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9 Seiten

Y'ahisi (1)

Romane/Serien · Fantastisches
© Laura
Mit einem leisen Rascheln lösten sich braungefärbte Herbstblätter von ihren Zweigen und wurden vom Wind davon gewirbelt. Nebel hing über Grenzstadt wie ein schützender Schatten und hüllte die Wachtürme der hohen Wehrmauer im Norden in einen grauen Schleier, der nur noch schemenhafte Konturen erkennen ließ. Wenn man es nicht wusste, käme man nicht auf den Gedanken, dass diese Stadt die größte ihrer Art hier im Norden war. Trotz ihrer Position, hoch oben auf dem Hügel, unter der alten Eiche, konnte Porenn nicht einmal ein Drittel der Stadt überblicken. Die Mauern machten nach einer Weile einen Knick und verschwanden außer Sicht. Es sah aus, als wäre die Stadt an dieser Stelle zu Ende, doch in Wirklichkeit erstreckten sich die Stadtgrenzen noch durch ein weites Tal, bis hin an den Fluss Tatton, dessen reißende Strömung dort die Stadtmauer ersetzte.
Grenzstadt war die letzte Stadt vor der Ostebene und der beste Ort um seine Fähigkeiten als Führer anzubieten, doch die Zeiten waren nicht gut für Reisen und Porenn und ihr Gefährte Soreel hatten in den letzten Monaten viel Zeit hier verbringen müssen. Durch die Nähe der Handelsstraßen und der einzigen wirklichen Brücke über den Tatton war Grenzstadt sehr reich, doch die Steuern, die der Herzog verlangte um die Stadtmauern passieren zu dürfen, strapazierten so manchen Geldbeutel über die Maßen. Die Y’ahisi, zu deren Volk Porenn und Soreel gehörten, genossen zwar ein besonderes Wegerecht, das ihnen einen Grossteil dieser Steuern erließ, doch auch das war in den heutigen Zeiten noch immer sehr viel.
Porenn stellte fest, dass die feuchten Schwaden, die sich immer dichter über das Tal legten, nun auch den Pfad hinauf zur Spitze des Hügels drängten, auf dem sie stand. Bald würde Grenzstadt in einem See aus Nebel verschwunden sein.
Sie sollten aufbrechen.

Nun, mit der untergehenden Sonne, würden die Temperaturen in der Ostebene erträglicher werden und ihnen nicht mehr die Haut von den Knochen brennen. Es war Porenn egal, ob diese verweichlichten Städter zu müde waren, um sich aufrecht im Sattel zu halten. Sie hatte die drei jungen Männer angewiesen sich auszuruhen und dem Wein, der sich in ihrem reichlichen Gepäck befand, nicht zu stark zuzusprechen; es war ihre Sache, wenn sie nicht auf ihre Führerin hören wollten. Porenn würde darauf keine Rücksicht nehmen.
Die drei Männer hießen Oren, Teremin und Darius und waren Söhne reicher Kaufmannsfamilien, die von einer der vielen Schulen hier im Norden zurück in ihre Heimat reisten. Sie waren jung und übermütig und Porenn würde sich wahrscheinlich bald wünschen, die drei hätten sich einer anderen Gruppe angeschlossen.
Die Handelsstraßen nach Süden waren in einem miserablen Zustand und wurden von Banditen belagert, so dass einem, wenn man nach Süden, nach Maraque, wollte, nur zwei Möglichkeiten blieben.
Die eine war, mit einem der Schiffe die Küste hinab zu fahren und von dort aus nach Westen bis zur Landesgrenze von Maraque. Dieser Weg war sicherer und weniger strapaziös, so dass viele Menschen dieser Route den Vorzug gaben. Die andere Möglichkeit waren die Y’ahisi. Man nannte sie das Volk der Rastlosen, da sie sich niemals lange an einem Ort niederließen, sondern von einer Unruhe getrieben wurden, die sie zwang, durch das Land zu ziehen und wie es schien, ewig heimatlos zu bleiben. Viele Y’ahisi zogen als Schausteller, fahrende Händler oder Boten umher und stillten so ihren Hunger nach Reisen. Andere wiederum, die Wegfinder, boten sich als Führer an und geleiteten Reisende durch die Berge und andere Teile des Landes, in die man sich nicht ohne Führer wagen sollte.
Doch auch wenn die Y’ahisi dafür bekannt waren, dass sie, wohin sie auch zogen, immer einen Weg fanden, so war es doch noch immer gefährlich in Gebiete zu reisen deren Wege auf keiner Karte verzeichnet waren.
Widerwillig riss Porenn sich vom Anblick der nebelverhangenen Stadt los und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Lager. Ihr Blick fiel auf die beiden anderen Reisenden, die sich ihnen wenige Meilen außerhalb der Stadttore angeschlossen hatten. Ein junger Mann und seine junge Verlobte. Sie musste einen Augenblick überlegen, bevor sie sich an ihre Namen erinnern konnte. Taihkal und Hiro. Sie wollten nach Süden um dort zu heiraten. Porenn hatte nichts dagegen gehabt, dass sie sich ihnen anschlossen, solange sie wie die anderen auch dafür bezahlten.
Die beiden waren ruhig und schienen bemüht, nicht zu sehr aufzufallen. Porenn war das nur Recht. Es war ihr lieber ihre Kunden sprachen wenig, als zuviel.

