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23 Seiten

Return to Home - Jungfernfahrt

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
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Jedes neue Schiff der Unioner Raumflotte, ob nun Ziviler oder Militärischer Art, wurde einer Testreihe unterzogen. Sie unterschied sich lediglich in der jeweiligen Anwendung der Schiffe. Man konnte ein Zivilschiff nicht wie ein militärisches Raumschiff testen. Dazu kamen die unterschiedlichen Schiffsklassen in beiden Sparten. Deswegen gab es für jede Schiffsklasse ein eigenes Testprotokoll. In der Regel beauftragten die jeweiligen Schiffsbauer eine Testfirma zur Durchführung. Nur wenige Schiffsbauer besaßen eine eigene Testabteilung.
Die Streitkräfte der Union besaßen eine; die Vereinte Testgruppe der Streitkräfte (VTdS). Sie unterhielt Testbesatzungen, die die Testreihen durchführten.
Solch eine befand sich an Bord des neuen Schlachtkreuzers VF Orion. Wo man die Testreihe durchführte, obgleich die Orion das 1. Schiff der neuen Vermont Klasse darstellte. Da man nicht für jede neue Schiffsklasse ein neues Testprotokoll entwerfen konnte oder wollte, aktualisierte man einfach die Vorhandenen, sie waren zum Großteil standardisiert.
Je nach Schiffsklasse variierten die Testbesatzungen der VTdS. Der Testbesatzung der Orion gehörten 48 Personen an. Zum festen Stamm gehörten nur die Führungsoffiziere und ein ausgewählter Kern der Mannschaftsmitglieder. Die restlichen Leute kamen aus einem Stellenpool der VTdS. Per Losverfahren wurden sie den aktiven Testbesatzungen für die jeweilige Testdauer zugelost. Anschließend kehrten sie wieder in den Stellenpool zurück und warteten darauf einer Testbesatzung zugelost zu werden. Eine übliche Vorgehensweise, da die meisten im Pool Reservekräfte waren. Laut einer aktuellen Zählungen befanden sich bis zu 1.000 Frauen und Männer im Stellenpool der VTdS.
Als Flottenkapitän Luciò die Personalprofile seiner Crew durchging, stellte er fest das keiner der Leute verheiratet oder enge Familienbande besaß. Ein Zufall war das nicht. Demzufolge musste es einen Grund geben, warum man seine Crew mehr oder weniger aus Junggesellen zusammenstellte. Die Wahrscheinlichkeit für solch eine Zusammenstellung ging gegen Null. Da waren die Chancen im Lotto zu gewinnen weitaus höher.
Luciò versuchte vergeblich herauszufinden, wieso dem so war. Keiner der Leute, die er danach fragte, konnten oder wollte ihm Auskunft geben. Daher musste die Testreihe mit der Orion eine Besonderheit haben, die ihm bisher entgangen war. Zumal sein Leitender Com Offizier kurz vor bekannt werden, das Sie zur Testreihe der Orion eingeteilt wurden, abberufen wurde und einen bessergestellten Posten bekam. Lieutenant Gregson Williams war verheiratet, Vater von 2 Kindern und das 3te war unterwegs. Das bestärkte ihn nur noch mehr, dass hier was nicht mit rechten Dingen zu ging. Was ihm verständlicherweise überhaupt nicht schmeckte. Ändern konnte er es aber nicht.
Williams Posten erhielt sein bisheriger Stellvertreter Junior Lieutenant Aegis. Er war ein mehr als fähiger Ersatz und gehörte seit Jahren zum erweiterten Stamm.
Ein weiteres Indiz dafür das etwas faul war, war der Umstand das man die Besatzungszahl für die Testreihe eines Schlachtkreuzers auf ein Minium festlegte. Im Durchschnitt umfasste eine Testbesatzung für ein Schlachtkreuzer 85 Frauen und Männer. Minium bei diesem Schiffstyp waren 45 Personen. Bisher hatte Luciò nicht erlebt das man diese Untergrenze tatsächlich benutzte. Er wurde eines besseren belehrt. Seine Anfrage um Aufstockung wurde vom Personalbüro kommentarlos abgelehnt. Auf Nachfrage zur Ablehnung, verwies man auf ein Verteilungsstopp der Personalkräfte. Wer den Verteilungsstopp autorisierte, blieb ungeklärt. Selbst Commodore Ryta konnte ihm den Urheber nicht nennen, obwohl Sie einen ranghohen Posten in der Führungsebene der Flotte besaß.
Außer seinen 45 Leuten befanden sich noch 12 Wissenschaftler und Forscher des Instituts für Wissenschaft & Forschung an Bord. Die Orion besaß eine Wissenschafts- & Forschungsstation (WFS). Damit war es das 1te Kampfschiff der Flotte. Das Institut war eine zivile Einrichtung, die dem Vereinten Ministerium für Wissenschaft & Forschung unterstand.
Wie Luciò beim lesen der Personalakten der 12 Zivilisten feststellte hatte keiner von ihnen Familie. Sie waren dem Testprojekt zugeteilt worden, um die Systeme der WFS zu testen. Was nicht ungewöhnlich war, zumal das Institut einer der Bauherren neben der Flotte war. Nichtsdestotrotz blieb die Orion ein Kampfschiff der Vereinten Flotte, mit einem Wissenschafts- und Forschungsauftrag.
Bisher hatten sich die Wissenschaftler in das Kommandogefüge der Flotte eingefügt, begeistert waren sie darüber natürlich nicht. Luciò war sich sicher dass es zwischen den Lagern Spannung geben würde, sobald die Orion offiziell in Dienst gestellt wurde und sich aufmachte die Weiten des Weltraums zu erkunden. Die Zivilisten, vor allem Wissenschaftler und Forscher, legten ihr Leben nur widerwillig in die Hände des Militärs. Was auf Gegenseitigkeit beruhte. Wer auch immer das Kommando über die Orion bekam, er beneidete ihn nicht.
„Sir. Eine Meldung mit Sicherheitssignatur vom Flottenkommando für sie.“, meldete Crewmen Santiago nach dem Eingang der Meldung durch der obligatorischen Piepmelodie.
Luciò schaute zu der jungen Frau, die der Com Mannschaft angehörte. „Ich nehme sie in meinem Raum entgegen.“ Er wendete sich seinen EO, Ersten Offizier, zu. „EO. Sie haben das Kommando.“
„Yeah.“

***
Eine weitere Gemeinsamkeit Unioner Raumschiffe war der Kommandantenraum neben der Brücke. Er war das Büro des Kommandanten. Zur Standardausstattung gehörte lediglich der Schreibtisch, 2 Stühle, 1 Couch, 1 Kommode, das Terminal neben der Tür und eine Plakette aus Bronze, auf der der Name des Raumschiffs und die Indienststellung graviert waren. Jeder Kommandant konnte seinen Raum individuell einrichten, gemäß der Flottenbestimmungen.
Luciò nahm auf alle Testschiffe einen eiförmigen Ball aus echtem Leder mit und stellte ihn auf die Kommode. Da er nur für einen begrenzten Zeitraum an Bord der Schiffe war, brachte es nicht viel mehr persönliche Dinge mitzunehmen. Schließlich war er nicht zum Vergnügen auf den Schiffen. Wenn man zur regulären Besatzung gehörte, sahen die Dinge schon wieder anders aus, denn dann lebte man auf dem Schiff.
Er ging zum Schreibtisch, setzte sich in den bequemen Kommandantensessel, aktivierte die Touchkonsole vom Schreibtisch und schon erschien die eingegangene Meldung vom Flottenkommando. Wegen der Sicherheitssignatur musste Luciò seinen Autorisierungscode angeben, ein Netzhaut- und Handscan machen damit die Mitteilung freigegeben und die Verschlüsselung aufgehoben wurde.
Nach der Eingabe erschien ein Holofenster: Entschlüsselung läuft… Darunter befand sich ein Ladebalken, der den Status anzeigte. Es dauerte weniger als 10 Sekunden. Dann schloss sich das Fenster und ein zweites öffnete sich mit dem Text der Mitteilung.

