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29 Seiten

Return to Home - Es beginnt (Part I)

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
-Prolog-

Seine Bemühungen seinen Vater davon zu überzeugen die Pläne aufzuschieben blieben erfolglos. Zu lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Nach Jahrhunderten im Schatten trat das Sternenreich Oclean hinaus, um seinen Platz im Universum einzunehmen. Für dieses Ziel hatte sein Vater alles geopfert was ihm einst Lieb und Teuer war. Jene, die sich ihm in den Weg stellten, ihn versuchten davon abzuhalten oder anderweitig versuchten seine Pläne zu sabotieren bezahlten es mit ihrem Leben. Ganz egal welche gesellschaftliche Stellung sie innehatten oder wie viel Geld und Macht Sie besaßen.
Sein Vater war keinesfalls dem Wahnsinn verfallen oder verrückt. Er tat die Dinge, weil er dazu in der Lage war. Politische Ränkespiele, wie sie die Herren und Damen im Senat spielten waren nicht seine Art.
Neben ihm stand eine Frau, die er viele Jahre nicht gesehen hatte. Anfangs schien sie ihm fremd. Es fiel ihm schwer ins Alltagsleben zurückzufinden. Schließlich unterschied sich das Leben bei den Menschen und Ocleanern sehr. Viel mehr als er zu Anfang glaubte. Vor allem die Stellung der Frau erwies sich als äußerst befremdlich. Selbst nach Jahren fiel es ihm schwer es zu akzeptieren.
Wie bei Ihnen üblich stand seine Frau hinter ihm, den Kopf gesenkt. Frauen war es nicht gestattet einen Beruf auszuüben oder eine anderweitige Tätigkeit aufzunehmen. Dabei hatte er gesehen, zu was Frauen in der Lage waren. Die besten Beispiele waren Admiral Vic’torja und Vize Admiral Kijra. Obgleich er ihnen nie persönlich begegnet war, eilte Ihnen ihr Ruf voraus. Erst jetzt erkannte er wie antiquiert ihre Gesellschaftsform war.
Shira hob ihren Kopf nur ein wenig, schaute ihn an, schenkte ihm ihr bezauberndes Lächeln. Er erwiderte es. Mit einem wundervollen Strahlen in den Augen sah sie wieder zu Boden. Ob Frauen seines Volkes jemals die Freiheit und Gleichstellung wie Frauen in der Union bekamen? Er wusste es nicht. Jede Veränderung braucht Zeit, sagte man bei den Menschen.
Hinter dem Panzerglas der Kuppelplattform lag die Weite des Weltraums, unzählige Sterne, die Sonne die von Oclean Prime, der Hauptwelt vom Sternenreich Oclean, den drei Monden und dem Gasriesen umkreisten.
Im Orbit vom 1. Mond lag die größte Werftindustrie im Reich. Weitere Kapazitäten befanden sich im Bau. Aus einer Werft zogen 12 Schlepperdrohnen ein Raumschiff, dass eine neue Epoche einläutete. Ein Schlachtschiff, dem weitere Folgen sollten und dem Sternenreich eine Schlagkraft verlieh, die selbst der Union und den Crjanern gewachsen war.
So stolz ihn der Anblick auch machte, war ihm klar, was dadurch eingeläutet wurde. Eine Expansion, die das Sternenreich zur neuen Großmacht in der Galaxie machen sollte. Der heutige Tag war der Anfang.
Jeder Anfang hatte auch ein Ende. Wie das aussah, bereitete ihm seit einiger Zeit schlaflose Nächte. Schließlich hatte er lange genug unter den Unionern gelebt, um zu wissen, wie sie reagieren würden.
Als das Schlachtschiff die Werft verlassen hatte, lösten die Schleppdrohnen die Verbindungen und zogen sich zurück. Kurz danach fuhr der Antriebskern hoch. Ein Moment, der ihm eine Gänsehaut verursachte. Die Zweifel am Vorhaben seines Vaters ließen sich nicht länger ignorieren.
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-Eins-

Wie auf allen Raumschiffen gab es auf dem Schweren Kreuzer VTGF Darwin einen Tag-Nacht-Rhythmus, wie im Terra-Gvan System herrschte. Zurzeit wurde die Nacht auf der Darwin simuliert. Das Licht auf den Korridoren war um fünfzig Prozent verringert worden. Bis die Nacht zum Morgen wurde.
Das Kommando über die Darwin hatte Lieutenant Commander Dosa, 27 Jahre. Jedenfalls für die Nachtwache. Er hatte die Flottenakademie als Zweitbester seines Jahrgangs abgeschlossen. Vor seinem Dienst auf dem Schweren Kreuzer war er Zweiter Offizier des Außenpostens Helena, nahe der Grenze zur Republik Goja. Als der Außenposten geschlossen wurde, versetzte man ihn als frischgebackenen Lieutenant Commander auf dem Zerstörer Noah. Das Großkampfschiff war Teil des Flottenkontigents der Union für die Friedensmission des Sicherheitsrats im E’an-Silaa-Tanis-Sions Konflikt.
Sie gehörte jenem Flottenverband an, der die Raumgrenze der Tanis-Sions Republik kontrollieren sollte. Als die Familien auf E’an gegen die Marines der Friedenstruppen vorgingen, starteten republikanische Kräfte Angriffe auf die Flotte der Friedenstruppe.
Wegen dem Rückzug der Malian Streitkräfte mussten die verbliebenen Kräfte der Friedenstruppe verteilt werden. Wodurch die Präsenz der Flotte stark geschwächt wurde. Worin die Familiäros ihre Chance sahen.
Die Noah war in schwere Kämpfe verwickelt. Am Ende musste der Zerstörer nach Hause geschleppt werden. Wo das Schiff schließlich verschrottet wurde. Eine Reparatur hätte Zweidrittel der Baukosten eines neuen Kreuzers gekostet. Da fiel die Entscheidung nicht schwer.
Die Besatzung wurde auf die Flotte verteilt. Lieutenant Commander Dosa kam als Erster Offizier auf die Darwin. Wo er seit 5 Monaten Dienst tat. Seiner Meinung nach hätte es ihn auch schlimmer treffen können. Wenn er zum Beispiel auf ein Schiff des Verbands von Admiralin Xenia versetzt worden wäre.
Sie galt als eine gemeine Sadistin, die Ihren Leuten nicht mal an den Feiertagen Ruhe gönnte. Natürlich war das nur Hörensagen, jedoch hatte keiner jener Leute, die unter ihrem Kommando standen und die er getroffen hatte, etwas anders gesagt. Ihr tun beschränkte sich dabei nicht auf die Frauen und Männer der Flotte, sondern auch auf die Marines des Flottenverbands. Angeblich war der Befehlshaber der Marines nach nur 2 Monaten unter ihrem Verbandkommando in den Ruhestand gegangen.
Dass ein Marine mal vor jemanden aus der Flotte kapitulierte, war ihm bisher noch nicht untergekommen.

