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6 Seiten

Das Teeschloss

Fantastisches · Kurzgeschichten · Experimentelles
© Feldulme
Die Stämme der Bäume glänzten fast im Licht der Autoscheinwerfer. Andrea wusste selber nicht, warum sie, sie angemacht hatte. Vielleicht nur, um zu sehen, ob die Bäume glänzten. Dabei war es ja stockhell hier. Umgeben von den Bäumen lag ein Schloss, dass sie sich nun beschauen sollte. Vor einem halben Jahr hatte irgendwer dieses Schloss ihrer Firma geschenkt. Einfach so und durch einen dummen Fehler, des Notars, war der Brief erst letzte Woche eingetroffen. Nun hatte man Sie, die beste ihres Fachs, wenn es um so alte "Häuser" ging auf dieses Schloss angesetzt. Die Firma wollte natürlich wissen, was es wert war, ob man da mehr reinstecken müsste und viele tausend andere Sachen.
Um das Schloss verlief eine Außenmauer, von der schon viel Putz gefallen war und nun die blanken Steine zeigte. Es sah gar nicht alt aus, sondern irgendwie eher auf alt getrimmt. An den Ecken der Stadtmauer waren Wachtürme angebracht. Solche die kleine winzige Fenster haben, durch die früher die Bogenschützen auf die Feinde schossen und auch die Kanäle für das heiße Pech konnte man noch gut erkennen. Andrea musste aufpassen, dass sie mit ihren Stöckelschuhen nicht in den Morast geriet der hier überall ?wuchs?. Sie wollte gar nicht wissen, wie tief der war. Auf ihren gezückten Notizblock schrieb sie schon ihre ersten Eindrücke. ?Keine größeren Außenschäden. Für einen Bau aus dem 13. Jahrhundert ein sehr guter Zustand?. Als sie so beim Schreiben um die Außenmauer herumging um so den Eingang zu finden, wurde sie ein wenig stutzig, denn sie landete bei ihren eigenen Fußspuren ohne auch nur ein Loch gesehen zu haben, durch das man hätte schlüpfen können. Wo war das Tor, dass zu so einem Schloss aus dieser Zeit passte? Der Gedanke, dass es vielleicht zugemauert worden war, stellte sich bei einem zweiten ?Rundgang? als Schnapsidee da. Andrea hätte natürlich bemerkt, wenn da alter Mörtel mit Neuem vermischt worden wäre. Konnte man doch die Zeit nicht betrügen. Es war völlig absurd. Da war kein Eingang und auch keine Treppe. ?Genau Treppe?. Andrea fiel ein Putzstück vom Herz. Endlich hatte sie für die undurchdringliche Außenmauer eine mögliche, wenn auch etwas verrückte, Lösung. Man musste damals durch ein rollbares Gerüst, dass man an die Mauer rollte, ins Schlossinnere gekommen sein. Es schien, als wenn hier ein geübter Stratege sein Werk getan hatte. Natürlich war dieses Gerüst schon längst vermodert. Andrea hasste es, wenn etwas unerklärlich blieb. Leider sprach jedoch etwas gegen ihre geschusterte Erklärung und das wusste sie und wollte es sich doch nicht eingestehen. Denn wenn es wirklich ein rollbares Gerüst gegeben hatte, wären im Boden Kennzeichen dafür zu sehen. Auch nach so vielen Jahrhunderten. Andrea hört auf sich Gedanken zu machen. Auch wenn sie hier noch Stunden stehen und sich den Kopf zerbrechen würde, würde sie nicht über diese Mauer kommen und so entschloss sie sich, wieder in die Stadt zu ihrer Firma zu fahren. Sie packte den Notizblock wieder in ihre Handtasche und ging auf ihr Auto zu. Und dann geschah es. Sie hatte sich noch ganz in Gedanken, mit dem Schloss beschäftigt als sie in den ?Morast? geriet. Und dann war sie weg.
Es fiel ihr schwer die Augen zu öffnen und beim öffnen geriet nasser Sand in ihr Auge und sie rieb ihn noch weiter in ihre Auge hinein, was sehr weh tat. Sie sah erst verschwommen, dass vor ihr die Mauer lag und ihr fiel wieder ein, wo sie war. Ihr gesamter Körper und somit auch die Kleider waren völlig verdreckt. Schwarz, verklumpter schwarzer Sand und ihr fiel auch wieder der Morast ein. Doch ein Blick auf den Boden, ließ sie sich wundern. Sie lag nicht wie erwartet, noch immer im Morast. Nein sie lag auf hartem Stein und als sie sich umschaute, gefror ihr fast das Blut in den Ader. Sie befand sich auf einmal im Schlosshof. Innerhalb der Mauern. Andrea wollte schreien, doch konnte sich noch im letzten Moment retten. Sie verdrängte einfach die Fragen Wie, Was und Worüber oder Worunter. Der Steinboden