***
Die Mitteilung war nicht ungewöhnlich. Es handelte sich um eine Anweisung die Testreihe ruhen zulassen und zu einem Rendezvouspunkt zu fliegen, um jemanden an Bord zu nehmen, der die Testreihe überwachen sollte.
Ab da wurde er hellhörig. Sicher kam es manchmal vor das ein Beobachter die Testreihe verfolgte. Daran war nichts außergewöhnlich. Jedoch waren die Beobachter von Anfang an mit an Bord und mussten nicht mitten in der Testreihe abgeholt werden. Wenn man also nun die vorhandenen Geschehnisse zurate zog, sah es schon anders aus.
Von wem die Mitteilung kam, konnte Luciò nicht ersehen. Aufgrund der Sicherheitssignatur war eine Fälschung so gut wie ausgeschlossen. Außerdem lag der Rendezvouspunkt im Kernland der Union, was eine Falle durch feindliche Kräfte so gut wie ausschloss. Außerdem wurden die Testflüge nicht öffentlich bekannt gegeben oder zugänglich. Zu dem besaßen sie eine hohe Sicherheitsstufe.
Er blieb einige Sekunden sitzen. Bisher wusste er einfach zu wenig um sich einen Reim auf die Sache machen zu können. Denn eins stand fest, das war kein gewöhnlicher Testflug. Dazu wurde einfach zu viel manipuliert.
Luciò war sicher niemand der Blind Befehlen befolgte, er hatte gesehen was für Folgen das hatte, aber gegen sie verstoßen ohne Rückversicherung tat er auch nicht. Letztenendes war er Soldat und führte Befehle aus. Die Mitteilung war ein solcher. Luciò sah keinen Grund ihm nicht folge zuleisten. Auch wenn er die Scheiße förmlich riechen konnte.

***
„Komandant auf der Brücke.“, sagte EO Hazàrd als Flottenkapitän Luciò seinen Raum verließ und die Brücke betrat.
Die Mitteilung war lediglich fürs Protokoll. Schon längst stand keiner seiner Leute mehr stramm, wenn er die Brücke betrat oder verließ. Manch einer legte wert darauf, er nicht.
Er setzte sich in den Kommandantensessel, sah kurz aufs Taktik Display in der Armlehne. „Steuer. Sobald die Testphase abgeschlossen ist, setzen wir einen neuen Kurs.“ Luciò übermittelte die angegebenen Rendezvouskoordinaten an die Steuerkonsole.
Die Steuerfrau schaute sich die Koordinaten an. „Aye.“
Er blickte zu seinem EO. Hazàrd sah ihn mit nichtssagender Miene an. „Wir sollen jemanden an Bord nehmen.“ In dem, wie er es sagte, wusste der Gvaner das sein Freund und Kommandant nicht wirklich begeistert war. „Bis dahin ruht die Testreihe.“ Jetzt zuckten die Mundwinkel.
„Das wird den Intelligenzbolzen nicht gefallen.“
Die Wissenschaftler und Forscher würden sich beschweren, darauf würde Luciò jede Wette eingehen, ganz gleich was der Einsatz war. Schon beim festlegen der Testreihe, beschwerten sich die Intelligenzbolzen, da ihre Tests eine niedrige Priorität bekamen. Als er ihnen unmissverständlich klar machte, dass die Orion ein klassifiziertes Kampfschiff der Flotte war und somit die entsprechenden Tests Vorrang hatten, teilte ihm der Leiter mit das er eine formelle Beschwerde einreichen würde. Falls der Professor glaubte mit der Drohung etwas zu erreichen täuschte er sich.
„Sir. Professor Andrews will sie umgehend sprechen.“, teilte Crewmen Santiago seinem Kommandanten mit.
Luciò schaute auf den Chronometer. Das war neuer Rekord.

-2-

„Wir können keine weitere Verzögerung der Testreihe akzeptieren.“, blaffte Professor Andrews ungehalten. Er vermied den Blickkontakt mit Hazàrd. Vor dem Gvaner schien er mehr Angst zu haben, als er zugeben wollte.
„Was wollen Sie dagegen unternehmen?“, fragte Luciò den Mann direkt heraus. So langsam ging ihm die Art und Weise des Mannes gegen den Strich. „Die Orion ist kein Vergnügungskahn, sondern ein Schiff der Flotte. In einem Hörsaal mögen sie das Sagen haben, hier nicht.“, stellte er unmissverständlich fest. Dem Professor stieg Zornesröte ins Gesicht. Anscheinend war er es nicht gewohnt, dass man so mit ihm sprach. „Wenn Sie ihr Verhalten gegenüber meiner Crew nicht umgehend ändern, lasse ich sie unter Arrest stellen und Testen die Zellen schon mal vor.“
Die Röte wich ihm augenblicklich aus dem Gesicht. „Das würden sie nicht wagen!“, raunte Andrews nur noch kleinlaut.
Luciò lächelte verschmilzt. „Probieren sie es aus.“, forderte er ihn heraus.
Dem Blick nach schien der Professor sich bewusst zu werden, dass sein Gegenüber nicht bluffte. Als er den Kommandantenraum verließ, sah man auf Hazàrds Gesicht ein zufriedenes lächeln.

***
Als die Testphase abgeschlossen war, die Daten gespeichert, analysiert und ausgewertet wurden, sprang die VF Orion in den Hyperraum. Nach 5 Stunden Flugzeit kehrte das Mehrzweckschiff der Flotte in den Normalraum zurück, setzte Kurs auf die Rendezvouskoordinaten und wartete auf den angekündigten Beobachter.
„Sir. Empfangen Hyperraumabdruck.“, meldete der Leitende Sensor Operator (LSO).
Auf dem TD sah Luciò den Hyperraumabdruck. Sekunden später verließ ein neutrales Schiffssymbol die Hyperraumöffnung. Innerhalb von einer Sekunde veränderte sich das neutrale Schiffssymbol. Es färbte sich Grün und bekam das Symbol für einen Raumkreuzer der Vereinten Terra-Gvan Flotte. Bei dem Kreuzer handelte es sich um die VF Peter. Das Kampfschiff gehörte dem 45. Reservegeschwader an, das im Manolia System stationiert war. Wo sich stets 2 Flottenverbände der Reservekräfte aufhielten.
„ID-Kennung stimmt mit der Datenbank überein.“, sagte Hazàrd.
„Dann wollen wir unseren Gast mal Willkommen heißen.“, erwiderte Luciò.
Die Miene seines EO war eindeutig.

***
Bei ihrem Gast handelte es sich um einen groß gewachsenen, breitschultrigen Mann, dessen Züge kantig und grob waren. Seine gebräunte Hautfarbe war natürlich. Der Statur nach konnte er ein Marine, Bergarbeiter oder Feldbauer sein.
„Willkommen an Bord der Orion.“, begrüßte er die Gäste. „Ich bin Captain Luciò, Kommandant der Testbesatzung.“ Er erhielt einen nichtssagenden Blick. „Crewmen Henry bringt Sie zu ihrem Quartier. Wenn sie irgendwelche Wünsche oder Fragen haben, wenden sie sich an sie.“ Der Mann sah flüchtig hinter ihn zu Crewmen Henry.
„Wann setzen sie die Testreihe fort?“
„Sobald wir wieder im Testgebiet sind. Ungefähr in 5 Stunden.“
Sein Gast zog ein Datenpad hervor, reichte es ihm und behielt seine störrische Miene bei.
Luciò nahm das Pad, aktivierte es, hinterließ seinen Daumenabdruck zur Identifizierung und las sich den entschlüsselten Text durch. Es handelte sich um neue Befehle. Genauer zu sein, wurde ihnen ein neues Testgebiet zugewiesen, wo man augenblicklich mit den WF Testreihe beginnen sollte. Bis auf Weiteres hatten sie Vorrang. „Ich werde mir diese Befehle bestätigen lassen müssen!“, stellte er klar.
Ein kurzes Aufflackern in den Augen, sonst nichts. „Das ist ihr gutes Recht, Captain.“, raunte er ungehalten und ging an Luciò vorbei.
Crewmen Henry eilte hinter dem Beobachter her.