***
Die Darwin gehörte einem Verband der Vereinten Flotte an, der die Aufgabe hatte die Handelsschifffahrtsrouten in den äußeren Sternensystemen der Union nahe des Raumgebiets der Liga Neutraler Welten zusichern. Schon seit einer Ewigkeit gab es in jenem Teil der bekannten Galaxie ein Piratenproblem, mit dem nicht nur die Union kämpfte, sondern jede Sternennation die ans Raumgebiet der Liga grenzte. Wozu auch die Aquianer gehörten, die unlängst eine Task-Force einsetzten, um dem Problem Herr zu werden. Mit mäßigem Erfolg.
In letzter Zeit hatten die Piratenaktivitäten entlang dem äußeren Hoheitsgebiet der Union zugenommen. Die Präsidentin betonte, dass die Reedereien und Handelsgesellschaften für den Schutz ihrer Raumfrachter und Megatransporter zuständig waren. Woraufhin die Wirtschaftsvertreter entgegneten, dass die Regierung für die Sicherheit des Schiffsverkehrs in ihrem Raumgebiet verantwortlich sei. Unterstützt wurden die Frauen und Männer im Wirtschaftsforum durch die Opposition, die nur allzu gerne bereit war Stimmung gegen die amtierende Regierung um Präsidentin Sharon Hard zu machen. Der Schuss ging jedoch nach hinten los.
Eine Mehrheit der Unioner Bürger sah nicht ein, wieso Steuergelder für den Schutz der Raumfrachter und Megatransporter eingesetzt werden sollten. Schließlich, so der einhellige Tenor, verfügten die Reedereien, Handelsgesellschaften und Megakonzerne über ausreichend Gelder um ihre Schiffe selbst zuschützen.
Einige Mitglieder vom Unioner Wirtschaftsforum deren Haupthandelsrouten in die Liga führten hatten unlängst die Dienste von Sicherheitskonzernen in Anspruch genommen, die eine Konzession in der Union besaßen.
Nichtsdestotrotz fiel die Piratenbekämpfung in den Aufgabenbereich der Flotte. Daher hatte man im President House und im Generalstab der Streitkräfte entschieden die Grenzsicherheit in den äußeren Sternensystemen aufzustocken. Zu diesem Zweck stellte man einen Flottenverband mit einem Truppenträger vom Vereinten Terra-Gvan Marine Corp (VTGMC) zusammen. In diesem Verband fand sich die VTGF Darwin wieder.
Auf Piratenjagd zugehen sorgte bei der Besatzung nicht gerade für überschwängliche Freudenstürme. Vor allem nicht, wenn man die Nachrichten im Network verfolgte. Noch, so das President House, sei man weit von einer kritischen Lage entfernt. Sie galt als angespannt und gereizt aber keine ernst zunehmende Krise, die möglicherweise in eine bewaffnete Auseinandersetzung führte. Die Opposition hielt diese Sichtweise für blauäugig. Andererseits hatten eben jene Politiker die Situation während ihrer Regierungszeit erst herbeigeführt. Vor allem was die Situation der Flotte anging. Daher konnte die Opposition nicht auf seine Sympathie oder Stimme hoffen.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten machte Präsidentin Hard’s Regierung einen guten Job. So sah es nicht nur Doha, sondern nahezu 87 Prozent der Unioner Bürger. Ein Wert, den selbst die Gomez Administration nie erreichte. Er fand es schade das sich Präsident Gomez von der politischen Bühne verabschiedet hatte. Seine Biografie gehörte zu seinen Lieblingsbüchern. Da war Doha nicht der einzige Unioner, schließlich hielt sich die Gomez Biografie 137 Wochen an Platz Eins der Bestsellerliste. Außerdem gehörte das Buch zu den meist verkauftesten aller Zeiten.
„Hyperraumabdruck.“
Die Meldung riss Doha aus seiner Gedankenwelt und konfrontierte ihn wieder mit der nackten harten Realität. Er schaute aufs Taktik Display, das sich aus der Armlehne vom Kommandositz ausfuhr, zum Leben erwachte und augenblicklich die taktische Lage im Sternensystem anzeigte.
Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass es hier ziemlich trostlos war. Seit ihrer Ankunft hatte sich der Raumverkehr auf 3 altersschwache Raumfrachter beschränkt. Das System selbst besaß nichts, weshalb es sich lohnte, einen längeren Zwischenstopp einzulegen. Neben einem Frachtterminal, das den Namen nicht verdiente, gab es noch ein Reparaturdock, eine Tankstation und ein Depot. Trostlos war schon das richtige Wort gewesen entschied Doha.
Ein weißer blinkender Punkt erschien auf dem TD. Die Sensorbojen im System, die sich wie eine Perlenkette entlang der Grenze zur Liga zog, waren längst überholt und älter als irgendjemand an Bord der Darwin. Aus diesem Grund verwunderte es nicht das Löcher in der Sensorabdeckung klafften, durch die man ungesehen ins Unioner Raumgebiet der Grenzsysteme gelangen und auch wieder verschwinden konnte. Genau diese Löcher sollte die Darwin mit ihren modernen Werkzeugen stopfen. So was verschwiegen Sie einem auf der Flottenakademie!
Der weiße Punkt färbte sich Grau. Auf dem Plot erschienen die dazugehörigen Daten. Verwundert hob Doha eine Augenbraue. Bei dem Punkt handelte es sich um eine 2,1 Megatonnen große Korvette. Ein in der Datenbank registriertes Angriffsboot.
„Weiterer Hyperraumabdruck.“, meldete der diensttuende Crewmen der Sensor-Station.
Hier ist doch mehr los, als sonst. Der Plot veränderte sich.
„Raketenstarts!“
Als hätte man einen Schalter umgelegt, fokussierte sich Doha voll auf das TD. 2 Punkte waren aus dem Hyperraum gesprungen. Einer davon hatte mitten im Sprung eine Raketensalve abgefeuert. So was konnte man nur, wenn man über militärisches Rüstzeug besaß. Der Sechserpack Raketen sprintete hinter der Korvette her. Das Ziel beschleunigte zwar, konnte den Biestern aber alleine durch Geschwindigkeit nicht entkommen.
„Sir. Ich stelle Schäden an Bogey 1 fest.“ Der Crewmen war vor 3 Tagen 20 Jahre geworden. Sein Name stand auf der Beförderungsliste ganz weit oben.
„Com. Informieren Sie die Chefin.“
„Aye.“
Sein Blick blieb auf dem Plot haften. Der Steuermann der Korvette machte keine Anstalten für ein Ausweichmanöver. Die Raketen würden in 30 Sekunden in Angriffsreichweite sein. Viel Zeit für effektive Gegenmaßnahmen blieb nicht. Keine Sekunde später warf das Angriffsboot Blender und Störsender aus, legte sich in eine scharfe Kurve und ging runter. Der Pilot rollte es im Flug auf die Seite.
„Raketenstarts!“
Hier entwickelte sie ein handfestes Raumgefecht! Bogey 1 hatte soeben eine zwölfer Raketensalve abgefeuert, rollte zurück und jagte davon. Seine Raketen rasten davon genau auf die Verfolger zu. Sie scherten aus. Was Doha nicht einleuchten wollte, wären sie zusammengeblieben hätten sie die Raketen gemeinsam bekämpfen können. Kaum hatten sich die Raumschiffe getrennt, teilte sich die Salve wie einst das Rote Meer aus einer alten Sage von der Erde. So schossen je eine sechser Gruppe Raketen auf die sie zu.
Das Comfeld blinkte auf. Ein eingehender Ruf. Doha brauchte nicht auf die Rufnummer zu sehen, um zu wissen, wer der Anrufer war. Der Comschirm erwachte zum Leben. Das Gesicht der Kommandantin blickte ihm entgegen. „Status, EO?“ Ihre weiche Stimme klang ruhig. Keine Spur von Schlaf in ihrem Gesicht, trotz der Uhrzeit um die sie geweckt wurde, weil dort draußen ein Raumgefecht stattfand.
„Hier findet ein handfestes Raumgefecht statt, Ma’am. 3 Bogeys. 2 gegen 1. Bogey 1 ist eine Korvette. Sie befindet sich im Schiffsregister.“
„Entfernung?“
Seine Augen zuckten kurz zum Chronometer. „In 27 Minuten erreicht Bogey 1 die Grenze.“
Captain Tjna nickte, schaute neben den Comschirm auf das Taktik Display in ihrem Quartier. Theoretisch konnte man von dort auf alle Kommandosysteme zugreifen. Ihre Miene verriet nichts.
„Identifizierung von Bogey 2 und 3.“, sagte der Sensor Crewmen. „Es sind Kreuzer der Reichsflotte. Schiffsklasse Omega.“
Zum ersten Mal seit dem ersten Hyperraumabdruck schaute Doha auf. Kreuzer der Reichsflotte!
„EO. Geben Sie Alarm.“

***
Flottenkapitän Tjna saß in ihrem Sessel auf der Kommandobrücke, blickte auf das ausgefahrene Taktik Display und beobachtete mit ihren grünbraunen Augen den Plot. Bis auf Weiteres blieb Alarmcode Orange, die Vorstufe zum Gefechtsalarm bestehen. Alle Stationen waren bemannt und im -Klar zum Gefecht- Status.
Im Gegensatz zur Gvanerin besaß Doha keine Sitzmöglichkeit auf der Kommandobrücke. Wie alle EO’s musste er sich mit der Terminalstation, schräg neben seiner Kommandantin, begnügen. Über die EO-Station war er über die aktuellen Geschehnisse vollkommen im Bilde.
Die Sechser Gruppe Raketen der Korvette wurden von den Kreuzern mit einer massiven, unverhältnismäßigen, Salve Antiraketen und Eloka Drohnen ausgeschaltet ohne in Angriffsreichweite zukommen. Die Kreuzer schlossen zur fliehenden Korvette auf, beschleunigten und jagten das Angriffboot, als wäre der Teufel hinter einer armen Seele her.
4 der 6 Raketen der Kreuzer kamen nicht durch den Abwehrschirm aus Blendern und Störsendern. 2 blieben von den Abwehrmaßnahmen unbeeindruckt, hielten das Angriffsboot erfasst. Als die Raketen in die Nahbereichsabwehrzone kamen, erwiderte die Korvette den Angriff mit Flakfeuer. Einem Geschütz gelang ein Volltreffer. Die Rakete verging in einer Explosion. Sein Genosse hingegen erreichte die eingegebene Angriffsreichweite.
Ein Dutzend Lasercluster spuckte der Gefechtskopf aus. Die hochkonzentrierten Energieblitze warfen sich lechzend gegen das Angriffsboot, stoben am Schutzschild wirkungslos auseinander, ohne bis zur Schiffspanzerung durchzudringen. Einer fraß sich förmlich durchs Schildgitter. In froher Erwartung die Panzerung zu durchschneiden, wie ein Messer die Butter, schlug er auf die Mehrfachpanzerung der Korvette ein.
Doha war überrascht. Er hatte erwartet, dass der Energieblitz hindurch stieß und sein Werk vollendete. Stattdessen blieb die Panzerung nahezu unbeschädigt. Das Angriffsboot war eindeutig aufgemotzt worden und hatte eine technische Überholung erhalten.
Die Kreuzer verschwendeten keine weiteren Raketen. Selbst gegen eine massive Schusssalve wäre die Korvette machtlos gewesen. Reichskreuzer der Omega Klasse konnten Salven von 300 Stück schießen. Was jedoch in keinem Verhältnis stand. Und selbst im Sternenreich wuchsen Raketen nicht auf Bäumen. Dass sie nun nicht schossen bedeutete nicht, dass man die Verfolgung aufgegeben hatte. Im Gegenteil die Beschleunigung nahm weiter zu. Unaufhaltsam kamen sie heran, nahmen die Korvette in die Zange.
Die Absicht dahinter war nicht weniger tödlich für das unterlegene Angriffsboot. Sie wollten ein Nahgefecht mit den Geschützen. Was selbst für Kreuzer der Omega Klasse nicht ungefährlich war. Theoretisch gesehen besaßen unterlegene Schiffsklassen in einem Nahgefecht die Chance als Sieger hervor zugehen. Einige Male war diese Theorie bereits bestätigt worden. Raumgefechte wurden selten in einem Nahgefecht ausgetragen, sondern im Ferngefecht. Tödlichste Waffe dabei waren Raketen und Torpedos (die bei modernen Flottenverbänden praktisch nicht mehr vorkamen). Der einzige Grund sich in ein Nahgefecht zu stürzen war das Entern der Schiffe.
Ein tödlicher Regenschauer aus Energiebolzen feuerten die Geschütze der Kreuzer ab. Sie prasselten auf die Seitenschilde. Die Schildstärke sank bei der ersten Schussfolge. Das Angriffsboot erwiderte das Feuer. Zum Geschützfeuer verschossen sie zusätzlich Granaten, deren Explosionsblitze malträtierten die Schilde der Kreuzer. Was das Schildgitter mehr beanspruchte und schwächte, soweit, dass ein Energiebolzen hindurch schoss und einschlug.
Die oberste Panzerung sprengte es auseinander. Eine Wunde so groß, wie eine Fähre klaffte im Panzermantel. Doch ernsthafter Schaden blieb aus. Wo ein Energiebolzen einmal einschlug, konnte er auch ein zweites Mal einschlagen. Den Treffer hätte der Kreuzer nicht einfach so weggesteckt.
Doha schaute auf den Chronometer. 12 Minuten…
In einem Raumgefecht waren 12 Minuten eine lange Zeit, in der viel passieren konnte.
Vollkommen unerwartet rollte das Angriffsboot. Bei der Beschleunigung wurden die Kompensatoren aufs Höchste beansprucht. Ziviles oder billiges Gerät hätte es bei dem Manöver zerrissen. Alle an Bord wären augenblicklich tot gewesen, bevor die Korvette die Rolle vollendet hätte.
Wie wohl jeder auf der Kommandobrücke der Darwin, waren auch die Besatzungen der Kreuzer überrascht (oder eher verblüfft) von der Kühnheit des Rollmanövers. Das Angriffsboot rollte sich über eins der Großkampfschiffe hinweg, feuerte aus allen Rohren und kam zur anderen Seite geschmeidig in die Horizontale.
Um den Seitenschild an Steuerbord zu stärken, war Schildenergie vom Backbordschild transferiert worden. Durch das unerwartete Rollmanöver war der Brückencrew keine Zeit geblieben das Schildgitter an Backbord zu verstärken.
Die Geschütze der Korvette mussten auf Dauerfeuer gestellt sein, denn sie feuerten unablässig weiter, obwohl dadurch die Bolzenstärke vermindert wurde. Das geschwächte Schildgitter platzte auseinander wie eine überreife Melone. Die Energiebolzen hämmerten auf die Backbordpanzerung ein, wie ein Schmied sein glühendes Eisen bearbeitete. Sie schlugen Furchen und Krater in den Panzermantel, rissen Löcher hinein in der ein Sattelzug platz hatte, brachen die Panzerung wie eine Nussschale auf, um an die Frucht zu kommen. Atemluft entwich als der Schutzmantel des Kreuzers durchschlagen wurde. Das Schildgitter flackerte ein letztes Mal auf, bevor es gänzlich verschwand. Der Kreuzer drehte unvermittelt ab, um größeren Schaden (oder seiner Vernichtung) zu entgehen.
Durch das Ausweichmanöver ging der Kreuzer unvermittelt auf Kollisionskurs mit seinem Genossen. Auch wenn man den Eindruck hatte, dass die Großkampfschiffe im nichts des Weltraums krochen, täuschte es. Jedes Megatonnen schwere Raumschiff mochte behäbig aussehen, wenn es sich in Bewegung setzte. Natürlich war das Ganze nicht mit einem Speedracer- oder Speedboot zu vergleichen, rechnete man jedoch das Größenverhältnis hinzu, dann schon.
Auf der Kommandobrücke seines Genossen (Bogey 2) war den Leuten mit Sicherheit das Herz in die Hose gerutscht, als der Kreuzer plötzlich abdrehte und der Kollisionsalarm losschrillte. Instinktiv musste der Steuermann reagiert haben, denn Bogey 1 ging in eine weite Kurve, von Bogey 3 weg. Zur gleichen Zeit stellte die Korvette das Feuer ein, gab Schub und drehte von den Kreuzern weg, wodurch sich der Abstand vergrößerte.
„Raketenstarts!“ Bogey 2 feuerte eine verzögerte 10ner Salve ab.

