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10 Seiten

Das Tor - Kapitel 27

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Pérez, Ben, Tony, Samuel und Gabriel stießen auf eine 4 mannstarken Söldner Stoßtrupp. Die Israelis reagierten innerhalb von einem Bruchteil. Sie schossen. Dabei wurde beim ersten Feuerstoß ein Söldner getötet. Seine Mitstreiter gingen in einer Häuserbucht in Deckung, erwiderten umgehend das Feuer. Der Beschuss der Soldaten zwang sie immer wieder Schutz zu suchen. Über Funk riefen sie nach Hilfe.
Pérez gab seinen erfahrenden Männern Handzeichen. Tony und Samuel entfernten sich unterm Feuerschutz ihrer Kameraden, traten eine Haustür ein, suchten die Räume professional nach Feindkontakten ab und eilten ins Obergeschoss. Raum für Raum. Vor den fensterlosen Öffnungen gingen sie Stellung, beobachteten das Feuergefecht. Durch die höher gelegene Position hatten sie einen freien Blick in die Häuserbucht, in der sich die Söldner verschanzten. Einer von ihnen brüllte in ein Funkgerät, schlug mehrmals auf das Gehäuse ein.
Sie nahmen die Männer ins Visier als über ihnen schwere Schritte ertönten. Feiner Putzstaub rieselte von der Decke. Wie ein Ochse der über gefrorenen Boden ging. Direkt über ihnen blieb es stehen. Tony und Samuel schauten sich an. Sie waren nicht die Einzigen, die die erhöhte Position zu nutzen wussten.
Tony bewegte sich von der Öffnung weg. Er wechselte die Position und richtete sein Maschinengewehr von Heckler & Koch auf den Raumdurchgang. Was auch immer über ihnen war, konnte in Begleitung sein. Für den Fall würde er den Viechern einen Willkommensgruß entgegenschicken.
Samuel blieb auf Posten, schaute nach draußen. Über Pérez, Ben und Gabriel tauchte ein Schatten auf. Vollkommen lautlos war es vom Dach gesprungen. Das Vieh sprang direkt auf die Söldner zu. Zu spät sahen sie das Monster.
Die vorderen Krallen bohrten sich in die Oberkörper. Mit dem Kopf prallte er gegen einen Söldner, krachte mit ihnen durch die Hauswand. Die entsetzten Schreie verstummten Sekunden später.
Jetzt wussten sie gegen was die Söldner und die Männer der La Seguridad Global Sociedad kämpften. Der Trupp vereinte sich in einer Gasse, die zwischen den Häusern entlang ging. Sie folgten dem Verlauf Richtung Tempel. Den Reifenspuren nach zu urteilen, waren die Leute der La Seguridad Global Sociedad dahin unterwegs. Mit dabei hatten sie Professor Remzsch, ihre Zielperson…

***
Mit der richtigen Ausrüstung brauchte es keine Brücke um den Graben zu überqueren. Delgado`s Männer waren dementsprechend ausgerüstet. 3 Zentimeter große Titanbolzen wurden zusammen mit einem Gestell aus Aluminium in den Boden getrieben. Die Spannweite der Klappgestelle betrug 7 Meter. Sobald sie kippte, bohrten sich Widerhaken in die Grubenfelswand. Das Team brauchte keine 5 Minuten, um die Gestelle miteinander zu verbinden. Abschließend wurden Aluplatten auf das Schienengestell gelegt und per Druckluftpistole vernietet.
Ein Trupp eilte über die Brücke, sicherte den Bereich. Gerade als Delgado einen Fuß auf die patentierte Brückenkonstruktion machte, erschien eine Silhouette im Tempeldurchgang. Zuerst glaubte er sich getäuscht zu haben, dann aber bewegte sich die Silhouette. Die Männer richteten sofort ihre Waffen auf den Durchgang. Da trat sie hinaus.
