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6 Seiten

80 Days, Kapitel 5, Erkenntnis und Erkennen

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
Kapitel 5, Erkenntnis und Erkennen.


"Danke, dass sie so schnell gekommen sind." Mattie stellte Souta einen Kaffee hin und sie selbst nahm einen Wein,. Ein riesiges Glas,. Was das anging, würde sie heute Abend nicht kleinlich sein. Sie kicherte.
" Ich kann kaum glauben, wie schnell alle auf der Straße waren. Mein Gott."
Sie hatte noch lebhaft vor Augen, wie sie unten bei der versammelten Hausgemeinschaft stand und alle darüber spekulierten, ob es wohl brannte und wenn, dann wo.
Souta kam dreizehn Minuten später, brauchte weitere 10 Minuten, um den Alarm ab zu stellen und noch mal gut dreißig Minuten, um dem Rest der Leute zu erklären, dass es nicht brannte, sondern lediglich eine Fehlfunktion in einem Sicherheitssystem vorlag.
Als Mattie ihm dann noch mal anbot, mit rein zu kommen, nahm er an.
Nun saßen sie hier schon eine Weile, nachdem sich alle Anderen beruhigt hatten.
Souta hatte den grauen Kasten vollständig abgeklemmt. Der würde nie wieder irgendwelche Töne von sich geben.
Nun nahm er seinen Kaffee und lächelte die Amerikanerin an.
"Ich hätte mir fast denken können, dass so was oder ähnliches passiert, aber ich war zu.....rational, um es ihnen zu erzählen. Aber als sie mir sagten, dass jemand in der Wohnung war und so. Und ob es Geheimgänge gibt...."
Mattie setzte sich ihm gegenüber. Sie hielt ihr Glas in beiden Händen und drehte es hin und her.
"Sie waren so verängstigt heute Nachmittag.", stellte sie fest. "Ich dachte schon, es lag an mir, aber.."
Souta winkte ab. "Nein, nein, es lag nicht an ihnen. Ich bitte sie. Es war...nun ja, die Geschichte des Hauses. Sie fragten mich doch wer es gebaut hat."
Mattie lehnte sich zurück.
"Und sie haben dazu eine Geschichte zu erzählen?"
Souta schaute in seinen Kaffee. Eine Weile sagte er nichts, dann sah er sie an.
"Ich wußte, wer es gebaut hatte. Aber ich dachte, es wäre besser, seine Nase nicht zu tief hinein zu stecken. Nun ja. Bestimmte Dinge sollte man ruhen lassen."
Mattie nahm einen Schluck und sah ihn an. "Ich habe aber keine Ruhe."
Souta nickte.
"Gut, ich erzähle ihnen die Geschichte. Sie beginnt vor etwa dreieinhalb Jahren als Mika, mein Schwager einen riesigen Auftrag an Land zog."
Mattie machte eine ausladenene Handbewegung.
"Dieses Gebäude zu bauen, oder?"
Souta seufzte. "Ja, dieses Gebäude zu bauen. Zunächst einmal war der Bauherr unbekannt. Mika nahm lediglich über einen Mittelsmann und über einen Laptop Kontakt mit dem Mann auf. Sein Gesicht blieb immer im Dunkeln. Es war sehr geheimnisvoll."
Das konnte sich Mattie lebhaft vorstellen.
"Da der Auftraggeber aber eine mehr als beachtliche Summe im Vorfeld bezahlte, nahm Mika den Auftrag an."
Souta zuckte mit den Schultern. "Geld regiert die Welt." Er lächelte bitter.
"Ich wurde für die Sicherheitsanlagen angeheuert. Wir alle hatten absolutes Stillschweigen über das Projekt und die Anlage zu bewahren. Es war verrückt, was der Mann alles wollte. In absolut JEDEM Raum waren Kameras angebracht, es gab eine Art Zentrale, von der aus man den ganzen Komplex überwachen und steuern konnte, Finger und Regenbogenhautscanner, Metalldetektoren...und noch mehr."
Mattie sah sich um. " In diesem Raum sind Kameras?"
"In jedem Raum waren welche angebracht, aber keine Sorge, sie sind entfernt worden, als das Gebäude saniert wurde."
Mattie schnaufte.
"Wie dem auch sei, während der Baumaßnahmen waren hin und wieder so Leute vom Bauamt hier um bestimmt Abnahmen zu machen und eines Tages rief mich Mika an und meinte, er habe den Mann gesehen, der den Auftrag für das Gebäude gegeben habe. Dieser Mann sei als einer der Bauabnehmer , aber er wäre sich sicher, dass er keiner war. Zum einen sah er beim besten Willen nicht so aus, zum anderen habe er eine Frage gestellt, die KEINER der Bauabnehmer wissen konnten. Er fragte nach den "Zellen".
Mattie horchte auf. "Den Zellen?"
Souta sah wieder auf seinen Kaffee, stellte ihn dann auf den Tisch und deutete auf Matties Wein. "Bekomme ich einen davon?"
Mattie rannte los, sprintete in die Küche, riss den Schrank auf und jagte mit der Flasche zurück. Sie klaubte ein Glas aus dem Barfach und goss Souta reichlich ein.
"Also, Zellen."
Souta trank das Glas auf die Hälfte in einem Zug auf.
