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12 Seiten

Mortal Sin Frühjahr 2005- Bad Romance

Romane/Serien · Spannendes
© JoHo24
Männer sind eher bereit eine Verletzung zu vergelten, als eine Wohltat, denn Dankbarkeit ist eine Last und Rache ein Vergnügen.
- Tacitus


Die brühende Hitze war unerträglich und ließ die Menschen in Saint Berkaine seit den Morgenstunden heftig schwitzen. Die schwüle, drückende Luft erinnerte an einen Urwald, durch den man sich nur mit Hilfe einer Machete seinen Weg bahnen konnte. Auch der blonde, hochgewachsene Mann kämpfte mit dem fehlenden Sauerstoff und der glühenden Sonne, die hoch am wolkenlosen Himmel stand. Unter seinem grauen T-Shirt und seiner zerschlissenen Jeans staute sich die Hitze und verursachte ein unangenehmes Brennen auf seiner Haut.
Patton Massey verfluchte den ungewöhnlichen Wetterumschwung und wünschte sich umgehend strömenden Regen, der ihn von seinen Qualen erlöste. Wie mechanisch legte er den Kopf in den Nacken, bedeckte seine Augen und starrte in den Himmel, als hoffe er auf ein Wunder. Natürlich passierte nichts. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dieses Wetter zu ertragen. Genervt schnaubte er und fuhr sich durch die kurzen Haare, die von seinem Schweiß feucht waren.
Eigentlich hatte er heute gar nicht vorgehabt seine Wohnung zu verlassen. William hatte ihm keine Aufträge zugeteilt, daher hatte er nach vielen Monaten endlich einen freien Tag, für den er sich bloß eins vorgenommen hatte: ausschlafen, um seine Kraftreserven aufzuladen. Doch dann, es war nicht einmal sieben Uhr in der Früh gewesen, hatte sein verdammtes Handy geklingelt. Etwas in seinem Inneren hatte Patton gesagt, dass er den erholsamen Schlaf, den er unbedingt brauchte, vergessen konnte und er hatte Recht behalten. Kaum hatte er abgehoben, da hatte William ihm einen Auftrag gegeben, aber keinen gewöhnlichen Auftrag, der das Töten eines Menschen beinhaltete. Nein.
Er, Patton Massey, ein erfahrener Auftragskiller, sollte allen Ernstes seine Kollegin Ophelia Monroe dazu bringen die Anrufe und dringenden Aufträge ihres Bosses anzunehmen, da diese wohl nicht an ihr Handy ging. Anfänglich hatte er diese Bitte für einen Witz gehalten, schließlich hatte er sich nicht vorstellen können, dass einem Mann, wie William, eine verwöhnte Göre auf der Nase herumtanzte, doch da hatte sich der Ex-Soldat getäuscht. Während des Gespräches war sein Boss ausgerastet und hatte sich über Ophelias Dreistigkeit beschwert. Mit bebender, zornerfüllter Stimme hatte er ihm befohlen die junge Killerin notfalls mit Gewalt in sein Büro zu zerren. Dann hatte er aufgelegt. Patton hatte nicht die Chance gehabt zu protestieren oder sich zu weigern. Also war er zähneknirschend aufgestanden, hatte sich angezogen und auf den Weg gemacht.
Wieso schickt er ausgerechnet mich und keinen von den Anderen?, dachte er und schob wütend seine Augenbrauen zusammen. Glaubt er etwa, dass Ophelia auf mich hört? Sie macht immer, was sie will und lässt sich von Niemandem etwas sagen. Wie soll ich sie also dazu bringen Williams Anrufe entgegenzunehmen, huh? Verfickte Scheiße, ich bin ein Killer und kein Babysitter.
Laut knurrend passierte er gerade das Eingangstor und ging schnurstracks zur prächtigen Villa seiner Kollegin hinauf. Der süßliche Duft der Blumen, die im Vorgarten blühten, erschwerte ihm zusätzlich das Atmen. Patton beeilte sich zur Haustür zu kommen und zu klingeln, denn er hoffte Drinnen etwas Abkühlung zu finden.
Es dauerte einen Augenblick, bis ihm von einer älteren, rundlichen Dame die Tür geöffnet wurde, die die typische Kleidung einer Hausangestellten trug. Sie hatte braunes Haar, das bereits ergraute und kleine Fältchen um Mund- und Augenwinkel.
