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3 Seiten

Sternenregen (Weihnachtsgeschichte)

Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester · Für Kinder
© Amazone
Der Weihnachtsmann, der mit seinen Rentieren hinter dem Himmelstor gleich links, in einem großen Wolkenschloss wohnte, saß traurig in seinem Schaukelstuhl vor dem Kamin und kraulte sich den langen, weißen Bart. Er dachte an früher, als die Kinder noch Wünsche hatten und er das ganze Jahr über viel zu tun hatte. Doch jetzt, wo die Kinder nur noch vor den Computern saßen und zufrieden waren, wenn sie ab und zu ein Neues Spiel bekamen, hatte der Weihnachtsmann wenig zu tun. Dieses Jahr hatte er den ganzen Sommer hier gesessen und darauf gewartet, dass es endlich Winter wurde. Doch dieser hatte ihm auch nicht viel Arbeit gebracht, wie früher. Irgendwie musste er das ändern. Aber wie?
Der Weihnachtsmann seufzte, trank einen tiefen Schluck Tee aus seiner Tasse und machte sich auf, seine Tochter Vibella zu besuchen, die gerade die Engelkinder beaufsichtigte.

Während seiner Fahrt dachte er an die schönen Zeiten, als er nicht wußte, wie er die ganze Arbeit bewältigen sollte, obwohl die jüngsten Engelchen ihm das ganze Jahr über geholfen hatten. Und jetzt fingen sie erst wenige Tage vor Heilig Abend an Wunschzettel zu lesen und Geschenke zu packen. Und das würde auch bald enden und er wäre dann nichts anderes, als ein alter Mann.

Vibella schwebte von Wolke zu Wolke und begutachtete die Fortschritte der Engelchen beim einpacken der Geschenke für die Menschenkinder. Alle Engelchen hatten ihren Spaß und durften sogar ganz vorsichtig, die Spielsachen ausprobieren, die meistens für Babys und Kleinkinder gedacht waren.
Doch ein Engel saß verkniffen zwischen den Papierschleifen und Geschenkpapieren. Das Engelchen hieß Brian und hatte seit einer Weile nichts mehr zu tun. Er langweilte sich entsetzlich und er richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Bogen, den er auf dem Rücken trug. Jeder von den Engeln trug einen Bogen und hatte einen ganzen Köcher Pfeile dabei. Die erwachsenen Engel, die in die Fußstapfen von Amor getreten waren, durften die Liebespfeile in die Herzen der Menschen schießen. Doch die Anfänger durften sie zwar tragen, aber nicht benutzen. Brian spielte an der Sehne seines Bogens herum und legte einen Pfeil auf. Er spannte den Bogen, zog die Sehne nach hinten und hielt den Pfeil fest, damit er nicht davonflog. Das ging ein paar mal gut, doch als Brian die Sehne wieder spannte und ein Ruf hinter ihm ertönte, erschrak er, ließ den Pfeil und die Sehne los und der Pfeil schoss davon.
Erstarrt blickte Brian hinter dem Pfeil her und beobachtete seine Flugbahn.
Das Geschoß sirrte durch den Himmel, erwischte eine Regenwolke, die einigen Engeln auf Wolke drei eine unfreiwillige Dusche bescherte, machte einen Bogen und flog zum Sternenhimmel hinauf.