"Wie schon gesagt, Teile der Pläne sollten absolut geheim bleiben. In jeder Hinsicht und auch gegenüber jedem. Deswegen war das Unternehmen so riskant. Der Mann hatte sehr gut dafür bezahlt, dass auch die Bauabnahme nichts davon mitbekommen sollte. Und einer dieser Teile waren die Zellen. Ja, in diesem Gebäude gab es Gefängniszellen. Drei Stück. Nebeneinander. Sie waren nur durch ein kompliziertes Gangsystem zugänglich. Und die Pläne des Hauses waren so getürkt, dass man niemals dahinter gekommen wäre. Und als dieser junge Mann danach fragte, wurde Mika klar, dass er es nur mit dem Auftraggeber zu tun gehabt haben konnte."
Souta trank den Rest des Weines und spürte ihn angenehm warm in seinen Eingeweiden.
"Und wissen sie, zu was für einer Zeit das Ganze gebaut wurde?"
Mattie schüttelte den Kopf.
"Sagt ihnen Kira etwas?"
Nun machte Mattie große Augen.
"Natürlich! Der mysteriöse Killer, der alle "bösen" durch einen Herzinfarkt ungebracht hatte. Das ging durch alle Zeitungen. Alles spielte sich mehr oder weniger in dieser Stadt ab. Jedenfalls war das die allgemeine Meinung. Niemand wusste, ob er je wirklich gefasst wurde. Obwohl irgendeiner verhaftet wurde. Das stand in den Zeitungen."
Souta grinste.
"Der Mann, der verhaftet wurde, starb selbst an einem Herzinfarkt. Das hat ein Paparazzi heimlich aufgenommen."
"Das bedeutet, dass es NICHT Kira war?"
"Ganz genau. Kira wurde nicht festgenommen. Aber darauf wollte ich auch nicht hinaus. An dem Tag, an dem der Mann verhaftet wurde, starben noch zwei weitere Menschen. Und zwar genau hier. In diesem Gebäude."
Mattie schluckte. "Wie bitte? Weitere Kira Opfer?"
Souta stellte ihr das Glas hin und sie schenkte nach. "Das ist nicht der Punkt. Die Bilder beider Männer wurden in der Zeitung abgebildet, weil sie niemand identifizieren konnte. Der eine, ein alter Herr konnte dann doch zugeordnet werden. Er war ein Erfinder und Gründer mehrerer Weisenhäuser. Ein guter Mann."
Mattie stellte sich einen weißhaarigen Herrn vor mit gütigen Augen. "Und der Andere?"
Wieder setzte Souta das Glas an und schluckte. Er beugte sich vor.
"Ich bekam nach der Abbildung der Gesichter einen Anruf meines Schwagers. Er schwor mir, dass das der junge Mann war, der das Gebäude in Auftrag gab. Jener, der sich als Bauabnehmer ausgab und nach den Zellen fragte. Dieser junge Mann starb in diesem Gebäude."
"Nun, das bedeutet lediglich, dass er wahrscheinlich keine sehr weiße Weste hatte. Also, wenn Kira ihn getötet hatte, dann...."
Souta schüttelte den Kopf. "Nein. Ich mein, mag sein, aber das war es nicht. Es war erst das, was danach kam, was uns ins Grübeln brachte. Nachdem die beiden Männer gestorben waren, spekulierten alle möglichen Medien, also jene, die sich trauten, wieso zum Teufel der Leiter der Ermittlungen im Kira Fall plötzlich und unvermittelt seine Taktiken änderte und wieso man im Fall Kira einfach nicht wirklich weiter kam."
"Er hatte wahrscheinlich seine Taktik geändert, weil die erste Taktik nicht funktionierte....", spekulierte Mattie.
"Könnte man meinen. Aber ich denke, es ist anders. Und zwar, weil Mika wenige Tage nach dem Tod der beiden Männer Besuch von einer Spezialeinheit der Polizei bekam. Man wollte alle Pläne des Hauses und drohte ihm, sollte auch nur ein Wort über das Gebäude an die Presse oder sonst wen gehen, würde er aus irgendeinem lächerlichem Grund verhaftet werden und nie wieder Fuß fassen."
"Mein Gott,. Das ist ja schrecklich."
"Wir glauben, dass die Ermittlungen im Kira Fall genau hier geführt wurden und der Grund, warum der Leiter der Ermittler seine Taktik geändert hatte, nur einen Grund haben konnte. Er musste sie verändern, weil er schlichtweg tot war und es verschwiegen wurde. L, der große Detektiv, fiel Kira zum Opfer."
Mattie sprang so unvermittelt auf, dass Souta zusammen zuckte und sein Glas auf dem Tisch zerschellte.
"Mein Gott!! L!! Das war es! Das L!"
!"W...was.?"
"Am Spiegel! Als ich Duschen war. Das L!"
Mattie packte Souta am Handgelenk und zerrte ihn ins Bad. Sie machte das heiße Wasser am Waschbecken an und der Spiegel brauchte nicht lange, bis er beschlug.
Nach zwanzig Sekunden standen sie im Dunst, aber Souta sah dennoch, was Mattie ihm zeigen wollte.
Er hatte einen Klos im Hals und seine Augen füllten sich mit Tränen.
"L ist hier gestorben. Der Grund, warum das Sicherheitssystem nur in dieser Wohnung war. ist der weil..."
"...er hier gelebt hat....", vervollständigte Mattie den Satz. "L ist hier gestorben. Mein Gott. Wenn das jemand erfährt, dann..."
Souta sah sie eindringlich an.
"Ich bitte sie im Namen meines Schwagers..."

