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17 Seiten

Ein schmaler Grad Kaptiel 6 (Historisch)

Romane/Serien · Romantisches
© Lilly
Kapitel 6

„Es ist nicht genug zu wissen,
man muss auch anwenden,
es ist nicht genug, zu wollen,
man muss auch tun.“
J.W. von Goethe

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Es war schon später Nachmittag, als sie sich endlich umzog. Sie sollten sich für das Fest mit den Gästen des Lairds hübsch zu Recht machen. Lea hatte eigentlich gar keine Lust, sie war müde und vermisste ihre Mutter und immer wenn sie an ihren Vater dachte, kam sie den Tränen viel zu nahe. Das Verreisen brachte nichts, dachte sie schwermütig. Der Schmerz über die Erinnerungen verschwand einfach nicht. Am liebsten wollte sie sich irgendwohin verkriechen, alleine sein, endlich wirklich Trauern dürfen um dann, nach einer angemessenen Weile, wieder neue Kraft schöpfen zu können um dem Leben wieder lebendig entgegen treten zu können. Doch es war ihr einfach nicht vergönnt.
Aber sie gehorchte Wilberts Bitte, die wie bei anscheinend allen Schotten, nach einem Befehl klang, an dem kleinen Fest teilzunehmen.
Schon als die Krieger ankamen, war ihr schnell bewusst, das es wohl nur in schottischen Augen eine kleine Gesellschaft war. Sie blickte aus ihrem Fenster und sah unzählige Männer, in den unterschiedlichsten Trachten, nach und nach einkehren und jeder einzelne von ihnen hatte etwas Einschüchterndes. Sie machten unglaublichen Lärm während sie ihre Zelte aufschlugen und sich um die Burg verteilten, es hatte schon etwas von einer kriegerischen Belagerung.
Lea überlegte lange was sie anziehen sollte und irgendwann entschloss sie sich zu etwas Farbenfrohem, ein Kontrast zu dem tristen Grau dieser Burg und dem kühlen Wetter. Also zog sie ihr rotes Kleid an, das an den Enden der langen Ärmel und am weich geschwungenen Dekolleté goldene Stickereien zeigte. Ein goldener Gürtel, zierte ihre Hüfte und sie flocht sich ein goldenes Band in ihr schwarzes Haar mit ein.
Zaghaft klopfte es an der Tür und Tyra kam unaufgefordert herein. Als sie Lea sah, die gerade ihre Kleider etwas ordentlich zusammenräumte, blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte sie von Kopf bis Fuß an. Ihr Blick glitt unglaublich langsam über sie drüber und Lea sah etwas unsicher an sich herab, als sie ihren Ausdruck erkannte und fragte scheu:“ Was? Ist das etwa unpassend?“
„Bei Gott, nein“, sagte Tyra und kam lächelnd auf sie zu:“ Du siehst einfach unglaublich bezaubernd aus.“
Sie lief einmal um ihren Gast herum, zupfte hier und da noch etwas den weichen Stoff zurecht und meinte noch, als sie wieder vor ihr zum stehen kam:“ Ich hoffe nur, das du kein zu großes Aufsehen erregst, denn es könnte die Männer beim Denken behindern und ihr Handeln beeinflussen.“
„Wie bitte?“
Lea verstand nicht was sie ihr mit diesen Worten sagen wollte und blickte noch einmal unglaublich unsicher an sich herab. Es war doch nur ein schlichtes rotes Kleid, mit einigen Applikationen, es war noch nicht einmal ihr bestes oder gar liebstes Kleidungsstück. Sie verstand die Welt nicht mehr. Befanden sich doch unzählige unglaublich hübsche Frauen an diesem Ort. Es gab wahrlich keinen Mangel an weiblichen Geschlechtern.
„Mach dir keine Sorgen, Liebes, es ist wirklich perfekt.“
„Findest du wirklich?“
Fragte Lea noch einmal, da sie nun vollkommen verunsichert war.
„Aber natürlich“, begann Tyra und legte dabei ein schelmisches Grinsen auf:“ Vielleicht findest du ja hier den Mann für eine gemeinsame Zukunft. An Angebote wird es heute bestimmt nicht mangeln.“
Und schon lachte Tyra drauf los und hielt sich ihren Bauch, der auf und ab wackelte und aussah als würde er gleich herab stürzen.
„Ha ha ha.“
Murrte Lea nur und zupfte nun etwas nervös an dem roten Stoff herum.
Tyra beruhigte sich wieder und atmete einmal tief durch, während sie wieder etwas näher auf Lea zu ging und reichte ihr einen Plaid in den Farben des Clans.
„Was soll ich damit?“
Man konnte ihre Verwirrung nicht nur sehen, sondern auch hören, es war einfach zu deutlich.
„Na du sollst ihn anziehen.“
Tyra war überrascht darüber, das dieses Stück Stoff sie zu verunsichern schien.
„Aber ich gehöre doch nicht zu dieser Familie?“
Lea war wurde nun noch mehr verwirrt.
„Nun ja, so lange du hier lebst, bist du ein Teil dieses Clans, du gehörst zu uns, also auch zu dieser Familie und weil andere Clans mit ihrer Soldaten zur Zeit hier sind, besteht Wilbert darauf, dass sie wissen, dass du unter seinem Schutz stehst.“
Tyra war erschreckend ernst und Lea fragte etwas verstört:“ Aber sind die, die hier sind nicht alles eure Freunde und Verbündete? Habe ich das heute Früh etwa nicht richtig verstanden?“
„Natürlich sind sie das …“, sagte Tyra auf einmal lächelnd und mit seltsam sanfter Stimme: „Aber es sind auch Männer und es wird keinem entgehen, das du eine schöne und unverheiratete Frau bist. Wilbert will euch wirklich nur schützen.“
Mit offenem Mund nickte sie und begann auf einmal hektisch umher zu laufen. Sie stieg über ihre am Boden liegende Kleider hinweg, hob einige auf und warf sie dann unachtsam auf ihr Bett. Tyra beobachtete ihre seltsames Treiben eine Weile schweigend, doch dann fragte sie auf einmal:“ Lea, was suchst du denn?“
Abrupt hielt Lea inne und sagte, sich etwas benommen umblickend:“ Mein graues Kleid. Weist du, das mit dem hohen Kragen?“
„Was willst du denn mit diesem hässlichen Ding?“
Wollte sie wissen und blickte sich hilfesuchend mit um.