***
Zum ersten Mal erlebte Luciò, wie schnell der Bürokratieapparat sein konnte. Innerhalb von 2 Stunden erhielt er die Bestätigung für die neuen Einsatzbefehle. Überrascht war er von der Sicherheitssignatur, die die Bestätigung trug. Sie stammte vom Strategischen Lagezentrum der Streitkräfte (SLdS).
Inwiefern das SLdS mit der Sache zu tun hatte, entzog sich ihm. Bisher hatte er immer gelaubt es ein einfaches Beratungsgremium für das President House.
Da die Echtheit der neuen Einsatzbefehle feststand, ihm nur nicht ganz klar war warum die Testerprobung der VF Orion in den Einzugsbereich des SLdS fiel, befahl er via Com einen Kurs zum Sternensystem (SS) 37-089.3758.

-3-

7 Stunden brauchte man für den Flug. Während dessen ließ Luciò die Testreihe am Antrieb und deren Komponenten durchführen. Die Nachricht das von nun an die WF Testreihe Priorität hatte, gab Professor Andrews neuen Auftrieb. Zusammen mit seinem Stab bereitete er alles vor, um beim eintreffen ins Testgebiet mit der Arbeit beginnen zu können.
In erster Linie sollten die Langstreckensensoren, diverse wissenschaftliche Messgeräte, die neuen Drohnen, Bojen und Sonden getestet werden. Alles im allen waren für die Testreihe 3 Tage angesetzt.
Die VF Orion verließ den Hyperraum.
„Alles Sauber.“, meldete Za’dik, LSO, nach dem obligatorischen Sicherheitsscan vom Systems.
Für einen flüchtigen Moment hatte Luciò gehoffte auf feindliche Einheiten zu stoßen, um das Schiff nicht diesem hochnäsigen Professor zu überlassen. Der Wunsch blieb ihm jedoch versagt. Wie so vieles im Leben! „Captain an Professor Andrews.“, rief er übers InterCom.
„Ich höre.“, erwiderte der Mann.
Er zögerte einen Moment. Ihm waren schon viele Personen über den Weg gelaufen. Zivilisten wie Militärs. Doch keiner löste in ihm so den Drang aus einen Pulser zu nehmen und ihn standrechtlich zu erschießen. Eine Erklärung hatte er auch schon im Petto. Ob sie ihm vor einem langjährigen Aufenthalt auf Alcatraz bewahrte, blieb zu bezweifeln. „Das Schiff gehört ihnen. Sie können mit der Testreihe beginnen.“
„Herzlichen Dank, Captain.“, höhnte Professor Andrews. „Beginnen mit der Testphase A1.“
Das wäre es ihm Wert Alcatraz kennenzulernen!

***
Zur Testgruppe vom IfWF gehörte Doktor Jekaterina Gomez. Sie hatte wissenschaftliche Technik studiert, war nach ihrem Studium in die Private Wirtschaft gegangen, hatte an einigen Projekten innerhalb und außerhalb der Union teilgenommen. Nach 5 Jahren bekam Sie ein Angebot zum IfWF zu wechseln. Der Verdienst war erheblich weniger, es gab so gut wie keine Vergünstigungen und Gewinnbeteiligungen schon gar nicht. Trotzdem hatte Jekaterina angenommen, ohne es bisher ernsthaft bereut zu haben.
Das Sie nun der Testgruppe angehörte verdankte sie dem Umstand, dass der eigentliche Kandidat krank geworden war. Um einen antiquierten Ersatz zu bekommen, nahm Professor Andrews Jekaterina in seinen Stab auf. Was er sicherlich bereute, dachte sie mit diebischer Freude.
So brillant Professor Andrews auch galt und sicherlich auch war, so selbstgerecht, anmaßend und arrogant war der Mann. Schon von der ersten Minute an ging er auf Konfrontationskurs mit Flottenkapitän Luciò. Erst ging es um die Quartierszuteilung, dann wegen der Planung der Testreihe und mehreren anderen Dingen. Dass der Mann solange still geblieben war, hatte Jekaterina nicht erwartet. Manch einer hätte den Professor längst aus der Luftschleuse geworfen oder bei der nächstbesten Möglichkeit von Bord verwiesen.
Sie kehrte zu ihrer Arbeit zurück. Sie hielt sich in der Astronomie auf. Es handelte sich um eine reine Wissenschaftsstation der Orion und befand sich auf dem Wissenschaftsdeck. Dort überwachte Jekaterina die Messdaten von Isotopenmaterie und Ionenstrahlung. Beides waren Abfallprodukte eines Wurmlochs, was gleichzeitig auf die Existenz eines solchen hinwies.
Laut der Datenbank, die sie vorher konsultiert hatte, waren die Werte bei vorangegangenen Messungen im SS 37-089.3758 zu niedrig um Rückschlüsse auf ein Wurmloch zugeben. Die Messungen stammten aus der letzten Systemvermessung, welche inzwischen 100 Jahre her war. Zu dem gehörte es zu einem der am wenigsten befahrenden Sternensystem.
Wie sie von einem Kollegen erfuhr, gehörte die Messung von Isotopenmaterie und Ionenstrahlung gar nicht zur Agenda der Testreihe. Der Professor hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt sie mit aufzunehmen. Seiner Meinung nach verschwendete man damit nur wertvolle Zeit, die besser genutzt werden konnte. Wer auch immer die Durchsetzung erreichte, befand sich am längeren Hebel. Einem Gerücht zufolge kam die Weisung nicht vom Institut. Was kurios war, denn das IfWF besaß die Aufsicht der WF Testreihe an Bord der VF Orion.
Für die Messung mussten nur geringfügige Änderungen an den Langstreckensensoren vorgenommen werden. Alles im allem sollte das Ganze eine Stunde dauern. Sobald der Scan abgeschlossen war, die Messdaten vorlagen und keine außergewöhnlichen Ergebnisse festzustellen waren, konnte man es auf der Liste abhacken. Jekaterina sah darin keinen allzu großen Zeitverlust.
So lehnte sie sich zurück, beobachtete die Messdaten auf den 3 Flachbildschirmen ihrer Station, verschränkte die Arme hinterm Kopf. Bisher gab es keinerlei Anzeichen für überhöhte Messungen.
Jekaterina schaute auf den Chronometer. Noch 10 Minuten. Dann war die Testphase abgeschlossen. Sicherlich tigerte der Professor umher und wartete darauf diesen sinnlosen Test endlich abzuschließen, um sich Wichtigerem zu zuwenden.
Vielleicht konnte Sie es ja hinauszögern und ihn zur Weißglut bringen! So verlockend der Gedanke auch war, entschied sie ihn nicht weiter zu provozieren. Sie hatte keine Angst vor ihm, schließlich konnte Jekaterina jederzeit zurück in die Privatwirtschaft gehen und mehr Geld verdienen wie der Professor. Der Reiz lag woanders.
Vollkommen unerwartet piepte der Computer. Erst erschien auf dem Bildschirm eine Spitze. Es folgte eine Zweite, Dritte und Vierte. Bei jeder kommenden Spitze erhöhten sich die Messwerte. Sie gingen weit über jenen Wert hinaus der bei der Vermessung vor 100 Jahren festgestellt wurde. Was wiederum nur eins bedeuten konnte!