***
An Bord der Korvette befanden sich 4 Personen. 3 Männer und 1 Frau. Ein Mensch. Ein Liberianer. 2 Ocleaner (Mann und Frau). Dem Menschen gehörte die Korvette. Der Liberianer war sein Partner. Bei der ID-Überprüfung stellte sich heraus das sie vom Bundesgrenzschutz des Schmuggels verdächtigt wurden. Aus diesem Grund ließ Captain Tjna, mit der Einwilligung des Menschen, das Angriffsboot durchsuchen, gefunden wurde nichts. Abgesehen davon spielte es keine Rolle. Das illegale Einschleusen von Personen war ein Strafbestand. Daher wurden sie vorläufig festgenommen.
Die ID der Ocleaner hingegen ließ sich nicht so leicht feststellen. Ihre ID-Karten waren Fälschungen, keine besonders Guten. Eine biometrische Anfrage der Datenbank brachte kein Ergebnis bei der Frau. Bei dem Mann hingegen sah die Sache anders aus. Die Anfrage mit seinen biometrischen Daten förderte einen klassifizierten Treffer zutage. Bis zur Klärung blieben die Ocleaner in Haft.
Sobald die Darwin Levis Stern erreichte, würde man die Personen und das Angriffsboot der Militärpolizei übergeben. Das Sternensystem, in dem der Operationsstützpunkt der inoffiziellen Unioner Task-Force zur Pirateriebekämpfung lag, war das Heimatsystem der Sternenrepublik Levi.
Sie hatten vor gut 3 Jahren bei einem Referendum für einen Anschluss an die Union gestimmt. Präsidentin Hard unterzeichnete, nach einer eingehenden Prüfung, den Anschlussvertrag. Levi behielt seine Souveränität und Autonomie als eigenständige Sternennation, bekam den Status eines autonomen Sternensystems mit eigener Verfassung und Regierungssystem. Im Grunde blieb so alles beim Alten, bloß, dass sie durch den Anschluss unter den Schutzmantel der Union kamen. Wegen der Nähe zur Liga wählte man Levis Stern als das System für den Operationsstützpunkt aus.
In 1 Stunde und 45 Minuten hatten sie das System erreicht. Nach dem Sprung dauerte die weitere Reisezeit knappe 2 Stunden. Hatte man die Parkposition im Orbit von Hamlet II erreicht, würde eine Fähre die 4 auf den Planeten bringen. Und dort würde man sie an die Militärpolizei übergeben. Damit war die Angelegenheit für die Darwin beendet.
Nichtsdestotrotz fragte sich Doha, wieso 2 Reichskreuzer der Omega Klasse hinter den Ocleanern an Bord der Korvette her waren. Beim Betrachten der Gefechtswiederholung kam er immer mehr zudem Schluss, dass die Kreuzer das Angriffsboot nicht vernichten wollten, sondern aufbringen. Dadurch ergab sich zwangsläufig die Frage, wer waren die Frau und der Mann?
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-Zwei-

Sein eigentlicher Plan in die Union zu gelangen, war gescheitert als ein Crewmen des Passagierschiffs ihre ID an die Agenten seines Vaters verkaufte. Auf die Schnelle konnte er, mit den Agenten an ihren Hacken, nichts Besseres arrangieren.
Dass die Kreuzer sie aufspürten, war ärgerlich. Doch es hatte sich gezeigt, dass Garcia und Phet die richtige Wahl waren. Jeder Andere hätte sie ausgeliefert. Vermutlich hatte der Mensch mit dem Gedanken gespielt. Verübeln konnte er es ihm nicht. Zum Glück entschied er sich anders.
Am Ende überflogen sie die Grenze, wurden sie in Gewahrsam genommen, die Korvette konfisziert. Sie hätten es wirklich schlechter treffen können. Weitaus schlechter!!! Bei dem Gedanken schaute er zu ihr. Ihr Kopf lag in seinem Schoss und sie schlief. Vorsichtig strich er ihr durchs Haar. Ohne sie hätte er niemals gewagt zu gehen, was ihr Todesurteil gewesen wäre. Egal ob sie davon wusste oder nicht.
Er hatte seinen Vater verraten, es gewagt sich gegen ihn und seine Pläne zu stellen. Fortan war er ein Verräter. Ein Staatsfeind. Sie würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn auszuschalten oder in die Finger zu bekommen. Bis auf Weiteres waren sie nun in Sicherheit. Der Erste Schritt war gemacht, der nächste sollte folgen. Es gab kein zurück mehr. Nie wieder!! Diese Endgültigkeit hatte ihn nächtelang wach gehalten. Auch weil er sich Sorgen um sie machte.
Hätte er es getan, wenn sie nicht wäre!? Der Gedanke ließ sich schwer klarstellen. Vielleicht. Vielleicht nicht. Seine Liebe zu ihr war stärker als seine Loyalität zu seinem Vater. Dass dem so war, führte er zum Teil auf sein Leben als Mario Hoffmann zurück. Als er im Auftrag seines Vaters zum Menschen wurde. Es hatte ihn zweifelsohne verändert. Sein Blick auf die Welt, die Galaxie, das Leben veränderte sich radikal. So dass er tatsächlich daran dachte sein Leben als Mensch, bzw. Mario Hoffmann weiterzuführen. Endlos bis zum Tod. Die Verlockung war groß und machbar. Je länger er aber dieses Leben führte, desto größer war die Chance entlarvt zu werden. Die Folge: Lebenslänglich.
Schon zu jener Zeit schwankten seine Ideale und die Loyalität zu seinem Vater und seiner Familie. Alles begann mit einer Entscheidung, genauso endete es auch. Alles hatte ein Ende. Irgendwann. Das war unumgänglich. Ohne Sie an seiner Seite zu wissen, hätte das Leben einen anderen Stellenwert. Er wollte Sie mit nichts missen wollen. Sein Vater. Sein Bruder. Das Reich. Sie waren ihm egal.
Shira hingegen nicht.

