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Der Mörder ist immer ein Raucher!

Nachdenkliches · Kurzgeschichten · Experimentelles
Entspannt saß ich in meiner Stammkneipe am Tresen und genoß mein Feierabendbier. Nachdem ich die Tageszeitung studiert hatte, ließ ich meinen Blick durch das spärlich besuchte Lokal schweifen.

An das andere Ende der Theke hatte sich ein etwa 50 Jahre alter Mann gesetzt. Er war unscheinbar, wirkte auf mich aber nervös. Seine kalten,kleinen und stechenden Augen wanderten unruhig auf und ab. Seine Hände waren damit beschäftigt sein Pilsglas verkrampft festzuhalten.

In einer der Nischen im hinteren Teil des Raumes war ein junges Pärchen am Händchen halten. Man sah ihnen an, dass sie glücklich waren.

Mitten hinein in meinen visuellen Rundgang flüsterte mir Bernd der Wirt mit einer gewissen Abscheu in seiner Stimme zu: „Da sitzt er – der Schlächter von Heilbronn – 5 Frauen hat er bestialisch vergewaltigt, danach ermordet und zerstückelt – seit heute ist er wieder auf freiem Fuss und trinkt hier seelenruhig sein Bier“.

Ich erinnerte mich vage an diese schreckliche Mordserie vor etwa 30 Jahren. Die Zeitungen waren damals voll mit Spekulationen und der Prozeß war ein unglaubliches Medienspektaktel.

Da saß nun dieses pervese Monster nur ein paar Meter von mir entfernt und trank sein Bier. Mich schauderte bei dem Gedanken und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.

Ich fingerte mit feuchten Händen umständlich eine Zigarette aus meiner Tasche und steckte sie an. Gierig zog ich den beruhigenden Rauch durch meine Lungen. Ich erschrak als sich wörtlich genommen der „Arm des Gesetztes“ auf meine Schulter legte und eine freundliche aber bestimmende Stimme hinter mir sagte: „Rauchverbot – bitte verlassen sie das Lokal!“. Die zwei Polizisten wünschten Bernd und dem Monster noch einen schönen Abend und begleiteten mich vor die Tür.

Nun war ich der Verbrecher, ein Giftmörder der mit Nikotinwolken seine Umwelt töten wollte. Nun war ich der Aussätzige, ausgeschlossen vom öffentlichen Leben.
Das Monster nahm grinsend und mittlerweile äußerst locker wirkend einen Schluck von seinem Bier und winkte mir frech durch das Fenster zu.

Ich war nicht empört, immerhin hatte er seine Strafe verbüßt. Aber ich war nachdenklich geworden. Sollte ich eine Therapie machen ? Ich muss mich und meine Mitmenschen schützen vor meinen Toxid-Anschlägen. Aber die Sucht ist stärker, ich muss es wieder
tun. Ich schlenderte durch die Nacht und suchte mir eine neues Lokal mit neuen Opfern. Genußvoll packte ich mein Giftwerkzeug aus und begann wieder die Gäste im Raum langsam und qualvoll zu töten.
 
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Kommentare  

Hihi, schöne bissige Satire.

doska (10.08.2010)

Nachdenklich machte mich das nicht, eher musste ich schmunzeln. Und ich glaube, das hattest du auch beabsichtigt. Es ist eben eine Schmunzel-nachdenkgeschichte.

Petra (09.08.2010)

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