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10 Seiten

Seelenfläschchen

Romane/Serien · Fantastisches
© Laura
Das Sonnenlicht, dass das ganze Land mit seinen Strahlen wärmte und erleuchtete, drang nicht bis in die kalten Gemäuer des Rundturms und schon gar nicht in die dunklen Gewölbe darunter, durch die Tisket seit vielen Stunden irrte.
Worauf hatte sie sich da bloß eingelassen? Wie hatte dieser Sohn einer Schlammratte sie nur dazu bringen können, bei diesem Wahnsinn mitzumachen? Es konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
"Nur ein Spiel" hatte er gesagt und die junge Diebin dabei unschuldig angesehen, als ginge es ihm dabei wirklich nur um den Spaß am Spiel. Oh ja, er hatte seinen Spaß gehabt. Sie hatten gewürfelt und am Ende hatte sie ihre Freiheit an ihn verloren. Sie konnte sich nicht mehr genau an das Spiel erinnern, es war als hätte sie alles nur geträumt. Doch wie auch immer es geschehen war, sie stand mit ihrem Leben in seiner Schuld. Sie war nicht mehr als ein Sklave, der alles für seinen Herrn tun mußte, bis dieser ihn entließ, wenn der Tod ihm nicht zuvor kam.
"Wenn du mir einen einzigen Gefallen tust, dann bist du frei von deiner Schuld und dein Leben gehört wieder dir"
Ha, dieser Heuchler!
Sie würde ihr wiedergewonnenes Leben hier unten verlieren, dann hatte keiner von ihnen etwas von diesem Handel.
Tisket huschte um eine Ecke und verbarg sich in einer Mauernische. Nahm dieses Labyrinth denn überhaupt kein Ende?
Schritte hallten durch die Gänge, kamen näher und entfernten sich wieder.
Vorsichtig schlich sie weiter.
Er hatte ihr den Weg genau beschrieben; mit der Sicherheit von jemanden der einen Weg schon sein ganzes Leben lang gegangen ist. Wer war dieser Kerl und warum brauchte er sie?
Sie erinnerte sich daran, dass der Tag bereits schlecht begonnen hatte. Fidor hatte sie um ihren Anteil betrogen und sich mit der ganzen Beute ihres letzten Einbruchs aus dem Staub gemacht und damit sie ihm nicht folgen konnte, hatte er auch noch der Stadtwache einen Tipp gegeben wo man sie finden konnte. So hatte die Diebin den ganzen Tag in den stinkenden Tunneln der Kanalisation verbracht. Fidor konnte nur beten, dass er ihr niemals wieder über den Weg laufen würde.

Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Eine unscheinbare Tür, die aussah als hätte einmal jemand versucht sich durch Feuer Einlaß zu verschaffen. Schwarze Brandflecken waren in merkwürdigen Mustern über das Holz verteilt. War hier Magie im Spiel gewesen? Doch wenn dem so war, was konnte dann einfache Diebeskunst gegen magische Schutzschilder bewirken? Doch sie hatte keine Wahl. Sie konnte nicht mit leeren Händen zurückkehren, wenn sie nicht den Rest ihres Lebens als Handlanger eines Falschspielers verbringen wollte und was hatte sie schon zu verlieren.
Sie lauschte einen Moment und zog dann ihr Werkzeug aus einer der Taschen, die überall in ihrem weiten Mantel verborgen waren.
Vorsichtig machte sie sich ans Werk und hoffte, dass nicht plötzlich irgendein Lähmzauber oder schlimmeres auf sie übergehen und sie an Ort und Stelle festhalten würde. Doch nichts dergleichen geschah. Vielleicht hatte sie Recht gehabt und es lag tatsächlich ein Schutzzauber auf der Tür, doch der schützte nur vor magischen Einflüssen und nicht vor Dieben. Allerdings gab es, nach dem was man ihr erzählt hatte, hinter dieser Tür nichts, was einen normalen Dieb reizen würde. Erneut lauschte Tisket ob sich hinter der Tür etwas regte. Doch sie hörte nur ein leises Rauschen, ansonsten herrschte Stille. Leise öffnete sie die Tür.