***
Sam hielt das Mittelklasse Bodenauto am Zufahrtstor zum Stützpunkt der Vereinten Streitkräfte an. Per Knopfdruck fuhr die Türscheibe herunter. Ein Marine trat heran.
„Guten Tag, Sir. Wie kann ich ihnen helfen?“
Er zeigte ihm seinen Ausweis. Dieser wies ihn als Bundesagent aus. Die Bundespolizei (Federal Police Investigation) besaß eine kleine Außenstelle auf Levi Prime. 3 Agenten und eine Sekretärin umfasste das Büro. „Ich werde erwartet.“ Zumindest hatte das die Sekretärin gesagt.
Die Task-Force hatte ein Schiff aufgebracht das rechtswidrig die Grenze von Seiten der Liga überquerte. An Bord sollten sich Illegale befunden haben, die nun der Bundespolizei überstellt werden mussten. Illegale Einreise fiel der Abteilung Grenzschutz zu. Sie sollten die Festgesetzten bis auf weiteres von den Streitkräften übernehmen.
Der Marine schaute auf sein Pad. Als er Sam’s Namen und ID-Nummer fand, nickte er seinem Kollegen im Wachhäuschen zu. Die Panzersperre fuhr herunter. „Sie dürfen passieren, Agent Sam.“
„Danke, Sergeant.“ Er schloss die Scheibe und fuhr die Zufahrtstraße entlang.

***
Im Grunde war er nur geschickt worden, um den Papierkram zu erledigen. Vor der eigentlichen Überstellung bat Sam mit dem Ocleaner zu reden. Es hatte ihn verwundert das lediglich 2 Ocleaner (Mann und Frau) die Illegalen waren. Denn eigentlich handelte es sich in der Regel bei Illegalen um Flüchtlinge aus Krisengebieten, die ihr Glück in der Union versuchen wollten. Tagtäglich brachte der Grenzschutz Raumfrachter oder Transportschiffe auf, wo sich Hunderte von Flüchtlingen an Bord befanden.
Sam überflog den Bericht ihrer Einreise. Eine spannende Lektüre, aus der sich sicherlich ein spannender Holofilm schmieden ließ. Mit dem entsprechendem Budget konnte der Film ein Kassenschlager werden.
Eine Militärpolizistin brachte ihn zu den Verhörräumen, wo der Ocleaner wartete. Sie blieb draußen, als Sam durch die Tür trat. Verhörräume waren bei jeder Ordnungsinstitution gleich. Der Mann saß am Tisch, trug Energieschellen und schaute eher unscheinbar aus. Bisher waren Sam nicht unbedingt viele Ocleaner begegnet.
„Tag. Ich bin Bundesagent Sam.“, stellte er sich vor. „Vor der Überführung in Bundesgewahrsam wollte ich mich mit Ihnen unterhalten.“ Die Info nahm der Mann einfach hin. Keine Sorge oder Angst. Viele der Illegalen reagierten ängstlich und panisch, wenn man ihnen mitteilte, in Bundesgewahrsam überstellt zu werden. Er packte das Pad zur Seite. Viel stand sowieso nicht drin.
„Wir können das Ganze abkürzen, Agent Sam.“, sagte Kroos schroff. „Ich werde nur mit Vize Admiral Kijra sprechen.“, stellte er klar.
„Wieso?“, hackte Sam nach.
„Das übersteigt ihre Sicherheitsfreigabe.“
Irgendetwas an dem Mann sagte Sam, dass er recht hatte. Verdammt, irgendwie kam er ihm menschlicher vor als ein Mensch. Er sprach Standard ohne jeden Akzent. Wie jemand der in der Union geboren, aufgewachsen war, und lebte. Warum dem so war, dafür gab es eine einfache Erklärung. Ein Spion.

***
„Haben wir irgendwelche Informationen über ihn?“ Kijra schaute ihren Assistenten Commander Uganda an.
„Nicht annähernd soviel, als dass man sagen könnte, wir hätten überhaupt etwas.“ Er war schon seit Jahren an ihrer Seite. „Das, was wir haben, lässt sich in einem knappen Absatz zusammenfassen. Er ist Ocleaner. Männlich. Mittleren Alters. Gesund. Körperlich Fit.“ Uganda zucke hilflos mit den Schultern.
„Das ist wirklich nicht viel.“, kommentierte sie trocken.
„Ich bat den Attaché von Benien, sich mal umzuhören, ob sie mehr über ihn haben.“
Sie schaute von der vorbei huschenden Landschaft weg.
Er zuckte die Achseln. „Sie haben zwar auch nicht viel über ihn, aber mehr als wir. Anscheinend ist er einer von zwei Söhnen des Primus.“
Ihre Augenbrauen schnellten verblüfft in die Höhe.
„Außerdem erfuhr ich das die Kreuzer nicht der Reichsflotte angehörten, sondern der Garde. Die Garde steht unter direkten Befehl des Primus.“
Kijra trank einen Schluck Wasser. Sie stellte das Glas zurück in die Halterung. Der Fahrer fuhr von der Schnellstraße. Gott sei Dank besaßen die Beniener bessere Informationen über die Ocleaner. Dagegen hatte der Geheimdienst der Streitkräfte wirklich gar nichts auf Lager. Sie verfügten einfach nicht über die nötigen Quellen. Sehr zum Ärger aller. Man verließ sich nur ungern auf Geheiminformationen von Dritten. Egal wie gut und präzise die Infos und wie gut die Beziehungen waren.
Der planetare Stützpunkt, wo die Verwaltung und der Anhängsel eines längerfristigen Arrangements lagen, befand sich an einem Küstenstreifen, der die Usai Bucht hieß. Diese umfasste eine herrliche Lagune, feinsten weißen Sand, kristallklares Wasser. Um einen solchen Ort zu besuchen, bezahlten Touristen ein Vermögen, wenn das Sternensystem denn im Reisekatalog der hiesigen Reiseunternehmen stehen würde. Da dem bisweilen nicht so war, gönnten sich die Frauen und Männer der Streitkräfte das paradiesische Feeling der Usai Bucht und Umgebung.

***
Das Bodenauto hielt vor dem Hauptverwaltungsgebäude. Ein schnörkelloser weißer Containerbau, der innerhalb weniger Stunden bezugsfertig war. Auch wenn es sich bei der Piratenbekämpfung um eine längere Mission handelte, investierten die Streitkräfte kein Vermögen um einen Stützpunkt aus dem Boden zustampfen. Andernfalls hätte die Mission nicht in seiner bisherigen Form stattfinden können.
Als Allererstes statte Kijra der Höflichkeit halber dem Stützpunktkommandeur einen Besuch ab. Das bot der Anstand, wenn man das Spielfeld eines anderen betrat. 30 Minuten später wurde sie zum Arrestkomplex gebracht, wo die Unterkünfte der Insassen und die Befragungsräume lagen.
„Hat er mit jemanden gesprochen?“ Sie richtete ihre Frage an den Agenten der Vereinten Behörde für Ermittlungen der Streitkräfte (VGES).
Der Mann war jung, verdiente sich noch seine Sporen, frisch von der Ausbildungsschule nach Levi Prime versetzt. Da wo sich ein Stützpunkt der Vereinten Streitkräfte befand, waren auch Ermittlungsbeamte der VGES zugegen. „Nein, Ma’am. Wir haben auf Sie gewartet.“
Kijra schaute den Menschen an. Ein Bubi, wie er im Buche stand. Eine leicht gerötete Haut. Sonnenbrand! Unschuldige Augen. Schlank. Der perfekte Probi für die alten Hasen vor Ort.
„Er ist im Befragungsraum B.“
Vor der Tür stand ein Militärpolizist. Als Kijra näher kam, stand der Marine stramm. „Rühren Soldat.“ Der Mischling ging sofort in Halbacht. Sie schaute kurz zu Uganda. Dann nickte sie dem Soldaten zu, der daraufhin das Eingabefeld berührte. Die Tür glitt beiseite und der Vize Admiral ging in den Befragungsraum.
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-Drei-

