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25 Seiten

Return to Home - Musketiere

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
-1-

„Haben Sie einen Ersatz für Hamill gefunden?“
Persson reichte Commodore Alvarez das Pad.
„Sind sie sich sicher?“
„Er ist der einzige brauchbare Kandidat für die Crew, Sir.“, erklärte Persson sicher und selbstbewusst.
Ihm war die Wahl alles andere als leicht gefallen. Sie brauchten jedoch einen Piloten. Jemand der regelmäßig die höchste Punktzahl bei den Simulationstest hatte und dem das Fliegen im Blut lag. Für das was ihnen bevorstand durfte er auf nichts anderes achten.
„Ich hoffe sie wissen was sie tun, Kadett.“, meinte Alvarez und reichte dem Kadett das Pad zurück.
Das hoffte Persson auch.

***
Nur widerwillig erhob sich Silvio Sanchez aus dem Bett des Motels, ging ins angrenzende Bad. Nach dem Duschen zog er sich wieder an. Er nahm die rotschwarze Overalljacke, knöpfte sie zu und sah in den halb blinden Spiegel. Niemals hätte er gedacht ein Kadett der Flotte zu werden. Es war bei weitem nicht das was ihm vorschwebte. Vor der Wahl der Richterin, hatte er an Illegalen Rennen teilgenommen und gehörte zu den Besten Piloten in Süd Angeles.
Er wandte sich um, sah unter der Decke einen hübsche Frau liegen. Sie besaß eine weiche Haut. Ihr Körper war wohlgeformt und in seinen Augen perfekt. Ihr dunkelrotes Haar roch stets nach Vanille. Ihre klaren Blauen Augen blickten ihn an.
„Die Uniform steht dir.“
Er ging zu ihr und küsste sie. „Schön das sie dir gefällt.“, sagte er.
Amber J’onas richtete sich im Bett auf. Dabei rutschte ihr die Decke runter, und er konnte ihre Brüste sehen. „Nicht die Verpackung gefällt mir, sondern der Inhalt.“, meinte sie.
Silvio lachte. Sie kannten einander seit Jahren.
„Es ist doch nur bis zur Graduierung, Sil.“, erinnerte Amber ihn fürsorglich und strich ihm über die Wange.
Bis dahin schien es ihm noch eine Ewigkeit zu dauern. Vielleicht hätte er sich besser anders entschieden. Was Gefängnis bedeutet hätte. Und er konnte sie nicht sehen. Ein gutes hatte das ganze jedoch. Man erlaubte ihm einige der schnellsten Flitzer der Union zufliegen, ohne das er sie sich unerlaubt ausleihen musste. In seinen Adern floss Benzin, obgleich dieser altmodische Treibstoff keine Anwendung mehr fand.
Amber war in vielerlei Hinsicht etwas besonders für ihn.

***
Mit seinen 3 Terminalstationen war der Bahnhof von Engelstadt verhältnismäßig klein. Beinahe zu klein für das tägliche Verkehraufkommen, mochte man meinen wenn man vor Ort war. Tausende Leute kamen oder gingen. Der Bahnhof war gerade mal ein Footballfeld groß, besaß eine schnörkellose Kastenfassade aus Stahlbeton und getönten Glas. Er lag mitten im Stadtzentrum, umgeben von Megatowers und Türmen.
Silvio sah auf der Anzeigentafel wann der nächste Zug nach Greenberg Island ging. Auf der Inselkette, vor der Ostküste, waren die Streitkräfte konzentriert. Dort befanden sich alle Militärbehörden, Ausbildungsstätte und Zentren. Über der Inselkette herrschte ein striktes Flugverbot für den zivilen Verkehr. Nur auf der entlegenen Insel gab es einen zivilen Bahnhof. Von dort aus ging es mit militärischen Verkehrmitteln weiter.

***
Der Schnellzug fuhr auf einer Magnetschiene entlang. Dabei erreichte er eine Spitzengeschwindigkeit von nahezu 400 Kmh. Auf den Highspeed Strecken konnten die Schnellzüge sogar 600 Kmh erreichen. Leider waren die Schnellzüge unlenkbar was das ganze für Silvio uninteressant machte. Er liebte Geschwindigkeit.
Während der Fahrt durch die Landschaft, kamen ihm viele Gedanken. Die meisten drehten sich um Amber und ihn. Hatten sie eine echte Beziehung, oder nur eine Affäre? Meistens wenn sie sich trafen hatten sie Sex. Ihre Erste Begegnung fand während eines Treffens der Underground Community statt. Sie war ihm im Club sofort aufgefallen. Irgendwie stach sie aus dem Pulk heraus.
Das Sie ihn später verhaftete, eine Undercoverbeamtin der Bundespolizei war, hatte ihn überhaupt nicht gekümmert. Ja, Amber brachte ihn ins Gefängnis, trotzdem war er nicht nachtragend. Sie setzte sich bei der Richterin für ihn ein, das kostete Amber ihren Job. Zur Zeit arbeitete sie als Sicherheitsberaterin.
Ihre Beziehung war seltsam.

