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5 Seiten

Das Herz des Drachen - Kapitel 05

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Die Gräfin schaute sich besorgt in der Halle um. Keiner schenkte ihnen Beachtung. Niemand hatte gesehen, was sie gesehen hatte. Erleichterung kam auf, nicht viel aber immerhin. „Wer sind Sie?“
„Das spielt keine Rolle, verehrte Gräfin.“, antwortete Ben ruhig. „Wir brauchen die Schrift der Sterne um das Rätsel der Sternendecke aus der Drachenhöhle von Syrau zu entschlüsseln.“ Bei der Erwähnung der Drachenhöhle weiteten sich ihre Augen panisch. Der Grund dafür war das Blutbad, das der General anrichtete und seither von den Medien beherrscht wurde. „Ich versichere Ihnen wir haben nichts mit dem Blutbad zu tun.“ Seltsamerweise glaubte Gräfin von Großzollen dem jungen Mann sofort. Es lag an seinen Augen. „Ich weiß allerdings nicht wann diejenigen hier auftauchen, die die Verantwortung für das Blutbad tragen.
Daher bitte ich sie uns zu vertrauen.“
„Sie suchen das Herz des Drachens!!“, stellte die Gräfin nüchtern fest. Jetzt war es an Ben überrascht dreinzublicken. Er nickte. „Folgen Sie mir.“ Sie machte kehrt, ging zur Treppe zurück. Ben und Jonas folgen ihr.
Lorana von Großzollen führte die Männer nach oben, in den 1. Stock des Schlosses. Im Südflügel lag ihr Wohnraum und Arbeitszimmer. Als sie die Stelle auf Schloss Bergendorf antrat, hatte die Gräfin nach 7 Wochen ihre Wohnung in der Nürnberger Innenstadt aufgegeben und war ins Schloss gezogen. An Platz mangelte es nicht. Insgesamt verfügte das Schloss über mehr als 145 Zimmer. Das gesamte Erdgeschoss war für die Stiftung und die Bibliothek reserviert. Im 1. Stock waren Ateliers, die Werkstatt der Restaurateuren und Handwerker, die Büros der Hausmeister und die Verwaltung untergebracht. Der 2. Stock beherbergte ein Archiv und Lagerräume.
Sie betrat eins der Zimmer, die zu ihrem Wohnraum im Schloss gehörten. Die Einrichtung entsprach, der eines Adligen der im 19. Jahrhundert lebte. Ein leicht muffiger Geruch lag in der Luft. Die Gräfin schritt zu einem großen Gemälde an der Wand, gegenüber des gekachelten Kamins und den barocken Fenstern. Sie schob das Ölgemälde einfach beiseite. Es war an einem versteckten Schienensystem befestigt.
Dahinter lag die verputzte Wand. Die Farbe entsprach der von der Wand, keine Spuren von Vergilbung, Schmutz oder sonstigen Ablagerungen. Wenn Bilder (egal welcher Art) lange an einer Stelle hingen, sie dann abgenommen wurden, sah man einen deutlichen Unterschied. Hier hingegen war das nicht der Fall.
Sie drückte ihren Daumen an die Wand. Eine handgroße Platte der Wand verschwand. Ein digitales Eingabefeld erschien. Die Finger der Gräfin tanzten über die Tasten. Jetzt senkte sich eine längliche Platte ab. Hinter der Platte standen in 3 Regalfächern Bücher, Schriftrollen und Einbände von unschätzbaren Wert. Darunter auch die Schriften von Manius.
Ben pfiff positiv überrascht, trat vor, ließ seinen Blick über die Sammlung schweifen. Unbezahlbare Erstausgaben. Ein Skizzenblock von Van Gogh. Schriftrollen mit dem Siegel von Kleopatra. Alleine die ersten 5 Exemplare der 1. Reihe waren an die 100 Millionen wert.
Zielsicher nahm die Gräfin einen Einband heraus auf dessen Stirn das germanische Zeichen für Sterne eingeprägt war. Eingefasst in Leder. Der Deckel war reich verziert mit frühen germanischen Ornamenten. Sie hielt es vorsichtig in den Händen. „Er wusste, dass der Tag kommen würde.“, flüsterte die Gräfin und strich ehrfürchtig über den Deckel. Sie sah auf, schaute Ben mit einem wissenden Glanz in den Augen an.

