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2 Seiten

Thema mit Variationen

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Experimentelles
Thema:
Mein Auftrag: Brot kaufen.
Es zieht mich daher sogleich in die Bäckerei und das erste Hindernis ist die Tür, welche mich ohne jegliche Beschriftung im Unklaren über die Art sie zu öffnen lässt.
Ich rate: Murphy lässt grüßen, es war die zweite Option.
Der Weg ist noch lange nicht vorbei, eine alte Frau mit dem Gedächtnis eines Goldfisches versucht zu ergründen, was sie überhaupt will.
Ich verstehe es als Gleichnis für die unergründliche Frage auf den Sinn unseres Daseins.
Es kostet mich zehn Minuten meiner Lebenszeit bis ich den Mund für ein leises, hohes: “Guten Tag” öffne.
Ich will nur Süßigkeiten, wer braucht schon Brot?
Panik, als die attraktive Bäckerin beginnt meine Bestellung einzupacken.
Ich könnte passend zahlen, aber nimmt das nicht zu viel Zeit in Anspruch? Ich bin keine alte Frau, die den Sinn des Lebens nicht kennt.
Ich bewege mich erst noch auf die Midlife Crisis zu, ich will keine Zeit verlieren.
Meine linke Hand zieht einen zehn Euroschein aus dem Geldbeutel hervor.
Es ist zu spät, ich nehme das Kleingeld entgegen, mein Geldbeutel gleicht zunehmend einer stumpfen Mordwaffe.
Während ich mich umdrehe dringt ein Ohrwurm in mein inneres Gehör.
Zu heroischen Klänge verlasse ich die Bäckerei:
Der Tag beginnt siegreich, er wird auch siegreich enden.

II Minore
Mir ist das Brot ausgegangen, also wird es Zeit zur Bäckerei zu gehen.
Verdammte Tür: Schreibt doch einfach “drücken” darauf.
Zu allem Überfluss habe ich auch noch eine alte Schachtel vor mir, die den ganzen Laden aufhält.
Als ich nach gefühlten zehn Stunden an der Reihe bin, kaufe ich mir vor lauter Frust nur noch Süßkram und gebe der scharfen Bäckerin einen zehn Euroschein, weil ich nicht mehr die Geduld habe, es passend herauszusuchen.
Meine beschissene Hose ist langsam zu eng für diesen Geldbeutel.
Ich drehe mich um und gehe hinaus.
Der Tag kann nur besser werden.

III
Mein nächster Punkt auf der Liste: Brot kaufen.
Das erfordert, dass ich den nächstgelegenen Bäcker aufsuche.
Nach kleineren Schwierigkeiten mit der Tür stehe ich nun endlich drinnen.
Etwas warm hier und die alte Frau, die mit ihrem Gedächtnis zu kämpfen hat und zu allem Überfluss auch noch vor mir steht, lässt mich diese immer stärker werdende Hitze nur noch deutlicher spüren.
Ich muss wohl mit völlig rotem Kopf an der Theke stehen, jetzt wo ich nach Ewigkeiten an der Reihe bin.
Ich fühle mich etwas schlapp und sehr zu meinem Unglück verwerfe ich den ursrpünglichen Plan und kaufe mir ein Schokocroissant.
Ich muss hier raus, bevor ich einen Hitzeschock bekomme, also gebe ich der hübschen Bäckerin einen Schein und stopfe das Wechselgeld irgendwie in den übervollen Geldbeutel.
Endlich Freiheit.

IV Finale
Nach langer Fahrt nun begab es sich, dass unser tapferer Krieger speisen musste.
Sein Glück war die nahestehende Bäckerei mitten in der vernebelten Einöde.
Doch seine Reise sollte keine einfache sein: Bereits das Eingangstor war mit einem uralten Zauber aus der Zeit seiner Vorfahren versehen.
Erst nach vielen Stunden durchbrach er ihn und konnte eintreten.
Der Bäcker war noch lange nicht in Sicht, denn vor ihm türmte sich im Dunkel dieser Höhle plötzlich eine riesige Gestalt auf.
Ein schwarzer Drache, der seit Äonen in dieser Höhle hauste und die Bäckerei zu schützen schwor, attackierte unseren Helden.
Es war ein stundenlang anhaltender Kampf, den unser Krieger mit einer List gewann:
Drachen waren seit jeher intelligente und stolze Wesen. In einer kurzen Pause forderte er den Drachen zu einem Spiel heraus, wohlwissend, dass ihm seine Gier verbot abzulehnen.
Unser Krieger setzte sein Leben gegen sichere Passage zur Bäckerei.
Jeder durfte der Reihe nach ein Rätsel stellen.
Der erste, der die Antwort nicht wusste verlor das Spiel.
Mit einer Fangfrage schlug er den Drachen.
Dieser musste sich seine Niederlage eingestehen und trat zur Seite, um unseren edlen Krieger passieren zu lassen.
Nach langem Wandern erreichte er plötzlich eine hell erleuchtete Oase voller wohliger Düfte und Backwaren, so weit das Auge reichte.
Die holde Bäckerin erwartete ihn bereits.
Sie beschenkte ihn mit allerlei Süßwaren und er verließ, nachdem er seine unermessliche Dankbarkeit ausdrückte, erhobenen Hauptes die Höhle und hatte das Brot völlig vergessen.
Wenn er nicht gestorben ist, ist er inzwischen sicher ziemlich fett.
 
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Kommentare  

Ein Grinsen, das sich von Szene zu Szene verbreitert, mehr kriegst du von mir nicht. Mehr braucht es auch nicht, oder?
Gelungen!


Tis-Anariel (01.09.2012)

Danke, Danke

Lord Abstellhaken (01.09.2012)

Da schließe ich mich an. Je häufiger du die Szene wiederholtest, umso mehr musste ich lachen. Was für Worte du für ein und die selbe Sache finden konntest, einfach zum brüllen komisch. Sehr gelungen.

Else08 (31.08.2012)

Ich habe Tränen gelacht, köstlich.

Dieter Halle (31.08.2012)

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