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Schreibblockade

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween
Manchmal ist Schreiben richtig leicht. Manchmal aber überhaupt nicht. Schwierig sind Zeiten, in denen man schreiben möchte, es aber nicht kann, weil schlicht Ideen fehlen.

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, sich selbst ins Schreiben hinein zu führen. Es gibt Autoren, die schwören darauf, einen Moment überlegend in der Nase zu bohren. Andere gibt’s, die warten einfach weil sie sicher sind, dass wieder was kommt. Ich selbst bin ein Verfechter des Freewriting – sich hinsetzen und einfach das zu schreiben, was den Kopf durchströmt, so unsinnig das auch ist, was man da zusammenschreibt. Aber es kann in einen „Beginn“ führen.

Nur heute klappt das irgendwie nicht. Auch nicht, nachdem ich dass Freewriting schon nach dem Free ohne jegliches Writing abgebrochen habe und nun ein Zwangsthema beginnen will: "Herbst".

Doch nun sitze ich hier schon seit einer halben Stunde vor meinem Rechner, und es tut sich nix. Ich schaue auf den Monitor: ein weißes Blatt Word mit nichts drauf. Ich schaue aus dem Fenster, aber auch da tut sich nichts. Außer dass es windig ist. Doch das ist normal um diese Jahreszeit. Wir haben Sturmflutwarnung hier an der Küste, und da gibt’s den Wind kostenlos mit dazu. Und Regen. Ohauehaueha! Regen wie eine Wand aus tiefschwarzen, fetten Wolken. Dicke Tropfen, die fast waagerecht gegen mein Fenster knallen und es mit einem Wasserfilm bedecken, der den Baum gegenüber merkwürdig verzogen wiedergibt.

Trotzdem ist er ganz gut zu sehen, der Baum. Seine goldenen Blätter strahlen durch das windige Grau zu mir herüber. Aber die Natur zerrt heftig an seinem Kleid. Mit jedem Windstoß muss er sich von ein paar seiner Blätter trennen.

Schmunzeln muss ich, als jetzt ein übergestülpter Regenschirm zwischen Fenster und Baum vorbeifliegt. Da ist sicher wieder ein Bayer zu Besuch hier oben im Norden ...

Doch zum Thema Herbst fällt mir immer noch nix ein. Ob ich es übertrage auf „Herbst des Lebens“? Aber das verlangt ja nach noch mehr Nachdenken. Womöglich muss man mit Erfahrungen um sich schmeißen. Oder mit Weisheiten gar. Nee ... mir ist eher nach etwas Lockerem, Kurzweiligem. Wenn jetzt noch eine Idee käme, könnte ich sofort loslegen.

Aber sie kommt nicht, die Idee. Muss jetzt aber auch noch warten, denn es hält mit Blaulicht die Feuerwehr gegenüber. Die Straße wird abgesperrt und eine Leiter ausgefahren, die einer der Feuerwehrmänner mit einer Kettensäge besteigt.

Aha, einer der Äste scheint morsch zu sein. Jedenfalls wird an ihm so lange herumgesägt bis er fällt. Erstaunlich, dass der Feuerwehrmann auf der wackeligen Leiter sich bei diesem Sturm einhändig so festhalten kann, dass er mit der anderen Hand die Säge bedient. „Hut ab“, kann man da nur sagen. Es dauert eine ganze Zeit, bis der dicke Ast, der auf den Gehweg geplumpst ist, in kleine Stücke zersägt wurde und abtransportiert werden konnte. Fast zwei Stunden hab’ ich nun zugeguckt, bis alles aufgeräumt ist.

Nun ist’s wieder ruhig und alles wie vorher. Der lausige Wind, der Baum gegenüber mit zunehmend weniger Blättern, das Wasser auf den Fensterscheiben. Nur der Regenschirm kommt nicht mehr vorbei.

Es ist Zeit für einen heißen Kaffee. Der belebt. Und vielleicht hilft er mir ja bei der Suche nach einer Idee zum Thema „Herbst“. Und wenn das nicht klappt, lass’ ich’s halt. Es wird schon wieder werden ...
 