Seufzend stieg die junge Frau den Aussichtshügel wieder herunter in die kleine Talsenke, wo Soreel gerade dabei war um die murrenden Städter herum das Lager abzubauen. Ein schmales sadistisches Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus, als er sah, wie seine Gefährtin zurückkehrte.
„Heute Nacht werden sie dich verfluchen!“, prophezeite er ihr in der alten Sprache der Y’ahisi.
„Sie zahlen mir nicht genug, als dass ich sie dazu bringen wollte mich zu lieben.“, entgegnete sie und zuckte mit den Schultern.
„Was redet ihr da?“, wollte Teremin wissen.
Porenn befestigte ihre Decke an ihrem Sattel und ließ sich mit der Antwort Zeit.
„Nichts Wichtiges Herr. Doch wir sollten so bald wie möglich aufbrechen. Wir werden einen Grossteil der Nacht brauchen, um die Ostebene zu durchqueren und je eher wir es geschafft haben, desto schneller können wir uns schlafen legen. Bist du bereit Soreel?“, fragte sie ihren Begleiter, der gerade noch einmal die Taschen der Packtiere kontrollierte.
„Schon seit der Dämmerung“, erwiderte er.
„Hör auf zu maulen Soreel, wir brauchen das Geld!“, tadelte sie ihn und zog sich in den Sattel ihres Pferdes. Die Ringe, die sich in kleinen silbernen Kreisen um ihre linke Ohrmuschel wanden, rasselten leise bei der abrupten Bewegung.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alle aufgesessen waren und ihre Mäntel für die niedrigen Temperaturen der nächtlichen Wüste griffbereit hatten, gab sie das Zeichen zum Aufbruch.

Sie waren noch nicht lange geritten, da lenkte Taihkal sein Pferd neben das ihre: „Ich wünschte ihr beide würdet nicht immer in dieser Sprache miteinander reden“, meinte er mit einem Nicken in Soreels Richtung. „Ich kriege jedes Mal eine Gänsehaut.“
„Diese Sprache ist die Sprache meines Volkes, Herr, und ihr müsst entschuldigen, doch für unsere Zwecke ist sie oft sehr viel präziser als die Handelssprache.“
„Wo lebt euer Volk, Porenn?“
Einen Augenblick hielt die Y’ahisi verwundert inne. Es war selten, dass einer ihrer Schützlinge sich näher für sie oder ihr Volk interessierte. Sie tat so, als müsste sie über eine passende Antwort nachdenken: „Die Y’ahisi leben überall und nirgends. Man nennt uns die Rastlosen, weil wir es nirgendwo lange Zeit aushalten.“
„Warum ist das so?“
„Das weiß niemand so genau. Es heißt einst kamen unsere Vorfahren durch die große Nordwüste…“
„Aber die Wüste kann niemand durchqueren“, unterbrach Darius sie, der in ihrer Nähe ritt und dem Gespräch zugehört hatte.
„Es kann auch niemand die Berge durchqueren…“, erwiderte Porenn ruhig, „… es sei denn jemand aus dem Volke der Y’ahisi führt einen.“
Das ließ den Städter verstummen und er zügelte sein Pferd um zu den andern zurückzufallen. Taihkal schien ebenfalls nicht mehr an einem Gespräch interessiert zu sein und kehrte an die Seite seiner Verlobten zurück.

