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6 Seiten

Das Herz des Drachen - Kapitel 09

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Durch den Ausgang der Varusschlacht hatten sich die Römer auf die Westseite des Rheins zurückgezogen. Bis zu jenem Tag an dem Arminius starb, das Bündnis der Germanenstämme zerbrach und Streitigkeiten ausbrachen. Von da an setzten die Römer über den Rhein, besetzten wichtige strategische Siedlungen und Städte entlang des Rheins und machten sich die Uneinigkeit der Germanen zunutze. So gelang es ihnen letztlich die Germanen zu besiegen, deren Ländereien zu besetzen. Das gesamte Kernland.
Arminius Erbe, so ein Historiker, war nicht der Sieg über Rom, sondern der Untergang der Germanen nach seinem Tod. Denn die Streitereien innerhalb der germanischen Stämme waren eine Folge der nicht vorhandenen Nachfolgeregelung.
Die Wahrheit war jedoch eine andere, die nicht in den Geschichtsbüchern stand. Sein Tod machte deutlich, dass das Herz des Drachen nicht mehr in seinem Besitz war. Andernfalls hätte es ihn vor dem Tod bewahrt. So lautete zumindest die Legende. Er wurde umgebracht, von einem seiner eigenen Leute, weil sein Mörder in den Besitz des Herzen kommen wollte. Nicht mehr und nicht weniger.
Und es gab nur eine Person, die wusste, wo sich das Herz befand.
Manius, einst ein Junge in Arminius Diensten, wurde vom Cheruskerfürsten zum Wächter vom Herz des Drachen auserkoren. Es zu schützen, zu verhindern das Freunde wie Feinde danach suchten. Zudem widerstand er dem Drang der neue Träger zu werden. Eine Bürde, die nicht jeder im Stande war, zu leisten. Andere wären daran gescheitert oder zerbrochen. Nicht so der Junge, dem Arminius viel abverlangte.
Wie aus allen Jungen wurden sie Männer, wurden Jahr für Jahr älter, gingen einer Arbeit nach, lernten jemanden kennen und lieben, gründeten eine Familie, sahen die Kinder aufwachsen, wie sie eigene Kinder bekamen und früher oder später starben. Da war Manius keine Ausnahme.
Er verstarb im Wissen, dass das Herz in Sicherheit war.
So lange bis sich jemand als würdig erwies der neue Träger zu sein.
Wann das geschah und wer es war, wussten nur die Götter.

