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5 Seiten

Maiia

Fantastisches · Kurzgeschichten
© Masisio
Der Wald bestand zum größten Teil aus Bäumen, wie wohl jeder Wald. Was diesen Wald besonders machte war, das ihn noch nie ein Mensch betreten hatte. So war er sozusagen wild. Doch gleichsam war er auf eine besondere Art und Weise kultiviert. Da kein Mensch niemals auf sein Innenleben einwirkte war er lebendiger als jeder andere Wald. Die Natur regierte hier seit der erste Baum des Waldes aus der Erde wuchs und regierte noch heute. Der Wald hieß. Er hatte keinen Namen. Jedenfalls keinen menschlichen. Die meisten Tiere des Waldes nannten ihn ‘Puuz’. Was Puuz bedeutet kann kein Mensch verstehen. Nur für die Tiere des Waldes macht es ein besonderen Sinn ihn so zu nennen.
Heute war Montag, natürlich auch im Wald Puuz, auch wenn keiner seiner Bewohner etwas von Wochentagen verstand. Wie jeden Tag erwachten die tagaktiven Tiere am Morgen und gingen ihren instinktiven Beschäftigungen nach. Doch etwas war besonders an diesem Morgen. Irgendwas lag in der Luft. Ein seltsames Licht schien von allen Seiten her in den Wald einzufallen. Die klügsten der Tiere wussten was geschehen war. Der große Waldgeist ‘Masur’ war zurückgekehrt. Alle paar Jahre besuchte er seinen Wald um zu schauen was sich so verändert hatte und wie es um die Bewohner des Waldes stand. Masur war also zurückgekehrt. Und leider konnte er nicht zufrieden sein. Das Lebensgleichgewicht im Wald hatte sich seit seinem letzten Besuch drastisch verschlechtert. Viele Tiere mussten leiden, da sie krank waren oder zu wenig zu essen hatten. Masur zog weiter in Gedanken versunken durch seinen Wald. Er Beschloss die Fee ‘Maiia’ hervorzurufen um mit ihr zu beraten was man tun konnte. Maiia erschien einige Minuten später und grüßte Masur. Dann zogen sie gemeinsam durch den Wald und schauten hier und dort wie die Lage stand. Viele Tiere klagten ihr Leid und Maiia erschauerte an manchem Anblick der sich ihr bot. Plötzlich war es ihr klar. “Masur, ich weiß was das Problem ist. Es ist eine heimtückische Grippe.” sagte sie. “Eine Grippe? Wie soll sie denn in den Wald gekommen sein?”
“Wahrscheinlich über einen Vogel. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich kann die Grippe bekämpfen. Hier ein Gegenmittel.. Verabreiche es mit deinen Kräften allen Tieren im Wald”. Maiia reichte Masur ein großes gläsernes Behältnis in welchem eine bläuliche Flüssigkeit war. Masur verteilte mit seiner Macht die gesundheitsbringene Wirkung der Flüssigkeit über den Wald. Plötzlich fand eine starke Veränderung statt. Der ganze Wald schien aufzuatmen. Die Krankheit war besiegt und die Tiere fühlten, dass es endlich voran gehen würde. Masur dankte Maiia. Maiia nickte nur mit dem Kopf und verabschiedete sich dann von Masur.
Daraufhin kehrte sie in ihr Feenreich zurück. Es lag abseits eines großes Meeres auf einer etwa 20 Quadratkilometer großen Insel. Hier war alles lichtdurchflutet. Den ganzen Tag schien die Sonne. Und nachts waren die Sterne so hell, dass sich alle Feen gegenseitig immer noch sehr gut sehen konnten. Die Zeit hier verbrachte mit man Lichtzaubern. Eine der Feen wurde dabei ausgewählt und zauberte Nebel und Wolken in allen erdenklichen Farben, welche die anderen Feen bestaunten. Die besten Lichtzauber wurden dabei in einem Archiv festgehalten, so dass sie bei Bedarf jederzeit wieder hervorgezaubert werden konnte. So verbrachte Maiia die nächsten Stunden. Kirala, eine ihrer besten Freundinnen zauberte Wolken aus blaugrauem Sulfit vor ihr und Maiia legte sich nur zurück und genoss das Schauspiel. Eine Weile später jedoch wurde ihr langweilig und sie ging schwimmen. Es war inzwischen Nacht geworden und das Meer schimmerte bläulich schwarz. Der Sternenhimmel und der Vollmond warfen ein zauberhaftes Licht auf die Wellen und Maiia sprang mutig ins das kühle Nass hinein. So schwamm sie eine Weile ins Meer hinaus. Ab und zu