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6 Seiten

Das Weiße Königreich - Kapitel 22

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Seine Beine wurden mit jedem Schritt schwerer. Die Anstrengung ließ ihn schwitzen. Dabei konnte er seinen Atem sehen. „Weiter…Weiter…“, trieb er die Gruppe an. Man konnte Ihnen die Erschöpfung förmlich ansehen. So gerne Alexander selbst eine Pause einlegen wollte, konnte er es nicht. Sie mussten in Bewegung bleiben.
Schon seit einer Stunde rechnete er nicht mehr damit seinen Stellvertreter lebend wiederzusehen. Zusammen mit einem Dutzend Milizionäre hatte Volker versucht die Schergen des Fürsten aufzuhalten. Wodurch er Ihnen Zeit verschaffte, die längst schrumpfte. Es war nur eine Frage Zeit, bis die Fürstengarde Sie einholten.
Immer wieder fragte er sich, wie es soweit kommen konnte? Das Fürstentum versank in Gewalt und Anarchie. Alles nur wegen einer simplen Besteuerung? Der Fürst setzte seine Garde ein um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Dadurch wurde es nur noch schlimmer. Immer wieder kam es zu wahllosen Übergriffen. Proteste wurden niedergeschlagen. Aufstände ohne Rücksicht unterbunden. Wenn nötig mit Waffengewalt. Dabei ging die Garde nicht gerade zimperlich vor.
Er hatte mit angesehen, wie die Gardisten eine Versammlung auflösten und infolge der Unruhen die Waffen sprechen ließen. Die Schreie der Menschen öffneten ihm die Augen vor dem, was geschah. Bis zu diesem Zeitpunkt war Alexander ein treuer Soldat. Mit der Ermordung von Frauen, Kindern und Alten konnte er einfach nicht länger tatenlos bleiben.
Der Miliz gelang es die Gardisten zu besiegen. Nur war das nicht das Ende, sondern erst der Anfang. Drei Tage hielten Sie dem Angriff der Garde bei der Rückeroberung von Brückstadt stand. Danach folgte ein blutiger Straßenkampf. Als Sie mit einer Gruppe Flüchtlinge flohen, stand seine Geburtsstadt in Flammen.
Anfangs mussten Sie sich gegen kleine Gruppen der Garde zu Wehr setzen. Dann griffen Banden an. Jeder Kampf forderte Opfer. Was ihre Lage weiter verschlechterte. Vor einigen Stunden war man von Gardisten angegriffen worden. Nur mit Mühe konnten sie den Angriff abwehren. Um Ihnen Zeit zu verschaffen, stellte sich Volker mit Zwölf Männern der Übermacht.
Alexander schweifte in die Vergangenheit ab, als er nach Brückstadt zurückkehrte und seinen Dienst bei der Miliz antrat. Vorher war er in der Fürstengarde. Mit Siebzehn verließ er sein Elternhaus in einer kalten Frühwinternacht. Nach einem Streit mit seinem Vater. Fünfzehn Jahre vergingen, ohne das er je wieder von ihm hörte. Oft hatte Alexander während seiner Dienstzeit Briefe verfasst. Die Ersten schmiss er ins Feuer. Irgendwann stellte er das Schreiben ein, da es ihm sinnlos erschien. Wann er wieder anfing, konnte Alexander zeitlich nicht genau sagen. Abgeschickt hatte er keinen Einzigen.
„Major.“, rief ihn einer der Gefreiten aus den Gedanken.
Er drehte sich rum. Am Horizont waren kleine Punkte aufgetaucht. Stumm sprach er für Volker und die Milizionäre ein Gebet. Auch wenn Alexander nicht gläubig war. Die Punkte wuchsen schnell an.
Um Sie herum offenes Gelände. Im Nordwesten lag ein Waldrand. Ein rettender Grenzposten befand sich Einen Tag entfernt. Ihm standen Zehn Männer zur Seite um den Schutz der Leute zu gewährleisten. Bei weitem nicht das, was nötig war, um kampferprobten Gardisten die Stirn zu bieten. Darin machte Alexander sich keine Illusion.
