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4 Seiten

Das Herz des Drachen - Kapitel 08

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Nils Konrad, Vater zweier Söhne, ehemaliger Soldat, Söldnerchef und als der General bekannt, war bereit jedes Mittel einzusetzen, um in den Besitz des Herzens zu kommen. Selbst wenn er dazu eine Stadt in Schutt und Asche legen musste, würde er es tun. Der Nutzen, den das Artefakt barg, war unermesslich. Die Allmacht würde ihn reicher und machtvoller machen als irgendeinen Menschen auf dem Planeten. Niemand konnte ihn dann noch aufhalten. Ihm waren keine Grenzen mehr gesetzt. Wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde pulverisiert. Ob einzelne Personen, ganze Armeen oder Staaten spielte keine Rolle.
Ja, das war Allmacht.
Es klopfte an der Tür, die kurz darauf geöffnet wurde. 2 Söldner traten mit der Frau ein, die eigentlich längst tot sein sollte. Nicht viele Leute konnten von sich behaupten sein Todesurteil überlebt zu haben.
Konrad nahm den reich verzierten Dolch von der Tischplatte seines Arbeitsplatzes, ging auf die Frau zu, die sein Sohn gerettet hatte, zwei Mal. Ob es Ben ein drittes Mal gelang, war zwar schwer vorstellbar aber darauf wetten würde er dennoch nicht.
Susanne schrak nicht davor zurück, als Ben’s Vater mit dem Dolch in der Hand auf sie zu kam. Sie sah dem Mann in die Augen. Die Kälte darin war erschreckend, ja beinahe unmenschlich. Trotzdem fiel ihr kein Anzeichen dafür auf, dass er sie umbringen wollte. Zumindest hier und jetzt.
Eine Armlänge blieb er vor ihr stehen, ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Der Blick von Ben’s Bruder hatte einen erschütternden Schauer bei ihr verursacht. In seinen Augen lag etwas das sie so noch nie gesehen hatte. Bei ihrem Vater war das anders. Ja, sie empfand Furcht und Angst vor dem Mann, schließlich war sie ihm ausgeliefert, konnte nirgendwo hin.
Er nahm ihre Hand, hob sie an ohne grob zu werden. Susanne war wie gelähmt. Sie konnte sich dagegen nicht wehren, was auch immer geschah. Dann bewegte er die Führhand der Klinge nach vorne, langsam ohne jede Hektik, schob sie zwischen die gefesselten Hände. Eine kleine Bewegung und er konnte ihr die Pulsadern aufschlitzen.
Stattdessen zerschnitt Ben’s Vater den Kabelbinder, mit dem man sie fesselte. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, befahl er den Söldnern draußen zu warten. Die Männer zögerten nicht, gingen hinaus, machten hinter sich die Tür zu.
„Setzen Sie sich.“ Er drehte sich um, legte den Dolch wieder dahin zurück, von wo er ihn genommen hatte. „Möchten sie etwas trinken, Frau Reuter?“ Den zerschnittenen Kabelbinder warf er in den rostbraunen Müllheimer, ging zur Bar und schenkte sich einen Drink ein.
Susanne setzte sich in den breiten, altmodischen Sessel. „Nein.“ Wieso sie so ruhig klang, entzog sich ihrer Kenntnis. Dabei hatte sie gehörige Angst, vor dem was geschehen würde.
Gleichgültig nahm Konrad die Ablehnung zur Kenntnis. Ein Nein hörte er zwar nicht oft, aber das bezog sich mehr auf andere Dinge, wo er einfach kein Nein akzeptierte. „Sie fragen sich sicher wieso Sie hier sind.“
Susanne nahm allen Mut zusammen. „Sie wollen wissen was wir im Turm gesehen haben.“ Ob ihre Mühe, die Angst aus ihrer Stimme zu vertreiben erfolgreich war, war schwer einzuschätzen. Der General jedenfalls zeigte keine Reaktion.
Da hatte sie natürlich recht. Konrad wollte, nein musste, es wissen. Schließlich konnte jeder Hinweis den Aufbewahrungsort des Herzen beinhalten. Sein Sohn hatte ihr das Leben gerettet, zwei Mal. Nicht dass das von Bedeutung für ihn oder sein Anliegen war. „Sie halten mich für den Bösen.“ Die Feststellung war nicht überraschend. „Was wenn ich ihnen sage, dass Sie sich irren?“
„Jemand der Leute umbringt, weil er glaubt, sie hätten etwas gesehen, von dem sie gar nicht wissen was es bedeutet, kann nicht zu den Guten gehören.“
Seine Mundwinkel verzogen sich. „Ich habe mich nicht als einen der Guten bezeichnet.“ Das Zucken, denn mehr war es nicht, war so schnell verschwunden, wie es gekommen war. „Ich sagte nur, ich sei keiner der Bösen. Das, Frau Reuter, liegt schließlich im Augen des Betrachters. Oder etwa nicht?“
„Sie haben Menschen umgebracht. So etwas tun die Guten nicht, sondern die Bösen.“ Gut, vielleicht klang das naiv, für jemanden der als gebildet und klug galt. Doch irgendwie hatte sie ja recht.
Konrad nahm einen Schluck. „Das hat Ben auch getan. Ist er jetzt ein Guter oder ein Böser?“
Eine Fangfrage, die sich nicht so leicht beantworten ließ. „Ja, als Söldner bringt man Leute um. Unschuldige und jene, die es nicht sind. Wie also stellte man fest, wer von ihnen ein Guter und wer ein Böser ist?“
Susanne wusste es nicht. Eins wusste sie jedoch mit ziemlicher Sicherheit, Ben gehörte nicht mehr zu denen. Andernfalls hätte er ihr und Max nicht 2 Mal das Leben gerettet. So was taten die Bösen nicht. „Er hat seine Wahl getroffen.“
„Das hat er.“, stimmte der General ihr zu. „Er hat sich gegen seine Familie entschieden, hat mich verraten. Für was?“ Konrad sah die Frau an, trank den letzten Schluck. „Das Gute!“ Er sprach die Worte mit Verachtung aus. „Es gibt kein Gut oder Böse, Frau Reuter.“ Er lachte kehlig, stellte das Glas ab, setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs. „Es spielt aber keine Rolle.“ Konrad trat näher. „Ben wird mich nicht aufhalten.“ Er wandte sich zum Fenster, sah durch die Panzerglasscheibe.

