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15 Seiten

Fluch oder Segen (2)

Romane/Serien · Fantastisches
© Laura
Am nächsten Tag, nachdem der Zauberer einen Teil seiner Müdigkeit abgeschüttelt hatte, machte er sich daran, die Gästeliste, die Koresto ihm geschickt hatte, zu überprüfen, doch keiner der darauf verzeichneten Namen schien verdächtig. Die Gäste seines Arbeitgebers waren allesamt hoch geachtete Bürger Astragorrs; zu reich, um ein Spielzeug stehlen zu lassen, selbst wenn es sich um eine goldene Kugel handelte. Nik wusste zwar noch nicht, wer die Kugel gestohlen hatte, doch er vermutete, dass er etwas über den Dieb wusste, doch er hütete sich davor Kazimir etwas davon zu erzählen, bevor er sich nicht absolut sicher war. Der Kater würde sich wahrscheinlich über ihn lustig machen und darauf konnte er verzichten. Eine beißende Stimme in seinem Hinterkopf erinnerte ihn daran, dass er sich vor dem Tadel einer Katze fürchtete. Doch er ignorierte den Spott erfolgreich und zog seinen Mantel an, der seit dem gestrigen Nachmittag beleidigt über einem Stuhl gelegen hatte. Kazimir schlief noch immer in seinem Pergamenthaufen, den er, nachdem Nik die Schriften sorgfältig zurück ins Regal geordnet hatte, ebenso sorgfältig wieder durcheinander gebracht hatte. Der Zauberer überlegte einen Augenblick ob er den Kater wecken sollte, doch dann entschied er sich dagegen und kritzelte eine kurze Nachricht auf einen Zettel, den er neben den Futternapf lehnte. Das würde genügen müssen.

Ohne weitere Umwege machte er sich auf den Weg zur Zauberschule, um in ihrer weitläufigen Bibliothek nach einem bestimmten Buch zu suchen. Er frage sich, ob man ihn am Tor zurückweisen würde. Offiziell hatte man ihm nur verboten je wieder ein Klassenzimmer zu betreten, von all den anderen Räumen hatte niemand gesprochen. Nicht dass Nik darauf Wert gelegt hätte auszuprobieren, wie weit er in die Zauberschule würde eindringen können.
Die Bibliothek stand jedem offen, der Wissen suchte und in der Lage war, dieses lesend zu erlangen und nichts Schlechtes damit im Sinn hatte. Natürlich konnte es sein, dass man ihm derartiges unterstellte, doch dieses Risiko musste er eingehen.
Der Wächter am Tor beäugte ihn misstrauisch, als der Zauberer grüßend an ihm vorbeiging und die Treppe zur Bibliothek hinaufstieg. Allem Anschein nach hatte man dem Wächter von ihm erzählt, oder er hatte von Nik gehört. Vielleicht bildete er sich aber auch nur zuviel auf seinen schlechten Ruf an der Schule ein und der Mann war nur einfach jedem gegenüber misstrauisch, den er nicht kannte. Trotzdem bemühte Nik sich möglichst wenig aufzufallen, während er durch die um diese Tageszeit stark bevölkerten Gänge der Schule ging. Soweit das bei seiner körperlichen Erscheinung überhaupt möglich war. Er überragte die anderen Zauberer, die ihm unterwegs begegneten, um fast einen Kopf, wenn nicht sogar noch mehr und viele Augenpaare wandten sich ihm zu, wenn er an ihnen vorbeischritt.
Endlich hatte er die Bibliothek erreicht. Über mehrere Stockwerke erstreckten sich hier Regale um Regale voller Bücher. Viele davon mit magischen Bannen belegt, so dass nur Magiekundige sie lesen konnten, oder einfach nur um sie überhaupt lesen zu können. Ein leises Summen ging von diesen Büchern aus und man erzählte sich, dass sich ein gewaltiger Schwarm Bienen irgendwo zwischen den Büchern eingenistet habe.
Um die Bibliothek betreten zu können, mussten alle Zauberer an Batometh, dem alten Bibliothekar vorbei, der sich jedes Gesicht merkte und, wie es schien, immer ein Auge auf allem hatte, was zwischen den Regalen vor sich ging. Früher war er ein guter Freund von Nik gewesen und einer der wenigen, die sich nicht gegen den jungen Zauberer ausgesprochen hatten. Nik hoffte, dass sich das inzwischen nicht geändert hatte.
Tatsächlich schien der alte Zauberer erfreut darüber Nik zu sehen und er begrüßte den Jüngeren überschwänglich.
„Sieh an, wen haben wir denn da? Na wenn das nicht Nik die lebende Fackel ist! Du warst ja schon Jahrhunderten nicht mehr hier. Haben sie dich wieder aufgenommen?“
Nik erwiderte die Begrüßung und zuckte bei dem alten Spitznamen, den er seit fast zehn Jahren nicht mehr gehört hatte, zusammen.
„Nein, das haben sie nicht, Batometh. Aber sie hatten mir, soweit ich mich erinnere, nie verboten die Bibliothek zu betreten.“
„Und was führt dich hierher? Der Wunsch einen alten Freund zu besuchen kann es ja nicht gewesen sein, sonst hättest du dich schon viel eher mal wieder blicken lassen“, meinte der Zauberer mit einem Augenzwinkern.
„Nein, du hast Recht, ich suche etwas Bestimmtes.“
„Was denn, wenn man fragen darf?“
„Ein Buch über die Königsgeschlechter…“, antwortete Nik zögernd.
„Mmh, na ja du weißt ja sicher, wo du suchen musst. Ich …habe nur eine Bitte.“
„Was denn?“
„Keine Zaubersprüche. Deine Zauberei hat den Hang…nun… schief zu gehen und das könnte hier drinnen fatal sein“, erklärte Batometh besorgt.
„Ich weiß, keine Sorge…“, und damit verließ er den Bibliothekar und machte sich auf die Suche.
Glücklicherweise hatte sich die Zauberschule schon seit vielen hundert Jahren nicht mehr verändert, was bei all den schiefgegangenen Zaubersprüchen unerfahrener Novizen wirklich ein Wunder war.
Genauso wenig wie die Schule hatte sich auch die Bibliothek verändert und so stand alles noch immer mehr oder weniger dort wo es schon seit vielen Jahren stand. Es war nicht ungefährlich die Bibliothek zu betreten, wenn man nicht genau wusste, was man wo zu suchen hatte. Es gab Gerüchte von Novizen, die Tagelang verschwunden waren, weil sie ein Buch gesucht hatten und sich zwischen den vielen Regalen verirrt hatten. Nik selber war es beinahe einmal passiert, doch er hatte Glück gehabt. Seitdem hatte er immer, wenn er nicht genau wusste, wohin er in der Bibliothek ging, ein Knäuel Schnur bei sich gehabt, dass er an irgendeiner Stelle, an der er sich noch auskannte festmachte und somit leichter den Weg wieder zurückfand. Doch heute würde er diese Hilfe nicht brauchen, da er genau wusste wohin er ging.
Es dauerte jedoch eine Weile bis der Zauberer fand, wonach er gesucht hatte: „Flüche der Königsgeschlechter“, das dicke, in fleckiges Leder gebundene Buch wurde, wie es schien, häufiger von den Novizen und jungen Zauberern gebraucht und so wechselte der Standort des Buches nach jeder Benutzung geringfügig. Es kam jedoch auch vor, dass Bücher, die jahrelang nicht gelesen wurden, aus reiner Langeweile, im Laufe der Zeit von einer Seite des Regals auf die andere wanderten. Deshalb stand eigentlich nie ein Buch ganz genau da, wo man es vermutete.
Nik suchte sich einen der abgelegenen Arbeitstische aus und zögerte einen Augenblick, bevor er das Buch aufschlug. Er hoffte inständig, dass sein Gedächtnis ihn diesmal nicht im Stich gelassen hatte und ihm einen Hinweis auf den Verbleib der goldenen Kugel liefern würde. Dann atmete er einmal tief durch und schlug den Buchdeckel auf. Hastig blätterte er durch die vergilbten Seiten und bemühte sich in seiner Ungeduld keine der Abbildungen zu übersehen oder Seiten zu zerreißen. Batometh würde ihn sonst, trotz seines eigenen Zauberverbotes mit irgendeinem schrecklichen Fluch belegen…
Nik hielt inne. Da war sie, die Zeichnung eines merkwürdig entstellten, menschlichen Fußes.