Dieser Wächter unterschied sich vollkommen von den anderen, die in der Stadt umherstreiften. Ein Prachtexemplar. Das Alphatier. Auf der Rüstung waren Schrammen, Kratzer und Dellen zusehen. Spuren von Rudelkämpfen. Eine interessante Beobachtung, hätte Delgado sie registriert. Was ihm auffiel, waren die Augen. Sie waren nicht orangerot, sondern loderndes Smaragdgrün.
Es blieb unmittelbar vor dem Durchgang stehen. Seine Augen blickten zu ihnen rüber. Nicht ganz. Der Wächter schaute nicht zu ihnen. Delgado blickte hinter sich. Seit man angekommen und ausgestiegen war, hatte sich Professor Remzsch nicht von der Stelle gerührt. Er hatte seinen Gast vollkommen vergessen. Der Mann schaute den Wächter an. Ohne Furcht oder Angst. Wieder fiel ihm diese Klarheit in seinen Augen auf.
„Sir.“
Ein Soldat zeigte zum Tempel.
Delgado wandte sich ab. Der Alphawächter hatte sich nicht von der Stelle gerührt, hinter ihm tauchten 3 kleinere Exemplare auf. Im Gegensatz zu den bisherigen Wächtern trugen diese keine Rüstung aus Metall, sondern einen Knochenpanzer wie etliche Schildkrötenarten über Brust, Schulter, Nacken. Unter der Rüstung befand sich ein natürlicher Knochenpanzer. Was für eine Kreatur war das !?! Ihr Körperbau wirkte graziler. Weibchen! Jungtiere! Sie blieben hinter dem Alphawächter, tänzelten aufgeregt, schnurrten aufdringlich.
Da kam ihm ein bisher unbewusster Gedanke. Wie viele von den Viechern gab es überhaupt!?!
Silhouetten von größeren Exemplaren tauchten im Durchgang auf. Der Tempel war nicht nur das Allerheiligste der Goldenen Stadt, in ihm hausten die Wächter mit ihren Nachkommen. Für alles gab es eine Lösung. Ein paar gezüchtete Missgeburten würden ihn nicht aufhalten.
„Tötet Sie.“
Der Alphawächter knurrte…

***
…das nahmen die Jungmonster zum Anlass vorzupreschen, wie angreifende Raubkatzen. Sie sprinteten auf ihre Beute zu. Da fiel der erste Schuss. Die 3 Jungmonster trennten sich wie ein lauerndes Rudel. Links. Rechts. Mitte. Geschmeidig schlugen die Monster Hacken. Selbst bei Treffern verloren sie nicht an Tempo. Die Kugeln schlugen in den Knochenpanzer ein, ohne Schaden anzurichten. Die Männer hinter dem Graben bildeten eine Linie.
Weder das rechte noch das linke Vieh machten Anstalten den Hoftrupp von der Seite her anzugreifen. Sie sprinteten Richtung Graben. Lediglich der mittige Wächternachkomme hielt auf den Trupp zu. Als die Männer es bemerkten, war es bereits zu spät. Das Monster stieß sich ab, sprang hoch und landete mitten im Trupp. Wie eine Furie metzelte es die Soldaten nieder. Ihre Schreie und Rufe gingen im Kugelhagel unter.
Als wäre es nur ein Hops, sprangen die Monster raubtierhaft über den Graben. Wild fauchend griffen sie an. Zu wenige Kugeln durchdrangen den Knochenpanzer. Er wandte sich um. Professor Remzsch hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Sein Blick blieb auf den Alphawächter gerichtet, als befände sich der Mann in Trance.
Die Schüsse nahmen stetig ab. Die Männer gruppierten sich neu. Zwei bekamen Panik, brachen aus und liefen zu den Humvee`s. Sie stiegen ein, fuhren los. Das Jungmonster sprintete hinterher, wie ein Gepard. Innerhalb kürzester Zeit war es auf gleicher Höhe und warf sich gegen das Fahrzeug.
