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Freud und Leid der Hobbyautoren

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten · Experimentelles
Viele Hobbyautoren haben es nicht einfach. Sie träumen von einem Roman, der irgendwann veröffentlicht wird und die Menschheit berührt, aber schaffen es höchstens mit einer Kurzgeschichte in eine Klatschzeitschrift - wenn überhaupt.

Doch letztendlich ist es egal. Das Schreiben beruhigt und bereitet Freude. Schreiben beflügelt den Autoren und oft auch seine Leser. Das ist natürlich ein Vorteil.

Doch welche Nachteile gibt es im Leben der Wortzauberer? Viele!

Wenn der Text nicht gerade zerrissen wird, dann kann dieser manchmal etwas zerreissen - und zwar nicht nur die Geduldsfäden und Nerven der Rechtschreibteufel, sondern auch Herzen oder auch so manche Hose.

Autoren sind Schriftschauspieler. Sie vermögen Dinge so darzustellen, so dass sie auf den Leser real wirken, obwohl dieses nicht immer der Fall ist. So kann es sich natürlich zutragen, dass ein niedergeschriebenes Traumgespinst zum Missverständnis wird.
Es soll Menschen geben, die gerne googeln und irgendwann bei Schnaps und melancholischer Musik Ausschau nach Verflossenen halten, obwohl sie längst liiert sind und Kinder am Rock und ne Frau am Zipfel haben. Und irgendwann, da wachst du mitten in der der Nacht durch eine SMS auf, weil genau dieser Mensch, der bei Schnaps und melancholischer Musik gegoogelt hat, auf eine Geschichte gestossen ist, die vor mehr als vier Jahren geschrieben worden ist und für Aufsehen in der Nacht im tiefen Norden gesorgt hat.
"Du bist so ekelhaft, du hast mich die ganze Zeit nur verarscht. Von Anfang an. Ich will nie wieder etwas im Internet von mir lesen müssen, auch wenn es anonym ist. Du hast mich genug verletzt." Hä? Von wem ist diese Nummer und wer ist dieser Mensch? Da muss Frau erst einmal nachdenken. Es ist schließlich im wahren Leben schon schwer genug mit den Liebesgeschichten und Affären nicht durcheinander zu kommen, wie soll man sich da auch noch die ausgedachten merken können?
Es waren Worte, einfach nur Worte. Und der Vulkan brach aus.

Andere ausgedachte Geschichten können bisweilen zu interessanten Emailkontakten führen. Für den Ottonormalmann wahrscheinlich so interessant, so dass Mann dumm in die Falle tapert und auch noch alles glaubt, was da in der Story steht. Frau hat natürlich nichts dagegen. Immerhin ist es ja mal etwas anderes, einen Mann kennen zu lernen, der erst einmal auf das Geschriebene abfährt und dann auf die Frau. Hat zwar keinen Oskar eingebracht, aber einen Franz.

In ganz besonderen Momenten, da schreibe ich Dinge nieder, die ich mir wünsche. Einige Male schienen die Worte Flügel bekommen zu haben und sind bis ans Ende der Welt geflogen, um einem besonderen Menschen ins Ohr zu flüstern, dass ich ihn mag. Der Wunsch wurde wahr.

Wenn ich irgendwann alt bin und immer noch kein Buch veröffentlicht habe, dann kann ich mich dennoch beruhigt zurücklegen, denn ich habe mehr als einmal die Hauptrolle in meinen Geschichten gespielt und das ist auch etwas wert. Das Schreiben hat sich gelohnt. Zumindest für mich. Es ist nicht immer nur schön, das Leben zu leben, sondern auch aufregend, sein Leben zu schreiben und zu spüren, dass Worte Wirklichkeit werden können.
 
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Kommentare  

Das schreiben hat schon was. Es trifft wirklich
alles genau zu. Das mit dem schriftschauspieler
passt auch sehr gut. Man kann sich in seine
träume hinein schreiben. Aber schade finde ich es
immer wieder, dass viele leser den sinn des
schreibens nicht erkennen und texte nur dazu
nutzen, um nach rechtschreibfehlern zu suchen.


Homo Faber (22.11.2010)

Da schreibst du mir ganz aus der Seele. Schöne kleine Story über das Leben als Hobbyautor.

doska (11.11.2010)

Hallo,
vielen Dank für die Kommentare. Der Text ist mir so in den Sinn gekommen. Hätte ihn vielleicht als Fortsetzung schreiben sollen...
@Pia: Gern übernehme ich den Vorschlag für den Titel.

LG Sabine


Sabine Müller (10.11.2010)

Schriftschauspieler hat mir sehr gut gefallen. ;0)
Wahre Worte, die du da gefunden hast.
Allerdings hätte ich den Titel "Freud und Leid der Hobbyautoren" genannt.

Liebe Grüße DublinerTinte ;0)


Pia Dublin (09.11.2010)

Hallo Sabine,

mit diesem Text triffst du voll den Kern und letztendlich auch meine Meinung.
Das Schreiben soll letztendlich Freude machen.
Dass sich durch die virtuelle Welt auch unangenehme Kontakte entwickeln können, liegt auf der Hand.

Nicht jeder Hobbyschriftsteller ist in der Lage ein eigenes Buch auf den Markt zu bringen.
Tut der Sache aber auch keinen Abbruch.
Die Hauptsache ist doch, dass das Schreiben Freude spenden soll und man auch ohne einen Obulus eine gewisse Selbstbestätigung sich erarbeiten kann.
LG. Michael


Michael Brushwood (09.11.2010)

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