Sie betrat eine weitläufige Halle. Säulen stützten das Gewölbe über ihr und an einigen Stellen führten gewundene Treppen durch die Decke in obere Stockwerke. Die Flammen unzähliger Kerzen warfen ihr Licht auf Wände mit Regalen, die bis oben mit kleinen Fläschchen und anderen Glasbehältern gefüllt waren. Im Inneren der Fläschchen und Gläser schienen farbige Nebel zu wabern. Mal träge und kaum wahrnehmbar, dann wieder als wären kleine Stürme in den Flaschen eingeschlossen. Es war unheimlich diesen Nebeln zuzusehen, beinahe als wären sie lebendig. Jede Flasche besaß eine andere Farbe, Tisket fand grell leuchtende, matte, schimmernde und auch einige, die nur so schwache Farben besaßen, dass es beinahe nicht auffiel. Und in der ganzen Halle herrschte ein ständiges Flüstern, und Rauschen und Rascheln, dass die junge Diebin das Gefühl hatte inmitten einer großen Menschenmenge zu stehen. Je näher sie an die Regale herantrat um so lauter wurden einzelne Geräusche. Was war das für ein Ort?
Neugierig nahm die Diebin eine schmale, hellgelb gefärbte Flasche aus dem Regal und hielt sie an ihr Ohr. Im Inneren des Gefäßes hörte sie helles Kinderlachen. Vor Schreck hätte sie beinahe die Flasche fallengelassen. Wie war das möglich? In einer anderen Phiole hörte sie das Knistern von Flammen und wieder in einer anderen Donnergrollen. Immer mehr Flaschen nahm sie aus den Regalen und horchte daran und in jedem Gefäß hörte sie andere Geräusche. Weinen, Singen, Regengeprasseln, Wind, das Schnurren von Katzen, das Rascheln von Stoff und sogar Gefühle waren in Lauten ausgedrückt worden. Es schien als wäre jedes nur erdenkliche Geräusch, das es auf der Welt gab, in kleine Flaschen abgefüllt worden. Geräusche, von denen sie nicht einmal geahnt hatte, dass sie möglich waren.
Doch dann erinnerte sie sich an ihren Auftrag. Sie war schon viel zu lange hier gewesen. Draußen herrschte wahrscheinlich schon tiefste Nacht, sie hatte nicht viel Zeit. Was hatte der Mann ihr gesagt sollte sie suchen?
"Eine Flasche so dunkel wie im Inneren der Erde bei Neumond. Schwärzer als Schwarz und noch dunkler."
Was auch immer das bedeuten mochte. Als er es ihr gesagt hatte, hatte sie ihn für verrückt gehalten, doch nun verstand sie langsam was er gemeint hatte. Es konnte doch nicht so schwer sein, so eine Flasche zu finden?
Doch es war nicht so einfach wie sie es sich vorgestellt hatte. Es gab unzählige Flaschen in dem Raum und auch einige dunkle, doch keine erschien ihr so, wie man sie ihr beschrieben hatte. Schließlich entdeckte sie in einer Ecke einen kleinen Alkoven. Dort stand auf einem Sockel eine einzelne dunkle Flasche. Die Diebin nahm eine Kerze aus einem der Halter und trat näher an den Alkoven heran. Es schien als würde die Flasche das Licht der Kerze in sich aufsaugen. Sie war dunkler als schwarz und schien jegliche Art von Licht, das auf sie fiel, in sich aufzunehmen und nichts davon zurück zulassen. Auch das ewige Murmeln, das sie bisher umgeben hatte, war verstummt. Tisket bekam eine Gänsehaut.
Zögernd streckte sie die Hand nach der Flasche aus. Sollte sie das wirklich tun? War es das wirklich wert? Wer konnte wissen was passierte, wenn sie die Flasche stahl und dafür ihr Leben zurückforderte? Was war an dieser Flasche so besonderes? Und warum fing sie bei dem Gedanken die Flasche zu ergreifen an zu zittern?
Doch ihre Ehre als Diebin verbot es ihr, sich einfach umzudrehen und zu verschwinden. Sie hatte einen Auftrag angenommen und musste ihn zuende führen, wenn es ihr auch noch so missfiel. Außerdem wollte sie frei sein von ihrer Schuld.
