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Es wird ernst - Hochzeit Standesamt (Unser italienischer Sommer Teil 14)

Romane/Serien · Romantisches
„Warum nimmst du Karl und Rodrigo nicht mit, wenn du nach Florenz fährst Peterl?“
Ich musste noch zum Juwelier und die Ringe abholen und natürlich das Geschenk für meinen Schatz.
„Dann haben wir vier Weiber hier mal ausgiebig Zeit zum ratschen.“ Eva, Josefa, meine Mutter und Tante Maria schauten sich vielsagend grinsend an.
„Du darfst auch mit der Giulia fahren“, prustete Eva noch heraus und hielt sich den Bauch vor Lachen.
Ich schüttelte nur den Kopf über die geballte Frauenpower.
„Ich fahre die Autostrada, zurück nehmen wir dann die Chiantigiana. Da könnt ihr ein bisschen schauen. Außerdem will ich in Greve noch zwei Finocchioni holen, das sind die berühmten Fenchelsalami.“
In Poggibonsi bog ich auf die Schnellstraße ein und wir kamen zügig vorwärts. In Florenz parkten wir auf dem Großparkplatz an der Fortezza da Basso und liefen zu Fuß in die Stadt.
„Habt ihr Hunger? Dann gehen wir an der Markthalle vorbei, ein paar Bruscchette und einen Caffé doppio zur Stärkung?“
Da waren beide einverstanden. Anschließend schlenderten wir quer durch die Altstadt an San Lorenzo und Santa Maria del Fiore vorbei zur Ponte Vecchio. Bei unserem Juwelier auf der Brücke, bei Piccini hatten wir unsere Ringe ausgesucht und bestellt. Außerdem hatte ich einen Armreif aus Weißgold mit kleinen Brillanten gesehen, der Eva gefallen würde, das wusste ich, weil ich sie beobachtet hatte, als wir letztes Mal in Florenz gewesen waren. Der Juwelier wünschte uns Glück und verpackte den Schmuck und die Ringe in kleine edle Kästchen.
„Lasst uns zurückfahren, Florenz schauen wir uns nächste Woche gemeinsam an. Und freut euch auf die Strecke durchs Chiantiland.“
Wir fuhren durch Greve bis in den Vorort Panzano. Die Antica Macelleria Cecchini lag in einer Seitengasse, der Via 20 Luglio, nur ein paar Meter von der Durchgangsstraße, der Via Chiantigiana entfernt. Wir parkten und betraten den Laden. Das Geschäft der Cecchinis war berühmt über die Grenzen des Chiantis hinaus. Ich erstand 2 Finocchioni und nahm noch ein halbes Pfund vom Prosciuto Crudo mit.
Über Castellina, an Monteriggione vorbei, dessen Mauerkranz wir im Sonnenlicht sahen, über Abbadia a Isola, der um 1000 gegründeten Benediktinerabtei, die ihren Namen erhielt, weil sie auf einer Insel in einem mittlerweile trocken gelegten Sumpf lag, durch Castel Petraia mit seiner alten Festung und dann kurz vor Pievescola, die alten Aquäduktmauern von San Chimento. Am späten Nachmittag bogen wir auf die Auffahrt zu unserem Hügel ein und ließen das Auto dort stehen.
„Na, da seid ihr ja. Alles erledigt? Heute Abend gehen wir ins Ristorante á la Pieve, ich habe einen Tisch bestellt. Für morgen Abend auch gleich. Paola hat angerufen. Bruno holt deinen Vater und Laura morgen Mittag vom Flughafen ab.“
Dann war ja alles geregelt. Ich lief ins Schlafzimmer, zog mich aus und ging duschen. Das Wasser prasselte nur so auf meinen Körper.
„Nel blue di pinto di blue...“ Ich sang aus vollem Halse. Dann nahm ich mir frische Wäsche, eine neue Jeans und ein weißes kurzärmeliges Hemd, Mokassins und fertig.
„Wie war das mit den Kindern?“, fragte Josefa. „Jona hat etwas von einem Schatz erzählt, den du ihm weggenommen hättest und von Finderlohn den er bekommt.“
„Jona hat recht, die Kinder haben oben an der Mauer drei Münzen und eine kleine Figur gefunden. Offensichtlich aus etruskischer Zeit. Das Problem ist nur, wenn die Antikenverwaltung das erfährt, sind wir die Sachen los und müssten eventuell noch mit einem Verfahren wegen Raubgrabung rechnen. Die Wiese wird beschlagnahmt. Ausführen dürft ihr die Sachen auch nicht. Ich weiß nicht, was die Funde wert sind und wollte sie Paola oder Benedetta zeigen. Die könnten an der Uni nachforschen. Ich habe gedacht, ich gebe den Beiden einen Finderlohn. Was meint ihr?“
Ich holte die Gegenstände aus der Schreibtischschublade und legte sie auf den Tisch.
„Was denkst, wie viel ist das wert?“, meinte Josefa.
„Ein paar tausend Schilling sicher“, entgegnete ich, „vorsichtig geschätzt.“
Eva mischte sich ein „Sei nicht so geizig. Josefa, du hast doch gesagt, die Zwei brauchen neue Fahrräder.“ Josefa nickte „Aber ist das nicht zuviel?“
„Gut, Peterl, zwei neue Fahrräder mit allen Schikanen für Miriam und Jona und eine Kiste vom besten Wein.“
„Ihr seid verrückt, aber die zwei würden sich riesig freuen.“
„Fahrräder? Was ist damit?“ Jona war hereingekommen und fragte neugierig.
Ich erklärte ihm, dass sie für die Münzen und die Figur jeder ein neues Fahrrad bekommen sollten.
„Die kauft ihr mit Mama und Papa wenn ihr wieder zuhause seid, einverstanden?“
Jona jubelte und schlug ein. Dann lief er hinaus um es seiner Schwester zu erzählen.

