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8 Seiten

Selena - Kapitel 07

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Wie verabredet trafen sich Celin, Nava und Lorana mit Jerome an der Brücke, die einen Bachzulauf überspannte. Die Straße führte kurz nach Verlassen der Stadt ab, schlängelte sich durch die Landschaft und verschmolz mit einem Weg, der sich mit der Hauptstraße nach Ono, der Hauptstadt der Provinz Sierra, verband. Nach einer kurzen Rast gingen sie weiter.
Die Straße bedeutete einen Umweg, daher wurde sie relativ wenig befahren. Kleinhändler, Wanderarbeiter und Farmer kamen ihnen auf ihrem Weg entgegen. Ein Großteil der Leute war nach Pym unterwegs. Jener Kleinstadt, von wo die 4 kamen.
An einem Rasthof machten sie halt, aßen was, lauschten den Neuigkeiten, die man sich erzählte, bezahlte und ging wieder. Schon seit Längerem tuschelten die Leute hinter vorgehaltener Hand über die Lage im Reich. Zwar ließ die Krone unnachgiebig gegen den Widerstand vorgehen, doch dadurch stiegen die Sympathien nur weiter. Vor allem nachdem Truppen der Krone die Siedlung Ishalha niederbrannten. Die Bewohner, die aus der Siedlung flüchten konnten, kamen nicht weit. Keiner überlebte die Vergeltung.
Nava spürte noch immer das Grauen, welches sie beim Anblick überkam. Grausam und vollkommen unnötig. An diesem Tag schwor sich die Elbin für die Sache zu sterben, wenn es nötig war. Bis der Tag kam, wollte sie der Krone soviel Schaden zufügen wie möglich. Was nur Nadelstiche waren.
Am Mittag erreichten sie das Dorf Elhaj. Es lag an einem Bach, der sich durch den Süden von Sierra schlängelte und einer Quelle aus den Bergen entsprang. Die Leute lebten hauptsächlich von den Ziegen. Aus deren Fellen machten sie Mäntel, Handschuhe, Schuhe, Beutel und Taschen. Die Milch wurde zu Käse verarbeitet, der in den Städten oder an einen der Wanderhändler, die ab und an vorbei kamen, verkauft wurde. Ebenso das Fleisch, das geräuchert oder teilweise mit einer Salzkräuterpanade, die es frisch hielt, behandelt wurde. In den Gärten wuchs Obst und Gemüse heran. Alles, was nicht zum Eigenbedarf gebraucht wurde, verkauften sie. Mit dem Geld kaufte man benötigte Dinge, wie Schafswolle, Holz und Diverses, was der Alltag erforderte.
Sie hatten das Dorf gerade erreicht, als ein älterer Alb ihnen entgegenkam. Nava erwiderte das freundliche und herzliche Lächeln des Mannes.
„Nava! Es ist schön dich wiederzusehen.“, grüßte er sie mit seiner väterlichen Stimme.
Sie legte ihre Hände in die seinen. „Ich freu mich ebenfalls, Ältester Edon.“
„Habt ihr Hunger? Durst?“
Nava schaute ihre Gefährten an. „Eine Kleinigkeit könnten wir schon vertragen.“
Mit einer einladenden Geste bat er die Gruppe ihm zu folgen. Edon, der Dorfälteste, führte sie in seine Hütte, wo man kurze Zeit später Speisen und was zu Trinken gereicht bekam.

