Sehnsucht

Schwerer schlägt mein altes Herz,
schwillt in mir der alte Schmerz,
erinnert mich an schönre Stunden,
an Wehmut, Leiden, längst verwunden,

malt in mir ein böses Bild
vom Winter, wütend, kalt und wild,
erinnert mich an meinen Fund,
ein Täublein, nackt auf eisgem Grund.

Bückt' mich, nahm's vom Boden auf,
wand's in Wolle, ging nach Haus,
trug's hinein ins traute Heim,
nahm's in Obhut, hielt es rein ...

Schwerer schlägt mein altes Herz,
schwillt in mir der alte Schmerz,
erinnert mich an schönre Stunden,
an Wehmut, Leiden, längst verwunden,

da sitzt in meiner hohlen Hand
das Täublein, das ich dereinst fand,
aus Überresten, Totem barg,
entwand dem weltgewollten Sarg.

War weiß, war rein, wollt hoch hinaus,
stieg übers Dach ins Blau hinauf,
allzeit hinan, kein Blick zurück,
verließ den Knaben heiß vor Glück ...

Schwerer schlägt mein altes Herz,
schwillt in mir der alte Schmerz,
schwillt in mir die Einsamkeit,
verschwimmt zum Traum die Wirklichkeit!