***
Nach 2 Stunden erreichte der Schnellzug den zivilen Bahnhof auf der entlegenen Insel. Außer dem Bahnhof und dem angrenzenden Raumhafen gab es nichts weiter auf der Insel. Sie war ein Eiland, halb so groß wie die Fläche der Hauptstadt, Vega Stadt. Daher mangelte es an Platz damit Megastädte entstehen konnten.
Der Bahnhof und der Raumhafen waren durch eine gläserne Passage miteinander verbunden. Hinter den automatischen Glastüren kam der Check-in. Dort mussten sich die Leute, die nach Greenberg Island wollten Ausweisen. Man schob die ID Karte in das Leseterminal, die vor der großen Anzeigentafel in Reih und Glied standen. Sein Name erschien, sowie das Abfertigungsterminal an dem er sich anfinden sollte.
Sein Abfertigungsterminal lag im C-Ring. Er stieg zusammen mit 12 Leuten in den Lift. 5 stiegen beim A-Ring aus. Der Rest beim B-Ring. Niemand sonst war für den C-Ring eingeteilt. Es war auch das erste Mal das er beim C-Ring aussteigen musste.
Silvio ging beim verlassen der Liftkabine nach rechts, da dort laut Infotafel die Startbucht 3 lag, zog seine ID Karte durch das Lesegerät. Die Tür zur Startbucht glitt beiseite.
Silvio betrat die Transitfähre. Außer ihm war noch eine weitere Person anwesend. Sie trug die Kadettenuniform mit dem Junior Rang.
Ein Mann tauchte auf. „Senior Kadett Sanchez?“
Silvio nickte nur und setzte sich. Er wusste nicht wieso aber hier stimmte etwas nicht. Nur in seltenen Fällen wurde der C-Ring für Abflüge benutzt. Außer ihm war sonst niemand beim C-Deck ausgestiegen. Er hatte niemanden gehört. Was bei dem Trubel im Eingangsbereich sehr merkwürdig war. Und dann dieser Mann. Irgendwoher kannte Silvio ihn.
Die Transitfähre startete. Aus dem Sichtfenster konnte er sehen wie sie die Startbucht verließen, eine leichte Kurve flogen und an Höhe gewannen. Nach nicht mal einer Minute sah man nur noch das offene Meer.
„Das nett man auch Entführung.“, sagte Silvio völlig ruhig.
Die Frau zeigte keine Reaktion. Was er auch nicht erwartet hatte. Sie hätten längst einige der Inseln überfliegen oder deren Küstenstreifen. Wenn er sich zu dem nicht ganz irrte, flogen sie in die falsche Richtung.
Silvio schnallte sich ab. Er war niemand der ruhig dasaß wenn man ihn entführte. Da trat der Mann aus dem Cockpit, zielte mit einem Pulser auf ihn. Anscheinend hatte man seine Reaktion erwartet. Er spürte einen Stich im Oberarm. Sofort wurde ihm klar das er in die Falle getappt war.
Die Frau war kein einfacher Passagier.

