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Das Schaufenster von Mr. und Mrs. Beetle 10. Kapitel

Kurzgeschichten · Für Kinder
Betty Watson saß in ihrem abgeschabten Ohrensessel und starrte trübsinnig auf den Bildschirm. Der Fernseher lief, aber sie achtete nicht wirklich darauf um was es ging. Noch sechs Monate und sie würde Mr. und Mrs. Beetle ein letztes Mal die Hand schütteln um danach wieder in ihr altes Leben zurückzukehren. Dann gäbe es nicht einmal mehr die nächtlichen Spaziergänge zum Schaufenster um mit König Bär und seinen Untertanen zu plaudern weil dann alle fort und verschwunden wären. Fünfundfünfzig Jahre gab es das -Beetlesche Kinderparadies- in der Emerald Street. Es konnte doch nicht einfach zu Ende sein damit. Was sollte danach kommen? Ein Haushaltswarengeschäft mit Kochtöpfen im Schaufenster oder eine Versicherungsgesellschaft, die Werbung für ihre Dienstleistungen in König Bär´s Reich machte?

Claire und Betty saßen in der King Street an einem der aufgestellten Tische vor dem Café am Mannings Place.
Mrs. Beetle hatte Betty eingeladen. Sie spürte, wie sehr diese von der Entscheidung getroffen war.
„Das finanzielle ist nicht der Grund, Betty. Die Rente reicht. Große Sprünge können wir natürlich nicht machen und wollen es auch gar nicht. Das Haus ist glücklicherweise abbezahlt. Es ist uns einfach zu viel. Arthur und ich finden, fünfundfünfzig Jahre - Beetlesches Kinderparadies - sind genug.“
Betty mochte das nicht einsehen.
„Ist es ihnen denn wirklich einerlei, was mit dem Laden passiert, Claire; mit der Ware, den Spielen, all den Stofftieren, den Puppen, all dem womit sie anderen so viel Freude machten?“ „ Betty“, lachte Claire, „ was reden sie da für sentimentales Zeug? Sie waren doch selbst Geschäftsfrau! Gerade wir Geschäftsleute wissen doch, dass man sich solche Anwandlungen in unserem Beruf nicht leisten kann.“
„ Ich würde ihnen sofort eine Million Pfund geben für diesen Laden“, seufzte Mrs. Watson und nahm einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse.
Gerührt griff Claire Beetle nach ihrer Hand „es rührt mich, wie sehr ihnen unser Laden am Herzen liegt, Betty!“
Nachts fand sie keine Ruhe. Sie zog den Morgenmantel an, schlüpfte in ihre Schlappen und ging zur Emerald Street. Außer ihr schien alles zu schlafen in dem Teil der Stadt. Nur der Wind war wach und fauchte leise durch die Straßen, um die Häuser, wirbelte Papierfetzen und eine leere Plastiktüte umher. Als sie vor das Schaufenster trat wunderte sie sich. Nichts bewegte sich, keine Stimmen waren zu hören. Steif standen, saßen und hingen die Figuren und starrten sie an.
Ein Unbekannter tauchte neben ihr auf. Gemeinsam betrachteten sie das Schaufenster. „Geht es ihnen nicht gut“?, fragte er. Überrascht von der Frage drehte sie sich um. Sie seufzte. „Ich dachte es mir schon.“ „Heute Nacht ist kein Leben in ihnen“, murmelte sie.
„Natürlich ist es das“, widersprach der Fremde, „sehen sie´s nicht, Betty. Was ist los mit ihnen?“ „Woher kennen sie meinen Vornamen?“, fragte sie verdutzt . „Ist nicht so wichtig“, kam die Antwort. „Ich erzähle ihnen kurz was dort gerade passiert.
Also, die „Randophs“ sitzen gerade am Tisch und Vater Randolph sagt den Kindern, er glaube nicht, dass die Familie noch lange im Haus sein werde, aber das sei auch gar nicht schlimm, denn es gäbe noch andere interessante Häuser in denen man wohnen könne und überhaupt sei es doch langweilig, immer nur am gleichen Ort leben und sein Leben verbringen zu müssen.
Jetzt mischen sich Tex und Mex ein. Sie haben wohl genug davon, immer umgeworfen zu werden. Ihnen gefällt das Randoph House und sie würden am liebsten sofort einziehen.. Tex fragt gerade, wann die Familie denn ausziehen wolle. Zwerg Burz tritt die schöne Lilly gerade ins Kreuz. Oh je, ist der böse! Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.. Dass ihr so was ausgerechnet vom kleinen Zwerg Burz widerfährt, überrascht mich. Wie denken Sie darüber, Betty?“
„Bald ist alles weg“, seufzte sie, „die Besitzer wollen den Laden verkaufen!“
„Ich habe davon gehört“, antwortete der Unbekannte. Er drehte sich um. „Jetzt wird es aber höchste Zeit heimzugehen.“ Er räusperte sich und hob höflich seinen Hut: „In einer Sache haben diese Leute durchaus recht. Fünfundfünfzig Jahre - Beetlesches Kinderparadies -sind wirklich genug. Finden sie nicht auch, Betty?

Fortsetzung folgt ...
 
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