„Sie wünschen?“, fragte sie höflich und schaute den Ex-Soldaten an. Dieser wäre wegen der Umgangsform und Etikette beinahe in Gelächter ausgebrochen. Patton Massey kam aus der Mittelschicht und nicht aus reichem Hause, wie Ophelia. Er war ein einfacher Mann, aus diesem Grund kannte er solch spießige Förmlichkeiten nicht.
„Sir?“ Sein Schweigen schien sie zu irritieren.
„Ich würde gerne mit Ophelia Monroe sprechen“, kam es schnell über seine Lippen.
„Dürfte ich Ihnen Namen erfahren, Sir?“
„Patton Massey.“
„Gut, Miss Monroe ist im Wintergarten. Kommen Sie doch bitte herein, ich werde Ihnen den Weg zeigen.“ Daraufhin trat sie zur Seite und machte eine einladende Geste. Der blonde Killer nickte dankbar und betrat die riesige Eingangshalle. Durch den hellen Marmorboden war es zum Glück einige Grad kälter und er konnte endlich tief durchatmen.
Lange Zeit zum Verschnaufen war ihm jedoch nicht vergönnt, denn die Frau huschte an ihm vorbei und eilte voraus. Patton hatte Mühe Schritt zu halten und sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sie führte ihn durch lange Korridore und etliche Räume und schon nach kurzer Zeit verlor er völlig die Orientierung, doch plötzlich blieb die Hausangestellte stehen, sodass er beinahe in sie hineingerannt wäre.
„Der Wintergarten, Sir“, verkündete sie und deutete mit einer Hand auf einen weißen Türbogen.
„Vielen Dank“, entgegnete er, ehe sie sich abwandte und aus seinem Blickfeld verschwand. Patton Massey näherte sich lautlos der Tür und schaute in den großen, durch die komplette Verglasung, Licht durchfluteten Raum. Sogleich entdeckte er Ophelia, die auf einer Yogamatte gerade ihre Übungen machte. Sie stand auf dem linken Bein, während das Rechte horizontal in die Luft gestreckt war und von ihrem rechten Arm gestützt wurde. Der andere Arm war ausgestreckt und diente der Balance.
Der Ex-Soldat lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen und beobachtete seine Kollegin, die ihm mit ihrer Gelenkigkeit imponierte. Aber lange konzentrierte er sich nicht auf ihr Können, denn ihre unerträgliche Schönheit und Anmut fesselten ihn. Ihre seidigen, dunklen Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte, umrahmten ihr edles Gesicht mit der elfenbeinfarbenen Porzellanhaut.
Der hautenge Sport-BH und die schwarzen Shorts, die sie trug, betonten ihren schlanken Körper, der für ihn vollkommene Perfektion ausstrahlte. Augenblicklich erinnerte er sich an die Nächte, die er mit Ophelia verbracht hatte.
„Man schleicht sich nicht an Andere heran. Hat dir das deine Mutter nicht beigebracht, Massey?“, erklang auf einmal ihre spöttische Stimme, die seine Gedanken unterbrach. Der Ex-Soldat musste schmunzeln.
„Und hat deine Mutter dir nicht beigebracht höflich zu Gästen zu sein?“
„Du bist kein Gast“, konterte sie und würdigte ihn keines Blickes. „Ich erinnere mich nämlich nicht, dich eingeladen zu haben.“
„Charmant, wie immer, meine Liebe.“ Patton stieß sich vom Türrahmen ab und schlenderte gemächlich zu ihr herüber. Derweil veränderte seine Kollegin ihre Position. Sie stützte sich mit den Unterarmen auf die Matte, neigte den Kopf, nahm Schwung und streckte ihre Beine gerade in die Luft.
„Unterlass den Sarkasmus, Massey. Verrate mir lieber, warum du hier bist und mich störst.“
„William schickt mich“, erklärte er und blieb stehen. Dies entlockte Ophelia ein gemeines, hinterhältiges Grinsen.
„Du scheinst zu wissen, worum es geht.“ Sie nickte kaum merklich, bevor sie sich wieder auf ihre Füße stellte und das weiße Handtuch schnappte, das neben ihrer Matte lag.
„Der verehrte Herr will, dass ich springe, wenn er ruft, aber er hat vergessen, dass ich nicht seine Sklavin bin und ihm Tag und Nacht zur Verfügung stehe“, zischte sie, während sie sich den Schweiß von Gesicht und Nacken tupfte.