-2-

Ihm brummte ordentlich der Schädel. Keine seiner bisherigen Sauftouren hatte ihm einen solchen Kater eingebracht. Was auch immer die ihm gegeben hatten, war verdammt hartes Zeug gewesen. Mit der Zeit kam das Gefühl in den Gliedmaßen zurück.
Ein zischen ertönte. Silvio ließ die Augen geschlossen. Wer auch immer ihn entführte, hatte sich dabei Mühe gegeben. Ein solches Vorhaben war nicht einfach zu bewerkstelligen. In solchen Dingen kannte er sich etwas aus.
Das zischen musste zu einer automatischen Tür gehören. Leichte Schritte kamen in den Raum. Entweder eine Frau oder ein Hänfling von Mann. Die Person gab etwas in eine Konsole ein. Da öffnete sich die Tür erneut. Diesmal waren die Schritte schwerer.
„Wie geht es ihm?“ Sie kam ihm bekannt vor.
„Ich verstehe das nicht. Er müsste längst wieder bei Bewusstsein sein. Die Dosis war nicht so hoch.“ Sie hörte sich besorgt an. „Seine Werte sind stabil, aber kaum angestiegen.“
Was ihn wiederum freute. Er meditierte. Angefangen hatte er damit als er vor seinem ersten Rennen stand. Das nahm die Nervosität und steigerte seine Konzentration.
„Steht nichts in seiner Krankenakte?“
„Nein. Ich hab sie mir genau durchgelesen. Da stimmt etwas nicht, Alec.“
Es machte klick. Alec Persson. Probt wurde ihm auch klar wer der Mann in der Transitfähre war. Ron Shark. Und wenn er sich nicht ganz irrte hatte er die Frau ebenfalls mal auf dem Campus gesehen. Sie gehörte zu einer Clique der auch Persson und Shark angehörten.
„Wir sollten zurückfliegen und ihn untersuchen lassen.“
„Dafür ist es zu spät, Alize. Schau noch mal in seine Krankenakte. Vielleicht hast du was übersehen.“, riet ihr der Captain der Hardball Mannschaft der Flottenakademie. Kurz darauf verließ Senior Kadett Persson den Raum.
Silvio schätzte das Alize Semir einige Minuten geblieben war, bevor sie Persson folgte. Als er sicher war, das keiner anwesend war öffnete Silvio die Augen. Der Raum stellte sich als Krankenstation heraus.
Er stieg vom Biobett, ging an die Konsole und stellte fest, das man die Konsole gesperrt hatte. Anscheinend wollte man nicht das Fremde unerlaubten Zugriff nahmen. Damit war zu rechnen gewesen. Eine leichte Erschütterung war zu spüren. Diese Art von Erschütterung verursachte der Sprung in oder aus dem Hyperraum. Demzufolge befand er sich auf einem Schiff. Keinem gewöhnlichen Schiff, denn die Krankenstation war gerade Mal so groß wie der Vorleseraum. Es gab 3 Biobetten, 3 Liegen, einen Operationsbereich der per Kraftfeld versiegelt werden konnte, ein Notfallwagen und eine Hauptkonsole. Die Krankenstation war eher provisorischer Natur, als geplant. Zumindest war so sein Eindruck. Schließlich hatte er schon einige Male eine Notaufnahme von Innen gesehen. Genau daran erinnerte ihn das hier.
Er ging auf die Tür zu. Sie öffnete sich automatisch. Ihm stand Senior Kadett Persson direkt gegenüber. Hinter ihm waren noch Junior Kadett Semir und Senior Kadett Shark. Dessen Hand auf dem Pulser lag.
Bevor einer was sagte, meldete sich das Interkom. „Sir. Haben Feindkontakt. Anscheinend blieb unser Rückkehrsprung nicht unbemerkt.“
„Sind auf dem Weg. Captain Ende.“ Persson sah ihn ruhig. „Begleite uns, Sil.“
„Nur meine Freunde dürfen mich so nennen.“
„Wie die Schlampe von der Bundespolizei.“
Silvio sah Shark an. Der Kerl war ein Arschloch. Mehr als einmal hatte er Lust ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln.
„Bitte, Silvio. Dort geht es lang.“ Er zeigte ihm die Richtung.
Die nächste Gelegenheit für eine Abreibung kam bestimmt. Da war er sich sicher. Also ließ er es erstmal auf sich beruhen.