***
Sie hatten sich auf einem Wohnwagenpark am Stadtrand von Nürnberg einquartiert. Wie immer besaß Alice einen Wohnwagen für sich. Ben, Jonas, Max und Susanne waren im nebenanliegenden Wohnwagen untergebracht. Man hatte in bar und im voraus gezahlt. Mit einem Bonus umgingen sie das Ausfüllen von Papieren oder dergleichen. Sie mussten nur so lange bleiben bis Alice das Rätsel aus der Sternendecke anhand der Schrift der Sterne entschlüsselte.
Gleich nach ihrer Ankunft im Wohnwagenpark, machte sich Alice an die Arbeit.
Für die Anderen hieß es warten.
Der Professor suchte nach dem Artefakt genau wie sie, besaß ein fundiertes Wissen über Arminius, Manius und das Herz des Drachens. Wegen dessen Suche war der General auf das Herz des Drachens gekommen, setzte dabei jedes Mittel ein um das Artefakt in seinen Besitz zu bekommen, er hatte sich darin verbissen wie ein Rottweiler in ein Stück Fleisch, würde es nicht loslassen, bis er es in Händen hielt. Egal wen oder wie viele er dafür umbringen musste.
Schon alleine deswegen durfte der General niemals in den Besitz des Herzens kommen. Ben wollte ihn aufhalten. Dafür war er sogar bereit sein Leben zu geben. Wenn er ihn damit aufhalten konnte, war sein Leben ein kleiner Preis, den er zahlen würde.
Sein Grund, den Professor in jener Nacht in Berlin zu entführen, war der gleiche wie der vom General. Mit seiner Hilfe wollte Ben ihn dazu bewegen ihnen bei der Suche nach dem Artefakt zu helfen. Es wäre ihm auch gelungen, davon war Ben überzeugt. Alleine, dass die Gräfin ihnen die Schrift der Sterne so ohne Weiteres überließ, sprach für ihn.
Dem General wäre jedes Mittel recht gewesen, um Prof. Stein zur Mitarbeit zu zwingen. Daher ergab die Tat in Berlin keinen Sinn. Sie brachten ihn um, klauten die Aktentasche. Andererseits wollten Ben und Jonas genau zum gleichen Zeitpunkt zuschlagen, daher hatten sie ihn beschattet. Der Ausgang war tragisch, aber sich Vorwürfe zu machen brachte sie nicht weiter und machte den Mann nicht wieder lebendig.
Also machten sie weiter, um zu verhindern, dass der General und Konsorten das Herz des Drachens fanden und für ihre Zwecke nutzten, die nichts gutes verhießen.
Einst hatte Ben unter seinem Befehl gestanden, hatte sie ausgeführt ohne sie zu hinterfragen oder überhaupt in Frage zu stellen. Bedingungsloser Gehorsam. Nichts anderes verlangte der Mann von seinen Leuten. Egal wo, wie und wann.
Ben hatte sich gegen ihn gestellt, bekämpfte ihn und ausnahmslos jeden seiner Männer. Darunter einstige Freunde, von denen er schon welche getötet hatte, weil sie ihm keine Wahl ließen und ansonsten ihn getötet hätten. Er empfand keine Reue. Schon eher dafür, was er unter dem General einst tat.
Die Erinnerungen daran hatten nichts von ihrer Schärfe, Härte und Wucht verloren. „Ben.“ Jonas riss ihn aus seinen Gedanken. „Alice hat es geschafft.“ Er schaute auf seine Uhr. Musste neuer Rekord sein!

***
Die Suche nach dem Herz des Drachens konnte man als Schnitzeljagd bezeichnen. Sie lösten die Rätsel deren Lösungen Hinweise waren, die zu weiteren Hinweisen führten. Manius tat genau das, was ihm einst der Cheruskerfürst auftrug. Auf seiner Reise versteckte er überall Hinweise, Rätsel und Geheimnisse. Die Lösungen und das Zusammensetzen all dessen brachte einen an den Ort, wo der germanische Gelehrte das Artefakt versteckte.
Wer die Rätsel und Geheimnisse löste, die Hinweise richtig deutete erwies sich letztlich als würdig. Das Problem bei der Sache war, dass auch die Bösen, wie der General, die Schnitzeljagd erfolgreich beenden konnten. Dann wäre der Wille von Arminius dahin zu verhindern, dass die falschen Leute in den Besitz vom Herz des Drachens kamen.
Das Rätsel der Sternendecke war ein solcher Hinweis. Eine Karte in der Eckpunkte verborgen waren, die mit Hilfe der trigonometrischen Funktionen entschlüsselt, miteinander verbunden und so den Standort des nächsten Hinweis ergaben.
Die kryptografischen Fähigkeiten von Manius konnten sich mit einem Supercomputer messen lassen. Er entsann Verschlüsselungsmethoden, die erst vor 10, 20 Jahren als veraltet galten. Andere Parameter konnten selbst heutige Mathegenies zur Verzweiflung bringen.
Ben jedenfalls verstand nicht mal die Hälfte, ach so gut wie nichts, von dem was Alice voller Ehrfurcht, Respekt und Hingabe erzählte, als sie versuchte ihnen die Sache zu erklären. Einzig und allein Max Falk schien ihr ansatzweise folgen zu können. Da hatten sich 2 gefunden.
Sie fuhren in einem Minivan. Fliegen konnten sie wegen der Fahndung von Max und Susanne nicht. Der Zug wäre machbar aber eben nicht so sicher wie das Auto. Man hielt sich penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, den Sicherheitsabstand und wechselte sich beim Fahren ab.
Eine Verkehrskontrolle wegen auffälliger Fahrweise konnten sie im Moment nicht gebrauchen. Schließlich wussten sie nicht inwieweit der General und seine Männer mit der Entschlüsselung des Hinweises waren. Immerhin verfügte er über die Unterlagen von Professor Stein.
Demnach war es nur eine Frage der Zeit bis er auf den Standort des Hinweises stieß.
Am Frankfurter Kreuz nahm man die Ausfahrt Richtung Wiesbaden.