Schnell schaute Brian sich um, ob irgendwer etwas von seinem unfreiwilligen Abschuss mitbekommen hatte, doch die anderen Engelchen waren zu beschäftigt, als das sie auf ihn geachtet hätten. Mit einem Seufzer wandte sich Brian dem Pfeil zu, der die Sterne fast erreicht hatte. Er war ziemlich schnell und schon bald traf er einen Stern, der sich prompt vom Himmel löste und zur Erde fiel. Der Stern versuchte seinen Fall zu bremsen und Funken stoben hinter ihm auf. Doch es nützte nichts. Der Stern fiel und fiel und es löschte sein Licht und war nicht mehr gesehen.
Brian war erschreckt aber auch erstaunt, wie schön der Stern ausgesehen hatte und er legte noch einen Pfeil auf die Sehne. Diesmal schoss er gezielt auf einen großen Stern gleich über ihm und als er den Pfeil auf den Weg schickte, konnte er einen Begeisterungsschrei nicht unterdrücken.
Der Schrei durchdrang die Stille und alle Engel hoben die Köpfe. Mit "Ohs" und "Ahs" wurde der verglühende Stern beobachtet, und manche Engel hatten ihre Bogen schon gezückt um noch mehr Sterne fallen zu sehen.
Brian war einen Moment lang stolz, etwas so Schönes geschaffen zu haben, doch als er die Hand an seinem Ohr spürte, die schmerzhaft zudrückte, war der Augenblick dahin.
"Was soll denn das, Brian. Du weißt doch, dass du den Bogen nicht benutzen darfst!"
Stille trat ein und die Engel beobachteten was nun kam.
Mit einem schuldbewussten Augenaufschlag versuchte Brian seine Kindergärtnerin milde zu stimmen. Als sie gerade mit ihrer Gardinenpredigt fortfahren wollte, wurde ihr Einhalt geboten.
"Nicht aufregen meine Liebe! Die Kleinen haben nun mal Unsinn im Kopf, obwohl das schon schlimm war, was Du getan hast, Brian", brummte der Weihnachtsmann und tätschelte Brian den Kopf. Mit Tränen in den Augen wandte der Kleine sich dem alten Mann zu und sagte: "Ich wollte dir ja helfen, aber ich hatte keine Lust mehr und da habe ich mit meinem Bogen gespielt... es tut mir leid", schluchzte er.
"Na, na", schmunzelte der Weihnachtsmann, " Du hast den Bogen ein wenig überspannt, aber tröste Dich, Du bekommst keine Strafe",
"Nicht?", fragten Brian und seine Lehrerin gleichzeitig.
"Diesmal hat Brian mit seinem Unfug Gutes getan. Bitte schiess noch einmal einen Stern hinunter und ihr alle lauscht und beobachtet die Menschen", bat der Weihnachtsmann mit einer ausladenden Geste.
Mit zitternden Händen zog Brian einen Pfeil aus dem Köcher und spannte nochmals seinen Bogen. Er zielte auf einen Hellerleuchteten Stern, der getroffen, mit einem Schweif aus goldenen Funken zur Erde herabschoss.
Gebannt schauten die Engel auf die Erde und warteten, was nun kommen würde.
Als der Stern über den Himmel flitzte und bald nicht mehr gesehen war, hörten die Engel die Menschen rufen "Oh schaut, eine Sternschnuppe, Du kannst Dir was wünschen!" Und ein glückliches Lachen war zu hören als die Menschen ihre Lieben umarmten.
"Seht ihr?", meinte der Weihnachtsmann zu den Engeln "Das bedeutet dass zwei unserer Pflichten sich auf einmal erfüllen. Die Menschen freuen sich, und sie wünschen sich was.
Wir werden also niemals vergessen sein. Wir müssen eine Sternenflotte aufstellen, die regelmäßig Sterne für die Menschen vom Himmel holt. Und ich brauche noch mehr Helfershelfer für meine Pakete!", lachte er dröhnend, ließ sich in seinen wartenden Schlitten plumpsen, schnalzte mit der Zunge und seine treuen Rentiere zogen ihn im Galopp über die Wolken nach Hause.
 
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Kommentare  

Wir finden die Weihnachtsgeschichte toll... Vor allem für kleine Kinder sehr gut geeignet...

anonym (15.12.2008)

Eine kleine feine gut gesponnene Geschichte und wie Lies schon erwähnte: gut geeignet (auch) für Kinder.

Kuft Wildebrunn (07.12.2004)

Ich muß leider mal nörgeln! Sorry!
Die Geschichte ist an sich ganz nett und eigentlich auch soweit schlüssig.
Aber bisher dachte ich (und bestimmt viele andere auch), daß der Weihnachtsmann am Nordpol wohnt und von Weihnachtswichteln unterstützt wird und nicht von Engeln.
Die waren bisher immer bei Gott im Himmel zu finden und hatten so richtig gar nichts mit dem Weihnachtsmann zu kriegen.

Nun ja.
Gleich im ersten Absatz hat sich außerdem ein kleiner Fehler eingeschlichen. Dort heißt es:

"Der Weihnachtsmann,....., in einem Wolkenschloß wohnte, saß traurig...."
Wann zog der Weihnachtsmann vom Wolkenschloß zum Nordpol??? Oder wo wohnt er jetzt?

"Er dachte an früher, als die Kinder noch Wünsche hatten und er das ganze Jahr über viel zu tun hatte."

Offensichtlich langweilt sich hier der Weihnachtsmann, da er seit einiger Zeit so gut wie "arbeitslos" ist aufgrund moderner Zeiten.
Dann wartet er auf den Winter.

"Doch dieser hatte ihm auch nicht viel Arbeit gebracht, wie früher."

Ja, was denn jetzt? Entweder hatte der Weihnachtsmann früher viel zu tun oder nicht.
Ich empfehle, den Satz mit "...nicht viel Arbeit gebracht." zu beenden und das letzte "wie früher" zu löschen.
Letzter Mängel: die Kommafehler.
3 Pts gebe ich für den guten Einfall der "etwas anderen" Weihnachtsgeschichte


Dr. Ell (28.01.2004)

Das ist voller Idee, die dürften besonders bei Kindern gut ankommen

Vier Punkte

Gruss Lies


Lies (09.12.2003)

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