***
Susanne wusste nicht, was sie davon halten sollte. Geschweige denn, wieso der General sie holen ließ. Was bezweckte er mit der Unterhaltung? Wollte er sie bekehren, auf seine Seite, die dunkle Macht, zerren!! Ihr Blick ging zum Dolch.
Für den Bruchteil einer Sekunde war sie drauf und dran zu tun, was sie in dieser Millisekunde dachte. Das sie es nicht tat lag an ihrem gesunden Menschenverstand. Etwas das der General verloren zu haben schien, wenn er es den je besaß.
„Lloyd.“
Einer der Söldner, die draußen standen, trat ein. „Ja, Sir?“
„Bringt sie zurück.“
Lloyd, der Söldner, nickte. Zusammen mit seinem Kumpanen trat er zu Susanne.
Diesmal stand sie von alleine auf. Dabei erhaschte sie einen Blick auf den Schreibtisch. Ein gebundenes Buch, mit verschließendem Ledereinband, lag darauf. Die aufgeschlagene Seite zeigte eine Handzeichnung einer Rüstung, die keinerlei Ähnlichkeiten mit denen aus dem Mittelalter oder einer anderen Epoche hatte.
Susanne dachte sich nichts weiter dabei, blickte zum General, der weiterhin am Fenster stand und hinaus sah. Wortlos verließ sie den Waggon, kehrte unter Bewachung der Söldner zum Zellentrakt zurück, wo Ben sich keinen Millimeter gerührt zu haben schien.
Sie trat in ihre Zelle. Die Tür fiel ins Schloss. Der Söldner schnalzte anzüglich mit der Zunge, warf Ben ein Grinsen zu und verließ das Zellenabteil. „Ich hoffe dir ist in der Zwischenzeit eingefallen wie wir hier rauskommen, Ben.“
Als er ihr nicht antwortete, sah Susanne ihn an.
Er lächelte.
„Wieso lächelst du?“

***
Augenblicke nachdem Susanne in Begleitung der Söldner gegangen war, trat der Major in den persönlichen Waggon seines Vaters und Befehlshabers. Auf dem Monitor sah man den Livestream der Überwachungskameras im Zellenabteil. Das Übertragungsbild war in 4 Fenster unterteilt, die alle ein anderes Bild zeigten.
Sein Vater hatte sich nicht vom Fleck gerührt, als die Frau, die sein Bruder gerettet hatte, gegangen war. Er stand einfach da, vor dem Fenster, schaute hinaus.
„Ich hoffe dir ist in der Zwischenzeit eingefallen, wie wir hier rauskommen, Ben.“ Der Zellentrakt war auch mit hochempfindlichen Mikrofonen ausgestattet, die ein kristallklares und digitales Tonsignal auffingen. „Wieso lächelst du?“
Susanne konnte nicht ahnen, dass sich der Major andernorts zur gleichen Zeit die selbe Frage stellte, sie aber nicht aussprach. „Er weiß es.“ Er schaute zu seinem Vater.
Der General zeigte keine Reaktion.

***
Um den Zug des Generals zu verfolgen, hatte sich Alice ins Streckenkontrollzentrum der Deutschen Bahn gehackt. Es dauerte zwar länger als vorgesehen, aber im Endeffekt hinderten die Sicherheitssperren, Firewalls und Verschlüsselungscodes sie nicht daran. Sie brauchte eben nur etwas länger als geplant.
Einmal im System verfolgte sie die Fahrt des Zuges, der nicht die Farbmarkierung der Personen- oder Frachtzüge besaß. Züge dieser Art gab es nicht allzu viele. Und nur einer war im Wiesbadener Raum abgefahren. In Richtung Nordosten.
Einen Fahrplan oder dergleichen gab es nicht. Zumindest hatte Alice keinen gefunden. Was merkwürdig war, wie Privatflugzeuge, mussten auch Privatzüge einen Fahrplan abgeben. Schließlich mussten die Züge auf den Gleisen entsprechend dirigiert oder umgeleitet werden.
„Wohin willst du?“, fragte sie den Farbcode vom Zug des Generals.
Der Zug fuhr auf einer Strecke, die hauptsächlich von Intercitys und Regios benutzt wurde. Sie führte nach Norden, machte nach gut 7 Kilometern einen Schwenk nach Westen, um sich durch das Rheintal, Hunsrück, Moseltal und die Eifel zu schlängeln, ging bis zur belgischen Grenze und darüber hinaus. Entlang der Strecke gab es Hunderte von Bahnhöfen, an denen der Zug halten konnte.
Da kam Alice eine Idee.
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Ende, Kapitel 8
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Spannend und gut geschrieben. Muss ich wirklich sagen. Ben`s Vater wird immer mysteriöser!

Petra (08.01.2011)

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