Eine Biene summte mit unbekanntem Ziel an Niks rechtem Ohr vorbei, während der Zauberer konzentriert auf das vor ihm liegende Buch starrte und den Bericht über das Königsgeschlecht las, dessen besonderes Familienmerkmal es war, dass die Füße der männlichen Familienmitglieder auf ungewöhnliche Art und Weise missgestaltet waren. Der Ursprung dieser Missbildung schien mehrere hundert Jahre und viele Generationen zurückzuliegen.
Ein Prinz schien damals von einer Zauberin mit einem Fluch belegt worden zu sein, der ihn in einen Frosch verwandelt hatte. Nik fragte sich, ob diese Verwandlung ein Versehen oder Absicht gewesen war, denn wie es weiter hieß, war der Zauber nicht von Dauer gewesen, sondern durch eine Prinzessin wieder gelöst worden. Die beiden hatten geheiratet und waren glücklich miteinander gewesen. Doch wie sich herausstellte, war ihr Glück nicht makellos, denn all ihre Söhne und auch die Söhne ihrer Söhne hatten missgebildete Füße gehabt. Trotz allem ging es der Familie gut und auch heiratswillige Frauen waren nicht schwer zu finden gewesen. Alle Söhne waren als hervorragende Schwimmer und für ihre große Ausdauer im Tauchen bekannt. Man lebte in Wohlstand und Zufriedenheit. Doch das änderte sich aus unbekanntem Grunde schlagartig und innerhalb von zwei Generationen war das Königsgeschlecht nicht nur vollkommen verarmt, sondern auch beinahe ausgestorben.
In einer Randnotiz bemerkte der Autor, dass die Nachfahren des Froschprinzen außerdem eine besondere Vorliebe für goldenes Spielzeug gehabt hatten, was dieser Umstand allerdings mit dem Fluch zu tun hatte, war nicht bekannt.
Wie es schien war dieses Königgeschlecht doch nicht vollkommen verschwunden. Wie die Fußspuren im Keller seines Auftraggebers zeigten bestand kein Zweifel daran, dass der Dieb ein unbekannter Nachfahre des Froschprinzen war.