Der Fahrer hatte den Angriff nicht kommen sehen und verlor die Kontrolle. Durch die Wucht wurde das Fahrzeug gegen eine Hauswand geschleudert. Es sprang aufs Dach, trieb die Krallen in die Karosserie und fand so halt. Das Fahrzeug prallte wie ein Flummi von der Wand ab, schlitterte unkontrolliert über die Straße. Wie auf einem mechanischen Bullen wurde das Monster hin und her geworfen, ohne abgeworfen zu werden.
Der Aufprall verformte die Seite. Die Wand, massive Steinquader, bekam Risse. Faustgroße Brocken lösten sich. Wie auf einer Eisfläche schlitterte das Auto auf die Mittelstreifenmauer zu. Vor dem Aufprall schlüpfte es katzengleich durch die Luke ins Innere. Die Schreie der Fliehenden blieben im Fahrzeug.
Da die Mauer nicht mal halb so hoch wie das Fahrzeug war, wurde der Humvee beim Aufprall hoch gehoben, überschlug sich wie ein Kreisel, krachte Überkopf in eine Hausfront. Torkelnd krabbelte das Jungmonster blutverschmiert durch die geborstene Heckscheibe nach draußen.
Das mittlere Vieh hatte sein Massaker unter den Soldaten beendet. Lässig schlenderte es über den Brückensteg. Die verbliebenden Soldaten waren viel zu sehr damit beschäftigt ihre eigene Haut zuretten.
Seine Arroganz und Gier zersprangen wie Glas, beim Anblick vom näherkommenden Jungmonster. Sein eigener Überlebensinstinkt packte ihn. Nur noch weg!!! Der Protest seiner kümmerlich zusammengeschrumpften Gier verhallte im nirgendwo. Dafür schwappte die Emotion der Rache empor. Er würde zurückkehren und diese Missgeburten ein für alle Mal ausrotten. Vorher aber musste er überleben.
Ohne sich um die kämpfenden und sterbenden Soldaten zukümmern, rannte Delgado zum Humvee. Der Widerstand der Männer war damit gebrochen. Jeder wollte nur noch seine eigene Haut retten. Zwei Soldaten stiegen mit ihm in den Humvee. Er nahm auf der Beifahrerseite platz. Der Osteuropäer, an dessen Name sich Delgado im Moment nicht erinnerte, startete den M966 und trat das Gaspedal durch.

***
Von einem Flachdach aus beobachteten die Gruppe um Ben die Geschehnisse beim Tempel. Ihre Rivalen hatten nie eine Chance gehabt. Ihnen beizustehen stand nicht zu Debatte. Umgekehrt würden sie ihnen ebenfalls nicht zu Hilfe kommen. Soviel Nächstenliebe gab es bei einem Überlebenskampf nicht. Die Sicherheit der eigenen Leute stand im Vordergrund. Keiner würde deshalb schlaflose Nächte haben.
Sie sahen, wie eins der kleinen Monster in den Trupp sprang und die Männer niedermetzelte, den Stunt mit dem Humvee, der in eine Häuserfront krachte und die anschließende Flucht der Überlebenden. Nur ein einziger blieb zurück. Ihre Zielperson, Professor Remzsch.
Die Jungmonster verfolgten die La Seguridad Global Sociedad Männer nicht. Sie schlichen vorsichtig auf Nava`s Vater zu, der sich immer noch nicht vom Fleck rührte und weiterhin zum Alphawächter sah. Die näherkommenden kleinen Exemplare schien er nicht wahrzunehmen. Wenn doch, dann floss Eiswasser in seinen Venen.
Sie hielten respektvollen Abstand, umkreisten ihn lauernd, zischten, knurrten. Wieso sie ihn nicht auf der Stelle angegriffen entzog sich ihrer Kenntnis. Auch sein Desinteresse konnte man sich nicht erklären.
Pérez tippte Ben an die Schulter. Am Durchgang, neben dem Alphamonster, waren zwei gerüstete Wächter aufgetaucht. Sie konnten ihm nicht das Wasser reichen. Kleiner, aber immer noch groß genug. Auf ihren Rüstungen zeigten sich etliche Kampfspuren.
