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Vorahnungen - Die Mission Teil 3

Romane/Serien · Spannendes
Schwere Eisenriegel wurden geöffnet. Zwei gleißend helle Taschenlampen leuchteten ihm ins Gesicht, so das er beinahe blind war, als sich die Tür knarrend aut tat.
„Wer zum Teufel sind Sie?“ Sprach einer der beiden Schatten, die hinter den Lichtkegeln schemmenhaft zu erkennen waren.
„Ja, das würde mich allerdings auch interessieren“ meinte der andere und fügte angesäuert hinzu: „Der Aufenthalt in den Katakomben ist nicht gestattet außerhalb der Führungen!“
„Ich äh... Danke das Sie mich aus dieser misslichen Lage befreit haben“ , meinte Wieland.
„Ich werde nicht noch einmal fragen! WAS haben Sie hier unten in den Kellerverließen zu suchen gehabt? Und vor allem WER sind Sie und WAS sind Sie?“
„Wenn Sie beide vielleicht mit den Lampen wo anders hinleuchten würden?“
Die beiden Wachleute senktenm die Lampen und nun konnte Henk sie endlich richtig sehen, nachdem seine Augen sich wieder geklärt hatten.
„Ich wüßte selbst gerne wie ich hier her gekommen bin. Mir fehlt jedwede Erinnerung daran. Und da ich hier eingeschlossen war, kann ich wohl nicht von selbst hier her gerlangt sein um mich zu arrestieren. Leuchtet ein, oder?“
„Mal nicht so frech Bursche! Wir haben schon mit anderen aufgeräumt!“
Wieland sah die beiden Männer nun genauer an. Der eine, der zuletzt gesprochen hatte, war etwa eins neunzig groß, kräftig und wußte offenbar mit renitenten Mitmenschen umzugehen. Sein Kollege, klein und untersetzt bezog seine Macht offenbar völlig und zur Gänze von der Präsenz seines großen Kollegen. Wieland musterte die dunkelblauen Uniformen und entdeckte schließlich die kleinen Namensschilder.
Der kleine dicke hieß Freudenfels. Sein großer Kollege hatte Neumeier auf seinem Schild stehen.
Wieland ging auf die beiden zu, die noch immer im Kellergang standen und machte Anstalten aus der Zelle heraus zu treten.
„Halt, nicht so schnell mein Freund!“ Meinte Neumeier und hielt ihn energisch zurück, in dem er seine flache Hand gegen dessen Brustkorb presste. Wieland blieb nichtss weiter übrig als stehen zu bleiben. Ein Kampf war ausgeschlossen. Die Lage war so kompliziert genug. Abgesehen davon hatte er gegen diesen Schrank ohnehin nicht die Spur einer Chance.
„Ach Karl, lass den doch gehen. Wir haben schon genug Schwierigkeiten an der Backe“ .
Neumeier drehte den Kopf zu seinem Kollegen und sah ihn ernst an. Der kleine Mann schien förmlich in sich zusammen zu sinken. Er hatte Angst.
„Erst will ich wissen, was diese Made hier unten zu suchen hat! Die Geschichte, die der uns reingeleimt hat stinkt doch zum Himmel!“
Neumeier hielt Wieland noch immer zurück. Sein Blick war hart wie ein Stück Stahl. Unnahbar und unversöhnlich. Seine Augen waren gefährlich verengt und seine fest zugepressten Lippen bebten. Wieland Richter stand einem Vulkan gegenüber , der jeden Moment explodieren konnte. Die Lage war ernst. Ernster als je etwas in seinem Leben gewesen war. Der Hauch von Tod lag in der Luft. Es fröstelte ihn.
„Nun, ich sage es noch einmal. Ich wurde hier gegen meinen Willen von Leuten, die ich nicht kenne, hin verbracht. Ebenso sind mir deren Beweggründe unbekannt. Ich bin Ihnen beiden, Herr Neumeier, Herr Freudenfels, sehr dankbar für meine Befreiung. Was Ihre anderen Geschäfte oder was auch immer betrifft, so habe ich hiervon keine Ahnung. Und es interessiert mich auch nicht. Und nun möchte ich gerne gehen.“ Richter suchte, während er sprach, immer abwechselnd den Augenkontakt der beiden Männer.
All seinen Mut zusammen raffend packte er Neumeiers Handgelenk und drückte dessen Arm bei Seite. Dann trat er energisch in den Gang hinaus, wobei er den Wachmann ebenfalls in den Gang hinaus schob. Die beiden Wachmänner sahen verdutzt drein. Richter hatte sie offenbar vollkommen überrumpelt. Mit energischen Schritten ging er den langen Korridor entlang und suchte nach dem Ausgang.
Neumeier und Freudenfels ließen sich nicht mehr sehen. Sie verfolgten ihn nicht, was Richter etwas verwunderte, nach dem ganzen Aufstand, den Neumeier da vom Zaune gebrochen hatte.
