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16 Seiten

Return to Home - Heldentum

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
-Prolog-

Das Flaggschiff der 3. Flotte erbebte unter den Treffern des Feindes. Irgendwo im Schlachtschiff der Vereinten Terra-Gvan Flotte rissen die Geschosse klaffende Wunden in das Schiff. Für einen weiteren kurzen Moment fiel die Gravitation aus. Was längst nicht mehr ins Gewicht fiel.
Der Gang war verraucht. Überall lagen Verkleidungen, oder Trägerelemente herum. Teile der Decke waren eingestürzt, legten das Innere des Schiffs frei. Die Beleuchtung war längst ausgefallen. Hier und da flackerte die Notbeleuchtung.
Das Licht am Ionengewehr versuchte durch den Nebel und Rauch zu gelangen. Seine Sicht blieb gleich null. Das Schlachtschiff erbebte erneut, ein Ruck war zu spüren. Die Folge einer Explosion. Vorsichtig und Nervös schritt er den Gang.
Eigentlich sollte Max Boletti, Private des Vereinten Terra-Gvan Marine Corps (=VTGMC), mit 2 anderen Marines das Deck evakuieren. Ein Treffer brachte die Decke zum Einsturz und trennte Sie voneinander. Sein Intercom im Helm war beschädigt.
Zuvor war Eindringlingsalarm gegeben worden. Feindliche Enterkommandos waren in das Flaggschiff eingedrungen. Zwar nicht auf diesem Deck, jedoch war die Anzahl der Feinde nicht bekannt. Von daher konnte es sein, das der Feind bis zu diesem Deck vorgedrungen war.
Doch damit nicht genug. Ein Treffer hatte am anderen Ende des Gangs ein Loch in die Hülle gerissen. Das Panzerschott versiegelte das Loch, doch dadurch konnte Boletti das Deck nicht verlassen. Außer er ging durch den versiegelten Hauptmaschinenraum. Welcher wiederum verseucht war und deshalb versiegelt war.
Irgendein Treffer hatte die Reaktorkühlleitung zum Barsten gebracht. Was zu einem Verdunstungsprozess führte. Der daraus resultieren Dunst war Giftig. Wodurch der Hauptmaschinenraum verseucht wurde. Zu diesem Zeitpunkt war das Umweltsystem des Flaggschiffs längst beschädigt und auf meinen Decks komplett ausgefallen. Dann fiel die Hauptenergie aus. Somit blieb der Crew des Hauptmaschinenraums gar keine andere Wahl, als den Raum zu verlassen und anschließend zu versiegeln.
Boletti fand das Schott, hinter dem der Hauptmaschinenraum lag. Auf der Versiegelungsschottwand stand ausdrücklich das dass betreten verboten war. Ihm blieb bloß keine andere Wahl. Für Ihn führte der Weg von diesem Deck nur über den Hauptmaschinenraum.
Er schlug gegen das Eingabefeld. Es flackerte kurz auf, erlosch dann wieder. Eine feindliche Rakete fand den Weg durch die kaum noch vorhandene Schiffsabwehr, bohrte sich in die Hülle und explodierte. Die Detonation warf Ihn von den Beinen. Das Schlachtschiff sackte zur Seite. Keine 50 Meter entfernt klaffte ein Loch, wo einst der Gang gewesen war aus der Richtung er gekommen war. Ein Kraftfeld versiegelte den Hüllenbruch. Es flackerte bedrohlich auf. Boletti sah den Weltraum und das tobende Gefecht. All die Bunten Lichter erinnerten einen an ein Feuerwerk. Doch das war es nicht. Hinter dem Kraftfeld tobte ein Gefecht eines Krieges.
Lange hielt das Kraftfeld nicht stand.
Er kam auf die Beine. Sein Panzeranzug bot ihm zwar Schutz vor dem Vakuum des Weltraums, aber nicht auf ewig. Nein, so wollte er nicht sterben. Marines starben auf keinem Schiff der Flotte. Nicht wenn es sich vermeiden ließ.
Boletti nahm die Verkleidung des Eingabefelds ab, löste die Drähte von der Mutterplatine, benutzte ein Energiemagazin des Ionengewehrs, schloss die Drähte an und verursachte einen Kursschluss. Damit überlistete er den Verriegelungsmechanismus des Versiegelungsschott. Er stemmte das Schott auf. Zwängte sich durch die Öffnung und betrat den vernebelten und verseuchten Hauptmaschinenraum.

