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2 Seiten

Das Sonnenkind von Barai

Romane/Serien · Spannendes
1. Kapitel

Es war einmal... so beginnen bekanntlich alle Märchen und enden auch so. Dieses soll anders werden.
Ein undenkbarer undefinierbarer Gestank schlägt mir aus der Mülltonne im Hinterhof entgegen und kleine Fruchtfliegen schießen empor. Ich trete einen Schritt zurück – sicher ist sicher und werfe meinen Müll rein und lasse den Deckel wieder zuschnappen.
Mein Blick bleibt wie immer an einem blau angestrichenen Fahrrad hängen, das ich einst an einer Straßenecke fand, heruntergekommen, einsam und verlassen und mit nur einer Pedale. Damals war das Fahrrad auch noch rosa und es hieß Barbie.
Als der Fahrstuhl kam stieg ich ein und glotze meine Fußspitzen eine Weile an, bis mir ein zusammen gefaltetes Stück Papier auffiel.
Ich versuchte es aus der Luft zu betrachten und zu lesen, hob es schließlich auf und begann den Brief zu lesen. Ein bunter Briefkopf mit den Worten: „Advanced Organization & Saint Hill Europe" stach mir ins Auge und in der Fußzeile standen drei Adressen von den Hauptsitzen von „The Church of Scientology“.
Wissbegierig fing ich an zu lesen:
"Liebe Suni,
immer wieder denke ich an Dich und Desanka. Wie steht es denn? Was macht die Kunst und die Mode?
Ich möchte so gerne wissen, was Du machst und wie es Dir in München geht und auch was Desanka macht. Ob sie wohl nach Barai gegangen ist.
Ich verliere so ungern Leute aus den Augen, die ich gerne habe.
Also schreibe mir und liebe Grüße an Desanka. Will sie nicht hierher in die Sea Org kommen? ES IST DAS SPANNENDSTE SPIEL.

Ganz herzlich
Deine
Edeltraud (Boco Case Cons.)"

Als ich im obersten Stockwerk ankam bemerkte ich erst das ich die falsche Etage gedrückt hatte, doch schon stieß eine Frau die Tür auf und lächelte mich an. Ihr Blick fiel unmerklich auf das Schreiben in meinen Händen, das ich nun schnell zusammenfaltete und in meine Hosentasche schob. Ich stieg aus dem Fahrstuhl aus und lief die Stockwerke wieder runter zu meiner Wohnung.

Am nächsten Morgen heftete ein Handgeschriebener Zettel im Fahrstuhl, der den Finder eines persönlichen Briefes dazu aufforderte, diesen bitte in das Postfach ohne Namen zu werfen.
Als ich meine Post aus dem Fach holte, warf ich einen verhohlenen Blick auf den Briefkasten.
Sollte ich mich raus halten und einfach den Brief in das Fach werfen und so tun, als wenn ich ihn nie gelesen hätte?

Zur selben Zeit in einer Kirche in Burundi, kniete Desanka auf einer kalten Steinstufe vor dem Altar. Die Tränen in ihrem Augen brennen und sie kann nicht genau sagen, ob sie nun weinen soll, weil sie sich leid tut einen Fehler begangen zu haben, oder weinen soll, weil sie wütend ist. Ein kühler Lufthauch streift Desankas nackten Rücken und sie dreht sich ein wenig, um aus den Augenwinkeln beobachten zu können, wie einer der Priester, ein ausgekochter Idiot, auf sie zu kommt. Seinen Arm hat er über seinem kahlköpfigen Haupt erhoben und hält ein säbelartiges Messer in seiner Hand und Desanka muss nicht lange überlegen, um zu verstehen, das der Priester es mitunter auf ihren Hals abgesehen hat, um sie zu meucheln. Hastig versucht sie ihre Gedanken so weit wie möglich klar zu ordnen. Sie darf jetzt keinen Fehler machen, da dieser ihr dann den Kopf kostet.
Dem Sektenoberhaupt sind die Zweifel in ihren Augen noch nicht aufgefallen, das ist ihr Glück. Einen guten Meter vor ihr bleibt Patival stehen und blickt sie immer noch schweigend an. Da fällt Desanka eines der Glaubensbekenntnisse ein „Der Mensch strebt danach zu überleben und daß sein Überleben von ihm selbst und von seinen Mitmenschen abhängt und davon, daß der Mensch ein brüderliches Verhältnis mit dem Universum erreicht.“ Sie atmet tief ein, bewegt sich langsam und richtet sich auf. Sie fängt an zu sprechen. „Patival, barai....“
Das Wort schlägt ein wie eine Bombe. Der Priester schaut sie aus seinen katzenhaften Augen an. „Du hast betrogen, sagst Du?“ Seine Stimme gleicht einem bedrohlichen Singsang.
Sie blickt empor und sieht einen dunklen Schatten durch die Mosaikfläche an der Decke....

Fortsetzung folgt.....
 
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Kommentare  

Darf ruhig behaupten, dass mich dieser Anfang einer Geschichte - denn eine ganze Geschichte ist es ja noch gar nicht - mehr als neugierig gemacht hat. Eine Story aus dem Dunstkreis der Scientology? Sind das nicht diese geldgeilen Gurus von eigenen Gnaden, die die Notlage anderer Menschen ausnutzen um diese einzufangen, festzubinden und dann eiskalt für die eigenen Profite und die eigenen Interessen auszunutzen?
Vorsichtige vier Punkte, denn, wie gesagt, eine Geschichte ist das noch nicht, wenn dieses Kapitel auch sehr vielversprechend klingt.
Hat der Autor selber Erfahrung mit dem, über was er da schreibt? Oder ist die Frage zu intim?


Gwenhwyfar (27.11.2002)

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