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14 Seiten

Mortal Sin Februar 2007- Be My Valentine

Romane/Serien · Spannendes
© JoHo24
Das Einzige, wonach wir mit Leidenschaft trachten, ist das Anknüpfen menschlicher Beziehungen.

- Ricarda Huch


Das Taxi hielt vor ihrem Haus in einer ruhig gelegenen Wohngegend. Im Erdgeschoss brannte Licht, was ihm ihre Anwesenheit verriet.
James Matthew Roddick stieg aus dem Wagen in einen klirrend kalten Abend und streifte sich eilig das Jackett seines maßgeschneiderten Anzugs über die muskulösen Schultern. Der weiche, teure Stoff schmiegte sich an ihn, wie eine zweite Haut, und gab ihm ein gutes Gefühl. Er bat den Fahrer zu warten und drückte ihm im Voraus fünfzig Dollar in die Hand, ehe er mit großen Schritten das kleine Häuschen ansteuerte. Mit einem Sprung überwand er die Stufen der Veranda, trat an die Tür und klingelte. Es dauerte nicht lange, bis ihm geöffnet wurde und eine verwunderte Emilia McDermott mit offenem Mund vor ihm stand und ihn ansah, als sei er ein Geist.
„Was zum…?“
„Guten Abend, Emilia. Darf ich reinkommen?“, überrumpelte er sie, sodass sie gar keine Zeit hatte über sein Auftauchen nachzudenken. Daher nickte sie bloß wie mechanisch, trat zur Seite und ließ ihn eintreten.
„Vielen Dank.“
„Bitte, aber ähm…was machst du hier?“, wollte sie leicht überfordert von ihm wissen, als sie die Haustür hinter ihnen schloss.
„Das klingt aber sehr herzlich, Emilia“, spottete James belustigt und drehte sich zu ihr um. „Störe ich dich etwa?“ Die Blondine schüttelte energisch den Kopf.
„Nein, du störst mich nicht. Ich…“
„Gut.“ Ein weiteres Mal ließ er sie nicht ausreden und betrat wie selbstverständlich das Wohnzimmer, wo der Fernseher lief und eine Tasse Tee auf dem Couchtisch stand. Aus den Augenwinkeln bemerkte er seine Kollegin, die mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen geblieben war.
„Wie geht´s dir?“
„Mir geht´s gut, James“, antwortete sie kurz angebunden, als wolle sie ihn schnell wieder loswerden. Der junge Killer ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, schließlich war er nicht hier, um gleich wieder abzuhauen, sondern er hatte ein Anliegen.
„Das freut mich, Emilia…Ach übrigens, ich hab dir was mitgebracht“, warf er beiläufig in den Raum und drehte sich grinsend zu ihr um.
„Doch kein Geschenk, oder?“
„Na ja, ein Klitzekleines“, flötete er augenzwinkernd, ehe er ihr eine Tüte mit Zuckerherzen übergab, die er passend für den heutigen Tage besorgt und in der Innentasche seines Jacketts versteckt hatte. Irritiert glotzte Emilia auf die zartrosanen Süßigkeiten.
„Ist das dein Ernst, James?“ Mit hochgezogener Augenbraue wedelte sie demonstrativ mit der Tüte in der Luft herum. Er nickte bloß amüsiert.
„Warum machst du denn sowas?“
„Weil heute Valentinstag ist und eine bezaubernde Frau, wie du, es nicht verdient hat allein und ohne Geschenk zu sein.“ Die Blondine errötete unter seinen schmeichelnden Worten und dem sanften Kuss, den er ihr auf die Stirn gab.
„Ach, James, du weißt, wie man jemanden in Verlegenheit bringt“, warf sie ihm im gespielten Ernst vor.
„Ich tue, was ich kann“, entgegnete er frech, als er einen Schritt zurücktrat. In diesem Moment betrachtete sie sein Outfit.
„Du bist so fein angezogen. Hast du heute Abend etwa noch ein Date?“, witzelte sie, als sei diese Idee vollkommen abwegig.
„Ja, und zwar mit dir.“ Emilia McDermott klappte fassungslos die Kinnlade herunter.
„Wie soll ich das denn bitte verstehen?“
„Nun, ich bin hier um dich abzuholen und schick auszuführen“, erklärte er gelassen und ignorierte ihre ungläubige Miene. „Wir werden ausgehen, Emilia.“
„Ich bin aber nicht in der Stimmung auszugehen“, widersprach sie vehement, doch James ließ sich nicht erweichen. Er würde sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen.
„Du kannst sagen, was du willst, ich lasse nicht locker. Du wirst diesen Abend nicht zu Hause hocken und dich unter der Bettdecke verkriechen.“
„Ich verkrieche mich nicht unter meiner Bettdecke!“, brachte sie empört hervor.
„Warum bist du dann so angezogen?“ Spöttisch beäugte er ihre schwarze Jogginghose, die Kuschelsocken und den grauen Kapuzenpullover.