***
Das Umweltsystem des Panzeranzugs konnte die Giftstoffe für 5 Sekunden herausfiltern. Dann brach es zusammen. Der Panzeranzug war eben kein ABC Schutzanzug. Der giftige Dunst war nicht so dicht wie man auf den Ersten Blick annahm. Er konnte deutliche Umrisse erkennen.
In der Mitte befand sich der zylindrische Reaktor. Der Hauptmaschinenraum besaß 2 Ebenen. Verschiedene Diagnose und Kontrollstationen. Terminals. Sowie eine Übersichtskarte auf einem Tisch. Sie zeigte den Ingenieuren und Technikern jede Sektion, jedes Element, den Verlauf der Energieleitung, jeden Speicherknoten, alle Basiskerne und jede Schraube sowie Dichtung.
Seine Lunge brannte durch die Giftstoffe. Seine Augen taten weh. Mund und Rachen war trocken, wie ein Wasserloch im Hochsommer in der Sija Wüste vom Planet Gobi. Bereits nach wenigen Schritten schwankte er benommen. Die Beine fühlten sich tausendmal schwerer an wie Blei. Nichtsdestotrotz sah er sich die Komplett rot flackernde Übersichtskarte an. Das Schlachtschiff brauchte die Hauptenergie.
Diese erhielt sie nur über den Hauptmaschinenraum zurück. Die Supraleiterverbindung vom Hauptmaschinenraum zur Brücke, bzw. dem Wartungsmaschinenraum waren geschmolzen. Dadurch hatte das Flaggschiff keine Hauptenergie mehr. Mitten im Gefecht war das keine gute Ausgangssituation.
Boletti ging zu einem Terminal. Dabei drohte er das Bewusstsein zu verlieren. Alles tat ihm weh. Die Haut brannte, war Rot und übersät mit Pusteln. Mit Mühe und Not erreichte er das Terminal. Eine ungemeine schwere überkam ihn. Seine Hand wog mehr als eine Tonne, als er sie hochheben wollte. Er hatte kein Gefühl mehr in den Fingern. Langsam gab er etwas über das Eingabefeld des Terminals ein. Alles um ihn herum wurde verschwommen. Er begann zu schwanken. Lag das am Schlachtschiff, oder an ihm! Keine Ahnung. Seine Beine fühlten sich wie Pudding an, er sackte zusammen, konnte sich geradeso am Terminal festhalten. Er musste die Eingabe noch beenden. Es begann sich alles zu drehen. Sein Blick wurde trüb. Die Gliedmaßen schwer und weich zu gleich.
Mit einer unglaublichen Anstrengung, beendete er die Eingabe. Verlor dabei den Halt und fiel zu Boden. Ein grell weißes Licht blendete ihn. Darauf folgten die Sterne, eine kurze Schwärze. Ein blendendes Licht erhellte die Schwärze kurzzeitig. Dann verlor Boletti das Bewusstsein. Eine ungewöhnliche Wärme durchströmte ihn. So fühlte sich der Tod an!

-1-

Nach der Vereidigung bekamen die ehemaligen Rekruten 1 Woche Urlaub. Innerhalb dieser Woche bekam jeder frischgebackene Marine seinen Marschbefehl zu gesandt. So auch der 20 Jährige Max Boletti. In der Grundausbildung bekamen die Rekruten keinen Urlaub. Die Vergabe des Freigangs lag im ermessen des Ausbilders. 8 Monate wurden die Rekruten für den Dienst im Marine Corp geschult. Nicht alle die sich gemeldeten wurden auch vereidigt. Der meiste Schwund an Rekruten geschah in der ersten Woche, die Höllenwoche.
Boletti war froh alles hinter sich zu haben. Die Grundausbildung war in den letzten 2 Monaten angezogen worden. Alles deutete auf einen Interstellaren Krieg hin. Das Diplomatische Klima war angespannt und sehr brüchig. Nur wenige Stunden vor der Vereidigung der Rekruten, sollte es angeblich zu ersten Kämpfen gekommen sein. Noch versuchte die Regierung eine Diplomatische Lösung zu finden. Gleichzeitig hatte man die Streitkräfte der Union in Alarmbereitschaft versetzt. Es wurden bereits Truppen an die mögliche Front verlegt. Niemand glaubte so recht, das sich der Interstellare Krieg noch verhindern ließ.
Sein Marschbefehl lautete sich auf der Truppenbasis Jason des Vereinten Terra-Gvan Marine Corps zu melden. Das tat Boletti. Wie scheinbar Tausend andere auch. Nach der Meldung beim Meldeoffizier im Meldebüro, bekam Boletti seine Ausrüstung bei der Truppenausgabe. Anschließend sah Boletti auf der Verteilungstafel nach, wohin er musste. Der Ansturm war gewaltig. Wie überall auf dem Stützpunkt fehlte es scheinbar an Ordnung und Struktur. Es herrschte aber ein organisiertes Durcheinander.
Boletti zwang sich durch die Masse aus Frischlingen und Veteranen. Auf dem offenen Gelände starteten und landeten Truppentransporter.
„ Max.“, schrie jemand mitten in dem Getöse der landenden und startenden Truppentransporter. Boletti erkannte die Person. Es war ein Bekannter aus der Speedball Mannschaft seiner Grundschule.
Gabriel Torres war ein Mischling, spielte auf der Blocker Position. Schon während der Schulzeit war Torres kräftig gebaut gewesen. Wodurch er die Gegner einschüchterte, ohne das überhaupt eine Sekunde gespielt war. Er wirkte jetzt wie ein Titan aus Muskeln. An seiner Beweglichkeit schien er nichts eingebüßt zu haben.
„ Wohin schicken sie dich?“, fragte Torres unbeeindruckt durch all die Rempler.
„Sanchez Basis.“, antwortete Boletti laut, weil mehrere Truppentransporter gleichzeitig starteten. „ Und du?“
„ Ebenfalls. Mein Trooper ist der Nächste. Wir sehen uns.“, sagte Torres kurz angebunden, als eine Ansage über die Lautsprecher tönte und tauchte in der Menge ab.
Boletti sah ihm kurz nach. Dann machte er sich ebenfalls auf den Weg.