Obwohl Kroos das Gefühl hatte, ihr schon mal begegnet zu sein, erinnerte er sich, nicht wann das gewesen sein sollte. Jedenfalls erkannte er die Gvanerin sofort. Vize Admiral Kijra war knapp 1 Meter 77 groß, trug ihr Haar kurz, hatte den Oliven Teint (wie die meisten Gvaner), scharfe nussbraune Augen, ein fein geschnittenes Gesicht, einen athletischen Körper. Die Uniform der Flotte trug sie mit Stolz und einer Ausstrahlung von Ehre und hoher Kompetenz. Sie besaß zwar nie ein Raumkommando, hatte aber dieses gewisse Etwas.
Sie blieb stehen, musterte ihn und setzte sich dann auf den Stuhl. Eine Weile schauten sich beide an. „Ich bin Vize Admiral Kijra.“, stellte sie sich ohne eine Spur der Freundlichkeit vor. Sie reichte ihm auch nicht die Hand, obwohl er mit Handenergieschellen gefesselt war. Kijra lehnte sich zurück, verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Sie werden sich sicherlich meine Überraschung vorstellen, Mr“
„Kroos.“, fügte er seinen Namen in den Satz ein.
„Mr Kroos, als ich einen Anruf vom Flottenadmiral entgegennahm, den Befehl bekam, alles Stehen und Liegen zulassen und mich unverzüglich auf den Weg nach Levis Stern zu machen habe und als ich nach dem Grund fragte, war ich verblüfft. Dass einer der Söhne des Primus, der illegal eingereist ist und dessen Transportmittel von Kreuzern der Garde angegriffen wurde, nur mit mir sprechen wollte, mit Bezug auf die Nationale Sicherheit.“ Sie machte eine Pause. Man konnte nicht gerade sagen, dass sie gut Laune hatte. „Also! Legen Sie los, Mr Kroos.“
„Für die Unannehmlichkeiten entschuldige ich mich, Ma’am.“ Das Zucken ihrer Augenbrauen währte nicht mal eine Sekunde. Er hatte das letzte Wort mit Absicht in einer Form mit militärischen Unterton gesprochen. „Ich glaube jedoch unsere Unterhaltung wird sich als lohnenswert herausstellen.“
„Die Frage ist bloß für wen?“ Trotz der auffälligen Betonung ließ sich Kijra nichts anmerken.
Sein Mund zeigte ein Schmunzlen. „Bevor wir beginnen, will ich eine Schutzgarantie für meine Frau.“ Er wollte Shira in Sicherheit wissen. Der Bundespolizei und Konsorten vertraute er nicht, das sie die nötige Diskretion wallten ließen, um sie zuschützen.
„Ihre Frau!“
„Ja.“
Es verstrich ein wenig Zeit. Sie wusste noch immer nicht, was sie davon halten sollte. Irgendetwas kam ihr an dem Ocleaner bekannt vor. Kijra konnte bloß nicht sagen, was es war. Dass er eine Schutzgarantie für seine Frau haben wollte machte ihr deutlich, dass er kein gewöhnlicher Ocleaner war. Wie viele würden bei einer solchen Flucht die Frau mitnehmen? Vor allem bei der gesellschaftlichen Stellung der Frau im Sternenreich.
„Einverstanden.“ Sie war gar nicht in der Lage diese Zusage zumachen, dessen war sich Kijra bewusst. Ihr Rang und ihre Stellung innerhalb der Flotte gewährten ihr eine gewisse Einflussnahme.
Der Ocleaner nickte zufrieden, trank ein Schluck Wasser, stellte das Glas ab. Mehr wollte er nicht. Ihr Wort reichte ihm. Genau deshalb wollte er auch nur mit ihr Reden. Obgleich Kroos wusste, das sie keinerlei Befugnisse hatte, ihm irgendetwas zuzusagen. „Vor Jahren hat mein Vater eine Vereinbarung geschlossen. Teil dieser Vereinbarung war eine Art Tauschgeschäft.“ Er machte eine Pause.
Die Vize Admiralin nutzte sie umgehend. „Welcher Art?“
„Einen einseitigen Technologietransfer. Dafür bekamen Sie ein unbedeutendes Sternensystem, weit ab von allem Raumverkehr und jedweder Aufmerksamkeit. Das Sternensystem beherbergt einen toten Gasriesen und eine Sonne der Klasse G.“ Kroos nahm ein Schluck Wasser. „Mit der erhaltenen Technologie, die nach einer kurzen Anpassungsphase zur Verfügung stand, katapultierte sich das Sternenreich in die Oberliga, ohne das jemand davon Wind bekam.“ Zu der Zeit war er gerade als Mario Hoffmann unterwegs. Wäre er damals Zuhause gewesen, hätte Kroos seinen Vater wohl davon abhalten können, die Vereinbarung zutreffen. Sicher konnte er sich aber nicht sein. „Meinem Vater gelang es Mithilfe derjenigen die ihm das Angebot zur Vereinbarung unterbreiteten seine Position und Macht zu festigen und ein geheimes Flottenbauprogramm auf die Beine zustellen.
Innerhalb kürzester Zeit war man in der Lage hochmoderne Großkampfschiffe zu fertigen. Um zu verhindern, dass jemand frühzeitig dahinter kam, sorgten die Klienten des Mittelmanns dafür, dass sich die Galaxie mit anderen Dingen beschäftigte.“
Kijra lehnte sich ein Stück nach vorne und legte die Arme auf den Edelstahltisch. „Inwiefern?“
„Die Krise auf Malian.“ Nur ihre Augen weiteten sich. Dem VGES Agenten entfuhr ein:" Ach du Scheiße! „Der Angriff der Familiäros auf die Friedenstruppen auf E’an und Silaa.“ Jetzt starrte sie ihn ungläubig an. Das konnte einfach unmöglich wahr sein! „Im Zuge dessen startete mein Vater den Eroberungsfeldzug, um sich genügend Sternensysteme einzuverleiben, bevor sich der Staub legte.
Seitdem verfügt das Sternenreich über eine kampfstarke Flotte und einen ausreichenden Puffer.“
„Puffer?“
Er nickte nur.
„Für was?“
„Den bevorstehenden Krieg mit der Union und ihren Verbündeten.“
Vom ersten Schock erholt, folgte nun ein gehöriger Dämpfer. Alle dachten daran, keiner sprach davon, dennoch schien es unausweichlich. Vor allem nach dem Bündnis mit den Familiäros, den Konvois und der Flottenbewegungen. Man steuerte auf eine Konfrontation zu, die niemand wollte.
Was man zu Gesicht bekommen hatte bestätigte seine Technikinfos über die Reichsflotte. Wie das möglich war, darüber wurde gerätselt.

***
„Meine Güte.“, entfuhr es dem Mann auf dem Flachbildschirm. Sein Jackett hing über der Lehne seines Schreibtischstuhls. Die Krawatte lag locker um seinen Hals. Der obere Hemdknopf war offen. Hinter ihm konnte man die Flagge der Vereinten Terra-Gvan Flotte sehen. „Konnte irgendwas von dem, was er dir gesagt hat, vom Geheimdienst verifiziert werden?“ Seine kräftige Stimme hatte unter den Neuigkeiten nicht gelitten.
Kijra schüttelte den Kopf. „Nein. Dazu verfügen wir nicht über die nötigen Informationen, geschweige denn Zugangsquellen.
Einzig und allein was die mögliche Kampfkraft angeht, konnten wir ja einen Blick drauf werfen.
Es deckt sich mit dem was er erzählte.“
Flottenadmiral Renato hatte ihren vorläufigen Bericht gelesen. Ihre mündliche Wiedergabe der Unterhaltung war mit dem gelesenen Wort nicht zu vergleichen. Sein Mund verzog sich zu einem ironischen Lächeln, das von jeder Belustigung weit entfernt war. „Dann werden wir die Beniener und Aquianer um Mithilfe bitten.“, teilte er säuerlich mit. Noch immer war man dabei den Schlamassel seines Vorgängers, der von Präsidentin Hard’s Vorgänger ernannt wurde, zu beseitigen. Dazu gehörte auch der Scherbenhaufen beim Vereinten Geheimdienst der Flotte. Er rutschte ein wenig nach vorne, beugte sich vor. „Setz die Unterhaltung mit ihm fort, finde so viel heraus wie du kannst. Er ist unsere beste Quelle aus dem Sternenreich seit zu vielen Jahren. Seine Insiderinformationen könnten uns einen wichtigen Einblick geben.“
Damit hatte Kijra gerechnet, daher war sie von der Anweisung ihres Vorgesetzten nicht sonderlich überrascht. Dennoch hatte sie dieses Gefühl.
„Ist das ein Problem?“
„Nein.
Es ist nur, ich habe dieses Gefühl ihn von irgendwoher zukennen.“ Wenn sie erfuhr wieso er gerade nach ihr verlangte, fand sie vielleicht die Antwort. Ob sie das wollte, stand auf einem anderem Blatt.
„Halte mich auf dem Laufenden.
Renato Ende.“

***
2 Militärpolizisten holten ihn aus seiner Arrestzelle. Wie die Male zuvor wurde er abgescannt und durchsucht. Anschließend bekam Kroos die Energieschellen angelegt. Er warf Shira ein Lächeln zu, um sie zu beruhigen. Das Kraftfeld der Arrestzelle wurde aktiviert. Sie trat so nahe heran, wie sie konnte ohne dem Kraftfeld zu nahe zukommen.
Eskortiert von den Marines brachte man ihn zum Befragungsflügel vom Arrestkomplex. Die Befragungsräume lagen in einem anderem Containerabschnitt. Alles war einhaltig. Graue Wände. Marmor imitierter PVC Boden. Dunkelgrüne Türen. Duralpanzerstahl verstärkte Gittertüren.
Vor einer Tür stand bereits ein Militärpolizist, der das Türpanel berührte. Wodurch die Tür zum Befragungsraum beiseite glitt. Kroos trat ein.
Diesmal wurde er erwartet. Vize Admiral Kijra saß bereits und bat ihn mit einer stummen Geste Platz zunehmen. Auf dem Tisch stand ein Tablett mit belegten Brötchen, eine Karaffe mit Wasser und eine Thermoskanne. Dem Duft nach, der im Raum hing, war der Inhalt der Kanne aromatischer Kaffee.
Er setzte sich, goss Wasser in sein Glas. Seine Gesprächspartnerin nickte den Wachen zu. Die Marines zogen sich zurück und die Tür schloss sich. „Wie hat es Flottenadmiral Renato aufgenommen?“
Die Frage bestärkte ihr Gefühl weiter, ihn zukennen. Seine Ausdrucksweise, dass Standard das er sprach, sein Gebaren. Alles wirkte auf sie vertraut. Bloß das Äußere wollte einfach nicht passen. „Sagen Sie es mir?“
Seine Mundwinkel zuckten. „Ihr Bericht unserer Unterhaltung hat ihm wohl verdeutlich, wie ernst die Lage ist, dass der Krieg unausweichlicher ist als alle bisherigen Einschätzungen.“ Er war ruhig.
„Da könnten Sie recht haben.“, stimmte Kijra ihm bedenkenlos zu. „Die Frage ist, wieso Sie uns davon erzählen?“
„Weil mein Vater nicht sieht, wohin das führt.“ Frustration schwang in seiner Stimme mit. Er hatte an die Vernunft appelliert. Ohne Erfolg. Sein Vater wollte nicht zurückstecken. Dazu war es auch längst zu spät. „Viele werden dabei sterben.“ Trauer klang nach. Einige davon waren seine Freunde. Sie opferten ihr Leben ohne den blassen Schimmer der wahren Hintergründen. „Er merkt nicht das Sie ihn manipulieren.“ Den Satz flüsterte er beinahe.
„Wen meinen sie mit Sie?“, hackte Kijra aufmerksam nach.
Kroos schaute Sie an. „Diejenigen in dessen Namen der Mittelsmann die Vereinbarung mit meinem Vater geschlossen hat.“