drehte sie sich um und sah die vielen Lichtzauber, mit den sich die anderen Feen vergnügten. Immer weiter schwamm sie heraus bis sie eine weitere kleine Insel erreichte. Diese Insel wurde von den Feen ‘Paluun’ genannt. Das besondere der Insel war das ständig ein melodiöser Klang in der Luft lag. Es war als würde irgendwo ein leises Orchester spielen oder eine große Audioanlage stehen, aber nichts von alldem war vorhanden. Es lag auf dieser Insel einfach Musik in der Luft. Maiia legte sich in den Sand und genoss die Melodien. So vergingen Stunden und Maiia schlief unter dem Sternenhimmel ein. Am nächsten Morgen wurde sie von einer Schildkröte geweckt die aus dem Meer gekommen war und sie nun anstupste. Maiia erwachte langsam und erfreute sich am Anblick der freundlichen Schildkröte. “Na, guten Morgen. Vielen Dank dass du mich geweckt hast. Die Sonne steht ja schon ziemlich hoch.”
Maiia schwamm wieder zur Feeninsel zurück und besuchte eine der Feenmütter. Sie erhielt von ihr einen neuen Auftrag. Sie sollte einen Hund retten der in London zufällig von seinem Herrchen weggelaufen war. Der Hund war ansonsten sehr anhänglich und munterte sein Herrchen fast jeden Tag auf. Also flog Maiia nach London und fand auch schnell den entlaufenden Hund. Sie flog ein paar Meter ihn und zauberte einen Duft dem der Hund folgen musste. So leitete sie ihn durch die ganze Stadt bis er wieder bei seinem Herrchen war. Beide, Hund und Herrchen waren überglücklich. Natürlich wussten sie nicht wie sie wieder zueinander gefunden hatten aber das war in diesem Moment auch egal. Maiia war ebenfalls zufrieden. Mal wieder hatte sie spielend leicht einen Auftrag erfüllt. Was würde sie nun mit dem Rest des Tages anfangen? Sie beschloss auf einen Berg zu fliegen. So fand man sie bald in den Alpen auf einem schneebedeckten Berggipfel. Maiia hatte kein Temperaturempfinden, wie alle Feen. So konnte sie in aller Ruhe die wunderbare Aussicht über die Berge genießen. Einige Zeit später kam einer ihrer Freunde herangeflogen.
“Maiia! Ich hab dich den ganzen Tag gesucht!”
“Naan, was machst du denn hier. Hast du keinen Auftrag zu erledigen?”
“Nein, alles schon erledigt. Und was machst du hier? Die Aussicht genießen?”
“So schauts aus. Ist doch ein wunderbares Wetter heute. Schau wie Sonne auf den Schnee scheint. Wunderbar.”
“Ja, du hast recht. Aber sag mal. Wollen wir nicht mal wieder Party machen gehen?”
“Hmm, warum nicht. Tokyo wäre jetzt günstig.”
“Gute Idee, na dann. Lass uns losfliegen.”
Naan und Maiia flogen nach Tokyo und besuchten eine Techno-Party. In Tokyo war es bereits Nacht und die Partys fingen gerade an. Naan und Maiia waren für die anderen Besucher des Clubs natürlich unsichtbar. Das hinderte die beiden aber nicht daran die Nacht durchzutanzen. Am nächsten Morgen waren sie dann auch ziemlich geschafft.
“Ich glaub heute kann ich keinen Auftrag erledigen.” seufzte Naan, trotzdem er sehr glücklich über die durchtanzte Nacht mit Maiia war.
“Ja, ich auch nicht.”
Die beiden flogen ein paar Minuten zu einem kleinem See und legten sich ans Ufer. Dann schliefen sie ein. Stunden später wachten sie beide auf. Es war nun schon Nachmittag in Tokyo und ein geschäftiges Treiben herrschte um sie herum.
“Sag mal Maiia, wollen wir nicht mal zusammen einen Auftrag erfüllen?”
“Ja, warum nicht. Hast du schon eine Idee?”
“Ja hab ich. Wir können eine Partei in Frankreich stürzen.”
“Eine Partei in Frankreich stürzen. Warum das denn?”
“Einfach so. Parteien sind eh unnütz. Und wir würden für Unterhaltung sorgen.”
“Hmm du hast schon recht. Aber wie stellen wir es an?”
“Ich hab schon eine Idee aber lass uns erstmal hinfliegen.”
So flogen Naan und Maiia nach Paris. Bald hatten sie auch einen Spitzenpolitiker gefunden. Naan wieß nun Maiia in seinen Plan ein. “Siehst du den Mann dort? Das ist Pirard Genault. Er ist Spitzenpolitiker der GFA. Und genau ihn werden wir hereinlegen.”
“Aber wir sind Feen. Wir müssen den Menschen gutes tun.”
