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Das Weiße Königreich - Kapitel 30

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Auch wenn alle mit dem Sieg rechneten, war die Stimmung ausgelassen, als hätte es nie Zweifel über den Ausgang gegeben. Daher feierte man die Niederlage der Biester. Nach jahrelanger Tyrannei, Terror und Unsicherheit hatte man zurückgeschlagen. Was viele dabei nicht berücksichtigten, war der Umstand, der zu diesem Feldzug führte. Gäbe es in der Gemeinschaft der Urikais keinen Machtkampf, wäre die Aufstellung des Heeres wohl nicht zustande gekommen.
Hätte... wäre...wenn. Es war mühselig sich darüber den Kopf zu zerbrechen, fand Kostas heiter. Das Bier floss in Strömen wie das Wasser von Zion. Am Lagerfeuer brutzelte ein Hirsch vor sich hin. Es wurde Musik gespielt und gelacht. Die Stimmung war so ausgelassen, weil der Sturmangriff der menschlichen Heerestruppe den zähen Widerstand der Biester brach und sie den Vormarsch nicht mehr stoppen konnten.
Jedoch beschränkten sich die Feierlichkeiten nicht nur auf die Menschen. Zwerge und Orks - zumindest einige von ihnen nahmen daran teil. Im Morgengrauen würde das Heer die Zelte abbrechen und ans Ufer von Zion zurückkehren. Fünf Hundertschaften sollten mögliche Nester der Urikais ausheben.
Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt. So glorreich der Sieg auch sein mochte, was zählte war, wie lange er nachwirken würde. Sicherlich erholten sich die Urikais nicht so schnell davon, aber in einigen Jahren konnte es schon anders aussehen. Bis dahin durfte man nicht nachlässig werden.
Damit, so beschloss Kostas, würde er sich später beschäftigen. Erstmal hieß es Feiern. Er prostete einem Gefreiten zu und spülte das Bier hinunter.

***
Das Lager der Miliz treuen Anhänger befand sich im zerklüfteten Gelände unweit aller Stützpunkte der Fürstengarde. Eine, in den Jahren zerfallenen, Festung diente als Unterschlupf. Früher wurden die frischen Rekruten, zusammen mit einer Handvoll Veteranen zur Festung Croften geschickt, um die dortigen Truppen abzulösen. Hauptaufgabe war die Verfolgung der umherstreifenden Banditen. Irgendwann beschloss man, dass die Kosten nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen standen und so wurde die Festung aufgegeben.
Heute hatte man wieder einen Nutzen gefunden. Nichts worüber sich Alexander nicht freuen konnte. Dazu zählte auch das Wiedersehen mit dem General.
Die Miliztruppen hatten sich provisorisch im Hof eingerichtet. Zelte und Planen dienten als Unterschlupf. Man hatte einen Ausbildungsplatz geschaffen, wo die Freiwilligen Zivilisten einen Crashkurs bekamen.
Aus dem Kommandozelt trat der General, nachdem ein Gefreiter ihn über das Eintreffen der Gruppe informiert hatte. Wie zu erwarten, waren die Frauen und Männer wenig begeistert über die zwei Begleiter.
Seit er Winsor das letzte Mal sah, stand der Mann noch im Dienste des Fürstentums. Monate später hatten sie einen handfesten Bürgerkrieg. Beide sahen einander an, dass sich ihre jeweilige Begeisterung in Grenzen hielt.
„Sir.“
„Major.“, erwiderte Winsor gewohnt düster. Sein Blick ging zu den Elben. „Ihr Umgang hat sich nicht besonders gebessert.“
Schon da bekam Alexander das Verlangen einfach umzukehren. So gerne er den General in der Scheiße stecken ließ, ging es doch um mehr als ihre Fehde. „Sie haben nach mir gesucht.“, entgegnete er kühl.
General Winsor nickte. „Wie ich hörte, haben Sie bei Brückstadt Widerstand geleistet.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die Alexander wenig überraschte. Der Mann war stets über Dinge informiert, bevor sie passierten.
Seine Gedanken kehrten zu Volker und den Männern zurück die blieben, um ihnen Zeit zu verschaffen. „Solange es ging.“
Falls der Mann den Kloß im Hals hörte, schenkte er ihm keine Beachtung. Für solche Bagatellen hatte er keine Zeit. Schließlich galt es Widerstand zu leisten. „Wie Sie sich sicher vorstellen können, geht die Garde nicht gerade zimperlich gegen Milizionäre vor.“
„Und gegen die Zivilbevölkerung.“, warf Alexander ein.
Den Blick des Generals kannte er zur genüge. „Mir stehen zu wenige erfahrende Offiziere zu Verfügung, die über Kampferfahrung verfügen.“, brummte der General monoton.
„Verstehe.“, sagte Alexander. „Ich behalte meine Leute.“
Bei der Forderung verfinsterte er seine Miene. Wovon sich Alexander nicht beirren ließ. „Sie unterstehen einzig und allein meinem Kommando.“
Die legendäre Stirnader trat hervor. Seine Gesichtsfarbe wurde dunkler. Winsor war in der Zwickmühle. Im Gegensatz zu Alexander brauchte er ihn. So gerne er auch auf ihn verzichtet hätte, war Winsor sich im Klaren darüber, dass er in der momentanen Lage jeden Mann brauchte.
„Einverstanden.“
Siege waren doch was Schönes. „Gut. Wie lauten ihre Befehle, General?“
Winsor betrachtete den Mann ausgiebig. Dass er sich diebisch über den Erfolg freute, ärgerte ihn natürlich. Sein Blick ging zu den Elben.
Alexander folgte ihm. „Sie gehören zu mir.“, teilte er unmissverständlich mit.
Die Ader drohte zu platzen.