„Weil ich mir einen gemütlichen Abend machen wollte. Das heißt aber nicht, dass ich mich verkrieche, okay?“
„Sicher“, meinte er in einem Ton, der ihr verriet, dass er ihr nicht eine Sekunde Glauben schenkte. „Hör auf mir was vorzumachen und gib zu, dass du in Selbstmitleid versinken wolltest.“
„Wa…warum sollte ich in Selbstmitleid versinken?“, wurde ihre Stimme zunehmend leise und zittrig, was James´ Argwohn weckte. Eigentlich hatte er nur einen Scherz machen wollen, aber allem Anschein nach hatte er mitten ins Schwarze getroffen.
„Was ist los, Emilia? Falsches Thema?“ Besorgt musterte er ihr Gesicht, welches blass und eingefallen wirkte. Es schien, als habe sie innerhalb von Sekunden jegliche Lebensfreude verloren.
„Emilia?“
„Nein, nein, es ist alles gut“, winkte sie nicht gerade überzeugend ab, was sie selbst merkte, denn plötzlich setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf.
„Ich bin nur müde und habe nicht damit gerechnet, dass du vor meiner Tür stehst und mich zum Essen einlädst.“
„Das war auch eher ein spontaner Einfall, Emilia. Ich wusste nach unserer Unterhaltung vor ein paar Tagen, dass du heute nichts vorhast und dachte mir, dass ein gemeinsames Essen eine gute Idee sei“, erklärte er sachlich. „Ich frage mich aber noch immer, warum du eigentlich kein Date hast. Ich meine, bei einer faszinierenden und attraktiven Frau, wie dir, müssten die Männer doch Schlange stehen.“ Dass er auch dieses Thema besser gelassen hätte, merkte er erst, als es bereits zu spät war. Die ersten Tränen stiegen ungehindert in ihre klaren, blauen Augen und standen kurz vor dem Ausbruch. Ihre Lippen presste sie fest zu einem Strich zusammen, als wolle sie dadurch verhindern die Kontrolle über sich und ihre Gefühle zu verlieren.
„Hey, hab ich was Falsches gesagt?“ James konnte sich nicht erklären, warum sein Kompliment sie so sehr aus der Bahn warf.
„Nichts für ungut, James, aber können wir das Thema Männer bitte lassen, ja?“, krächzte sie mit staubtrockener Kehle und wischte sich mit dem rechten Handrücken unbeholfen über die Augen. Ihre Stimme war durchzogen von Bitterkeit und Kälte. In ihm keimte der Verdacht, dass Emilia in der Vergangenheit von der Männerwelt zutiefst verletzt worden war, wodurch schmerzhafte Wunden entstanden waren. Und diese waren anscheinend noch lange nicht verheilt.
„Klar, kein Problem“, schlug er einen versöhnlichen Ton an. James fühlte sich schlecht. So hatte er sich den Verlauf ihres Gespräches nicht vorgestellt.
Seine Kollegin schwieg nach seinen Worten beharrlich. Sie schien tief in ihre Gedanken versunken, die sie deprimierten und in einen dunklen Strudel hinab zogen. Er beschloss ihren Abstieg zu verhindern, indem er zu seiner Einladung zurückkehrte. Der junge Killer räusperte sich lautstark, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Emilia McDermott wandte sich ihm zu, doch ihr Blick war verklärt.
„Ich bin heute dein Date.“ James sprach beruhigend und einfühlsam auf sie ein. Er wollte es nicht noch einmal versauen. „Wir werden sicher einen entspannten und unterhaltsamen Abend haben.“ Sein leichtfertiges Versprechen ließ sein Gegenüber gequält seufzen.
„Hm, ich weiß nicht“, nuschelte sie unsicher und senkte den Blick.
„Ich führe dich heute zum Essen aus, Emilia, keine Widerrede. Also…geh nach oben und zieh dich um“, befahl er in einem unnachgiebigen Ton, der sie aufschauen ließ. Ihre Pupillen zuckten nervös. Die Sekunden strichen dahin.
„Na gut, gegen dich komme ich wohl nicht an, James Roddick“, gab sie dann zurückhaltend lächelnd nach, ehe sie das Wohnzimmer verließ und geschwind die Treppe ins obere Geschoss hinaufstieg. Während sie sich anzog, ließ er sich in ihren taupefarbenen Sessel fallen und wartete auf ihre Rückkehr.
Der Dunkelhaarige war erleichtert, dass er seine Kollegin überredet hatte. Sie konnte Gesellschaft gut gebrauchen, so wie er selbst. Denn seine zur Schau gestellte, ausgelassene Stimmung war bloß Fassade. In Wahrheit quälten ihn Enttäuschung, Schmerz und verletzter Stolz.
Heute Abend hatte er etwas anderes vorgehabt, doch sein ursprünglicher Plan, mit Ophelia Monroe auszugehen, war an der Brünetten gescheitert. Hingegen seiner Hoffnung, dass sie zusagen würde, hatte sie nur ein abfälliges, bitterböses Lachen und eine Absage für ihn übrig gehabt. Zunächst hatte er sich nicht erklären können, warum sie ihn wie Dreck behandelte, doch dann war ihm klar geworden, dass es an seiner Liebeserklärung lag. Diese war zwar bereits mehrere Monate her, dennoch war seitdem ein Bruch in ihrer Beziehung entstanden. Er spürte ihn jedes Mal, wenn sie ihn ansah oder sie mit ihm sprach. Es waren bloß kleinste Nuancen, die dem jungen Killer aber nicht entgingen. Ophelia hatte nun mal das Talent jemanden spüren zu lassen, wenn jener sie verärgert hatte.