des Hofes war nur wenig abgenutzt. Hier und da waren Rauchspuren von alten Feuerstellen zu sehen und ihr geübter Blick fand auch hier und da ein paar Tierknochen. Es wirkte alles ein wenig künstlich und komischerweise, drang kein Laut von Außen herein. Vor der Mauer war ein ganzes Arsenal von Geräuschen und nun nichts mehr. Über der Mauer, sah sie die stolzen Eichen stark im Winde wehen und hier drinnen vernahm sie kein Blattgeräusch und..... Wieder ein Stutzen, hier wehte nichts. Der Ort war irgendwie leblos. Tod!! Andrea versuchte sich zu sammeln und lenkte ihre Aufmerksamkeit, auf das was sie am besten konnte und so fing sie an, dass Schloss zu inspizieren. Neben dem großen Schloss standen hier und da auch noch Ställe und Gesindehäuser umher, die sie sich nach dem Schloss anschauen wollte. Es schien, als wenn hier jeden Tag ein Gärtner vorbeikam um das Unkraut aus den Fugen zu ziehen. Nirgends aber auch nirgends war irgendein Unkraut zu sehen und sie wusste wie viel Kraft in Unkraut steckte. Gerade hier im Wald. Nun wich ihrer Angst eine starke berufsbedingte Neugier und sie beugte sich über den Boden und strich mit der Hand darüber. Es war kein Staub, kein Sand auf dem Stein und irgendwie fühlte sich der Stein komisch an. Ihre Hand griff automatisch an ihre linke Seite um das Notizheft aus der Tasche zu holen. Doch da war nichts, die Tasche fehlte. Sie mußte sie wohl auf der anderen Seite gelassen haben. Dachte sie jedenfalls lieber vorsichtig, war in allem jedenfalls besser als sich einen Verrückten vorzustellen, der sie nach einem Taschendiebstahl über die Mauer geworfen hatte. Sie kicherte ein wenig, war es doch zu absurd. So ein Mann mußte erst noch geboren worden. Das Schloß selber, lag genau in der Mitte des Hofes und hatte vor der großen eisernen Tür zwei Säulen stehen, deren Material Andrea nicht betimmen konnte und das war komisch, sehr komisch, denn sie mußte es wissen, waren ihr doch altertümliche Werkstoffe nicht fremd. In die Säulen waren Punkte ganz grob hineingeschlagen. Sie ergaben keinen Sinn. Nicht mal ein zufälliges Muster das ersichtlich war sah Andrea. Als sie die linke Säule anfaßte verschwamm der Schloßhof und auf einmal war sie inmitten des Schloßes.
Sie stand auf weichen Teppich und in Ihre Nase kam ein süßer Geruch, den sie wie in Trance intensiv einsog. Der Geruch hatte Ähnlichkeit mit dem Teegeruch, den sie aus alten Ferienlagern kannte. Genau, ihr fiel es ein, wie Pfefferminztee. Doch konnte so ein Geruch nie, die Jahre überdauern und außerdem war es ein frischer Duft. An den Wänden hingen persische Teppiche in purpur und Gemälde irgendwelcher hohen Personen. Andrea versuchte sich alles genau zu merken und einzuprägen. Einen Notizblock hatte sie ja nicht mehr und gerade die Innenräume und Ausstattung, hatte ihre Firma interessiert. Auf den ersten Blick schien alles intakt zu sein. Ein Blick nach oben, versicherte, daß das Dach hil war und auch dicht, denn wäre es das nicht gewesen, wären Schimmelpilze zu sehen gewesen. Etwas das Andrea im ersten Studienjahr gelernt hatte. Auch die Treppe vor ihr, schien alles andere als morsch. Ein zweiter, genauerer Blick ließ sie wieder frösteln und auf einmal kam all das wieder hervor, daß sie vorher verdrängt hatte. Ihre zarten Beine zitterten und die Kehle war wie zugeschnürt. Die Gedanken flogen nur so durch ihren Kopf und immer wieder hörte sie eine Stimme, die da rief ?Kein Staub, Keine Spinnenweben?. Es war ihre eigene Stimme, die da versuchte eine Grenze zu wahren, die , wenn sie sie überschreiten würde, in einer Nervenklink enden würde. Wie auf dem Hof dachte sie und pustete leise gegen den Teppich an der Wand. Da flog nichts, nicht der kleinste Fussel, nicht das kleinste Staubkorn. Das Gehirn versuchte wieder mit irgendwelchen scheinheiligen Erklärungen vorgegaukelte Klarheit in ihre Seele zu schmeißen und es schaffte es auch. Ein leises rauschen ließ Andrea aufhorchen. Es kam von oberhalb der Treppe und hörte sich ein wenig nach einlassenden Wasser an. Es knirschte als Andrea die erste Stufe erklomm und die nächsten nahm. Hier oben war es dunkel und als sie schon