Ein Grummeln ließ die Kleinen verharren. Ihre Köpfe gingen zum Durchgang. Klagendes Jaulen ertönte. Wie bei Kleinkindern, dachte Ben. Einer wandte den Kopf zum Professor. Anscheinend war er nicht gewillt jetzt aufzuhören. Die Sucht des Blutes.
Das Fauchen vom Alphamonster war unmissverständlich. Keiner der Kleinen zögerte. Sie eilten über die Stegbrücke zurück, liefen an den Großen vorbei und verschwanden im Durchgang. Ihnen folgten gemächlich die 2 Wächter. Lediglich das Alphaexemplar blieb. Wie der Professor hatte es sich die ganze Zeit über nicht von der Stelle gerührt.
Sekunden verstrichen ohne dass sich einer rührte. Wie lange sie so dastanden und sich ansahen, hatte niemand gestoppt. Der Alphawächter grunzte grollend, setzte seinen massigen Körper geschmeidig in Bewegung. Er verschwand im Durchgang. Seine Silhouette verschmolz mit der Dunkelheit.
Jetzt oder nie. Tony und Samuel blieben auf dem Flachdach, als Rückendeckung. Pérez, Ben und Gabriel verließen es, gingen durchs Haus, betraten den Seitenarm und liefen auf ihre Zielperson zu.
Ben senkte die Waffe, als sie Nava`s Vater erreichten. Mit der freien Hand berührte er ihn vorsichtig an der Schulter. Der Mann hatte sich nicht von der Stelle gerührt. „Professor!“, sprach Ben ihn an. Einen solchen Blick hatte der Israeli noch nie zuvor gesehen. Die Augen funkelten rein, strahlten kraftvoll wie Sterne. „Professor!“, wiederholte Ben.
Remzsch Blick löste sich nicht. Wie eine Statur stand er da, schaute auf die Stelle, wo der Alphawächter gestanden hatte. „Wir sind Freunde.“ Keine Reaktion. Von irgendwo aus der Stadt vernahmen sie gedämpfte Rufe und Fauchen. „Wir bringen Sie zu ihrer Tochter, Nava.“ Beim erwähnen seiner Tochter, schien der Bann gebrochen. Kurzes Blinzeln. Dann wandte der Professor seinen Blick auf Ben. Von seiner Krankheit konnte der Israeli nichts entdecken.
„Nava!“, sprach er schwerfällig.
Ben nickte.
„Sie ist hier?“ Angst erklang in seiner Stimme.
„Ja.“
Das Entsetzen in seinem Gesicht währte kaum eine Sekunde.
„Wir bringen Sie zu ihr.“ Ben gab Pérez ein Zeichen. Sie nahmen den Professor in die Mitte ihrer Keilformation und eilten den Weg zurück.
Rrraaa…

***
Wenn ihnen keine Leichen begegneten fanden sie Blutspuren. Abstrakt waren Wände damit bespritzt. Wie New Age Kunst. Geronnene Lachen. Kupfer stieg einem in die Nase. Einschusslöcher. Waagerechte und Senkrechte Furchen. Schauplätze der tobenden Kämpfe in der Stadt. Mal mit Leichen, mal ohne. Dafür immer mit Blut. Vornehmlich Menschliches.
Sie brachen eine Haustür auf, gingen hinein und schlossen sie wieder. Eine kurze Ruhepause wurde eingelegt. Man inspizierte die Überreste ihrer Ausrüstung. Reservemagazine wurden aufgeteilt, halb leere miteinander aufgefüllt.
Alexander ging neben Nava in die Hocke. Sie hatte sich gegen einen Pfahl gelehnt. Er reichte ihr seine Wasserflasche. Schweiß glitzerte auf ihrem Gesicht. Das Haar war feucht und zersaust. Die Kleidung schmutzig, zerrissen. Im Moment sah sie mehr nach einer Obdachlosen aus, statt wie eine angesehene Kuratorin.
