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Die alte Dame [Begegnungen]

Kurzgeschichten · Erinnerungen
© Becci
Gestern saß ich im Bus neben einer älteren Frau mit lauter seltsamen Zuckungen. Es schien, als wäre sie nervös, fahrig; wüsste nicht wohin mit ihren Händen und veränderte andauernd und hastig ihre Stellungen.
Die Leute, die mir gegenüber saßen, sahen sie und mich verwundert an. Es schien als sprächen deren Augen mit mir und baten mich um ein Schulterzucken, begleitet von einem Schmunzeln darüber, was es für seltsame Menschen gäbe. Gemeinschaftsgefühl durch unsichtbare Ausgrenzung anderer? Ich blickte weg.
Sie tat mir leid. Als sie dann auch noch mit dem Kopf anfing, ihn heftig hin und her schlug und ich für einen Moment dachte, sie hätte Tränen in den Augen, legte ich ihr behutsam meine Hand aufs Knie und fragte besorgt, ob alles mit ihr okay sei... die anderen hätten sie wohl ignoriert und weiterhin den Kopf über sie geschüttelt.
"Nein, nein", lächelte sie, "es ist alles okay" und zuckelte weiter. Als sie ausstieg, schenkte sie mir ein kurzes Strahlen in ihren Augen und einen Abschiedsgruß.

Kaum war sie aus dem Bus, kam mir in den Sinn, dass sie sich bewegte, als wäre sie in einer unsichtbaren Zwangsjacke gefangen und wolle sich freikämpfen. Dass sie war wie ich, nur äußerlich.
 
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Kommentare  

Auch Kränkungen wollen gelernt sein. Je freundlicher, desto tiefer trifft´s...

Faris Alvarez (23.12.2010)

Gut geschrieben finde ich. Jemanden ausgrenzen ist sehr leicht. Bis man plötzlich selbst der Aussenseiter ist!

Ronnja (25.05.2005)

Ja alte Frauhen dürfen dass unt dan habe n ale Mitleit. Aber wen ich das mache sint ale böse und sagen: der ist doch blöt und ein Legostheniker.
Ein echt hartes Gedichd!


Hannes Wallner (17.10.2004)

Hallo,
ich hatte bisher nicht oft das Vergnügen Gedanken zu solch einem Thema zu lesen oder zu hören.
Vielleicht fände ich es auch nicht mehr so interessant wenn es mehr Menschen gäbe, die darüber schrieben.
So wie es ist liest sich dies für mich gut,
und ich kann mich leicht reinfühlen.
Es ist keine richtige Geschichte, aber ein wichtiger Abschnitt deiner Gedanken. Vielleicht führst du das irgendwann mal weiter?


Oliver (12.07.2004)

hey becci...ich denke, mit der bezeichnung "unsichtbare zwangsjacke" hast du irgendwie bisschen daneben gelegen...kann dich schon nachvollziehen, aber ich denke, manche menschen, die sich mit solchen leiden konfrontiert sehen (die ja psychische oder körperliche ursachen haben können), könnten das irgendwie falsch verstehen...

Marco (11.07.2004)

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