einen Lichtschalter suchte, erklomm auf einmal aus einem Loch in der Decke ein grünliches Licht, daß gerade soviel Licht gab, daß Andrea bis zu ihren Füßen und einen Meter weit schauen konnte. Hier oben roch es auch wieder nach dem Tee. Die meisten Türen die Andrea waren abgeschlossen und sie besann sich wieder auf das rauschen, daß merkwürdigerweise gar nicht lauter geworden war. Sie fand schnell die Tür von der das Rauschen entsandt. Sie stand offen und Nebel stieg in kleinen Wolken hinauf zum grünlichen Licht in der Decke. Die Stille kam zu schnell, sie erschrak, daß rauschen war weg und wich jetzt einem Poltern von unten, daß langsam die Treppe hinaufkam. Andrea hatte sich das knirschen der Treppe eingeprägt und hatte es nun erkannt und sie hörte auch, daß etwas viel schwereres kam. Die anderen Türen waren verschlossen und so blieb Andrea nichts anderes übrig, als in das qualmende Zimmer zu stürzen. Es war soviel Rauch hier drin, daß sie gar nicht wußte, wo sie lang ging und als sie an eine Wand kam, ließ sie sich an der hinabsinken und hockte nun im Rauch. Und erst jetzt realisierte sie, daß Rauch kein Rauch sondern Wasserdampf war, der nach Tee roch. Und da war das Poltern. Es war nun auch in das Zimmer gekommen. Andrea sah durch den Dampf zwei glühende Augen, in einer Farbe die sie schwer einordnen konnte. Sie krümmte sich vor Angst zusammen und wendete den Blick ab. Es tat irgendwie weh in dieses zwei Augen zu sehen. Langsam sank der Dampf und die Luft wurde wieder klar und nur schemenhaft konnte Andrea nun erkennen, daß sie wohl in einem Schrank hockte und automatisch nahm sie die Tür und schloß sie. So leise, daß der Besitzer der Augen sie nicht hören konnte. Sie selber hatte auch nichts gehört. Der Dampf verlor immer weiter an Konsistenz und Andrea machte sich schon bereit, auf einen Anblick der sie in Ohnmacht versetzen würde. In dem Schrank indem sie hockte standen alte Schuhe und irgendwelche Eisenwerkzeuge. Andrea hatte sich darin ein wenig umgeschaut und in dem Moment, als sie wieder durch das Schlüsselloch des Schranks schaute, und bemerkte, daß der Dampf nun verschwunden war, wäre sie beinahe umgefallen, wenn sie nicht schon dagehockt hätte. Ein ganz normaler junger Mann, vielleicht 24 Jahre alt, lag in einer Badewanne und wusch seinen Körper mit einem schaumigen Badeschwamm. Er hatte schwarze kurze Haare und eine so reine Haut, daß es gar nicht sein konnte. Er war schön und Andrea stockte das Herz. Allein seine Augen strahlten eine Kälte aus, die unsagbar böse schien. Sie sendeten das Böse geradezu durch das Schlüsselloch obwohl er nicht genau zu ihr schaute. Er hatte einen wunderschönen Körper. Seine Muskeln glänzten vom Wasser und in Andrea wurden erotische Gedanken wach, die sie wieder vergaß indem sie in seine Augen sah. Es war besser ihn nicht weiter zu betrachten. Andrea senkt sich zurück in die Dunkelheit des Schrankes. ?Was machte er hier?, Ein anderer Erbe?? Andrea überlegte. Sie würde ihn fragen, wenn sie aus den Schrank, er aus dem Bad und sie ihn im Haus treffen würde. Auch wegen des Staubes, wegen der Mauer und wegen andere tausend Sachen, hatte sie viele Fragen und sein Blick hatte schon verraten, daß er auf all dies eine Antwort wußte.
Ein Plätschern war zu hören und dann ein Poltern und das Bad war leer. Andrea stieg aus dem Schrank und erschrak nicht einmal mehr, als sie das Badewasser , daß noch nicht richtig abgeflossen war, sah. Es war grün. Genauso grün wie das Licht im Flur. Nur schmutziger. Und es roch stark nach Tee. Andrea steckte die Hand in die Brühe. Natürlich ekelte sie sich und als sie die Hand wieder an ihre Nase hielt, war es gewiß. Es roch nicht nach Pfefferminztee, es war Pfefferminztee. Ein kurzer Strahl aus dem Hahn zeigte aber, das ganz normales Wasser herauskam. Es mußte also aus ihm gekommen sein. Noch dachte Andrea an ein verschüttetes Teeglas aber sie hatte keins gesehen und es mußte schon sehr groß gewesen sein, denn, so schätzte sie, der Badewanneninhalt bestand zu 80 % aus dem Tee. Und als Andrea ihren Finger schmeckte, wurde sie auf einmal selber ganz schwammig und selber zu Tee.
 