Nava schaute ihn an, griff die Flasche und nahm einen tiefen Schluck Wasser. Sie setzte die Flasche ab, bemerkte das geringe Gewicht und widerstand dem Drang weiterzutrinken. Sie schloss die Augen für einen Moment. In der Hoffnung, beim Öffnen wäre sie woanders, bloß nicht an diesem Ort. Nichts von alldem was über die Goldene Stadt bekannt war und irgendwo geschrieben stand traf zu. Dieser Ort war ein schrecklicher und gefährlicher Fleck. Von der Märchengleichen Schönheit war längst nichts mehr vorhanden. Zerstört.
Sie öffnete die Augen wieder, schaute Alexander neben ihr an und hielt ihm die Wasserflasche hin. „Danke.“
Sein Schmunzeln wirkte an diesem Ort so skurril wie die Monster die ihn bewohnten. Er nahm einen kleinen Schluck.
„Glaubst du Sie finden ihn?“
„Ich will es für Ben und den Major hoffen.“, entgegnete er mit gespielter Härte.
Nava gluckste. Wie er seinen Humor in so einer Situation behalten konnte, war ihr schleierhaft. Niemand der alle Sieben Sinne beisammen hatte machte Witze. Der Kampf ums eigene Überleben war vollkommen humorlos.
„Wie machst du das?“, fragte Nava ihn.
„Trinken! Ist ganz einfach…“ Ihm war schon klar, dass sie etwas anderes meinte. Ihre Augen wurden schärfer, bekamen diesen Ausdruck, der als eine Waffe der Frauen galt. Ob es auch gegen die Wächter wirkte!?! „Jammern macht es auch nicht besser.“
Da hatte er wohl recht, aber das wäre eine angemessene Reaktion. Dazu zählte auch Weinen. Sie befanden sich an einem Ort den Monster bewohnten. Echte Monster. Leibhaftig. Tötungsmaschinen. Getrieben von Rache und Hass. Gnadenlos.
„Wäre aber angemessen.“
„Hmm…Tja, wie würde es aussehen, wenn ich einen Nervenzusammenbruch erleide! Weine und Jammere! Ich bin doch ein Vorbild für meinen kleinen Bruder.“
Nava verdrehte die Augen. Dabei war Alexander doch gar kein Macho. Andererseits hatte er natürlich recht. Ein Nervenzusammenbruch verbesserte ihre Situation nicht. Wenn sie überlebten, konnte man immer noch jammern und weinen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
„Hier.“ Er reichte ihr die Wasserflasche. „Trink aus.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist dein Wasser.“
Jetzt war es an Alexander mit den Augen zurollen. „Hab dich nicht so mädchenhaft. Verdammt. Trink. Bevor ich es mir anders überlege.“ polterte er wie ein C-Schauspieler.
„Du bist kein guter Schauspieler.“, entgegnete Nava.
„Echt!“, erwiderte er mit aufgesetzter Kränkung. „Dafür sehe ich gut aus. Muss reichen.“
Nur mit Mühe konnte sie das Wasser bei sich behalten und nicht vor Lachen auf den Boden spucken. Sie schluckte einige Male, schaute zu Anna rüber. Ihre frühere Kontrahentin stand abseits. Aus Gegnern wurden Verbündete. Für wie lange!?

***
Ein Schatten, wie von einem Albatros, mehr sahen sie nicht. Da war es schon zu spät. Der Fahrer konnte nicht mehr ausweichen. Das Monster sprang ihnen aufs Dach. Die Karosserie ächzte unter der Belastung und wölbte sich nach innen. Die Luke war verschlossen. Es wäre wieso nicht hindurchgekommen, dafür war es zu ausgewachsen. Dafür schlug es mit den Krallen ins Blech, riss es auf wie eine Konservendose auf. Der Wächter schälte das Dach.
Panisch schossen die Insassen los, durchsiebten das Dach. Das Vieh jaulte auf. Der Fahrer riss das Steuer rum, fuhr Schlangenlinien wie ein Betrunkener und mühte sich die Kontrolle zu behalten. Wie aus dem Nichts wurde der Humvee vor ihnen seitlich von einem Monster sprichwörtlich angesprungen und weggeschleudert. Das schwere Vehikel durchschlug einen Palmenstamm, überschlug sich mehrere Male, krachte durch eine Wand und verschwand im dahinterliegenden Hof.