„Mir ist scheißegal, was du über William denkst und welche Gründe dich davon abhalten an dein Handy zu gehen, aber dank deiner Sturheit und Arroganz darf ich an meinem freien Tag hierher kommen, um dir zu sagen, dass du deinen hübschen Arsch zu unserem Boss schwingen sollst.“ Die Brünette brummte verächtlich und schmiss das Handtuch in die nächste Ecke.
„Und weil du so ein vorbildlicher Mitarbeiter bist, befolgst du natürlich Williams Befehle wie ein abgerichteter, wertloser Köter.“ Bamm, das saß. Blitzschnell stieg unbändiger Hass in ihm hoch, der ihn zittern ließ.
„HALT DEIN DRECKIGES MAUL, MISTSTÜCK!“, brüllte er und vernichte sie mit einem Blick. Seine Wut ließ sie jedoch kalt.
„Glaubst du wirklich, dass du mir Angst einjagen kannst?“ Sie baute sich vor ihm auf und reckte provokant ihr Kinn.
„Du bist nichts weiter, als ein selbstgefälliger Scheißkerl, dem ich mit Leichtigkeit die Kehle rausreißen könnte.“
„Ach, ja? Ich, an deiner Stelle, wäre jetzt ganz vorsichtig und würde mir überlegen, was ich sage“, brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Minutenlang stierten sich die beiden Auftragskiller an, bis Ophelias Lippen ein belustigtes Lächeln zierten und sie anfing zu kichern.
„Wow! Kaum zu glauben, wie niedrig deine Frustrationstoleranz ist, Massey.“ Sie lachte noch immer, als sie sich ihm näherte und ihre zierlichen Hände auf seinen stämmigen Brustkorb legte. Patton entgegnete nichts, stattdessen glotzte er hypnotisch auf ihre festen Brüste. Sein Ärger und Hass verrauchten und wurden durch flammendes Verlangen ersetzt. Reflexartig umschlang er die schmale Taille seiner Kollegin und drückte sie brutal an sich, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und sie zügellos küsste. Zunächst erwiderte sie den Kuss, aber dann zog sie ihren Kopf zurück und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Der laute Knall hallte von den gläsernen Wänden.
Entsetzt fiel dem blonden Killer die Kinnlade herunter, während ihn ein abfälliger Blick traf und seine Kollegin angewidert die Nase rümpfte.
„Lass deine Finger von mir, du ordinäres Arschloch“, spie sie ihm entgegen und wollte sich aus seinem Griff befreien, doch er hielt sie mit aller Kraft fest.
„Was fällt dir ein, huh? Zuerst schmeißt du dich an mich ran und jetzt schlägst und beleidigst du mich?!“
Patton ließ die Brünette los und stieß sie wutentbrannt zu Boden. Ophelia schrie auf, als sie hart aufkam.
„Hast du völlig den Verstand verloren?“, fauchte sie und schaute zu ihm hoch. Statt ihr eine Antwort zu geben, kniete er sich neben sie und umfasste mit der linken Hand ihre Kehle.
„Ich lasse mich nicht von dir verarschen, Schlampe!“, donnerte er und drückte gnadenlos zu. Panisch riss sie die Augen auf.
„Ich werde dir zeigen, wer hier das Sagen hat. Ich werde dir zeigen, was passiert, wenn man mich erniedrigt“, drohte der Ex-Soldat. Anschließend schob er gewaltsam ihre Beine auseinander und legte sich auf sie. Mit seinem Gewicht zermalmte er beinahe ihren dünnen, zerbrechlichen Körper.
„Was zur Hölle soll das werden, Massey?“
„SEI STILL!!!“ Er nahm seine Hand von ihrem Hals und hielt ihr den Mund zu. Die andere Hand glitt über ihren flachen Bauch, bis zu ihrem Hintern.
„Wenn du mir nicht gibst, was ich will, dann muss ich es mir holen“, zischte er ihr ins Ohr, während er mit der freien Hand hektisch seine Hose öffnete, in der es durch seine Erektion immer enger wurde. Er wollte sie ficken. Er wollte sie beherrschen. Er wollte...
Plötzlich traf Patton ein heftiger Kopfstoß, der seinen Schädel zum Zerbersten brachte. Für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Dies reichte Ophelia, um ihn mit ganzer Kraft von sich herunterzuschieben und blitzschnell aufzuspringen. Der Killer knurrte wie ein wildes Tier, denn es ärgerte ihn, dass sie ihm entwischt war.