***
Persson führte Silvio zusammen mit seinen Freunden zur Kommandobrücke. Der halbrunde Raum sah wie eine gewöhnliche Kommandobrücke von Raumschiffen der Flotte aus. Am Rand, auf einem einstufen Steg, standen diverse Terminalstationen, Touchscreenfelder und Bildschirme. Tiefer im Raum, auf einem weiteren breiteren einstufen Steg, befand sich der Kommandositz. Davor wiederum war die Steuerstation.
Obwohl es sich um eine gewöhnliche Kommandobrücke handelte, wirkte das ganze Kompakter und kleiner als auf anderen Raumschiffen der Flotte.
„Bericht?“, forderte Persson.
„2 Grenzboote der Patrouillengarde. Eidos Klasse.“, meldete Junior Kadett Hiro Doo. Er stand an der Sensorstation und hatte die Abzeichen des leitenden Offiziers.
„Entfernung?“
„500000 Kilometer.“, erwiderte Hiro probt.
„Gefechtsalarm.“
Sofort schrillte der gängige Gefechtsalarm los. Jeder nahm seine Position ein. Persson setzte sich in den Kommandositz, aktivierte die Konsolen und machte sich mit allem wichtigen vertraut. Dann wandte er sich Silvio zu.
„Bitte, Silvio. Nimm am Steuer Platz.“
„Einen Scheiß werde ich.“, sagte er und verschränkte die Arme. Obwohl es ihn in den Finger juckte dieses Schiff zu fliegen. Erst entführten sie ihn, dann sollte er die Kastanien für sie aus dem Feuer holen.
„Sie Scannen uns.“
„Wir sollen uns identifizieren.“, meldete eine Kadettin an der Comstation.
Alle an Bord waren Kadetten. Wer bemannte ein Raumschiff der Flotte nur mit Kadetten? Die Musketiere, beantwortete sich Silvio seine Frage selbst. Bei den Musketieren handelte es sich um ein Gerücht auf dem Campus, das er bis heute keinerlei Bedeutung beigemessen hatte. Den Musketieren gehörten die Besten Kadetten der Akademie an. Wer genau zum Kader gehörte war nicht bekannt.
„10000 Kilometer bis Nahwaffenreichweite.“, gab der Kadett an der Waffenstation als Info an die anderen weiter.
Silvio blieb stur da stehen, wo er eben stand. Selbst wenn er recht hatte, und hierbei handelte es sich tatsächlich um die Musketiere, würde er keinen Finger rühren. Entführung blieb was es war, eine Entführung.
„Sie laden die Geschütze.“
„Zielerfassung?“, wollte Shark wissen.
„Nein.“
Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die Crjaner das Feuer eröffneten. Weshalb sie es bisher nicht taten, war einfach erklärt. Sie wussten nicht um wen es sich hierbei handelte. Demzufolge war das kein reguläres Raumschiff der Flotte. Die Dumas. Bei diesem speziellen Raumschiff handelte es sich ebenfalls um ein Gerücht. In jedem Gerücht existiert ein Funken Wahrheit, hatte mal ein berühmter Dichter geschrieben. Ein Zitat das mehrfach verwendet wurde.
„Steuer. Ausweichmanöver Beta 1-1.“, befahl Persson.
Der Kadett im Steuersitz sah verzweifelt zu Persson. Anscheinend war er nicht der reguläre Steuermann der Dumas. Wieso sonst sollte man Silvio entführen, an Bord dieses Schiffes bringen, mitten im crjanischen Raum?
„Kadett.“, blaffte Shark.
Der Steuermann zuckte zusammen, gab den Befehl ein. Er begann vor Nervosität zu schwitzen.
Shark starrte Silvio an.
„Sie haben die Zielerfassung aktiviert.“
„1000 Kilometer bis Nahwaffenreichweite.“
Ein Kampf war unausweichlich. Niemanden schien es irgendwie komisch vorzukommen, als Kadett auf einem Raumschiff der Flotte zu dienen und kurz vor einen Kampf gegen 2 cjranische Grenzboote zu stehen.
Persson sah zu Silvio.
Er rührte sich nicht vom Fleck. Sollten die doch sehen wie sie aus der Sache kamen. Andererseits hing Silvio am Leben und der momentane Steuermann schien nicht unbedingt zu wissen was zu tun war. Sie konnten ruhig ne Weile schwitzen.
Shark verlor die Nerven. Er zog seine Waffe, zielte auf Silvios Kopf. „Geh ans Steuer, Arschloch.“, giftete er.
Silvio blieb wo er war.
„Sie schießen.“
„Ausweichmanöver.“, befahl Persson.
In diesem Moment passierten mehrere Dinge auf einmal. Zuerst leitete der Steuermann das vorprogrammierte Ausweichmanöver zu spät ein, statt selbst die Steuerung zu übernehmen. Zweitens nutzte Silvio die daraus resultierende Unaufmerksamkeit von Shark, entriss ihm seine Waffe, verpasste ihm eine Kopfnuss und entlud die Waffe und ließ das Energiemagazin aus dem Schacht gleiten.
„Das wollte ich schon lange tun.“, meinte Silvio und warf dem am Boden liegenden Shark die nutzlose Waffe hin.
Wütend sprang er auf.
„Das reicht.“, hielt Persson seinen Freund zurück.
Wieder wurde die Dumas getroffen. Der Steuermann hatte wirklich keine Ahnung. Es wurde Zeit diesen Typen ihre Ärsche zu retten. Einige waren es sogar wert.
Sofort machte der Steuermann platz. Worüber er sichtlich froh war. Silvio machte sich kurz mit den Bedienungselementen vertraut. Im Gegensatz zu Großraumschiffen, besaß dieses hier eine aktive Steuerung. Wie bei einem Jäger. Demzufolge musste es sich bei der Dumas um ein Angriffsboot oder Schnellboot handeln.
In der rechten Armlehne befand sich die Steuerungskugel, mit der man das Schiff lenkte. Der Schubregler befand sich in der linken Armlehne und hatte die Form einer Hand mit Vertiefungen für die Finger. Silvio lehnte sich zurück, wodurch sich die Lehne leicht nach hinten lehnte und einrastete. Gleichzeitig ging die Beinstütze leicht nach vorne und rastete ebenfalls ein. Vor ihm tauchte ein Holofenster auf. Es zeigte ihm die Umgebung, den Weltraum.
„Wow.“, war sein Kommentar dazu. „Schnallt eure Ärsche fest und halltet die Kotztüten bereit. Das wird der geilste Trip eures Lebens.“ Er schob den Schubregler bis zum Anschlag, rollte die Steuerungskugel schräg nach unten.
Die Dumas reagierte sofort, wie ein Jäger. Keinerlei Trägheit wie bei einem Großkampfschiff, oder einem schweren Bomber. Beachtlich.
Silvio flog die Dumas manuell, vollzog schrauben, Zickzack, Schlangenlinien und Wellen Manöver um den Crjanern keine Zielfläche zu bieten. Violette Bolzen aus kinetischer Energie schossen an ihnen vorbei. Manche streiften sie nur, verursachten keine Schäden.
Persson hatte seine Finger praktisch in die Lehnen gekrallt. Dieser Typ war ein Teufelkerl. Die Kompensatoren gerieten an ihre Maxmimalbelastungsgrenze.
Da zog Silvio die Schubregler ohne jede Vorwarnung nach hinten, wodurch die Dumas abrupt stoppte. Einige der Brückencrew verloren den Halt. Ihre Verfolger schossen an ihnen vorbei. Das Manöver machte aus Gejagten Jäger.
Persson ließ umgehend das Feuer eröffnen. Was die Feuerkraft anging, so konnte sie es locker mit einem Kreuzer aufnehmen. Innerhalb weniger Minuten riss ein Doppelbolzen das Heck des Grenzbootes in Stücke und es explodierte. Silvio konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und flog mitten durch die Explosion. Wie Phönix aus der Asche schoss die Dumas hindurch. Sofort nahmen sie das zweite Grenzboot unter Feuer. Das Schicksal war dasselbe.
Silvio schaltete den Autopiloten ein, brachte den Sitz in eine aufrechte Position und sah zu Persson. Der Captain vom Hardballteam schien blasser geworden zu sein. Wie Silvio sah erging es den anderen der Brückencrew nicht anders. Schadenfreude keimte in ihm auf. „Ob die Flotte mir so ein Baby bauen würde?“ Dieses Schiff war der Hammer.