Gerade als sie die Flasche ergreifen wollte, packte sie etwas beim Arm und riss sie weg.
Instinktiv wirbelte sie herum, zog ein Messer aus ihrem Gürtel um es nach dem Angreifer zu werfen und blieb mitten in der Bewegung wie eingefroren stehen. Das Messer hatte ihre Hand bereits verlassen und hing nun einen halben Meter von ihr entfernt in der Luft. Sie selber stand da und starrte auf die Waffe und ihre noch immer ausgestreckte Hand. Es war ihr unmöglich sich zu bewegen. Ihr Angreifer stand vor ihr und hielt ihr seine rechte Handfläche entgegen. Er lächelte.
"Du bist schnell, das muß man dir lassen."
Der Mann war groß, hager und hatte dunkelbraune, kurze Haare, die an den Schläfen bereits grau wurden. Er trug eine weite, grüne Kutte und erinnerte die Diebin an einen Priester, doch sie vermutete, dass er niemand dergleichen war.
Innerlich verfluchte sie sich für ihre Unaufmerksamkeit. Warum hatte sie ihn nicht kommen gehört?
"Mach dir keine Vorwürfe, du hattest keine Chance mich zu bemerken."
Las er jetzt etwa auch noch ihre Gedanken?
"Genauso mühelos, wie ich dich dort festhalte.", bestätigte der Mann ruhig.
Wütend bedachte sie ihn mit einigen farbenfrohen Ausdrücken, bei denen sogar die Arbeiter im Hafen bestürzt gewesen wären. Die Augen den Mannes weiteten sich vor Erstaunen.
"Ich muß schon sagen, deine Wortwahl steht den Flüchen der Hiorr in nichts nach. Vielleicht sollte ich sie mit dir bekannt machen."
Wer bist du? fragte sie stumm.
"Diese Frage sollte ich wohl eigentlich dir stellen. Aber wir lassen es ja schon die ganze Zeit an der Etikette fehlen, also was soll's. Mein Name ist Gehrey!", stellte er sich mit einer knappen Verbeugung vor.
Was hast du mit mir gemacht?
"Oh, nichts weiter. Ich habe deinen Körper aus der Zeit genommen.", erklärte er.
Und wie lange hast du vor mich hier gefangen zu halten?
"Ich weiß noch nicht. Aber voraussichtlich so lange, bis ich weiß was ich mit dir anstellen soll." Er schwieg einen Augenblick und wanderte dabei durch den Raum, schließlich tauchte er wieder im Sichtfeld der Diebin auf.
"Hast du eigentlich eine Ahnung was passiert wäre, wenn ich dich die Flasche hätte nehmen lassen?"
Ich hätte sie gestohlen und wäre zufrieden gewesen?
"Glaube nicht, ich wäre sie nicht gerne losgeworden. Ganz im Gegenteil, aber ich konnte leider auch nicht zulassen, dass du sie mitnimmst."
Pech für mich.
"Du weißt nicht mal was für ein Glück du hattest."
Ja, das nenn ich Glück, hier eingefroren rumstehen und meine Hand anstarren. Hervorragend.
"Ich hatte dich nicht für dumm gehalten, immerhin bist du an meinen Schutzkreisen vorbeigekommen, aber allem Anschein nach habe ich mich geirrt. Du scheinst nicht sonderlich an deinem Leben zu hängen?!"
Nicht mehr als andere Leute auch.
"Warum wolltest du die Flasche stehlen?"
Es war ein Auftrag.
"Wie verrückt muß man sein um so einen Auftrag anzunehmen?"
Es hätte sich für mich gelohnt, das reicht.
Gehrey betrachtete sie nachdenklich.
"Es gibt nicht viele, die von der Existenz dieser Flasche wissen und noch weniger die so dumm wären sie in ihren Besitz bringen zu wollen. Ich denke ich weiß schon wer dich geschickt hat. Aber ich verstehe nicht wie Moroch dich dazu bringen konnte."
Es war ein Handel, etwas das mir gehört gegen die Flasche.
"Dann muß das, was er dir genommen hat aber sehr wertvoll für dich sein.", überlegte Gehrey.
Das ist gut möglich.
"Was weißt du über diese Flasche?"
Nur wie sie aussieht und wo ich sie finde.
"Mehr weißt du nicht?"
Nein.