***
Truppentransporter wurden im Marine Corp umgangssprachlich als Trooper bezeichnet. Wie bei vielen militärischen Vehikeln gab es mehrere Modelle. Zum Beispiel: Landungsboote, Enterschiffe, Beiboote, Helitransporter und eben die klassischen Trooper. Je nach Modell konnten unterschiedlich viele Marines mitgenommen werden.
Jedes Modell der so genannten Truppentransporter (Trooper) Klasse, brauchte ein Basisschiff. Grundsätzlich gehörten Raumschiffe zur Flotte. Ausgenommen die Basisschiffe des Marine Corps. Das waren Truppenträger, vergleichbar mit Megaträgern der Flotte.
Megaträger, vergleichbar mit Flugzeugträgern des 20. & 21. Jahrhunderts der Erde, beherbergten Staffeln von Jägern und Bombern verschiedener Modelltypen.
Truppenträger waren die einzigen Großraumschiffe, die dem Marine Corp und nicht der Flotte unterstellt waren.
Im militärischen Parkorbit von Terra parkten 2 Truppenträger des VTGMC, sowie die 3. Flotte der VTGF um das Flaggschiff VF Pasedena. Truppenträger befanden sich stets in einem Kampfverband der Vereinten Terra-Gvan Flotte (VTGF). Ohne Schutzeinheiten waren die Truppenträger schutzlos. Ihre Offensiven wie Defensiven Systeme waren auf das nötigste beschränkt.
Die Truppenträger, bei den Marines auch Big Mama genannt, VMC Lubow und VMC Berg sollten nach Aufnahme aller Marines zusammen mit der 3. Flotte zur Sanchez Basis fliegen.
Die Truppenbasis Sanchez sollte im Falle eines Interstellaren Kriegs einer der Hauptstützpunkte der Marines werden. Neben der VMC Lubow und VMC Berg sollten 3 weitere Truppenträger zur Sanchez Basis aufbrechen. Insgesamt waren 9 Truppenträger dafür vorgesehen Marines zu den ausgewählten Hauptstützpunkten zu bringen.
Eine solche Truppenbewegung unternahm man nicht, wenn es noch Hoffnung für eine friedliche Lösung gab.

***
Boletti gehörte zu den 5.000 Marines auf der VMC Lubow. Der modernisierte Truppenträger war der älteste aller 27 im Dienst befindlichen Big Mamas. Zu dem war es der Kleinste. Die modernen Truppenträger besaßen im Durchschnitt Platz für 15.000 Marines. Die VMC O’Brien, der neuste Truppenträger, fasste sogar 27.000 Marines. Man hatte vor 7 weitere dieser neuen Truppenträgerklasse in Dienst zustellen. 3 befanden sich Bau. 1 sollte demnächst das Baudock verlassen und mit der Testphase beginnen. 2 waren plantechnisch abgeschlossen, konnten sofort gebaut werden. Der 7. und letzte Truppenträger befand sich noch im Planungsstadium.
Der Truppentransporter flog in die Landebucht. Sobald er eingerastet war, öffnete sich die Rampe über die man ein und ausstieg. Die Marines verließen den Truppentransporter zügig. Hinter dem letzten Marine wurde die Rampe wieder geschlossen. Das Schott der Landebucht schloss sich. Dann klinkte man den Truppentransporter aus und er flog wieder zum Truppenstützpunkt auf Terra.
Unterdessen herrschte auf dem Sammeldeck, an dem die Landebuchten angrenzten, sehr viel Betrieb. Als erstes brauchte er seinen Quartierplatz. Diese Info bekam man, wie schon auf dem Truppenstützpunkt, von der großen Verteilertafel. Man musste nur seine Identitätskarte (=ID Karte) durch das Lesegerät ziehen und bekam seinen Quartierplatz mitgeteilt.
Boletti kam nach 17 Minuten an das integrierte Terminal. Es wurde gedrückt, geschoben und gezogen. Nach der Prozedur mit der ID Karte, bekam Boletti seine Info und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier.
„Max Boletti!“, rief ihm eine Gvanerin zu. Sie trug die Uniform der Marines. Die Rangabzeichen wiesen sie als Sergeant aus.
Ihr Name war T’hali. Das letzte Mal als er sie gesehen hatte, gewann T’hali als Spielmacherin des Speedballteams Ihrer High School die Kontinentmeisterschaft des 2. Kontinents von Terra. Sie hatte sogar in der Auswahlmannschaft des 2. Kontinents gestanden. Nach Ihrem Abschluss wechselte sie auf das Brisbane College. Das war alles was er von ihr wusste. Außer das sie eine knallharte Spielmacherin war.
Boletti nahm Haltung an. Darüber amüsierte sich T’hali leicht. „Ich habe an eine Verwechslung gedacht, als ich deinen Namen las.“, sagte sie ihm.
Als T’hali aufs College wechselte, begann für Boletti das letzte Grundschuljahr. „Ich bin ebenfalls überrascht dich zu sehen. Haben sich die Profiteams nicht um deine Dienste praktisch minütlich überboten?“, entgegnete Boletti entspannt.
Für den Moment waren sie alte Schulfreunde. Schon im Grundschulteam beobachteten die Scouts der Profiteams T’hali. Man sagte ihr eine einzigartige Karriere in der Profiliga voraus. Gäbe es da nicht gewisse Statuten des Dachverbandes des Speedball Bundes und der Galaktischen Speedball Allianz, hätte sie schon während und nach der Grundschulzeit zu den Profis wechseln können. Ein Profivertrag hätte sie reich gemacht.
Angeblich lag das letzte Angebot von einem der Profiteams bei 17,5 Millionen Vereinte Union Dollar (=VUD). Plus ein Handgeld von 6,75 VUD. Das wäre der höchstdotierte Profivertrag für einen Rookie gewesen.
„Ich wollte erstmal meinen Grunddienst ableisten. Danach wollte ich sehen wie es weitergeht.“ In der Union gab es keine Wehrpflicht. Jedenfalls seit Ende des 1. Interstellaren Krieges. Viele Verpflichteten sich erstmal für den Grunddienst. Der Betrug 5 Jahre bei der Flotte und den Marines.
„Jetzt bin ich im Speedballteam der Marines. Das ist genau die Vorbereitung für die Profiliga.“, meinte T’hali freundlich und scherzhaft. „Und du? Die Schlange der Profiteams soll bei dir auch nicht gerade kurz gewesen sein.“
Damit hatte sie Recht. Doch bei einem Saisonspiel, in seinem vorletzten Oberstufenjahr, wurde Boletti übel gefoult. Dabei riss er sich alle Bänder im rechten Bein. Dazu kam ein gebrochenes Handgelenk. Er fiel ein Jahr aus. Ohne einen Belastungstest wagte es keins der Profiteams Ihn zu verpflichten. Boletti nahm an 2 Belastungstests teil. Beide waren unzureichend. Somit setzte er das letzte Jahr aus. Am Ende entschied er sich zu den Marines zu gehen. Da die Profiteams allesamt Ihre Angebote zurückzogen.
„Bin ein Jahr verletzt ausgefallen. Hab es danach nicht geschafft ins Team zurückzukehren.“, erzählte Boletti. Das war das Risiko im Sport. Eine Verletzung konnte eine glorreiche Zukunft zerstören.