Ob er es jemals wieder gutmachen konnte, stand in den Sternen. Bis heute ärgerte er sich über seine eigene Unüberlegtheit. Ihm hätte klar sein müssen, dass er seiner Kollegin mit den drei Worten „Ich liebe dich“ einen Schock versetzte. Und statt ihr näher zu sein, als zuvor, hatte sie sich von ihm entfernt, was er nur sehr schwer verkraftete. Sein Herz blutete jedes Mal, wenn sie ihn eiskalt von sich stieß und ihn für seine unbedachten Worte bestrafte.
James legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke.
Wieso bin ich auch ein solcher Idiot?! Wenn ich mein Maul gehalten hätte, dann würde ich den Valentinstag mit Ophelia verbringen. Sie würde in meinen Armen liegen, mich küssen und mir gehören. Aber nein, ich habe es verbockt! Anstatt sie in Ruhe zu lassen, habe ich sie bedrängt, woraufhin sie sich zurückgezogen hat. Dies ist das Resultat meiner eigenen Dummheit. Wie ich mich dafür hasse! Was habe ich…
Schritte im Flur ließen ihn aufhorchen und seine Vorwürfe sich in Rauch auflösen, zumindest für diesen Augenblick. Emilia musste wohl fertig sein. Sie hatte sich verdammt schnell umgezogen oder war er dermaßen in Gedanken versunken gewesen, sodass er gar nicht bemerkt hatte wie die Zeit an ihn vorübergezogen war? Lange konnte er nicht weitergrübeln, denn tatsächlich kam seine Kollegin freudig um die Ecke gebogen.
Sie hatte sich in ein kurzes korallenrotes Kleid mit einem perlenverzierten Oberteil und extrem aufgebauschten und gerüschten Rock geworfen. Durch rote, hohe Sandaletten war sie um einiges größer, als gewöhnlich.
„Wow“, staunte er mit großen Augen und erhob sich aus dem Sessel. Nicht nur Ophelia war eine Schönheit, sondern auch Emilia, die sich peinlich berührt das hellblonde Haar hinter die Ohren strich.
„Ich habe Ihnen schon etwas zum Thema in Verlegenheit bringen gesagt, Mr. Roddick“, rügte sie ihn, als sie die Distanz zwischen ihnen überwand und direkt vor ihm stehen blieb.
„Sorry, aber ich kann nicht anders“, rechtfertigte sich der junge Killer schmunzelnd und inspizierte mit seinen stahlgrauen Augen ihre elfengleiche Figur. „Du bist einfach wunderschön.“
„Danke“, hauchte sie schüchtern und errötete. James spürte, dass sein Kompliment ihr ans Herz ging und ihr viel bedeutete, besonders am heutigen Tag.
„Von mir aus können wir los, James“, kam es schlicht über ihre Lippen, als wolle sie diese Situation, die ihr anscheinend doch etwas unangenehm war, unter allen Umständen beenden. Er verstand den Wink und nickte zustimmend. Emilia warf sich sogleich einen weißen, langen Mantel über, der sie vor der Kälte schützen sollte, und schnappte sich ihre Tasche, die auf der antiken Kommode im Flur lag. James Roddick hielt ihr wortlos den rechten Arm entgegen, in den sie sich einhakte. Abschließend verließen sie gemeinsam das Haus und gingen auf das Taxi zu, das unverändert am Straßenrand auf sie wartete.
„Wie lange ist es eigentlich her, dass du mit einem 16-Jährigen aus warst?“ Seine kecke Frage ließ sie glockenhell auflachen.
„Oh Gott, frag mich das nicht“, kicherte sie hinter vorgehaltener Hand.
„Warum?“
„Weil es sich anfühlt wie eine Ewigkeit.“
„Jetzt übertreib mal nicht, Emilia“, meinte er und öffnete ihr galant die Taxitür.
„Du hast ja keine Ahnung, James.“

Piep. Piep. Piep. Seine neuste Nachricht blinkte penetrant auf ihrem Display, was sie jedoch nur wenig interessierte.
Ophelia Cecilia Dahlia Monroe zog gierig an ihrer Treasurer Silver, um runterzukommen. Doch der Ärger gegen James Roddick verrauchte leider nicht so schnell, wie sie es sich wünschte. Erzürnt stieß sie den Zigarettenrauch durch ihre Nase. Warum musste er sie auch bedrängen? Wieso raubte er ihr den letzten Nerv? Verdammt, er hatte ihre Geduld schon zur Genüge überstrapaziert!
