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5 Seiten

Ahrok 2.Band - 27. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Siebenundzwanzigstes Kapitel: Wer durch das Schwert lebt…

Die knöchrige Sense des Monsters kreischte über den Boden und Ahrok konnte gerade noch so den unnachgiebigen Stahl des Abschlachters zwischen sich und die spitzen Knochen bringen. Die Erschütterung durch den Aufprall ließ ihn gleich ein paar Schritte durch die Gegend taumeln.
Rasch drehte er sich wieder dem zusammengeschusterten Ding zu und brachte das Schwert hoch. Er wagte es nicht, weiter zurückzuweichen, da er es dann in der Dunkelheit aus den Augen verlieren würde. Der augenlose Zwergenschädel, der nicht so ganz mittig auf dem Rest des Monstrums saß, beobachtete jede seiner Bewegungen.
Erneut wirbelte die Sense und zerschnitt die faulige Luft vor seinem Gesicht mit leisem Zischen. Diese untote Kreatur war weit schneller, als man es von einem toten Ding erwarten sollte.
Der Abschlachter stieß vor, aber das Monstrum machte nicht einmal Anstalten dem Schlag auszuweichen. Es war Ahrok, als würde er sein Schwert in einen großen Berg Brei hineinstoßen. Widerlich schmatzend glitt der breite Stahl durch den missgestalteten Körper, doch das riesige Loch, welches die Waffe gerissen hatte, schloss sich gleich darauf wieder.
„Siehst du das?“, rief ihm Ragnar zu.
Ahrok hatte das Monster genau im Blick, konnte aber nicht sagen, worauf der Valr anspielte.
„Nein. Was? Das es dich nicht haut, sondern mich?“
„Die Toten die ihn schützen, es sind viel weniger als vorhin. Er kann nicht beides aufrecht erhalten.“
Jonas kreischte laut vor Wut, als er die Worte des Zwerges hörte.
„Was?! Was willst du von mir Zwerg? Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe?!“, schrie der Dämon schrill.
„Ich will nur ein paar Zähne oder Knochen von dir, aber mein Freund hier… der will dich nun einmal tot sehen.“
Das wütende Kreischen des Dämons schallte durch den ganzen Caer. Seine kurzen Arme fuchtelten hilflos herum und plötzlich stürzten sich all die frisch belebten Toten auf die beiden Krieger.

Kara spähte vorsichtig nach allen Seiten, konnte jedoch nicht erkennen, woher die Stimmen kamen. Der mutige Vorstoß ihrer kleinen Schar hatte einen jähen Einbruch erlitten, als das lockende Flüstern erklungen war. Einem jedem war dann unmissverständlich klar geworden, dass dieser Caer nicht nur durch einen Dämon ausgerottet wurde, sondern dass mindestens eines dieser Wesen immer noch hier unten lauerte. Jeder, der noch bis vor Kurzem die Hoffnung gehegt hatte, einen wehrlosen Caer zu plündern, musste sich jetzt der tödlichen Realität geschlagen geben.
Auf den ersten paar hundert Schritt hatten die Ritter und Edelleute noch mutige Lieder gesungen, um sich selbst anzuspornen, doch jetzt war außer dem angespannten Atmen und dem Quietschen der Rüstungsscharniere kein Geräusch mehr zu hören. Lanzen und Schwerter starrten in jede Richtung, während ihr kleiner Trupp sich im Schneckentempo vorwärtsbewegte.
Die Finsternis war hier unten allgegenwärtig und auch wenn sie sicher etwas mehr erkennen konnte, als die Menschen um sie herum, fürchtete sie sich wohl mindestens ebenso sehr wie die Männer.
Eine Serie wütender Schreie aus unmenschlicher Kehle hallte durch die leeren Straßen. Sofort zuckten sie alle zusammen und kauerten sich hinter ihre Schilde und Vordermänner.
„Vielleicht sollten wir lieber…“, sprach einer der Ritter aus, was alle dachten.
Mit einem Dämon war nicht zu spaßen. Diese Dinger konnten ganze Armeen in Stücke reißen und von manchen hieß es, dass sie unsterblich waren.
„Nein.“, unterbrach der alte Graf von Greifenfels die düsteren Gedanken ihrer Truppe. Er reckte sich als Zeichen der Furchtlosigkeit zur vollen Größe. „Zu dieser Zeit kann kein mächtiger Dämon in unserer Welt sein, denn dafür ist die Magie hier viel zu schwach. Was immer noch hier unten sein Unwesen treibt, ist einer Schar ehrwürdiger Ritter nicht gewachsen. Reißt euch zusammen und lasst es keine Furcht spüren. Wir ziehen weiter.“
Zur Bestätigung seiner eigenen Worte schritt der Mann auch gleich energisch los. Die anderen Männer blickten sich zögerlich an, bevor sie ihm dann doch in ihr vermutliches Verderben folgten.
Kara schüttelte den Kopf. Allein in der Finsternis zurückzubleiben war keine Alternative. Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen?

