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4 Seiten

Wien ist einfach schön

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Sommer/Urlaub/Reise
„Und Herbert, bist du oft hier in Wien.“
„Sehr oft“
„Sehr oft? Ich auch. Das ist ja schön!“
„Wien ist schön!“
„Was gefällt dir denn so daran, Herbert?“
„Alles, vor allem die Mentalität der Leute“
...

„Fahrscheinkontrolle! Ausweise bitte, Ausweise! Danke, danke. Ihr Ausweis bitte! Danke. Und was ist mit deinem Ausweis, Kleines?“
„Hab ich vergessen!“
„Oje, das ist aber blöd. Weißt du, eigentlich müsstest du jetzt Strafe zahlen, aber...“
„Na glaubst ich zahl was damit ich mit der Bim fahren kann?“
„Das solltest du schon, mein Kind“
„Was heißt ,Mein Kind’. Ich bin nicht dein Kind, du Trottel!“
„Was fällt denn dir ein?! Du kannst mich doch nicht hier beschimpfen, was soll denn das?!?“
„Geh scheißen Alter! Ich muss jetzt eh aussteigen!“
„So eine Unverschämtheit, das gibt es ja nicht!“
„Weißt was?! Du kannst mir den Buckel runter rutschen!“
„BITTE?! Deine Eltern können dich wahrscheinlich nicht erziehen, hä? Na warte! Das nächste Mal zahlst aber fürs Schwarzfahren! “

...

„Weißt du Mama, manchmal denke ich wirklich daran, deinen Rollstuhl zu nehmen, zum Donaupark zu fahren und dich dann langsam im eiskalten Wasser versinken zu lassen!“
„Rrrr!“
„Oder dich im Winter auf das Eis der Alten Donau zu stellen und warten bis wärmer wird.“
„Rrrr!“
„Aber das mach ich nicht! Weißt du auch warum ich das nicht mach?“
„Rrrrr!“
„Siehst du? Ich auch nicht, aber ich glaub genau das macht das Leben so spannend, oder? Manchmal hast du mir gesagt, als ich Klein war, ich soll nicht so raunzen. Kannst dich erinnern? Damals zum Beispiel, als ich vom Pfarrer Hortner gekommen bin und dir gesagt hab, dass er mich so komisch angegriffen hat, kannst dich erinnern? Natürlich! Und da hast du gesagt, dass ich nicht so beleidigt sein soll, dass das Leben manchmal unfair ist. Weißt du das noch? Ich glaub, dass das der Grund ist, warum ich manchmal vergiss mit dir aufs Klo zu gehen.“
„Rrrr!“
„Oder die lustige Geschichte, als ich dem Opa erzählt hab, dass du mir das blaue Auge verpasst hast, weißt du das noch? Und da hast du mir dann das andere auch noch blau geschlagen!“
„Rrg!“
„Ich glaub auch dass ist der Grund, warum du bei mir bist, nicht beim Franz, beim Herbert oder bei der Sophie. Sind zwar auch deine Kinder nur können sie dich nicht leiden, weißt du Mama. Die warten nur darauf, dass du endlich stirbst, und das Haus leer wird. Die wollen dich halt nicht und darum muss ich mich um dich kümmern, weißt du, Mama! Ich mag dich auch nicht. Manchmal glaub ich, du machst das absichtlich, diese Krankheit, nur um mich zu ärgern. Darum kann ich dich nicht leiden. Aber ich zeig’s vor den anderen nicht. Und das mach ich auch gut, oder?“
„Rrrrrrgh!“
„Eben! Darum bist du bei mir. Und ich behandelt dich genauso gut, wie du mich behandelt hast. Wie du uns vier behandelt hast, gell?“
„Rght? Grrrh“
„Eben! Ich kann zwar nicht arbeiten gehen - du bist ja da – aber ich kann auf dich aufpassen und wenn ich will dich in deiner eigenen Scheiße ersticken lassen, gell, Mama?“
„Rrrrg!“
„Musst nichts dazu sagen!“

...

„Und, Herr Kollege, was haben wir gestern noch gemacht?“
„Ferngeschaut“
„Gleich so was spannendes?!“
„Kann spannend sein, wenn man mit der Freundin schaut. Schade, dass Sie keine haben“
„Und, wissen Sie was gestern passiert ist?“
„Bin ich aber schon gespannt, Herr Kollege!“
„Meine Tochter hat ihr erstes Wort gesprochen! Und, was glauben Sie hat sie gesagt?“
„Hilfe?“
„Wieso ,Hilfe’?! Nein, ,Hilfe’, ha! ,Papa’ hat sie gesagt“
„Und so was gibt sie zu?“
„Bitte?“
„Nichts“

...

