offen? da war doch noch eine figur, die bedient werden wollte..., wer war es denn gleich? richtig, eod 2. der mensch, der auf so unerklärliche weise ihr herz gefangen hatte, daß sie das wort seelenver nicht einmal mehr zuende denken wollte. gegangen war er. und sie konnte es ihm auch gut nachfühlen. schließlich hatte sie selbst, ob nun emma d oder emma m, für ausreichend verwirrung gesorgt, daß dieser viel zu emmaßgeschneiderte typ verschwunden war. nicht ohne die rechnung zu bezahlen, immerhin, aber verschwunden war er wohl. ob sie ihm eine e-mail schreiben sollte? sie wandte sich nach dem kellner um: nein, wir sind doch kein wwwcafe. also mußte sie sich auf die spur machen. im internet würde sich schon ein fenster auftun, das die serendipity für sie bereit hielt.

gesagt und unterlassen. hilflos ließ emma die arme wieder sinken, die gerade nach ihrer tasche greifen wollten. was, wenn eod 2 wirklich nur ein ausgedachter war? kein richtiger mensch, oder doch, es gab ja eod 1, aber der würde möglicherweise nicht einmal was von ihr wissen wollen, schließlich fand er sie ja langweilig. um bei seinen worten zu bleiben.
der erste greifbare ansatzpunkt von darling emma war, zu erforschen, ob es irgendwelche anzeichen gäbe, daß der film gar nicht 2000 gedreht worden war. könnte ja sein, daß eod 2 dahintersteckte, oder das serendipitätsprinzip. regelrecht schwindelig wurde ihr bei dem gedanken um den immensen aufwand, das drehdatum eines filmes um so viele jahre zu verjüngen. wenn aber dieser hinweis schon auf sie gestoßen war, dann mußte auch irgendeine spur dranhängen, die zu verfolgen sich lohnen würde. serendipity hieß unter anderem nicht umsonst: intelligente schlußfolgerung. nun, wie intelligent sich ihre schlußfolgerung ausmachen würde, das konnte sie jetzt sofort herausfinden. also griff sie doch nach ihrer handtasche. sie wollte mehr herausfinden. nein, erst mal noch nicht über eod 1. erst mal nur über das entstehungsdatum eines filmes. auf deutsch hieß er übrigens: weil es dich gibt.

ts, statt einfach eod eine e-mail zu schicken... wer wird je begreifen, warum menschen solche umwege gehen, um sich kennenzulernen?