***
Eine Dorfbewohnerin räumte den Tisch ab. Nava bedankte sich für das gute Essen. Sie stand wenig später auf, verließ die Hütte und schaute sich draußen um.
Beim Anblick, wie die Bewohner ihrer alltäglichen Arbeit nachgingen, überkam sie Wehmut. Einst gehörte auch sie einer Dorfgemeinschaft an. Bis ein Trupp Biester ins Dorf kam und die Ältesten beschuldigte, Mitgliedern des Untergrundes Unterschlupf gewährt zu haben. Man verhaftete sie. Unter den Ältesten war auch ihr Vater. Töricht, wie sie damals war, stellte Nava sich einem Ork in den Weg. Ohne zu zögern, stieß der Soldat sie beiseite, schlug ihrem Vater in die Nieren und trieb ihn weiter vorwärts. Die Ältesten wurden gefesselt und abgeführt.
Am Morgen des nächsten Tages richtete man sie zusammen mit anderen Dorfältesten auf dem Platz der Provinzhauptstadt öffentlich hin. Nava war unter den Leuten, die sich das grausige Schauspiel mit ansehen mussten. Anschließend wurden die Leichen geköpft und ihre Köpfe vor den Toren der Stadt auf Lanzen aufgespitzt. Ab diesem Tag gab es für Nava nur noch eins, den Untergrund und den Kampf gegen die Krone von Rawa.
Ihr wurde bewusst, wie lange die Geschehnisse zurücklagen. Wirklich geändert hatte sich nichts, kam es von irgendwo aus ihrem Unterbewusstsein. Sie schenkte der Stimme keine Beachtung.
„Der Winter naht.“, sagte sie belanglos.
Neben ihr stand der Älteste Edon. „Ein Bote gab das für euch ab.“, teilte er ihr mit und reichte Nava einen Umschlag. Auf ihm stand lediglich ihr Name.
„Danke.“
„Ihr könnt über Nacht bei uns bleiben.“
Sie nickte dankend für das Angebot, schaute auf den Umschlag und ignorierte die aufkommende Furcht in ihr.

***
Schon am Vormittag tauchten am Horizont dicke dunkle Wolken auf. Innerhalb weniger Stunden hatten sie sich vor die Sonne geschoben. Der Geruch von Regen lag in der Luft. Am Horizont spuckten die Wolken Blitze aus. Das Grollen vom Donner kam stetig näher. Man spürte die Einschläge.
Selena saß bereits im Trockenen, als der Nieselregen in Starkregen überging. Wenn man hinausschaute, konnte man keinen Meter weit mehr sehen. Ein Unwetter. In Eurasien läuteten sie den Frühwinter ein.
Die Albin saß in einer Taverne, die an der Straße lag. Es war angenehm warm. Das Essen schmeckte recht gut. An der Theke spülte der Mann Gläser. Seine Frau bewirtete unterdessen die Gäste. Beide besaßen die Aura von Elben. Ihre Gesichter aber hatten albischen Züge. Für viele der Völker in Eurasien gab es zwischen Elben und Alben keine sichtbaren Unterschiede. Für die sahen alle gleich aus.
Einmal war die unterschiedliche Aura. Sie spiegelte sich in den Augen wieder. Man sah einfach, ob eine Person ein Elb oder Alb war. Das war das Hauptmerkmal. Zusätzlich gab es noch kleine Details in den Gesichtspartien. Elben besaßen in der Regel weichere Gesichtszüge. Während Albe Kantigere hatten. Natürlich gab es auch Ausnahmen von der Regel, wie Michael sagen würde.
Es war schon komisch in einem Land zu sein, wo keine Zwerge, Menschen oder Orks, wie in Eurasien, zu leben schienen. Andererseits welche Rolle spielte es, wenn man da Zuhause war, auch wenn man die meisten Jahre seines Leben woanders verbracht hatte.
Selena spürte, dass das ihr Zuhause, ihre Heimat war. Von der ständigen Unruhe, der Ruhelosigkeit spürte sie seit ihren ersten Schritten in das unbekannte Land nichts mehr. Schon früh verließ sie das Nordland, wo das Reich der Albe und Urikais in Eurasien lag, überquerte den Grenzfluss Zion und kehrte nur selten ins Nordland zurück. Je weiter sie sich aber von der Bergkette im Norden entfernte, desto stärker wurde der Sog. Die Berge zu überqueren war unmöglich, daher suchte Selena nach einem anderen Weg.
Sie schob die Gedanken an die Vergangenheit beiseite. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Nun galt es herauszufinden, wo ihr Platz in dem, ihr fremden und doch vertrauten, Land war. Konnte sie überhaupt sesshaft werden? Bisher hielt es die Albin nie lange genug an einem Ort. Selena schaute zu der Frau, die einem Wanderer eine Schüssel Eintopf servierte und ihm eine Kanne mit dampfendem Kräutertee hinstellte. Konnte sie auch so ein Leben führen? Sie sah sich bisher nicht, als jemand der ein solches Leben führen konnte. Was war die Alternative?
Die Albin trank den letzten Schluck von dem Punch, der über eine Feuerstelle köchelte. Alkohol wirkte bei Elben und Alben nicht in dem Maße wie bei Menschen, Zwergen oder Orks. Jedenfalls hatte Selena noch keinen Elben oder Alben gesehen der betrunken war.
Da ging die Tür zur Taverne knarrend auf. Zwei Personen in schwarzen Umhängen traten ein. Sie nahmen die Kapuzen runter. Zum Vorschein kamen zwei Spitzohren, wie ein Zwerg sagen würde. Mit einmal hatte sich die Stimmung in der Taverne verändert.