In Gedanken versunken wanderte Nik durch die belebten Straßen Astragorrs zurück nach Hause. Es würde nicht einfach werden, einen einzelnen Mann in Astragorr zu finden.
Die Stadt war zwar nicht so groß wie andere Städte, von denen der Zauberer gehört hatte, aber es war eine Stadt, in der Menschen nicht gefunden wurden, wenn sie nicht gefunden werden wollten. Zumindest, wenn man nicht wusste, wo man suchen sollte. Doch Nik hatte schon eine Idee und vielleicht mir etwas Geduld…

„Wo warst du so lange?“, begrüßte Kazimir den Zauberer als dieser schließlich zurückkam.
„Ich war in der Zauberschule. Hast du denn den Zettel nicht gesehen?“
„Ich habe ihn gesehen, aber bei dir kann man ja nie wissen“, murrte der Kater und streckte sich.
„Wie es scheint hattest du noch nichts zu fressen, sonst wäre deine Laune sicher besser.“, meinte Nik und begab sich auf die Suche nach etwas Brot, das er noch in irgendeinem der Schränke vermutete.
Kazimir schwieg.
„Es wird dich vielleicht freuen, dass ich ein paar Dinge erfahren habe.“, sagte Nik und zog triumphierend einen Beutel mit hartem Käse aus einer Schublade. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, wie dieser dort hingekommen war, doch das schmälerte seinen Fund nicht im Geringsten.
„So, und das wäre?“
Der Zauberer erzählte es ihm.
Kazimir hörte ihm zu, ohne auch nur mit einem Schnurrbarthaar zu wippen. Nik war sich nicht ganz sicher, ob er das als gutes Zeichen auffassen sollte oder doch eher als ein schlechtes. Er stand kurz davor zu einem Ergebnis zu kommen, als der Kater aufsprang und ihm ein Stückchen Käse aus der Hand klaute.
„Das hört sich gut an und beantwortet immerhin einige unserer Fragen.“
Nik war über dieses Lob so erstaunt, dass er sich an einer Brotkrume verschluckte.
Kazimir ignorierte den hustenden Zauberer und verschlang schnurrend seinen erbeuteten Käse.

Wenige Stunden später machten sie sich auf den Weg in die Stadt um einige weitere Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Sie hatten die Hoffnung vielleicht einen Schuster zu finden, der sich an einen Kunden mit merkwürdigen Füßen erinnern konnte, denn irgendwoher musste der Dieb seine Schuhe bekommen, schließlich konnte gerade er nicht barfuss herumlaufen.
In einer der Gassen an der südlichen Stadtmauer hatten sie endlich Erfolg. Vor der Tür hing ein alter hölzerner Schuh und zeigte welches Gewerbe hier betrieben wurde. Das Innere des Ladens wurde nur von einer rußigen Öllampe erleuchtet, in deren fahlem Licht man an den Wänden ganze Generationen von Schuhsohlen in allen Größen erkennen konnte.
Während der Zauberer sich mit dem Schuster unterhielt, machte Kazimir sich sofort mit der Neugier einer Katze daran, jeden Winkel des Geschäftes zu erkunden.
Der Schuster war halb blind und konnte Nik deshalb nicht sagen wie der Mann mit den Froschfüßen aussah, doch sein Name war Jostek und der alte Mann meinte sich zu erinnern, dass der Froschfüßige erwähnt habe, er lebe in der Nähe der Zauberschule, womit er seine merkwürdigen Füße erklärt hatte.
Der Schuster hatte daraufhin nicht weiter gefragt. Es war allgemein bekannt, dass Menschen, die in der Nähe der Zauberschule lebten manchmal merkwürdig aussahen. Nik hatte sogar einmal einen jungen Mann gesehen, dessen linke Hand eine Hundepfote gewesen war.

Den Rest des Tages verbrachten Nik und der Kater Zuhause und rekapitulierten was sie bereits wussten. Durch den Bericht über den Fluch des Froschprinzen wussten sie, wie der Dieb in das Haus ihres Arbeitgebers gelangt war und wahrscheinlich auch, warum für ihn gerade die goldene Kugel einen so großen Reiz ausgestrahlt hatte, dass er all die anderen kostbaren Spielsachen ignoriert hatte. Das einzige Rätsel, das ihnen bisher noch widerstand, war die Frage, wo sich die Kugel gerade befand. Der Schuster hatte zwar gesagt, dass der Dieb wahrscheinlich in der Nähe der Zauberschule wohnte, doch diese Ortsangabe war ihnen nicht wirklich eine Hilfe. Nik befürchtete, dass sie den Dieb eher alarmieren würden und er irgendwo in Astragorr untertauchte, wenn sie einfach durch die Straßen gingen, und die Menschen, denen sie begegneten, fragten ob sie jemanden mit ungewöhnlichen Füßen kannten. Das Beste was sie tun konnten war abzuwarten, bis Gortem sich vielleicht bei ihnen meldete.