„Mich umziehen, ich will nicht all zu sehr auffallen.“
Tyra hielt abrupt mit der Suche inne und musste über ihren ängstlichen Ton mal wieder lachen. Nach einigen Sekunden, die sie brauchte um sich erneut zu fangen, meinte sie atemlos:“ Lass es gut sein, Lea. Du könntest einen Sack tragen und würdest ihnen ins Augen stechen.“
Gerade hatte sie es neben ihrem Bett gefunden und hob es auf, als sie ihre Worte hörte. In ihrer Bewegung innehaltend, blickte sie auf den grauen und unscheinbaren Stoff und dann schwer seufzend zu Tyra.
„Du bist eine wirklich wunderschöne junge Frau, Lea. Du bist im besten Heiratsalter, sie werden das sehen und wenn du versuchst es zu verstecken, dann regt es sie nur noch mehr zur Suche an.“
„Und das ich Engländerin bin, schreckt sie nicht eventuell ab?“
Sie hoffte das Tyra dies einfach nur entfallen war, doch die zuckte mit ihren Schultern und erklärte Lea, ihr den Stoff wieder entgegenhaltend:“ Wohl eher kaum. Manch einer sieht dies sogar als Herausforderung.“
Gequält wirkend atmete Lea schwerfällig aus und griff nach kurzem Zögern den karierten Stoff, den ihr Tyra entgegen hielt und murrte nur:“ Na fantastisch.“
Fest hielt sie ihn in ihren Händen und wendete ihn hin und her. Wie sollte sie das nur Anlegen, ohne wie ein vollkommener Idiot auszusehen? Es war nur eine Lange Bahn aus gelb, grün und rot Karierten wollenden Stoff.
„Bei Gott“, Lea stöhnte, an dieser Aufgabe jetzt schon verzweifelnd:“ Sag einmal, sind alle Schotten so wie dein Mann und sein Bruder? Ich meine, so groß, laut, befehlshaberisch und immer unglaublich mürrisch?“
„Oh ja“, sagte Tyra sichtlich belustigt, aber überzeugend:“ Zumindest die Hochländer. Ich glaube das liegt an ihrem Naturell, es wird ihnen schon in die Wiege gelegt und immer wieder streng eingetrichtert, das nur der Stärkste überleben kann. Warum fragst du mich das?“
„Nun ja“, begann sie zögerlich und mit gekräuselter Stirn:“ Dann brauch ich wahrscheinlich mehr, als nur dieses bisschen dünnen Stoff um mich vor ihnen zu schützen“, sie hielt kurz den gerade entgegengenommen Plaid in die Luft:“ Vielleicht bräuchte ich dann einen dicken Verband in den Farben des Clans um mein Mundwerk zu verschließen. Ich lasse mich nun mal zu gerne auf Diskusionen ein, die von einer Frau, und schon gar nicht von einer Engländerin, hier zu führen sind.“
Tyra bog sich erneut vor Lachen, doch Lea fand dies gar nicht lustig, es war ihr vollkommen ernst. Sie beobachtete ihre Gastgeberin, die ihren dicken Bauch hielt, der unermüdlich zu beben schien. Erst nach wenigen Minuten beruhigte sie sich wieder, rieb sich ihre nassen Augen atemlos trocken und half ihr dann beim ankleiden des Plaids.
„Himmel, du bist wirkliche erfrischend, Lea. Es ist so schön das du mitgekommen bist.“
Sagte sie, noch immer nach Atem ringend und wickelte gekonnt den Stoff um ihre Schulter. Lea konnte dem nicht so recht zustimmen.
Mit flinken Fingern zupfte Tyra den Stoff über ihrem Herzen zu recht und ordnete somit gekonnt die Falten, bevor sie es mit einer goldenen Brosche befestigte.
„So fertig.“
Sie trat zurück und betrachtete ihr Werk ausgiebig, hier und da zupfte sie noch etwas herum, doch dann war es geschafft. Lea war von ihrer Fingerfertigkeit, was das komplizierte Anlegen betraf, begeistert. Dennoch fragte sie sich, wie lange sie wohl gebraucht hatte, um das zu lernen?
„Wo ist denn eigentlich deine Cousine, sie ist nicht in ihrem Zimmer?“
Tyra begutachtete stolz ihr Werk von allen Seiten.
„Ich habe keine Ahnung, vielleicht ist sie draußen. Sie sagte vor einer Stunde etwas von Kopfschmerzen, vielleicht braucht sie vor dem langen Abend noch etwas Ruhe und frische Luft. Obwohl ich eher glaube, das sie wieder einmal mit Mr. Baxter unterwegs ist.“
„Ah … die beiden sind einander wohl tatsächlich von einander angetan, nicht wahr?“
Tyra blieb nun endlich stehen und sah Lea direkt ins Gesicht.
„So wie mir scheint. Doch hoffe ich nur, dass Isa nicht als eine Art Herausforderung gesehen wird.“
Lea blickte auf ihre Hände und schämte sich etwas, weil sie insgeheim Mr. Baxter so etwas zutraute, da sie dies somit jedem schottischen Mann zutraute. Sie machte sich Sorgen um ihre Cousine, die aus den Falschen gründen hoffentlich keine Entscheidung treffen würde, die ihr ganzes Leben ruinierte.
