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7 Seiten

Black Misery

Romane/Serien · Schauriges
Ein alter Mann sitzt in einer maroden Freiluft-Toilettenkabine. Man sieht nur sein Gesicht und einen Teil des hölzernen Aborts mit Blick auf ein ebenfalls zerfallendes, hölzernes Häuschen. Der Mann betrachtet das kleine Holzhaus, neben dem sich ein riesiger Kothaufen befindet, der mehr als die halbe Höhe des Hauses misst und etwa ein Viertel der Breite. Rund um den Haufen staken Hühner umher und picken in den Exkrementhaufen, auf dessen "Gipfel" ein mächtiger Gockel thront, der aufmerksam die Hühner beobachtet.
Auf der Vorderseite des Häuschens, im Hof, ist ein Holzwagen geparkt. Zwei alte schwarz-graue Deutsche Schäferhunde stoßen ihre Schnauzen in das Fleisch eines enthäuteten, blutigen, auf dem Hof liegenden Schweins. Gierig reißen die Hunde Fleischbrocken aus dem ganzen Stück heraus.
Der alte Mann am Abort, richtet seinen Blick unbeeindruckt wieder auf das Häuschen. Das Glas eines der beiden Fenster im oberen Stockwerk ist durch einen Sprung diagonal in zwei Teile getrennt. Der linke Fensterladen ist nur noch mit einem Scharnier am Fensterstock befestigt. Von den schattenspendenden und den Glas schützenden Sprossen des Fensterladens halten nur noch wenige der Fäulnis stand. Die Haustür ist mit einigen Latten provisorisch repariert und sämtliche Fenster im Erdgeschoss sind mit Brettern zugenagelt, sodass nur noch kleine Ritze zwischen den Brettern Licht in das Haus lassen.
Links, rechts und hinter dem alten Mann auf der Toilette verwehren hölzerne Wände den Blick auf das Innere der Toilette. Es gibt zwar eine Tür, aber die ist nicht mehr da wo sie eigentlich hingehört. Sie liegt im Morast direkt vor der Hütte und ist in einen heftigen Verwesungsprozess involviert. Das Holz der drei Wände und des Daches des Klosetts sind ebenso marode. Da sitzt der Alte also am Klo mit einem Ranken Brot in der linken Hand und einer Flasche Schnaps in der rechten. Er kämpft gegen die Müdigkeit. Langsam fallen ihm die Augenlieder zu und seine Körperhaltung wird zusehends entspannter. Seine Arme sinken langsam zu Boden. Das Brot landet - mit der dick mit Butter bestrichenen Seite nach unten - auf dem Boden, die Flasche Schnaps kippt um, rollt aus der Toilette hinaus, die auf dem Boden liegende Türe hinunter, bis sie schließlich im Morast halb verschwindet. Der Alte kauert unbequem auf der Toilette, den Oberkörper auf den Schenkeln lastend und den Kopf zwischen seinen Beinen fade herunterhängend.
Ein Mann von etwa 30 Jahren liegt im Bett. Schweißgebadet und unruhig wälzt er sich darin, bis er schließlich aufwacht, und sich auf dem Boden neben dem Bett wiederfindet, panisch nach Luft schnappend. Er hält sich die Hände schützend vor Augen, dreht sich auf die Seite, zieht die Beine vor den Bauch. Er verweilt kränklich zitternd in dieser Position, bis er einige Male kräftig mit der Faust gegen den Holzboden schlägt und in einem Satz aufspringt. Breitbeinig steht der Mann in seinem Schlafzimmer, alles um ihn herum dreht sich. Er blickt sich um. Neben dem Bett steht ein Nachtkästchen, auf dem ein Spiegel abgelegt ist. Er torkelt hin zum Kästchen, nimmt den Spiegel, setzt sich auf das Bett und blickt ängstlich in den Spiegel. Ganz langsam bewegt er den Spiegel in der Art, dass er zunächst nur die Stirn, dann auch die braunen Augen, die zierliche Nase, das bärtige Kinn und den Hals betrachten kann. Die dunklen, schweißnassen Haare hängen ihm in die Stirn. Behutsam streicht er mit den Fingern durch die Haare, einmal, zweimal, ein drittes Mal und erschrickt heftig, als er merkt, dass seine Hand voller Blut ist. Er