"Bei den Göttern, Mädchen! All die Flaschen die du hier in den Regalen siehst, enthalten die Essenzen der Dinge, sozusagen ihre Seelen. Und in der Flasche die du stehlen solltest befindet sich die Essenz des Todes. Nichts lebendes kann in ihrer Nähe existieren. Sie saugt das Leben aus allem was sich ihr nähert oder sie gar berührt und hinterläßt nur eine leere Hülle, ohne Leben darin. Nichts, was Moroch dir bieten konnte, wäre es wert gewesen diese Flasche für ihn zu stehlen."
Ich wußte es nicht.
"Das ist mir klar.", sagte er und berührte sie sanft an der Stirn.
In diesem Augenblick gaben ihre Muskeln schmerzend nach und sie stürzte zu Boden. Das Messer, dass nun ebenfalls von dem Zauber befreit war, zischte durch die Luft, und prallte gegen eine Wand an der es herab fiel.
"Ich schlage dir einen Handel vor.", sagte Gehrey und reichte der Diebin die Hand um ihr aufzuhelfen: "Du überbringst für mich statt der schwarzen Flasche eine andere und dafür vergesse ich, dass du in diesen Raum eingedrungen bist."
Tisket überlegte ob das für sie ein fairer Handel sein konnte. Gut, er würde sie nicht der Wache übergeben, doch was geschah, wenn sie die falsche Flasche überbrachte? Vielleicht war dann sogar der Kerker ein angenehmerer Ort um sich aufzuhalten.
"Was für eine Flasche?", fragte sie und stand auf, indem sie die ihr entgegen gestreckte Hand ignorierte.
"Sie ähnelt der Flasche, die du stehlen wolltest, doch ist ihre Wirkung eine andere."
"Woher weiß ich, dass ich dir trauen kann?", fragte sie noch immer misstrauisch.
"Das könnte ich dich genauso fragen, aber ich sehe dass du nur ein Opfer bist."
Das Wort Opfer gefiel ihr gar nicht, aber sie ließ es darauf beruhen. Es hatte keinen Sinn sich mit einem Magier zu streiten.
"Warum hast du all diese Geräusche in diesen Flaschen?"
"Wie ich schon sagte, es sind die Seelen der Dinge die sind. Doch es war nicht mein Werk. Ich hüte sie nur."
"Aber warum schließt ihr die... Seelen wie du sie nennst... der Dinge in Flaschen, was hat das für einen Sinn?"
"Herrje, dass man immer auf alles eine Anwort wissen muß.", seufzte Gehrey und rollte mit den Augen. "Aber ich will versuchen es dir zu erklären. Vor vielen Jahren trafen sich einige Magier um das Leben zu erforschen; was es ausmacht. Sie brachten es fertig, alle nur erdenklichen Dinge, die das Leben beeinflussen zu isolieren und auf magische Weise festzuhalten. So entstanden die Seelenfläschchen."
"Gut, aber warum?"
"Neugier. Ein Mensch will alles ergründen und erfassen."
"Was würde passieren, wenn man eine der Flaschen öffnet?"
"Bei den meisten von ihnen gar nichts, je nach dem was die Flasche enthält. Aber beispielsweise bei derjenigen, die du stehlen solltest wäre es wahrscheinlich mehr als tödlich. Es löscht eine Existenz einfach aus. Man könnte dadurch leichter töten, als jemandem ein Messer ins Herz zu stoßen."
"Warum sollte man diese Flasche besitzen wollen?"
"Wenn man den Tod beherrscht, kann man auch die Lebenden beherrschen. Moroch hatte schon immer sehr hoch gesteckte Ziele. Außerdem mag er es nicht, wenn man ihn unterschätzt."
"Aber würde er es nicht merken, wenn ich ihm eine falsche Flasche bringen würde? Immerhin müßte ich, ...nun ja....tot sein."
"Ich denke nicht, dass er von der unmittelbaren Wirkung der Flasche weiß. Sie entwickelte diese Fähigkeiten erst mit der Zeit."
"Ich weiß nicht ob ich mich darauf verlassen sollte, dass er es nicht weiß."
"Es ist die Frage ob du eine Wahl hast. Bringst du ihm keine Flasche ist euer Handel geplatzt. Bringst du ihm eine falsche, dann ist er entweder misstrauisch oder er ist es nicht."
"Hervorragend. Egal was ich mache, er ist im Vorteil. "
"Da könntest du Recht haben, aber du hast nicht allzu viele Möglichkeiten zur Auswahl."