„ Auf Wiederschauen, Herr Ingeneur, Wiedersehen. Und Gruß an die Schwester! Danke, ja; danke, Wiederschauen. Machen Sie es gut, danke“ ... „Und wer sind Sie?“
„Können ich hier bleiben, bis Regen aufhören? Ich nix Wohnung...“
„Tut mir leid, wenn Sie kein Kunde sind, dann müssen Sie gehen. Wir, die Österreich-Bank sind ja schließlich kein Obdachlosenheim. Da könnt ja jeder kommen!“
„Bis wieder warm werden, bitte!“
„Hast nicht gehört? Geh jetzt raus und such dir was zu arbeiten! Weil Ausländer brauchen wir hier nicht, bei der Österreicher-Bank, also: gemma!“
„Vielleicht ein paar Schilling!“
„Wir haben jetzt Euro, aber das hat sich wahrscheinlich bis nach Jugoslawien noch nicht runtergesprochen, gell? Also, bevor ich jetzt die Polizei ruf, gehst mit deinen Kanackenfingern besser raus und tu ein bisschen besser Deutsch lernen. Du verscheuchst mir ja die Kunden. Also sein ein braver Ausländer und such dir was zu arbeiten. Wir brauchen hier keine Jugos!“
„Du Nazi!“
„Ich nix Nazi, aber wenn ihr alle kommt, mit euren siebzehn Kindern, dann können wir Österreicher alle auswandern. Ihr vertreibt uns ja jetzt schon aus unserem eigenem Land. Nehmt uns die Arbeit weg, stehlt, vergewaltigt, und lebt aber durch unsere Steuergelder, weil ihr zu faul seit um arbeiten zu gehen. Und jetzt raus! Joe, der ist für dich!“... „Telefon? Geh schon!“... „Grüß Gott, Österreich-Bank! Jankovic am Apparat? Herr Doktor Dovotna, grüß Gott! Wie geht’s der Frau Gemahlin? Das ist ja schön....“

...

„Bitte kaufen Sie den ,Augustin’, Österreichs erste Zeitschrift von Obdachlosen! Grüß Gott bitte eine Ausgabe. Na dann vielleicht das nächste Mal. ,Augustin’, bitte helfen Sie Obdachlosen ein wenig Geld zu verdienen! ,Augustin’!“
„Hey, was tust du da?“
„Ich verkaufe den ,Augustin’, Österreichs erste Zeitschrift von...“
„Hey, das hab ich schon gehört, verstehst du? Ich hab dich gefragt, was du machst! Willst du nicht gehen? Is nämlich das Revier von Dragan und seine Brüder, verstehst du?“
„Ich verkaufe den Augustin, mache nur meine Arbeit und wenn du mich behinderst, dann...“
„Hey, auch wenn du deine Mutter verkaufst, würd ich sagen, dass du weggehen sollst. Verpiss dich einfach bevor du das nicht mehr kannst, okay?“
„Tut mir leid, das kann ich nicht, ich muss nämlich...“
„Hey deine Mutter kannst du ficken, verstehst du? Siehst du das Messer da! Das schließt gleich Bekanntschaft mit deine Leber, alles klar?“
„Tut mir leid, aber...“

...

„Weißt du Ferdl, das ist so typisch! Du bist ja noch nicht lange bei uns, darum sag ich dir eines: Auf die Ausländer musst aufpassen! Vor allem in dieser Gegend. Da treiben die sich am meisten herum. Hier ist Polizeiarbeit wirklich hart. Aber wir sind da um den Leuten zu helfen, um die Stadt sauber zu halten. Um für Recht und Ordnung zu sorgen!“
„Werden wir das je schaffen, glauben Sie das? Die haben den Obdachlosen hier einfach so niedergestochen. Der kann doch nichts dafür!“
„Weißt du Ferdl, das ist das Problem. Die Türken sehen andere nicht als Menschen. Das geht ein bisschen ins Psychologische. Revierverhalten und so. Wie die Tiere, wenn du das so besser verstehst. Wer in das Revier kommt, der wird vertrieben, auch wenn der Eindringling tot gebissen werden muss!“
„Das ist ja furchtbar!“
„Ja, aber schau in die Psyche der Leute und du wirst alles finden, was du brauchst. Und als Polizist brauchst du vor allem Einfühlungsvermögen, Sensibilität und Respekt für alle Mitmenschen in dieser Stadt. Nur so können wir für recht und Ordnung sorgen!“
„Haben Sie das gehört? Ich glaube das Opfer lebt noch! Rufen wir die Rettung!“
„Ferdl! Das ist ein Obdachloser. Willst du wegen so einem die ganze Schreibarbeit machen müssen? Glaube nicht. Also: Wir haben ihn tot gefunden, Punkt. Lass´ einfach gut sein!“

...

„Weißt du Herbert, Wien ist wirklich schön! Du hast vollkommen recht!“
„Sag ich ja, das sind meine Worte. Diese Kultur, diese Gemütlichkeit, diese Aufgeschlossenheit. Weißt du eigentlich, dass Wien zu den sichersten Städten der Welt gehört?“
„Wirklich, Herbert? Was du alles weißt!“
„Ja ja, Wien ist einfach schön und ich möchte es nicht missen. Bei uns in Deutschland ist alles so kalt, so unpersönlich, so urgh!“
„Ich weiß was du meinst, Herbert!“
„Vor allem als Ausländer ist Wien besonders schön. In einem echten Wiener Café bist du als Deutscher sofort willkommen. Das ist echt klasse, ne?“
„Stimmt Herbert, Wien ist einfach schön!“
 
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Kommentare  

is ja super cool könntest ja ein buch schreiben....

Jacqueline Rotter (17.03.2003)

hehehe find ich wirklich spitze
weiter so


phil (21.03.2002)

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