***

-Tage zuvor-

Der Frankfurter Flughafen war nicht nur der größte deutsche Flughafen, sondern ein Internationales Drehkreuz, von wo Hunderte Flugzeuge nach Asien, Afrika, Ozeanien, Nordamerika, Süd- und Mittelamerika und in die Karibik abhoben. Zig Tausende Menschen landeten oder starteten ihre Reise von hier aus in die gesamte Welt.
Nicht so Ben und Jonas. Sie waren nicht gekommen um eins der Flugzeuge zu besteigen und weg zu fliegen. Man hatte ein solches gerade erst verlassen.
Flughäfen wie der in Frankfurt am Main, waren eigene Städte. Sie verfügten über eine eigene Infrastruktur mit allem was dazu gehörte. Strom- und Wasserversorgung. Kanalisation. Gewerbe. Ordnungskräfte. Ein Flughafen war eine Stadt in einer Stadt.
Am frühen Vormittag war es im Hauptterminal brechend voll. Tausende Menschen gingen von A nach B und zurück, belagerten die Infoschalter, hetzten zu den Flugsteigen, verabschiedeten sich tränenreich oder begrüßten einander. Dennoch lief alles in geordneten Bahnen, obgleich ein Außenstehender einen anderen Eindruck bekam.
Ungeachtet dessen betraten Ben und Jonas die Premium Lounge der Lufthansa. Dort waren sie mit denjenigen verabredet, die sie um das Treffen baten. Um die Annehmlichkeiten der Premium Lounge nutzen zu können, musste man einer derer sein die die Schwarze Mitgliedskarte der Fluggesellschaft besaßen. Wovon wiederum weniger als 1000 Stück weltweit im Umlauf waren. Inhaber anderer Karten bekamen keinen Zutritt zur Premium Lounge.
Weder Ben noch Jonas besaßen überhaupt eine Karte der Lufthansa oder einer anderen Fluggesellschaft, bisher jedenfalls. Als sie in Berlin-Tegel ihre hinterlegten Flugtickets am Lufthansa Schalter abholten, waren im Umschlag auch 2 der exklusiven schwarzen Karten. Damit stand fest, dass diejenigen die um das Treffen baten, einflussreiche Leute waren. Schließlich erfüllte keiner von Ihnen im Ansatz die Kriterien für eine solche Karte.
„Herzlich willkommen. Ihre Karten bitte?“, bat die Angestellte hinter dem Tresen freundlich. Beide gaben ihr die Karten. Sie zog eine nach der anderen durch das Lesegerät, prüfte die ausgelesenen Daten auf ihrem Flachbildschirm. „Angenehmen Aufenthalt.“ Sie gab ihnen die Karten zurück.
Beide steckten sie ein, traten auf die milchig mattierte Automatiktür zur Premium Lounge zu. Als sie in den Sensor kamen, öffnete sich die Eingangtür nur, weil die Angestellte die Freigabe eingegeben hatte. Hinter der Schuss- und Explosionssicheren Ganzglastür lag die Premium Lounge.
Was keiner von Ihnen wusste, die Lounge befand sich offiziell im Umbau und stand daher nicht zur Verfügung. Andererseits sah man nichts von dem Umbau.
Stattdessen betraten Ben und Jonas eine vollfunktionstüchtige Lounge, die sie nie von Innen gesehen hätten. Der Luxus war nicht protzig oder dekadent. Es herrschte eine wohlfühl Atmosphäre, wie in einem Spa.
Kaum waren Sie über die Schwelle getreten, schloss sich die Tür. Dabei hatten sie den Sensorbereich auf dieser Seite gar nicht verlassen. Vor ihnen türmte sich eine Wand in Gestalt 3er Männer auf. Sie trugen dunkle Anzüge, unter den Sakkos verbargen sich Pistolen oder kompakte Maschinenpistolen sowie Schusswesten. Professionelle Leibwächter, die entsprechend bezahlt wurden und jeden Cent wert waren.
Einer hielt einen Detektor in der Hand, scannte sie gründlich ab. Da es keinen Grund gab sie einer Leibesvisitation zu unterziehen, traten die Männer beiseite.
Die Lounge verfügte über einen offenen Sitzbereich und Nischen, für jene, die es diskreter mochten. Da außer ihnen niemand sonst die Lounge besuchte, hatten ihre Gastgeber den offenen Sitzbereich, mit den Ledersesseln gewählt.
„Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“, begann der Herr mit dem grau melierten Haar. Mit ihm waren 2 weitere Herren anwesend. Sie trugen allesamt Maßanzüge und vermittelten den Eindruck Stammgäste der Premium Lounge zu sein. „Bitte setzen Sie sich doch.“
Ben und Jonas folgten der höflichen Bitte. Trotzdem blieben sie wachsam. Gerade wegen der kürzlichen Ereignisse, die ihnen anscheinend die Einladung einbrachte. Was verwunderlich war bei dem Ausgang in Berlin. „Wer sind Sie?“ Ben kam gleich zur Sache. Ihnen fehlte die Zeit um länger als unbedingt notwendig in der Premium Lounge zu bleiben.
Wie auch immer die Herren diese Direktheit empfanden, sie zeigten es nicht. Die 3 waren Leute von Rang. „Die Wächter vom Herz des Drachen.“