Denn James hatte sie für heute allen Ernstes nach einem Date gefragt, als glaube er, dass sie Gefühle für ihn hegte, so wie er für sie. Aber sie war ihm zu nichts verpflichtet, bloß, weil sie mit miteinander vögelten. Was konnte sie dafür, wenn er irgendwelche Wahnvorstellungen hatte? Sie hatte ihm nie den Eindruck vermittelt, etwas für ihn zu empfinden, dennoch hatte er es auf sie abgesehen. Bereits seit ihrer ersten Begegnung hing James an ihr und vergötterte sie. Anfänglich schmeichelten ihr sein Charme und die Tatsache, dass er ihr zu Füßen lag, doch in letzter Zeit nervte Williams Sohn sie nur noch.
Er war anhänglich, suchte ständig ihre Nähe und starrte sie aus verliebten Augen an. Seine schnulzige Liebeserklärung vor einiger Zeit hatte ihr dann den Rest gegeben und die Idee in ihr reifen lassen ihn abzuservieren. Er war schließlich ein Auftragskiller und hatte sich nicht zu verlieben, vor allem nicht in eine Kollegin!
Dessen ungeachtet hatte sie sich bisher nicht dazu durchringen können James in die Wüste zu schicken und zwar aus eigennützigen Gründen. Der junge Auftragskiller war absolut heiß, verhielt sich ihr gegenüber devot und war mittlerweile zu einem guten Liebhaber geworden, was kein Wunder war. Immerhin hatte Ophelia sich ihn nach ihrer Fasson zurechtgeborgen. Aber reichte dies zukünftig aus, um seine Verliebtheit zu ertragen und über seine Gefühle hinwegzusehen?
Die Killerin hatte starke Zweifel daran, dass sie auf Dauer ihren liebeskranken Kollegen in ihrem Bett dulden konnte, da sie…
Die glockenähnliche Türklingel ertönte und unterbrach brutal und rigoros ihre Gedanken, was sie zum Einen als Erleichterung empfand, zum Anderen jedoch verärgerte. Wer zur Hölle ist das? Wer wagt es mich zu stören? Zerknirscht und angesäuert stapfte sie in die Eingangshalle, wo das zweite, ungeduldige Klingeln fast schon ohrenbetäubend war. Ihre Wut stieg drastisch an und hatte in Kürze einen kritischen Pegel erreicht.
Mit einem kraftvollen Ruck öffnete sie die Eingangstür, was sie im selben Augenblick bitter bereute. Denn Patton Masseys Anblick ließ ihre Miene zu Eis erstarren und sie empört nach Luft schnappen. Der nächste Mann, der wie eine Klette an mir hängt und mir seine Gesellschaft aufdrängt. Scheiße, sind denn alle Kerle verrückt geworden?
Während sie das Auftauchen des Blonden verwünschte, machte jener einen gelassenen Eindruck, als sei es das Normalste der Welt sie ohne Einladung zu belästigen. Den rechten Arm locker über seinen Kopf am Türrahmen abgestützt und ein gewinnendes Lächeln aufgesetzt, stand er vor ihr.
„Hey, Baby“, begrüßte er sie auf unverschämt plumpe Weise, was ihr übel aufstieß.
„Baby? Wirklich?“ Abwertend zog sie über seinen geschmacklosen Kosenamen eine Augenbraue in die Höhe. Der Ex-Soldat zuckte belanglos mit den Schultern.
„Ich wollte mal was neues ausprobieren“, erklärte er sich schief grinsend, während er den Arm sinken ließ.
„Ah ja…und was machst du hier?“, ging sie nicht weiter auf das Thema ein und fragte ihn lieber warum er schon wieder unangemeldet vor ihrer Tür stand.
„Heute ist Valentinstag und ich dachte es wäre nett, wenn ich…“
„Wenn du bei mir auftauchst, um was zu tun? Mich zum Essen auszuführen?“, spottete die brünette Schönheit impertinent und hielt ihren Blick fest auf ihn geheftet.
„Wie siehst du überhaupt aus?“ Sie fasste grob an sein nachtblaues Jackett, das ihm zu ihrem Leidwesen teuflisch gut stand, und eine Vielzahl an Blut- und Schweißflecken aufwies.
„Einfach furchtbar, und so kommst du hierher?“
„Ach komm, du stehst doch auf Blut und Schweiß, Schätzchen.“ Demonstrativ leckte er sich anstößig über die Unterlippe und beugte seinen Oberkörper vor, sodass sie sein stechendes Deodorant riechen konnte. „Zumindest von mir.“
„Du bist abartig, Massey“, ächzte sie und kräuselte angeekelt die feine Nase. Dann drehte sie sich um und zeigte ihm somit demonstrativ die Vorzüge ihres langen, pechschwarzen Neckholderkleides, das ihre verführerischen Reize in Szene setzte. Es besaß einen provokant hohen Beinschlitz, sowie einen tiefen Rückenausschnitt. Ihr blasser Teint schimmerte im kalten Licht des Kronleuchters wie kostbares Elfenbein. Er konnte ihr nicht widerstehen, das wusste sie. Über die Schulter sah sie ihn gezielt an und erhielt die Bestätigung. Seine arktisblauen Augen glühten vor Leidenschaft und Gier. Das unbezähmbare Tier in ihm stand kurz davor sich zu befreien.