Unterdessen stand das Monster mitten auf der Fahrspur, direkt voraus. Der Fahrer trat das Gaspedal durch, spannte seine Arme ein und hielt auf den Wächter zu. Sein Schrei verklang im Schusslärm der automatischen Maschinengewehre, die ihre Ladungen ins Dach spien.
Keine fünf Meter lagen zwischen Monster und Fahrzeug. Wie bei Wild auf der Straße hielt er einfach drauf zu. So wie man es in den Fahrschulen predigte. Zu dem hatte der Soldat die Schnauze voll vor den Monstern davon zulaufen. Zu spät bemerkten seine Kameraden seine Absicht. Er schrie inbrünstig, wappnete sich gegen den Aufprall.
Dann verschwand der Wächter mit einem Sprung. Sein Schreien ging in ein hartes Lachen über. Weichei!!! Das Lachen brach Sekunden später ab.
Der Wächter landete mitten auf der Motorhaube. Die Wucht war so stark, dass der schwere Humvee wie ein Turner abstieß, hoch geschleudert wurde, Saltos im Flug machte und gegen jede Wahrscheinlichkeit sicher landete. Keiner der Insassen war angeschnallt. Sie wurden wie Flummis durch die Fahrzeugkabine geschleudert, verloren Orientierung und Bewusstsein. Das Monster schaute in freudiger Erwartung zu.
Durch das Vehikel ging ein brutal harter Ruck. Im Gegensatz zu einem normalen Pkw brach weder die Radaufhängung, nach die Getriebe- und Motorhalterungen oder die Achsen. Lediglich die Federung wurde zusammengestaucht, blieb aber intakt.
Stöhnend kam der Fahrer zur Besinnung. Er richtete sich auf. Sein Schädel dröhnte, seine Ohren pochten. Ein Blitzen nahm er bewusst wahr. Die Schreie seiner Kameraden hörte er schon nicht mehr.

***
Delgado hatte sich im allerletzten Moment angeschnallt. Der Verschluss rastete just in dem Moment ein, als ein Monster wie ein Geschoss in die Seite krachte. Woran er sich erinnerte, war der Knall, sowie das knirschen vom Metall. Jetzt hing er kopfüber im Gurt. Seine Brust schmerzte. Mühsam gelang es ihm den Gurt zu öffnen. Es herrschte Stille. Er schaute sich um. Keiner der übrigen Insassen machte einen Mucks. Einer lag unnatürlich im Zwischenraum von Rückbank und Fahrersitz. Vom Fahrer fehlte jede Spur. Seine Tür war weg, abgerissen. Der Sitz halb aus der Verankerung gerissen.
Er nahm das Sturmgewehr, krabbelte mühselig aus dem Humvee Wrack. Das Fahrzeug befand sich in einem Hof, umgeben von einer 5 Meter hohen Wand aus Steinblöcken. Es gab keine Öffnung oder Durchgänge. Vom klaffendem Loch mal abgesehen, dass der Humvee verursacht hatte. Gesplitterte Steinbrocken lagen in allen Größen verstreut. Erst beim zweiten hinsehen bemerkte Delgado die Beiden im Fels befindliche Säulen. Zwischen ihnen klaffte ein Durchgang. Er rappelte sich auf und schlurfte Richtung Säulen.

***
Sie verschlossen das Portal mit dem dazu vorgesehenen Balken von Innen.
„Papa.“, rief Nava und stürzte auf ihren Vater zu. Vorher war keine Zeit gewesen.
Die Gruppe um Ben war auf eine Gruppe Soldaten der La Seguridad Global Sociedad gestoßen, hatten sich ein Feuergefecht geliefert und wurden festgenagelt. Der Treffpunkt lag keine 200 Meter entfernt. Gerade als ihnen die Munition ausging, eilten Alexander und seine Gruppe herbei, drängten die Soldaten ab und ermöglichten ihnen, sich aus der Umklammerung zu befreien.
