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Trabant und BMW

Kurzgeschichten · Für Kinder
© Masisio
Sie standen an der Brücke und schauten hinunter auf die vorbeirasenden Autos. Die Autos an sich waren nicht unbedingt das was sie interessierte sondern die Bewegung der Fahrzeuge in rhythmischen Abständen. Sie waren Künstler und so war es nur normal, dass sie diese Wahrnehmung der Welt hatten. Ganz im Rhythmus der vorbeiziehenden Autos standen sie gebannt schauend auf der Brücke.
Ein Stück weiter begann der Wald. In diesem Wald gab es nichts. Außer einer Hexe die dort seit über 70 Jahren wohnte und kein Kontakt zu Menschen hatte. Sie redete nur mit ihren Tieren: Katzen, Rehe und Frösche. Ab und zu kam ein Hund vorbei der sich im Wald verirrt hatte. Doch die Hexe schickte ihn sofort weg. Sie mochte keine Hunde und schon gar keine die in ihrem Wald nichts zu suchen hatten.
So vergingen die Tage. Die Künstler kamen immer wieder zu der Brücke und unterhielten sich. Die Themen spielen hier keine Rolle. Doch sie waren sich immer einig. Das erschien der Hexe suspekt. Sie beobachtete die beiden Künstler bereits seit einer Weile vom Waldesrand aus. Selten war sonst jemand länger auf der Brücke. Sie diente eigentlich fast nur für Autos die vom Dorf Mähsland zum Dorf Kamingord fuhren. Oder in die andere Richtung. Aber die beiden Künstler kamen weder aus Mähsland noch aus Kamingord. Was hatten sie hier zu suchen? Die Hexe wurde immer interessierter. Eines Tages kam sie aus ihrem Wald heraus. An der Seite eine ihrer Katzen. Sie ging auf die Künstler zu. Die beiden bemerkten sie und drehten sich zu ihr um. Aus ihren Kreisen waren sie einiges gewohnt aber der Anblick der Frau die seit 70 Jahren im Wald lebte verdutzte sie trotzdem ziemlich.
Die Hexe ging auf sie zu. “Was macht ihr hier? Gibt’s hier was besonderes zu sehen?”
Die beiden antworteten: “Nein, wir beobachten nur die Autos und unterhalten uns. Aber können sie mir sagen wer sie sind? Sie sehen ziemlich verlumpt aus!”
“Verlumpt? Ich lebe seit langer Zeit im Wald. Und meine Kleider wasche ich im Bach. Sie sind auch schon sehr alt. Aber verlumpt bin ich sicher nicht. Ich bin eine edle Hexe!”
“Eine edle Hexe? Wie kann eine Hexe edel sein? Außerdem gibt es keine Hexen!”
“Ja ja, natürlich gibt es keine Hexen. Das glauben alle die außerhalb vom Dorf kommen. Aber es gibt sie sehr wohl. Und ich bin eine der edelsten von ihnen. Als ich jünger warfen sich mir die Männer zu Füßen. Doch ich ignorierte sie. Mich interessiert nur der Zauber.”
“Der Zauber, soso. Was können sie denn so zaubern?”
“Ich könnte euch beide auf der Stelle in Autos verwandeln. Dann würde ich in eins von beiden einsteigen und damit durchs Dorf fahren. Und ihr könntet nichts dagegen tun.”
“In Autos verwandeln? Geht’s noch? Wir haben überhaupt nichts gemacht!”
“Doch ihr wart frech. So werdet nun zu Autos.”

