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Die Abenteuer von Proctor Silex Teil 11: Casimir Effekt

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
Seine galaktische Genialität, Proctor Silex musste wieder einmal Reißaus vor der äußerst unlockeren Galaktozei nehmen. Die wilde Flucht führte ihn durch das Asteroidenfeld von Krawumms, durch den einen Ring des Planeten Zentralerde, über das Kartoffelfeld vom Bauer Maier immer dicht gefolgt von Hypergleitern der galaktischen Ordnungshüter. Nachdem er durch das tiefe Wurmloch von Aspernag gerast war und den Dunkelnebel nur erhellt durch Solarfackeln durchquert hatte, ein Bürokratiehauptkampfschiff der Magellaniten fast gerammt und benahe in das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, das als riesige Mühlkippe benutzt wird, gefallen wäre, hoffte er endlich seine Verfolger abgeschüttelt zu haben, doch nach kurzer Zeit tauchten hinter dem Ereignishorizont schon wieder die schnellen Raumschiffe seiner Häscher auf. Nun war guter Rat teuer und da fiel Proctor Silex plötzlich ein, dass er ja noch immer den Makroisierer irgendwo in seiner Unordnung im BWM Gleiter rumliegen hatte. Genial wie er war, erkannte er, dass man eine Person nur verhaften kann, wenn ihre Position genau lokalisiert ist, dagegen konnte er mit Hilfe des Makroisierers etwas unternehmen. Er beschloss dabei den Welle-Teilchen Dualismus schamlos auszunutzen!
Gemäß den Gesetzen der Quantenmechanik kann man nicht genau zwischen Teilchen und Wellen unterscheiden. So hat jedes Elementarteilchen, zum Beispiel ein Elektron auch die Eigenschaft von Wellen, wie zum Beispiel Überlagerungserscheinungen oder Brechungseffekte aber das beste von Allem ist, dass man Wellen natürlich nicht genau lokalisieren kann, sie verteilen sich quasi über den ganzen Raum. Dieser Effekt ist ideal, wenn man auf der Flucht ist und nicht verhaftet werden will!
Auf Grund der physikalischen Konstanten spielen die Welleneigenschaften nur eine Rolle auf der Ebene der Elementarteilchen, im täglichen Leben findet man normalerweise keine Überlagerungseffekte oder gar Brechungserscheinungen, schon gar nicht bei Personen, außer nach Durchzechten Nächten, darauf wollen wir hier aber nicht näher eingehen.
Nun kam der Makroisierer ins Spiel. Mit diesem Werkzeug kann man ja bekanntlich Effekte der Quantenmechanik von der Welt des Mikrokosmos in die Welt des Makrokosmos holen. Proctor Silex beschloss daher seinem Körper Welleneigenschaften zu verpassen und sich über den Raum auszubreiten, da würden die hartnäckigen Galaktozisten blöd schauen, denn wie sollten sie ihn dann verhaften. Schnell machte unser Held die notwendigen Einstellungen am Makroisierer und aktivierte die Energiezufuhr. Tatsächlich, die Welleneigenschaften des Körpers unseres Erfinders wurden offensichtlich und er begann sich mit der Wellen innewohnenden Gruppengeschwindigkeit im Raum nach allen Seiten auszudehnen. Alles schien perfekt zu laufen, die schnellen Raumgleiter seiner Verfolger stoppten in großer Entfernung und schienen abzuwarten.
Wenn da nicht immer diese dummen Detailprobleme wären, um die man sich auch kümmern sollte! Der Effekt des Makroisieres wirkte sich leider nicht nur auf den Körper von Proctor Silex aus, sondern auch auf seinem Raumgleiter und die Teile des umliegenden Weltalls. Die virtuellen Teilchen, die ebenfalls gemäß den Gesetzen der Quantenmechanik laufend rund um uns herum entstehen und gleich wieder verschwinden haben natürlich auch Welleneigenschaften. Im unendlichen Universum rund um den Raumgleiter von Proctor Silex war die Wellenlänge jedoch egal und sie verfügten über ein kontinuierliches Spektrum. Im Gleiter von Proctor Silex allerdings konnten nur virtuelle Teilchen entstehen deren Wellenlänge zwischen die Wände des Gleiter passt, so wie eine Schnur, die zwischen zwei Wände eingespannt ist auch nur mit bestimmten Frequenzen schwingen kann, sie haben also nur ein diskretes Spektrum. Mit anderen Worten ausgedrückt entstanden viel mehr virtuelle Teilchen außerhalb des Raumschiffes von Proctor Silex, als innerhalb. Dadurch entstand ein Druck auf die Außenhülle des Raumfahrzeuges welcher die Hülle zusammenpresst. Diese physikalische Erscheinung heißt im atomaren Bereich Casimir Effekt und ist sogar bei den rückständigen Wissenschaftlern auf dem terranischen Planeten bekannt. Naja, man darf aber nicht vergessen, dass unser Genie auf der Flucht sehr unter Stress stand und daher schon mal so kleine, lächerliche Details vergisst. Jedenfalls konnte die Proctorwelle auch nur Frequenzen annehmen, so das die Wellenlänge in die vier Wände des Raumgleiters passte und hier wurde es immer enger, denn die Wände wurden durch die virtuellen Teilchen zusammengedrückt.
Die humorlose, jedoch in Physik äußerst bewanderte Galaktozei hatte nur darauf gewartet und fing den Raumgleiter mit der darin eingefangenen hin und her reflektierten Proctorwelle mit einem Nanopotgreifer ein, deaktivierte den Makroisierer kurz bevor er komplett zusammengepresst wurde und lieferte ihn der galaktischen Justiz aus. Die Anklage lautete „Betrügerischer Verkauf einer Unendlichenergieerzeugungsmaschine an ein geiziges, hintersterniges Volk unter gewissenloser Nichtbeachtung des Gesetzes vom zweiten Hauptsatz der Thermodynamik!“. Fast sah es so aus als ob das Schicksal nun endgültig zuschlug und der arme Proctor Silex ins schreckliche Gravitationstrichtergefängnis eingeliefert werden muss, doch Windicus Galactikus brachte in Erfahrung, dass die betrogenen Hintertupfinger den Maxwellschen Dämon nunmehr als Zirkusattraktion an zahlungskräftige Touristen vermieteten, vor allem bei schwerreichen Antimateriescheichs war der Kleine sehr gefragt, warum weiß keiner, doch die Einnahmen überstiegen schon lange die Summe, für die er gekauft wurde. So blieb dem gestrengen Richter nichts anderes übrig, als Proctor Silex freizusprechen.
Wir hoffen alle bald wieder von den Abenteuern des Proctor Silex zu hören, es gibt noch so viele physikalische Effekte, die danach schreien von genialen Erfindern ausgenutzt zu werden, dass es sichtlich nur eine Frage der Zeit ist!
 
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