-2-

Beide Parteien warfen sich, durch die jeweiligen Truppenbewegungen, Provokation vor. Was Teilweise stimmte. Damit wollte man zeigen, das man sich rüstete. Die Figuren wurden in Stellung gebracht. Schließlich wollte keiner Unvorbereitet sein, wenn der erste Schuss fiel.
Dadurch wurde die Arbeit der Verhandlungsführer, Diplomaten und Schlichter sehr erschwert. Keine Seite wollte nachgeben, ohne Zugeständnisse des anderen.
Präsident Emilio Cortez, seit einem Jahr im Amt, vertrat eine eindeutige und klare Außen- wie Sicherheitspolitik. Die Union würde einen Bündnispartner im Falle eines Angriffs nicht alleine lassen. Egal um welche Sternennation es sich dabei handelte. Diese Politik machte die Bemühungen für eine friedliche Lösung nicht gerade leichter.
„Wie geht es mit der Mobilisierung voran?“ Der Präsident sah zum Generalstabchef der Vereinten Streitkräfte.
Senior Admiral Mase, ein Gvanischer Hüne, war derjenige an den die Frage ging. Der ehemalige Kommandeur der 9. Flotte, war von seinem Vorgänger empfohlen worden. 3 Sterne General Francis Kohler war von Cortez ernannt worden, als er sein Präsidentenamt antrat. Knapp ein Jahr später trat General Kohler zurück, schlug Senior Admiral Mase vor und genoss seit dem seinen Ruhestand auf Gvan.
Vor seiner Ernennung zum Generalstabschef (=GSS) leitete Admiral Mase das Flottenzentrum für Forschung & Entwicklung (=FZFE) auf Subseven. Das FZFE war maßgeblich an der Planung der neuen Megaträgerklasse, sowie der Weiterentwicklung der Latinpanzerung beteiligt.
„Besser als erwartet. Bisher sind nur kleine logistische Pannen aufgetreten, die vor Ort gelöst wurden. 46 % der mobilisierten Streitkräfte sind vor Ort. Ende der Woche rechnen wir mit 64%. Die Hauptstreitkräfte werden in 90 Stunden komplett in Stellung sein.“, teilte Admiral Mase mit seiner tiefen Sopranstimme mit. Sein Verhalten wurde allgemein hin als roh bezeichnet. Er machte keinen Unterschied zwischen dem Präsidenten, einem Offizier der Streitkräfte oder einem Zivilisten. Mase hätte genauso in die Uniform eines Marine gepasst.
„Gibt es Fortschritte am Verhandlungstisch?“, wollte Cortez vom Chef des Diplomatischen Corps wissen.
Direktor Benjamin Luke war das genaue Gegenteil von Admiral Mase. Der schlaksige Diplomat wirkte alles andere als Furchteinflößend. So wie Admiral Mase oder General Kohler.
„Sie kehren erst an den Verhandlungstisch zurück, wenn wir unsere Mobilisierung stoppen. Die Venezianer sollen Melan Stern und wir Andromeda III Stern räumen.“ Luke besaß die typische Diplomaten Stimme. Sie hatte nichts Raues und Brutales wie beim Militär.
Admiral Mase schnaufte hörbar. Seine Meinung dazu war offensichtlich.
„Was sagt Kanzlerin Elizabeth dazu?“ Die Antwort auf die Frage des Präsidenten übernahm der Außenminister.
„Sie ist nicht bereit die Siedlungen von Melan Stern zu räumen.“, teilte Außenminister Hovan dem Präsidenten mit.
Die Republik Venez war ein wichtiger Handels- und Verteidigungspartner der Union.
„Wenn wir Andromeda III Stern räumen, können wir den Crjanern gleich ein Freifahrtschein ausstellen.“, warf die Chefin vom Flotten Geheimdienst ein. Die Militärs in der Runde teilten Ihre Ansicht. Das Sternensystem war wichtiger Verteidigungspunkte gegenüber Crja. Schon im 1. Interstellaren Krieg hatten sich die Crjanern an dem Sternensystem die Zähne ausgebissen.
Er kannte die Bedeutung des Sternensystems. Einige der bisherigen Zugeständnisse waren bereits das äußerste was er bereit war einzugehen. Schließlich musste er jedes Zugeständnis vor den Bürgern der Union verteidigen und erklären. Andromeda III Stern war ein Eckpfeiler für die Sicherheit und den Schutz der Union sowie ihrer Bündnispartner
Cortez sah alle nacheinander an. Keiner von Ihnen wollte weiteren Interstellaren Krieg. Trotzdem waren Sie nicht bereit jeden Preis für den Frieden zu bezahlen.
Der Präsident wandte sich an Luke. „Wir Verhandeln erst wieder, wenn die Crjanern ihre Streitkräfte entlang der Sperrzone auf die vereinbarte Stärke reduzieren. Sollte das nicht geschehen, ist die Neutralitätsvereinbarung nichtig.“ Jeder der Anwesenden wusste was das bedeutete. „Ich will bis Ende der Woche eine Aufstellung zur Mobilisierung der Reserve. Morgen früh um 9 Uhr werde ich eine Rede zur Lage der Nation halten.“
Damit war die Sitzung beendet. Nach und nach verließen die Leute das Büro. Zurück blieb ein Mann, der keinen Krieg wollte aber gezwungen wurde einen Krieg zu führen.