***
Sie schauten sich um. Niemand der Gäste wagte es in ihre Richtung zu sehen. Die zuvor geführten Unterhaltungen, so spärlich sie auch waren, hatten mit ihrer Ankunft ein jähes Ende gefunden.
„Ihr sitzt an unserem Tisch.“
Selena schaute auf. Bei den beiden handelte es sich um einen Elben und Alben. Ihr fiel sofort die identischen Gesichtsmerkmale auf. Brüder! „Ist das so!“
„Ja.“, raunte der albische Bruder. Es waren Mischlinge.
„Dann müsst ihr euch wohl einen anderen Tisch suchen.“
Für einen flüchtigen Moment konnte man auf ihren Gesichtern die Verblüffung sehen. Ihnen war zuvor niemand begegnet, der so mit ihnen redete. Schließlich war man nicht irgendwer.
„Wie war das?“
Selena lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor die Brust und merkte wie sich die Gäste bemühten, nicht in ihre Richtung zusehen. Auch die Frau vom Wirt machte einen großen Bogen um ihren Tisch.
„Euch ist wohl nicht klar, wer vor euch steht!“, raunte der Bruder.
Sie schmunzelte amüsiert. „Verpisst euch.“
Aus dem Augenwinkel sah Selena, wie die Leute um sie herum erstarrten. Jetzt wagte erst recht keiner etwas zu sagen oder zu atmen. Sie spürte die Furcht der Leute vor den Brüdern.
Der mehr albische Bruder reagierte als Erster. Die Zeit der Worte war vorbei. Komisch, wie reizbar manche Leute waren, dachte Selena. Er zog sein Langschwert. Auf der Klinge befanden sich albische Runen, die ihr seltsamerweise bekannt vorkamen aber doch gänzlich unbekannt waren.
Aus dem Handgelenk führte der albische Bruder die Klinge. Er wollte ihr den Kopf vom Körper schlagen, doch Selena hing irgendwie an ihm. Sie kippte mit dem Stuhl nach hinten weg, entging so der polierten Klinge, rollte sich ab und zog in der Bewegung ihr eigenes Schwert.
Für eine Sekunde verharrten die Brüder. Sie hatten nicht damit gerechnet dass die Frau eine solche Aktion vollführte und dazu noch ein Schwert zückte. Ganz zu schweigen von dem Anflug eines Lächelns auf ihrem Gesicht.
Der albische Bruder warf den Tisch um, schritt entschieden und mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf sie zu. Anders als bei den Biestern war seine Kampftechnik weitaus ausgeprägter. Man merkte, dass er eine Kampfschulung genossen hatte. Demzufolge waren die Brüder keine einfachen Lakaien.
All diese Dinge stellte Selena getrennt vom eigentlichen Kampf fest. Abwehren. Angriff. Abwehren. Angriff. Ganz bewusst ließ sie den Bruder im Dunklen über ihre tatsächlichen Fertigkeiten. Gegen einen Ork oder Urikai zu kämpfen war was gänzlich anders. Seine Angriffe führte er präzise aus. Er versuchte sie in Bedrängnis zu bringen und den Kampf schnell zu Ende zu bringen. Ungeduld brachte den Tod, schärfte ihr Lehrmeister ihr stets ein. Ruhe und Geduld, waren ein muss.
Schon im Ansatz erkannte Selena die tödliche Absicht ihres Gegners. Sein Angriff war zu lasch ausgeführt. Ohne Schwierigkeit parierte sie genauso, wie er erwartet hatte. In dem Moment huschte, dem Bruder ein Grinsen übers Gesicht. Er verlagerte sein Gewicht, um mehr Schwung für den Schlag zu bekommen. Sein Ziel war mit einer fingierten Attacke, sie zur Parade zu verleiten, die es ihm ermöglichte, ihr den Bauch auszuschlitzen. Wogegen Selena natürlich etwas hatte.
Sie verdrehte ihr Handgelenk, drehte zeitgleich ihren Oberkörper seitlich weg und hielt das Schwert mit der Klinge nach unten vor sich. Noch bevor dem albischen Bruder klar war, was sie damit bezweckte hatte er auch schon sein Todesurteil unterzeichnet.
Selena wehrte die Klinge ab, hob dabei ihr eigenes Schwert, verdrehte erneut ihr Handgelenk und ließ die Schneide hinab sausen. Sie schlitzte ihm den gesamten Torso von schräg oben nach unten auf. Entsetzt starrte der Bruder sie an, bevor er auf die Knie sank, die Augen verdrehte, vornüber fiel und tot auf dem Boden der Taverne aufschlug.