wirft den Spiegel neben sich auf das Bett. Mit der sauberen Hand tastend sucht er nach einer Verletzung, doch weder der Handballen, noch der Randrücken, ebenso wenig die Finger weisen auch nur einen Kratzer auf. Er überlegt kurz, fährt dann mit der sauberen Hand vorsichtig über die Stirn und merkt, dass unter den Haaren eine Schürfverletzung zu finden ist. Er nimmt den Spiegel in die Hand, streicht sich die Haare mit der linken Hand aus der Stirn und gibt somit den Blick auf eine blutende Verletzung frei. Er betrachtet die Wunde kurz, beginnt seltsam zu grinsen, wirft dann den Spiegel beiseite und lässt sich auf das Bett zurückfallen. Der Mann beginnt fröhlich zu lachen. Das Lachen wird intensiver und wandelt sich zu einem verrückten Lachen bis er beinahe beginnt zu weinen. Sein Gesichtsausdruck ist schmerzverzerrt. Regungslos liegt der Verwirrte nun auf dem Bett und starrt verzweifelt und ängstlich gegen die Decke. Seine Lider drohen, zuzufallen. Mit letzter Kraft versucht er, der einreißenden Müdigkeit den Kampf anzusagen, vergebens. Schwach sinkt der Kopf zur Seite, und sämtliche Muskeln seines Körpers entspannen sich.
Eine kleinbäuerlich anmutende Familie sitzt am Tisch. Die Bäuerin stellt fröhlich vor sich hin singend das dampfende Geschirr auf den Tisch, setzt sich auf den Stuhl neben der jüngsten Tochter, die ebenso wie ihre Schwestern und ihre Mutter ein Kopftuch trägt. Die anderen beiden Töchter sitzen auf der Bank, mit dem Rücken zu einem kleinen, quadratischen Fenster. Der Vater sitzt an der Stirnseite des Tisches neben dem jüngsten Mädchen und den beiden Schwestern und der Bub sitzt ihm gegenüber. Ein kurzes Gebet gen Himmel gerichtet und alle bedienen sich. Mit einem Lächeln im Gesicht beobachtet die Mutter durch das Fenster zwei junge, niedliche Deutsche Schäferhunde, die im Hof spielen und sich gegenseitig in den Nacken beißen. Hungrig essen die anderen derweil. Der Vater und der Sohn mit einem Mordsappetit, nehmen sich mit dem Löffel noch einen Knödel aus dem Geschirr und mit der Gabel ein Stück Fleisch aus einem anderen. Das ganze wird mit einem Löffel Sauce übergossen. Die Töchter hingegen verhalten sich recht zaghaft und lassen ängstlich kurze, leicht paranoid wirkende Blicke durch den Raum schweifen. Nach dem Essen, lehnt sich der Vater zufrieden in den Stuhl und fasst sich mit der Hand an den Bauch. Er lächelt seine Frau an und zwinkert ihr liebevoll zu, bevor er sich erhebt, gefolgt vom Sohn und den drei Töchtern, um die Küche zu verlassen. Die Kinder greifen sich nacheinander ihre ledernen Schultaschen, die links neben der Küchentür ordentlich an die Mauer gelehnt sind.
Die Mutter beobachtet den Vater durch das kleine quadratische Fenster, wie er das Pferd vom Stall in Richtung der Scheune führt und das edle, starke Tier vor eine leere Holzkutsche spannt, das Tier zärtlich am Hals berührt, es am Geschirr greift und mit einem leichten Ruck zum marschieren bringt. Die Kinder spazieren den Berg hinab. Die Mädchen in einer braven Reihe, ganz eng beisammen und der Bub kreist um sie herum wie ein Hirte. Die Töchter haben ihre Schulranzen ordentlich auf den Rücken geschnallt, der Junge trägt die Tasche locker auf seiner linken Schulter.
Noch schnell den Tisch abgeräumt, die Teller in dem warmen Wasser abgespült, das sie zuvor in einem Topf auf dem Ofen vorbereitet hat, verlässt die Mutter ebenfalls die Küche.