***
„Das ist unmöglich.“, blaffte Professor Andrews zutiefst verärgert.
Wie boniert war der Kerl! Die Fakten sagten etwas anders und genau darauf basierte die Wissenschaft. Auf Fakten, nichts weiter.
Jekaterina bemühte sich ihren Ärger auszublenden. „Die Daten sagen etwas anderes.“, wies Sie ihn unterschwellig zurecht.
„Haben sie die Daten verifiziert?“, fragte er mit einem diabolischen grinsen.
„Nein. Dafür ist eine Wiederholung des Tests nötig.“, antwortete sie ihm wohlwissend das der Professor die Antwort kannte.
„Bis dahin sind ihre Daten wertlos.“, meinte er verächtlich. „Ich werde einer Wiederholung auf keinen Fall zustimmen.“
Jekaterina öffnete den Mund um etwas zu sagen, als ihr jemand zuvor kam.
„Wann können Sie mit der Wiederholung beginnen?“, fragte der Mann, der als Beobachter an Bord gekommen war. Sein Name war Jerez, wenn sie sich recht erinnerte. Bis jetzt hielt er sich stets im Hintergrund. Sie war von der Frage ebenso überrascht wie jeder andere im Besprechungsraum. „Man müsste eine Kalibrierung der Langstreckensensoren vornehmen.“, sagte Jekaterina und überschlug im Kopf die benötigte Zeit. „Eine Stunde.“
Der Professor wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber Flottenkapitän Luciò kam ihm zuvor. „Ich werde meinen LSO anweisen, die Kalibrierung vorzunehmen.“
„Tun sie das, Captain.“
Der Kopf von Andrews drohte zu platzen. „NOCH BIN ICH DER LEITER DER TESTREIHE!“, schrie er wie von Sinnen.
Eine gespenstische Ruhe legte sich über den Raum. Der Beobachter sah ihn ausdruckslos an. „Jetzt nicht mehr, Professor.“, erwiderte Jerez mit eisiger Stimme. „Captain Luciò. Der Professor steht mit sofortiger Wirkung unter Arrest. Veranlassen Sie alles Nötige.“

***
Nicht das er besonders unglücklich über den Umstand war, dass der Professor unter Arrest stand, wenn auch nur in seinem Quartier, machte ihn die Befugnisreichweite des Beobachters nachdenklich. Wie weit würde er gehen? Eine Frage die Luciò weitaus mehr beschäftigte, als er dachte. Schon von Anfang an kam ihm die Angelegenheit merkwürdig vor. Als ob jemand im Hintergrund gezielt Fäden zog. Was er gar nicht mochte.
Ebenso wenig fielen ihm plausible Gründe für die Scharade ein, bei der er wohl oder übel ein Hauptakteur war. Welchen Zweck diente das Ganze? Hier ging es nicht um eine einfache Erprobung eines neuen Kampfschiffs. Es steckte mehr dahinter, da war er sich inzwischen absolut sicher. Bloß was?
„Brücke an Astronomie.“, rief Luciò Doktor Gomez via InterCom.
„Hier Astronomie.“, hörte man die überschwängliche Erwiderung der Frau.
„Haben Sie bereits ein Ergebnis?“
Seit 15 Minuten war der wiederholte Test abgeschlossen. Nun wartete man auf die Auswertung und Bekanntgabe von Doktor Gomez in Bezug auf die Ratifizierung ihrer Messdaten.
„Ja, Captain.“, antwortete die Frau aufgeregt. „Wir haben ein Wurmloch entdeckt.“
Aus irgendeinem Grund sah Luciò bei der Neuigkeit zum Beobachter. Der Mann verzog keine Miene. Weil er bereits wusste dass Sie das Wurmloch fanden! Oder war es ihm einfach egal? Er glaubte nicht das Letzteres zutraf. „Wie lange brauchen Sie für die Auswertung ihrer Daten?“
Doktor Gomez antwortete nicht sofort. Wahrscheinlich fand sie die Konversation mit dem Flottenkapitän als lästig und oder überlegte sich ein Zeitfenster, das Sie ihm nennen konnte. „30 Minuten.“
„Verstanden. Brücke Ende.“ Luciò schaltete das InterCom ab.

-4-

Zwar verstand Luciò das Fachchinesisch nicht, aber Doktor Gomez erläuterte ihnen die Ergebnisse der zweiten Messung so einfach wie möglich. Quantenphysik, Wurmlochwissenschaften und all der Kram waren nicht sein Spezialgebiet.
Sie erklärte ihnen dass die Messdaten, welche sie verifiziert hatte, daraufhin deuteten dass es im Sternensystem 37-089.3758 ein Wurmloch der Kategorie 3 oder 4 gab. Wie beinahe alles waren auch Wurmlöcher klassifiziert worden. Bei Kategorie 3 und 4 eigneten sich Wurmlöcher nicht zur Verkehrsnutzung. Lediglich 1 und 2 waren dazu geeignet. Nichtsdestotrotz war die Entdeckung eine kleine Sensation. Inwiefern dem so war, entzog sich Luciò. Schließlich konnte man es nicht nutzen und ein Wurmloch, das nicht für den Raumverkehr geeignet war, war schlicht und einfach nutzlos.
„Ich würde gerne weitere Tests direkt vor Ort vornehmen.“, äußerte Jekaterina nach dem sie den Anwesenden ihre Daten erklärte. Sie hatte übertrieben, als sie meinte die Entdeckung sei eine Sensation. Wurmlöcher gehörten längst zum Alltag. Eine Entdeckung fand in der Regel nicht mal den Weg in die Medien.
Luciò wusste genau, dass die Bitte nicht an ihn gerichtet war, sondern an den Beobachter, der am längeren Hebel saß. Verübeln konnte er ihr diesen Schritt nicht. Sie war Wissenschaftlerin.
„Wie lange?“,fragte Jerez nach.
Sie überschlug noch mal alles. „12 Stunden. Maximal 35.“
„Haben Sie Einwände, Captain?
Dass er gefragt wurde, verblüffte Luciò einen Moment. „Wenn es der Wissenschaft dient.“, erwiderte er trocken.
„Einverstanden, Doktor Gomez.“
Sie strahlte übers ganze Gesicht.

***
Wie sich herausstellte, gab es einen Grund für die konstanten Messdaten, die Jekaterina leicht stutzig gemacht hatten. Aus dem Wurmloch trat ein beständiger Strom von Mantel- und Isotopenmaterie sowie Ionenstrahlung aus. Auf den Bildschirmen sah man das spiralförmig geöffnete Wurmloch und einen hellen Strahl, in dessen Zentrum sich Mantelmaterie befand, der hinausfloss in den Normalraum. Ein solcher Vorgang war gänzlich unbekannt.
Jedes Mal, wenn ein Wurmloch benutzt wurde, entwichen beim Öffnen Gase, Ionenstrahlung und Isotopenmaterie. Grob gesagt handelte es sich dabei um die Eintritts- und Austrittswelle, auf denen Raumschiffe ins Wurmloch hinein und hinaus flogen.
Jekaterina nahm die Referenzdaten vom Hanevold Wurmloch. Bei den Messungen stellte sie fest, dass die Konzentration der Welle, 11 Mal so hoch war wie normal. Eine Möglichkeit bestand darin das sich im Wurmloch ein abnormaler Druck aufgebaut hatte und nun eine natürliche Regulierung stattfand. Es konnten aber auch die Anfänge eines sterbenden Wurmlochs sein.
Deshalb schickte sie, mit Einwilligung von Flottenkapitän Luciò, eine Sonde ins Wurmloch. Die Daten zeigten keinerlei Anzeichen für einen strukturellen Zerfall im Kern. Demnach handelte es sich nicht um ein sterbendes Wurmloch. Zugleich blieb die Erklärung für das Ereignis unklar.
Zusammen mit anderen Mitgliedern der Testgruppe vom IfWF stellte sie verschiedene Theorien auf, die man dann nach und nach abarbeitete. Niemand konnte sich erklären, wie der Kern stabil blieb, obwohl Unmengen von Mantelmaterie entwichen.
Nach Ablauf der 12 Stunden besaßen die Wissenschaftler um Doktor Gomez eine Menge Daten. Man hatte 4 Sonden ins Wurmloch geschickt. Zu dem nahm man eine Probe der austretenden Mantelmaterie. Sie wurde im Labor untersucht. Ohne nennenswerten Ergebnis.
Das Wurmloch blieb ihnen ein Rätsel. Alleine die Menge an Mantelmaterie, die entwich, reichte aus um ein Zerstörer Geschwader 7 Monate mit Hauptenergie zu versorgen, bei maximalen Verbrauch. Trotz allem blieb der Kern stabil, was wissenschaftlich unmöglich schien. In der Theorie, praktisch wurde man eines besseren belehrt.
Jekaterina bat bei Flottenkapitän Luciò und Herrn Jerez um eine Verlängerung. Das Wurmloch gab ihnen Rätsel auf und dem wollte sie auf den Grund gehen. Man gab ihr weitere 35 Stunden. Danach müsse man die reguläre Testreihe wieder aufnehmen.
Sie verschwendete daher keine Zeit und blieb am Ball.