Er warf einen Blick zurück. Die Punkte hatten an Größe gewonnen. Auch wenn die Entfernung recht weit war, schätzte er die Stärke auf ein Zwei Dutzend Reiter. Plusminus einer Handvoll. Eine Stunde schätzte er, mehr nicht.
Alexander winkte den Gefreiten zu sich. „Die Leute sollen alles hier lassen.“ Der junge Mann nickte und eilte davon.
Unter kleinlautem Protest führten die Menschen die Anweisung aus. Dann marschierte man weiter. Immer wieder ging sein Blick zum Waldrand. Ein gesundes Misstrauen breitete sich in ihm aus. Wie die meisten Menschen hatte er eine Abneigung gegenüber Wälder. Woran das lag, wusste er.
Seine Pflicht war es die Menschen zu schützen. Auf offenem Gelände der Kavallerie der Grade gegenüberzustehen war Selbstmord. Da Sie auf keinen Fall einen rettenden Grenzposten erreichten und ein Kampf nicht in Frage kam, blieb nur eins übrig. Alexander sah zum Waldrand. Ihm sträubten sich die Nackenhaare.
„Zum Waldrand.“
Das Zögern der Leute währte einen knappen Augenblick. Es reichte aus um ihnen die Aussichtslosigkeit ihrer Lage zu verdeutlichen. Ohne Widerspruch hielten sie auf den Waldtand zu.
Als ihren Verfolgern klar war, was der Richtungswechsel beabsichtigte gaben die Reiter den Pferden die Sporen. Bald konnte man die Punkte als das erkennen, was sie waren. Eine Kavallerieeinheit der Fürstengarde.
Das Bummern der Hufe ertönte. Wodurch die Angst geschürt wurde. Sie rannten. Ein Mädchen stolperte. Worum sich niemand scherrte. Jeder wollte seine eigene Haut retten. Ein Mann stand kurz davor auf dem Mädchen herumzutrampeln, als Alexander ihn beiseite schubste. Der Mann funkelte ihn wütend an. Was ihn wenig interessierte.
Er hob das Mädchen hoch. „Alles in Ordnung, Kleines?“ Das Mädchen nickte. Ihre mandelförmigen Augen hatten sich die Unschuld bewahrt. Nicht selbstverständlich für die momentane Situation.
Alexander ließ sie herunter und schloss sich gleich der Gruppe an. Er blickte ihr einige Sekunden hinterher. Dann wandte er sich um. Das Wummern schwoll an. „Angriffslinie.“ Die Milizionäre stellten sich auf. Sie zückten ihre Schwerter. So aussichtslos die Sache auch war, ihn ergriff der Mut der Männer mit Stolz. Schließlich hätten sie auch die Beine in die Hände nehmen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen können.
Er konnte das Weiß in Augen der Pferde sehen. Ihre Nüstern blähten sich vor Anstrengung. Das Eine oder andere Pferd hatte Schaum vorm Maul. Die Gardisten trieben die Pferde entschlossener an. Sie wollten die Milizionäre überrennen, um dann über die wehrlosen Leute herzufallen. Wenn er schon sterben musste, dann würde Alexander manch einen mitnehmen.
Der gefrorene Boden pochte unter den Hufen. Ein fester Stand. Lockere Arme. Fester Griff. Er atmete die kühle Luft tief ein, hielt den Atem an und ließ sie langsam entweichen. Das aufeinander Treffen stand kurz bevor. Die Kavallerieeinheit war nur noch wenige Meter entfernt. Alexander spürte einen Luftzug. Plötzlich kippte einer der Gardisten aus dem Sattel. In seinem Brustpanzer steckte ein Pfeil.
Sekunden verstrichen bevor ihm klar, was er da sah. Keiner seiner Männer trug Pfeil und Bogen bei sich. Eben sowenig die Zivilisten. Brutal stoppten die Reiter ihre Pferde. Alexander sah über seine Schulter.