„Lea, sieh mich an“, Tyra berührte kurz einmal ihre Wange und sie blickte tatsächlich direkt zu ihr auf:“ Malcolm … ich meine Mr. Baxter, ist ehrenwert und ein wirklich guter Mensch. Er liebt was er liebt und wenn es Isabella sein sollte, dann wird er alles tun um sie glücklich zu machen, und er wird sie niemals in eine kompromittierende Situation bringen. Du kannst mir das wirklich glauben, denn ich würde das nicht über jeden Mann hier sagen.“
Lea musste schmunzeln, denn Tyra versuchte so krampfhaft überzeugend zu klingen, das es sich fast schon so anhörte, als hätte sie es einmal auswendig gelernt. Doch sie war gewillt ihr zu glauben und nickte somit hastig. Was hätte sie auch dagegen tun können? Isabella wollte so unbedingt selbstständige Entscheidungen treffen, dass jedes gut gemeinte Wort wohl nur falsch verstanden werden würde – wie schon einmal. Sie wollte Fehler machen und selbst daraus lernen. Nur hoffte sie, dass es kein unauslöschlicher Fehler sein würde, den sie unbedingt machen wollte. Aber sie war erwachsen, dachte sich Lea, erwachsen, klar im Kopf und bereit dem gegenüber zu treten, also musste sie das auch sein. Leise seufzte Lea, was ihre Gastgeberin nicht mit bekam, denn schon wieder zog sie hier und da an dem Plaid herum und es schien, als würde dies den ganzen Tag so weiter gehen.
„So … fertig“, sagte Tyra nun endlich und es schien diesmal wirklich der Wahrheit zu entsprechend, dennoch begutachtete sie noch einmal ihr Werk stolz, bevor sie meinte:“ Jetzt bist du auch etwas bedeckter, also keine Angst … Dann lass uns auf die Suche nach Isa gehen, sie braucht auch noch ihren Plaid, denn Mr. Baxter kann leider heute nicht die ganze Zeit an ihrer Seite sein.“
„Oh, das wird ihr aber gar nicht gefallen.“
Laut lachend, sich über Tyras Kommentar und Leas Reaktion über die Anwesenheit von Mr. Baxter auslassend, liefen sie die Stufen nach unten. Sie standen nun in der Halle und blickten sich zu allen Seiten um und Tyra sagte etwas außer Atem:“ Vielleicht ist sie ja im großen Saal, Wilbert war eben noch mit seinen Gästen in der Bibliothek, dort wird sie sicherlich nicht sein.“
„Sicherlich nicht.“
Stimmte ihr Lea zu und so nahm Tyra sie bei der Hand, liefen mit schnellen Schritten auf die große Schwingtür zu, öffnete diese und die beiden stürmten Kopflos hinein. Erschrocken blieb sie auf einmal stehen und Lea lief ihr ungeschickt auf. Dabei stolperte Tyra mit ihrem dicken Bauch etwas nach vorne und beide Frauen mussten überschwänglich lachen. Es hatte schon etwas unbeschwert kindliches. Doch schnell richtete sich Tyra wieder etwas auf. Sie räusperte sich und strich nervös die Falten ihres Kleides glatt, denn sie waren keinesfalls alleine. Auch wenn sie nur schwer ihr Gesicht unter Kontrolle halten konnte, denn immer wieder wollte sie hemmungslos los lachen. Denn Gesichter der Gäste blickten einfach umwerfend entsetzt und erschrocken zu ihnen herüber. Lea stand noch immer hinter ihr und auch sie versuchte sich krampfhaft zu beruhigen. Erst als sie spürte, dass jemand fest an ihrer Hand zog, sah sie auf, an Tyras Haaren vorbei und in das abgrundtief wütende Gesicht des Lairds.
„Was soll das, verdammt noch mal?“
Rief er wütend aus und erhob sich brummend von seinem Stuhl am Kopf der Tafel. Tyra holte Luft zum sprechen, doch fand sie ihre Stimme nicht, denn der bleierne Ausruf ihres Mannes, lies alle Freude verschwinden und den Schabernack vergessen. Sie wirkte wie ein erstickender Fisch an Land. So trat Lea schützend vor sie, blickte kurz sorgenvoll in ihr bleiches Gesicht, bevor sie sich Laird MacKneele zuwandte und deutlich sagte:“ Verzeiht uns bitte, wir waren wohl etwas zu stürmisch.“
„In der Tat“, murrte er ihr zu.
Einer der Männer neben Wilbert, ein großer blonder Mann, verschluckte sich an seinem Wein, als er Lea erblickte und kämpfte mit seinem Atem. Er hustete und ächzte fast schon verzweifelt wirkend nach Luft.
„Wir glaubten …“, begann sie weiter, ihren Blick auf den röchelnden Mann gerichtet:“ Ihr seid in Eurer Bibliothek … Ähm Sir, entschuldigt bitte?“
Vorsichtig trat sie einen Schritt näher an den ausladenden Tisch heran und blickte zwischen dem Fremden und Wilbert unsicher hin und her. Sie spürte wie Tyra sich gegen ihren Rücken schmiegte und nicht einen Millimeter von ihrer Seite wisch.
„Was?“
Wollte er ungehalten wissen während er sich wieder hin setzte und Lea erklärte ihm, auf seinen Nebenmann zeigend:“ Nun, vielleicht solltet Ihr ihm helfen, er sieht aus als würde er gleich tot umfallen.“
Keiner hatte seinen Anfall bemerkt, all ihre Aufmerksamkeit, all ihre Augen lagen auf Lea. Sie erschien ihnen wie ein Trugbild ihrer Fantasie in diesen dunklen und beginnend kalt werdenden Wintertagen.
Erst jetzt blickten sie auf den nach Luft ringenden und immer wieder hustenden Krieger. Er sah wirklich so aus, als ginge es gleich zu Ende mit ihm. Sein Gesicht schien geschwollen und dunkelrot und Tränen liefen ihm in Scharen über seine Wangen. Doch Wilbert lachte schlichtweg schallend auf, klopfte ihm zweimal so kräftig auf die Schulter, das Lea glaubte seine Rückgrat müsse brechen und sagte:“ Ach was … der erholt sich schon wieder.“
Dann sah er wieder zu den beiden Frauen, die nun wie Lämmchen nebeneinander standen.