„Können wir los?“, wollte meine Mutter wissen. Sie hatte jetzt ein lindgrünes Kostüm an und probierte vor dem Spiegel ihren Strohhut auf. Rodrigo und Tante Maria hatten ihre Sachen anbehalten. Josefa und Eva trugen Jeans und leichte Sommerblusen, hatten aber ein Jäckchen über dem Arm. Karl behielt seinen Janker an.
„Schließlich war das hier mal Jahrhunderte lang habsburgisch“, meinte er lakonisch. Meine Mutter verschluckte sich bald vor Lachen.
„Jona, Miriam, kommt wir gehen.“
Miriam trug Strega auf dem Arm.
„Nein mein Schatz, die Katze bleibt hier.“ Was Miriam mit leichtem Murren zur Kenntnis nahm. Strega sprang ihr vom Arm und war wie ein Blitz hinter der Garage verschwunden.
„Kriege ich auch ein Fahrrad Onkel Peter?“
„Aber sicher mein Schatz. Versprochen ist versprochen.“
„Und wenn wir jetzt noch einmal suchen?“, wollte sie wissen.
„Das ist ganz streng verboten“, drohte ich ihr mit dem Zeigefinger und musste ein Lachen verkneifen.
Meinte Mutter und Rodrigo liefen Arm in Arm. Ich unterhielt mich mit Karl. Josefa hatte sich bei Tante Maria eingehakt und Eva hatte die beiden Kinder an der Hand. Unten winkte Francesca uns zu, die unermüdlich im Garten werkelte.
Dann liefen wir auf der Landstraße bis zum Dorfrand, an der Kirche und Matteos Bar vorbei und bogen in die Via dei Lavatoi ein, da sahen wir auch schon die Einfahrt zum Ristorante.
Ottavio der Wirt begrüßte uns herzlich und umarmte Eva und mich. Sein Sohn Gaspare spielte mit Bruno und mir bei US Poggibonsi. Er zeigte uns den Tisch.
Dann stieß er mich an und frozzelte „Freitag bist du wohl nicht dabei?“
„Tut mir leid, ihr müsst ohne mich auskommen. Ich heirate.“
„Ma so, aber das weiß ich doch“, lachte er.
„Bruno ist wohl auch nicht dabei. Dio mio, wir werden eine böse Klatsche bekommen, wenn unsere beiden Stürmer nicht dabei sind.“
Wir setzten uns.
„Das letzte Mal, als du uns eingeladen hast mein Sohn, ist mir noch gut in Erinnerung.“ Meine Mutter lächelte.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass du deine Eva gefunden hast, und jetzt macht ihr mich zur Oma. Hach, ist das schön.“