Die kleine Karawane kam gut voran. Porenn und Soreel waren bereits viele Male diesen Weg geritten und kannten sich aus. In der Nacht zu reiten schreckte sie nicht, da es in der Ostebene niemals vollkommen dunkel wurde. Der Mond stand hell leuchtend im Süden über der Wüste und erleuchtete ihnen den Weg.
Die Nacht war die einzige Zeit des Tages, in der die Ostebene gefahrlos zu durchqueren war. Sobald die Sonne aufging, strahlte sie so stark, dass die Temperaturen in der Ebene innerhalb kürzester Zeit unerträglich wurden. Es war Wahnsinn sich um eine andere Zeit als die Abenddämmerung auf den Weg zu machen.
Porenn wünschte sich, sie würden das Geld, das ihnen diese Reise brachte nicht so dringend brauchen, doch Soreels Sattel musste dringend repariert werden und auch ihre Waffen würden nicht mehr vielen Angriffen standhalten. Zärtlich berührten ihre Fingerspitzen den mit Leder umwickelten Schwertknauf an ihrer Seite. Wie oft hatte ihr dieses Schwert schon das Leben gerettet! Es hatte ihrem Vater gehört, und ihm bereits viele Jahre vor ihrer Geburt im Kampf gedient. Inzwischen war es von vielen Kämpfen schartig und das Metall durch langjähriges Schärfen dünn geworden. Es verdiente schon seit vielen Jahren einen Platz über einem Kamin, doch sie konnte sich kein neues Schwert leisten.
In den letzten Jahren war es für die beiden Y’ahisi immer schwerer geworden Arbeit zu finden. Die Zeiten waren schlecht und es wurden immer weniger Führer gebraucht, da die Menschen lieber zuhause bei ihren Familien blieben, anstatt herumzureisen.
Porenn versuchte ihre Kasse durch das Überbringen von Nachrichten und anderen Botengängen aufzubessern, doch davon leben konnten sie nicht. Sie waren darauf angewiesen, dass Reisende sich auf dem Weg durch die Berge ihrer Führung anschlossen.
Es gab viele Wege durch die Berge; doch zu wissen, welche Schluchten und Bergpässe in einer Sackgasse endeten war nicht einfach. Das war der Grund, warum Reisende die Hilfe der Y’ahisi in Anspruch nahmen um die Berge zu überwinden. Die besondere Fähigkeit von Porenns Volk bestand darin, Wege zu finden. Wege durch die Wüste, durch die Berge, und durch Wälder. Solange die Y’ahisi wussten wohin sie wollten, fanden sie auch einen Weg dorthin.
Diejenigen, die von den Ältesten für geeignet befunden wurden, erhielten wenn sie alt genug waren, die Weihe der Wegfinder. Sie wurden in die Geheimnisse des Wegfindens eingeweiht und erhielten die Ringe, die ihren neuen Status kennzeichneten.
Porenn erinnerte sich noch deutlich an ihre eigene Weihe. Sie war so aufgeregt gewesen wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Ihr Vater war ein Wegfinder gewesen und sein Vater vor ihm. Ihr Bruder hatte die Ringe zurückgewiesen als die Ältesten sie ihm angeboten hatten und war stattdessen damit zufrieden, Botschaften von einem Ende des Landes zum anderen zu bringen.
Die Prozedur der Ringvergabe war schmerzhaft und einige Male hatte Porenn geglaubt, sie müsse ohnmächtig werden, als die Heilerin die elf silbernen Ringe durch ihr linkes Ohr gestochen hatte. Doch sie war bei Bewusstsein geblieben und hatte tapfer gegen das Schwindelgefühl, dass sich ihrer zu bemächtigen drohte, angekämpft. Dann hatte sie vom heiligen Wasser getrunken; Wasser findet immer einen Weg, und war in den Kreis der Wegfinder aufgenommen worden.