„Wir suchten Isabella, verzeih Wilbert, wir suchen draußen weiter. Hier ist sie ja augenscheinlich nicht.“
Endlich hatte sie ihre Stimme wieder gefunden und nahm Lea an der Hand um zu gehen. Ihr gefielen die Blicke der Männer vor sich ganz und gar nicht. Sie waren schon fast an der Tür, als seine barsche Stimme sie aufhielt.
„Wartet, ich habe euch noch nicht entlassen.“
Wilbert erhob sich langsam erneut von seinem schweren Stuhl.
„Wir wollen uns noch etwas mit Leathendra unterhalten.“
Tyras Hand packte so fest zu, dass ihr Opfer nur mit größter Mühe ihr Gesicht in Zaum halten konnte. Sie sah ihren Mann an und fragte schüchtern:“ Aber weshalb?“
Äußerst überrascht darüber, dass seine Frau sein Tun hinterfragte, verschränkte er die Arme vor seiner Brust, legte seine Stirn kraus und das genügte schon. Sofort lies Tyra Lea los und flüsterte ihr zu:“ Der am unteren rechten Ende ist MacNamara, sieh ihn ja nicht an, das kann er nämlich gar nicht leiden. Wiederspreche ihnen bitte nicht und versuche sie nicht zu reizen.“
Dann war sie auch schon verschwunden. Verwirrt blickte Lea die verschlossene Tür einen Augenblick lang an und wandte sich dann langsam den Männern zu. Sie saßen regungslos an diesem großen Tisch und starrten sie still an. Es war ein seltsames Gefühl mit diesen Männern alleine zu sein. Auch wenn Wilbert und Jason da waren, fühlte sie sich ganz und gar nicht sicher, eher beklommen und ihnen irgendwie ausgeliefert.
„Setzt Euch zu uns.“
Jason, der neben der anderen Seite des Lairds saß, erhob sich augenblicklich und stellte einen weiteren Stuhl an den Tisch, in der für ihn sicheren Entfernung zu den Kriegern. Doch Lea rührte sich nicht.
„Ich wüsste nicht, was mich Eure Angelegenheiten angingen, Sir. Ich bin nur ein unbedeutender Gast in Eurem Haus.“
Entgegnete Lea frei heraus und tat es Wilbert trotzig aussehend gleich. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und reckte mutig ihr Kinn. Alle, bis auf MacNamara, blickten nun zu Wilbert, dessen Gesicht sich nicht zu verändern schien, nur seine Augen funkelten sie dunkel an. Sein Blick war nichtssagend und dennoch einschüchtertend.
„Setzt Euch!“
Brüllte Wilbert ihr unglaublich laut entgegen und es hallte in der großen Halle wieder. Lea zuckte kurz über seine tiefe und unglaublich dröhnende Stimme zusammen, lies ihre Arme fallen und sah ihn für eine kurze Sekunde sprachlos an. Er war ein echtes Scheusal, wenn er seinen Willen haben wollte, dachte sie … arme Tyra.
„Bitte“, gab sie kurzerhand mürrisch nach:“ Aber eine einfache Erklärung warum, hätte es auch getan.“
Sie durchquerte den großen Raum mit anmutigen Schritten, geradem Rücken und aufmüpfig gerecktem Kinn. Sie nahm den angebotenen Platz neben Jason an, setzte sich und nickte jedem freundlich drein Blickend zu, auch MacNamara, doch dieser sah nun sofort von ihr fort. Anscheinend waren die Geschichten über ihn wahr. Er sah tatsächlich teuflisch gut aus, hatte eine Aura, die ihn als ewiger Sieger kennzeichnete und wirkte unglaublich gefährlich auf sie. Kein Gnade, dachte sie an Tyras Worte und beließ es somit Schulter zuckend dabei.
„Es ist schön zu sehen, dass Ihr unseren Plaid tragt, die Farben stehen Euch wirklich gut.“
Lea schwieg über dieses erzwungene Kompliment von Wilbert MacKneele, bedankte sich noch nicht einmal, obwohl man das von ihr erwartete. Während auch er wieder Platz nahm, sprach er weiter, ihre offensichtliche Beleidigung einfach einmal übergehend, darum würde er sich später kümmern.
„Freunde, das ist Leathendra Bradley.“
Ein raunen ging durch die Männer und Lea blickte etwas verwundert neben sich, denn Jason hatte seinen Stuhl näher heran gezogen und saß nun dicht neben ihr. Es war ihr irgendwie jetzt zu dicht und sie rückte etwas von ihm fort, doch er rückte nach. Was von MacNamara genauestens beobachtet wurde.
Was sollte das, dachte Lea, wollte er sie beschützen, oder gar irgendwie bedrängen?
„Eine Bradley, wirklich?“
Lea runzelte ihre Stirn und kniff ihre Augen etwas zusammen. Was sollte das alles, was war hier los?
„Ihr kennt also meinen Namen und in diesem Moment klingt er äußerst wichtig, was mich irgendwie irritiert oder … oder sollte ich mich vielleicht geschmeichelt fühlen?“
Sie bekam ihr keine Antwort was Lea etwas frustrierend ächzen lies.
„ In Ordnung, ich verstehe … also versuchen wir es einmal anders …“ jetzt wurde sie hörbar wütend:“ Ich zumindest kenne nicht einen Namen von den hier Anwesenden und habe keine Ahnung was das hier alles soll und ganz unter uns, es gefällt mir ganz und gar nicht.“
Langsam passte sie sich den Umgangsformen an, denn es war kein freundliches Geplänkel. Sie sah nicht, dass Jason neben ihr schmunzelte, während er sich genüsslich zurücklehnte und die Arme vor seiner Brust verschränkte. Er hatte gehofft - nein - er hatte regelrecht erwartet, dass sie so reagieren würde und ihnen somit direkt den Wind aus den Segeln nehmen würde, bevor sie überhaupt beginnen konnten. Und er sah an ihren Gesichtern, dass es ihr mit Leichtigkeit gelang. Stolz, als wäre dies sein Werk, wartete er geduldig darauf, das sie weiter machte und ihnen zeigte, mit welcher Person sie es zu tun hatten. Hier saß kein stilles und in sich gekehrtes Frauenzimmer und das würden sie sicherlich gleich noch mehr zu spüren bekommen. Er freute sich darauf ungemein, fast schon wie ein kleines Kind, das auf eine Überraschung wartete.