„Du wolltest mich vergewaltigen, du widerlicher, kranker Bastard“, kreischte sie und trat wie im Wahn auf ihn ein. Er schlug die Arme über den Kopf, um sich zu schützen, doch so schnell, wie sie angefangen hatte, hörte sie auch auf und spuckte ihm stattdessen voller Abscheu ins Gesicht.
„Du bist armselig und schwach, Patton Massey. Am Liebsten würde ich dir deine Eier zerquetschen, aber du bist es nicht wert, dass ich mir die Hände an dir schmutzig mache.“ Ihre großen blau-grünen Augen zeigten nichts als Kälte und Ekel.
„Und jetzt verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken.“ Energisch wandte sie sich ab und wollte den Wintergarten verlassen, doch das konnte und wollte er nicht zulassen. Er rappelte sich auf, hechtete hinter ihr her und packte sie grob an den Oberarmen. Ophelia entfleuchte ein überraschter Schrei, als der Ex-Soldat sie mit der Vorderseite gegen die nächste Glaswand presste.
„Du lässt mich nicht einfach wie ein Stück Scheiße auf dem Boden liegen“, raunte er und bohrte seine Finger in ihr Fleisch. „Ich verdiene Gehorsam. ICH VERDIENE RESPEKT!“
„Ich zolle Niemandem Respekt, besonders nicht dir, einem Mann, der keinen Anstand, kein Benehmen und keine Manieren besitzt.“
Der blonde Killer knurrte erbost. Jäh drehte er sie um, griff sich ihr Kinn und hob es an, sodass sie ihn ansehen musste. Dann kam er ihrem Gesicht so nahe, dass sich ihre Lippen leicht berührten.
„Dann solltest du schnellstens damit anfangen, Prinzessin“, wisperte er, ehe er die brünette Schönheit erneut küsste. Und dieses Mal, zu seiner Verwunderung, genoss sie den Kuss. Wild und leidenschaftlich glitt ihre Zunge in seinem Mund hin und her, was ihn in Ekstase versetzte.
Nach einigen Minuten unterbrach seine Kollegin atemlos den Kuss und fuhr ihm durch die kurzen Haare. Patton ging das alles zu langsam. Eilig zog er sich das T-Shirt über den Kopf und entledigte sich seiner Jeans.
Ophelia lächelte und fuhr mit den Fingerspitzen seine Bauchmuskeln entlang, bis sie an seiner Retroshorts ankam. Keck biss sie sich auf die Unterlippe, während sie ihm das letzte Kleidungsstück herunterzog. Nun stand er nackt vor ihr und wurde eingehend gemustert. Ihr hungriger und gieriger Blick schmeichelte ihm und verleitete ihn zu einem selbstgefälligen Grinsen.
„Du machst mich total geil“, hauchte die junge Killerin, ehe sie sich mit eleganten und fließenden Bewegungen auszog. Sie vollführte eine Art Tanz, nur für ihn. Dabei starrte sie unentwegt in seine arktischen Augen. Der Ex-Soldat konnte in diesem Moment nur noch an Ophelia Monroe denken, an nichts anderes. Es schien, als existiere bloß sie und bestimmte über sein Leben. Von Sekunde zu Sekunde stiegen seine Erregung und Lust. Er wollte sie. JETZT.
Kurzerhand hob er sie hoch und drückte ihren Rücken gegen die Wand. Sie hatte noch Zeit ihre Beine um seine Hüften zu schlingen, bevor er hart in sie eindrang. Seine Kollegin stöhnte laut und genüsslich. Gierig leckte er über ihren Hals, bis zu ihren Brüsten und sog dabei ihren süßlichen Duft ein. Berauscht von der Befriedigung entfuhr ihm ein wildes, tierisches Knurren. Seine Stöße wurden brutal und hemmungslos und offenbarten seinen Charakter.
Patton Massey war ein unberechenbarer und gewalttätiger Mann, der Kontrolle und Macht über seine Mitmenschen hatte und dies in vollen Zügen genoss. Er nahm sich immer das, was er wollte, besonders von Frauen, die zu schwach waren, um sich zu wehren und ihn zu stoppen…
„Tiefer“, flehte ihn Ophelia mit heiserer Stimme an und riss ihn aus seinen Gedanken. Der Ex-Soldat küsste sie innig und kam ihrem sehnlichen Wunsch nach. Minuten später, angefüllt mit heißen, leidenschaftlichen Küssen und erregtem Stöhnen, kam er mit bebendem Körper zum Orgasmus. Erschöpft und mit rasendem Puls trat er von ihr zurück und bemühte sich seine Atemzüge ruhiger werden zu lassen. Patton schwirrte der Kopf von der nachklingenden Befriedigung und dem Duft Ophelias, der sich in seiner Nase festgesetzt hatte.