Der Mann und sein Pferd befinden sich im Wald. Er lädt noch einige Holztrümmer auf den Wagen. Nachdem ihm ein Tropfen auf die Nase fällt, sieht er hinauf zum Himmel, um zu sehen, ob Regenwolken am Himmel stehen. Die Sicht wird ihm von riesigen Laubbäumen verdeckt. Den Blick so nach oben richtend, führt er sein Pferd weiter den Waldweg entlang, stolpert plötzlich über etwas und zu allem Unglück kommt noch hinzu, dass das Pferd mit seinen Scheuklappen nicht rechtzeitig die Situation erkennt und so den Mann mit dem Huf am Kopf streift. Der bleibt kurz bewusstlos liegen, um dann doch aufzustehen und zunächst die Verwundung, die er mit einer Handbewegung als harmlos abtut, und dann das Hindernis zu begutachten. Bestürzt über das, was ihm im Weg lag, rennt er panisch einige Meter weg von der Stelle, bleibt dann stehen, lässt die Hände sein Gesicht langsam hinuntergleiten, von der Stirn bis zur Nase, die er ebenso versteckt wie seinen Mund und sein Kinn. Er blickt noch einmal zurück, um zu testen, ob ihn seine Augen vielleicht getäuscht haben, wendet den Blick aber sofort wieder ab und lässt sich auf die Knie fallen. Heulend und schluchzend kommt sein Körper dem Boden immer näher, bis er schließlich seitlich da liegt, die Hände schützend vor den Kopf haltend und die Beine zum Bauch gezogen. So bleibt er eine Weile liegen. Er hebt kurz seinen Kopf und blickt auf das Pferd, das hinter einer mächtigen Fichte und der leichten Anhebung vor ihm halb verborgen ist. Verstört steht es noch auf dem Waldweg und hält nach dem Herr Ausschau in alle Richtungen. Doch in der Dämmerung sieht es seinen Herrn nicht, der zusammengekauert in einer kleinen Mulde am Waldboden liegt, in einem Bett aus Laub. Der Mann liegt immer noch seitlich am Waldboden, mit offenen, verweinten Augen, ohne zu blinzeln.
Plötzlich füllt sich die Mulde langsam mit einer schwarzfarbenen zähen Flüssigkeit. Der Mann bleibt zitternd liegen. Die Flüssigkeit hat ihn schon zur Hälfte verschlungen, als er sich schwach auf den Rücken dreht um nicht an der Flüssigkeit ersticken zu müssen. Der Spiegel steigt kontinuierlich, bis dem Mann das schwarze Nass bis zum Kinn reicht und der Rest seines Körpers bedeckt ist. Wie gelähmt bleibt der Bauer liegen, schließt die Augen, setzt an, etwas zu sagen, öffnet dazu den Mund, den ihm die zähe Flüssigkeit jedoch alsbald füllt, woraufhin sein ganzes Gesicht und sein ganzer Körper von der Oberfläche verschwinden.
Unruhig stampft das Pferd mit einem Vorderhuf auf den Weg und schnaubt. Es bleibt noch eine Weile stehen, geht dann aber in zögerndem Tempo einige Schritte den Waldweg entlang, den vollen Holzwagen ziehend bis zu einer Lichtung, wo es dann mit einem großen Kreis umkehrt, an der unglückseligen Stelle noch einmal kurz stehen bleibt, um Ausschau nach seinem Herrn zu halten und dann in raschem Schritt zum Hof des Bauern marschiert.
Es ist dunkel, Nebel sorgt für unheimliche Atmosphäre. Die Bäuerin mit einer Fackel in der Hand pocht an die hölzerne Tür eines Hauses. Sie hämmert mit der Faust gegen die Tür, bis schließlich Licht angeht und ihr ein bärtiger Mann mit einer Schrotflinte die Tür öffnet und dem späten Besucher vor die Nase hält, bis er in der Dunkelheit und im Nebel die Nachbarin erkennt. Die späte Besucherin redet kurz, weinerlich auf ihn ein, woraufhin der Hausherr kurzerhand, die Waffe in der einen Hand, die Laterne in der anderen, sich schnell Hose und Jacke anzieht, um dann wie vom Teufel gejagt aus dem Haus zu rennen und einen Schuss gen Himmel abzufeuern. Im ganzen Dorf gehen Lichter in den Häusern an und Männer mit Waffen jeder Art stürmen teils wütend, teils verstört heraus. Vom Bärtigen über die Situation lauthals aufgeklärt, rennen alle in ihre Häuser, um sich anzuziehen. Mit Fackel und Waffe ausgerüstet, kommen sie nach kurzer Zeit heraus und folgen dem Bärtigen. Die Frau des Bauern wird mit den vier Kindern ins Haus des Bärtigen geschickt, wo die Hausherrin schon an der Tür wartet, sie hereinwinkt und nachdem alle im Raum sind, die Haustüre schließt.