Es dauerte fast zwei Wochen bis es endlich soweit war.
Nik hatte diese Zeit sehr angespannt und in ständiger Sorge verbracht, der Dieb könnte Astragorr verlassen haben. Ihn dann noch zu finden stand außerhalb seiner Fähigkeiten. Auch Kazimir ließ sich von Niks Nervosität anstecken, was dazu führte, dass ihm die Kellermaus nach wie vor entwischte und seine Laune sich immer mehr dem Tiefststand annäherte. Koresto hatte sie einige Male besucht um sich zu erkundigen, ob sie Fortschritte machten und bisher hatte der Zauberer es noch geschafft den Sekretär abzuwimmeln und zu erzählen, dass es ganz normal sei, dass derartige Dinge so lange dauerten.
Dann endlich eines Abends, während Nik über einer seiner Pergamentrollen brütete und Kazimir mal wieder in einer Ecke ein Nickerchen machte, klopfte jemand heftig an die Tür. Es war Meph einer der Küchenjungen aus dem Bäuchigen Bären. Er schien die Hoffnung zu haben, durch die Gewalt, die er Niks Tür antat, selber wieder zu Atem zu kommen. Er hatte nur geringen Erfolg damit und der Zauberer versuchte ihn davor zu bewahren, ein Loch in das ohnehin schon brüchige Holz zu schlagen, indem er den Jungen hereinzog und ihn auf einen Stuhl setzte, damit er sich kurz ausruhen konnte. Als er nicht mehr nur noch leise kieksende Töne von sich gab, fragte Nik den Jungen, warum er hier war.
„Gortem schickt mich… er… sagt er habe einen alten… Freund von euch gesehen.“ Meph rang noch immer nach Atem, doch der Zauberer hatte schon verstanden worum es ging und seinen Mantel angezogen. Kazimir war bereits an der Tür.
„Bleib eine Weile hier und ruh dich aus Meph. Ich muss leider weg.“
„Wollt ihr mir nicht den Schlüssel geben, damit ich abschließen kann wenn ich gehe?“
„Die Tür hat kein Schloss.“
„Aber habt ihr denn nicht Angst dass jemand einbricht und etwas stiehlt?“
„Sieh dich doch mal um. Was könnten Diebe hier denn wollen?“ fragte Kazimir den Jungen und folgte Nik, der bereits durch die Tür war und die Straße hinunter lief.

Ihr "alter Freund" war noch immer im Bäuchigen Bären als Nik und der Kater dort eintrafen.
Gortem winkte sie sofort zu sich und beschrieb ihnen den Tisch, an dem Jostek saß. Der Zauberer konnte nur mit großer Anstrengung dem Drang widerstehen, sich sofort nach ihm umzusehen. Stattdessen suchte er sich selber einen Tisch, von dem aus er den ganzen Raum überblicken konnte und ließ sich vom Wirt einen Krug Met bringen. Dann begann er damit ihren "Freund" etwas genauer zu betrachten. Es war ein hochgewachsener Mann, mit dunklen Augen und einem scharfkantigen Gesicht. Seine Kleidung war an mehreren Stellen ausgebessert, doch trotz allem machte er keinen heruntergekommenen Eindruck. Im Gegenteil, er trug seine Lumpen mit demselben Stolz wie ein König seine Krone. Wäre Nik ihm irgendwo auf der Straße begegnet, dann hätte er sich wahrscheinlich verwundert nach Jostek umgesehen. Er sah gar nicht aus wie ein Dieb, andererseits konnte gerade das sein Trick sein. Einen Augenblick lang überlegte der Zauberer, ob Gortem sich nicht vielleicht geirrt hatte, oder er einfach einer falschen Fährte nachgejagt war?
Nik hatte beschlossen, dass sie dem froschfüßigen Mann folgen würden, wenn er später den Bären verließ. Es hatte keinen Sinn ihn hier und jetzt auf die Kugel anzusprechen; das würde ihn nur misstrauisch machen und dann würde er abhauen.
Es dauerte eine Weile, bis Jostek seinen Krug leer trank, einige Münzen auf die klebrige Tischplatte legte und den Bäuchigen Bären verließ.
Der Zauberer beeilte sich, es ihm gleich zu tun.

Draußen war es inzwischen dunkel geworden und der allabendliche Regen hatte eingesetzt. Nik konnte sehen wie die Gestalt des Mannes die Straße entlang ging. Er schien es nicht eilig zu haben und so wie es aussah vermutete er auch bisher nichts von seinen Verfolgern. Kazimir schlich neben dem Zauberer her und umging dabei geschickt die größten Pfützen. Nik meinte ihn etwas murmeln zu hören, das wie: „Ich hasse diese Stadt“ klang, doch er war sich nicht ganz sicher.
Sie folgten Jostek weiter durch die verwinkelten Gassen Astragorrs, bis Nik irgendwann das Gefühl hatte im Kreis gelaufen zu sein.
„Ich schätze er hat uns bemerkt“, flüsterte er dem Kater zu.
„Diese Kombinationsgabe. Bemerkenswert!“, spottete Kazimir.
„Ich schätze das Beste wird es sein, wenn du alleine weiter gehst“, meinte der Zauberer nach einer Weile und warf dem Tier einen Seitenblick zu.
„Warum das denn?“
„Weil du, oh Herr-der-Schatten-und-dunklen-Kellerecken besser dafür geeignet bist, jemanden in der Nacht, genauso wie am Tage, zu verfolgen. Wer achtet schon auf eine Katze?“
„Kater!“
„Hör auf zu diskutieren und folge ihm lieber. Das Geld, das auf dem Spiel steht, bezahlt dein Fressen. Ich warte zuhause auf dich.“
Der Kater grummelte noch etwas Unverständliches und verschwand in die Nacht.