***
Sein elbischer Bruder schrie inbrünstig, zog sein Schwert und griff mit einer rachsüchtigen Fratze an. Gerade noch rechtzeitig konnte Selena sich wegdrehen, um der tödlichen Wirkung des Angriffs zu entgehen. Ganz unbeschadet blieb sie aber nicht. Die Klinge schlitzte den mehrphasigen Ärmel auf und ritzte die Haut auf. Die Wunde war nicht tief genug, um schmerzhaft zu sein oder eine Narbe zu hinterlassen. Der Ritz schimmerte rötlich, aber es trat kein Blut aus.
Was im Moment nebensächlich war, denn Selena hatte ein gänzlich anderes Problem. Der Elbenbruder reagierte promt auf ihr Tun. Er veränderte seine Position in einem Wimpernschlag. Dadurch stach er mit dem Schwert zu.
Zeitverzögert sah Selena die Klinge auf sich zukommen. Sie war drauf und dran sich in den Bauch der Albin zu bohren. Nun handelte sie rein intuitiv. Selena sprang in die Luft, vollführte dabei einen Spagat, wie ihn eine Ballerina nicht besser machen konnte, wodurch der tödliche Stoß ins Leere ging. Wie bei einer Schere, klappte sie die Beine zusammen, winkelte sie an und im Fallen trat die Albin dem überrumpelten Elbenbruder mit den Fersen gegen den Oberkörper. Die Wucht schleuderte ihn gegen die Wand. Der Tisch unter ihm fing das fallende Gewicht nicht auf und brach beim Aufprall zusammen.
Selena landete zwar weitaus weniger schmerzhaft, aber nicht so grazil, wie man es von ihr gewohnt war. Ihr Gegner war weitaus hartnäckiger als man von einem Elb erwartete. Was wohl am albischen Teil seines Wesens lag. Er hob sein Schwert auf und nahm das seines Bruders in die andere Hand, blickte sie grimmig an, wirbelte mit den Schwertern umher und kreuzte die Klingen.
Die Drohgebärde blieb wirkungslos. Ein bisschen mit dem Schwert umherwirbeln machte einen noch lange nicht gefährlich. Mit etwas Übung konnte das jeder Depp von der Straße. Selena hob die Hand und machte die Komm doch her Geste. Der Elbenbruder ließ sich nicht lange bitten.
Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kreuzten sie die Klinge. Das Klirren der aufeinandertreffenden Schneiden spielte eine ganz eigene Melodie. Gelegentlich entstanden Funken. Doch wie jede Melodie hatte auch diese ein Ende.
Selena spürte die Luftzüge, wenn die Klingen die Luft dicht neben ihr zerschnitten statt Sie. Obwohl mit einem Schwert unterlegen, besaß die Albin den Vorteil der Erfahrung auf ihrer Seite. Sie hatte gegen Leute gekämpft die Meister ihrer Zunft waren und lebte noch. Ganz anders ihre Gegner. Die Meisten hatten einen Zweikampf mit ihr nicht überlebt.
Sie duckte sich unter einem Hieb weg, wehrte den getimten Zweitangriff mit ihrem Schwert ab, sprang in die Luft und entging so der Seitenattacke. Selena drehte sich in der Luft darüber hinweg, zog ihr Schwert nach und landete geschmeidig auf dem Boden. Der Elbenbruder gurgelte unverständlich. Was am tiefen Schnitt in seinem Hals lag. Das Blut sprudelte wie bei einer Quelle nur so hinaus. Zusätzlich spuckte er dunkles Blut. Sekunden später lag er tot in seinem Blut.
Auf den Gesichtern der Anwesenden lag Entsetzen, wegen dem Schauspiel, das sie sahen und die toten Brüder. Aber da war noch was.