***
Truppenträger besaßen alle Annehmlichkeiten einer planetaren Truppenbasis. Das Trainingsgelände war in Holodecks aufgeteilt. Die Holodecks, so groß wie 2 Fußballfelder, konnten jedes Gelände projiziert. Auf der VMC Lubow gab es 3 Holodecks, die zur Zeit vollständig ausgelastet waren. Es gab noch weitere Einrichtungen auf den Truppenträgern. Wie dem Gesellschaftsraum – auch Club genannt. Fitnessräume. Einen Speisesaal. Einsatzräume. Truppenquartiere.
Zwar war die momentane Truppenzusammenlegung nur vorläufig, da die Marines auf der VMC Lubow auf die Sanchez Basis verlegt werden sollten. Und falls es zum Krieg kam, würden die Marines neu formiert werden.
Boletti saß mit seinen 3 Stubenbewohnern im Club. Sie stießen auf Ihren Einsatz auf dem Holodeck an. Ihrer Division war es unter schwerem Feindbeschuss gelungen die Position 27 Stunden lang zu halten. Bisher waren unter den selben Bedingungen 22 Stunden erreicht worden. Nun versuchten alle anderen Divisionen eine neue Bestmarke aufzustellen.
Als die 4 Ihre Gläser leerten, ertönte das Achtung Signal auf dem Schiff. Es war kurz vor 9 Uhr Morgens. Die Ansprache des Präsidenten zur Lage der Nation, wurde auf allen Netcom Kanälen übertragen. Manche der Marines versammelten sich vor den Bildschirmen, oder spielten die Rede des Präsidenten über einen Holoprojektor ab. Boletti blieb an seinem Platz sitzen.
„Ladies und Gentlemen. Der Präsident.“, hörte man jemand Unbekanntes sagen. Das Logo der Union verschwand von den Bildschirmen und der Präsident tauchte auf.
„Bürgerinnen und Bürger der Union. Ich spreche Heute zu Ihnen, um Sie über die Lage nicht im Dunklen zu lassen. Es betrifft uns alle.“ Er hatte eine kräftige Stimme, und ließ Nuancen mit einfließen. Wie Erzähler oder Off-Sprecher es taten. „Vor 1 Stunde wurden die Verhandlungen, zur friedlichen Lösung des Konflikts abgebrochen. Zur gleichen Zeit wurde die Neutralitätsvereinbarung für Unwirksam erklärt.“ Unter den Marines war Gemurmel zu hören. Die Bedeutung der Worte war den meisten klar. „Vor 30 Minuten haben die Sula alle unsere Diplomatischen Vertreter mit sofortiger ausgewiesen und Ihre Grenzen auf unbestimmte Zeit geschlossen.“ Boletti schloss die Augen. Alles lief auf einen Krieg hinaus. Einen Krieg den keiner wollte und gebrauchen konnte. „Man teilte uns mit, dass wir innerhalb von 12 Stunden Andromeda III Stern geräumt haben müssen.“ Der Ton des Präsidenten machte allen klar, dass die Regierung dazu nicht bereit war. Was die Militärs wohl eher verstanden als die Zivilisten. „Dieser Forderung werden Wir auf keinen Fall nachkommen.“ Die Entschlossenheit dieser Entscheidung war hörbar. „Solange es jedoch eine Möglichkeit gibt diesen Konflikt friedlich zu Ende zu bringen, werden Wir alles daran setzen.“, versprach der Präsident sogar glaubwürdig. „Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Weder Sie noch Ich, oder sonst irgendjemand in meinem Kabinett wollen einen Krieg.“ Das stimmte voll und ganz. Zwar würde der Krieg, laut einer Umfrage, eine mehrhaltige Unterstützung finden, jedoch wollte eine große Mehrheit in der Union keinen Krieg. „Geben Wir also die Hoffnung nicht auf, liebe Mitbürger.
Wie sagte eine berühmte Person mal, die Hoffnung stirbt zu letzt.“, zitierte der Präsident ein altes Sprichwort von der Erde. „Ihr Präsident Emilio Cortez. Guten Tag.“ Nach einigen Sekunden verschwand der Präsident.
Das war die Rede zur Lage der Nation gewesen.
Jetzt wussten alle das ein Interstellarer Krieg kurz bevor stand. Den Marines sah man an, dass sie nicht mehr an eine friedliche Lösung glaubten. Vor allem die Veteranen nicht.
Keine Minute war seit der Rede vergangen, als alle Stabsoffiziere ins Lagezentrum gerufen wurden.
Boletti trank das Glas in einem Zug aus. Seinen Grunddienst ohne Kriegsdienst zu absolvieren, konnte er vergessen. Also beschloss er einen Brief an die Person zu schreiben, die ihm wichtig war. Da keiner wusste wann es losging, war es für Briefe gerade die richtige Zeit.