Soreel lenkte sein Pferd neben Porenns und riss sie mit einem leisen Pfiff aus ihren Gedanken. „Was?“
„Es ist kein guter Ort um seine Gedanken auf Reisen zu schicken… Meinst du nicht auch?“
„Ja, du hast Recht, entschuldige.“
„Außerdem dachte ich, dass du dich freuen würdest das zu sehen“, erklärte er und deutete auf einen Punkt ein Stück weit voraus. Die Sterne erhellten die Wüste und ließen ein unwirkliches Licht von dem Sand, der sie umgab, ausgehen. Ein Stück weit voraus hob sich eine längliche Silhouette gegen die leuchtenden Sandmassen ab. Der Narth’ok, ein Turm aus aufeinander geschichteten, flachen Steinen, der das Ende der Ostebene markierte. Bald würden die ersten Felsen vor ihnen auftauchen und dann hatten sie es geschafft.
„Wozu brauchst du mich eigentlich noch? Du bist inzwischen ein besserer Führer als ich.“
„Trotzdem bin ich kein Wegfinder und ich kann doch auch nach all den Jahren nicht zulassen, dass du arbeitslos wirst. Außerdem kannst du besser mit den Angesiedelten umgehen.“
Porenn grinste ihren Gefährten an. „Wie Recht du doch immer hast!“
„Es ist nicht höflich, uns aus euren Unterhaltungen auszuschließen“, beschwerte sich Oren missmutig.
„Wieder muss ich euch um Verzeihung bitten. Doch ihr werdet sicherlich erleichtert sein, zu hören, dass wir unsere Reise durch die Ostebene beinahe beendet haben. Nach etwa einer Meile werden wir von Felsen umgeben sein.“
Ein Seufzen ging durch die kleine Karawane und ließ sie mit neuer Energie weiter reiten.

Die Felsen an den ersten Ausläufern der Berge, hatten noch immer einen Teil der Wärme des Tages gespeichert und so konnten sich die Reisenden nun nach dem Ritt durch die kalte Wüste, wieder ein bisschen aufwärmen. Porenn ließ die Gruppe in einer kleinen Schlucht am Rande der Wüste ihr Lager aufschlagen und entfachte ein Feuer um die Kälte der Nacht zu vertreiben. Es schien ihr auch nach all den Jahren, in denen sie durch die Wüste gezogen war, noch immer wie ein Wunder, dass die Hitze, die während des Tages auf der Wüste lastete während der Nacht vollkommen verschwand und es manchmal sogar so kalt werden konnte, dass die Ebene sich mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die im Mondschein wie Silber glänzte.
***

