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3 Seiten

Ihr nächster Ehemann

Spannendes · Kurzgeschichten
© Bonnie B.
Ihr nächster Ehemann.


Vorsichtig blickte Nora sich um, dann schloss sie sich in ihrem Schlafzimmer ein. Sie würde nicht viel Zeit brauchen. Eigentlich wollte sie diesmal etwas länger warten, aber er ließ es nicht zu. Immer wieder bedrängte er sie, und das machte ihr Angst. Sie musste schneller handeln, als bei ihren anderen beiden Ehemännern. Diese hatten wenigstens Rücksicht genommen auf ihre gespielte Schüchternheit, und ihr „Unwohlsein“. Henri war da ganz anders. Gewiss, in den ersten Wochen war er rücksichtsvoll, geduldig und liebevoll. Nun aber hatte sie den Eindruck, dass es von Tag zu Tag ungeduldiger wurde.
Während sie in ihrer Kommode kramte, lauschte sie angestrengt auf seine Schritte, aber er ging in seinen Hobbykeller. „Was er wohl den ganzen Tag dort unten macht“, fragte sie sich. Sie war sich plötzlich nicht mehr sicher, vorsichtig genug gewesen zu sein. „Wenn er nun misstrauisch geworden ist“ dachte sie. Schnell suchte sie alles, was sie brauchte zusammen. Viel war es nicht, denn die Samen der Eibe hatte sie schon gemahlen, und getrocknet. Sie musste nun nur noch vorsichtig zu Werke gehen. Jeden Abend nahm Henri seinen Abendtrunk mit in sein Schlafzimmer, sie brauchte ihn nur noch zu präparieren. Am Morgen würde sie sich dann, wenn er nicht rechtzeitig zum Frühstück erschien, „große Sorgen machen“.

Nora war aber auch sehr neugierig, was Henri in seinem Hobbykeller den ganzen Tag machte. Sie musste das unbedingt noch herausbekommen. Sie musste unbedingt noch heute Nacht in den Keller gehen, um zu sehen, was dort vor sich ging. Sie würde Henri den Drink in sein Zimmer bringen, und dann, wenn alles vorbei wäre, würde sie sich im Keller umsehen.
Nora nahm ein kleines unscheinbares Päckchen aus ihrer Kommode, und verließ ihr Schlafzimmer. Sie ging in die Küche, bereitete das Abendessen, deckte den Tisch, und rief aus der Küche. „Liebling, Das Abendessen ist fertig. Kommst du denn nicht?“
„Nur noch einen kleinen Moment, ich bin gleich fertig“ , kam es aus dem Keller. Kurze Zeit später erschien Henri in der Küche, rieb sich die Hände, und setzte sich.
„Was tust du nur den ganzen Tag im Keller, und warum machst du ein Geheimnis daraus?“, fragte Nora ihren Mann.
Henri sah sie einen Moment an, bevor er sprach. „Das wird eine Überraschung für dich. Du hast doch bald Geburtstag, mein Schatz . Versprich mir, dass du nicht in den Keller gehst.“
Nora lächelte ihn ein wenig an, und nickte nur mit dem Kopf. Sie fing an zu essen, hatte aber plötzlich keinen Hunger mehr.
Es muss heute Nacht geschehen, dachte sie mit einem leichten Anflug von Panik. Henri redete weiter, aber sie verstand nicht mehr, was er sagte. Mit der Bemerkung, dass sie Kopfschmerzen habe, schob sie den Teller beiseite, und ging nach oben in ihr Schlafzimmer.
Schnell nahm sie noch aus dem Schrank im Zimmer seine Ginflasche, streute das Pulver hinein, und ging mit der Flasche und einem Glas in Henris Zimmer. Sie stellte ihm das gefüllte Glas auf seinen Tisch, und nahm die Flasche dann mit in ihr Schlafzimmer.
„Ich habe dir deinen Drink in dein Zimmer gestellt. Gute Nacht Liebling.“ Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern schloss sich sofort ein, setzte sich auf ihr Bett und wartete.
Sie hörte Henri an ihrer Tür vorbei gehen, sein Schlafzimmer betreten, und die Tür schließen.
Nun musste sie nur noch warten. Sie begann zu lesen, um sich die Zeit zu vertreiben. Auch durfte sie nicht einschlafen, sie hatte schließlich noch etwas vor.
Plötzlich hörte sie aus Henris Zimmer ein seltsames Husten und Röcheln. Sie verhielt sich still und lauschte. Einige Gegenstände polterten zu Boden, und ein Stuhl fiel um. Noch einmal konnte sie das Röcheln hören, dann war alles still.
2