***
Die Sonne schaute am Horizont hervor, als Celin, Nava und Lorana und Jerome das Dorf verließen. Ihr Weg führte sie durch die weite Landschaft der Provinz. Täler mit saftigen Wiesen. Laubbäume, die versprenkelt herumstanden. Steinformationen, auf denen Moos wuchs. Dazwischen einzelne Steinblumen, die zur Herbstzeit in voller Blüte standen. Vögel zwitscherten. Eine Wildschweinfamilie grub unter Bäumen nach Pilzen. Andernorts sprintete eine Wühlmaus umher. In der Luft kreiste ein Weißkopfadler seine Runden auf der Suche nach Beute.
Nichts störte diesen Frieden. Für den Moment. Hier war weit und breit nichts zu sehen von dem Kampf, den die Zweibeiner gegeneinander fochten. Dennoch musste die Landschaft einen Teil der Folgen mittragen. Ob sie wollte oder nicht.
Nava mochte die Natur. Der Duft von blühenden Mondblumen. Der morgendliche Tau. Oder die Frische vor und nach einem Regenschauer. Hier schien die Zeit still zustehen. So gerne sie weiter umher gewandert wäre, musste es hinten anstehen.
Am Scheitelpunkt eines Anstiegs angekommen, sah man in einiger Entfernung den Beginn eines Waldes, dessen Ausmaße sich gar nicht überblicken ließen. Je näher man kam, desto mehr wuchs der Wald. Sie erreichten die Ausläufer des Waldes vor dem halben Sonnenumlauf.
Nach und nach rückten die Bäume zusammen, verengten sich, schufen eine Barriere aus Ästen, Blattwerk, Laub und Wurzeln. Die Baumkronen ließen am Tage genug Licht hindurch. Nachts hingegen sah man die Hand vor Augen nicht. Wenn man Glück hatte, half einem das Mondlicht, sich zu orientieren. Dann wirkte der Wald weitaus unheimlicher als sowieso schon.
Nava hob die Hand und zeigte eine geballte Faust. Das war für die anderen das Zeichen stehen zu bleiben. Sie wurden seit Betreten des Waldes beobachtet. Jeder ihrer Schritte wurde verfolgt, ohne das sie diejenigen sahen. Worin die Absicht lag. Zu keinem Zeitpunkt fühlte sich Nava bedroht. Wenn man sie für Feinde hielt, dann wären sie bereits angegriffen worden.
Sie nickte Lorana zu. Ihre Weggefährtin formte die Hände zu einem muschelförmigen Geflecht und blies hinein. Ein vogelähnlicher Singsang entstand. Die Melodie war kaum von denen der Tiere zu unterscheiden.
Aus ihren Augenwinkel sah Nava wie Jerome unruhig mit seinen Beinen wippte. Wälder machten ihn nervös. Ihm war nicht wohl dabei, nichts zu sehen oder zu wissen, was sich hinter jedem einzelnen Baum verbarg.
An einem der Baumstämme vor ihnen schien sich die Rinde abzuschälen, ähnlich wie ein Holzschnitzer fein säuberlich Schicht um Schicht abtrug. Nun stand ein Mannsgroßer, Blatt-, Laub- und Astloser Stamm vor ihnen. Der untere Teil des Stamms spaltete sich geräuschlos und kam auf sie zu.
Keiner von ihnen legte die Hand an die Waffen. So merkwürdig das Bild auch war, drohte ihnen keine Gefahr. Der Stamm blieb zwei Armlängen vor Nava stehen. Ein Arm spaltete sich vom Stamm ab und ging dahin, wobei jedem Zweibeiner der Kopf in aller Regel saß. Weißblondes Haar kam zum Vorschein. Im selbem Moment ging das Bild des Stammes verloren. Stattdessen kam eine Person zum Vorschein die einen braunen Mantel trug.
„Ihr werdet bereits erwartet.“, teilte ihr der Mann mit seiner klaren Stimme mit.
Nava nickte dem Waldwächter zu. Mit einer Geste bat er, ihm zu folgen. Wie viele Waldwächter es gab, wusste man nicht. Manche meinten es seien nur eine Handvoll, andere vermuteten, dass es an die Hundert gäbe. Sie waren der Grund, warum die Leute im Land die Wälder mieden. Man nannte sie auch die Waldgeister. Was Nava durchaus treffend fand.
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Ende, Kapitel 7
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Irgendwie taten mir die Brüder leid, aber sie hatten ja auch nichts Gutes mit Selena vor. Nava betritt gemeinsam mit ihren Freunden in dieser Zeit einen geheimnisvollen Wald. Mal sehen was daraus noch wird.

Petra (05.11.2010)

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