***
„Wie kann der Kern stabil bleiben, bei der Menge von entweichender Mantelmaterie?“, fragte Jekaterina frustriert sich selbst. Es war mitten in der Nacht. Die meisten Leute an Bord der VF Orion lagen in ihren Betten. Verdammt.
Mit ihr im Labor 1, der Wissenschaftsstation, war der junge Gvaner Heraklion. Er war Praktikant beim Institut für Wissenschaft & Forschung, studierte Materiewissenschaften und schrieb seine Abschlussarbeit über die Gehzeitenmaterie. Er hatte es zu mindestens vor. Außer der Einführung hatte Heraklion nicht viel zu Papier gebracht.
„Naja…Vielleicht stammt sie nicht vom Wurmloch!“, äußerte Heraklion gedankenverloren.
Jekaterina wandte sich um. Sie hatte nicht mit einer Antwort gerechnet, oder das außer ihr noch jemand im Labor war. „Wie bitte?“, hackte sie nach.
Jetzt wurde Heraklion klar, dass die Frage eigentlich keine direkte Frage war. „Oh…ähm…“, stammelte er unsicher. „Möglicherweise kommt die Mantelmaterie von der anderen Seite des Wurmlochs und durchfließt es nur.“
Was erklären würde, warum der Kern stabil blieb. Andererseits was gab solch eine Menge von Mantelmaterie in unmittelbarer Nähe zu einem Wurmloch ab? Sekunden verstrichen. Eine Sonne!, schoss es ihr durch den Kopf. Der Ansatz beflügelte Jekaterina von neuem. Sie kam aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Zusammensetzung der Mantelmaterie wies keinerlei Merkmale von Sonnenmaterie auf. Im Gegenteil, die Partikel sowie die Isotopenmaterie stammten von einem Wurmloch. Musste es aber ihres sein!
Kaum war der Gedanke in den Windungen ihres Verstandes, brütete sie darüber, wie eine Hähne ihr Ei ausbrütete. Ein Doppelwurmloch!
„Wie wäre es mit einem Doppelwurmloch?“
Der Gvaner zog skeptisch die Augenbrauen hoch. Ein solches Phänomen war bereits entdeckt worden, aber damals befand sich das Doppelwurmloch im Kollapsstadium. Die Wellen waren so instabil, dass sie beim Austritt auseinandergerissen wurden.
Er dachte darüber nach. Es war natürlich möglich. Dass darauf folgende ABER war Groß. Wenn ein Phänomen einmal auftrat, konnte es auch ein zweites Mal auftreten. Dass war das Gesetz der Vielfältigkeit. „Möglich wäre es.“, gestand er. Jedoch mit einer gehörigen Portion Zweifel.
So sah es Jekaterina im Grunde auch. Alles war möglich, hatte ihr Vater oft gesagt. Sollte er recht behalten! Zweifel waren dazu da sie zu zerstreuen. „Labor 1 an Brücke.“
„Hier Brücke.“, kam es postwendend zurück.
„Ich benötige eine weitere Sonde zur Untersuchung des Wurmlochs.“
Diesmal dauerte es länger, bis sie was von der Brücke hörten. Wahrscheinlich zählte man den vorhandenen Bestand der Sonden, oder gab ihre Anfrage an Flottenkapitän Luciò oder Beobachter Jerez weiter.
„Zu welchem Zweck?“ Bei diesem Jemand handelte es sich um EO Hazàrd. Sie erkannte ihn anhand seiner kräftigen und tiefen Stimme, die einem schon die Furcht in die Glieder trieb.
„Dass habe ich schon gesagt, Herr Hazàrd. Zur Untersuchung des Wurmlochs.“, erwiderte Jekaterina patzig. Sie war müde und nicht der Stimmung für irgendwelche Spielchen.
„Sie haben ihr Kontingent an Sonden aufgebraucht, Frau Doktor.“, konterte der EO und betonte die letzten Worte deutlich.
Der Mann schüchterte sie ebenso ein, wie jeden anderen auch. „Fein. Dann werde ich meine Anfrage an Captain Luciò und Herrn Jerez richten.“ Sie war sich absolut sicher das die Drohung ihn vollkommen kalt ließ.
„Tun Sie das. Zu wem soll ich sie durchstellen?“
Arschloch. Jekaterina schloss das InterCom.

***
Wieso war er bloß zur Flotte gegangen? Jedenfalls nicht, um wegen einer lapidaren Angelegenheit bezüglich einer Sonde, aus seinem nächtlichen Schlaf gerissen zu werden. Wie jede andere Person auch brauchte er seinen Schlaf, außer Hazàrd vielleicht.
„Sie haben ihr Kontingent nun mal aufgebraucht, Frau Gomez. Da muss ich meinem EO recht geben.“, teilte er ihr mit verschlafender Stimme mit. „Andererseits“, richtete er an Hazàrd. „werden wir die vorhandenen 55 Sonden…“
„50.“, warf Hazàrd ein.
Jekaterina rollte mit den Augen.
„50 Sonden“, korrigierte sich Luciò mit einem tadelndem Blick für seinen EO. „wohl nicht vollständig aufbrauchen.“ Manchmal fühlte er sich wie im Kindergarten. Mussten sich Erwachsene wegen so was zanken wie die Kinder um Spielzeug. „Sie bekommen 5 Sonden Extra. Versuchen Sie damit auszukommen.“
Mit einem leichten Lächeln wandte sie sich dem EO zu und verließ den Kommandantenraum.
„War das nötig?“, fragte Luciò seine Freund und EO, als sich die Tür hinter der Frau schloss. „Schließlich können wir dem Institut die Sonden in Rechnung stellen.“

***
Die Sonde hatte den sogenannten Ereignishorizont, das Zentrum, des Wurmlochs reicht, als der Kontakt abbrach. Alle Bemühungen den Kontakt wieder herzustellen schlugen fehl. Sie gab keinerlei Signal mehr von sich. Damit war Sonde 2 sinnlos eingesetzt worden.
Das freut den EO auf der Brücke sicherlich, dachte Jekaterina frustriert. Wie hoch waren die Chancen das 2 Sonden bei ungefähr der selben Position verloren gingen? Bei jedem Buchmacher hätte man eine Topquote bekommen.
„Doktor.“, rief Heraklion. „Schauen sie sich das an.“
Sie kam zu ihm. Auf dem Bildschirm stiegen die Werte auf einmal in Höhe. Sie verdoppelten sich innerhalb von Sekunden. Sie schaute auf die Dichtmessung. Oh, mein Gott…
„Astronomie an Brücke.“
„Brücke hier.“
„Wir müssen hier so schnell es geht weg. SOFORT.“
Es war zu spät.

***
Plötzlich fächerte die Mantelmaterie sich wie ein Teppich um die Wurmlochöffnung aus. Wie ein Teig ruhte sie, aber der Eindruck täuschte. Das Zentrum des Teppichs implodierte, was einen Strudel erzeugte, der alles ansaugte, was sich in unmittelbarer Nähe befand. Dazu gehörte auch die VF Orion.
Das Raumschiff drehte in diesem Moment gerade bei, die Triebwerke näherten sich ihrer vollen Leistung. Die Kompensatoren drohten zu platzen, als der Sog die Orion erfasste. Anfangs sah so aus als könnte sich das Schiff den Sogkräften tatsächlich widersetzen. Dann verharrte es auf der Stelle, wenn man es beobachtet hätte. Sekunden später war der Sog so enorm, dass das leistungsstarke Raumschiff der Vereinten Terra-Gvan Flotte keine Chance mehr hatte zu entkommen.
Zusammen mit der freigesetzten Energie gelangte die Orion ins Wurmloch. Aufgrund der Menge der Energie, die unaufhörlich hineinströmte, zerriss es das Wurmloch mit solch einer Kraft die selbst eine Supernova einer Sonne der Klasse M in den Schatten stellte. Da Wurmlöcher eine Brücke zwischen Zeit und Raum darstellten, verursachte das Ganze einen Riss im Zeitraumgefüge.
Mit einer Eruptionswelle, deren Kraft einen Planeten in Stücke gerissen hätte, ritt die Orion sprichwörtlich durch den Riss.
Am Ende blieb das Raumschiff wie durch ein Wunder in einem Stück, gelangte zu dem in den Normalraum zurück.