Ophelia Monroe hatte den Köder ausgeworfen und es würde nicht lange dauern, bis ihre Beute anbiss. Ihre sinnlichen Lippen umspielten auf einmal ein überlegenes Lächeln. Sie liebäugelte mit der Idee ihn zu benutzen, um dieses ungeplante Aufeinandertreffen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Vielleicht war es Wink des Schicksals, dass er zu ihr gekommen war. Ja, anders konnte es nicht sein!
Ihr Blick hing wie gebannt an Patton Massey, der ebenfalls in Gedanken versunken schien. Regungslos stand er weiterhin in der Tür und strahlte ein gewaltiges Verlangen nach ihr aus, das sie beinahe gegen die Wand presste. Die Spannung zwischen den beiden Killern war greifbar; sie waberte in der Luft, wie dichter Nebel. Ophelias Atmung wurde schlagartig hektisch, ihr Puls schnellte in die Höhe. Ihr Körper wies sie unweigerlich darauf hin, dass sie ihn wollte. Sie wollte ihre Nägel in sein breites Kreuz schlagen, seine Hände auf ihrer Haut und seinen Schwanz in sich spüren. Ophelia fühlte, wie die Hitze ihr ungehindert in die fahlen Wangen schoss. Oh ja und wie sie ihn wollte!
Sie würde ihn sich nehmen und zweifellos Spaß dabei haben, denn mit ihm zu ficken war immer ein Erlebnis der hocherotischen Art. Aber die junge Killerin würde ihn noch etwas zappeln lassen. So leicht machte sie es ihm nicht, dafür spielte sie einfach viel zu gerne.
„Darf ich jetzt reinkommen, oder was?“, hörte sie seine blecherne Stimme durch die weitläufige Eingangshalle echoen.
„Von mir aus darfst du eintreten.“ Ihr Tonfall war übertrieben freundlich, was dem Ex-Soldaten nicht auffiel. Natürlich nicht, war er doch taub und blind für seine Umwelt und deren Mitmenschen. Er war zu selbstsüchtig und auf sich konzentriert, als dass ihm etwas auffiel, das ihm von Nutzen sein könnte. Die Dunkelhaarige hingegen war gerne im Vorteil und achtete aus diesem Grund auf jedes Detail in Gestik, Mimik und Sprache. Und wenn sie etwas fand, dann setzte sie es gezielt ein, um zu schwächen, zu kontrollieren und den Sieg zu erringen.
„Nun…warum siehst du so schrecklich aus?“, kehrte sie nun zu ihrer vorangegangenen Frage zurück, während sie langsamen Schrittes den Weg Richtung Wohnzimmer einschlug.
„Ich hatte einen Auftrag, meine Liebe. Zwar habe ich bemüht mich nicht einzusauen, aber du kennst mich ja. Ich liebe es, wenn eine Menge Blut fließt.“ Sie hörte, wie seine schleppenden, schweren Schritte ihr hinterher kamen.
„Oh ja, deinen Hang zur Übertreibung ist mir bekannt, Massey.“ Unwillkürlich tauchten Bilder von früheren Auftragsmorden ihres hochgewachsenen Kollegen vor ihr auf, denen sie beigewohnt und somit das Blutvergießen hautnah miterlebt hatte. Tatsächlich schlug er oft härter und brutaler zu, als nötig, aber wer war sie, dass sie ihm deswegen Vorwürfe machte? Sie selbst liebte es intensiv zu quälen und sich an den Schmerzen ihrer Opfer zu ergötzen. Ophelia hatte durchaus Verständnis für Patton, auch wenn sie nicht jede hirnlose und überstürzte Aktion seinerseits guthieß.
„Und warum hast du dich in ein so scharfes Kleid geworfen, Monroe? Hast du ein Date?“, wollte er im Gegenzug in einem merkwürdigen Ton von ihr wissen. Die Killerin blieb stehen und schüttelte entschieden den Kopf, sodass ihre dunklen Haare umherwirbelten.
„Ach, mach dich nicht lächerlich. Der Grund ist, dass ich nun mal gerne Kleidung trage, die meinen perfekten, begehrenswerten Körper in seiner vollsten Pracht präsentiert“, sprach sie stolz und überheblich über sich selbst.
„Eine gute Umschreibung für das Wort halbnackt, meine Liebe.“
„Auf halbnackt fährst du doch ab, Massey.“
„Ich hab mich ja auch nicht beschwert, oder?“, giggelte er kindisch, was bei einem Mann seiner Statur und Größe irritierend wirkte.
„Obwohl ich dich natürlich am liebsten völlig nackt sehe“, fügte er mit wild blitzenden Augen hinzu, nachdem sein Kichern verstummt war. Blitzschnell überwand er die letzten Meter zwischen ihnen und trat von hinten so nah an sie heran, dass seine Körperwärme auf sie ausstrahlte. Er hob seine linke Hand und ließ seine Fingerspitzen über ihren entblößten Rücken gleiten, was ihr eine Gänsehaut bescherte. Je näher er ihrem Steißbein kam, desto unruhiger wurde sie. Patton war ein Meister darin, ihr die Kontrolle zu entziehen und sie für einen gewissen Zeitraum willenlos zu machen. Diesen Umstand hasste und verabscheute sie, doch sie konnte nichts dagegen tun. Ihre innere Stärke reichte nicht aus, um den Ex-Soldaten in seine Schranken zu weisen. Möglicherweise lag das daran, dass sie eine unüberwindbare Schwäche für seine Dominanz und Hinterhältigkeit hatte. Ihr Kollege spielte nicht fair, dies hatte er noch nie getan, und dadurch war er unberechenbar. Selbst für eine Frau wie sie, die in ihrem kurzen Leben bereits genügend Erfahrungen mit solchen Männern gemacht hatte. Männern, die eher Monstern, statt Menschen glichen.