***
„Es ist Krieg.“, rief ein Petty Offizier.
Die Frauen und Männer sahen einander an. Schon seit Tagen kochte die Gerüchteküche. Entlang einer möglichen Frontlinie sollte es zu Kämpfen gekommen sein. Bestätigte Kämpfe der 8. venezianischen Flotte gab es bereits.
Boletti saß zusammen mit Sergeant T’hali, Private Gabriel Torres und Sergej Vukic im Casino des Schlachtschiffs VF Pasedena, dem Flaggschiff der 3. Flotte. Jedes Schiff der Flotte besaß ein Kontingent Marines an Bord. Sie sollten mögliche Enterkommandos oder Eindringlinge abwehren. Schweigend sahen sich die Marines an.
Nach einem 10 Stunden Aufenthalt an Bord der Sanchez Basis, erhielten die Marines neue Marsch, bzw. Versetzungsbefehle. Zu jenen Marines zählten auch sie. Das Kontingent der Marines an Bord der VF Pasedena wurde aufgestockt. Wie bei allen Schiffen der 3. Flotte.
Vor 3 Tagen hatte die 3. Flotte Sanchez Basis verlassen. Ihr Ziel war der Grenzposten Delta E, nahe des Raumgebiets der Sula. Bisher war alles ruhig verlaufen.
Jetzt wo Krieg herrschte, würde sich das ändern. Bei manchen fiel die Anspannung der letzten Tage ab. Sie hatten Gewissheit. Andere nahmen die Tatsache, das Krieg war, scheinbar seelenruhig zu Kenntnis. Jeder ging anders damit um.
Plötzlich erbebte die VF Pasedena.
Keine Sekunde später schrillte der Gefechtsalarm durchs Schiff.
Der Krieg hatte die 3. Flotte erreicht.

***
Immer wieder erbebte das Schlachtschiff.
Inzwischen hatte die VF Pasedena mehrere Treffer einstecken müssen, was selbst bei diesem Monstrum nicht ohne folgen blieb.
Boletti, T’hali und Torres hatten den Befehl bekommen Deck M1 zu Evakuieren und anschließend zu versiegeln. Auf Deck M1 befand sich der Hauptmaschinenraum, welcher in Folge des Raumgefechts und durch Treffer aufgegeben werden musste. Deck M1 galt inzwischen als gefährdete Zone. Darum sollte es so schnell wie möglich evakuiert werden.
Boletti bildete die Vorhut der Dreier Squad. Eindrittel des Decks hatten Sie bereits durchsucht. Bisher waren Sie auf 11 Personen gestoßen. 3 waren Verletzt gewesen. Eine Sani Einheit holte die Verletzten ab, brachte die 3 auf die Krankenstation.
Das Ionengewehr im Anschlag, bereit jeden Eindringling zu bekämpfen, schritt Boletti den Gang entlang. So wie man es ihm in der Grundausbildung beibrachte.
Das Erscheinungsbild des Decks hatte sich grundlegend geändert. Gebrochene, wie geplatzte Leitungen, lagen offen. Gerissene Träger hatten die Decke durchbrochen. Kabelknoten hingen heraus. Russspuren. Auf anderen Decks waren ganze Deckenelemente eingestürzt.
„An alle Marines.“, drang aus dem integrierten Helmcom vom Panzeranzug. „Eindringlingsalarm. Die Squads 7, 11, 27, 38, 39 und 41 umgehend nach Deck P3. Zahl der Eindringlinge unbekannt.“ Ihre Squad war nicht unter den aufgerufenen. „Weiter, Max.“, sagte T’hali.
Gerade als Boletti weitergehen wollte, geschah es.
Die VF Pasedena wurde schwer getroffen. Kurzzeitig kippte das Schlachtschiff zur Seite. Der Treffer brachte die Decke hinter Boletti zum Einsturz. Er selbst fiel zu Boden. Ein herabstürzender Träger hielt genau auf seine Brust zu. Wäre er nicht weggerollt, hätte ihn der Träger zerquetscht. Dagegen bot ihm sein Panzeranzug keinen Schutz. Ein kleineres Deckenelement knallte gegen seinen Helm. Der Schlag war so ähnlich wie bei einem Block beim Speedball. Eine Kühlleitung platzte. Die Dunstwolke schoss heraus, umhüllte Ihn. Der Nebel löste sich langsam auf. Dafür wurde es im Gang Dunkel. Die Notbeleuchtung ging an.
Aus dem Intercom hörte er ein verzerrtes Rauschen. Der Schlag musste das Intercom beschädigt haben. Boletti erhob sich. Die eingestürzte Decke versperrte den Gang ab hier.
Also musste er alleine weitermachen. Nach mehreren Versuchen mit dem Intercom eine Verbindung aufzubauen, gab er auf. Deck M1 musste immer noch Evakuiert werden. So lautete sein Befehl und ein Marine führte Befehle aus. Selbst wenn man abgeschnitten war.
Boletti ging weiter. Schließlich war er ein Marine.

-4-

Seit wann er im Medi Tank lag konnte Boletti nicht einschätzen. Wer in einem Medi Tank schwamm, den musste es schwer erwischt haben. Die leicht trüb grüne Flüssigkeit war eine synthetische Biomasse, die für eine schnelle Heilung und Regeneration des Körpers sorgte. Nach Operationen wurden kritische Patienten oft in die Medi Tanks gelegt.
Boletti, der eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase trug, tastete seinen Körper nach offenen Wunden ab. Nichts. Dann erinnerte er sich an etwas aus seinem Biologie Kurs in der Grundschule. Leute mit schweren Vergiftungen wurden zum Entgiften ebenfalls in die Tanks gelegt.
Langsam wurde ihm bewusst warum er im Tank lag. An die letzten Ereignisse konnte er sich nur schwer erinnern. Ein schweres Pochen ertönte.
Boletti fand die Ursache.
Auf der anderen Seite des Tanks stand eine Frau in einem grünen Kittel. „Können Sie mich hören, Private.“, fragte die Frau. Er konnte sie verstehen. Ihre Stimme klang etwas schwer. Musste an der Flüssigkeit liegen. Da er die Maske nicht abnehmen konnte, nickte er. Ein Lächeln huschte kurz zur Bestätigung über Ihr Gesicht. „Machen Sie sich keine Sorgen, Private. Ihnen geht es besser als es den Anschein hat.“ Sie sah kurz auf ein Datenpad. „Noch 1 bis 2 Sitzungen und sie können aus dem Tank.
Haben Sie irgendwelche Beschwerden?“ Boletti checkte sich in Gedanken ab. Außer das er Matt und Neben der Spur war, fühlte er sich gut. Lebendig. So schüttelte er verneinend mit dem Kopf. Sie notierte sich seine Antwort. „Gut. Dann sehe ich morgen noch mal nach Ihnen, Private.“, versprach die Frau und ging durch eine automatische Tür.