***
Manius war mit der Gewissheit gestorben, dass es Jemanden gab, der genau wie er, sein Leben opfern würde, um zu verhindern, dass das Herz in die falschen Hände geriet. Sein Schüler wiederum suchte sich zu gebender Zeit seinen Schüler. Jeder wurde sorgfältig ausgesucht, geprüft, geschult und ausgebildet. Manius war der erste Wächter vom Herz des Drachen. Ihm sollten weitere folgen.
3 davon saßen Ben und Jonas gegenüber. Wirklich überraschend kam die Offenbarung nicht. Genau das war der Grund, wieso Manius das Herz so versteckte, dass es gefunden werden konnte. Seine Nachfolger sollten in der Lage sein, es zu finden. Dummerweise konnten dadurch Leute wie der General es genauso finden. Was wohl auch der Grund für dieses Treffen war.
„Sie scheinen nicht sonderlich überrascht?“, stellte der rechte Herr fest.
„Nicht darüber.“
„Worüber denn?“, wollte der Herr in der Mitte wissen.
„Ihre Einladung.“, antwortete Jonas. „Was wollen Sie von uns?“
Die Herren sahen einander an. Keiner verzog bei dem Blickwechsel die Miene oder zeigte eine anderweitige Reaktion. Sie hatten sich voll im Griff, waren dennoch besorgt, denn das Erbe über das sie wachten war in Gefahr. Sie mussten ihr Vorgehen daher sorgfältig überlegt haben, jemand Außenstehenden einzuweihen, der dazu noch einst einer derer war, die nicht in den Besitz vom Herz kommen durften, barg immer die Gefahr der Enttarnung. „Ihre Hilfe.“, sagte der Linke.
Ben schaute den Herrn an. „Wobei?“
„Zu verhindern, dass ihr Vater das Herz findet.“ Die Antwort kam vom Herrn in der Mitte. Unter den 3 schien es keine Rangfolge zu geben. Was sie undurchsichtig machte.
Sie wussten also, dass sein Vater der General war. Ob das nun gut oder schlecht war, konnte Ben nicht sagen. Demnach verfügte die Gruppe über entsprechende Informationsnetzwerke. Doch ihr Anliegen an ihn und Jonas offenbarte gleichzeitig, dass ihr Einfluss begrenzt war. Inwieweit das gut oder schlecht war, musste sich zeigen. „Wieso tun sie es nicht selber?“ Die Herren hätten im Moment auch gut an einem Pokertisch sitzen können. „Als Wächter wissen Sie doch sicherlich, wo das Artefakt ist.“ Da, ein Zucken der Augenbrauen. Oh!! Jetzt verstanden Ben und Jonas, wieso sie eingeladen wurden.
„Wir haben es versucht.“, sagte der Rechte. „Doch leider waren unsere Mühen nicht von Erfolg gekrönt.“
„Professor Stein!“
Der Rechte nickte knapp.
Professor Stein war ein Wächter. Und noch etwas ergab sich dadurch. „Sie wissen nicht, wo das Herz ist!“
„Wir möchten das Sie das Herz für uns finden.“
Bingo!! Ben schaute zu Jonas. War das soeben ein Jobangebot!?

***

-Gegenwart-

Wer auch immer im Hintergrund die Fäden zog, er sorgte dafür, dass der Zug vom General Freie Fahrt bekam. Dabei war das Gleis eine wichtige regionale Strecke. Wodurch sich ein Problem ergab. Denn, sobald der Zug hielt, war das Gleis für den nachfolgenden Verkehr blockiert. Was zu erheblichen Verspätungen und Behinderungen führte. Und zu unangenehmen Fragen. Demzufolge musste der Zug vom General, sobald das Ziel erreicht war, auf ein weniger befahrendes Nebengleis oder ein Abstellgleis dirigiert werden. Um den nachfolgenden Zugverkehr nicht zu behindern. Daher musste der Zug seine Passagiere am Bestimmungsort absetzen und aufs zugewiesene Parkgleis fahren.
Was der Zugführer, nach Anweisung des Generals bzw. des Majors, auch tat.
Wie der zuständige Controller im Streckenkontrollzentrum der Deutschen Bahn, sah Alice auf ihrem Bildschirm, wie der Zug langsamer wurde. Da er in ein Stadtgebiet einfuhr, musste der Zug seine Geschwindigkeit drosseln. Auch auf den Schienen gab eine Art Straßenverkehrsordnung, hier hieß sie bloß sinniger weise Schienenverkehrsordnung. An die hatten sich alle Verkehrsteilnehmer des bundesweiten Streckennetzes zu halten.
Doch als der Hauptbahnhof der Stadt näher kam, drosselte der Zugführer die Geschwindigkeit weiter, unter die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung innerhalb eines Siedlungsgebiets. Je näher der Bahnhof kam, desto langsamer wurde der Zug. Das wiederum konnte nur eins bedeuten.
Der Zug vom General hatte sein Ziel erreicht.
Alice wählte Jonas Nummer.
„Ja?“
Sie nannte ihm das Ziel.
„Ich bin auf dem Weg.“
Dann war das Gespräch beendet.
Alice schaute einen Augenblick auf den Bildschirm, sah, wie der Zug in den Bahnhof einfuhr und wie erwartet stoppte. Sie vergeudete keine Zeit, wandte sich einem anderen Bildschirm zu. Ihre Finger huschten über die Tastatur ihrer Computerstation.
Keine 5 Minuten später zeigte ein anderer Bildschirm, in einem Mehrfachfenstermodus, eine aktuelle Überwachungsübertragung. Sie zeigte verschiedene Livebilder jenes Bahnhofs, an dem der Zug vom General gehalten hatte. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
Doch das interessierte Alice nicht. In einem der Fenster sah sie die Bahnhofshalle. Dort herrschte gerade ein reger Publikumsverkehr. Ihr Interesse galt einer Gruppe, die den Bahnhof durch den Haupteingang verließ, sich aufteilte und in 3 wartende Mittelklasse Limousinen stiegen.
Zu der Gruppe gehörten auch Ben und Susanne.