Während er sich noch sammelte, ließ sie sich auf eine gepolsterte Bank, die unweit von ihnen stand, nieder. Mit glänzenden Augen und einem vergnügten Schmunzeln sah sie zu ihm hoch, als wolle sie ihn auf stumme Weise dazu auffordern, neben ihr Platz zu nehmen. Der blonde Killer machte es sich tatsächlich auf der weichen Sitzfläche bequem und genoss die Stille zwischen ihnen, die ihn langsam zur Ruhe kommen ließ.
„Hast du eigentlich jemals Hamlet von William Shakespeare gelesen?“, fragte sie ihn aus heiterem Himmel, weshalb er zunächst nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Wie kam sie bloß ausgerechnet auf dieses Thema?
„Nein“, meinte er nach einigen Augenblicken teilnahmslos.
„Das wundert mich bei einem unterprivilegierten Macho, wie dir, nicht.“
„Warum fragst du mich dann, huh?“
„Ich wollte nur wissen, ob du vielleicht die Figur Ophelia aus diesem Stück kennst.“
„Jetzt sag mir nicht, dass du nach ihr benannt bist.“ Ophelias Reaktion war ein bitteres Lächeln.
„Doch, denn meine Mutter liebt Hamlet. Sie hat das Stück an die hundertmal gelesen und da ich meinem Vater schon immer gleichgültig war, hat er ihr die lästige Aufgabe überlassen mir einen Namen zu geben. Natürlich hat sie sich für einen Namen aus ihrem Lieblingsstück entschieden.“
„Und wie ist diese Ophelia?“, wollte er es jetzt genauer wissen.
„Sie ist eine junge, wunderschöne Frau, die etwas naiv und unerfahren ist. Sie hat einen Vater und einen Bruder, denen sie hörig und hilflos ausgeliefert ist. Sie ist ein schwacher Mensch.“
„Dann hat sie nicht sehr viel mit dir gemeinsam, meine Liebe.“
„Da irrst du dich, Massey.“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Auch Polonius, Ophelias Vater, stirbt. Nach seinem Tod und der Zurückweisung durch Hamlet, den sie liebt, wird sie wahnsinnig und ertränkt sich in einem Fluss.“
„Was hat das alles mit dir zu tun?“
„Du bist wirklich schwer von Begriff, Massey. Hast du etwa den letzten Rest Intelligenz während deiner Militärzeit verloren?“, spottete sie gehässig.
„Halt bloß dein Maul, Miststück. Rede nicht über etwas, wovon du nichts verstehst“, verlor er die Fassung, weil sie über seine Vergangenheit sprach, als sei sie bloß ein Witz.
„Da habe ich wohl einen Nerv getroffen.“
„Ach ja? Dein Nerv ist deine beschissene Kindheit mit deinen beschissenen Eltern, die aus dir eine verzogene, kaltherzige und arrogante Schlampe gemacht haben.“
„Na also, du hast endlich erkannt, was Ophelia und ich gemeinsam haben.“
„Meinst du die Sache mit deinen Eltern?“ Sie nickte.
„Ich war ein Kind. Ein Kind, das ihnen hilflos ausgeliefert war, besonders meinem Vater. Durch ihn bin ich ein schwacher Mensch geworden, der erst durch den Mord an ihm an Stärke gewonnen hat.“ Ihre Stimme war bei jedem weiteren Wort zittriger; unsicherer geworden.
„Es hat jedoch Jahre gedauert, bis ich den Mut aufbringen konnte, ihn zu töten. Davor habe ich oft mit dem Gedanken gespielt mich umzubringen, so, wie Ophelia in Hamlet. Ich wollte meinem Vater entfliehen und keine Schmerzen mehr ertragen. Ich konnte mich jedoch nie überwinden Selbstmord zu begehen.“ Bei dem Wort Selbstmord dachte Patton automatisch an den Tag zurück, an dem er sie aus der Badewanne gezogen hatte. Dieser Moment war das erste Anzeichen ihrer Todessehnsucht gewesen, die noch immer in ihr zu schlummern schien.