Die Soldaten hatten sie nicht verfolgt. Kurz nach der Schießerei klang hinter ihnen ein Fauchen und einsetzende Schüsse. Was das bedeutete war ihnen inzwischen klar. Regungslos liefen sie weiter, steuerten ein Gebäude an, betraten es und verriegelten das Zugangstor.
Bei dem Gebäude handelte es sich um ein einstöckiges Silo. Zumindest war das der Eindruck den man bekam. Oval. An die 130 Meter lang und 7 Sieben Meter hoch. Eine Zwischendecke aus Dielenbollen. Hier mussten die Bewohner ihr Getreide und dergleichen gelagert haben. Oberhalb Strohballen.
„Mein Kind.“, schluchzte Remzsch, als ihm seine Tochter in die Arme fiel und begann zu weinen, vor Glück. Sie hatte es inständig gehofft aber ihre Erwartungen waren gering. Den Umständen entsprechend.
Die Männer klatschten einander ab. Nur Anna blieb außen vor. Pérez und Ben erkannten sie sofort. Schwiegen jedoch zu dem Umstand, dass sie bewaffnet und keine Fesseln trug.
Nava löste sich von ihrem Vater, schaute ihm ins Gesicht und konnte nicht glauben was sie sah. Nichts erinnerte mehr an den Mann, der teilnahmslos da saß, wenn sie ihn besuchte. Vollgepumpt mit Medikamenten, die ihn ruhig stellten. Er schien neu geboren, ohne Makel. Voller Leben und Kraft. Wie vor dem Tod ihrer Mutter und vor der Abreise zur Expedition ohne Wiederkehr.
Sprachlos schaute sie in sein Gesicht. Schwere Persönlichkeitsstörung war unheilbar. Das spielte keine Rolle. Sie hatte ihren Vater zurück. Dennoch war etwas anders. Unbewusst nahm sie die Veränderung wahr. Sie wollte und konnte es nicht sehen. Im Moment jedenfalls.
„Du hättest nicht herkommen dürfen.“, flüsterte er einfühlsam wie zu ihrer Kindheit.
„Ich bin deinetwegen hier.“ Sie schluchzte.
Ein Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht. Eine Regung die so fremd und bekannt zugleich war. Mit einem Mal wurde ihr klar wie alt ihr Vater war. „Ich weiß, mein Schatz“, entgegnete er sanft und gutmütig. „Es tut mir leid.“ Remzsch strich seiner Tochter übers Gesicht, wischte die Tränen weg.
„Was geht hier vor?“, mischte sich Alexander in die Zweisamkeit ein. Er konnte es sich denken, doch irgendwie hatte er die Vermutung, dass Nava`s Vater bescheid wusste. Es lag in seinen Augen. Wissen!! Ben hatte ihm kurz und knapp erzählt, was am Tempel geschehen war. Vor allem das Ende hatte sein Interesse geweckt. Bisher schienen die Wächter niemanden zu verschonen. Nava`s Vater schon. So sehr es ihm widerstrebte, warf es Fragen auf, deren Antworten ihnen möglicherweise das Leben rettete.
Nava schaute ihn wütend an. Ihr gefiel sein Ton nicht.
Ihr Vater schaute zu Alexander, musterte ihn. „Die Schlacht der Wächter ist noch nicht vorbei.“, entgegnete er trocken und kühl. „Wird sie wohl nie.“, sinnierte Remzsch abwesend, blickte weg.
„Wovon reden Sie?“, hackte Alexander nach. Den zornigen Blick Nava`s zum Trotz.
Er kehrte aus seinen Gedanken zurück, schaute ihn und seine Tochter an. „Die Kreaturen in der Stadt sind keine Wächter.“
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-Ende, Kapitel 27-
© by Alexander Döbber
 
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Durch und durch wahnsinnig spannend. Die "Wächter" töten, was sie nur finden können. Flucht scheint sinnlos. Nur Navas Vater wird nichts getan. Da beginnt man sich zu fragen, was er mit diesen Monstern zu tun hat?

doska (25.08.2010)

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