Der Zauberer ging indessen zurück zu seiner Wohnung. Es regnete noch immer in Strömen und sein Zaubermantel hielt das Wasser nicht im Geringsten ab. Die Unterrichtsstunde an der Zauberschule, in der sie einen Trockenzauber hätten lernen sollen, hatte zu Niks Schande damit geendet, dass sich sein Umhang tropfend in die Luft erhoben und zum Fenster hinaus geflogen war. Er hatte ihn nie wieder gesehen und zusammen mit dem Umhang war auch jede Hoffnung, seinen Mantel jemals Wasser abweisend zaubern zu können, verschwunden.


Es war kurz nach Mitternacht, als Kazimir schließlich vollkommen durchnässt heimkehrte. Sein Fell stand in kleinen Stacheln von seinem Rücken ab und er schien innerhalb von wenigen Stunden die Hälfte seines Körperumfangs eingebüßt zu haben. Er hatte allem Anschein nach eine miserable Laune und so verzichtete Nik vorerst darauf, ihn nach dem Ergebnis seiner nächtlichen Verfolgungsjagd zu fragen. Stattdessen nahm er ihn auf den Schoß und rieb das Fell des Katers mit einem Tuch mehr oder weniger trocken. Kazimir ließ die Prozedur schweigend, doch nicht ohne unwilliges Knurren über sich ergehen und zog sich, nachdem der Zauberer ihn wieder losgelassen hatte in sein Pergamentrollennest zurück. Einen Augenblick überlegte Nik, ob unter den Schriftrollen irgendetwas Wichtiges war, das durch die Feuchtigkeit zerstört werden könnte, doch ihm fiel nichts ein. Wahrscheinlich würde Kazimir ihn auch, selbst wenn es so wäre, nicht an das Regal heran lassen. Ein paar ruinierte Schriftrollen würden der Preis dafür sein müssen, dass er den Kater in den Regen hinaus geschickt hatte.
Eine Weile war nur das trockene Rascheln von Pergament zu hören, während Kazimir sich putzte und sein Fell, das durch Niks etwas unsanfte Trocknung durcheinander gebracht worden war, wieder ordnete. Der Zauberer wartete geduldig. Heute Nacht würden sie sowieso nichts mehr unternehmen können, da konnte er auch bis zum Morgengrauen warten.
Nik erinnerte sich daran, dass Kazimir auch bei ihrer ersten Begegnung gerade aus dem Regen gekommen war. Er hatte sich gerade auf der Flucht vor einigen Straßenhunden befunden, die er durch seine bissigen Bemerkungen aufgestachelt hatte. Auf der Suche nach einem Versteck hatte er sich an Nik vorbeigezwängt, als dieser gerade die Tür geöffnet hatte und der Zauberer hatte sich nur haarscharf vor den heranrasenden, wütenden Hunden in Sicherheit bringen können. Nachdem er sich dann bei dem Versuch die nasse Katze von einem der Schränke herunterzuholen, einige blutige Schrammen eingehandelt hatte, hatte er es schließlich aufgegeben. Zwei Tage später hatte sich Kazimir dann endlich wieder herunter gewagt und mit der Neugier und der Selbstverständlichkeit eines jungen Katers Niks Arbeitszimmer in Besitz genommen. Er war eine Straßenkatze gewesen, geboren in einem Kornspeicher in der Nähe der Zauberschule zusammen mit einer Schwester, Rouge, die wie er erzählte blaugetigert und der Liebling aller Straßenkinder gewesen war. Kazimir selbst konnte mit jedem Lebewesen um ihn herum sprechen, was ihm allerdings einigen Ärger einbrachte, da er als Katze im Allgemeinen und in seiner Persönlichkeit im Besonderen noch nie etwas von Höflichkeit oder Diplomatie gehört hatte.
Es war beinahe selbstverständlich, dass Nik den Kater, nun da er ihm einmal Unterschlupf gewährt hatte, nicht mehr so ohne weiteres loswerden würde und inzwischen kannte man ihn in manchen Teilen Astragorrs nur noch als den feuerhaarigen Zauberer und seinen getigerten Begleiter. Sie waren so etwas wie Leidensgenossen geworden. Jeder auf seine Weise ausgestoßen von seiner Art.