Ahrok schlug nur noch wild um sich, ohne mehr zu zielen, oder zu wissen, wohin er schlug. Irgendetwas traf er trotzdem immer. Die Untoten waren nämlich überall. Hände griffen nach ihm, zerrten an Armen, Beinen und Kleidung. Kratzten, bissen, schlugen und zwischen all dem Schrecken ragte das riesige Monstrum mit seiner bleichen Sense auf und es führte die scharfe Waffe mit grausamer Präzision und Rücksichtslosigkeit.
Oftmals durchschnitt das scharfe Blatt die anderen Untoten, nur um zu ihm durchzudringen.
Ahrok hatte keine Augen mehr für den Zwerg und er konnte ihn auch nicht hören, da das Brüllen des unförmigen Riesen und das wilde Kreischen des Dämons alle anderen Geräusche übertönten.
Zudem konnte er kaum noch etwas sehen. Die Angreifer waren so nahe, dass sie seinen Lichtquarz fast vollständig verdeckten. Alles hinter den verfallenen und doch so bösartig lebendigen Gesichtern, die er kaum eine Armlänge von sich entfernt hielt, war nur undurchdringliche Schwärze.
Er blutete leicht aus etlichen Kratz- und Bisswunden und der Abschlachter wurde ihm so unendlich schwer. Jedes Mal wenn die wuchtig geführte Sense gegen das Schwert krachte, war Ahrok kurz davor es aus den Fingern zu verlieren. Jeder Muskel vom Fuß bis hin zu den Fingerspitzen schmerzte und schrie nach einer Pause, doch ein Ende der untoten Flut war nicht in Sicht.
Wilde Schwünge zerteilten totes Fleisch, rissen verrottete Körper auseinander, aber dennoch bedrängten ihn grausame Krallen und Zähne immer weiter von allen Seiten.
„Ragnar!“, schrie er zwischen zwei Schlägen, aber er konnte seine eigenen Worte kaum hören.
Das untote Monstrum kaum wieder in Schwertreichweite.
Abschlachter und Sense schlugen auf ihren Wegen beide eine breite Schneise durch die Reihen der Wiedergänger. Ahrok sah aus der Drehung, wie der Stahl den Schädel von dem unförmigen Leib riss und der tote Riese wankte, aber auch er selber verlor plötzlich den Halt mit seinem linken Bein und fiel der Länge nach auf den Boden. Sofort waren diese toten Hände und Zähne über ihm und begannen an ihm zu reißen.
Der neue Schmerz war so gewaltig, dass er selbst all die anderen übertönte.
Ahrok schrie laut auf, aber selbst seine grässlich lauten Schmerzensschreie gingen in dem Getöse einfach unter.