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Kommentare  

Liebe Ulme!
Du kannst ja doch noch was anderes als kiffen und und unsinnige Gedichte trällern.
Die Geschichte hat was. Mal von den grammatikalischen Dingen abgesehen ist sie angenehm psychedelisch, aber trotzdem nachvollziehbar. Und irgendeine fadenscheinige Erklärung wäre meiner Meinung nach unnötig. Da bleibt genug Freiraum zum Nachdenken. Einige Szenen könntest du allerdings noch etwas herausarbeiten. Besonders der Schluß ist mir etwas zu aprupt. Wie fühlt sich Andrea, als sie zu Tee wird? Wie geht das vor sich? Zerfließt zuerst ihre Hand, oder geht das alles auf einmal?
Ansonsten gute Arbeit


Tom (12.09.2003)

Eine eigenartige Geschichte.
Das Schloss ist also aus Tee, und die Protagonistin wird am Schluss selbst zu Tee. Die Idee ist eigenwillig, aber sie hat was. Leider fehlt eine Erklärung, sei sie auch noch so pseudowissenschaftlich weit hergeholt. Eine Horrorgeschichte muss zwar nicht realistisch sein - glaubhaft aber schon. Und durch die fehlende Erklärung ist es diese nicht.
Den Satz "Andrea fiel ein Putzstück vom Herzen" fand ich fast schon genial, der Humor lockert die Geschichte ein wenig auf. Nicht so gut fand ich die Zeitsprünge; zu wenig ausgefeilt. In einem Atemzug brüllt sich die Protagonistin noch die Seele aus dem Leib, und im nächsten ist sie schon wieder kalkuliert, beherrscht und supercool? Unglaubhaft.
Schwachstelle: Interpunktion. Zuviele Kommas, wo keine hingehören. Dafür fehlen sie wieder dort, wo sie eigentich hingehört hätten.
Gesamteindruck: Nette, kleine Geschichte für zwischendurch, hätte der Autor aber etwas mehr daus machen können.
3 Punkte.


Gwenhwyfar (06.06.2002)

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