-5-

Ein Höllenritt!
„Alles okay, Captain?“, hörte Luciò jemand fragen.
Ein heißer Schmerz durchzuckte seinen Körper als er versuchte sich aufzustützen. Als sich der Nebel in seinem Kopf lichtete, bekam er einen klaren Blick. Die Brücke wirkte wie nach einem Bombeneinschlag. Verkleidungen hingen auf Halbacht. Kabelbündel und gebrochene Leitungen kamen aus der Decke. Ein gebrochener Träger hatte sich in eine Terminalstation gebohrt. Funken stoben umher. Das Licht flackerte wild. Der Geruch von verbranntem Gummi stieg einem in die Nase.
Hazàrd half ihm behutsam auf die Beine.
Da wo einst der Sessel des Kommandanten sich befunden hatte, waren nur noch die gebrochenen Verankerungen übrig geblieben. Sein Sessel lag zerfetzt auf der Brücke herum.
Er sah an sich herunter. Der rechte Unterarm war gebrochen. Schürfwunden und eine Platzwunde auf der Stirn. So auf den ersten Blick schien niemand auf der Brücke ernsthaft verletzt zu sein. Was ihn erleichterte.
„Meldung.“ Ein Schmerz in der Rippengegend ließ ihn zusammenzucken. Rippenprellung, fügte er zu seiner Verletzungsliste hinzu.
„Wir können von Glück sagen, dass der Kahn nicht auseinandergebrochen ist bei dem Höllenritt.“, eröffnete Hazàrd. „InterCom. Innere und Langstreckensensoren sind ausgefallen. Wir haben einen Hüllenbruch auf Deck 11e. Reaktor und Energiegitter sind online. Antrieb scheint ebenfalls funktionstüchtig.“
„Waffen?“
„Geschützturm 9 und 17 sind außer Funktion. Das Leitsystem der Raketenwerfer läuft nur eingeschränkt.“, meldete der Waffen Operator beim Check seiner Station. „Nahbereichsabwehr ist online.“
Wenigstens konnten sie sich verteidigen, wenn es drauf ankam. Dumm nur das sie nichts sahen.
„Was sagt das Passivradar?“, wollte Luciò mit schmerzverzerrten Gesicht wissen.
„Keine Kontakte in unmittelbarer Reichweite.“, antwortete der LSO.
„Also gut. Finden wir heraus, wo wir uns befinden. Ich will so kurz wie möglich blind sein.“, sagte er. „Hazàrd koordiniert alles.“ Sein EO nickte. Luciò lehnte sich gegen das Geländer. „Ach, wenn es keine Umstände macht, EO, bräuchte ich einen Sanitäter.“ Die Mundwinkel seines EO zeigten für einen Augenblick ein entferntes Schmunzeln.

***
Bei der Bestandsaufnahme bezüglich der Schäden und Verletzten hatte man sehr viel Glück gehabt. Kein wichtiges System war gravierend beschädigt worden. Der Hüllenriss war versiegelt und der Abschnitt vom Deck abgeschottet. Gebrochene Leitungen wurden gesperrt, repariert oder ausgetauscht. Das Leitsystem für die Raketenwerfer funktionierte wieder einwandfrei. Bei den Langstreckensensoren brauchte das Schadensteam mehrere Stunden, den die Hauptphalanx war schwerer beschädigt als anfangs angenommen. Nach 4 Stunden Blindheit war die Orion wieder sehfähig.
Wie sich nämlich herausstellte, besaßen sie ein gravierendes Problem als die Schäden am Schiff. Sie waren zwar im Sternensystem 37-089.3758 doch vom Wurmloch fehlte jede Spur. Was nicht das Einzige war, was fehlte. Die Langstreckensensoren orteten keinerlei Signale.
Als man nämlich das System erreichte, hatte man Signalbojen abgesetzt die möglichen Raumverkehr signalisieren sollten dass Sie sich in einem Testgebiet befanden. Da die Signalpins der Bojen fehlten, führte man einen Systemscan durch. Ohne Erfolg. Wenig später meldete sich die Astronomie auf der Brücke.
Die VF Orion mochte sich im Sternensystem 37-089.3758 befinden, aber nicht in der richtigen Zeitlinie. Sondern knapp 7000 Jahre in der Vergangenheit. Wo es in diesem Teil der Galaxie keine Spuren der Terra-Gvan Zivilisation gab. Was nicht ihr Hauptproblem sein sollte.

***
Wie alle anderen auch war Jekaterina über die Neuigkeit 7000 Jahre in der Vergangenheit zu sein, schockiert. Als sich die Lage an Bord einiger Maßen normalisierte, tat sie das Einzige, was sie irgendwie ablenken konnte, nämlich die Aufzeichnung bezüglich des Wurmlochs durchgehen.
Je länger sie sich mit den Daten beschäftigte, desto sicherer wurde Jekaterina, dass das Ereignis keinesfalls natürlich war. Beweisen konnte sie es auch bei mehrmaliger Sichtung nicht. Dennoch erlangte sie die Erkenntnis, dass es einfach nicht normal war, was geschehen ist. Eine plausible Erklärung fehlte ihr weiterhin. Auch als Jekaterina beschloss mit Flottenkapitän Luciò über ihren Verdacht zu reden.
„Ich weiß, wie sich das anhört, Captain, aber ich glaube das war ein abgekartetes Spiel.“, schloss sie ihren geäußerten Verdacht.
Luciò sah sie eine Weile an. Er war also nicht der Einzige, dem es so erging. Naja, so krass wie bei Doktor Gomez war es bei ihm nicht, aber im Grunde glich sich ihr Verdacht. „Ist es den möglich?“, hackte er nach.
„Man braucht einen mobilen Fusionsreaktor und einen Generator der Mantelmaterie erzeugen kann. Soweit ich weiß, besitzt die Freie Technische Universität von Njmm einen Versuchsgenerator, mit dem man Mantelmaterie erzeugen kann.“, erklärte Jekaterina. „Ein Nebenprodukt des Generators ist ein starkes elektromagnetisches Feld. Was die Ursache für den Kontaktverlust mit den Sonden sein kann.“
Dass hörte sich plausibel und machbar an. Wenn man einer von denen war, die hinter allem eine Verschwörung witterten. In ihrem Fall taten sie das.
„Aus welchen Grund sollte jemand eine solchen Aufwand betreiben?“, fragte Luciò wohlwissend das eine Antwort rein spekulativ war. Wie beinahe alles bei Verschwörungstheorien.
Ihr Schweigen sagte ihm, dass sie ebenso wenig eine Antwort auf die Frage hatte wie er. Luciò dachte über die letzten Ereignisse nach. Angefangen von der Zusammenstellung seiner Testbesatzung, der Herabsetzung auf ein Minimum, die Nachricht vom Strategischen Lagezentrum der Streitkräfte, den Beobachter, das neue Testgebiet und die Aufnahme des Tests in die Testreihe, der Letztenendes dazu führte dass sie auf das Wurmloch stießen. „Dieser Wichser.“, raunte er als sich die Puzzleteile ineinander fügten.