***

Es traf ihn wie ein Hammerschlag. Nein, es war härter. Viel härter. Als würde jemand ihn zerquetschen. Zerquetschen, bis ihm seine Eingeweide aus dem Augen quollen. Bis ihm seine Zunge in blutigen Fetzen bis ans Kinn hing, bis sein dünner Hals brechen würde, um die Speiseröhre frei zu legen, um dann dort hinein zu kotzen.
Er hatte still dabei gesessen, hatte nichts gesagt, war mucksmäuschenstill.
An manchen Stellen hatte er genickt, an anderen geweint, an anderen geschluckt und dann, dann, nach der ganzen Zeit, nach dieser Unsicherheit, nach allem, nach der Angst, die Erkenntnis. Die bittere Erkenntnis. Das graue Wissen. "Mein Gott, ich bin tot? Ich .....tot?..."
All die Erinnerungen drängten sich in den Vordergrund, heraus kriechend wie Spinnen aus einer Höhle. Er sah alles wieder vor sich, alles, die Gesichter, ihre Stimmen, SEIN Gesicht, so hübsch anzusehen und so hart die Augen, ......alle anderen, Mogi, Matsuda..°du bist ein Idiot°, Yagami, Misa, Rem....
Er schwankte, wollte sich übergeben und würgte.
°Was mache ich nur, was mache ich nur, was mache ich nur, was?????°
Und obwohl das alles wie ein Ertrinken war, passierte noch etwas. Etwas, das sich wie ein Schleier legte. Etwas, dass ihm die ganze Zeit zu fehlen schien.
Das Bewusstsein.
SEIN Bewusstsein.
Sich Bewusst sein.
Er richtete sich langsam auf. Bis er gerade stand. Kerzengerade.
"ICH bin L!", rief er so laut er konnte. "Und das hier ist MEIN Haus!"

Und beide. Souta und Mattie hörten es wenn auch leise, so glasklar als habe es nie einen Zweifel daran gegeben.

***

Der "Große", wie er nun genannt wurde, ohne dass er es wusste, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte auf den Eingang des Gebäudes.
Es war 01.36 Uhr und die Aufregung hatte sich gelegt. Mittlerweile war es wieder ruhig.
Er war nicht minder überrascht gewesen, als die ganzen Leute raus gerannt kamen, weil der Alarm losging. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er friedlich und zufrieden in seinem Wagen gesessen und das Geschehen zusammen mit seiner Thermoskanne Kaffee und einer Zigarette beobachtet.
Eigentlich wollte er lediglich Klivebacker im Auge behalten. Immerhin saß er hier schon seid sieben Stunden. Mit Unterbrechung.
Als dann die Leute raus gerannt sind, war es jemand Anderes, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Kobayashi,Souta war es, den er zu erkennen glaubte und die Stirn des "Großen" in Falten legte.
War das nicht der Schwager von Yamamoto, Mika? Der Mann, der den Bau hochgezogen hat?
Hatte der nicht sogar die Sicherheitstechnik installiert?
Der "Große" stieg aus dem Wagen und blickte an der Fassade hoch.
Er war nun schon sehr lange da oben. Es war vielleicht paranoid, aber irgendwie hatte der "Große" ein seltsames Gefühl.
Er blickte in den Wagen und auf den Monitor des Laptops.
"Scheint so, als würde Klivebacker heute nicht mehr auftauchen."
Das junge Gesicht auf dem Monitor lächelte müde. "Ja, scheint so. Bitte machen sie doch für heute Schluß, Mr. Mogi. Wir sind beide müde."
Der "Große" nickte und schloss den Laptop.
Er würde noch einmal ums Haus gehen und ein bisschen frische Luft tanken, die Gegend genießen.
Schließlich schien es ja sein Schicksal zu sein, nach so langer Zeit wieder an diesen Ort zu gelangen, den er zu vergessen versucht war.
Dieses Haus hatte das Blut besonderer Menschen in seinen Eingeweiden und es bis zum heutigen Tag nicht hergegeben.
 
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Kommentare  

Da ich wegen deiner Story mehr und mehr zu einem Ryuzakyfan mutiere, werde ich natürlich dranblieben. Du hast einen tollen Schreibstil. Die Story geht zügig voran. Sie ist mit einem Augenzwinkern und durchaus spannend geschrieben.

Else08 (15.06.2011)

Spannend, spannend und wann kommt der nächste Teil?

Dieter Halle (08.06.2011)

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