Bruno holte meinen Vater und Laura vom Flughafen ab. Die Maschine war pünktlich gelandet. Ich war mitgefahren und schleppte jetzt mit meinem Vater die Koffer. Lauras Koffer blieben in Rom, sie wollte am Sonntag Mittag weiterfliegen zu ihrer Verwandtschaft nach Sizilien. Das letzte Mal als Laura ihre Onkel und Tanten dort besucht hatte, war sie noch ein Teenager.
Beide waren braungebrannt und freuten sich mich zu sehen. Laura konnte sich an der wunderschönen Landschaft gar nicht satt sehen.
„Ich bleibe ein paar Tage, wenn es euch recht ist“, meinte mein Vater. Ich nickte nur zustimmend.
„Was macht meine Ex?“
„Ich hoffe, ihr werdet euch vertragen“, grinste ich.
Mein Vater redete und erklärte die ganze Zeit. Ich nahm an, er wollte Laura beeindrucken. Da wusste ich noch nicht, warum ihm so viel daran lag. Ich ahnte, er führte etwas im Schilde.
Meine Mutter schaute zuerst etwas pikiert, als er sie mit „Na altes Mädchen, wie geht’s dir?“ begrüßte, dann musste sie aber doch lachen. Die Begrüßung mit Laura fiel etwas distanziert aus. Die Beiden beäugten sich abwartend und auch mein Vater musterte Rodrigo kritisch.
Dann fiel Gott sei Dank die Spannung ab, Evas Bäuchlein wurde bewundert und sie zeigte den Beiden anschließend ihr Zimmer.

Mein Vater gab meiner Mutter ein Zeichen „Wir müssen über die Kinder reden. Vielleicht sollten Laura und Rodrigo mitkommen auf einen kleinen Spaziergang.“
„Wenn es um die Kinder geht, sollte ich dabei sein. Schließlich habe ich Eva groß gezogen“, warf Tante Maria energisch ein. Mein Vater nickte.
Wir schauten uns nur fragend an.
„Ich habe mit deiner Mutter und Maria einiges zu besprechen. Wir sind in einer Stunde wieder da.“
Dann liefen sie Richtung Weinberg.
„Verhandeln die jetzt etwa über uns?“ Eva schaute mich an. Ich zuckte die Schultern.
„Egal, was sie aushecken. Wir müssen erst damit einverstanden sein.“
Wir spielten mit Josefa, Karl und den Kindern Memory. Jona und Miriam waren uns haushoch überlegen und jubelten jedes Mal, wenn sie wieder gewonnen hatten. Aber das Spiel machte großen Spaß.
„Wann müssen wir gehen?“ Josefa schaute auf die Uhr. „Karl muss noch ein frisches Hemd anziehen.“
Eva schnüffelte an meinem Hemd „Riecht gut, kannst so bleiben.“
„Frechdachs, dafür bekomme ich aber ein Busserl.“
Eva sprang auf und rannte zum Haus „Hols dir doch.“ Ich holte sie an der Tür ein und schnappte sie mir. Der Kuss wurde besonders lang.

Tante Maria lächelte und strich Eva über den Kopf, als sie wieder zurück gekommen waren. Die Fünf waren prächtiger Laune.
Wir waren natürlich neugierig, aber sie wollten nicht mit der Sprache heraus.
„Heute Abend nach dem Essen, hier auf der Terrasse“, vertröstete uns meine Mutter.

Wir wurden wieder von Ottavio herzlich begrüßt. Heute hatte er zwei Tische zusammengeschoben . Die großen Fenster zur Terrasse standen offen, der September verwöhnte uns weiterhin mit Wärme und strahlendem Sonnenschein.
Gaspare brachte uns einen Aperitif.
„Der geht aufs Haus, cin cin.“
„Was hast du heute Schönes Gaspare?“, wollte Eva wissen.
„Als erstes habe ich für euch Finocci al forno, überbackenen Fenchel, sehr delikat, ein Genuss. Und danach Scaloppina di vitello alla salvia, Kalbsschnitzel mit Salbei. Ebbene, che cosa dici, na was sagt ihr?“
Wir waren alle einverstanden und freuten uns darauf, was Ottavio in seiner Küche zauberte.


