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2 Seiten

Apokalypse artificiosa

Fantastisches · Kurzgeschichten
© schwaen
Zeitstempel T - 60: Anfang vom Ende

Die Bomben, sie würden fallen.
Nukleare Raketen waren unterwegs, um über unseren Köpfen ein Inferno auszulösen.
Nichts konnte sie noch aufhalten.
Wir hatten lange genug mit dem Feuer gespielt, nun bekamen wir die Quittung.
Panik machte sich breit.


Zeitstempel T - 30: Ruhe vor dem Sturm

Nachdem die Leute erkannt hatten, dass es keinen Ausweg geben würde, wich die aufgewühlte Stimmung einer gespenstischen
Ruhe.
Was machte es noch für einen Sinn, wegzulaufen?
Und wohin?


Zeitstempel T - 00: Apokalypse

Zündung.
Die Sprengköpfe detonierten, einer nach dem anderen.
Jeder einzelne von ihnen brachte Tod und Vernichtung mit einer Urgewalt, der nichts widerstehen konnte.
Ich kauerte am Boden, schloß die Augen und stellte mir vor, wie die Blitze am weit entfernten Himmel zuckten.
Ich war wie gelähmt.
Angst war das einzige Gefühl, zu dem ich noch fähig war.


Zeitstempel T + 1440: Auswirkungen

Der Tag danach war schrecklich.
Obwohl wir keinem direkten Angriff ausgesetzt waren und auch keinerlei unmittelbare Folgen der Explosionen verspürten,
brach das öffentliche Leben zusammen.
Überall begegneten einem verstörte Menschen.
Niemand wußte, wie es weitergehen sollte, kaum jemand versuchte, wieder in den normalen Alltag zurückzukehren.
Die Nachrichten aus den unmittelbar betroffenen Gebieten waren furchtbar und deprimierten zusätzlich.
Wie würde der nächste Tag bringen?


Zeitstempel T + 2880: Tiefpunkt

Totale Apathie.
Die Leute saßen herum, einfach nur so.
Stumpf.
Niemand sprach.
Auch ich fühlte mich grausam.


Zeitstempel T + 4128: Konsequenzen

Ich wollte und konnte nicht mehr.
Mit einem Messer machte ich all dem ein Ende, wie viele andere vor mir auch.


Zeitstempel T + 4134: Ausloggen

Das Simulationsprogramm wurde beendet.
Man zog die Stecker ab und schälte mich aus dem Datenanzug.
Es war eine schreckliche Erfahrung gewesen, aber das Geld für diesen Versuch konnte ich gut gebrauchen.


Zeitstempel T + 129600: Schlussfolgerungen

"Nach der abschließenden Untersuchung von 100 Probanden unter den Bedingungen eines simulierten Atomkrieges läßt sich
folgern, dass vermutlich 2% der Überlebenden eines nuklearen Angriffs keine weiteren geistigen Anomalitäten
(Schizophrenie, Depression, Wahnsinn o.ä.) aufgrund der nach einem solchen Angriff vorhandenen Umstände aufweisen werden.
Damit wäre ein Fortbestand unserer Nation aus dieser Sicht zwar schwierig, aber nicht grundsätzlich gefährdet.
Wir sehen daher keinen Grund, vom psychologischen Standpunkt aus auf die Führung eines atomaren Konfliktes
zu verzichten und empfehlen, die Vorbereitungen dazu bis zum Erhalt gegenteiliger Ergebnisse anderer, parallel
geführter Studien entsprechend zu forcieren."



(Hinweis: mein Wettbewerbsbeitrag zum Thema "60 Minuten bis Weltuntergang")
 
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Kommentare  

Top !!!
Sehr gut.

Auch dieses Werk ist ein Erfolg.
Glaub an Dich und Dein Können und
wende Dich an einen Verlag.


RvD (03.07.2005)

Eine geile Idee, jemanden einen simulierten Nuklearangriff durchleben zu lassen, das hat echt Zeug für einen Roman mit Knalleffet am Ende (wenn die Auflösung mit dem VR kommt). Auf dieser kurzen Strecke aber verpufft leider viel von der Wirkung - was aber auf Grund der Vorgaben wohl nicht anders viel anders zu lösen ist. Schade eigentlich. Schon mal daran gedacht, die Idee zu einer großen Story auszubauen? Würde sich lohnen.

Drachenlord (15.03.2004)

Die Idee zu untersuchen wie Menschen psychisch auf eine nukleare Katastrophe reagieren finde ich gut. Auch die Art, das ganze in einer Art - naja hier sieht es mehr nach nem Logbucheintrag aus, als eine Patientenakte - zu präsentieren ist nicht schlecht. Was mich aber daran stört ist die Aufteilung. Die ersten Einträge erfolgen aus der Sicht des Probanden, der letzte Eintrag ist aber zu allgemein gehalten. Das heißt, hier wurde sozusagen die Sicht eines Patienten mit dem ganzen Ergebnis gekreuzt. Würde man das so in eine Akte eintragen?
Das wirkt so zusammengestückelt, um noch die Kurve zu kriegen. Hier war vermutlich die vorgegebene Kürze für den Wettbewerb hinderlich.


Mes Calinum (14.03.2004)

Eine erschreckende Vision dessen, was uns vielleicht eines Tages erwarten kann und die perverse Forschung dafür, die wahrscheinlich noch nicht einmal das ganze Ausmaß der dabei auftretenden "Schäden" widerspiegelt. Gut geschrieben.

b.heinrichs (14.03.2004)

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