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Kommentare  

Diese kurze Abhandlung ueber die
Schreibblockade hat mir sehr gut gefallen. Du
hast einen guten Schreibstil, es laesst sich sehr
gut lesen. Und was mir an diesem Text besonders
gut gefaellt: Im Grunde ist er ja selbst die
Ueberwindung desjenigen, was inhaltlich
abgehandelt wird.
P.S.: Schreiben ist auch meiner Ansicht nach
Traumarbeit.


Siebensteins Traum (25.09.2013)

Ja, diesen "Reifeprozess" kenne ich auch Michael.
Der ist oft üblich bei mir. Oft, aber nicht immer.
Manchmal entstehen Ideen spontan. Es ist, als
hätte mir jemand das Ende eines Wollfadens
hingehalten und ich würde schreibend beginnen,
diesen Faden aufzunehmen und ihn zu einem
Knäuel - zu einer Geschichte - zusammenzurollen.
Manchmal habe ich tatsächlich keinen Schimmer,
was dabei rauskommt, wenn ich dann mit dem
Schreiben beginne - ich hangele mich schlicht
durch meine eigenen Wahrheiten und (auch wenn
sich das jetzt komisch anhört) staune hinterher
manchmal darüber, was ich mir selbst erzählt
habe. Schreiben erinnert mich manchmal an
Traumarbeit ...


Robert Kühl (24.09.2013)

Lieber Robert, meine Erfahrung: Eine Geschichte ist schon lange im Kopf entstanden, bevor sie überhaupt zu Papier bzw. in den PC gebracht wird. Auch im Kopf ist sie nicht gleich fertig, sondern bröselt - nachdem eine inhaltliche Idee entstanden war - in tausend Mosaiksteinchen vor sich hin, wird - immer noch im Kopf - verworfen, neu zusammengestellt und doch immer wieder verworfen, weil es noch nicht "geklickt" hat. Nur der Grundgedanke bleibt und arbeitet weiter, egal ob wir gerade essen oder spazieren gehen oder in der Straßenbahn vor uns hindösen oder sonst was tun. Das kann Tage - bei mir sogar Monate oder Jahre - dauern und plötzlich, in einem Augenblick, macht es Klick im Kopf, man lässt alles andere stehen und liegen, denn plötzlich liegt die Story fertig im Kopf, vor den Augen, und man setzt sich an den PC und sie ist in wenigen Minuten fertig. Wenigstens läuft's bei mir so.

Ich hab' keine Ahnung ob man das "Muse" nennen kann, denn die Muse hat dich nicht in einer Sekunde geküsst; dem "fertigen Produkt" ist eine meist sehr lange Phase der "Kopfarbeit" vorangegangen. Jedenfalls halte ich nichts davon, sich an den PC zu setzen und zu warten bis sie mich küsst, die Muse...

Das wäre, wie ab und zu mal Lotto spielen und hoffen...


Michael Kuss (24.09.2013)

Eigentlich ist es immer der Musenkuss, der mich zum
Schreiben bringt, Gringa. Ich schreib' nicht so oft,
dass ich mir Gedanken über Weiteres machen
müsste. Das Schreiben - wenn es mir auch wichtig
ist - ist nicht so wichtig ;-)


Robert Kühl (24.09.2013)

Hallo, Robert - mit dem Schreiben ist es wie mit allen schönen Dingen: Nichts Erzwingen aber immer im Fluss bleiben...
Ich empfehle Julia Cameron, "Der Weg des Künstlers" - da rät sie Kreativen, Tagebuch zu schreiben, die sogenannten "Morgenseiten" und diesen Tipp gebe ich ebenso gerne an Dich weiter wie: Spazieren gehen, Aufräumen, Handarbeiten, Fenster putzen - das hilft alles, um Blockaden zu beseitigen.
Und ganz besonders Empfehlenswert: Der Musenkuss.

Herzlichst, Gringa


Gringa (20.09.2013)

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