***
Nach dem die Schadensberichte eingegangen waren, die Aufgaben verteilt wurden und Persson wieder geradeaus gehen konnte, bat er Silvio in den Raum des Captain. Wie bei allen Raumschiffen der Flotte lag der Raum des Captain gleich neben dem Lift und grenzte ans Kommandodeck.
„Wer hat eigentlich die Steuerung kalibriert?“, fragte Silvio beiläufig. Seine Begeisterung war Ernüchterung gewichen.
„Neo Hamill.“
„Ihr habt jemanden als Piloten der die letzte Prüfung als 6ter abgeschlossen hat! Kein Wunder das ihr mich Entführt habt.“
Das mit der letzten Prüfung hatte Persson nicht gewusst. Hamill gehörte zur Stammcrew. Er war der etatmäßige Steuermann. Jedenfalls bis er ausfiel. Wegen dem Prüfungsergebnis würde er noch mal mit ihm reden. Dennoch hielt Persson Hamill für einen guten Piloten.
„Also worum geht es bei dieser Sache. Wieso befinden sich lauter Kadetten, die legendären Musketiere, an Bord eines Schiffes das die Feuerkraft eines Kreuzers hat und wendig wie ein Jäger ist?“
„Den Musketiere gehören nur die Besten Kadetten an.“, meinte Persson.
Dann fragte sich Silvio was Hamill bei dem Haufen zu suchen hatte. Er konnte aus seinem Jahrgang, mindestens 4 aufzählen die besser waren als Neo Hamill.
Persson sprach weiter. „Die Dumas ist ein Einzelstück. Ich bezeichne sie als Jagdfregattenkreuzer. Das modernste Kampfschiff der Flotte. Unsere Missionen obliegen der Geheimhaltung. Wir haben den Auftrag ins Gregoria System einzudringen und die dortigen Produktionsanlagen zu zerstören.“
Silvio wusste für einige Sekunden nicht, ob er glauben sollte was er soeben gehört hatte. Vor allem der Schlussteil hatte es in sich. Das Zeug davor hatte er sich alleine zusammengereimt und war nur eine Bestätigung dessen was er inzwischen wusste. „Das Gregoria System!“ Heilige Scheiße, hätte er sich bloß fürs Gefängnis entschieden. Da wäre es zumindest sicherer als hier.
Persson nickte. Eine Holografische Abbildung des Gregoria Systems erschien über seinem Schreibtisch. In dem System gab es einen Typ III Stern, sowie 3 Planetoiden. 2 Monde und ein Gasriese. Auf einem der Monde besaß das crjanische Reich einen Horchposten. Im Orbit des Gasriesen –Gregoria II– kreisten die Produktionsstätten des Rohstoffabbaus, 5 Großwerften, 2 Dockstationen, 3 Festungen und ein Netz aus Waffen-, und Sensorplattformen. Zu dem befanden sich 2 Flottenverbände zur weiteren Absicherung im System. Das machte zusätzliche 57 Großkampfschiffe. Das einzig positive, insofern es etwas positives an der Sache gab, war der Umstand das sich ein Großteil der Anlagen noch im Bau befanden.
In der Union vermutete man dass das Gregoria System als vorgeschobener Stützpunkt dienen sollte. Was eine unmittelbare Bedrohung für die Union darstellte. Darum hatte man sich zu einem Präventivschlag entschlossen. Ein direkter Angriff der Flotte hätte einen Krieg zur Folge und war demzufolge keine Option. Ein Plan B musste her.
Da kamen die Musketiere ins Spiel.
„Warum nicht gleich das zentrale System der crjanischen Flotte.“, schlug Silvio höhnisch vor. Bevor er starb, wollte Silvio noch so einiges getan haben.
Eine Familie gründen. Die Rennmeisterschaft gewinnen. Paradies Prime besuchen. Das konnte er jetzt vergessen. Sie befanden sich auf einem verdammten Kreuzzug, ohne Überlebenschance.
„In 2 Stunden ist eine Stabsbesprechung. Ich will das du dabei bist. Im Pad findest du alles wichtige.“ Persson schob ihm ein Pad zu.
Silvio nahm es. Zusammen verließen sie das Büro. Persson bat Alize Semir das sie Silvio sein Quartier zeigte. Bis zur Stabsbesprechung sollten sich alle Führungskadetten ausruhen.
Er war viel zu niedergeschlagen um weiter zu rebellieren. Vielleicht bekamen sie ja noch eine Henkersmahlzeit?