Nik gähnte herzhaft und lehnte sich in seinem Stuhl soweit zurück, dass die Rückenlehne gegen eines der Regale stieß und ihn von einem Sturz abhielt.
„Und was ist, warst du erfolgreich?“, fragte er schließlich als er der Meinung war, dass er genügend Rücksicht auf die verletzte Katerehre genommen hatte.
Kazimir schniefte und schwieg.
„Jetzt komm, du bist wieder trocken und geschadet hat dir das bisschen Wasser auch nicht.“
„Du weißt ganz genau wie sehr ich Wasser verabscheue…“, zischte der Kater.
„Ja genau, du hast Recht. Ich habe das mit Absicht gemacht. Ich habe dafür gesorgt, dass Filomir das Wetter durcheinander bringt, nur damit ich dich irgendwann mal nachts in den Regen hinaus schicken kann. Ich weiß gar nicht was du hast, du warst doch sowieso schon nass.“
Als Antwort kam nur ein weiteres Knurren.
„Also, weißt du wo Jostek wohnt?“
„Natürlich weiß ich das“, erwiderte der Kater als hätte Nik angezweifelt, dass er Krallen hatte. „Ich bin ihm unauffällig gefolgt. Als er irgendwann davon überzeugt war, dass du nicht mehr hinter ihm warst, ist er endlich in die richtige Richtung gegangen.“
„Und weißt du jetzt wo er wohnt?“
„Immer langsam mit den jungen Mäusen. Du musst schon etwas mehr Geduld haben“, tadelte Kazimir und sprang mit einem geschmeidigen Satz auf den Schreibtisch. „Ich bringe dich morgen hin. Aber für heute bin ich müde. Gute Nacht.“ Und damit ließ er Nik alleine und verschwand irgendwohin in eine stille Ecke aus der er bis zum Morgengrauen nicht mehr hervorkommen würde.

Wie es schien hatte sich der Schuster was den Wohnort des Froschfüßigen anging entweder geirrt oder er war angelogen worden.
Kazimir war Jostek in der vergangenen Nacht bis nach Hause gefolgt und nachdem er davor eine Weile gewartet hatte, war er wieder zu Nik zurückgegangen. Nun standen sie vor einem heruntergekommenen Haus in der Nähe des Westtores. Ein Ort, der so weit von der Zauberschule entfernt lag, wie das in Astragorr möglich war, deren Zentrum der Zauberbezirk zusammen mit der Schule bildete. Vielleicht war es dem Mann schon genug, dass er die Füße eines Frosches besaß und er wollte nicht das Risiko eingehen noch auf andere Weise missgestaltet zu werden.
Es war erst kurz nach Sonnenaufgang und die Stadt war gerade dabei zu erwachen. Kazimir führte Nik um das Haus herum, wo eine kleine Hintertür in einen kleinen Hof mündete. Mit einigen Kisten und einem einfachen Schlosszauber verrammelte der Zauberer die Tür. Wahrscheinlich würde sie sich, so wie er es von diesem Zauberspruch gewöhnt war, nun nie wieder öffnen lassen, doch es war ihm egal, wie lange sie geschlossen blieb. Solange Jostek nicht über diesen Weg entkommen konnte.
Dann klopfte er energisch an die Fordertür.