***
Der Interstellare Krieg war voll im Gange. Die Front zeichnete sich ab. Fast überall an der Front kam es zu Gefechten. Selten wurden gigantische Raumschlachten geschlagen. Dafür war es noch zu früh. Obwohl der Ausgang des Kriegs in den Sternen stand, verschob sich die Frontlinie zu Gunsten der Union und Venezian. Doch das konnte sich jederzeit ändern.
Major Tapia wäre am liebsten ebenfalls an der Front, bei der kämpfenden Truppe. Doch irgendjemand musste den Papierkram bekämpfen. Das war sein Feind.
Zurzeit sah der Adjutant von Senior Admiral Mase, dem Generalstabchef, die Meldungen der Front durch. In 15 Minuten wollte sein Chef eine Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen. Denn kurz danach musste er zur Besprechung des Vereinten Generalstabes und dem Präsidenten. Wie bei jeder frühen Phase eines Krieges kam es zu relativ vielen Verlusten, auf beiden Seiten. Bei seiner Durchsicht fiel ihm auf, dass es die 3. Flotte wohl am schwersten getroffen hatte.
Einer Meldung zur Folge war die VF Pasedena, das Flaggschiff der 3. Flotte, sehr stark beschädigt. Eigentlich sollten Raumschiffe in solch einem Zustand nicht mehr Raumtüchtig sein. Bei der Meldung gab es einen Anhang.
Aus Neugier öffnete er sie. Dadurch erfuhr er warum die VF Pasedena mehrere Monate im Raumdock verbringen musste, statt als Wrack im All zu treiben.
Tapia lächelte leicht. Das würde seinem Chef gefallen.

***
Der Generalstabchef sah sich um die Zeit die zusammengestellten Meldungen der Front an. Wie viele Veteranen seines Fachs, wusste er welche Punkte einen Krieg entscheiden, bzw. beeinflussen konnten. Noch war der Krieg auf wenige Sternensysteme beschränkt. Das konnte sich ändern. Sobald es aktuell wurde, würde er sich darum kümmern.
Noch 3 Meldungen …
In wenigen Minuten war er bei der täglichen Kriegsrunde mit dem Präsidenten. Am Anfang konnte man schlecht eine Prognose wagen. Die bisherigen Zahlen besaßen zur Zeit keine Aussagekraft.
Noch 2 Meldungen …
Natürlich machte es die Opfer der ersten Stunde nicht unwichtiger. Sie würden dieselbe Ehrbekundung erhalten wie alle anderen Opfer auch. Ihre Namen kamen an die Wände der Ruhmeshalle der Vereinten Streitkräfte. Jeder Soldat, ob nun bei den Marines oder in der Flotte, der im Dienst sein Leben ließ bekam einen Platz an der Wand. Zu ihren Gedenken und Ehren wurde die Ruhmeshalle errichtet. Die ersten Namen stammten aus dem Kampf auf Alpha Centauri. Danach folgten die Namen aus dem Jahr Null nach der Landung. Unter Ihnen befanden sich auch die eine oder andere Legende, dessen Namen weiterverwendet wurde. Irgendwann würde man auch die Namen der Opfer dieses Krieges für Benennung verschiedener Einrichtungen benutzen.
Noch 1 Meldung …
Er las sie wie alle anderen zuvor. Da sein Adjutant, der ihm viel Arbeit abnahm, und wohl irgendwann an diesem Schreibtisch sitzen würde, den Anhang der letzten Meldung beibehalten hatte las er sich diesen durch.
Ihm blieben noch 10 Minuten.
Als er den Anhang gelesen hatte, wusste er warum sein Adjutant den Anhang nicht löschte.
Ein Krieg besaß nicht nur Opfer, sondern auch Helden. Es gab keinen Krieg ohne Helden. Ingewisserweise war jeder Soldat an der Front ein Held oder Heldin. Man brauchte also jemanden der alle Soldaten der Front repräsentierte.
Und wie es aussah, hatten eben diesen Helden des Kriegs gefunden.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, kopierte er die Meldung plus Anhang in sein Datenpad. Danach wurde es für Senior Admiral Mase Zeit sich auf den Weg zu machen.