„Du hast deinen Alten gekillt, das war eindeutig besser, als sich wie eine verzweifelte Furie in einen Fluss zu stürzen, meinst du nicht?“ Seine Worte entlockten ihr ein amüsiertes Kichern, das den gesamten Raum erfüllte. Er wollte sie auf seine Art von diesen verqueren, negativen Gedanken ablenken.
„Da hast du ausnahmsweise mal recht“, triezte sie ihn mit einem frechen Grinsen auf den Lippen.
„Wenn du dich umgebracht hättest, dann hättest du nie erfahren, wie unbeschreiblich und abgefahren es ist, einen Menschen zu töten“, führte Patton das Gespräch fort.
„Außerdem hättest du mich niemals kennengelernt und so einen geilen Fick bekommen.“ Seine Kollegin lachte affektiert und zeigte ihm den Mittelfinger. Anschließend beugte sie sich über ihn und biss ihm kräftig ins Ohrläppchen.
„Hey!!!“ Er stieß Ophelia sachte von sich, aber sie ließ sich nicht abwimmeln und biss erneut zu.
„Lass das“, zischte er verärgert. Zu seiner großen Überraschung hörte sie sofort auf ihn und zog sich zurück.
„Braves Mädchen.“
„Ich bin nicht so brav, wie ich aussehe.“
„Ich weiß. Du bist ein versautes Luder.“
„Da kannst du Gift drauf nehmen.“ Seine Kollegin lächelte zuckersüß und unschuldig, bevor sie sich auf seinen nackten, vom Schweiß klebrigen Körper legte und ihn verlangend küsste. Patton erwiderte den Kuss und ließ seine linke Hand durch ihre seidigen Haare gleiten.
Lustvoll biss sie ihm in die Unterlippe, bevor sie mit ihrer Zunge über seinen Hals, den kräftigen Brustkorb, bis zu seiner Lendengegend fuhr. Der Ex-Soldat schloss die Augen und glaubte den Verstand zu verlieren, besonders, als sie seinen Penis tief in den Mund nahm.
Sein dumpfes, heftiges Stöhnen brachte sein Inneres zum Vibrieren. Er spürte, wie er einem Orgasmus näher kam, während Ophelias volle, zarte Lippen seinen immer härter werdenden Schwanz auf und ab glitten. Patton schnappte hektisch nach Luft und seine Muskeln spannten sich an.
„AHHHHHHH!“ Keuchend ergoss er sich in ihrem Mund. Er öffnete seine Augen und schaute dabei zu, wie sie alles herunterschluckte und mit ihrer Zunge den letzten Rest seines Spermas entfernte. Dann hob sie ihren Kopf und sah ihn durchdringend an. Ausgelaugt, aber zufrieden, grinste er und fuhr sich durch die blonden Haare.
„Wie man Männer in den Wahnsinn treibt, ist wohl dein Spezialgebiet, meine Liebe.“ Ophelia setzte sich auf und legte ihre Hände auf seine Brust.
„Ich weiß nun mal, was Männern gefällt“, hauchte sie erotisch und gab ihm zärtliche Küsse auf die Lippen und sein Kinn. Dann, ganz unerwartet, stand sie auf und warf sich die langen Haare über die Schultern.
„Ich brauche eine Dusche“, wisperte sie beinahe lautlos und entfernte sich von der Bank. Mit einer Kopfbewegung und einem verführerischen Blick bedeutete sie ihm, ihr zu folgen. Sogleich sprang der blonde Killer hastig auf und ging ihr hinterher, dabei hingen seine eisblauen Augen pausenlos an ihrem perfekt geformten Hintern. Nur wenige Sekunden nach ihr betrat er das geräumige Badezimmer, wo seine Kollegin bereits das Wasser der Dusche aufdrehte. Mit einem großen Schritt trat sie unter den Strahl des heißen Wassers, dessen Dunst die Glaswände der Duschkabine in Rekordzeit beschlug.
Patton beobachtete ihre Schemen, die sich hinter dem Glas bewegten, wie Wesen aus einer fernen Welt. Gefesselt von diesem seltsamen Anblick stieg er zu der Brünetten in die Dusche, die ihn bereits sehnsüchtig erwartete. Beherzt zog sie ihn in ihre Arme und presste sich an ihn.
Er strich ihr das nasse Haar, das ihr im Gesicht hing, zur Seite und liebkoste ihren Hals.