“Oh, das werden wir auch. Pass auf, dieser Pirard Genault träumt schon seit langem von einer gewissen Traumfrau. Er ist zwar verheiratet und hat Kinder aber in Wirklichkeit sehnt er sich nach dieser Frau die ihm manchmal in Tagträumen erscheint. Was wir machen werden ist ihm diese Traumfrau zu geben. Wir zaubern ihn exakt seine Frau der Träume vor die Nase. Die beiden werden sich sofort verlieben und Pirard wird alle seine Ämter niederlegen um mit dieser Frau um die Welt zu reisen. Damit ist die GFA erledigt.”
“Und wir haben ihm einen Traum erfüllt.” korrigierte Maiia pflichtbewusst Naan.
“Ja, das natürlich auch. Also los. Du weißt meine Kräfte sind analytischer Natur. Ich weiß wie seine Traumfrau aussieht aber nur du kannst sie hervorzaubern.”
“Ok, sende mir ein 3D-Bild von ihr.”
Naan projizierte ein Bild von Pirard’s Traumfrau und vor Maiia’s innerem Auge wurde es immer deutlicher. Schliesslich war es deutlich genug. Maiia wusste nun welche Person sie hervorzaubern konnte. Sie wartete noch eine Weile. Pirard saß gerade beim Mittagessen mit seinen Parteikollegen. Dann ging es los. Maiia zauberte seine Traumfrau vor den Eingang des Restaurants. Die Traumfrau erschien und betrat zugleich selbstbewusst das Restaurant. Sie schaute sich kurz um und erblickte Pirard. Auch er nahm sie sofort war und musste seine Gabel niederlegen so fasziniert war er. Was für eine Frau.. Magisch zogen sich die beiden gegenseitig an. Einige Minuten später tauschten sie bereits ihre Handynummern aus. Der Rest verlief wie von Naan geplant. Die beiden verliebten sich und reisten mit den Parteigeldern von Pirard’s Partei um die Welt. Die GFA war erledigt. Und Pirard sehr glücklich.
Maiia und Naan gratulieren sich gegenseitig. “Das war eine sehr gute Aktion. Lass uns zur Feeninsel fliegen und den anderen davon erzählen!” sprach Naan euphorisch. “Du weißt, dass du nicht auf die Feeninsel darfst Naan. Du bist keine Fee sondern ein Flugmagier. Deine Interessen sind auch viel unspezifischer als die der Feen das solltest du doch wissen.”
“Ja, du hast recht. Aber du beschreibst eure Insel immer so fantastisch. Ich wäre halt gern mal hingeflogen.”
Naan und Maiia verabschiedeten sich und flogen davon. Maiia kehrte zur Feeninsel zurück und beruhigte sich bei einem Lichtzauber. Sie mochte Naan aber manchmal erschien er ihr fast ein bisschen gefährlich. Trotzdem war es eine gute Aktion gewesen. Pirard hätte viel Unheil angerichtet mit seiner Partei. Nun war er glücklich mit seiner Traumfrau und niemand kam zu Schaden. Es war schon okay. So dachte Maiia während sie einen roten Neonnebel bestaunte. Einer der neuesten Lichtzauber auf der Insel. Dann legte sie sich ans Meer und schlief ein. Sie träumte von riesigen Bäumen und Gewächsen die sich um sie herum bewegen konnten. Am nächsten Morgen wachte sie auf und ging wie immer zu Feenmutter. Sie hatte jedoch heute keinen Auftrag für sie. Maiia hatte also frei. Sie beschloss nach Brasilien zu fliegen und in einer Bibiothek einige spanische Bücher zu lesen. Nach ein paar Stunden der Lektüre fragte sie sich, was die Menschen wohl so alles dachten. Sie hatte ja nun den Blick einer Fee, ihr Auftrag war es zu helfen und gutes zu tun, in den meisten Fällen jedenfalls. Aber welches Interesse hatten die Menschen, was war ihr Leitmotiv? Sie wurde nicht richtig schlau aus ihnen, aber anscheinend konnte sie das als Fee auch nicht. Nachdem sie zwei Bücher ausgelesen hatte flog sie zurück auf die Feeninsel und verbrachte den Rest des Tages mit dem Betrachten der Lichtzauber. So verging die Zeit für die Fee Maiia.
 
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Kommentare  

Ich würde sagen, auch wenn ein winziges Bisschen Politik darin vorkommt, ist das ganz was für Kinder. Die kleine Story ist schön fantastisch und nicht ZU aufregend geschrieben und der Lichtzauber gefällt mir sehr.

Petra (29.05.2010)

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