Die Männer marschieren eine Schotterstraße entlang, dem Wald entgegen. An der Spitze ein Mann mit zwei Hunden. Die Tiere haben die Witterung des "verschollenen" Bauern anhand eines schmutzigen Hemds, das man ihnen vor die Schnauze gehalten hat, aufgenommen. Die beiden ziehen so stark, dass ihr Herr Mühe hat, sie zu halten. Die anderen Männer marschieren in geordneter Zweier-Reihe hinterher. Am Wald angekommen, stellt sich der Suchtrupp nebeneinander an den Waldrand, mit etwa drei Metern Abstand dazwischen. In dieser Art formiert, durchkämmen die Männer das Waldstück, in dem der Bauer gearbeitet hat. Die Hunde ziehen ihren Herrn derweil den Weg entlang waldeinwärts. Sie ziehen ihn bis zur der Mulde, in der der Bauer von der schwarzen, zähen Flüssigkeit verschlungen worden ist, bleiben dort stehen, beschnuppern das Laub, durchwühlen es mit der Schnauze und irren verzweifelt in der Mulde umher. Alles sieht ganz natürlich aus, von der schwarzen Flüssigkeit ist nichts zu sehen. Nachdem niemand den Bauer finden kann, und der Morgen schon graut, wird die Suche nach kurzer, emotional geladener Diskussion abgebrochen und alle gehen mit niedergeschlagenem Blick zurück in Richtung des Dorfes. Kaum aus dem Wald gekommen sehen sie schon von weitem, dass das Dorf in Flammen steht. Sie rennen hin zum Brunnen um Löschwasser daraus zu schöpfen, merken aber zu ihrem Schreck, dass das Seil mit dem daran befestigten Eimer am Grunde des Brunnens liegt. Ein kurzes Stück des Seils hängt noch am Gestänge fest, das auf den Brunnen gesetzt ist, um den vollen Wasserkübel bequem heraufkurbeln zu können. Auf dem Rand des gemauerten Brunnens liegt ein Messer, mit dem das Seil vermutlich durchgeschnitten worden ist. Alle Frauen und Kinder des Dorfes hockeln mitten auf dem Dorfplatz und wissen nicht wie ihnen geschieht. Die Männer laufen zu den Frauen und Kindern und sehen wütend und zugleich traurig zu, wie ihre Häuser niederbrennen.
Da fuchtelt plötzlich der Bärtige herum und deutet auf das Haus des Bauern. Er rennt hin. Es ist das einzige Haus, das nicht in Flammen steht. Völlig perplex geht er hinein, die Stiegen hinauf und zur Kammer des Bauern. Er öffnet die Tür. Dahinter findet er den Bauer auf dem Boden liegend und bibbernd vor. Die Hände hält er vor das Gesicht, die Beine sind zum Bauch gezogen und die Augen sind offen, jedoch ohne Reaktion. Sogleich kommt die Frau des Bauern hereingestürmt. Sie wirft sich auf ihn, gibt ihm eine Ohrfeige, rüttelt ihn. Die Frau beginnt zu weinen und schmiegt sich dann zärtlich an ihn. Er jedoch bleibt regungslos liegen, mit geöffneten Augen und zittert weiter. Er hustet kurz und wirft einen Patzen Schleim aus. Die Bäuerin betrachtet den Auswurf und wundert sich kurz über die schwarze Farbe des Schleims. Der Bärtige und die Frau des Bauern heben den Kranken vorsichtig auf sein Bett. Sie legen ihn auf den Rücken. Er blinzelt kurz. Das Licht geht aus. Es ist dunkel.
 
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Kommentare  

lässt sehr viel platz sich einen eigenen sinn der geschichte zu überlegen. trotz der ungewöhnlichen schreibweise sehr spannend zu lesen. was wirklich schade ist, ein aufklärendes ende fehlt, denn es wäre höchst interessant zu wissen was dort nun wirklich geschehen ist.

Hera (03.01.2003)

Den Sinn dieser Endlosstory bei der man nach jedem Abschnitt das ende erwartet ist zu mir nicht rübergekommen.
Also ich weiss wirklich nicht was der Autor mit der Geschichte sagen will.


grubnezlow (26.09.2001)

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