***
„Wissen Sie wer Die sind?“
Er zögerte. Nicht aus Angst oder Furcht. Sondern weil er nicht wusste wie viel er sagen sollte. Seine Nachforschungen zu diesem Thema hatten nur wenig zutage gefördert. Gleichzeitig aber genug um sich Sorgen zu machen.
Wer auch immer im Hintergrund das Sagen hatte, zielte auf die Destabilisierung der Galaxie ab. Zu welchem Zweck konnte Kroos nicht mit Bestimmtheit sagen, er war sich jedoch sicher dass es nichts Gutes war. Und Sie würden alles Tun um ihre Machenschaften solange zu verbergen, bis die Zeit gekommen war, sich allen zu offenbaren.
„Nein.“ Wieder zögerte er. „Ich konnte jedoch 3 der Mittelsmänner ausfindig machen. Nicht aber wen Sie vertreten.“ Irgendetwas sagte ihm dass das auch besser so war.
„Ich dachte einer hätte mit ihrem Vater die Vereinbarung geschlossen?“
Kroos nickte. „Das stimmt.
Er ist bloß nicht der Einzige.“
Kijra wartete ab. Sie spürte das hinter alldem mehr steckte, als sie bisher vermuteten. An der Echtheit oder dem Wahrheitsgehalt zweifelte die Gvanerin nicht. Auch wenn sie sich zu Vorsicht gemahnte, ihm nicht zu sehr zu glauben. Letzten Endes konnte es sich als perfekt konstruiertes Lügenwerk handeln, dem Sie auf den Leim gingen. Glauben tat sie es zwar nicht, aber das bedeutete nicht, dass der Fall nicht eintreten konnte.
„Konnten Sie Identitäten feststellen?“
Der Ocleaner nahm ein Schluck Wasser, wartete einige Sekunden und nickte schließlich. Wieso bekam Sie ein ungutes Gefühl! „Ihre Namen sind; Miranda Holm. Satō Kobayashi. Fritz Schmitt.“ Woher kannte sie die Namen? „Sie waren Mitglieder der Hancock Expedition, die vor 7 Jahren verschwand und für tot erklärt wurden.“
Meine Güte!

***
Eine unerwartete Wendung, die er so nicht vorhergesehen hatte. Manches ließ sich eben nicht vorhersehen oder einkalkulieren. Dafür waren die Geschehnisse zu unberechenbar. Man konnte nur hoffen, dass es nicht ganz aus dem Ruder lief.
Er las sich die Nachricht erneut durch. So schlecht wie auf den ersten Blick wirkte sie längst nicht mehr. Sicherlich hätte es besser kommen können, doch damit musste man einfach Leben. Die Galaxie drehte sich nicht um einen, sondern man(n) drehte sich mit der Galaxie.
„Wie sollen wir vorgehen?“
Er legte das Pad zurück auf seinen Tisch, lehnte sich zurück und wandte sich der Aussicht zu, die hinter der Glaswand lag. Die Wolken standen tief. Manche Wolkenkratzer und Megatower verschwanden darin. Leichter Schneefall benetzte die Skyline. Fehlte nur noch der Zimtduft.
Es gab verschiedene Arten auf die Nachricht zu reagieren. Die Wahl zu treffen machte den Unterschied. So war der Lauf des Lebens. Jede Entscheidung wurde nach einer sorgfältigen Auswahl abgewogen und getroffen. Oder auch nicht! Einen Schnellschuss, der in jungen Jahren vorkam, würde fatale Folgen haben. Überlebte man, war man in der glücklichen Lage daraus zulernen. Oder auch nicht!
„Sir!“
Er drehte sich zurück, schaute den Mann auf der anderen Seite seines Schreibtischs an. „Wir schauen wie sich die Sache entwickelt.“ Wenn sein langjähriger Gefolgsmann nicht damit einverstanden war, so zeigte er es nicht. Selbst wenn, hätte es seine Entscheidung nicht beeinflusst. „Für den Eventualfall sollen Vorbereitungen getroffen werden.“ Eine Absicherung konnte nicht schaden. „Still und heimlich.“, fügte er ernst hinzu.
Sein Gefolgsmann nickte, verbeugte sich leicht und verschwand aus dem Raum.
Er wandte sich der Aussicht zu. Wie sagten die Menschen! Abwarten und Tee trinken.

***
Das spurlose Verschwinden der Hancock Expeditionsteilnehmer war von großem medialen Interesse. Auch später, als die Suche eingestellt und die Frauen und Männer für tot erklärt wurden, hallte die Sache Wochen nach. Dann bekam etwas anderes die mediale Aufmerksamkeit, die Ereignisse verschwanden allmählich aus den Köpfen. Erst am Jahrestag sendeten die meisten Networkstationen Beiträge zum Thema. Mehr nicht.
Bei Kijra hatte die Neuigkeit, 3 der Teilnehmer seien am Leben, natürlich wie eine Bombe eingeschlagen. All die Berichte, Beiträge, Veröffentlichungen überschwemmten ihr Sein wie ein Tsunami. Die Übertragung der Beisetzung spielte sich vor ihrem Auge ab. Sie hatte sogar Tränen dabei vergossen. Die Postume Verleihung der Ehrenmedaille durch den Präsidenten. Sie erinnerte sich noch lebhaft wie der Präsident einem Mädchen, die Tochter eines Expeditionsmitglieds (bloß von wem!), die Schatulle mit der Medaille reichte. Das Bild ging in der Galaxie herum, wie die tansanische Grippe, und wurde Wochen später mit dem Network Award ausgezeichnet.
Wenn herauskäme das 3 Mitglieder der Hancock Mission lebten und taten was sie taten, dagegen wäre eine Supernova ein kleiner unbedeutender Funke. Kein Skandal, keine Enthüllung konnte da mithalten. Es würde alles Bisherige in den Schatten stellen.
Das durfte nicht passieren. Wenn Kijra dabei an das Mädchen dachte, zerriss es ihr das Herz. Die Folge dessen was geschehen würde, wenn es rauskam, waren unüberschaubar. Das wäre unverantwortlich, so leid es ihr für das Mädchen tat.
„Können Sie das beweisen?“
Sein Nicken fiel knapper aus, als zuvor. „Ich habe meine Recherchen auf einem bioneuralen Chip gespeichert.“
„Wo ist der?“ Sie ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es nur eine Art von Antwort gab, die Sie zufriedenstellte.
„Ich hab ihn mir in die Brust indiziert.“
Ihre Miene blieb starr. Die Augenwinkel zuckten kaum sichtbar.
________________________________________

-Vier-

Die Männer trafen sich nicht zum ersten Mal. Sie kannten einander, arbeiteten zusammen und 2 spielten regelmäßig Golf. Diesmal war es jedoch keine gewöhnliche Zusammenkunft von alten Freunden. Es ging um etwas von Bedeutung. Diese Art der Treffen fanden unter den strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Niemand durfte davon wissen.
„Das müssen wir unter allen Umständen unter Verschluss halten.“, sagte der kahlköpfige Mann brummig. Das Pad legte er auf den Beistelltisch zwischen Fenstertür und Kamin.
Draußen regnete es in Strömen. Starke Winde ließen den Regen obskur Tanzen. Mal wie eine Bauchtänzerin, dann wie ein durchgeknallter Teenie auf Droge.
„Was sagt der Major dazu?“, wollte der Kräuselkopf der Runde wissen.
„Er würde sich am liebsten selbst mit dem Ocleaner unterhalten.
Eine solche Quelle hat er sich immer gewünscht.“
Das Kahlköpfige brummte ungehalten. Die Anderen gingen darauf nicht ein.
„Wie reagieren wir?“ Kräuselkopf ging zur Bar und schenkte sich nach.
Der Dritte im Bunde stand am Fenster, schaute in die verregnete Nacht. Es stimmte, sie mussten es unter allen Umständen unter Verschluss halten. Daran gab es vorläufig nichts zu rütteln. Das hieß aber nicht das sie die Informationen nicht nutzen konnten.
Im Gegenteil, sie mussten sie nutzen.
„Wir lassen Sie weiter machen. Mal sehen was er ihr noch sagt.“ Keiner widersprach ihm. Was sie durchaus hätten tun können. Sie saßen alle im selben Boot.

***
Kijra konnte nicht gerade sagen gut oder ausreichend geschlafen zuhaben. Kroos hatte zugestimmt, dass man den Chip operativ entfernte. Der Grund, warum er ihn sich indizierte, war einfach. Durch seine bioneurale Eigenschaft konnte man ihn im Körper nicht orten. Außer man wusste wonach man suchte. Daher konnte sie niemandem einen Vorwurf machen.
Auf dem Chip waren alle möglichen Aufzeichnungen gespeichert. Dutzende Standbilder aus Überwachungsvideos. Reisedaten. ID-Pässe. Hotelrechnungen. Jedes Fitzelchen was auch nur annähernd mit den 3 für Tot gelaubten in Verbindung stand, hatte der Ocleaner zusammengetragen. Eine beachtliche Leistung.
Für wen die 3 aber arbeiteten, ließ sich dennoch nicht feststellen.
„Sie sagten, für den Technologietransfer haben die ein Sternensystem bekommen!“ Beim Durchsehen der Aufzeichnungsprotokolle war Sie auf den Punkt gestoßen.
Kroos nickte. Der operative Eingriff war ambulant gewesen. Die Stelle wurde betäubt. Der Arzt schnitt mit einem Laiserskalpell rein, öffnete die Wunde und holte mit einem Minitraktorstrahl den Chip heraus. Eine Schwester schloss die Wunde und legte den Wundgenerator auf die Stelle. 20 Sekunden später konnte Kroos sich wieder anziehen. Marines brachten ihn zurück in seine Zelle. „Es liegt im Niemandsland des Sternenreichs hat einen toten Gasriesen der Klasse M und eine Sonne vom Typ G.
Weit und breit gibt es kein bewohntes Sonnensystem, kein Raumverkehr oder anderweitige Aufmerksamkeit. Niemand darf es anfliegen. Bojen im Hyperraum und an der Systemgrenze warnen jeden davor.
Im System selbst überwacht die Garde, handverlesen, einen äußeren Grenzstreifen von 500.000 Kilometer. Sie haben Befehl jeden Eindringling ohne Vorwarnung zu zerstören.“
„Und dahinter?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sensorische Dunkelheit. Mir gelang es ein Sensorbild zu bekommen aber viel zu erkennen ist nicht.“
„Wie?“
Sein Zögern erhöhte die Spannung. Bisher schien sie keinen blassen Schimmer zuhaben, wer eigentlich vor ihr saß. Was sie sich sicherlich fragte. Er an ihrer Stelle würde es. „Ich hab mir dafür die Apollo-Station ausgeliehen, Ma’am.“
Kijra zuckte zusammen, als hätte man ihr eine Ohrfeige gegeben. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Das war unmöglich!
Der Ocleaner lächelte kurz verschmilzt.

