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2 Seiten

Wie werde ich ein Genie (nur ein Satz)

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Experimentelles
© rosmarin
Tagelang schon bin ich in absoluter Hochstimmung, fühle mich wie ein Schöpfer, denke, mit dem Verlegen meines Buches, meiner Schöpfung, bin ich all meine Sorgen, seien sie nun psychischer oder materieller Art, los, ja, ich habe mir mit diesem Buch all meine Probleme regelrecht, im wahrsten Sinne des Wortes, von der Seele geschrieben, weil ich denke, es ist so eine Art Selbsttherapie, eine Art Selbstreinigung, denn irgendwo habe ich gelesen, dies sei die beste Therapie und glaube nun, das Geld für einen Therapeuten oder eine Therapeutin einsparen zu können und außerdem nicht meine Seele bloßlegen zu müssen, obwohl ich dies, wenn ich es richtig bedenke, in meinem Buch ja auch getan habe, wenn auch nicht in diesem ganz persönlichen Maße, da ich als Autorin ja doch ziemlich anonym bin und die künstlerische Arbeit reine Fiktion gewesen sein könnte, jedenfalls im Auge des Lesers, und ich somit überhaupt kein Risiko eingegangen bin und denke nun, wenn ich mein Werk dann endlich in den Händen halte, meinen eigenen Händen, und es sich womöglich sogar bald auf den Bestsellertischen der Buchhandlungen stapeln wird, die Menschen bewundernd davor Schlange stehen und fragen, wer denn um Himmelswillen der begnadete Autor, beziehungsweise in diesem ganz besonderen Falle, die begnadete Autorin sei, dieses Genie, das die Welt nur einmal in hundert Jahren hervorbrächte, und die fieberhafte Suche nach ihm, eben diesem Autor, äh, dieser Autorin, beginnt, ich aber immer noch inkognito auftreten werde, weil ich ja den öffentlichen Rummel überhaupt nicht mag und niemals im Rampenlicht stehen wollen würde, aber mit dem Reichtum, der mir von nun an nur so zufließen wird, also, dem Produkt meines Hirnschmalzes, ich dann endlich ein neues Leben beginnen kann, ein Leben, das mir, dem Genie, ziemt, denn schon der Titel – Wie werde ich ein Genie -, so einmalig und genial er ist, bezeugt dieses, denn mit Büchern – Wie werde ich Nichtraucher – soll man ja auch nach dem Ende der Lektüre in der Tat mit dem Rauchen aufhören können, ja müssen, weil dem Leser dann niemals mehr eine Zigarette schmecken würde, oder ein anderes Beispiel - Wie angle ich mir einen Millionärsmann - , soll ebenfalls gute Ergebnisse hervor gebracht haben, und außerdem bin ich von Natur aus ein Menschenfreund und so kann jeder, der will, aus meinem überragenden Buch lernen und ja, das wollte ich eigentlich sagen, damit die Welt weiß, was sie erwartet, wenn es endlich, und das wird sehr bald sein, soweit ist, und, ach, ja, das ist mein voller Ernst, das sage ich jetzt und hier, ich das Genie in Spee, ach, was sage, schreibe ich denn da, ich bin das Genie, sonst hätte ich diesen inhaltsreichen Text ja wohl nicht in einem einzigen Satz unterbringen können; alles klar?

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Kommentare  

hallo, else, danke für den kommi. ja, ist schon eine weile her, eigentlich wollte ich damals die endlos langen sätze einiger autoren auf die schippe nehmen, aber dann ist doch etwas mehr daraus geworden. schön, dass du den text aus der versenkung geholt hast.
grüß dich


rosmarin (24.07.2011)

Also, erst sah ich das Bild und dann begann ich deine Einsatzgeschichte zu lesen. Ist ja schon ein weilchen her, seit du die geschrieben hast. Zunächst dachte ich mir: Naja, etwas Vernünftiges kann doch nicht bei so einem langen Satz herauskommen. Ist aber doch. Zum Kringeln komisch ist die ganze Geschichte. Sehr gelungen. Und irgendwie ist da auch noch etwas Wahres dran. Jagen wir nicht alle einem Traum hinterher?

Else08 (23.07.2011)

hallo, petra, dieter und jochen, danke für die kommis. jepp, so viele themen, gedanken und träume. und das alles in einem satz. echt genialistisch. *grrr*
gruß von


rosmarin (14.12.2009)

Herrlich satirisch dein "kleiner" Satz.

Jochen (12.12.2009)

Wirklich gut und witzig geschrieben. Selbstverständlich grün.

Dieter Halle (12.12.2009)

Ich staune, dass du in diesem einzigen Satz gar nicht mal dummer Zeug redest, sondern etwas Träumerisches Fantastisches. Denke mal, dass viele Schreibende von WebStories so etwas ganz gerne denken. Warum auch nicht? Ich glaube du sprichst ihnen aus der Seele. Jedenfalls hat es Spaß gemacht dieses "Sätzchen" zu lesen.

Petra (11.12.2009)

hallo, danke für die kommis, wirklich genial, in jeder hinsicht. wir brauchen das buch.
grüß euch


rosmarin (11.12.2009)

puh, bin noch ganz atemlos... nach luft schnapp, aber wirklich genial ist es! ;)

Ingrid Alias I (10.12.2009)

Du hast Recht.
Schreiben ist eine geeignete Form der Psychotherapie, vielleicht sogar noch wirkungsvoller als sich mit Beruhigungspillen voll zu dröhnen.

Das Thema "Wie findet eine Frau einen Millionärsmann" lässt sich garantiert auf Ex lesen.
Hochinteressant wäre allerdings auch -
"Wie findet ein Mann eine Millionärsfrau?" - zu lesen.
Dieses wäre sogar noch ungewöhnlicher - zumal ja Frauen heutzutage die neuen Männer sind.


Michael Brushwood (10.12.2009)

Genial oder besser genialisch. Und das als Buch! Muss man
in einem Zug lesen!


klaus60 (10.12.2009)

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