Sie hörten ein leises Fluchen aus dem Inneren des Hauses, dann schlurfende Schritte, ein Schlüssel drehte sich im Schloss und kurze Zeit später, spähten verschlafene Augen zu ihnen heraus. Jostek, der den Zauberer scheinbar erkannte, fluchte erneut und schlug die Türe wieder zu. Sie hörten Schritte, die schnell durch das Haus lief. Nik zog stöhnend seinen Fuß aus dem Türspalt und folgte Jostek humpelnd ins Haus. Der Zauberer sah dem Mann einen Augenblick dabei zu, wie er vergeblich versuchte seine Hintertür zu öffnen und räusperte sich schließlich um die Aufmerksamkeit des anderen auf sich zu ziehen.
Jostek wirbelte herum und sah Nik lauernd entgegen. In der Hand hielt er ein einfaches Messer, wie es schon Straßenjungen besaßen.
„Guten Morgen!“, sagte Nik ruhig.
„Was soll daran gut sein?“, erwiderte Jostek und seine Augen zuckten zu einem der Fenster das, wie Nik feststellte nur angelehnt war.
„Ich dachte das sagt man so. Es gilt als höflich.“
„Du bist uneingeladen in meinem Haus. Das ist nicht höflich.“
„Du hast mir die Türe vor der Nase zugeschlagen. Das ist auch nicht höflich. Wenn ich übersehe, dass du abhauen wolltest sind wir quitt.“
Jostek machte einen verzweifelten Sprung zum Fenster und prallte zurück, als plötzlich Kazimir vor ihm auftauchte und fauchend das Fensterbrett bewachte.
„Zwing mich nicht einen Fesselzauber auf dich zu legen Jostek.“
„Du glaubst doch nicht wirklich dass das funktionieren würde“, meinte dieser und Hoffnung flackerte in seinen Augen.
„Nein, du hast Recht, wahrscheinlich würde es das nicht. Aber irgendetwas würde passieren und wenn du hinterher nicht gefesselt bist, dann sind vielleicht deine Beine verknotet, wenn du überhaupt noch welche hast. Das wäre denke ich unangenehm“, gab Kazimir vom Fenster aus zu bedenken.
„Wir wollen nur kurz mit dir reden.“
„Worüber denn?“
„Über die goldene Kugel die sich momentan in deinen Besitz befindet.“
Jostek maß den Zauberer mit abschätzendem Blick, entspannte sich jedoch etwas. Das Messer behielt er weiter in der Hand.
„Ich weiß nicht von welcher Kugel ihr sprecht.“
Es klang ehrlich.
Doch Kazimir war ungeduldig. „Hör zu, Jostek. Wir können diese Sache auf zivilisierte Weise regeln und du gibst uns die Kugel oder Nik hier wird irgendeinen Zauberspruch auf dich loslassen. Vielleicht verzaubert er dich in einen Frosch?“
Die Augen des Mannes verengten sich zu zwei dunklen Schlitzen.
„Mit so was scherzt man nicht, Katze!“ Einen Augenblick lang starrten die beiden sich an und der Zauberer meinte beinahe kleine Blitze zwischen ihnen hin und her schießen zu sehen.
„Ich denke nicht, dass irgendeine Magie nötig sein wird. Habe ich Recht?“, versuchte Nik die beiden auseinander zu bringen.
Mit einem Ruck richtete Jostek sich wieder zu seiner vollen Größe auf, die fast an die des Zauberers heranreichte, und sah Nik fest in die Augen.
„Nein, du hast Recht. Aber ich weiß wirklich nicht welche Kugel ihr meint“, erklärte der Mann und nachdem er demonstrativ sein Messer auf den Küchentisch gelegt hatte, bedeutete seinen beiden ungebetenen Gästen ihm zu folgen. Sie gingen eine gewundene Treppe hinunter in den Keller, wo Jostek vor einer stabilen Eichentür hielt und sie mit einem großen Schlüssel aufschloss. Dahinter befand sich ein Raum, in dessen Mitte sich ein breites Bassin mit klarem Wasser befand. Der Schein vereinzelter Kerzen spiegelte sich in der Wasseroberfläche und wurde dann wiederum von den polierten Oberflächen vieler goldener Kugeln in allen Größen reflektiert. Überall schien es zu glitzern und zu schimmern und Nik und Kazimir standen sprachlos vor dieser gigantischen Sammlung. Nun verstand der Zauberer was Jostek gemeint hatte. Vor sich sah er Hunderte von Kugeln. Einige waren so klein wie eine Murmel, bis hin zu Exemplaren, die fast so groß waren wie ein Kinderkopf. Die Kugeln ruhten auf kleinen Sockeln, auf Kissen, in Schalen auf dem Boden oder einfach in einer Ecke auf dem kahlen Boden.
„Was… ist das hier?“, brachte Nik nach einer Weile hervor.
„Das ist etwas, von dem nur wenige wissen und das noch weniger gesehen haben. Eigentlich dürftet auch ihr das hier nicht sehen, doch ich nehme an, wenn ich es euch nicht gezeigt hätte, dann würdet ihr mir vielleicht nicht zuhören.“
„Du hast unsere volle Aufmerksamkeit“, hauchte Kazimir, den der Zauberer vorsichtshalber auf den Arm genommen hatte, damit er nicht sofort anfing einer der Kugeln nachzujagen und alles in ein heilloses Durcheinander zu stürzen.
„Gut. Kommt wieder mit hoch. Hier unten wird man zu leicht abgelenkt.“
Nik konnte ihm nur zustimmen.

Kurze Zeit später saßen sie zusammen in der Küche und Jostek erzählte ihnen mit ruhiger Stimme seine Geschichte. Er war tatsächlich ein Nachfahre des Froschprinzen, auch wenn seine Familie bereits seit vielen Jahren kaum mehr waren, als hochwohlgeborene Bettler. Die Zauberin, die Josteks Vorfahren einst mit einem Fluch belegt hatte, hatte ihm als Wiedergutmachung eine goldene Kugel geschenkt, die nicht nur, solange sie sich im Besitz der Familie befand, die missgebildeten Füße der Söhne heilte, sondern auch dafür sorgte, dass es ihnen niemals an Wohlstand fehlte. Eines Tages war diese Kugel gestohlen worden. Es dauerte eine Weile, bis der Diebstahl bemerkt wurde, da die Wirkung der Kugel erst nach einer Weile nachließ. Doch als die verzauberten Füße der männlichen Nachfahren schließlich wieder zum Vorschein gekommen waren, zeigten sich auch schon die ersten Anzeichen dafür, dass der Reichtum der Familie schwand. Seitdem suchten die Söhne im ganzen Land nach der goldenen Kugel und wenn sie davon hörten, dass jemand eine solche Kugel besaß, fanden sie einen Weg sie zu stehlen, in der Hoffnung, dass es ihre Verschwundene sein möge. Nie war auch nur eine der Kugeln verkauft worden oder hatte aus anderem Grund den Besitz der Familie wieder verlassen. Zum einen weil es sehr schwer gewesen wäre einen Käufer zu finden, da Leute wie Nik dadurch sofort auf ihre Fährte gelockt worden wären und auch weil Jostek und die anderen Nachkommen des Froschprinzen an jedem einzelnen Stück ihrer jahrelangen Beutezüge hingen. So hatten sich im Laufe der Generationen viele hundert solcher goldenen Kugeln angesammelt, doch niemals war die Richtige dabei gewesen. Bis jetzt!
„Ihr müsst verstehen, dass ich euch die Kugel nicht überlassen kann. Seit zehn Generationen suchen wir danach, und nun da wir sie gefunden haben…“
„Woher willst du denn wissen, dass wir gerade diese spezielle Kugel haben wollen. Vielleicht ist es ja eine ganz andere?“, meinte Nik hoffnungsvoll.
„Nein, das ist leider ausgeschlossen“, seufzte Jostek „Es ist die einzige Kugel die in Frage kommt.“
„Wie kannst du dir so sicher sein?“
„Was denkst du eigentlich, wie oft ich solche Diebstähle begehe?“, fragte der andere gereizt.
„Du musst auch unsere Position verstehen“, sagte Kazimir beschwichtigend. “Wir haben den Auftrag bekommen diese Kugel zurückzuholen und so Leid es mir tut das zu sagen, aber wir brauchen das Geld. Wie man es dreht und wendet, du hast etwas gestohlen und das ist nicht erlaubt. Du hast schon Glück, dass man uns auf dich angesetzt hat und nicht die Wachen.“
„Die Wachen!“, lachte Jostek. „Wie erfolgreich die Wachen bei solchen Dingen sind, zeigt euch die Sammlung im Keller. Und was Recht und Unrecht angeht: Die Kugel gehört rechtmäßig meiner Familie. Ich habe also ein größeres Anrecht darauf als irgendein anderer in dieser Stadt.“
„Selbst wenn es so wäre, würde es dir niemand glauben“, gab Kazimir zurück. Nik saß schweigend da und dachte nach.
Nach einer Weile war er endlich zu einer Entscheidung gekommen und teilte sie den beiden anderen mit.