***
Die Apollo-Station lag im SubSeven System der Union. Dem wohl wichtigstem militärischen Sternensystem der Vereinten Streitkräfte. Es befanden sich nicht nur 15 Großwerften, das Entwicklungszentrum, Forschungsbasis, Prototypenprojekte im System, sondern auch die Apollo-Station.
Im Grund bestand sie lediglich aus einer riesigen Sensorphalanxplattform mit einem Kontrollzentrum. In jedem Sternensystem der Union befanden sich stationäre Ortungssatelliten (teilweise), Sensorplattformen und Sensorbojen. 90 Prozent waren mit einem Subraumkanal ausgestattet (oder umgerüstet worden), über den man auf die jeweilige Gerätschaft zugreifen konnte.
Apollo besaß via Subraumimpulse eine ständige Verbindung zu ihnen, nahezu in Echtzeit, und übermittelte ein Sensorbild der gesamten Union. Anhand von Sonden konnte der Sichtbereich von Apollo über die Grenzen hinaus erweitert werden. Man konnte also sagen, dass Apollo eigentlich nichts weiter als ein Horchposten ist, dessen Existenz und Funktion streng geheim war. So das selbst Ranghohe Mitglieder der Streitkräfte nicht wussten das es Apollo gab.
Dafür aber ein illegal eingereister Ocleaner, der ihr Gegenüber saß und ihr soeben sagte Zugriff auf Apollo gehabt zuhaben. Die Möglichkeit, dass das geschah, ging gegen Null. Eigentlich! Wie also war das möglich?
„Ich war nicht ganz ehrlich zu ihnen, Admiral.“, begann Kroos nach langer Pause. Er blieb aufrecht sitzen.
„Inwiefern?“ Ihre Anspannung wollte nicht weichen.
Was wohl wenig verwunderte wenn man von einem Geheimnis informiert wurde, über dass die betreffende Person unter keinen Umständen hätte Bescheid wissen sollen.
„Wir kennen uns.“ Sie starrte ihn an. „Nicht persönlich.“, beschwichtigte er sofort. Kroos wollte sie nicht in Misskredit bringen, obgleich sich das wohl kaum vermeiden ließ, bei seiner Vergangenheit. „Jedenfalls in meinem jetzigen Leben.“ Eine Pause. Im Raum knisterte es förmlich. „Sie kennen mich aus einem anderen Leben.“ Er stand auf, blieb ruhig stehen. „Ich bin Mario Hoffmann, Lieutenant der Vereinten Flotte.“

***
Sie hörten näherkommende Schritte im Gang. Sorge blitzte in ihren Augen auf. Er lächelte ihr zu, strich ihr über die Wange. Das konnte ihre Sorge um ihn nicht beseitigen aber zumindest beschwichtigen.
Früher oder später hätte er die Karten auf den Tisch legen müssen. Eine Folge dessen wäre eine Anklage wegen Spionage, Sabotage und Diebstahl im besonders schweren Fall. Das Strafmaß läge bei lebenslanger Haft. Darüber war er sich im Klaren. Solange er sicher war, das Shira vor dem Zugriff seines Vaters sicher war, spielte es keine Rolle. Einmal mehr wunderte er sich, wie ihn die Zeit in der Union veränderte. Sie mal von ganzen Herzen zulieben, alles aufzugeben was ihm einst Lieb und teuer war, nur um sicherzugehen das es ihr gut ging. Daran hatte er niemals gedacht, als er sich auf den OP-Tisch legte und zu einem Menschen wurde.
Jemand trat an ihre Arrestzelle. „Entschuldigung.“ Kroos schaute auf. Commander Uganda stand zusammen mit einem Marine hinter dem Kraftfeld. „Hätten Sie Interesse an einem Spaziergang?“ Der Mischling fragte höflich. Seine Augen hingegen waren kühl. Der Sachlage entsprechend. Herzlichkeit konnte er nicht erwarten.
Er nickte, wandte sich Shira zu. Die Sorge blitzte von Neuem auf. Kroos strich eine Strähne aus dem Gesicht. „Mach dir keine Sorgen.“, flüsterte er ihr zu, küsste sie und stand auf.
Der Marine schaltete das Kraftfeld aus, und als er hinausgetreten war, aktivierte er es wieder. Sein Kollege scannte ihn und tastete ihn ab. Ihm wurden Handenergieschellen angelegt.
Man verließ den Zellentrakt, ging einen anderen Weg wie sonst und verließ schließlich den Komplex aus Containerbauten.
Draußen schien die Sonne. Seine Augen mussten sich erstmal daran gewöhnen. Von 4 Marines begleiteten gingen Kroos und Uganda Seite an Seite über das Areal vom Stützpunkt.
Akkurat geschnittene Hecken, hüfthoch. Palmen gesäumte Fußgängerwege. Containerbaracken. Fertighäuser, die in Einzelteilen eingeflogen und zusammengesetzt wurden. Jäger flogen über ihre Köpfe hinweg. Ein Schild wies daraufhin, dass sie den Strand betraten.
„Ihr Geständnis hat für ne Menge Wirbel gesorgt.“, begann der Mischling die Unterhaltung außerhalb der Befragungsräume. Was es nicht weniger offiziell machte.
Er gluckste heiter, schaute aufs Meer hinaus. Der letzte Gang in Freiheit! Wie sehr er Shira an seiner Seite gehabt hätte. „Kann ich mir denken.“
„Wie haben Sie es angestellt?“
Längst gab es kein zurück mehr. „Ich gehörte zum Stab, der die Systemroutinen optimierte. Bei meiner Arbeit hab ich eine unsichtbare Hintertür eingebaut, die mir gestattete auf das gesamte System zu zu greifen, ohne die Sicherheitsprotokolle auszulösen oder eine Spur zu hinterlassen.“ Vermutlich hörte es sich schwierig an, war es aber nicht. Zumindest nicht, wenn man direkt vor Ort an einer Terminalstation saß und direkten Zugriff auf die Binär-, Sekundär- und Basiscodes hatte. Ein Hackangriff von außen wäre unmöglich zu verschleiern gewesen. Zumal die betreffende Person gar nicht soweit ins SubSeven System vordringen konnte. „So konnte ich von Oclean Prime aus auf Apollo zugreifen.
Das System habe ich mit einer Sonde verlinkt, die ich auf dem Liga Schwarzmarkt erworben habe. Die Sonde brachte ich dann mit einer Trägerrakete ins Nachbarsystem, sprengte sie ab und ließ sie in das System driften.
Sobald es eine eingespeiste Distanz zurückgelegte, schaltete sie sich an und lieferte für 5 Sekunden ein passives Sensorbild. Anschließend schaltete sie sich ab. Den Kurs der Sonde habe ich so gewählt, dass die Schwerkraft der Sonne sie erfasst und verglüht.“
Uganda war durchaus beeindruckt. Ein solches Vorgehen barg immer ein Risiko. Selbst ein Passivscan konnte entdeckt werden, wenn man nahe genug im Erfassungsbereich der Gegenseite war. Doch ein passives Sensorbild war bei Weitem nicht so umfangreich wie ein aktives. Daran konnte auch der heutige Stand der Sensortechnik nichts ändern.
„Da sind Sie ein enormes Risiko eingegangen.“ Seine Schlussfolgerung nahm der Ocleaner mit einem Schulterzucken zu Kenntnis.
„Mir blieb keine Wahl.“, nuschelte Kroos. „Wie lautet ein Sprichwort! Ein Leben ohne Risiken ist kein Leben.“
Jetzt war es an Uganda zu glucksen. „Und wie lebt es sich?“
Wurden sie zu freundschaftlich! „Nicht so glamourös wie in den Saladin Holofilmen.“ Sie lachten, wie Freunde die unbekümmert am Strand entlang gingen. Die Heiterkeit legte sich. Der Ernst kehrte langsam zurück.
„Was ist auf dem Sensorbild zu sehen?“