***
Jonas Anruf gleich, nachdem er mit Max die Kirche in Wiesbaden verließ, rief er via Handy ihre Auftraggeber an, die Wächter vom Herz des Drachens. Ohne näher auf die Details einzugehen, berichtete er ihnen von der Gefangennahme der 2 und dass sie auf dem Weg zum Zug waren.
„Was brauchen Sie?“ Der Herr am anderen Ende klang sachlich.
Überrascht von der Sachlichkeit war er nicht. Jonas sagte ihm, was er benötigte.
Zusammen mit Max stieg er in ihren Wagen, fuhr nicht gerade im Sinne der Straßenverkehrsordnung durch die Wiesbadener Innenstadt. Ungefähr 35 Minuten außerhalb der Stadt lag ein kleiner Privatflugplatz. Er bestand lediglich aus einer kleinen Start- und Landebahn, einen Tower, Parkpositionen gleich neben der Bahn und 2 nebeneinander stehenden Hangars, die zusammen gerade Mal ein halbes Fußballfeld groß waren.
Sie kamen gerade an, als ein Hubschrauber landete.
Jonas parkte den Wagen, ließ die Schlüssel stecken, stieg mit Max aus, sie liefen zum Hubschrauber und stiegen ein. Dabei nahm Max vorne beim Piloten platz, während Jonas nach hinten ging.
Kaum saßen die 2, hob der Hubschrauber auch schon ab.
„Ihr Paket liegt unter der Sitzbank.“, meinte der Pilot.
Das Paket war eine gewöhnlich aussehende Sport- oder Reisetasche, wie sie es millionenfach gab. Bei dieser Tasche hingegen machte der Inhalt den Unterschied. Jonas stellte sie neben sich, öffnete sie und schaute hinein. Auf den ersten Blick sah es so aus als wäre alles drin was er brauchte um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Während dem Flug per Hubschrauber hinter dem Zug des Generals, klingelte sein Handy. Das Display zeigte Alice Nummer an.
„Ja?“
Sie nannte ihm das Ziel des Zugs.
„Ich bin auf dem Weg.“
Er beendete die Verbindung, tippte dem Piloten auf die Schulter, setzte die Kopfhörer auf.
„Ja, Sir?“
Jonas nannte ihm das Ziel.
Der Pilot nickte.
Max drehte sich zu ihm. „Koblenz!“
„Sieht so aus, Max.“
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Ende, Kapitel 9
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Hallo Petra.

DANKE...

...das du der Geschichte die Treue hälst und kommentierst.

Freu mich von dir zuhören.

Gruß


Alexander Bone1979 (10.01.2011)

Ein tolles Team und noch dazu die Wächter des Drachenherzens, zu denen auch wohl einst der Prof. gehörte. Das sind wohl die richtigen Gegner des Generals und des Bruders von Ben. Spannend und darum werde ich bald weiterlesen.

Petra (08.01.2011)

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