-3-

Der Brei in dem Schällchen sah alles andere wie ein Steak mit Käse überbackenen Kartoffeln, einer deftigen Sauce und Vanillepudding mit Sahne und Erdbeeren aus. Eher wie Kotze. Es roch auch nicht besonders einladend.
Seit Silvio den Auftrag der Musketiere kannte, war ihm der Appetit vergangen. Er schien der Einzige an Bord, dem es zu schaffen machte. Einige Kadetten in der eher provisorischen Kantine unterhielten sich über alles mögliche.
Er ließ die zähe Masse von seinem Löffel in das Schällchen zurück plumpsen. Beton war weicher. Da war die Verpflegung im Gefängnis ja weitaus besser.
„Kann ich mich zu dir setzen?“, fragte ein Kadett in einem beschmutzten blauen Overall. Er war so groß wie Silvio, etwas kräftiger gebaut, weiße Haut und Orangerotes Haar.
Silvio erkannte ihn auf Anhieb. Schließlich war das der Schwarm aller Frauen auf der Flottenakademie; Francis Bern. „Klar.“
Auf dem Tablett von Bern stand ein volles Schällchen mit dieser undefinierten Masse. Sein Gegenüber aß das Zeug sogar, ohne jedes zögern. Francis Bern leitete an Bord der Dumas den Maschinenraum. Er war der Leitende Ingenieur (LI). Sein Hauptfach an der Akademie war Technik & Mechanik & Ingenieur. „Isst du deine Position nicht?“, fragte Francis mit dem typischen Akzent von Irland Planet, seiner Geburtswelt.
„Kannst es haben.“ Ob er nun mit leeren Magen starb oder mit vollem spielte keine Rolle.
Bern nahm sich sein Schälchen, löffelte es aus. Anschießend ging er sich noch einen holen. Dazu brachte er 2 Trockenriegel mit. Frontnahrung, nannten die Marines diese Riegel. Angeblich machten sie einen wieder Fit. Was Silvio bezweifelte. Das Zeug sah aus wie der Brei, bloß getrocknet und gepresst.
„Man muss einfach die Augen schließen und sich vorstellen in einem Gourmetrestaurant zu sitzen und man isst eine Spezialität des Hauses.“, sagte der Leitende Ingenieur heiter.
Silvio glaubte kaum dass das funktionierte. Der Hunger war ihm längst vergangen.
Nach dem Bern auch die Riegel verputzte, machte er einen wohl genährten Eindruck. „Wir sehen uns bei der Stabsbesprechung.“
Mit Sicherheit war irgendwas in dem widerlichen Brei, anders konnte er sich diese Unbeschwertheit und gute Laune nicht erklären. Oder ging es auf einem Himmelfahrts-kommando stets so zu?