***
Commander Carlos Jerez war sich klar darüber das irgendjemand dahinter kam. Seine größte Sorge war, dass es vor dem entscheidenden Ereignis geschah. Dann nämlich stünde alles auf dem Spiel, was man so mühevoll aufgebaut hatte. Jetzt waren seine Sorgen verflogen. Sie hatten erreicht, was sie wollten, zum Teil jedenfalls.
Skrupel oder Reue empfand er nicht. Sie hatten es gemacht, weil es die einzige Möglichkeit zu seien, schien. „Ich bin Commander Carlos Jerez von der Sonderabteilung für Taktische Aufklärung.“, stellte er sich offiziell vor.
„Noch nie was von dem Laden gehört!“, entgegnete Luciò wütend.
Er schmunzelte. „Genau darin liegt der Zweck der SATA.“
„Wieso haben sie es getan?“, wollte Jekaterina wissen. Ihr war es egal von welcher Einheit, Abteilung und sonst wen der Mann kam und in wessen Auftrag er handelte. Welche Rolle spielte es, wenn man 7000 Jahre in der Vergangenheit war?
„Weil es bereits einmal geschehen ist.“, antwortete Jerez keineswegs geheimnisvoll.
Die Gesichter sahen ihn teilnahmslos an. „Darf ich?“, fragte er den Flottenkapitän und deutete auf den Schreibtisch.
Luciò nickte.
Jerez ging hin und tippte etwas ins Eingabefeld ein. Wenig später baute sich ein Holofenster auf. In ihm wurde automatisch eine Videodatei abgespielt.
Ein fremdartiger Jäger verließ seine Startbox, nach der Startphase flog er eine Kurve und gliederte sich in eine Formation ein. Dann schwenkte der Jäger seitlich weg. Man sah, wie sich die Staffel einer Weltraumschlacht näherte und in den Kampf stürzte. Wie bei Raumschlachten üblich herrschte ein wildes Durcheinander, bei dem man schnell den Überblick verlieren konnte. Orangerote, Blaue und Grüne Energiebolzen flogen umher. Flakfeuer. Explosionen. Ganz unvermittelt gefror die Aufzeichnung. Automatisch wuchs ein Ausschnitt heran. Er beinhaltete ein auf dem Kopf stehendes Großkampfschiff, das sich mitten in einer Schlacht befand.
Luciò ging näher heran. Was zum Teufel!
Das Großkampfschiff wurde gedreht. Nicht jedem im Raum war klar, was er da sah.
„Das ist doch unmöglich!“, raunte Hazàrd. Den Schock hörte man ihm nicht an.
„Was?“, hackte Jekaterina nach. Ihr entging etwas. Sie schaute sich das Standbild an.
„Das ist die Orion.“, antwortete Luciò und stellte er zugleich fest. Dabei sah er Jerez an, der ihm zu nickte.
„Woher wissen sie das?“, fragte sie in die Runde.
Hazàrd trat vor. „Raumschiffe im Dienst der Flotte besitzen eine Kennung auf beiden Rumpfseiten. Der Ausschnitt zeigt die Rumpfseite. Alleine Schiffe im Teststadium erhalten keine Kennung, da sie offiziell nicht in Dienst gestellt wurden.“, antwortete der Gvaner und zeigte auf die fehlende Kennung am Rumpf des Raumschiffs.
„Oh, mein Gott.“, hauchte sie erschrocken.
„Woher haben sie die Aufzeichnung?“, wollte der Flottenkapitän nach einer bedrückenden Stille wissen.
„Von einem Jäger, der während der stattgefunden Schlacht auf Sansibar 1 abgestürzt ist. Man fand ihn während einer archäologischen Expedition auf dem Planeten.“
„Um was geht es hier?“
Jerez sah ihn nichtssagend an. „Vor unserer Zeit bevölkerte ein Sternenbund diese Galaxie.“ Was er zu sagen hatte, war nur wenigen Leuten innerhalb der Union und anderswo bekannt. „Sie besaßen ein Oberstes Gesetz, die Entwicklung der jungen Völker nicht zu beeinflussen. Ihr Territorium umfasste das uns bekannte Raumgebiet. Jedoch besaßen sie im Verhältnis ihres Territoriums nur wenig Siedlungen. Auf Sansibar, Sirrah und Hävelod fand man städtische Ruinen.“, erklärte Jerez. Er nahm einen Schluck Wasser und setzte seine Erzählung fort. „Wann genau die Gmah in ihr Territorium einfielen, wissen wir nicht. Nur das es geschehen ist wissen wir und dass der Sternenbund den Gmah keine besondere Beachtung schenkte, da sie im äußersten Grenzbereich auftauchten.“ Die Gmah waren allen Anwesenden ein Begriff. „Sie beuteten Planeten aus, zogen zum nächsten und irgendwann verleibten Sie sich einen bewohnten Planeten ein. Zu spät erkannte man beim Sternenbund die Gefahr, die von den Gmah ausging. Es kam zum Krieg, in dessen Verlauf die Gmah dem Sternenbund einfach überlegen war und sich weitere Planeten einverleibte, wie Aquian, Benien oder Crjan.“ Jerez machte ein Pause. Niemand stellte eine Zwischenfrage. „Dann gelang es dem Sternenbund den Vormarsch der Gmah zu stoppen und sie zurückzudrängen. Die Dauer des Krieges können wir nicht genau beziffern. Wie in jedem Krieg kam es schließlich zur Entscheidung und die fand im Sansibar System statt.“
„Woher wissen sie all das?“, fragte Jekaterina. Sie konnte das Gesagte einfach nicht glauben, spürte aber das es keine fiktive Geschichte war.
„Die Gmah konzentrierten ihren Angriff aufs Sansibar System. Aufgrund der Ergebnisse der archäologischen Expedition gehen wir davon aus, dass es sich bei Sansibar um einen wichtigen Forschungsstandort des Sternenbundes handelte. Daher glauben wir das es sich um ein strategisches Ziel einer Großoffensive der Gmah handelte.“
„Welche Rolle spielt die Orion in dieser Sache?“, wollte Luciò wissen.
Jerez trank einen Schluck Wasser. „Sie führt die Wende herbei.“, erklärte er trocken. „Der Sternenbund im Sansibar System siegt und die Gmah stehen am Rande einer Niederlage. Wir glauben, dass das der Grund dafür ist, dass sie sich von besetzten Welten zurückzogen.“ Einiges davon beruhte auf realen Fakten, die man in der Geschichte der jeweiligen Völker fand. Ein kleiner Teil hingegen beruhte auf fiktionalen Fakten, die man nicht verifizieren konnte, aber die einzelnen Puzzleteile in ein rechtes Blick rückten. Selbst der SATA waren irgendwo Grenzen gesetzt.
„Stehen?“, hackte Hazàrd nach.
Jerez nickte. „In der finalen Schlacht zogen sich die Gmah zurück. Sie erlitten enorme Verluste, wie der Sternenbund.“
„Wohin?“ Luciò fragte, weil er ein aber im Gefühl hatte.

-6-

„Was tun wir jetzt?“, fragte Za`dik seinen Kommandanten.
Luciò hatte seinen Stab über die Geschichte, welche ihnen Commander Jerez Stunden zuvor erzählte, informiert. Auch wenn die Orion bereits in der Vergangenheit gewesen ist, so wollte er das weitere Vorgehen mit seinem Stab ausloten. So was konnte keiner alleine entscheiden. Er fragte sich, ob er beim ersten Mal genauso verfahren war!
„Das entscheiden wir jetzt.“, gab er den Ball zurück.
„Gibt es eine Chance, dass wir nach Hause zurückkehren?“, wollte die Chefin der Steuercrew wissen.
Darüber hatte Luciò mit Doktor Gomez gesprochen. „Eher nicht.“
Niedergeschlagenheit machte sich in der Runde breit. Er hatte den letzten Funken Hoffnung auf Rückkehr wie eine Kakerlake zerquetscht. So war die Realität.
„Was geschieht, wenn wir uns nicht der Schlacht anschließen?“
Auch darüber hatte er Stunden lang gebrütet. „Keine Ahnung.“, schenkte Luciò seinen Leuten reinen Wein ein. „Vielleicht nichts. Oder aber das Raum-Zeit Gefüge bricht zusammen und alles beginnt von Null. Ich weiß es nicht.“ In der Datenbank der Orion fanden sich einige Artikel zu diesem Thema. Kein Wissenschaftler, Forscher oder sonst wer kannte eine Antwort. Was geschah, wenn man die Zeitlinie manipulierte? Abgesehen davon das gezielte Zeitreisen, trotz des technologischen Fortschritts, kaum vorstellbar waren. „Wir haben 2 Möglichkeiten.“ Luciò blickte jeden für wenige Sekunden in die Augen. „Wir fliegen nach Sansibar und treten den Gmah gehörig in den Arsch.“ Verhaltendes Gelächter machte die Runde. „Oder wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und genießen unseren Lebensabend.“ Einige seiner Leute schmunzelten, bei der Vorstellung.
Hazàrd meldete sich zu Wort. Der EO hatte sich während der Besprechung zurückgehalten. „Treten wir den Gmah in den Arsch.“