***
Nicht viel! stellte er beim betrachten des Sensorbilds fest. Dafür war einfach zu wenig Zeit geblieben. Selbst ein Passiv Scan konnte geortet werden, wenn er zu lange dauerte. Es war mit Sicherheit mehr Zeit drin gewesen als 5 Sekunden, doch je länger er dauerte, je höher die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung. Außerdem konnte nichts einen aktiven Scan ersetzen, egal wie gut die Sensortechnologie auch war.
Andererseits zeigte das Sensorbild genug, um sich ein Bild der Lage zu machen. Diejenigen, die in dem Sternensystem hausierten, wollten nicht dass ihr Treiben entdeckt wurde. Aus diesem Grund hatten sie Sensorschattenplattformen im System verteilt. So schufen sie eine sensorische Dunkelheit. Störsender. Blenderplattformen. Eloka Stationen, trugen dazu dabei, das Geheimnis zuwahren. Es gab nur eine Möglichkeit hinter die Wand aus Dunkelheit zusehen.
„Wie schnell kann Unternehmen Ikarus starten?“
„In weniger als 10 Stunden.“
Seine Aufmerksamkeit kehrte zum Sensorbild zurück. Der tote Gasriese und die Sonne waren die einzigen klaren Fixpunkte. Dazu kamen beinahe 25 Signaturen in der 500.000 Kilometer breiten Sicherungszone, wo Großkampfschiffe der Garde patrouillierten. Die Echos in diesem Gebiet beliefen sich auf das Zehnfache. Ob es sich um Raumschiffe handelte, die unter Emissionsstille lagen, ließ sich mit den vorhandenen Daten nicht feststellen.
Ganz zu schweigen von den Echos im Systeminneren. Jene verteilten sich um eine verzerrte Signatur, die hohe Energiewerte auswies und keinesfalls von einem Schiffsantrieb stammen konnte. Ein stationäres Objekt tief im System gelegen. Auf dem Pad sah es aus, als hätte der Touchscreenbildschirm Ausschlag.
Beim Vergleich grunzte er kaum hörbar. Wenn es jemand mitbekommen hatte, so schwiegen sie.
„Wie lautet die Einschätzung von OPZ?“, fragte einer der Anwesenden.
„Auf den Daten basierend, die welche Sie dem Sensorbild entnommen haben“ Der Mann sprach ein behäbiges Standard. „gehen Sie von 3 Verteidigungsringen um Ziel Alpha in Verbandsstärke aus. Die Systemstreitmacht schätzen sie auf 200 bis 250 Großkampfschiffe.“ Eine Verteidigungsarmada!
So groß die Streitmacht auch war (und sie war groß), zeigte sich auch das sie noch nicht groß genug schien, um aus dem Verborgenen zu kommen. Diese Chance konnten, nein mussten, sie nutzen. Anderfalls drohte, in dem bevorstehendem Chaos alles zu versinken.
„Wir haben keine Wahl.“, sagte die einzige Frau der Runde entschlossen. „Das ist unsere Chance ihnen einen Schlag zu versetzen.“ Sie schaute jedem ins Gesicht. In ihren Augen loderte die Glut der Entschlossenheit. „Damit zeigen wir ihnen das wir gemeinsam gegen sie kämpfen. Je eher wir unsere Entschlossenheit demonstrieren, umso besser.“
Er konnte ihr nur bedingt zustimmen. Ihm war nicht wohl dabei das Unternehmen Ikarus zu starten ohne den Frauen und Männer, die Ikarus ausführten, bessere Informationen zur Hand zugeben. Andererseits, je mehr Zeit verging, desto stärker wurde der Feind, gegen den sie sich verbündeten. Wie auch immer er es drehte und wendete, ihm gefiel die geringe Auswahl an Optionen überhaupt nicht.
„Also starten wir Unternehmen Ikarus!
Einwände?“
Ruhe kehrte in die Runde ein. Jeder ging noch mal in sich, dachte über alles nach. Wenn jemand Einwände hatte, so verschwieg er sie. Die Sekunden wurden zu Minuten. Keiner sagte was, obwohl die Möglichkeit dazu bestand.
„Gut. Dann ist es entschieden.“ Die Zeit war verstrichen. Jetzt gab es kein zurück mehr.
Eine Hologestalt nach der anderen löste sich auf.
Er blieb alleine zurück. „Möge Gott uns beistehen.“
________________________________________

-Epilog-

Miranda Holm, Satō Kobayashi und Fritz Schmitt standen in der Aussichtskuppel der Hancock. Alle schwiegen. Hinter dem Duroplastglas sahen sie, wie das Gebilde kurz vor seiner Vollendung stand. Jeder von ihnen nahm es regungslos zu Kenntnis.
Trotzdem konnte sich keiner der gewaltigen Macht entziehen. Sobald das Gebilde vollendet war, würde die Zeit im Verborgenen endgültig vorbei sein. Sie würden sich der Galaxie offenbaren und sich das nehmen, was ihnen vor 7000 Jahren verwehrt wurde. Nämlich alles.
Etwas flackerte in Miranda auf, störte ihr gleichgültiges Empfinden und verschwand im Nichts ihres Bewusstseins. Für einen Moment fand sie ihr Gleichgewicht wieder. Dann brach ein Tornado der Unruhe in ihrem Inneren los.
Da schrillte der Schiffsalarm.
Dennoch rührte sich keiner vom Fleck.
Was auch immer den Alarm auslöste, spielte keine Rolle. Ein Fragment des Gebildes fehlte noch. Sie sahen, wie Drohnen es in Position schleppten. Der Alarm verstummte, das rote Licht spiegelte sich im Kuppelglas.
Die Unruhe wollte nicht weichen. Genauso wenig wie sie selbst.
Die Rückkehr stand unmittelbar bevor. Das Alleine zählte für die Personen an Bord der Hancock.
Ein neuer Alarmton hallte durchs Raumschiff.
Raketenstarts!

***
Eng umschlungen standen sie da. Die Sonne schien. Nichts um sie herum war von Bedeutung. Jedenfalls für den innigen Moment, den man ihnen gewährte. Ihre Lippen berührten sich, liebkosten einander. Die Zeit schien still zustehen.
Doch Schein trügt. Er schaute in ihr schönes, fein geschnittenes Gesicht, streichelte ihr seidene Haut, nahm ihre Hände und küsste Sie. Ein Abschiedskuss. Das wussten beide. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Eine kullerte die Wange hinunter.
Kroos wischte sie weg. „Hey. Du musst nicht weinen, Shira. Es ist alles in Ordnung.“
Ihre Augen schauten hinter ihm. Was sie dort sahen, brauchte er nicht zu sehen. Ein zuversichtliches Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht. „Ich Liebe dich.“ Er gab ihr einen Kuss.
Nur widerwillig ließen sie einander los. Er nickte ihr zu. Shira wandte sich zögerlich ab und ging auf die bereitstehende Fähre zu, die auf sie wartete.
Ein Teil von ihm wollte nicht das sie ging. Es war der egoistische Teil. Er konnte ihn durchaus verstehen. Doch so war es nun mal zu ihrem Besten. Sie war in Sicherheit, das alleine zählte und ließ jeden Egoismus verschwinden.
In Begleitung zweier Marines erreichte Shira die Fähre, drehte sich vor dem Einstieg um. Er konnte sie weinen sehen. Es brach ihm das Herz. Für einen flüchtigen Moment wollte er zu ihr, sie in den Arm nehmen. Doch so sehr Kroos ihr gefolgt wäre, tat er es nicht. Die Trennung war notwendig. Schmerzhaft! Auf jeden Fall. So war die Liebe.
Sie stieg in die Fähre. Die Luke schloss sich. Die Marines nahmen Abstand. Der Pilot ließ die Triebwerke an. Aus einem der Fenster schaute Shira ihn an.
Er liebte sie von ganzem Herzen. Niemals hatte Kroos gedacht so zu empfinden. Schuld daran trug seine Zeit in der Union. Eine Schuld mit der zu Leben hatte.
Das Heulen der Triebwerke nahm zu. Sie erreichten das Leistungslevel zum Starten. Jeden Moment würde die Fähre scheinbar schwerfällig abheben.
Soweit kam es nicht.
Eine Explosion zeriss das Vehikel. Die Druckwelle schleuderte sie zu Boden. Das Fauchen der Flammen rollte über die Liegenden hinweg. Wo Sekunden zuvor die Fähre stand, klaffte im Beton ein Krater.
Bevor Kroos das Bewusstsein verlor, verspürte er nichts. Alles war mit der Explosion aus seinem Sein rausradiert worden, als hätte nie etwas davon existiert. Es wurde von unbändiger Rache gefüllt.

***
Das Hangartor schloss sich hinter dem Luftfahrzeug. Im Hangarbereich selbst hielten sich lediglich 3 Personen auf. Dabei herrschte sonst mehr Betrieb. Bodenpersonal. Techniker. Flugpersonal. Niemand war zusehen. Aus guten Grund. Was sich im Hangar abspielte war nicht für die Öffentlichkeit gedacht.
Das Luftfahrzeug setzte zur Landung an. Der Pilot steuerte es in die aufgemalte Parkbucht, setzte aufs Hangardeck auf. Die Triebwerke gingen in den Leerlauf über. Die Luke öffnete sich. Eine Gangway klappte aus. Ein Mann in Zivilkleidung stieg aus, blieb an der Gangway stehen, schaute sich um.
Kurz nach ihm trat eine andere Person in die Luke, blieb stehen und schaute hinaus. Dann ging sie die Stufen hinab, betrat das Hangardeck.
Die Dreier Gruppe näherte sich ihr. 2 der Männer blieben immer ein Schritt zurück. Hinter der verspiegelten Brille schauten sich die Augen um. Suchten den gesperrten Hangarbereich ab. Der Mann in der Mitte hingegen kümmerte sich um so was nicht. Dafür waren seine Begleiter zuständig.
Man blieb vor den Passagieren des Luftfahrzeugs stehen.
„Willkommen Zuhause.“
Die Frau nahm die Kapuze ab. Sie nickte knapp, hielt dem Blick stand. Ihre Ähnlichkeit mit der tot gelaubten Ehefrau des Sohnes vom Primus war nicht zufällig. Sie war die Frau, wie sie leibt und lebte.
________________________________________

-Ende-
© by Alexander Döbber
 
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Hallo ihr Zwei.

Hab lange nichts mehr von euch gehört (gelesen).

Freut mich das euch die Episode gefallen hat.

MfG


Alexander Bone1979 (19.01.2011)

Da doska so schwärmt, musste ich natürlich auch gleich diese 29 Seiten lesen. Gut gemacht, muss auch ich sagen. Vor allem die Technik, die du da aufbaust, kommt sehr überzeugend rüber. Und am Schluss führst du den Leser an der Nase herum*Grins*

Jochen (19.01.2011)

Eine gelungene Fortsetzung zu "Maskerade" Spannend geschrieben , daher habe ich sie in einem Zug verschlungen.

doska (19.01.2011)

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