***
Am dritten Tag durfte Boletti den Tank endgültig verlassen. Er befand sich im Medizinischen Zentrum der Streitkräfte auf Sanchez Planet.
Wie man ihm sagte, hatten 2 Verbände des crjanischen Reichs die 3. Flotte angegriffen. Bei dem Gefecht war die VF Pasedena schwer beschädigt worden. Nur durch das Wiedererlangen der Hauptenergie sei ein Totalverlust vermieden worden. Der 3. Flotte war es trotz schwerer Verluste gelungen solange Delta E zu halten bis die Verstärkung eintraf.
Inzwischen wurde Delta E als vorgeschobener Vorposten für die Gegenoffensive genutzt. Vor Ort waren die 7. und 41. Flotte stationiert. Die Gegenoffensive hatte die crjanischen und sulanischen Kräfte zurückgedrängt. Die 3. Flotte war vorerst aufgelöst worden. Beschädigte Flotteneinheiten waren je nach Schadenseinschätzung den Docks von Sanchez Basis oder Orion Stern zugeteilt worden.
Orion Stern lag im Kernland der Union und war eins der militärischen Kernsysteme der Rüstungsindustrie. Gut 35% aller Einheiten der Streitkräfte stammten aus Orion Stern. Es gab 3 Rüstungssysteme der Streitkräfte. Alle 5 Orion Basen besaßen eine Auslastung von 60-67%. Durch den Krieg sollte die Auslastung auf nahezu 81% gesteigert werden.
Sergeant T’hali und Co. kämpften an der Front.
Boletti musste 3 Mal täglich zum Rehatraining und zur Nachtherapie für die Entgiftung. Fast täglich, rund um die Uhr trafen Verletzte der Front ein. Er trainierte hart, aber kontrolliert. Im Krieg gab es für einen Marine nur Eins, die Front. So tat er außerhalb seiner Rehastunden alles um wieder tauglich geschrieben zu werden. Schließlich war Boletti ein Marine. Die Typen der Flotte nutzten den Aufenthalt im Medi Center als Erholungsurlaub.
Er war beim Krafttraining, als 2 Marines in Uniform, das Fitnesscenter betraten. Sie sahen sich um, kamen direkt auf ihn zu. „Private Max Boletti ?“, fragte der Colonel. Sein Kollege hatte den Rang eines Sergeant.
Er unterbrach sein Krafttraining, machte den militärischen Gruß. Da er Krankgeschrieben war, trug er die Einheitskleidung aller Patienten im Medi Center. Graue Trainingshose, sowie ein weißes Sweatshirt oder weißes T-Shirt. Der Kragen der Oberbekleidung waren entweder Grün oder Blau. Grün für die Marines. Blau für die Flotte.
„Der bin ich, Sir.“
„Es ist mir eine Ehre Sie kennen zulernen, Private Boletti.
Ich bin Colonel Andrew Banks vom Komitee für Auszeichnungen der Streitkräfte. Man hat Ihnen für Ihren Einsatz auf der VF Pasedena die Medal of Honor in Bronze verliehen.“, teilte Ihm der Colonel mit.
Boletti konnte es gar nicht fassen. Er hatte noch kein wirkliches Kriegsgefecht hinter sich, aber schon eine Auszeichnung. Dabei hatte er nichts anderes gemacht, wie jeder Marine in seiner Situation. Den Flottenheinis das Leben retten.
Der Colonel reichte die flache Box vom Sergeant an ihn weiter. Da dring lag die Medal of Honor in Bronze. Colonel Banks und der namenlose Sergeant warteten bis Boletti etwas sagte. Doch der konnte die Box nur anstarren.
Seine Kameraden kämpften und er befand sich in einem Medi Center, bekam eine Auszeichnung.
„In 2 Stunden findet die Verleihungszeremonie statt, Private. Sergeant Jonas wird alles mit Ihnen besprechen. Auf Terra sind sie ein Held.“ Voller Unglaube sah Boletti den Colonel an. Er, ein Held ! Er wollte doch nur seinen Grunddienst ableisten. Jetzt machte er seinen Kriegsdienst, wurde für seine Taten Ausgezeichnet. So hatte sich Boletti seine Zeit bei den Marines nicht vorgestellt.

-Epilog-

Die Verleihung wurde Live übertragen. Alle Netzkanalbetreiber setzten Ihr vorläufiges Programm aus, verschoben andere Sendungen um die erste Verleihung der Streitkräfte zu zeigen. All das war von der Medien Abteilung der Streitkräfte in Szene gesetzt worden. Sie sollten den Ersten Helden des Krieges zeigen. Die Öffentlichkeit sollte sehen, wer für die Union im Krieg kämpfte. Das war eine einfache und wirkungsvolle Propaganda.
Heute noch war Heldentum ein einfaches Symbol die Öffentlichkeit zu gewinnen. Sie sahen nämlich jemanden von Ihnen. Ein Sohn, Bruder, Enkel, Cousin, Nachbar, Ehemann oder Freund.
Der erste Held des Interstellaren Krieges hieß Max Boletti.
Nur wenige in der Union kannten den Namen oder die Person. Auch wenn sich Boletti nicht als Held sah, machte ihn sein Tun auf der VF Pasedena zu einem. Schließlich hatte er verhindert dass die 3. Flotte besiegt wurde. Dass sich das aus den Umständen heraus entwickelte, spielte keine Rolle. Ob nun Boletti oder ein anderer Marine, war genauso wenig von Bedeutung. Jeder Krieg brauchte seine Helden. Max Boletti machte nur den Anfang.
Ihm würden andere Folgen. Heldentum war im Krieg unverzichtbar. Jede Frau, jeder Mann, jeder Gvaner, jeder Mensch und jeder Mischling bei den Streitkräften die an den Kriegsfronten kämpften, waren Helden. Einzelne verloren diese Anonymität und wurden vorzeigbare Helden.
Genau das war Max Boletti passiert.
Und es würde nicht seine letzte Auszeichnung sein.

Einmal ein Held, immer ein Held.
______________________________________________________

Ende
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Schöner Text. Man gönnt es deinem Helden sehr, diese Auszeichnung zu erhalten und ist sogar so ein bisschen gerührt.

Jochen (26.04.2010)

Danke, Dubliner Tinte.
War nicht geplant, wie ein großteil der komischen Momente in meinen Geschichten.

Die nächste Episode kommt demnächst ...

Freu mich schon auf eure Kommentare

MfG


Alexander Bone1979 (25.04.2010)

grün von mir.
"Für einen weiteren kurzen Moment fiel die Gravitation aus. Was längst nicht mehr ins Gewicht fiel." Das war unfreiwillig komisch, aber deine Geschichte ist durchweg gut geschrieben.

Liebe Grüße Dubliner Tinte


Pia Dublin (25.04.2010)

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