Finocchi al Forno

2 Zwiebeln
4 EL Olivenöl
4-5 reife Tomaten
Salz, Pfeffer
8 Fenchelknollen
200g Weichkäse

Zwiebeln würfeln und in heißem Öl andünsten, Tomaten würfeln und dazugeben, salzen und pfeffern und bei mittlerer Hitze 20 min köcheln. Die Fenchelknollen vierteln, das Grün hacken, in kochendem Salzwasser 5 min blanchieren, abschrecken unter kaltem Wasser. Den Käse in kleine Würfel schneiden.
In eine Auflaufform Tomatensoße füllen, Fenchelviertel mit Käsewürfeln garnieren und im vorgeheizten Backofen bei 200°C 15-20 min überbacken, mit Fenchelgrün bestreuen und servieren.

Scaloppina di vitello alla salvia

8 kleine Kalbsschnitzel
8 Scheiben Parmaschinken
16 Salbeiblättchen
50 g eiskalte Butter
Salz, Pfeffer
1/8 l trockener Weißwein

Kalbsschnitzel mit Schinkenscheiben belegen und halbieren. Dann auf jedes Teil ein Salbeiblatt legen und mit einem Zahnstocher befestigen.
20 g Butter erhitzen und jedes Schnitzelchen von jeder Seite ca 2 min braten. Mit Salz und Pfeffer bestreuen, herausnehmen und warm stellen.
Bratensatz erhitzen, mit dem Weißwein ablöschen, aufkochen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, die restliche Butter flöckchenweise mit dem Schneebesen einrühren, bis die Soße etwas andickt. Dann die Schnitzelchen darin erwärmen und servieren.
Als Beilage dazu gedünsteter Mangold und Weißbrot.

Dazu servierte uns Gaspare einen guten Terre di Tuffi, eine Komposition aus Vernaccia di San Gimignano, Chardonnay, Malvasia und Vermentino. Diese Mischung ergab einen wunderbaren Wein. Der strohgelbe im Glase funkelnde Wein hat ein markantes und umfassendes Vanille-Bouquet, Aromen von gerösteten Mandeln. Im Geschmack zeigt er sich frisch, langanhaltend und mit einer angenehmen Schlussholznote.


„Jeden Tag könnte ich das nicht. Ich würde auseinandergehen wie ein Hefeteig“, stöhnte hinterher meine Mutter.
„Sie ist so schlank“, entgegnete Rodrigo schmunzelnd.
„Eiserne Disziplin mein Lieber, nichts als eiserne Disziplin.“ Meine Mutter funkelte ihn an und zwickte ihn in die Seite.
„Das würde dir hin und wieder auch gut zu Gesicht stehen, mein Lieber.“
„Man muss seine Männer im Auge behalten, sie sind nicht sehr diszipliniert. Nichts ist so unästhetisch wie ein aus der Form gehender Mann.“ Dabei schaute sie auch mich und meinen Vater mit einem süffisanten Gesichtsausdruck an.
Mein Vater zuckte nur die Schultern und klopfte auf seinen flachen Bauch.
„Peterl hat keinen Speck, nur ein kleines Pölsterchen auf den Hüften. Da passe ich schon auf. Deine Männer sind gut in Schuss.“ Eva sagte das ziemlich energisch, worauf meine Mutter in Lachen ausbrach.
„Schau an, sie verteidigt ihren Liebsten wie eine Raubkatze ihr Junges. Hach ist das schön. Eva, ich bin sehr davon angetan, wie attraktiv unsere Männer sind, oder noch sind. Aber man muss ein wachsames Auge auf sie haben.“
„Hast du gerade Speck auf den Hüften gesagt?“, rief ich aus.
„Weißt du nicht mehr, woran ich mich heute Nacht festgehalten habe liebstes Peterl?“
Wir frozzelten noch ein wenig weiter, offensichtlich liebten uns unsere Frauen so wie wir sind.