***
Auch wenn ihr Vorhaben gescheitert war, bereute Selena ihre Entscheidung nicht. Die Sehnsucht blieb unerfüllt. Schon als Kind hatte sie diese gespürt. Je älter sie wurde, desto stärker wurde sie. Darum tat Selena all das. Ausgerechnet bei der Umsetzung übernahm ihr Herz die Führung. Zu lange hatte sie es ignoriert. Was hatte es ihr eingebracht? Eine Gefängniszelle. In einer Stadt deren Geschichte weiter reichte als in den Geschichtsbüchern stand.
Die schwere Tür zum Vorraum ihrer Zelle wurde geöffnet. Drei Zwerge traten ein. Ihnen folgte ein humpelnder Mensch, der sich auf einem Stock stützte. Nach ihm kam eine Ork mit weiteren Zwergen im Schlepptau.
„Warum willst du auf die andere Seite?“, fragte Michael.
Sie blieb auf der Pritsche sitzen, schaute über das kleine vergitterte Fenster in den Himmel. Schleierwolken zogen vorbei. Die Sterne strahlten wie immer mit ihrem besonderen Glanz. Das Mondlicht schien in ihre Zelle.
„Schon als Kind zog es mich auf die andere Seite. Ich weiß nicht wieso.“, gestand Selena Michael als allererste Person überhaupt. Abgesehen von den Zuhörern.
Er sah zu einem Zwerg. Dieser schloss daraufhin die Zellentür auf. Mit gezückten Waffen trat ein halbes Dutzend Zwerge in die Zelle.
Selena war über die Sache verwundert.
Michael stand in der offenen Zellentür. „Wir machen einen kleinen Ausflug.“
Sie bekam die Hände gefesselt und die Augen verbunden. Zusammen mit einem Dutzend Zwerge, einer Ork, die sich in unmittelbarer Nähe aufhielt und einem humpelnden Menschen ging es durch die weitläufigen Katakomben der Burg von Okai.
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-Ende, Kapitel 30-
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

General Winsor hat keine gute Beziehung zu Alexander, aber er scheint ihn dringend zu brauchen, obwohl Elben dessen Freunde sind. Selena landete leider im Kerker, aber wohl nicht für lange Zeit...?

Jochen (15.09.2010)

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