Pattons andere Hand strich ihr unterdessen das lange, dunkle Haar über eine Schulter, ehe er drängend ihren Hals küsste. Sein Atem ging ihr unter die Haut, wie eine kühle Brise im Sommer. Jeder einzelne Nerv in ihrem Körper war zum Reißen gespannt. Ophelia war wie elektrisiert.
„Zieh dich aus“, forderte er sie militant auf. Wie fremdgesteuert folgte sie seinem harschen Befehl, dabei hatte sie ihn in der Hand haben wollen. Jetzt war es jedoch der Blonde, der das Ruder übernahm und sie dazu brachte nach seinen Regeln zu spielen. Mechanisch löste Ophelia die feine Schleife in ihrem Nacken; den einzigen Halt des Kleides, welches von ihrem Körper glitt und auf dem Parkett landete.
„Mir gefällt es, wenn du brav bist, meine Liebe“, lobte er ihre ungewohnte Folgsamkeit.
„Besonders, da ich weiß, wie schnell das wieder vorbei sein kann.“
„Dann genieße es, solange es anhält, Massey“, wisperte sie in einem Ton, der ihm verdeutlichen sollte, wie nahe er sich bereits an der Grenze des Erlaubten bewegte. Und wie sie ihn kannte, würde er diese Grenzen schon bald überschreiten. Seine Reaktion war ein grausiges Auflachen, das ihr durch Mark und Bein ging.
„Das werde ich.“ Seine tiefe, bedrohliche Stimme bebte über ihren Kopf hinweg und kündigte etwas Unheilvolles an. Ophelia Monroe täuschte sich nicht. Gnadenlos griff er ihr ins brünette Haar und zog mit solch gewaltiger Kraft daran, dass sie auf die Knie sackte.
Sie konnte es gerade noch verhindern, dass ihr ein Schrei über die Lippen kam. Stattdessen wimmerte sie erbärmlich, was aber nicht weniger erniedrigend für sie war. Ihre Kopfhaut brannte wie Feuer, was ihr die Tränen in die Augen trieb. Eifrig blinzelte sie diese weg, um keine Schwäche zu zeigen; und zwar vor ihm und auch sich selbst.
Der Ex-Soldat trat in ihr Sichtfeld und baute sich hocherhobenen Hauptes vor ihr auf. Anschließend umfasste er grob ihr Kinn und hob es an. Ophelia hielt seinem herrischen Blick stand, mit dem er sie taxierte, obwohl das eisige Blau seiner Augen ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. So, wie er vor ihr stand und sie quälte, erinnerte er sie stark an ihren verhassten Vater. Patton Massey ähnelte ihm dermaßen, dass sie manchmal glaubte, Nathaniel Monroe sei von den Toten auferstanden und sein Geist in den ihres Kollegen gefahren, um sie weiterhin zu kontrollieren und ihr Leben zu zerstören. Es schien, als wolle er ihr die gewonnene Freiheit nehmen und sie endgültig ins Verderben stürzen.
„Noch immer keine Widerworte, Prinzessin?“, höhnte er selbstgefällig. Sie war nicht fähig ihm zu antworten, da sie sich gedanklich in der Vergangenheit befand. Wie paralysiert sah sie durch ihn hindurch.
„Hey!“ Er packte an ihren Hals, was sie zurück ins Hier und Jetzt beförderte. Ophelias Blick klärte sich.
„Was ist mit dir?“
„Ohhh, machst du dir etwa Sorgen um mich, Massey?“, kehrte ihre provokante Schlagfertigkeit zurück, die ihn sogleich aggressiv die Zähne fletschen und ihre Kehle zudrücken ließ.
„Jetzt wieder so frech, was?“ Er erhöhte den Druck auf ihren Kehlkopf, doch sie ließ sich ihre Luftnot nicht anmerken. „Du bist eine missratene Göre, die nicht weiß, wann Schluss ist.“
„Und du bist ein dilettantisches Arschloch“, presste sie angestrengt hervor, was ihr unsagbare Schmerzen bereitete. Ihre Beleidigung entlockte ihrem Kollegen ein wütendes Schnauben und machte ihr nur noch rasender. Er hob seinen linken Arm und riss sie mit erschreckender Leichtigkeit nach oben, bloß ihre Zehenspitzen berührten noch den Boden. Während sie um rettenden Sauerstoff rang, beobachtete er mit starrem, eiskalten Blick ihren Überlebenskampf.
Ophelia Monroe war sich sicher, dass er sie töten würde. Jähzorn und Hass hatten Überhand genommen und beherrschten sein Denken, da konnte sie nur verlieren.