Als sie am Morgen nach dem Ritt durch eine kühle Schlucht wieder ans Tageslicht gelangten, erstreckte sich vor ihnen, wie in einem Tal, die Ostebene bis an den Horizont. Die Felsen am Fuße der Berge warfen lange Schatten auf den Sand, der sich glatt und grau vor ihnen ausbreitete. Porenn konnte die Spuren sehen, die die Hufe ihrer Pferde auf der Oberfläche hinterlassen hatten. Eine gerade Linie, die sich in der Ferne verlor. Schon in wenigen Stunden würde diese Spur vom Wind verwischt worden sein. Die Gruppe hielt an, um sich etwas auszuruhen und die Aussicht zu genießen. Schon oft hatte die Y’ahisi hier oben gestanden, umgeben von verblüfften Reisenden und noch immer verursachte der Anblick ihr eine Gänsehaut.
Die Alten erzählten viele Geschichten über die große Nordwüste, von der die Ostebene nur ein kleiner Teil war. Von der Hitze und den Sandstürmen und der Kälte in der Nacht, davon, wie die Sterne leuchteten und jeder Tropfen Wasser in der ausgedörrten Kehle brannte. Doch das alles waren nur Geschichten. Die Wanderung der Y’ahisi durch die Wüste war selbst in den Legenden schon sehr lange her und nicht einmal die Eltern der Ältesten ihres Volkes waren damals geboren gewesen. Auch wenn viele Y’ahisi selber nie die Wüste oder auch nur einen kleinen Teil davon, wie die Ostebene, durchquert hatten, so waren die Geschichten trotz allem ein Teil ihrer Kultur und in einigen Jahren würde vielleicht Porenn selbst sie ihren Kindern erzählen.
Sie spürte Soreel neben sich und wusste, dass es ihm in diesem Augenblick genauso erging.
Gerade als die junge Frau sich von der Betrachtung der Ebene lösen und die anderen auffordern wollte weiter zu reiten, fiel ihr eine Bewegung auf. Jemand oder etwas folgte den Spuren die sie am Vormittag im Sand hinterlassen hatten und näherte sich.
„Was zum…“, entfuhr es ihr und sie beschattete ihre Augen mit den Händen um besser sehen zu können.
„Was ist los?“, erkundigte sich Soreel und folgte ihrem Blick. Er stieß einen leisen Pfiff aus, als er den Grund für Porenns Ausruf erkannte.
„Das kann doch unmöglich sein!?“
„Was seht ihr da?“, erkundigte Hiro sich.
„Das werden wir gleich wissen“, meinte Porenn und zog ein kleines in Tuch eingewickeltes Bündel aus ihrer Satteltasche. Unter dem Stoff kamen zwei schmale lederne Rohre zum Vorschein, das eine etwas breiter als das andere, so dass man sie ineinander stecken konnte. Mit geübten Bewegungen, verband die Y’ahisi die Rohre und sah durch sie hindurch auf die Ebene hinunter.
„Was siehst du?“, fragte Soreel ungeduldig.
„Es sind drei Reiter. Sie folgen unseren Spuren durch die Ebene.“
„Was sagt ihr da? Reiter?“, rief Taihkal bestürzt.
„Ja, sie müssen am späten Vormittag aufgebrochen sein“, entgegnete die junge Frau und reichte Soreel das Fernrohr.
„Aber ihr habt doch gesagt man kann die Ostebene nicht während der Mittagsstunden durchqueren“, widersprach Taihkal.
„Natürlich kann man, aber es ist nicht ratsam“, erklärte Soreel an Porenns Stelle während er die Reiter durch das Fernrohr betrachtete: „Kein Führer würde eine Gruppe Reisender um diese Tageszeit durch die Ebene begleiten. Es ist leichtsinnig und unnötig anstrengend.“
„Reiten wir weiter“, entschied Porenn und kontrollierte die Gurte der Lasttiere, bevor sie sich wieder in ihren Sattel schwang. „Es hätte sowieso keinen Sinn auf diese Verrückten zu warten. Sie werden die Berge erst mit der Dämmerung erreichen und bis dahin haben wir hoffentlich bereits den ersten Pass überquert. Also los, steigt wieder auf. Es geht weiter.“