Die beiden Künstler verwandelten sich in Autos. Der eine wurde ein BMW der andere ein Trabant. Die Hexe stieg in den BMW ein und fuhr durch die Landschaft bis sie in Kamingord angekommen war. Die Leute im Dorf wunderten sich darüber. Erstens dass hier in dieser ärmlichen Gegend ein BMW durchfuhr andererseits darüber wer in dem Auto drinsaß. Nur Ermlin wusste bescheid.
“Das ist die Hexe aus dem Wald! Sie hat bestimmt ein Zauber angewendet um sich ein Auto zu schnappen! Vorsicht sie ist gefährlich!”
Die Leute im Dorf ignorierten Ermlin. Doch Ermlin hatte natürlich Recht. Denn Ermlich hatte immer Recht. Dass lag an einem besonderen Meta-Karma, welches durch Zufall auf das Dorf gefallen war und Ermlin getroffen hatte. Seitdem war Ermlin Einserschüler und ansonsten komplett unbeliebt. Ausser bei Frederike, aber dazu später.
Jedenfalls fuhr die Hexe weiter durch das Dorf und ignorierte fast alles um sie rum. Wie sich alles verändert hatte in den letzten Jahren. Es war zuviel für sie. Sie drehte mit dem Auto um und fuhr zurück in Richtung Wald. Dort parkte sie den BMW wieder neben den Trabant und ging in ihre Hütte.
Trabant und BMW frohren diese Nacht. Was sollten sie bloß tun? Sie wollten wieder Künstler sein. Keine Autos.

Ermlin und Frederike erdachten derweilen im Dorf einen Plan. Ermlin durchschaute die Hexe. Irgendwas war mit den Autos nicht in Ordnung. Er konnte auch Frederike davon überzeugen. Also zogen sie los Richtung Brücke, wo die Autos standen. Als sie die Brücke erreichten schrie Ermlin: “Wir müssen die Autos hier wegbringen!”. Frederike stimmte zu. Ermlin und Frederike waren zwar noch recht jung aber sie konnten bereits Autofahren. Auf dem Dorf lernte man so etwas eben recht früh. Bei Fahrten über die Felder unterrichte Ermlin’s Vater ihn bereits früh wie man die Gangschaltung benutzen musste und so weiter. Also stiegen sie ein. Ermlin schnappte sich den BMW und Frederike den Trabant. Beide waren glücklich mit ihrer Wahl und sie fuhren los. Ermlin musste langsam beschleunigen damit Frederike hinterherkam aber sie hatten bald ein Rhythmus gefunden, mit dem es ging. So fuhren sie stundenlang durch die Nacht. Sie durchfuhren unter anderem die Dörfer Kamutz, Blinkz, Rumsmühl und Kuffe. In Kuffe hielten sie an. Der Morgen war bereits angebrochen und sie stellten ihre Fahrzeuge nahe eines Bäckerstandes. Sie holten ein paar frische Brötchen und fuhren weiter. Der Bäcker staunte natürlich nicht schlecht, dass ein Junge und ein Mädchen die fast noch Kinder waren mit Autos vorfuhren. Zunächst interessierte es ihn nicht weiter. In Kuffe passierten oft seltsame Dinge. Dann rief er jedoch die Polizei.
So kam es schließlich zu einer Hetzjagd. Die Polizei verfolgte den BMW und den Trabant. Frederike musste die ganz Zeit voll aufs Gas treten damit sie eine Chance hatte. Ermlin beschleunigte nur ab und zu langsam. Letztendlich hatten sie jedoch keine Chance und wurden angehalten. Es kam wie es kommen musste, sie wurden verhaftet und abgeführt. Die Autos blieben in Kuffe stehen. Zum Glück war der Polizist der sie abführte mit einem Magier verwandt. Dieser durchschaute über Fernsehen, also sehen aus der Ferne, oft was sein Neffe tat. Er sah auch gleich, dass die beiden Autos verhext waren.
So kam alles zu einem glücklichen Ende. Der Magier verwandelte die beiden Autos wieder in die Künstler. Letztendlich hatten Ermlin und Frederike also die beiden Künstler gerettet. Wenn sie auch nicht wussten warum.
 
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Kommentare  

Ist doch eine niedliche originelle Story geworden. Was du so für Ideen hast? Ein drolliges Märchen für Kinder und Kind gebliebene.

Petra (16.04.2010)

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