***
Von den Römern gegründet, im Zuge der germanisch-römischen Auseinandersetzungen vom chattischen Stamm der Mattiaker erobert und nach dem Tod von Arminius von den Römern zurückerobert, war die heutige Stadt Wiesbaden schon damals für ihre heißen Quellen bekannt. Viel aus jener Zeit war nicht erhalten geblieben.
Während des römischen Feldzugs nach Arminius Tod kämpften die Germanen erbittert um die damalige Siedlung, wo die heutige Innenstadt lag. Was dazu führte, dass sie beinahe komplett zerstört wurde. Im Verlauf der Geschichte blieben Veränderungen am Stadtbild nicht aus. So dass letztlich kaum ein Bauwerk in der Gegenwart noch aus der germanisch-römischen Zeitepoche stammte.
Dazu zählte ein Brunnen im historischen Viertel, dessen Schacht längst zugeschüttet worden war. Sowie die einstige Villa des römischen Generalkonsuls. Sie wurde im Verlauf der Geschichte zum Sitz der nassauischen Herzöge, Kaiser Wilhelm II, der Nazis, das Hauptquartier der US-Armee nach der Befreiung Wiesbadens im 2. Weltkrieg und dem heutigen hessischen Landtag.
Wiesbaden, die Landeshauptstadt vom Bundesland Hessen, hatte ungefähr 600.000 Einwohner und 26 Ortsbezirke. Sie gehört zu den Kernstädten des Rhein-Main Gebiets. Im Einzuggebiet lag der US-Militärstützpunkt Erbenheim mit dem dazugehörigen Flugplatz der US-Air Force. Von wo aus die US Luftwaffe bei der Berlin Blockade den Westteil der geteilten Stadt Berlin aus der Luft versorgte und damit als die Luftbrücke in die Historie einging. Die Stadt war unter anderem für seine 15 Thermal- und Mineralquellen bekannt, gehört dahin gehend zu den ältesten Kurbädern Europas.
Außerdem lag irgendwo in der Stadt ein Hinweis auf das Versteck vom Herz des Drachens.
Die Gruppe um Ben parkte die Autos in einem kostenpflichtigen Parkhaus in der Innenstadt. In einem nahegelegenen Restaurant aßen und tranken sie etwas. Anschließend besprach man sich, wer wohin ging, um nach dem Hinweis zu suchen, von dem sie annahmen, dass er in der Stadt versteckt war. Zur Kommunikation kauften sie Prepaid Handys, die Nummer wurde im Kurzwahlspeicher abgelegt.
Ben ging mit Susanne zum hessischen Landtag. Jonas und Max zum Brunnen. Alice blieb an ihrem Computer im Wohnwagen über Headset mit den Gruppen in Verbindung.
An den Orten vermuteten sie die Hinweise. Jedenfalls nach der Entschlüsselung der Sternendecke. Vermutlich hatte der Gelehrte Manius den nächsten Anhaltspunkt (Hinweis), an 2 Orten in der damaligen Siedlung versteckt, war weitergezogen, um andernorts die Schnitzeljagd fortzusetzen. Er machte es den Suchenden nicht einfach. Ein Grund weshalb bis heute das Herz des Drachen nicht gefunden wurde.
Doch alles hat irgendwann ein Ende.
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Ende, Kapitel 5
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

....und da ist auch noch ein Skizzenblock von Van Gogh. Mann toll, wenn es so etwas wirklich gäbe. *schwärm* Konnte mir alles sehr gut vorstellen, denn du beschreibst es so schön detailliert. War wieder ein schönes Kapitel.

Petra (05.01.2011)

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