Am Nachmittag machten der Zauberer und sein pelziger Begleiter einen Spaziergang durch Astragorr. Jostek war mit Niks Entscheidung nicht vollkommen einverstanden gewesen, doch die Alternative, die der Zauberer ihm gelassen hatte, hatte ihm noch mehr missfallen. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie unter all den Kugeln die seine Familie angehäuft hatte, eine fand, die der Kugel ihres Auftraggebers so sehr ähnelte, dass niemand einen Unterschied würde feststellen können.
Dann waren Nik und Kazimir zu Koresto gegangen, um die „gestohlene“ Kugel zurückzubringen. Der Sekretär hatte die Kugel an sich genommen und war damit erst einmal verschwunden. Unruhig hatten die beiden in der Halle gewartet, ob die falsche Kugel der Prüfung durch ihren Auftraggeber Stand halten würde. Doch sie hatten Glück. Nach einer scheinbar endlosen Zeit kehrte Koresto zu ihnen zurück und überreichte ihnen einen Beutel in dem es vielversprechend klimperte.
„Meinen Herrn würde interessieren, was denn aus dem Dieb geworden ist. Habt ihr ihn der Wache übergeben?“
„Nein, er ist uns entwischt, nachdem wir ihm die Kugel abgenommen hatten. Aber ich würde mir keine Sorgen machen, dass er es noch mal versuchen wird. Es war nur irgend so ein einfacher Bettler, der sich schnelles Geld erhoffte. Doch wenn ihr mir nicht glaubt, dann würde ich euch empfehlen entweder den Keller abzusperren, oder das Tor, durch das der Dieb hereinkam, zuzumauern.“
Dann hatten sie sich verabschiedet und waren gegangen.
Nik war sich nicht sicher, ob er ein schlechtes Gewissen haben sollte, wenn ihr Auftraggeber vielleicht durch den Verlust der Kugel nicht mehr so reich sein würde, doch er entschied sich schließlich dagegen. Josteks Familie hatten die älteren Rechte an der Kugel und sie hatten nun viele Generationen lang darauf gewartet. Nein, er hatte sich richtig entschieden. Und außerdem konnte man auch nicht sagen, dass er seinen Auftraggeber wirklich betrogen hatte. Schließlich hatte er ihm eine goldene Kugel zurückgebracht. Und wie viele goldenen Kugeln gab es schon? Einige, wie er sich erinnerte, doch das brauchte ja niemand zu wissen.
 
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Kommentare  

Wunderschöne Geschichte. Ich könnte auch grad weiterlesen.

UweB (26.11.2007)

Klasse...
ich finde wenn man schon meint so einen, in jeder weise unkonstruktiven, Kommentar abgeben zu müssen, könnte man auch genug Rückrad haben um dazu zu stehen.


Laura (29.08.2005)

scheiße

 (29.08.2005)

Geht genau so gut weiter wie Teil 1. Gefällt mir sehr gut. Nur Schade, dass die Geschichte schon zuende ist.
5 Punkte!


Mirco vom Hau (14.05.2003)

Wusst ich's doch, hat was mit dem Froschkönig zu tun *g*
Sehr schöne Umsetzung eines altbekannten Märchens in eine Fantasygeschichte, gefällt mir wieder mal ausgesprochen gut.
Schade nur, das die Story so kurz war, könnte da noch ewig weiterlesen.
5 Punkte, was sonst.


Drachenlord (08.05.2003)

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