Unglaublich schnell hatte Wilbert sie mit allen bekannt gemacht, das sie kaum glaubte, sich alle Namen behalten zu können.
„Schon seltsam“, begann sie Schulterzuckend:“ Mein Name ist Euch allen bekannt, woher auch immer, doch mir sind alle Anwesenden gänzlich unbekannt.“
Unsicher sahen sich die Männer an und keiner konnte etwas sagen. Nur MacNamara schien von ihren Worten unbeeindruckt, seine Mimik regte sich noch immer nicht.
Lea fragte darauf hin direkt, weil keiner Reagierte, langsam ihre Geduld verlierend.“ Weshalb werde ich hier fest gehalten und warum reagiert man so seltsam auf meinen Namen … verdammt?“
“Wegen Eurem Vater.“
Sagte Laird Shay MacMahon endlich und lächelte ihr dabei freundlich zu. Eine wulstige Narbe durchzog seine Kehle von der einen bis zur anderen Seite und Lea wollte sich gar nicht vorstellen, was man mit dieser abscheulichen Verletzung bezwecken wollte.
„Wegen meines Vaters?“
Wiederholte sie ungläubig und Cameron O’Branàin erklärte ihr ruhig:“ Ja, ganz genau wegen diesem. Es ist uns eine Ehre mit einem seiner Kinder an einem Tisch zu sitzen.“
„So … ist es das?“
Fragte sie äußerst skeptisch nach und blickte auf MacNamara, dessen Augen penetrant auf ihr klebten, der aber daraufhin sofort wieder von ihr fort sah. Sie lächelte leicht über seine erzwungen wirkende Ignoranz und das löste bei allen eine Gänsehaut aus.
„Vergebt mir meine Kühnheit“, begann sie gemächlich, ihre Hände auf den Tisch legend und galant in einander verschlingend:“ Aber ward Ihr alle nicht noch sehr jung als mein Vater Schottland für immer verließ?“
„Oh ja, alles Hosenscheißer“, begann Wilbert und brachte sie dazu, leise zu lachen, was die Männer nur noch mehr verwirrte:“ Aber manch einer von uns ist ihm schon einmal begegnet und verdankt ihm unbeschreiblich viel. Es gibt Geschichten über ihn, Geschichten über seinen Mut und seine Heldentaten für unser Volk. Und unsere Väter erzählten uns von davon.“
„Geschichten von meinem Vater, einem Engländer? Geschichten die andere, Schotten, so beeindruckten, das sie diese ihren Kindern erzählen?“
Alle nickten im Einklang und Lea sah vollkommen verunsichert in die Runde, ihre Stirn in tiefe Falten gelegt.
„Dann wisst Ihr mehr als ich über ihn. Ich weiß nur, das er ein wundervoller und liebevoller Vater war, einst in diesem Land hier lebte, es tatsächlich überaus liebte und alles andere ist mir herzlichst egal, auch wenn Euch dies überraschen sollte.“
Sie hörten den Schmerz in ihrer Stimme, sie versuchte es noch nicht einmal zu unterdrücken, denn sie schämte sich ihrer wahren Gefühle nicht. Sie liebte ihren Vater so wie sie ihn kannte. Sie liebte seine Herzlichkeit und seine Art ihr das Leben zu erklären und die Weise wie er ihr beibrachte es zu genießen. Alles andere, alles was sie jetzt erfahren könnte, würde dies mit einem seltsamen Schatten bedecken und ihr wieder ein Stück ihrer Unbeschwertheit nehmen. Lea wusste, dass ihr Vater hier wohl ein angesehener Mann war, doch wollte sie nicht alles wissen – noch nicht. Sie wollte ihn nur noch ein wenig so in ihren Erinnerungen behalten, wie sie ihn kannte. Sie hatte fürchterliche Angst, das alles was sie jetzt noch erfahren würde, ihr perfektes Bild zerstören könnte und das war doch das Einzige was ihr geblieben war. Die Erinnerung an ihn, so wie sie ihn kannte und liebte.
„Ihr wisst, dass er für den Frieden kämpfte, für unseren Frieden?“
Riss Wilbert sie aus ihren abschweifenden Gedanken.
„Ja …“, Lea stockte kurz, nur für einen kleinen Augenblick:“ Meine Mutter erzählte es mir … nach seinem Tot. Er hielt sein früheres Tun vor uns geheim, ich denke … um uns zu schützen.“
Ein leises murmeln ging durch die Männer hindurch, doch Lea verstand kein Wort.
Auf einmal glaubte sie zu wissen, was diese Männer von ihr wollten. Diese Erkenntnis überraschte sie selbst und Lea zuckte kurz einmal zusammen. Sie blickte in die sich untereinander unterhaltenden Gesichter und sagte plötzlich ernst und das nicht zu leise:“ Doch ich werde nichts dergleichen tun! Denn ich weiß nicht ob meine Familie dann noch sicher ist.“
Alle unterbrachen ihr Gerede auf einmal und sahen sie überrascht an. Es war eine seltsame Stille auf einmal im Raum, die Wilbert mit seiner herrischen Feststellung schnell wieder unterbrach:“ Solange du hier lebst, ist dies deine Familie und das sollte immer vorrangig sein!“
Für eine Sekunde sah sie ihn sprachlos an und jeder konnte sehen, dass es in ihrem Innern begann zu brodeln.