Das Essen und der Wein waren einfach ein Gedicht. Wir lehnten uns entspannt zurück.
„So nun aber heraus mit der Sprache, was habt ihr ausgeheckt?“ Mein Vater, meine Mutter und Tante Maria schauten sich lächelnd an.
„Sag es den Kindern“, meinte Tante Maria.
Fang du an, Maria“, entgegnete mein Vater daraufhin.
„Nun gut, Eva du weißt, dass ich euer Elternhaus damals verkauft hatte, weil viel zu viele Erinnerungen daran hingen. Der Makler hat es zu einem guten Preis verkauft und ich habe den Erlös für euch angelegt. Eure Eltern hatten auch noch ein paar finanzielle Reserven angelegt. Josefa, du hast deinen Anteil vom Hausverkauf bei deiner Hochzeit bekommen. Eva, deinen Anteil sollst du jetzt bekommen. Wenn du nicht heiraten würdest, hätte ich dir das Geld zu deinem dreißigsten Geburtstag übernächstes Jahr gegeben. Die finanziellen Reserven, die eure Eltern angesammelt hatten, habe ich in Papieren angelegt. Pharmazierat Marek hat mich da sehr gut beraten. Wenn ihr wollt, löse ich das Depot auf und gebe euch den Ertrag. Josefa, Karl, wenn ihr das Geld jetzt braucht?“
Josefa und Karl schüttelten die Köpfe.
„Der Gasthof läuft gut, ich verkaufe unseren Wein zu guten Preisen. Wir brauchen es momentan nicht. Aber wie viel ist es denn?“, wollte Karl wissen.
„Die Papiere wären jetzt etwa eine halbe Million Schilling wert, für jeden.“
„Ist das viel Geld?“, wollte Jona wissen.
„Ja, mein Schatz, das ist viel Geld.“ Josefa nahm ihn in den Arm.
Eva schaute nur sprachlos auf ihre Tante.
„Ich heirate eine reiche Frau. Willst du es dir da noch mal überlegen?“
„Du Spinner.“ Eva boxte mir leicht gegen die Schulter.
„Und das Geld vom Haus meine Eva, ich habe es mir am Wochenende noch einmal angeschaut. Das sind ziemlich genau eine knappe Million Schilling.“
Jetzt brachten wir beide den Mund nicht mehr zu.
„Aber jetzt hört erst einmal, was deine Eltern zu sagen haben Peter, Eva.“
Mutter räusperte sich.
„Ich bin ja nur eine arme Hausfrau“, meine Mutter grinste verschmitzt, während mein Vater sich bald am Wein verschluckt hätte.
„aber Spaß beiseite. Die Galerie läuft gut und Rodrigo ist ein begnadeter Künstler. Er ist sogar so eitel, dass er nur mit Rodrigo signiert. Michelangelo, Raffael, Rodrigo, nein entschuldige Liebster, du bist gut. Kurz und gut, ich mache nicht viele Worte, ich richte euch die Hochzeit aus und fange gleich mit der heutigen Rechnung an.“
„Dann gönnen wir uns doch gleich noch eine Flasche dieses vorzüglichen Tropfens.“ Das war mein Vater.
„Nein wirklich, Rodrigo erzielt fantastische Preise, da musst du halt ein Bild mehr malen, mein Lieber.“
