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Ich sah einen Film (ein Traum von keine Ahnung)

Kurzgeschichten · Experimentelles · Erinnerungen
© Ben Pen
Ich sah einen Film: Jason Statham und ein Kumpan standen in wadenhohem Wasser. Zwischen ihnen: eine makellose Frau. Bis auf eine Art glänzenden Stahlbikinis war sie nackt. Sie unterhielten sich. Die Nymphe machte ihnen ein eindeutiges Angebot. Dabei legten sich heimlich Tentakel um die Recken.
Die Stille explodierte: Stetham und sein Kollege wirbelten herum. Fangarme zischten durch die Luft. Schwerter klirrten. Eine Person im Vordergrund schrie auf; ein dritter Ritter hatte das Geschehen durch Gitterstäbe hindurch beobachtet. Die in das Kampfgeschehen Verwickelten riefen ihn um Hilfe.
Der Angerufene zog an einer Kette. Die Frau, der Dämon, wurde herangerissen. Krachend prallte er gegen die Gitterstäbe. Tatsächlich kannte ich ihn, den einen, der sie, die Sirene, gebändigt hatte. Es war Johannes Pfeiff, einer meiner Dozenten, ein schneidiger, junger Mann, sportlich, mit Dreitagebart.
Ich stellte ihn zur Rede: Seine Geschichte lief wie der Anfang des Filmes vor meinen Augen ab: Setting war ein mittelalterliches. Pfeiff lief durch die Straßen einer Stadt. Sie waren nass und dreckig. Er wollte unbedingt Schauspieler werden, aber ausnahmslos alle lehnten ihn ab. Er war einfach nicht groß genug.
Da löste sich ein Backstein aus einer Wand und ein Augenpaar fragte: „Was willst du?“
Pfeiff erklärte ihm sein Anliegen. Und wurde eingelassen. Dank seiner Kleine war es ihm ein Leichtes, sich fußvoran durchs Loch zu schwingen. Die Räumlichkeiten, die er betrat, waren sowas wie Hogwarts, allerdings für Schauspieler und nicht für Zauberer. Eine fette Frau hatte das Sagen.
Bevor man jedoch aufgenommen wurde, musste man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Das teilten ihm Adepten bei Kerzenschein in einer düsteren Spelunke mit. Schließlich trat er vor die Leiterin der Schauspielschule.
Anfang und Ende meines Traumes schienen nun nahtlos ineinander über zu gehen: Dem jungen Schauspieler wurde eine Klinge in die Hand gedrückt und ihm wurden zwei erfahrene Streiter zur Seite gestellt, davon einer: Jason Statham. Ihr Auftrag: die Königin der Nacht zu stellen.
Um letzte Zweifel auszuräumen, googelte ich den Streifen. Und tatsächlich: Hauptfigur desselben war mein frischgebackener Religionsprofessor!

Ein Mann kommt in den Raum. Seine Haut ist meergrün. Er trägt einen außergewöhnlichen Mantel, violett mit gelber Borte. Beinahe sofort wird er von Schwarzgewandeten in Empfang genommen. Sie köpfen ihn. Anschließend werden die Waffen einem breitschultrigen Anführer präsentiert, eine graue Geige, zerbrochen, sowie ein Holzpflog. Auf diese Weise lässt sich der Anführer den Tod des Gemeuchelten bestätigen.
Dann: ein Funken in den Augen des Präsentators. Auch seine Haut ist von einer sonderbaren, schlammfarbenen Tönung. Der Kopf, noch immer am Boden liegend, öffnet die Augen. Gleichzeitig sprühen Funken aus dem Mund des Präsentators; in Wahrheit ist es nämlich ein Handlanger des Geköpften, der in Wirklichkeit ein Blutsauger, ein Vampir, ist. Dieser lässt Geige, Holzpfahl durch die Luft wirbeln. Im Bruchteil einer Sekunde sind alle Anwesenden überwältigt. Der Vampir macht sich an meine Verfolgung.
Ich renne. Durch einen Vorort. Es ist dunkel. Hier und da brennen Laternen, scheint Licht durch Fenster. Noch kann ich ihn nicht sehen, meinen Verfolger. Dennoch weiß ich ihn auf meiner Fährte. Ich stolpere in einen Gasthof. Dort herrscht schummriges Licht. Auf den Tischen liegen rote Decken, gelb gemustert. Ich rufe: „Hilfe!“ Aber niemand hört mich.
Aus dem hinteren Teil des Hauses drängen gedämpfte Stimmen an mein Ohr. Ich biege um eine Ecke, setzte über einen Tisch hinweg. Und komme in private Räumlichkeiten. Links: eine Einbauküche. Auf dem Tresen: Schnittchen, Pizza. Rechts: eine Couchgarnitur. Vor dem Fernseher, ausgemergelt, in einem Sessel: ein alter Mann.
„Opa!“, rufen ihn die Kinder. Sie spielen hinter verschlossener Balkontür. Ab und zu tauchen zwischen weißen Plastikstühlen ihre Gestalten auf. Ansonsten: nichts als Dunkelheit.
„Nehmen Sie doch ein Stück!“, fordert mich eine großmütterliche Hausfrau auf, deutet auf die Teller mit den Speisen. „Es ist genug für alle da!“
 
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