„Das mag in Euren Augen wohl so sein, Laird MacKneele, aber nicht in den meinen“, Lea sprach langsam und deutlich, damit er direkt verstand, das Überzeugungsversuche zwecklos waren und dabei blickte sie tief in Wilberts Augen:“ Eines sollte Euch bewusst sein, ich kehre im Frühjahr nach Hause zurück und dann zählt alles was ich getan habe und unserem König bleibt nichts verborgen. Denn wir wissen doch alle, Spione und Verräter gibt es überall.“
Jason durchfuhr es wie eine schmerzende Klinge als sie davon sprach wieder nach Hause zu gehen und das sie sich davor fürchtete, sie oder ihre Familie würden mit irgendetwas das die Highlands betraf, in Verbindung gebracht werden. Er zuckte regelrecht zusammen und starrte vor sich auf den Tisch.
Was passierte nur mit ihm, was tat sie mit ihm, das ihn der Gedanke allein, dass sie wahrscheinlich irgendwann wieder in England sein würde, so schockierte? Hastig nahm er seinen Becher und trank ihn mit einem Schluck leer. Nur Wein konnte hier noch helfen.
MacNamara beobachtete ihn dabei ungesehen mit nachdenklichem Blick.
„Bei Gott“, flehte Wilbert fast:“ Wir wollen doch nicht das Ihr Euren König und Euer Land verratet, wir wollen nur von Euch wissen, ob Euch eventuell zu Ohren kam, das sie etwas planen oder das sie versuchen irgendwen zu infiltrieren.“
Jetzt lehnte Lea sich zurück und sah den Laird für einen Moment äußerst skeptisch an.
„Ist das Euer ernst?“
Er nickte eindeutig. Lea konnte es nicht glauben, sie verließ ihr Zuhause um den Erinnerungen zu entkommen, die Trauer um ihren Vater besser verarbeiten zu können und nun drehte sich alles um ihn. Sie trug seinen Namen, aber doch nicht sein Vermächtnis.
Sie wusste doch eigentlich gar nichts über ihn und das was er einst leibhaftig tat. Tief holte sie Luft und rieb sich einmal fest über den Brustkorb.
„Erstens, ist genau das ein Verrat“, begann Lea fassungslos:“ Ich glaube Ihr haltet mich für überaus einfältig und dumm … Zweitens, ist Euch etwa entgangen, das ich eine Frau bin?“
Alle schüttelten heftig ihre Köpfe und begannen sie mit schüchternen Komplimenten zu überschütten, außer MacNamara, der starrte sie einfach nur weiter hin ungehalten an. Seine Stirn war in tiefe Falten geschlagen und seine Augen hatte er so zusammen gezogen, dass er sie nur noch aus schmalen Schlitzen beobachtetem konnte. Er wirkte, als wäre er der Einzige, der ihr am liebsten hier und jetzt den Hals umdrehen wollte.
„Natürlich nicht, Weib. Worauf wollt Ihr hinaus?“
Rief Wilbert wütend über das überaus ungewohnt liebevolle Geplänkel der Krieger um sich herum hinweg und bedachte jeden mit einem durchdringend ermahnenden Blick. So kannte er diese Männer nicht, so hingebungsvoll und schwärmerisch einer Frau gegenüber, sie wirkten schwach und unaufmerksam. Er musste schon zu geben, das sie sich gut anschauen lies, aber an sein Weib kam sie beim besten Willen nicht heran. Im war so, als wäre MacNamara, neben ihm, der einzig normal gebliebene in diesem Raum. Was ihn in keinster Weise überraschte, behielt er bei Frauen doch immer einen kühlen Kopf und lies sich nicht von einem hübschen Gesicht bezirzen oder gar in seinem Verhalten beeinflussen. Denn er war wie er immer ist und sah ihr wirkliches Verhalten, nämlich ihr freches Mundwerk und ihre respektlose Haltung ihnen allen gegenüber.
Lea konnte sich ein siegreiches schmunzeln nicht verkneifen, stützte ihre Ellenbogen wieder auf den Tisch ab und erklärte ihm unglaublich sachlich:“ Nun gut, ich weiß ja nicht wie das hier in den Highlands so gehandhabt wird, aber bei uns redet man mit Frauen nicht über solch weltliche Dinge. Und die Frauen interessieren sich ehrlich gesagt auch gar nicht dafür. Warum sollen wir das Weltbild der Männer zerstören, in dem wir uns in ihre Geschäfte einmischen“, sie machte eine kleine Pause und änderte die Art ihrer Ausführung und sprach stark gestikulierend weiter:“ Wir Sticken und Weben den lieben langen Tag, da bleibt keine Zeit für solche einen Unsinn“, keinem entging die aufkommend scharfe Ironie in ihrer Stimme währen sie die Krieger vor sich aufklärte:“ Wir Frauen sind sittsam und schweigsam, wir setzen uns mit anderen Dingen auseinander, wie zum Beispiel, was trage ich morgen zum Tee.“
Das plötzlich tiefe Lachen von MacNamara lies alle erstarren, denn er lachte normalerweise nie und schon gar nicht über die sarkastische Aussage einer Frau. Wilbert sah ihn vollkommen schockiert an.
„Es ist gut das ich Euch unterhalte“, sagte sie nun wütend zu dem Mann am unteren Ende des Tisches, der sich nur langsam wieder beruhigte:“ Aber das ist nicht witzig, Sir“, dann blickte sie wieder zu Wilbert:“ Ich weiß nichts - wirklich - und das schwöre ich auf das Grab meines geliebten Vaters. So etwas wurde von uns ferngehalten und ich denke aus sehr gutem Grund.“
Alle betrachteten sie einen Augenblick lang, bevor George O`Cathail mit seiner tiefen und ruhigen Stimme fragte:“ Auch wenn Ihr etwas wüsstet, Ihr würdet es uns nicht verraten, nicht wahr?“
„Ganz Richtig, das würde ich nicht!“
Antwortete sie prompt, ohne darüber nach zu denken, ob sie es irgendwie besser umschmeicheln könnte oder besser lügen sollte. Dessen ungeachtet lies ihre Ehrlichkeit die Männer verstummen. Doch auf einmal sprach MacNamara, er klang überaus wütend und gereizt, das Lachen war vollkommen verschwunden, als hätte sie es sich nun eingebildet, als er zu allen andern sagte:“ Vielleicht sollten wir sie dazu zwingen.“
Lea blieb das Herz stehen und sah in ihrem Augenwinkel, das Jason sich in seinem Stuhl versteife, eine Hand an seinem Schwertgriff. Krieg! Bei Gott, kein Krieg dachte sie nur, erhob sich und sah MacNamara direkt in die Augen. Er war wirklich ein überaus ansehnlicher Mann, mit solch intensiv grauen Augen, dass es sie kurz verwirrten. Schnell fing sie sich wieder und atmete tief durch um ihren Puls zu beruhigen, bevor ihr das Herz aus der Brust sprang und vor allen Anwesenden auf den Tisch plumpste. Vorsichtig stützte sie ihre Hände auf dem glatten Holz ab und beugte sich zu ihm herüber.