„Ich habe schon ein Bild im Auftrag, die Aussicht von der Quelle oben. Da muss ich morgen, nein am Samstag, noch einmal hoch. Deine Mutter ist aber auch eine sehr gute Verkäuferin Peter.“
„So Leo, nun zück du dein Scheckbuch.“ Meine Mutter deutete auf meinen Vater, der sich schon räusperte.
„Ich habe mir zwei Sachen überlegt. Etwas für euch und etwas für meinen, unseren, Enkel. Ich habe einen nennenswerten Betrag in eine Ausbildungsversicherung gesteckt. Bis sie, oder er achtzehn Jahre ist, kommt da ein ansehnlicher Betrag zusammen. Das liegt alles treuhänderisch bei meinem Anwalt.“
Eva und ich schauten uns mit großen Augen an.
„Ich bin noch nicht fertig. Bei eurem Aufenthalt auf Hawaii hatte ich ja schon angedeutet, dass ich für Dich nach der Scheidung, wann war das eigentlich..?“
„Vor ziemlich genau zehn Jahren, lieber Leo“, warf meine Mutter ein.
„Du hast mich unterbrochen. Also die Papiere, die ich damals angelegt und von Zeit zu Zeit aufgestockt habe, sind enorm im Wert gestiegen. Allein die Aktienoptionen unserer Firma haben sich im Wert verzwanzigfacht. Alles in Allem, grob gerechnet, hunderttausend Dollar. Hier ist der Scheck. Du kannst ihn bei unserer Referenzbank in Siena, der Banca Monte dei Paschi di Siena jederzeit einlösen.“
Was für eine Riesenüberraschung. Jetzt war es an der Zeit uns bei allen ganz herzlich zu bedanken.
Ich drückte meine Mutter, meinen Vater, Tante Maria, Laura, Josefa, alle die mir in die Quere kamen ganz fest. Irgendwie hatte ich feuchte Augen bekommen.
Dann lag mir Eva im Arm, wir waren ausgelassen vor Freude.
„Warum weinst du Tante Eva?“ Miriam zupfte Eva am Ärmel. “Weil ich so glücklich bin mein Kleines, ich weine, weil ich glücklich bin.“
„Komisch, ich muss nur immer weinen, wenn ich hinfalle und mein Knie weh tut“, stellte Miriam lakonisch fest. Eva strich der Kleinen über den Kopf.
Das Geschenk von Josefa und Karl berührte Eva emotional am heftigsten. Josefa hatte ihr den Brautschmuck ihrer Mutter mitgebracht. Ein filigranes Collier mit kleinen Smaragden, Ohrhängern und dem passenden Ring dazu.
„Das soll in unserer Familie immer die Braut tragen, die als nächstes heiratet. Lassen wir es zur Tradition werden. Ein Andenken an unsere Mama“, hatte Josefa ihr gestern weinend gesagt. Eva war danach auch in Tränen ausgebrochen. Die Schwestern konnten den Tod der Eltern, besonders der Mutter immer noch nicht verwinden.
„Aber jetzt ist Tante Maria unsere Mama“, hatten beide unter Tränen gesagt und zaghaft versucht zu lächeln.