***
Die Stabsbesprechung fand im Raum auf der rechten Seite (vom mittleren Turbolift aus gesehen) der Kommandobrücke statt. Lediglich ein langer Tisch und Stühle. Jeder Platz besaß ein Touchscreenfeld. Hinter dem Kopfplatz lag ein 32 Zoll großer Bildschirm. Die Wände waren in einem deprimierenden Grausilber gehalten. Alle Mitglieder des Führungsstabes waren anwesend.
Am Kopf des Tisches saß der Kommandeur des jeweiligen Schiffes, in diesem Fall Alec Persson. In der ersten Reihe folgten Shark und Semir. Danach Bern und Doo. Junior Kadettin Sol (Comstation) und Kadett Rafael Fernandez (Waffenstation). Silvio saß alleine in der letzten Reihe.
Die Lichtstärke fuhr herunter. Über dem Tisch tauchte eine holografische Abbildung des Gregoria System auf. Es wurde weiter herangezoomt, so das aus den kleinen Punkten detaillierte Objekte wurden.
„Unser Auftrag ist, die Produktionsstätten im Gregoria System zu zerstören und die Vorbereitungen der Crjaner für eine Etablierung einer vorgeschobenen Basis zu sabotieren.“, eröffnete Persson die Besprechung. „Unsere Angriffziele werden daher die Werften, Docks und Verarbeitungszentren sein.“ Die erwähnten Objekte verfärbten sich Rot. „Alles andere sind sekundäre Ziele.“ Sie färbten sich Orange. „Der Plan sieht wie folgt aus.“ Die Holografische Projektion drehte sich, bis der äußere Mond parallel zum Gasriesen stand. Eine holografische Miniversion der Dumas tauchte auf der Mond abgewandten Seite auf. „Wir werden im Schatten des Mondes ins System springen, uns von seiner Schwerkraft heranziehen lassen. Im Tarnmodus umrunden wir ihn. Mit kontrollierten Schubstößen bringen wir uns in die Anziehungskraft des Gasriesen, verstecken uns in den Asteroidenfeld und werden dann Zuschlagen.“ Explosionseffekte tauchten bei der Animation auf. „Wir fliegen in das Asteroidenfeld zurück, vorbei am inneren Mond, zerstören den Horchposten und springen dann.“ Sie sahen wie die Mini Dumas den Horchposten auf dem Mond zerstörte und anschließend in den Hyperraum sprang. Daraufhin gefror die Animation. „Irgendwelche Fragen?“
Schweigen.
„Wer hat sich diesen Scheiß ausgedacht?“ Silvio konnte nicht fassen was er soeben gesehen hatte. Die Dumas würde nach dem verlassen des Asteroidenfeldes keinen einzigen Schuss abgegeben.
„Das Taktische Kommando der Flotte.“, antwortete Shark giftig. Von der gebrochenen Nase war nichts mehr zu erkennen.
„Woher hat das Taktische Kommando seine Referenzdaten für diesen Ausflug?“
„Von der Crjanischen Abteilung der Aufklärung und dem Nachrichtendienst der Flotte.“
Silvio konnte sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen. Womit er insgeheim Shark provozieren wollte. Dessen Vater leitete den Nachrichtendienst der Flotte. Seine Provokation verfehlte ihre Wirkung nicht. Shark stand kurz davor es Silvio heimzuzahlen.
„Worauf willst du hinaus?“
Silvio sah jeden kurz an. Keiner schien die Courage diesen Plan in Frage zustellen. Vielleicht hatten sie sich auch damit abgefunden, dass dieser Einsatz ihr Letzter war. „Weder der Aufklärung noch dem Nachrichtendienst der Flotte stehen verlässliche Quellen zur Verfügung die ein solches Szenario rechtfertigen. Die Crjaner schießen uns den Arsch weg, bevor wir den Asteroidengürtel verlassen haben und einen Schuss anbringen können.“
Shark lachte abfällig. „Du hast doch keine Ahnung über welche Quellen unsere Geheimdienste verfügen.“
„Weißt du es denn?“
„Fick dich Arschloch.“, schrie Shark.
„Das reicht jetzt. Ihr beide könnt eure Differenzen am Ende unseres Auftrags beilegen. Hier und jetzt ist Schluss. Das gilt für euch beide.“, wies Persson die beiden zurecht.
Eine unangenehme Stille kehrte ein.
„Was schlägst du vor?“, wollte Persson von Silvio wissen.
„Umkehren kommt wohl nicht in Frage!“ Keine Reaktion. Er hatte auch keine erwartet. „Wir sollten uns ein eigenes Bild der Lage machen.“
„Und wie?“, fragte Semir kühl aber nicht feindlich.
Silvio sah zum Krater des inneren Mondes. Dort hatte sich vor der abgelaufenen Animation der Horchposten der Crjaner befunden. Nach und nach wurde allen klar was er meinte. Unglaube über seinen Vorschlag war die verbreitete Ansicht des Stabes.
„Wir sollen in den Horchposten eindringen!“, sprach Semir ungläubig aus was alle dachten.
Silvio nickte.
„Das Entdeckungsrisiko steigt damit ins unermessliche.“, sagte Fernandez. „Dann können wir auch den Plan umsetzen.“
„Ich hätte da einen weitaus weniger riskanten Vorschlag.“, schaltete sich Doo ein.
Tatsächlich erwies sich sein Vorschlag als weniger riskant. Die Frage war bloß ob die Sache umsetzbar war. Bei seinem Vorschlag gab es nämlich einen Faktor der beim erstellen des Szenarios vom Taktischen Kommando nicht berücksichtigt worden war. Demzufolge mussten sie sich selbst um die Angelegenheit kümmern. Persson war bereit einen Versuch zu unternehmen. Der Plan vom Taktischen Kommando blieb jedoch ihre erste Wahl. War Doo’s Vorschlag nicht umsetzbar, würde man sich an Plan A halten.