Das Gewölbe erschien ihm endlos zu sein und die Beleuchtung war mehr als dürftig. Mehr als eine halbe Stunde irrte er durch diese klammen Flure. Doch einen Ausgang konnte er nicht entdecken. Endlich – er hatte schon nicht mehr daran glauben wollen – fand er eine Treppe, die nach oben führte. Richter strich sich übers Kinn, sah sich noch einmal um und stieg die Treppe empor. Von den Wächtern war noch immer nichts zu sehen.
Die Treppe führte steil in die Höhe und endete in einer kleinen Halle. An deren Ende gab es eine Tür. Er ging darauf zu. Doch die Eichentüre – eher ein kleines Tor – mit Eisen beschlagen und von ebensolchen schweren Riegeln gesichert, war verschlossen.
„Verdammt!“ Fluchte er und rüttelte an der Tür. Doch das Hindernis ließ ihn nicht weiter kommen. Die Riegel ließen sich nicht öffnen. Durch einen schmalen Spalt im Holz fiel ein Streifen Sonnenlicht auf den mit Kalksteinplatten belegten Boden. Die Türe führte offenbar ins Freie. Möglicher Weise zumindest wenigstens in einen Hof oder so etwas. Doch was nutzte das, wenn man diese vermaledeite Türe nicht aufzumachen im stande war?
„Da kannste lange dran rütt´ln“, ließ sich Freudenfels´ Stimme plötzlich hinter ihm vernehmen.
Richter hatte den Mann nicht kommen hören. Aber das verwunderte ihn nicht im geringsten, wo er eben so intensiv mit der Türproblematik befasst gewesen war.
„Und wie komme ich statt dessen aus dieser Mausefalle heraus?“
„Nun, sicher gibt´s n´ Weg hier raus“, meinte der Wächter und wischte sich die Nase schniefend an seinem Handrücken ab.
„Kenn´aba nur wir Wacht´l. Logisch, nä?“
Richter nickte. Freudenfels war genau so, wie er es sich gedacht hatte. Eine kleine Nummer in einem System, das er nicht verstand. Und noch etwas erwieß sich als richtig: Dieser Mann war ohne seinen Akku namens Neumeier nicht einmal die Hälfte wert.
Freudenfels begann auf seinen Füßen zu wippen. Offenbar glaubte er , dies sei ein Zeichen absoluter Überlegenheit.
„ ´s wird dich was kost´n, wenne da rauß woll´n tust.“
Wieder nickte Richter. Die Welt war doch wirklich zu einfach gestrickt! Dieser Mann verhielt sich genau so, wie er es erwartet hatte. Dumm, primitiv und gierig. Vermutlich hätte Freudenfels auch seine Großmutter verkauft, wenn nur der Preis hoch genug gewesen wäre. Widerlich! Einfach abstoßend! Doch, so mußte Richter sich eingestehen durchaus in seinem Sinne.
„Was is´ nu´? Wills´e odda nich`?“
„Ich habe aber abgesehen von meiner Uhr hier nichts von Wert bei mir“, gab Richter zurück.
Freudenfels griff sich Richters Handgelenk und sah sich die Uhr an. Dann nickte er. Wieland öffnete den Verschluß und reichte dem Wächter seinen Chronometer.
„So. Sie haben Ihren Bestechungsobulus. Nun führen Sie mich in die Freiheit, mein teurer Freund!“
Der Wächter grinste als ihn Richter „teurer Freund“ nannte. So hatte ihn noch niemand bezeichnet. Als nutzloses Stück Scheiße oder blöden Idioten und ähnliches bezeichnete man ihn ständig. Nettigkeiten, auf die er gerne hätte verzichten können. Doch wer interessierte sich schon dafür, was er dachte oder empfand? Man trampelte auf ihm herum. Schon sein ganzes Leben lang. Und deshalb hatte er sich entschlossen diesem Kerl hier zu helfen.
Freudenfels stieg die Treppe hinunter, auf der Richter zuvor hinauf geklettert war. Dieser folgte ihm nit etwas Abstand. Beide Männer schwiegen zunächst.
„Ich weis warumme da drin wa´st. Abba ich daaf nix sag´n. Sons´mach´n die mich kapudd“ sagte Freudenberg leise und sah sich dabei ängstlich um.
Henk nickte wieder. Langsam formte sich in seinem Geist ein Bild. Doch er konnte es noch nicht greifen. Immer wenn er es versuchte, entglitt es ihm wieder. So, wie es manchmal mit seinen Visionen auch bestellt war. Schemmenhaft und undeutlich.
„Sag´s ja nix?“
„Nun, was sollte ich auch sagen? Alles sehr seltsam. Das ist alles, was ich dazu sagen kann, Herr Freudenfels.“
„Daffs´mich Boddo nenn“ gab Freudenfels zurück.
Richter mußte innerlich schmunzeln. Irgendwie hatte er Mitleid mit dem Mann. Aber viel mehr interessierte ihn, wie „Boddo“ in diese Sache verstrickt war.