Auf den ersten Blick war niemand zu sehen. Dann trat eine Gestalt aus dem Waldrand. Er hätte nie gedacht froh darüber zu sein einen Elb zusehen. Es handelte sich um eine Frau, wie ihm klar wurde. Sie trug Pfeil und Bogen. Ihr goldblondes Haar hing über ihre rechte Schulter.
Die Gruppe war stehen geblieben, als die Elbin auftauchte. Das Mädchen sah zu ihm. Alexander winkte ihr zu weiterzugehen. Sie tat es und blieb nicht stehen, als die Elbin sie ansah. War das ein Lächeln? Nach und nach folgten die anderen dem Mädchen, vorbei an der Frau in den Wald hinein.
„Ihr lasst euch von einer Spitzohrin einschüchtern.“, rief der Anführer seinen Männern abfällig zu und gab seinem Pferd die Sporen. Einen halben Schritt machte der Gardist. Dann stoppte er.
Links und rechts von der Elbin tauchten weitere Elben auf. Im Gegensatz zu der Frau trugen die Männer Rüstungen. Zwei zielten mit Bögen auf die Gardisten. Drei führten Schwerter als Waffen mit sich.
Man sah dem Anführer an, wie er die neue Lage bewertete. Drei elbische Bogenschützen, deren Fähigkeiten allzu bekannt waren und Fünf Schwertträger, plus Zehn Gardisten. Ohne Erstere hätte sich der Anführer die Sache nicht noch mal überlegt.
„Diesmal seit ihr mit dem Leben davon gekommen.“, richtete der Anführer an Alexander.
„Damit kann ich Leben.“
Der Blick sprach Bände. Die Kavalleriereiter wendeten die Pferde und ritten weg. So glücklich er über die Sache auch war, wurde ihm klar das die Reiter jemand anderen ins Visier nehmen würden. Niedergeschlagenheit machte sich bei ihm breit. Um die Garde aufzuhalten, gab es nur einen Weg. Offener Kampf. Das Resultat war ein Bürgerkrieg. Wie konnte es nur soweit kommen?

***
Als Alexander vor die Elbin trat, unter dem wachen Blick ihrer Begleiter, spürte er etwas was ihm in solch einer Intensität noch nicht wiederwahren war. Die Frau besaß eine unglaublich kraftvolle Ausstrahlung. Ihr Gesicht wirkte wie bei einer Porzellanpuppe zerbrechlich. Sie sah wunderschön aus. Ihre Augen besaßen einen Glanz, den er bisher bei keiner Frau gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich auf Anhieb zu ihr hingezogen. Das war ihm bisher bei keiner Frau, geschweige den Elbin passiert.
„Ich danke euch für euren Beistand.“
Ihre dünnen Lippen formten sich zu einem entwaffnenden Lächeln. „Keine Ursache. Wir waren rein zufällig in der Nähe.“, entgegnete sie vollkommen ungezwungen. Was für ihr Volk untypisch war. Zumindest für die Elben, die er bisher getroffen hatte.
„Was ist euer Ziel?“, fragte der Elb zu ihrer Linken deutlich kühler. Er ließ auch den herzlichen Blick vermissen.
„Der Grenzposten Almeida.“
„Wenn es euch recht ist, könnt Ihr bei uns Ruhe und Kräfte sammeln.“, schlug die Elbin vor. Keiner ihrer Begleiter war darüber begeistert. Aus irgendeinem Grund war die Frau offener als sonst ein Elb.
Alexander sah zur Gruppe und seine Männer an. Sie waren erschöpft. Manch einer konnte kaum noch aufrecht stehen. Sein Blick ruhte auf dem Mädchen. „Wir nehmen euer Angebot gerne an. Sofern es keine“ Er suchte nach dem richtigen Wort. Schließlich waren ihre Begleiter von dem Vorschlag nicht besonders angetan. „Umstände macht.“
Ihr Schmunzeln zeigte ihm das Sie sich der Situation bewusst war. „Ich versichere euch dem ist nicht so.“ Das sahen ihre Begleiter anders.
Ohne sich weitere Gedanken zu machen, neigte er dankend den Kopf und ging an ihr vorbei zur Gruppe. Einer der Begleiter trat vor.