Nora saß wie versteinert, „es ist vorbei, endlich“, konnte sie nur denken. Ihr erster Weg sollte sie in den Keller führen. Sie war neugierig, was er ständig dort zu tun hatte. Sie musste es einfach wissen.
Nach etwa zehn Minuten erhob sie sich, und schlich über den Flur. Obwohl sie keinen Grund mehr hatte, bewegte sie sich doch sehr leise. Sie kam an seinem Arbeitszimmer vorbei, und dachte daran, sich seine Papiere zuerst an zu sehen. Sie entschied sich dann aber dagegen. Er war reich wie ihre anderen beiden Ehemänner. Erst einmal musste sie wissen was im Keller los war. Sie konnte ihre Neugier kaum noch bremsen.
Vorsichtig näherte sie sich der Kellertür. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Hand auf die Klinke legte. Langsam, fast in Zeitlupe drückte sie die Türklinke hinunter. Die Tür ließ sich nicht bewegen. Sie hatte vergessen, dass er die Tür immer abschloss, aber wo hatte er den Schlüssel. Sie sah sich um, dachte nach, als ihr plötzlich einfiel, dass der Schlüssel immer in der Küche lag. Sie ging ihn holen. Als sie wieder vor der Kellertür stand, bekam sie plötzlich Angst. Sie konnte aber nicht anders, sie steckte den Schlüssel in das Schloss, und drückte die Tür langsam auf. Die Tür schien zu klemmen, denn sie ließ sich nicht sofort öffnen. Sie drückte langsam gegen die Tür, und Zentimeter für Zentimeter öffnete sie sich. Sie konnte es kaum noch erwarten. Dann trat sie in ein Nichts. Noch im Fallen wurde ihr klar, dass Henri die gleichen Gedanken hatte. Ihr letzter Gedanke war.“ Also Henri auch.“
 
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Kommentare  

Ganz netter Kurzkrimi. Offensichtlich 2 mordende Heiratsschwindler.
Aber schließe mich der Meinung an, daß Sie erst hätte nachsehen sollen, weil wegen der Neugier.
Ich glaube, hier sind die Prioritäten falsch verteilt.
Und ich frage mich, wie tief sie in den Keller fiel, so daß es mit Sicherheit tödlich enden mußte.
Und wenn er die Treppe entfernt hat, so wie ich das verstanden habe, wie kam dann er selbst aus dem Keller? Per Leiter ?
Und unklar ist, wer bei wem wohnt. Das finde ich wichtig. Ihre Kommode-- ihr Schlafzimmer--sein Schlafzimmer--sein Keller--kennen sich seit einigen Wochen--hmhmhmm....
Ansonste quirlige Geschichte.


 (12.03.2004)

Das sie hätte zunächst nachgucken sollen, dass ihr Mann wirklich tot war, würde ich auch sagen.
Nette kleine Geschichte, Spannung gut aufgebaut und nicht zu sehr gerafft. Hätte vielleicht noch etwas ausgebaut werden können, geht aber so.

Sehr Gut.


Redfrettchen (14.12.2003)

Vom ersten zum zweiten Teil hin reißt die Geschichte etwas ab, es fehlt mir ein Übergang.
Die Sicherheit das Mann tot ist hätte Frau erst überprüfen sollen. Aber die weibliche Neugier-tz, tz.Im Großen und Ganzen Kurzweilige Lektüre.
Typische Kriminalgeschichte mit leichtem Mysteriehauch das Ende betreffend. Hatte der Gatte einen Verdacht oder war er Mordlüsternd ?3 Punkte


Maxson (30.07.2002)

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