Als sie eine Weile geritten waren, zügelte Porenn ihr Pferd, bis sie neben Taihkal herritt und musterte ihn einen Augenblick schweigend. Er war nervös und jedes Mal, wenn man von dem Weg aus die Ebene sehen konnte, warf er sorgenvolle Blicke auf die Reiter, die ihren Spuren weiterhin folgten. Auch Hiro, die neben ihrem Verlobten ritt, war blass.
„Der Anblick dieser Reiter scheint euch zu beunruhigen“, stellte die Y’ahisi fest und beobachtete gespannt die Reaktion des Paars.
„Wie kommt ihr darauf?“
Porenn enthielt sich einer Antwort und lockerte stattdessen den Griff um ihre Zügel.
„Macht mir nichts vor Taihkal“, sagte sie leise und ohne den jungen Mann dabei anzusehen. „Ich bin für die Sicherheit der Gruppe verantwortlich und wenn ihr etwas wisst, dass euch Sorgen bereitet, solltet ihr es mir sagen, solange wir uns noch darauf vorbereiten können. Also, warum habt ihr Angst vor den Reitern?“
Taihkal warf seiner Verlobten einen fragenden Blick zu.
„Sie haben ein Recht darauf es zu wissen“, erklärte Hiro resigniert.
Der junge Mann nickte schwach und suchte einen Moment nach den richtigen Worten.
„Hiros Vater war mit unserer Verlobung nicht einverstanden. Er hielt meine Stellung zu gering um ein Mitglied seiner Familie zu werden und jagte mich davon, als wir ihm von unserem Versprechen erzählten. Wir entschlossen uns, ohne die Zustimmung von Hiros Eltern nach Maraque zu gehen, wo meine Familie Land besitzt. Dort wollen wir leben.“
„Wir haben niemandem von unserem Plan erzählt“, fuhr Hiro fort. „Aber wie es scheint ist es meinem Vater gelungen unsere Spur verfolgen zu lassen. Wir glauben, dass die Reiter, die nun hinter uns sind, von ihm geschickt wurden um mich zurückzuholen.“
„Könnte es nicht einfach eine zweite Karawane sein?“, fragte Porenn.
„Keine normale Gruppe würde um diese Tageszeit versuchen die Ebene zu durchqueren“, warf Soreel ein, der in ihrer Nähe ritt.
„Gut, sei es wie es sei. Warum geht ihr nicht einfach freiwillig zurück und klärt die Angelegenheit?“
„Mein Vater ist äußerst jähzornig. So wie ich ihn kenne, wird er sich nicht einfach damit begnügen, dass ich zurückgebracht wurde. Er wird Taihkal anklagen, mich entführt zu haben und in den Kerker werfen.“
„Was geht mich das an?“, fragte Porenn ernst.
Die anderen starrten sie fassungslos an. Die Gruppe hatte inzwischen angehalten und alle lauschten neugierig dem Gespräch.
„Wie meinst du das?“ Taihkal war blass geworden.
„Was erwartet ihr von mir, das ich tun soll? Soll ich mich diesen Reitern in den Weg stellen und ihnen erklären, dass wir nichts davon wussten und sie uns bitte in Ruhe lassen sollen? Wenn sie Taihkal für einen Entführer halten, dann sind alle in seiner Nähe, außer dem armen Opfer, mit von der Partie. Ihr gefährdet die Gruppe!“
„Soll das heißen, du willst uns zurücklassen?“
„Nein, das habe ich nicht gesagt. Indem ihr euch der Gruppe angeschlossen habt, habe ich mich sozusagen verpflichtet, euch sicher dorthin zu bringen, wohin ihr wollt. So besagt es mein Schwur als Wegfinder. Aber da die anderen durch euch in Gefahr sind, bringt ihr mich in eine schwierige Situation.“ Sie schwieg einen Augenblick und blickte dabei an den kargen Felswänden entlang. „Lasst uns hier Rast machen. Ich muss nachdenken“, erklärte Porenn schließlich und saß ab.
Nachdem die Gruppe ihr Lager aufgeschlagen hatte, zogen die beiden Y’ahisi sich ein Stück weit zurück um zu beratschlagen.
„Was denkst du?“, meinte Soreel mit gedämpfter Stimme.
„Ich weiß nicht. Die Reiter sind vielleicht noch einen halben Tag hinter uns, auch wenn sie von den Strapazen der Ebene geschwächt sind und sie dadurch etwas aufgehalten werden, wird es nicht schwer für sie sein, unseren Spuren zu folgen.“
Soreel schwieg einen Augenblick und dachte nach.
„Was schlägst du also vor?“, fragte er schließlich.
„Wir können die beiden nicht im Stich lassen, also ziehen wir weiter und machen uns auf das Schlimmste gefasst. Es werden Wachen aufgestellt und Verzögerungen vermieden. Etwas anderes können wir nicht tun.“
Der Y’ahisi nickte zustimmend. Gemeinsam kehrten sie zu der Gruppe zurück und erklärten ihre Entscheidung.
 
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Kommentare  

Habe mir zwar nicht alles durchgelesen und bin nur flüchtig drübergehuscht, aber ich finde, das sieht gut aus. Werde mir mal demnächst deine Story gründlicher vornehmen.

doska (28.09.2010)

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