„Dich sterben zu sehen, gefällt mir verdammt gut, meine Liebe“, schwärmte er überglücklich und strahlte über das ganze Gesicht. Am Liebsten hätte sie ihm dieses dümmlich-triumphale Lächeln herausgeschnitten, sodass aus dem gutaussehenden Mann ein entstelltes Monster mit blutiger Fratze wurde, doch ihre Kräfte schwanden zunehmend und machten ihr Vorhaben utopisch.
„Aber es wäre eine Verschwendung eine so wunderschöne Frau zu töten, meinst du nicht?“ Nach diesen überraschenden Worten ließ er schlagartig von ihr ab. Unter ohrenbetäubenden Krachen und seinem boshaften Gelächter sackte sie auf das dunkle Parkett. Die Haut an ihren Knien platzte auf, ihre Oberarme schrammte über das edle Holz, als sie versuchte den Sturz abzufangen, doch die Wucht des Aufpralls war gewaltig. Taubheit und Schmerz überrollten ihren Körper und nahmen ihr für einen kurzen Moment die Orientierung. Bellender Husten brach aus ihr heraus und ließ ihre halbzerquetschte Luftröhre fast zerbersten.
„Ganz ruhig, Prinzessin.“ Lässig hockte er sich neben sie und legte den Kopf schräg.
„Es wird alles wieder gut“, wisperte er und strich ihr sanft ein paar Haarsträhnen weg, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Unter seiner Berührung zitterte sie, vor Abscheu und Zorn, aber auch vor Angst. Sie, Ophelia Monroe, verspürte Letzteres das erste Mal, seit ihr Vater auf dieser Welt gewandelt war. Patton Massey zeigte ihr seine grausamsten Facetten, die aus ihm den Killer machten, den seine Opfer fürchteten und William Cunningham dazu veranlasst hatte ihn zu beschäftigen. Es waren seine dunkelsten Seiten, die selbst sie das Fürchten lehrten.
Das alles lief nicht so, wie sie es geplant hatte. Ophelias Vorhaben, ihren Kollegen zu manipulieren und zu benutzen, war an seinem cholerischen und wahnsinnigen Verhalten gescheitert. Anstatt also als Siegerin aus diesem Kampf hervorzugehen, lag sie niedergestreckt vor ihm und wusste nicht, was er noch mit ihr vorhatte.
„Ich würde alles tun, um zu wissen, was in diesem Augenblick in deinem hübschen Köpfchen vorgeht.“
„Wie wäre es mit sterben?“, schlug sie ihm todernst vor. Jeder Ton, der über ihre Lippen kam, war reinste Folter für ihre geschundene Kehle. Aber sie überwand jeden Schmerz, um dem Ex-Soldaten zu zeigen, dass er sie nicht kleinkriegen würde. Jener gluckste erheitert.
„Und wer wird mich töten? Du etwa?“
„Wieso nicht?“
„Weil du keine Chance gegen mich hast, Schätzchen. Gegen meine Stärke kommst du nicht an, das habe ich dir gerade bewiesen.“ Natürlich ließ er es sich nicht nehmen der Brünetten ihr Versagen unter die Nase zu reiben. Je mehr Niederlagen sie einstecken musste, desto mehr Respekt büßte sie ein. Patton wurde zunehmend überheblich und unverschämt, was sie ihm nicht durchgehen lassen wollte.
„Du weißt genau, wozu ich im Stande bin, Massey. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich kämpfe mit Stärke und Entschlossenheit. Nichts und niemand kann mich aufhalten“, spuckte sie ihm fieberhaft entgegen. „Du wirst es nicht schaffen mich zu vernichten.“ Ihre eigenen Worte gaben ihr die Kraft sich vernünftig aufzusetzen und ihm auf Augenhöhe zu begegnen.
Der Blonde schwieg und begnügte sich mit einer verzerrten Miene, die ihn entstellte. Gefährliche Anspannung erfüllte den Raum, während die beiden Killer sich belauerten. Man erwartete den ersten Zug seines Gegners, der das Spiel entscheiden konnte. Ophelia Monroes Verstand arbeitete rasend schnell, doch es war Patton, der aktiv wurde.
Er richtete sich zur vollen Größe von 1,98m auf, hob sie hoch und warf sie roh auf die hochwertige Designercouch. Erneut wurde ihr die Luft genommen; ihr Schädel dröhnte, was es ihr erschwerte sich in der jetzigen Situation zurechtzufinden. Wie sie es hasste in solch einer Lage zu sein! Und diese wurde nur noch schlimmer für sie.
Sich Gürtel und Hose öffnend kniete sich ihr Kollege unter ihren Augen auf die Polsterfläche und biss sich vorfreudig auf die Unterlippe. Dann entledigte er sich seines Jacketts und dem Hemd. Ophelia wurde speiübel, als er ihre Beine auseinanderdrückte, die sie instinktiv mit aller Kraft zusammengepresst hatte. Grob drängte er seine Hüften zwischen ihre Schenkel, sodass sie seine Erektion deutlich spüren konnte.