„Wieso hast du mir das eigentlich alles erzählt?“, sprach er ihre vorangegangene Unterhaltung an und taxierte sie mit einem durchbohrenden Blick.
„Was meinst du?“
„Die Geschichten aus deiner Kindheit; deine Selbstmordgedanken. Eben sehr persönliche Dinge.“
„Weil du mich verstehst“, sagte sie gewichtig. „Wir beide sind uns nämlich sehr ähnlich.“
„Inwiefern?“
„Wir haben keine Seele, Patton“, flüsterte sie ihm zu. „Friedrich Nietzsche sagte einmal: Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren findet, der ihn versteht.“
„Da hast du Recht, meine Liebe“, entgegnete er mit fester Stimme, denn dieser Satz traf genau ins Schwarze und definierte perfekt ihre Beziehung. Er spürte, dass jetzt womöglich der einzige und dazu noch passende Moment gekommen war, ihr zu zeigen, wie sehr er sie brauchte und schätzte.
Also zog Patton Massey das erste Mal, nach über fünfzehn Jahren, seine Erkennungsmarke aus. Als er den harten Edelstahl nicht mehr auf der Haut spürte, hatte er das Gefühl ein Teil von sich selbst zu verlieren; ein Teil seiner Vergangenheit; ein Teil seines Lebens.
Er atmete tief durch, bevor er Ophelia seinen kostbarsten Besitz um den Hals hängte.
„Was soll das?“, wunderte sie sich über seine Geste und starrte auf die Marke, die zwischen ihren Brüsten baumelte.
„Ich schenke sie dir.“
„Wieso?“
„Weil du die einzige Frau bist, die mir auf Augenhöhe begegnet. Du bist eine ebenbürtige Gegnerin, die ich respektiere, aber auch verabscheue“, beichtete er und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Der Ex-Soldat hätte in diesem Moment mit einem taffen Spruch gerechnet, doch die Brünette blieb ungewöhnlich still. Also sprach er weiter über Gedanken und Gefühle, die ihn seit Monaten beschäftigten.
„Bisher gab es keinen Menschen, der mich so sehr fasziniert und anzieht, wie du. Wenn ich dir in die Augen sehe; wenn ich bei dir bin, dann spüre ich Verbundenheit, Lust, Zorn und Verzweiflung.“ Hastig befeuchtete er seine Lippen.
„Ich begehre dich. Ich vergöttere dich. Ich hasse dich und ich glaube, dir geht es nicht anders, meine Liebe. Wir können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Auf irgendeine kranke, verdrehte Art gehören wir zusammen.“
„Willst du etwa eine Beziehung?!“, fragte Ophelia entsetzt, als sie ihre Stimme wiederfand.
„NEIN! Ich will damit sagen, dass da etwas zwischen uns ist, das sich nur schwer erklären lässt.“ Seine ungewöhnlich emotionalen Worte brachten ihm einen spöttischen Blick ein.
„Für mich ist das nicht schwer zu erklären, Massey. Wir ficken miteinander, mehr nicht. Darum verstehe ich nicht, warum du plötzlich mit so einem sentimentalen Mist anfängst. Ich habe dich für einen harten Kerl gehalten und nicht für eine Pussy.“ Pattons Gesichtszüge entgleisten.
„Verfluchte Schlampe“, raunte er aggressiv und donnerte ihren Kopf erbarmungslos und ohne Vorwarnung gegen die anthrazitfarbenen Schieferfliesen. Keine Sekunde später sackte Ophelia bereits zusammen. Ihr schmaler Körper wurde von heftigem Zittern geschüttelt und tiefrotes Blut floss ihre linke Wange hinab. Ihre Haut, ihre Lippen, einfach alles an ihr hatte an Farbe verloren, was sie wie eine Leiche aussehen ließ. Dieser Anblick löste etwas in ihm aus, das er für verloren gehalten hatte: Mitleid.
Patton kniete sich vor sie auf den nassen Boden. Er legte seinen Kopf schräg und suchte ihren Blick, aber sie wich ihm demonstrativ aus. Als er dann die linke Hand hob, um das Blut aus ihrem Gesicht zu entfernen, umfasste sie blitzschnell sein Handgelenk und stoppte seinen Annäherungsversuch.
„Fass mich an und ich töte dich, Massey“, drohte sie und durchbohrte ihn mit glasigen Augen.