Der Wyrmspaltr fuhr durch die toten Leiber, so als träfe er auf keinen Widerstand und dennoch liefen sie einfach immer weiter. Keine Verwundung, kein abgetrenntes Körperteil konnte die wiederbelebten Bewohner von Kupferglanz aufhalten, die sich ihm wie irre entgegenwarfen und ihm den Weg zum Dämon versperrten.
Die Schar der Untoten war wie eine Flutwelle über sie gekommen und hatte ihn von Ahrok getrennt. Er konnte weder ihn noch diesen Jonas sehen, aber das schrille Kreischen des Dämons diente ihm als gute Orientierungsmöglichkeit in diesem ganzen Chaos.
Der fette Fleischberg musste sich sieben Schritt halblinks von ihm befinden. Vielleicht konnte er alles beenden, indem er seine Axt in dem aufgeblähten Körper des Dämons versenkte. Doch er kam einfach nicht nah genug an ihn heran.
Im Gegenteil, die anstürmenden Untoten drängen ihn immer weiter von ihrem Herren fort. Knochige Finger fielen ihm in den Arm. Sieben, acht bleiche und faulige Hände zerrten an seinen Gelenken. Jede Bewegung kostete ihn mehr und mehr Kraft, jeder Schlag wurde langsamer und ungezielter. Die vielen Arme und Körper engten ihn ein.
Mit einem kräftigen Ruck wurde ihm der Wyrmspaltr aus den Händen gerissen und die Waffe verschwand unerreichbar hinter den toten Leibern. Das Gewicht der anstürmenden Toten presste ihn zu Boden. Ragnars Gesicht prallte schmerzhaft auf den mit Körperteilen übersäten Boden. Kalte Finger drückten seinen Kopf herunter und andere rissen unnachgiebig an Armen und Beinen.
Ragnar brüllte vor Wut und Schmerz und konnte sich dennoch nicht befreien. Er zog und zerrte, aber immer wenn er sich aus dem Griff einer Hand befreien konnte, packte eine Andere mit der gleichen unnatürlichen Kraft zu.
Etwas schob sich unter sein Kinn, riss seinen Kopf zurück in den Nacken und zog und zog immer weiter. Andere, knöchrige Finger schnürten ihm die Kehle zu. Sterne tanzten vor seinen Augen. Ein wütendes Stöhnen war alles wozu er noch in der Lage war, sein Genick war kurz davor nachzugeben, als ein stählerner Vogel die Reihen der Untoten durchbrach.
Tief sog der Zwerg wieder die Lungen voll Luft, als der Druck um seinen Hals nachließ.
Jetzt endlich vervollständigte sich das Bild vor seinen Augen. Der glänzende Vogel, den er gesehen hatte, war das Wappentier, welches auf einem breiten Schild prangte. Das Gewicht auf seinem Körper verringerte sich urplötzlich.
Eine Wand aus Stahl drängte die Untoten zurück, Speere und Schwerter bohrten sich in den Leib des wehrlosen Dämons und laute Männerstimmen brüllten Befehle und die Namen ihrer Adelshäuser.
Ragnar war sich nicht sicher, ob er nicht vielleicht schon tot war oder ihm der Erstickungstot einen Streich spielte, denn zwischen all den glänzenden Rüstungen sah er auch den Körper der Schwarzelfe, die, zwei kleine Äxte in den Händen, einen wilden Klingentanz in den Reihen der Untoten aufführte.
Laute Schreie übertönten den Kampflärm und er erkannte die Stimme.
Ragnar schüttelte den viel zu schweren Schädel und drückte seinen Körper hoch. Langsam kam er auf die Beine und wankte in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Kurz darauf entdeckte er Ahrok, der inmitten zerteilter Körper lag und schrie wie am Spieß. Der Junge umklammerte krampfhaft sein linkes Bein, welches kurz unterhalb des Knies in einem blutigen Stumpf endete.
 
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Kommentare  

Danke für den Hinweis Anariel - es wurde korrigiert.
Ich halte mich in diesem Kapitel und vor allem dem Kampfausgang sehr eng an die tatsächlichen Geschehnisse des Spiels und kann mich noch gut an das ungläubige Entsetzen erinnern, als Ahrok im Kampf mit dem Dämon sein Bein verlor - dagegen stecken eure Kommentare noch voll vorsichtiger Hoffnung, dass sich alles wieder richtet.
Das hatte ich bei diesem Kapitel nun gar nicht erwartet und bin deshalb umso erfreuter, dass ihr mir eure Gedanken dazu geschrieben habt. Dankeschön


Jingizu (20.06.2012)

Mir ist aufgefallen, dass an diesem Satz was nciht stimmt :......"musste sich jetzt tödlichen der Realität geschlagen geben...."

Na das war ja richtig knapp für unsre zwei Helden.
Der alte Graf hat richtig Courage, was mir sehr gefällt, und er färbt wohl auch auf die anderen Ritter ein wenig ab. Ein richtiger Anführer eben.

Kara gefällt mir auch immer besser.

Aber was ist das, Ahrok zahlt einen großen Preis für diesen Sieg. Er ist schwer verletzt. Wie soll er denn so nur weitermachen?
Für ihn siehts ja grade richtig finster aus.
Da bin ich gespannt, wie du ihn aus diesem Schlamassel rausholen wirst.


Tis-Anariel (20.06.2012)

Sehr spannend. Graf von Greifenfels kann sich durchsetzen und auch die Schwarzelfe überrascht. Sehr schön beschrieben wie Ragnar Kara zwischen den Kämpfenden entdeckt. Was er wohl dabei gedacht haben mag? Für Ahrok sieht es im Moment gar nicht so gut aus.

Jochen (20.06.2012)

Das schreckliche Monster scheint vorerst gestoppt zu sein. Aber für welchen Preis? Ein Held, der nur das Kämpfen gewohnt ist, nun als Einbeiniger - nein, das geht nicht! Was machst du nur für Sachen mit dem armen Ahrok? Aber der alte Graf, scheint wirklich ein Mann der Tat zu sein. Die energische Elfe gefällt mir auch sehr gut. Aber ob die kleine Schar nun wirklich alle Gefahr gebannt hat?

doska (20.06.2012)

Sieh an , die tapfere Schwarzelfe! Aber auch die Ritter sind nicht so ohne! Beonders gefällt mir der Alte. Ragnar kann aufatmen und zwar im wahren Sinne des wortes. Aber was wird nun aus Ahrok, wird er für immer ein Invalide sein?

Petra (20.06.2012)

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