„Lasst uns gehen. Morgen früh müssen wir zeitig heraus.“ Meine Mutter zahlte wie versprochen und gab ein großzügiges Trinkgeld.
Dann ließen wir uns den lauen Abendwind durchs Gesicht streichen und gingen Arm in Arm durchs Dorf und den Hügel hinauf.
Josefa brachte die Kinder ins Bett und dann setzten wir uns noch ein wenig auf die Terrasse.
„Bruno kann Morgen früh nicht fahren. Er holt die kalten Platten vom Tre Archi ab. Wir nehmen die Giulia, dann brauchen wir nicht so gedrängt sitzen“, schlug Eva vor.
„Nein, wir können doch auf dem Rückweg mit Benedetta und Mario mitfahren. Unten am Rathaus gibt’s kaum Parkplätze.“ Eva war einverstanden.

Der große Tag war gekommen. Ich hatte meinen anthrazitfarbenen Anzug angezogen du Eva sah in ihrem eierschalfarbenem Hosenanzug einfach wundervoll aus. Zur gerade geschnittenen Hose trug sie ein kurzes knapp hüftlanges Jäckchen. Zum anbeißen dachte ich.
Die anderen hatten sich natürlich auch in Schale geworfen. Langsam rollten die beiden Autos den Hügel hinunter. Francesca, Laura und Gianfranco winkten uns zu.
Wir hatten Zeit und fanden auch gleich einen Parkplatz. Mario, Benedetta, Paola und Bruno warteten vor dem Rathaus auf uns. Ein unscheinbarer älterer Mann stellte sich allen als Ingegnere Franco Bertoluzzi vor, unser Dolmetscher. Eva und ich kannten ihn ja schon vom Vorgespräch mit dem Standesbeamten. Sein Honorar hatten wir ihm schon zugesteckt.
Signore Pucci, der Standesbeamte begrüßte uns herzlich, stellte die Anwesenheit des obligatorischen Dolmetschers fest, prüfte noch einmal die Quittung für die ordnungsgemäß eingezahlten Gebühren und waltete dann seines Amtes.
Ich schaute mir die herrlich ausgemalte Decke des Trausaales an, bis mich Eva stirnrunzelnd anstieß. Bisher hatte Signore Pucci nur ein paar Begebenheiten aus unserem Leben vorgestellt. Jetzt wurde es ernst und ich konzentrierte mich auf die weiteren Worte des Standesbeamten.
„Si prega alzarsi, bitte erheben sie sich.” Dann verlas er die für die Eheschließungszeremonie vorgeschriebenen Sätze. Als letztes kam „Signora Dr. Brandner si desidera che l'uomo sia tuo marito?”
„Signore Steinhartinger si vuole prendere questa donna a tua moglie?”
Evas antworte mit fester Stimme „Si desidero, ja, ich will“ Mein Jawort kam mit belegter Stimme heraus. Wir steckten uns gegenseitig die Ringe an, dann unterschrieben wir noch die Heiratsurkunde, Benedetta und Mario setzten ebenfalls ihre Unterschrift darunter. Jetzt waren wir Mann und Frau und wir durften uns küssen. Das taten wir auch ausgiebig.
Dann wurde uns von allen Seiten herzlich gratuliert, draußen stand ein Tisch mit Sektgläsern. Das hatte Mario organisiert.
Wir stießen an, auch Eva nippte an ihrem Glas.
Eva sorgte zum Abschluss noch für Heiterkeit. Sie nahm meine Hand und legte sie sich zusammen mit ihrer Hand auf den Bauch „Hast du gehört kleiner Mensch, deine Mama und dein Papa sind jetzt verheiratet.“
„Wisst ihr noch nicht, was es wird?“ Meine Mutter war neugierig.
„Bei der letzten Ultraschalluntersuchung konnte man es noch nicht genau sehen. Es lag zu ungünstig. Da könnte noch so ein kleines Zipfelchen dran sein, oder auch nicht.“ Sie lachte. „In vierzehn Tagen bin ich wieder bei Dottore Faletti, dann werden wir sehen.“
„Bruno, ich glaube du solltest langsam fahren. Es ist elf Uhr vorbei.“ Paola schob ihren Bruno zum Wagen
„Ciao a presto, bis nachher“, rief sie noch zu uns herüber.
„Also wir fahren jetzt mit Benedetta und Mario. Ihr folgt uns am besten.“
Langsam verteilte sich alles auf die Autos. Mario hupte kurz und wir setzten uns in Bewegung.
 
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Kommentare  

Die zwei paasen aber auch wirklich gut zusammen. Kein Wunder, dass sie heiraten. Schön auch die Hochzeitsüberraschung. Geld kann man immer gebrauchen und wenn man so ein Weingut hat, sind auch immer wieder neue Anschaffungen nötig. Dann ist es bald schneller weg als gedacht. Das Geld ist aber klug angelegt worden. Ich glaube, dass man bei so einer großen italienischen Hochzeit sehr viel Aufregung empfindet. Aber die beiden haben schonmal das Standesamt tapfer gemeistert.

doska (18.02.2012)

Oh, das würde mir aber auch gefallen so eine Menge Geld zur Hochzeit geschenkt zu bekommen. Das ist ja immer das schöne an Geschichten. Das man da Dinge erleben kann, die eigentlich nicht jedem Sterblichen zuteil werden. Schöne schwärmerische Story. Für dieses kalte Lausewetter besonders gut geeignet, weil man da gern etwas Gemütliches und Romantisches lesen will. Und die Rezepte erscheinen wie immer lohnenswert sie nachzumachen. Lecker!

Jochen (15.02.2012)

Jetzt sind die Beiden doch tatsächlich unter der Haube.
Die Hochzeitsgeschenke sind auch nicht ohne.
Na und gut gegessen wird in Italien immer gerne

Buon appetito


Wolfgang scrittore (14.02.2012)

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