Er hätte in ihren Ausschnitt blicken können, so wie sie sich ihm gerade präsentierte, wie sein Nebenmann, doch seine Augen hingen in den ihren, die funken des Zorns zu sprühen schienen und somit golden gesprenkelt schimmerten.
Mit erzwungener Ruhe und überheblichen Ton fragte sie:“ Mit was wollt Ihr mich denn zwingen, Laird MacNamara … mit der Streckbank, oder heißem Öl vielleicht?“
Langsam erhob auch er sich und beugte sich ihr über den Tisch entgegen. Alle anderen saßen starr auf ihren Plätzen und beobachteten das seltsame Schauspiel zwischen diesen beiden und es war ihnen, als hätte MacNamara endlich einmal einen Menschen gefunden, der sich traute, ihm Paroli zu bieten. Es war nur etwas seltsam, das dies eine zierliche und kleine Frau zu sein schien.
„Vielleicht beides.“
Zischte er zwischen seinen weißen Zähnen hervor und blinzelte kein einziges Mal, während er sie ansah. Lea lächelte ihn furchtlos an und neigte ihren Kopf etwas zur Seite. Für einen atemlosen Augenblick beobachtete sie ihn ausgiebig. Seine grünen Augen schienen beraubt von jeglicher Emotion zu sein und sein hübsches Gesicht war ausdruckslos und ernst. Doch glaubte sie sofort zu wissen, dass wenn man ihm diese Möglichkeit bieten würde, er würde es nicht tun. Sie sah eine überaus harte Schale, etwas das ihn schützen sollte und doch funkelte da etwas in seinem Gesicht, in seinen Augen, das ihn unglaublich weich erscheinen ließ.
„Welch ein verlockendes Angebot, Sir“, säuselte sie mit zarter Stimme:“ Aber ihr macht mir keine Angst. Tut was Ihr tun müsst, doch meine Antwort wird sich nicht ändern! Mein Vater verließ Schottland um seine Familie zu schützen“, sie sah ihm noch immer tief in die Augen, auch wenn ihre Mimik mit ihren Worten spielte und nun ihre ganze Wut wiederspiegelte:“ Er gab das auf, was ihm unglaublich am Herzen lag, für etwas, das ihm anscheinend noch viel mehr bedeutete und das hier einen außerordentlich hohen Stellenwert haben soll. Da werde ich nicht alles ruinieren. Beweist mir, das die Familie hier an erster Stelle steht und lasst mich die meine Schützen.“
Langsam richtete sie sich abermals auf, meinte Schulter zuckend und auf einmal wieder überaus freundlich, als wäre nichts Schlimmes geschehen, als hätte man nichts Unmögliches von ihr verlangt:“ So … wenn die Herren mich nun entschuldigen wollen, ich muss zu meiner Cousine.“
Dann ging sie einfach. Sie durchquerte den Raum mit einer beeindruckenden Eleganz und Würde und ließ einen Haufen mächtiger Krieger sprachlos zurück. Manch einer fühlte sich für einen Moment wie ein kleines Kind, das von einer Respektperson gerügt worden ist.
„Verdammt Wilbert, sie ist wirklich Bradleys Tochter?“
Der Laird nickte auf Shays frage hin und schnaufte dabei wütend wie ein wilder Eber.
„Teufel noch eins, was für ein prächtiges Weibsbild.“
Cameron lachte als er das rief und hob seinen Becher zu einem Tost an, während er beeindruckt weiter sprach:“ Auf einen Satansbraten im Engelskostüm.“
Jetzt lachten alle und hoben ihre Becher dem seinen entgegen, außer MacNamara. Wilbert bemerkte dies und fragte ernst:“ Seamas, was ist mit dir, willst du dich uns nicht anschließen?“
„Du lässt ihr respektloses Verhalten dir gegenüber einfach so durchgehen?“
Wilbert stellte seinen Becher wieder ab und erklärte ihm bärbeißig:“ Sie ist Gast in diesem Haus, Seamas, es ist Zufall das sie überhaupt hier ist. Ich werde sie zu nichts zwingen … und ich glaube, ich würde dabei gegen eine Wand laufen und mich ziemlich verletzen.“
Shay lachte verhalten über seine Worte, was Wilbert nicht gefiel, waren diesen nicht zur Belustigung gedacht.