Wenige Stunden später kroch Tisket durch einen, kaum einen halben Meter breiten Schacht wieder nach draußen in die Freiheit. Die Nacht war beinahe vorüber und am Himmel zeigte sich bereits ein grauer Schimmer, der den Tag ankündigte. Sie war noch immer verwirrt, von dem, was Gehrey ihr erzählt hatte und sie war sich auch immer noch nicht ganz sicher, ob sie ihm trauen sollte. Sie konnte versuchen zu verschwinden, unterzutauchen, wie sie es sonst auch immer tat. Aber nein, dann konnte sie sich nie wieder auf den Straßen der Stadt blicken lassen, und dafür hatte sie hier einfach zu viele Kontakte. Ihre Beziehungen wollte sie nicht aufgeben.
Fröstelnd zog sie sich ihren weiten Mantel enger um die Schultern und machte sich auf den Weg zu der kleinen Spelunke, in der Moroch sie am Tag zuvor aufgegabelt hatte. Er wollte in der Gasse hinter der Schenke auf sie warten, egal zu welcher Zeit sie ihren Auftrag erfüllt haben würde. Was musste das für ein langweiliges Leben sein, wenn man nichts Besseres zu tun hatte, als nächtelang in irgendwelchen Gassen herumzulungern.

Die Straßen waren vollkommen ausgestorben. Die Trinker vom Abend waren bereits nach Hause gebracht worden, oder schliefen ihren Rausch an anderen Orten aus. Die Halsabschneider saßen irgendwo in Ruhe und zählten ihr Geld und auch die Mörder und Diebe hatten irgendwann mal das Recht sich auszuruhen.
Als sie die Gasse hinter der Schenke erreichte, war es schon deutlich heller geworden. Die Gasse war leer. Tisket wollte gerade wieder gehen, als Moroch plötzlich hinter ihr auftauchte und sie ansprach. Er war ein kleiner, gedrungener Mann, mit den schwarzen Augen einer Ratte. Mühsam bewahrte sie bei seinem unerwarteten Anblick die Fassung und sah ihren Gegenüber ruhig an.
"Hast du die Flasche?", schnarrte er.
"Kann sein."
"Gib sie mir.", befahl er und streckte die Hand aus.
Die Haut in ihrem Nacken begann zu kribbeln. Gegen ihre Willen holte sie die schwarze Phiole, die Gehrey ihr gegeben hatte, aus ihrer Manteltasche und legte sie in Morochs ausgestreckte Hand. Noch so ein Magier!
"Das ist gegen die Regeln.", protestierte sie.
"Kann sein." Erwiderte der Mann mit einem zufriedenen Lächeln und betrachtete die Flasche, die sie ihm gegeben hatte.
"Gut, du hast was du wolltest, damit sind wir nun fertig miteinander, du hast keine Gewalt mehr über mein Handeln."
Moroch machte ein Gesicht als würde er angestrengt über etwas nachdenken.
"Nein."
"Was soll das heißen?"
"Das soll heißen, dass ich meinen Teil des Handels nicht einhalten werde. Du wirst weiterhin für mich arbeiten. Billige Arbeitskräfte sind schwer zu finden mußt du wissen, und da du dich nun schon einmal bewiesen hast, kann ich dich doch nicht so einfach wieder gehen lassen."
Hatte denn die ganze Welt ihre Ehre verloren? Erst betrug Fidor sie, und verriet sie an die Stadtwache und nun hielt Moroch sich auch nicht an ihren Handel.
"Es ist eine schlechte Angewohnheit, seine Rechnungen nicht zu begleichen."
Die Diebin blickte auf und erkannte Gehrey, der in der Gasse erschienen war. Moroch schien nicht sehr erfreut zu sein den Magier zu sehen.
"Was willst du hier Gehrey, das hier geht dich nichts an."
"Ich dachte du freust dich vielleicht mich zu sehen. Nach so langer Zeit."
?Du hast dich geirrt."
"Wie Schade. Deine Manieren haben wirklich sehr unter der Zeit in der Stadt der Verbannten gelitten. Ich hörte, dass du wieder hier bist und wollte dich besuchen. Seit wann bist du zurück?", fragte der Magier im Plauderton.
"Mach dich nicht über mich lustig Gehrey.", knurrte Moroch zwischen zusammengebissenen Zähnen.