„Eure Mutter sieht das möglicherweise anders.“, sagte er auf elbisch.
Lumidee sah dem Menschen hinterher. Er strich dem Mädchen übers Gesicht und hob sich hoch. Dann sprach der Mann zur Gruppe. Man sah ihnen das Unbehagen an. Es beruhte auf Gegenseitigkeit, wie sie immer wieder feststellen musste. Der bekannte Kummer kehrte zurück. Wovon Sie sich aber nicht abhalten ließ. „Schön möglich, Jol.“, entgegnete sie und ging an Jol vorbei.

***
Die Natur hatte sich das Anwesen zurückerobert. Einst ging eine hüfthohe Mauer um das Grundstück herum. Ein längst zu gewachsener Weg führte zum Eingangsportal. Wurzeln. Moos. Schlingpflanzen. Blumen. Das waren die neuen Eigentümer. Die Doppeltür war fest im Rahmen mit Eisenbeschlägen verankert. Trotz des Bewuchs konnte man erkennen das jemand sie gewaltsam geöffnet hatte.
Michael tippte auf Schatzräuber oder eine der Expeditionen, die nie wieder aufgetaucht waren. Den Grund hatten sie kennengelernt. Sieben Zwerge hatten ihr Leben bei den Kämpfen im Dschungel verloren. Jedem von Ihnen wünschte er das ihr Name an der Pforte stand.
Geradezu erhob sich eine breite Treppe aus weißgrauem Stein. Von der Zwischenetage gingen seitlich schmalere Treppen ab, machten einen Knick und brachten einen in das obere Stockwerk. Was einem sofort ins Auge fiel, war das große Bleifenster über der Zwischenetage. Es zeigte eine Kreisanordnung von Sieben Schwertern. Ihre Spitzen waren auf einen Ring zentriert. Er besaß eine goldene Fassung, die fein ausgearbeitet war. Im Ringbett der Fassung lag ein Daumennagel großer grüner Saphir. Der Ring der Ritter. Oberhalb des Bildnis stand was in einer Sprache die in Eurasien in Vergessenheit geriet.
Auf dem Boden im Eingangsbereich lag ein Mosaikbildnis. Hier und da hatten sich Wurzeln, Moos und Schlingepflanzen ausgebreitet. Es war breiter als der Treppenaufgang und befand sich in der Mitte. Auch wenn die Natur Teile verdeckten, konnte man erkennen was, dass das Mosaik darstellte. Eurasien.
Wenn man sich vorstellen konnte wie das Ganze zur Zeiten der Ritter ausgesehen haben mochte, war es noch beeindruckender.
„Paladin.“, rief ein Krieger. Er stand an der Pforte wache. Michael und Paladin kamen zu ihm.
Draußen standen in 2 Reihen mehr als 2 Dutzend Dschungelkrieger. Vor Ihnen hielt sich ein Mann auf, dessen bunter Kopfschmuck, die Knochenketten, seine schon Ork ähnliche Statur und die Körperbemalung ihn deutlich hervorhob. Er war der Anführer. Sie hielten sich hinter der Mauergrenze auf.
„Wir sollten uns beeilen.“, murmelte Michael.
Paladin nickte zustimmend.
Im Moment schien dieser Ort Sie zu schützen. Irgendwann musste man ihn auch wieder verlassen. Vor allem wenn die Vorräte ausgingen. Der Feind konnte draußen in Seelenruhe warten. Sie mochten das Anwesen vom Orden der Ritter gefunden haben, gleichzeitig war es aber für Sie eine Sackgasse.
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-Ende, Kapitel 22-
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Habe gerade gesehen, dass ich hier noch keinen Kommentar geschrieben habe. Hier wird der Soldat und Rebell Alexander nebst seiner Kameraden vorgestellt, dem eine Elbin (gemeinsam mit ihren Kriegern) hilft der Fürstengarde zu entkommen. Michael hat währenddessen die Zeugnisse aus verganenen Zeiten des alten Ritterordens gefunden, aber er scheint sich in einer Sackgasse zu befinden.

Jochen (31.07.2010)

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