***
Luciò schaute auf das Sensorbild der Langstreckensensoren. Sie hatten eine Vielzahl von Signaturen festgestellt. Durch die Anordnung ging man davon aus, dass es sich um einen Flottenverband mit Schätzungsweise 3 Geschwadern als Unterstützungskräfte handelte. Bis zu 150 einzelne Raumschiffe schätzte man. Je näher sie dem System kamen, desto besser wurden die Sensorbilder. Selbst als sie im Hyperraum flogen, lieferten die Langstreckensensoren Bilder.
„Sir. Dass sollten sie sich ansehen.“, meldete Za`dik.
Er legte es auf den Hauptschirm. Dort erschien ein Echtzeitstream der Langstreckensensoren. Man sah mehrere Energieblitze, eine Vervielfältigung der Signaturen und das fehlen einiger nummerierten Signaturen. Was die Crew dort sah, ließ nur einen Schluss zu.
Der Kampf um Sansibar hatte begonnen.

***
Die Mannschaft der VF Orion verbrachte die letzten Stunden, vor dem Eintreffen ins Sansibar System auf unterschiedlichste Weise. Ein 3 Schicht System gewährleistete, das jeder genügend Ruhezeiten bekam. Manche schliefen. Andere lenkten sich mit Sport ab, lasen, schrieben Briefe an ihre Familie, die erst in 7000 Jahren diesen Teil des Weltraums bewohnten, oder versuchten einfach nicht weiter über das passierte nachzudenken.
Dann hallte der Ruf des EO, via InterCom, durchs Schiff. „An Alle. Melden sie sich umgehend auf ihren Stationen.“
Die Leute wussten, was die Meldung des EO bedeutete. Sie waren nicht mehr weit entfernt. Kein Einziger zweifelte an der Entscheidung des Captains. Zum einen stand es ihnen nicht zu, nach der Befehlsgewaltstruktur der Flotte, die Entscheidung anzuzweifeln oder dagegen aufzugebaren. Das käme nämlich einer Meuterei gleich, obgleich sich Mannschaften schon für weniger gegen ihren Kommandanten stellten.
Viele kannte Flottenkapitän Luciò und seinen Kommandantenstab aus unzähligen Testflügen. Er traf keine Entscheidungen aus dem Handgelenk. So kam es, dass sich alle Mannschaftsmitglieder auf ihren zu gewiesenen Stationen meldeten.

***
Die letzte Minute des Sprungcountdowns brach an. Alle Systeme waren online, letzte Einstellungen waren vor Stunden vorgenommen worden. Die VF Orion war für den letzten Test bereit.
Wenn man nicht 7000 Jahre in die Vergangenheit gereist wäre, hätte der Test unter Kampfbedingungen den Abschluss der Testreihe bedeutet. Anschließend wäre man zurück zur Werft ins SubSeven System geflogen, wo eine Überholung stattfand und man die letzten Arbeiten am Schiff beendete.
Nach der Auswertung der Testreihe wäre die VF Orion offiziell in Dienst gestellt worden. Mit der obligatorischen Schiffstaufe.
So wäre der Lauf der Dinge gewesen, hätte man das modernste Raumschiff der Flotte nicht für eine ganz bestimmte Mission im Sinn gehabt.
Komisch, dachte Luciò beim Anblick des herunterlaufenden Countdowns, er musste erst 7000 Jahre in die Vergangenheit reisen, um wieder ein Raumkommando zu bekommen. Dem einen oder anderen im Flottenkommando wäre das mit Sicherheit nicht recht. Ein diebisches Grinsen auf seinem Gesicht. Sie würden Gift und Galle spucken, wenn sie wüssten, dass er eine Mission als Kommandant des modernsten Raumschiffs der Flotte ausführte, die die Geschichte der Menschen und der ihnen bekannten Galaxie beeinflusste.
Er aktivierte das InterCom fürs gesamte Schiff. Die Piepmelodie hallte auf dem Schiff wider. Dadurch wusste jeder das nun der Captain zu ihnen sprach. „Hier spricht ihr Captain.“, sagte Luciò. Obwohl ihm klar war das es bereits jeder wusste. „In weniger als einer Minute, werden wir etwas tun was wir schon einmal getan haben. Ich weiß nicht, wie es diesmal ausgeht. Die Geschichte wird von den Überlebenden geschrieben.“, zitierte er einen Philosophen der Neuzeit. Der Name fiel ihm im Moment nicht ein. „Heute wie in 7000 Jahren stellen die Gmah eine Bedrohung für alle Sternenvölker und jene die auf dem Weg dorthin sind da. Wir können nicht tatenlos bleiben. Inwieweit wir bei unserem Vorhaben Erfolg haben werden, kann ich nicht sagen. Eins weiß ich aber genau. Wir und die Orion tun alles, was in unserer Macht steht, um den Gmah zu zeigen, wo der Hammer hängt und was sie in 7000 Jahren erwartet.“ Gelächter machte sich auf dem Schiff breit. Der Kampf und Siegeswille schwabbte über die Leute über und ließ sie vergessen das man in der Vergangenheit feststeckte. „Auch wenn hier und jetzt die Union nicht existiert, ist die Orion immer noch ein Schiff der Flotte und sie sind Mitglieder der Vereinten Terra-Gvan Flotte. Wir alle haben einen Eid geschworen, die Union vor inneren wie äußeren Feinden zu schützen. Er beinhaltete zwar keinen Kampf in der Vergangenheit von 7000 Jahren, aber das spielt eine ungeordnete Rolle. Wir sind nun hier, das alleine zählt. Also tun wir das, wofür wir ausgebildet, geschult und uns verpflichtet haben. Die Union zu schützen. Mit allen Konsequenzen, die daraus erfolgen.“ Luciò ließ die Worte seiner Ansprache wirken. Eigentlich war er kein großer oder geborener Redner wie Admiralin Vic’torja. Er hatte sich den Grundtenor der Ansprache zurechtgelegt, aber nicht wirklich festgelegt. Einmal tief eingeatmet. „Lasst uns Gesichte schreiben und unsere Feinde und Freunde vor einer Knetschaft der Gmah bewahren. Ahoi und Seemannsheil.“, schloss er seine Ansprache.
Kurze Zeit später ertönte die markante Stimme vom EO. „An alle Stationen. Gefechtsalarm.“ Augenblicklich heulte die Sirene für den Gefechtsalarm auf dem Schiff los. Nur wenige Sekunden und man würde etwas tun, was man bereits einmal getan hatte, mit Erfolg, wie sie aus der Gegenwart wussten. Wieso sollte es Ihnen kein zweites Mal gelingen?
Unablässlich tickte der Sprungcountdown herunter. Als der Chronometer bei T-Minus 10 Sekunden stand, nahm die Spannung unter den Leuten zu.
„An alle Stationen.“, hallte es durchs Schiff. „Sprung in Fünf… Vier… Drei… Zwei… Eins… Sprung.“
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Ende
© by Alexander Döbber
 
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So ist also die Junfernfahrt der Orion eigentlich keine wirkliche. Die Aufzeichnungen von damals sind nicht vollständig. Einiges davon beruht auf realen Fakten, die man in der Geschichte der jeweiligen Völker fand, anderes auf fiktionalen Fakten. Es muss also heraus gefunden werden, was damals wirklich passierte. Erwarte gespannt den nächsten Teil.

Jochen (06.05.2010)

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