"Ach ja, ich vergaß, dein Schwur alle zu vernichten, die nicht an dich glauben. Verzeih."
"Ich bin meinem Ziel näher als du vielleicht ahnst Gehrey."
"Ich weiß... Ach ja, hast du schon gehört? Die Hallen haben einen neuen Wächter."
"Nein, wer?"
Mit einem Schlag wich alle Fröhlichkeit aus Gehreys Gesicht und er sah Moroch ernst an: "Kannst du dir das nicht denken?"
Der andere Mann wurde sichtlich blaß und warf der Diebin einen vernichtenden Blick zu.
"Du bist zu weit gegangen Moroch, und du weißt das. Gib mir die Flasche.", befahl Gehrey und streckte die Hand aus, wie Moroch es zuvor bei der Diebin getan hatte.
"Du hast kein Recht...", stammelte der Magier, während er versuchte sich gegen die Kraft zu wehren, die ihn dazu zwang Gehrey die Flasche zu geben.
"Du weißt, dass ich das Recht habe und ich werde es nutzen. Versuch dich nicht zu wehren Moroch. Du hättest länger mit deinen Plänen warten müssen. Du bist noch zu schwach um dich mir zu stellen. Bei normalen Menschen mag deine Macht ausreichen, doch gegen mich hast du keine Chance."
Mit einer entschlossenen Geste steckte Gehrey die kleine Flasche in seine Manteltasche und wendete sich der Diebin zu.
"Verschwinde hier Mädchen. Du hast jetzt nichts mehr damit zu tun."
Nur Widerwillig fügte Tisket sich und ging, doch bald blieb sie wieder stehen und lauschte.
"Tu es nicht Gehrey."
"Du läßt mir keine andere Wahl. Du wußtest was passieren würde und es hat dich nicht zurück gehalten."
"Ich flehe dich an. Du weißt ja nicht wie es ist...", hörte sie Moroch wimmern.
"So leid es mir tut, ich schicke dich zurück in die Stadt der Verbannten."
Die Diebin hörte den Magier in einer ihr fremden Sprache sprechen, dann verstummte Morochs betteln plötzlich.
Sofort lief die Diebin zurück zur Gasse, doch als sie dort ankam, war niemand mehr da.
Die Stadt der Verbannten; davon hatte sie schon einmal gehört. Ein betrunkener Alter hatte ihr einmal davon erzählt. Es war ein Ort, an dem es immer Nacht ist. In jedem Schatten lauern Gefahren und wenn man nicht stirbt, so wird man doch zumindest wahnsinnig. Die junge Diebin fragte sich, was man wohl verbrochen haben musste um dorthin verbannt zu werden. Nein, eigentlich wollte sie es doch nicht wissen. Sie war nun frei von ihrer Schuld und konnte sich weiter ihrem Leben widmen. Sie würde Fidor aufspüren und sich ihren Anteil der Beute zurückholen. Wenn sie erst einmal mit ihm fertig war, würde er sich wünschen niemals geboren worden zu sein.
Zufrieden pfeifend wanderte die junge Diebin durch die gerade erwachende Stadt zurück zu ihrem Versteck. Sie hatte noch einiges vor...
 
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Kommentare  

Ich muss Drachenlord recht geben. Aber trotzdem schöne Story

UweB (21.11.2007)

und ich? ich bekomme keine story zugeschickt????

grüß dich von hier, aus dem rastatt,

dein mike....................
fan und freund


mike fly *ggggg* ha überraschung! (10.10.2003)

Sehr schön geschrieben, aber am Ende fehlten mir doch die Erklärungen was in der zweiten Flasche war und was nun wirklich aus Moroch wurde.
Deshalb gibts hier nur vier Punkte.


Drachenlord (13.01.2003)

Eine schöne geschichte gegen Ende verliert sie etwas an Qualität aber an sonsten Prima!
Wie man es von dir gewohnt ist!


Schwarzer Reiter (31.07.2002)

Schon komisch: Geschichten dieser Art können anscheinend nur Weibsleute schreiben. Du schreibst wie Vonda McKintyre (Die Asche der Erde). Fein gemacht!

Stefan Steinmetz (07.01.2002)

Ich bin mehr als begeistert.

kat (27.12.2001)

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