„Und dann müssen wir auch beachten“, sprach Jason für ihn weiter:“ Das ihr unsere Sitten und Bräuche fremd sind und das sie eine Frau ist, sie hat keine Ahnung vom Krieg und dessen Regeln. Sie denkt nur an ihre Familie und jetzt einmal ganz ehrlich, ist ihr das etwa zu verdenken?“
MacNamara durchforschte Jasons Gesicht und stellte überrascht fest:“ Du hast Gefallen an ihr gefunden“, dann blickte er sich um und änderte seinen Satz:“ Verdammt noch eins, ihr habt alle Gefallen an ihr gefunden!“
Cameron lachte kurz auf und erklärte ihm fast schon schwärmend:“ Bei Gott, ich würde lügen wenn ich nein sagen würde … aye, sie ist ein wahrer Augenschmaus, eine wirklich seltene Schönheit.“
Und Shay stimmte ihm mit den Worten:“ Hört, hört“, zu
MacNamara lehnte sich zurück und meinte kühl:“ Aber sie ist uns keine Hilfe.“
„Gib es auf“, sagte Wilbert und füllte seinen Becher neu:“ Wenn sie nicht hier wäre, dann müssten wir es auch alleine schaffen dauerhaft Informationen zu erhalten um nicht von ihnen überrascht zu werden. Das sie hier ist“, sprach er nun belustigt weiter:“ Ist natürlich für meine Gäste eine kleine Abwechslung.“
Und wieder lachten alle, selbst der kühle Seamas MacNamara, denn noch immer sah er ihre dunklen Augen vor sich und ihre belebende Stimme klang in seinen Ohren nach. Sie war wirklich etwas Besonderes. Für eine Frau so unglaublich selbstständig. Sie trug ihr Herz auf der Zunge und schien sich nicht zu schämen dies Offen zu legen und das egal vor wem. So etwas kannte er nicht, so etwas war ihm noch nie begegnet und sie schien keine Angst vor ihm zu haben. Nicht einmal sein geübter bösartiger Blick schüchterte sie auch nur ein wenig ein. Sie vertrat ihre Meinung und ihre Vorstellungen offen, ehrlich und blieb anscheinend dessen treu und sich treu. Sie beschützte ihre Familie und das war eines der höchsten Güter hier in den Highlands und das verlangte Respekt, auch von ihm.


„Lea?“
Sie hörte Tyras aufgebrachte Stimme hinter sich und blieb auf der Treppe stehen. Bevor sie sich umdrehte, atmete sie tief durch und versuchte sich wieder zu beruhigen. Sie versuchte diese alberne Situation zu verdrängen, denn die Art der Unterhaltung ging ich noch immer nach. Nach einer Sekunde wandte sie sich plötzlich um und lächelte Tyra, die ihre Cousine fest an der Hand hatte, zerknirscht freundlich an.
„Was ist denn da drin geschehen? Was wollte Wilbert von dir?“
Sie hörte wie aufgeregt und wütend Tyras klang und beruhigte sie, in dem sie sagte:
„Sie wollten mich nur kennen lernen, wegen … wegen meines Vaters.“
„Wegen deinem Vater? Mehr nicht, wirklich?“
Tyras Stimme zitterte und Lea legte ihre Hand sachte auf ihren Arm und sagte:“ Man kennt wohl seinen Namen hier. Er war doch einmal hier in Schottland Stationiert und deine Schwiegermutter kannte meine Mutter und ihr Ehemann kannte meinen Vater, mehr nicht.“
Sie sah nicht das Tyra ihre Stirn in Falten legte und dann etwas ungläubig meinte:“ In Ordnung, ich hatte nur etwas Angst um dich, Wilbert schien so aufbrausend.“
„Du hattest um mich Angst? Herrjeh Tyra, du weißt doch, ich lasse mich nicht einschüchtern.“
Isabella musste kurz auflachen, denn ihr war dies vollkommen bewusst.
„Wahrscheinlich hast du sie eher eingeschüchtert.“
„Hm, kann schon sein, Isa“, meinte Lea mit gespielter Heiterkeit und da fragte Isabella danach auf einmal überaus neugierig:“ Und … wie ist er denn so?“
„Wie ist wer?“
„Na … wie war noch sein Name … dieser bösartige Laird?“
Lea musste belustigt über ihre Beschreibung schmunzeln und lief voran weiter die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf. Die beiden Frauen folgten ihr neugierig auf den Fuß.
„Du meinst Laird MacNamara?“
Wollte sie sich noch einmal bestätigen lassen, obwohl sie dies schon verstand.
„Ja, ja genau … MacNamara.“
Sie hörte Tyras schweren Atem, denn ihr lief Lea etwas zu schnell die Stufen nach oben. Irgendwie fehlte ihr seit einigen Monaten etwas die Luft für ein zügiges Aufsteigen von steilen Stufen oder Hängen.
„Ein abscheulicher Mann ….“, begann Lea vollkommen gelassen, ohne sich umzudrehen, doch schnell änderte sich ihre Stimme und sie klang mit einem mal etwas rätselhaftes, als würde sie ein düsteres Geheimnis weiter geben:“ Und ich bin fest davon überzeugt, das alles der Wahrheit entspricht, was man sich über ihn erzählt. Aber bitte entschuldigt mich jetzt für einen klitzekleinen Moment.“
Dann war sie auch schon in ihrem Zimmer verschwunden und hatte ihr Tür fest verschlossen.
Tyra blickte Isabella überrascht an und sagte bestimmend:“ Ich glaube ich muss einmal ein ernstes Wort mit Wilbert reden. Sie würde es uns nie sagen, sie will und nicht aufregen, aber irgendetwas ist dort unten in der Halle geschehen.“
Nachdenklich blickte sie sich kurz um, bevor sie flüsternd weiter erklärte:“ Wir müssen heute Abend gut auf sie achten, Isa, die Blicke der Männer, als sie Lea sahen, sind mir nicht entgangen und ließen auf nichts Gutes oder ehrenhaftes hoffen.“
„Was meinst du?“
Isabella verstand sie nicht und Tyra erklärte es ihr rasch:“ Ihre Augen betrachteten sie begierig von Kopf bis Fuß. Mich würde es nicht wundern, wenn noch heute Nacht einer versuchen würde, sie zu der seinen zu machen.“
„Oh …“, meinte Isabella nur verlegen, als sie die Sorge ihrer Freundin verstand.
 
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Kommentare  

Sehr schön spannend. Nun dachte ich schon Lea und Jason würden sich vielleicht mal näher kommen und nun taucht plötzlich dieser süße MacNamara auf. Und wie stolz und charmant Lea den Männern antwortet, das hat mir alles sehr gefallen.

Petra (21.04.2010)

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