„Was für ein Tag ist heute?“
„ Donnastach! N´ganz´n. Un´ aamds mit Licht“ gab Boddo gackernd zurück.
Richter war dabei keines Wegs zum Lachen oder scherzen. Wenn das stimmte, und er hatte keinen Grund an Freudenfels´ Worten zu zweifeln, dann fehlten ihm ganze zwei Tage! Ungläubig schüttelte er den Kopf.
„Is ne Wucht, nä? Wasse länga aus als de gedacht hab´n tust, nä“
„Zweifellos! Ich erinnere mich noch nach der Arbeit Heim gegangen zu sein und als nächstes wache ich hier auf! Unfassbar das ganze!“
„Rech dich nich so auf. S´ is nu ma so. Wia hamm dich kassiat un hia hea getaan. Un´nu lass ich dich widda lauf´n. S´ is kein Spaas nich. Kansse glaub´n.“ Dann schwiegen beide wieder für einige Minuten und gingen weiter. Richter hatte das Gefühl, die ganze Zeit im Kreise zu laufen. Und in seinem Kopf kündigte sich eine Explosion von Gedanken an, dier er kaum noch im Griff behalten konnte.
Was zum Teufel wurde hier nur gespielt? Und was war seine Rolle in dem Ganzen? Wieder schüttelte er den Kopf. Freudenfels lächelte wieder und ließ dabei seine verfaulten Zähne sehen.
„Wia sinn da!“
Richter sah sich verständnislos um. Wo waren sie? Es gab keinen erkennbaren Ausgang.
„Die Pfo´te. Da muss´e rein un´ de Treppe hoch.” Dabei zog er eine kleine Holztüre auf, die sich so geschickt im Mauerwerk verstekte, das man sie als unkundiger in hundert Jahren nicht entdeckt hätte.
Freudenfels reichte Richter die Hand, schüttelte sie und grinste breit. Richter ging in die schmale Grotte hinein und die Tür schloß sich sogleich hinter ihm. Leise Schritte entfernten sich. Als es ganz Still war und sich seine Augen an das hier vorherschende Dämmerlicht gewöhnt hatten, stieg er die schmale Stiege hinauf.
Während er hinauf stieg dachte er noch einmal über Freudenfels nach. Irgernd etwas stimmte mit diesem Mann nicht. Und er fragte sich insgeheim ob dieser Wächter nur so tat als sei er nicht eben der Schlaueste unter der Sonne, oder ob es wirklich in seiner Natur lag.
Nach einigen Augenblicken, in denen er sich vorsichtig voran getastet hatte, gelangte er an ein Eisengitter, welches den weiteren Weg versperrte.
Das Gittertürchen gab quietschend nach, als er sich dagegen lehnte und ihn einige Schritte weiter in die gleißend helle Sonne des frühen Nachmittages entlies. Er atmete tief durch. Ein Schritt war nun getan. Die Freiheit hatte ihn wieder. Allerdings erfreute ihn diesr Umstand weit weniger, als er erwartet hatte. Es würde Schwierigkeiten geben. Einige sogar. Da war seine Frau, die nichts von ihm gehört hatte seit Dienstag. Und natürlich die Arbeit. Auch dort wußte ja keiner bescheid. Wieland würde verdammt gute Erklärungen brauchen um diese Probleme zu lösen.
Und ihm wurde wieder einmal klar, daß er sich auf die Hilfe der Gabe nicht würde verlassen können. Insgeheim begann er sie zu hassen. Doch das brachte ihn auch nicht wirklich weiter. Er mußte mit ihr leben bis zu seinem Ende.
Wenn er es recht bedachte hatte die Gabe ihm noch niemals wirklich geholfen. Wann immer er eine Vision hatte, die ihn selbst betraf, und er die Geschehnisse ändern wollte, wurde alles nur noch viel schlimmer.
„Verdammter Dreck!“ Fluchte er und stieg einen schmalen Pfad hinab, der sich am Burgfelsen entzlang schlängelte. Die Helligkeit tat ihm in den Augen weh. Aber er mußte weiter. Die Freiheit wollte genossen werden.
Freiheit.
Welch eine Ironie, dachte er.
Ihm wurde in diesem Augenblick klar, daß er niemals in seinem Leben wirklich frei gewesen war, und es auchg niemals sein würde. Er war ein Sklave. Ein Sklave seiner selbst und ein Gefangener dieser vermaledeiten Gabe, um die er niemals gebeten hatte.
„Du wirst mir für immer gehören!“ Flüsterte eine Stimme tief in ihm.
Wieland war stehen geblieben und blickte in den Abgrund hinab.
„Liegt der Abgrund vor mir, oder lebt er in mir?“
Ein paar Steinchen rieselten vom Pfad als er an dessen Rand trat, und fielen in die Tiefe. Wieland blickte ihnen hinterher und dachte nach.
„Ein kleiner Schritt,“ sagte er.
„Ein kleiner Schritt und alles endet. Jetzt und hier!“
Wieland Richter hob sein rechtes Bein und trat in den Abgrund.
 
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