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neues weltbild 2

Nachdenkliches · Experimentelles
thema prophezeiungen


daß das leben manchmal aufregend sein kann, prickelnd und pöckelnd, heißt nicht, daß es so sein muß. die gleichmasse aller tage verheißt wieder nur folgendes gleichmass, lebensläufig als gähnende leere beschrieben. was hier abhilfe schaffen kann, ist eine prophezeiung. man denke sich einfach etwas aus, ist einfacher als getan, denn damit hat der schlamassel ja meist erst angefangen. statt einfach zu tun, hat man sich einfach etwas ausgedacht und dann gleich noch was hinterher, damit man einen zünftigen verhinderungsgrund hat, für das zwardenken aber nichttun.
man denke sich also etwas aus, in der art wie: dieses erlebnis könnte auf meiner zunge schmecken wie kirschsaft. oder: jenes ereignis würde mich zu der person ermutigen, die zu sein ich glaubte, als ich träumte, ich wäre noch mal fünfzehn. oder so was ähnliches. kommen sie, die ganze arbeit kann ich ihnen hier nicht abnehmen. sie müssen schon selber sich was prophezeien! sie haben das prinzip noch nicht verstanden? gut, ich will ein beispiel nennen:

nehmen wir eben jene dame mit dem neuen weltbild. genau, die da drüben am cafehaustisch. die mit den übergeschlagenen beinen nicht! die mit den füßen auf dem nachbarstuhl. sehen sie. ich prophezeie ihr, sie wird gleich mit einem noch überaus angenehmen menschen ins gespräch kommen.
wie, sie sehen keinen angenehmen menschen hier, da kommt er doch schon. sehen sie, hab ichs ihnen doch gesagt. dieser mann, nennen wir ihn emil ohne detektive, stand heute morgen noch vor dem spiegel, mit dem typischen: "kennichschon"-gesicht und fand daran keine freude. er wollte sich eine machen und prophezeite sich, na was wohl, was sich alle männer jeden tag prophezeien: heute werde ich sie kennenlernen, das superweib, den musenkuß, den vamp und die einfühlsame zuhörende. alles in einem. und wie er sich das so sagte, wurde ihm fröhlich. und er lachte sein spiegelbild aus und die seife an, rasierte sich seine gedanken, kämmte seinen bauch und verließ vergnügt das haus. da emma nun aber gar nicht darauf aus war, jemanden kennenzulernen, der sich den bauch kämmte, sondern wohl doch eher danach dürstete, sich endlich einmal wieder mit einem ballspieler unterhalten zu können, also einem blitzgescheiten wesen, das in der lage war, zu werfen und zu fangen und zurückzuwerfen, kam sie gar nicht auf die idee, daß emil genau das wollte, das, was alle männer wollen: einfühlsame zuhörende, philosophierende und geistreiche verdoppelungscharakter. um es schlichter zu sagen: beide verließen das noch nicht gemeinsame haus mit unterschiedlichen prophezeiungen. die eine sagte sich: tschaka, das wird ein guter tag zum reden. und der andere: tschaka, das wird ein guter tag zum achdenkdirdochdeins. wenn sich aber zwei etwas ganz unterschiedliches prophezeien, dann passiert etwas ganz erstaunliches. das universum, das ja bekanntlich nicht nur die pandorakonserve erfunden hat, mit schweizer anteilnahme, sondern auch alle wünsche zu erfüllen in der lage ist, das universum versucht nun, es beiden recht zu machen. es findet eine lösung, die sich anfühlt, als wäre ein foto zweimal belichtet worden. im falle von emma darling und emil od wäre die gemischte prophezeiung: der mann verdoppelt sich, einer fürs zuhören und einer für das andere. und emma verliebt sich in beide.

nachdem nun also emma plötzlich mit zwei männern am tisch saß, einen von ihnen umarmte sie herzhaft, wurde dem anderen irgendwie dummdösselig, daß er diesen quatsch, den tante emma da von sich gab, sich länger anhören sollte. er trommelte nervös mit den füßen auf dem boden und schlug mal den linken arm, mal den rechten arm über mal den linken und mal den rechten. als er sich gar nicht mehr zu helfen wußte, bezahlte er für alle drei die rechnung und ging nach hause zu seiner geliebten. ehefrau. und erzählte ihr rein gar nichts von dem vorgefallenen. emma bemerkte sein fortsein wohl, sah ihm auch etwas mitleidig und wehmütig nach, aber was solls. es gibt so viele fische im meer und weißt du wieviel sternlein stehen... . der andere aber hatte viel mehr charme. er konnte nicht nur herzhaft umarmen, er spielte noch dazu in einer ganz anderen liga, konnte also werfen und fangen und küssen gleichzeitig auch noch. das gefiel emma so gut,
daß sie ihm plötzlich sagte: und tschüß, das wars dann, bis hierhin und nicht weiter, so einen wie dich, den kann ich mir nur ausgedacht haben, und mit ausgedachten gehe ich nie ins bett und auch in keinen literarischen salon. woraufhin der andere emil od sofort zur taschenausgabe schrumpfte, die rechnung nocheinmal für drei bezahlte und etwas beleberwurstet das lokal verließ. zuhause angekommen erzählte auch er nichts von alledem seiner frau. und überhaupt, gedanken verdoppeln, wo kommen wir denn da hin.

so, wo waren wir? ach ja, bei den prophezeiungen. ich also nun prophezeie allen dreien ein aufregendes leben, das in seiner vielschichtigkeit jeden von ihnen in die pralle sonne stellen wird. warum?
emma: sie hätte wissen müssen, daß männer, die nach einem neuen weltbild fragen, nicht nach kirschwasser schmecken. höchstens nach rasierwasser. hätte sie sich etwas anderes prophezeit, etwas, was auf das kommende gepaßt hätte, dann wär sie wohl weniger einsam, aber sie hätte auch nie das buch schreiben können, das nun in jedem tante emmaladen für viervierzig ausliegt und das sie stinkreich gemacht hat. kann ja man auch mal nach kirschwasser schmecken, so ein reichtum.
eod 1 und 2 wiederum hatten zwei gemeine gemeinsame probleme am hals: erstens, wie krieg ich den andern kerl aus ihrem bett und zweitens: wie krieg ich den anderen kerl aus meinem bett?
immerhin: er hatte noch seine geliebte. frau. und da er ihr nichts davon erzählt hatte, würde sie es wohl auch lange bleiben.

was wir nun also lernen: prophezeiungen sind gut, etwas sich selbst erfüllen zu lassen, das vorher nur nicht die gelegenheit dazu gehabt hat, weil es noch nicht ausgedacht war. prophezeiungen sind nicht gut, wenn sie hinterher nicht stimmen. aber immerhin: aufregend wars trotzdem. und weil das gleichmaß nun aus dem gleichgewicht geraten ist, denkt das universum: hui, da schaukelt ein wesen, da schwingts, da, dem geb ich gleich noch ein abenteuer. das aber, das hören wir in der nächsten geschichte.
 
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Kommentare  

Hallo tratus, so kamen Kerl 1und 2 trotz ihrer Prophezeiungen nicht mit Emma klar, weil sie in Emmas eigener Prophezeiung keinen Platz hatten. Traurig das Ganze, aber vielleicht konnte ja dein Protagonist seine Prohezeiung mit Kerl 1und 2 mal bei seiner Ehefrau aufleben lassen? Süße kleine verträumte Geschichte.

doska (24.11.2009)

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