Eigentlich war er kein Mensch, der sich etwas vorschreiben ließ, aber irgendetwas sagte ihm, dass er besser daran tat seine Hand wegzuziehen.
„Es war nicht meine Absicht dich zu verletzen. Ich wollte nur…“
„Du bist ein Lügner, also tu mir den Gefallen und verschon mich mit deinen erbärmlichen Ausreden“, fauchte Ophelia.
„Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass dir nichts leid tun und du niemals etwas bereust. Du liebst dein fehlendes Gewissen und den Respekt, den dir die Leute entgegenbringen. Du genießt deine Macht und Grausamkeit. Du nutzt deine physische Überlegenheit und Stärke für deine Zwecke. Du bist die Art Mann, der ich zu meinem Leidwesen heillos verfallen bin. Es ist die Art Mann, zu der auch mein Vater gehörte.“
Erneut wurde er mit der Ähnlichkeit mit ihrem Vater konfrontiert. Langsam fragte er sich, ob es tatsächlich so viele Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gab.
„Ich bin dazu verdammt meine Vergangenheit zu wiederholen. Immer und immer wieder. Ich bestrafe und quäle mich selbst. Ich führe mich in einen tiefen Abgrund; in einen nicht enden wollenden Albtraum. Das ist mein Fluch. Deshalb lasse ich mich auf Männer, wie dich, ein.“
Nach ihrer Ansprache herrschte angespanntes Schweigen, in dem das Wasser unaufhörlich auf sie niederprasselte und sie sich wie besessen anstarrten. Der blonde Killer war der Erste, der das Gespräch nach wenigen Minuten wieder aufnahm.
„Du bist eine Frau, suchen die normalerweise nicht nach liebevollen und ehrlichen Männern, mit denen sie eine verlässliche Beziehung führen können?“
„Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, ich bin nicht wie andere Frauen. Ich verstehe nichts von Zuneigung oder Liebe. Diese Gefühle kann ich nicht einordnen. Mit ihnen kann ich nichts anfangen. Erniedrigungen, Schläge und Schmerz sind hingegen Dinge, die mir bekannt sind.“
Flüchtig klemmte sie sich Haarsträhnen, die in ihrem Gesicht klebten, hinter die Ohren.
„Das heißt aber nicht, dass ich mir alles gefallen lasse. Ich schrecke nicht davor zurück einen Mann zu verletzen, der mich respektlos behandelt.“
„Ich weiß, meine Liebe. Das habe ich selbst des Öfteren zu spüren bekommen“, brummte er missmutig und streckte ihr zum Beweis seinen linken Arm entgegen. Ihre Augen wanderten sogleich zu der kreisrunden Brandwunde, die sie mit ihrer Zigarette auf seinem Unterarm hinterlassen hatte. Ophelia schmunzelte.
„Reg dich über eine kleine Narbe nicht auf, Massey“, hauchte sie und fuhr mit ihren Lippen über seine verletzte Haut, was ihn erregte.
„Es gibt Schlimmeres, meinst du nicht?“ Patton antwortete nichts. Stattdessen umfasste er ihre Taille, zog sie mit sich nach oben und presste sie gegen die glatten Fliesen. Jeder Zentimeter seiner Haut, der mit ihr in Berührung kam, brannte wie Feuer. Ophelia schlang ihre Arme um seinen Nacken und gab ihm einen heißen Kuss. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und pochte laut und unerträglich in seinen Ohren.
„Du raubst mir noch den Verstand“, presste er atemlos hervor und lege seine Stirn gegen ihre, ehe er seine Erkennungsmarke in die linke Hand nahm und sie behutsam durch seine Finger gleiten ließ.
„Sie gehört jetzt dir, meine Liebe, also pass gut auf sie auf.“ Seine Kollegin schien zu spüren, wie wichtig ihm dieses Anliegen war, denn sie nickte kaum merklich.
„Keine Sorge, Massey, mir kannst du vertrauen“, versicherte sie ihm und legte ihre Hände auf seine muskulösen Unterarme. Patton gab sich mit ihren Worten zufrieden und fuhr mit seinem linken Daumen über ihre Unterlippe. Beinahe lautlos seufzte sie.
„Wir wandeln auf dem schmalen Grad zwischen Leidenschaft und grenzenloser Verachtung, Patton. Das ist die kranke, verdrehte Art von der du gesprochen hast“, erklärte sie ihm lächelnd.
„Und ich liebe es.“
 
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