„Widerstand ist zwecklos, Monroe. Ich werde dich ficken, so hart, bist du schreist“, raunte er ihr ins Ohr, bevor er ein bedrohliches Knurren hören ließ. Ihr dünner, zarter Körper bebte vor Panik.
Zu Beginn dieses Treffens hatte sie Sex gewollt, ja, aber zu ihren Bedingungen und mit ihrer Zustimmung. Nun war Patton dabei über sie herzufallen und gegen ihren Willen zu nehmen. Ophelia musste ihn stoppen, um jeden Preis.
„NEIN. NEIN. NEIN!!!“, kreischte sie mit einer Mischung aus Furcht und Verärgerung. Wie im Wahn schlug sie auf ihn ein, bis ihr Blut ins bleiche Gesicht spritzte und ihr Kollege notgedrungen von ihr abließ.
„ARGHHHH!!!“
Nach seinem wutentbrannten Schrei riskierte sie einen flüchtigen Blick auf ihn und erkannte einen Cut über seinem linken Auge und eine nicht unerhebliche Menge Blut, die aus seiner breiten Nase auf den entblößten Oberkörper strömte. Er sah aus wie eine wilde, blutrünstige Bestie.
Sein Anblick war furchteinflössend, doch die Dunkelhaarige durfte und würde sich nicht mehr von ihrer Angst einschränken und manipulieren lassen. Ophelia drängte sie tief zurück, um einen weiteren Ausbruch zu verhindern, der sie schwächen würde. Energisch stemmte sie sich nach oben und stellte sich ihm entgegen. Ihre zitternden Knie waren das einzige Zeichen, das ihren vorangegangenen Schock über seine Tat zur Schau stellte. Noch ehe er etwas sagen konnte, ergriff sie das Wort.
„Ich bin keines deiner Opfer, Massey. Du brichst mich nicht. Du zerstörst mich nicht“, zischte sie eisern und bohrte ihren rechten Zeigefinger in seine blutbefleckte Brust. „Wenn du mich vergewaltigst, dann bekommst du meine Rache zu spüren. Ich werde dich eigenhändig kastrieren und dir deine Eier ins Maul stopfen, damit du jämmerlich an ihnen erstickst.“ Ihre sonst samtweiche Stimme, mit deren verführerischen Klängen sie Köpfe verdrehte und sich ihre Mitmenschen zu Willen machte, war düster und rau. Es schien, als spreche nicht sie, sondern eine Fremde.
Die Verärgerung über ihre Drohung zeigte sich in Form seines hektisch bewegenden Brustkorbes. Patton stand kurz davor zu explodieren, doch sie würde es zu verhindern wissen, dass er noch einmal auf sie losging. Nun war sie es, die den Ton angab und die Fäden in der Hand hielt. Ophelia zog ihren Arm zurück und schaute auf sein Blut an ihrem Finger, das vor ihre Füße tropfte. Mit einem verwegenen, leichten Schmunzeln auf den vollen Lippen strich sie sich die rote Flüssigkeit auf die Wangenknochen, ehe sie den Rest genüsslich von ihrem Finger leckte. Seine kalten Augen sprühten rote Funken. Sie konnte seinen Hass spüren, der jede Zelle seines Körpers infiziert hatte.
„Du bist gewarnt, Massey“, sagte sie ausdrücklich, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihren Mund an sein rechtes Ohr führte. Der Duft von Blut und Schweiß kroch in ihre Nasenhöhle. „Und jetzt sammelst du deinen Scheiß ein und verpisst dich, du gestörter Wichser.“ Die junge Frau zog ihren Kopf zurück und machte sich bereit auf Widerstand zu treffen. Der Blick des Ex-Soldaten war starr geradeaus gerichtet, seine Körperhaltung erinnerte stark an seine Vergangenheit in der Army. Alles an ihm strahlte völlige Konzentration aus. Die brauchte er, um sich seine Selbstkontrolle zu bewahren und nicht völlig auszurasten. Ophelia Monroe musste sich ein Lachen verkneifen. Für sie war es unmöglich zu beschreiben, wie sehr es sie verzückte, dass sich dieser Mann, der kaum im Stande war sich an Vorschriften zu halten, zusammenriss, weil sie es so wollte.
Zwar war er ihr rein körperlich haushoch überlegen, dies hatte er ihr mehr, als einmal bewiesen, doch sie hatte die Macht über sein Denken und Handeln, was viel mehr Wert war.
„Verschwinde.“ Als hätte er auf dieses Wort gewartet, setzte er sich endlich in Bewegung. Wie mechanisch schnappte er sich Jackett und Hemd, die unweit der Couch lagen, und kehrte ihr den Rücken zu. Es war nicht mal eine Stunde her, dass sie in diese muskulösen Schultern ihre Nägel vor Leidenschaft und Erregung hatte versenken wollen. Erstaunlich, wie eine Geste oder ein Satz eine Situation um 180 Grad drehen und vollkommen verändern konnte.
Weiter in Gedanken versunken, registrierte sie bloß am Rande, wie Patton Massey wortlos aus dem geräumigen Wohnzimmer trat und dabei eine Spur aus Bluttropfen hinterließ.
 
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