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Ein Traum vom 11.08.2014

Kurzgeschichten · Experimentelles · Erinnerungen
© Ben Pen
Ich war allein zuhause. Hinter mir her wusste ich einen Schurken, einen Cowboy. Er trug einen schwarzen Hut und schwarze Stiefel. Vor seinem Mund prangte ein schwarzes Halstuch.
Im ersten Stock ging eine Tür. Es klirrte kurz. Dann war wieder alles still. Ich verließ mein Zimmer, schleichend. Weder war es dunkel noch wirklich hell. Tatsächlich herrschte eine Art Zwielicht.
Oben, am Treppenabsatz, machte ich halt. Ich glaubte, ihn atmen zu hören, den Fiesen. Er war irgendwo dort unten. Ich ging rüber zum Balkon. Darunter erstreckte sich das Wohnzimmer – eine architektonische Finesse, die extrem viel Luft gab, Platz schaffte, in den sich schmale Regale mit Büchern stemmten. Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf den Fernseher.
Ich schrak zurück. Im Bildschirm hatte ich die Spiegelung des Cowboys gesehen. Hätte er sich besser ausgekannt, hätte er mich jetzt erschossen. So aber war ich der mit dem Heimvorteil.
Ich kehrte zurück zur Treppe. Aus der Tasche zog ich eine Pistole. Sie bestand aus Stöckchen und der Plastikverpackung einer Voll-Nuss-Schokolade von Milka. Patronen waren ganze Haselnüsse.
Leichtfüßig glitt ich die Stiege hinab. Eigentlich hätte sie knarzen müssen, der Schwarze mich durch Aussparungen in eben dieser sehen, doch bewegte ich mich lautlos. Tatsächlich berührte ich nicht einmal die Stufen; mit einer Hand am Geländer überflog ich sie einfach.
Unten stellte ich den Bösen. Meine Waffe hielt ich im Anschlag. Allerdings wies sie nicht auf ihn, sondern auf sein Bild in einer Zeitschrift. Diese hatte ich plötzlich in der Hand.
Der Dunkle hob zerknirscht die Hände. „Du kannst das doch gar nicht!“, frotzelte er.
Augenblicklich fing ich an zu zittern. Das Zielen fiel mir immer schwerer. Ich schluckte. Jetzt oder nie! Und drückte ab.
Die Haselnuss verwandelte den Kopf des Zeitschriftencowboys in ein Loch. Allerdings keines, durch das man hätte hindurchsehen können. Dafür hatte die „Kugel“ nicht genügend Durchschlagkraft. Ich musste also mit meinem Zeigefinger nachhelfen.
Der Cowboy zuckte zusammen. Aus seinem Mund kam Luft, ein Teil seiner Seele, vielleicht. Tot war er hingegen noch lange nicht. Ich musste mich beeilen.
Bangend richtete ich meine Kanone auf eine weitere Cowboyabbildung (irgendwo in Nevada musste es nur so von ihnen wimmeln) und schoss. Die Haselnuss stanzte ein Loch ins Papier. Und der Cowboy verschwand, vorerst zumindest.
In der Wüste sollte ich ihn wiedertreffen: Mit einer gewaltigen Steinschleuder brachte er den Totenschädel eines Pferdes, der über mir an Seilen hing, zum Platzen. Und auch eine dritte Gelegenheit ergab sich, bei der er mich beinahe tötete. Aber das ist eine andere Geschichte …
 
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