***
Silvio konnte nicht einschlafen. Seine Gedanken drehten sich um Amber. Obwohl sie es ihm irgendwie eingebrockt hatte, war er ihr nicht böse oder nahm es ihr übel. Zwar würde er im Moment lieber in einer Gefängniszelle sitzen, als an Bord der Dumas sein, aber damals hatte er sich eben so entschieden. In dem Glauben die Grundausbildung ohne nennenswerte Probleme und Schwierigkeiten hinter sich zu bringen.
Seit Amber ihn verhaftete, schien das Pech immer da zu sein, wo er auftauchen würde und ihn schon erwarten. Seine Versuche sich daraus zu winden, schlugen fehl und machten es noch schlimmer.
Der Summer seines Quartiers ertönte. Silvio erhob sich aus dem Bett, schlurfte zur Tür und drückte den Öffner. Die Tür glitt lautlos beiseite. Vor ihm stand Alize Semir. Sie blickte nervös zur Seite. Er hatte nämlich kein Hemd an.
„Was kann ich für sie tun, Doc?“ Um diese Zeit machte man keine Hausbesuche mehr.
Es fiel ihr sichtbar schwer ihn anzusehen und sich zu konzentrieren. Silvio war kein Persson oder Bern, aber auch nicht unbedingt hässlich. Sein Oberkörper hingegen war ein netter Anblick.
„Ich…Ich muss dich…sie noch untersuchen.“, stammelte Alize scheinbar wirr vor sich hin.
Silvio konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen. Sonst war er immer derjenige der sich dümmlich anstellte. „Um diese Zeit?“
Wieder sah Alize peinlich weg. Sie konnte nicht schlafen und wollte sich irgendwie ablenken. Also hatte sie sich in der provisorischen Krankenstation die Zeit vertrieben. Dabei war ihr aufgefallen bei Silvio Sanchez keine Nachuntersuchung gemacht zu haben. Die war Vorschrift. Sie waren zwar nur Kadetten, befanden sich aber im Dienst der Flotte.
„Ich dachte…Wir können es auch morgen früh machen…die Nachuntersuchung.“
„Von mir aus. Ich konnte wieso nicht schlafen. Hier oder bei Ihnen?“, fragte er absichtlich zweideutig.
Jetzt blieb ihr Blick standfest. Silvio trat beiseite, damit Alize eintreten konnte. Was sie nach kurzem zögern auch tat. Mit Kommando Licht schaltete Silvio das Quartierlicht an. Für die Nachuntersuchung brauchte Frau Doktor mit Sicherheit mehr Licht.
Alize stellte ihre Arzttasche auf dem Stuhl ab, öffnete sie und holte den Diagnosescanner heraus. Er setzte sich auf den anderen Stuhl und ließ sie ihre Arbeit machen.
Der eigentliche Diagnosescanner war ein Fingergelenk großer Zylinder. Auf dem Pad wurden die Daten angezeigt. In der linken Hand hielt sie das Pad, rechts den Diagnosescanner, den sie vom Kopf runter zum Becken führte. Dann drehte sich Silvio rum und die Prozedur fand mit seiner Rückseite eine Fortsetzung. Als sie fertig war, kehrte er in die Ausgangsposition zurück.
Alize schaltete den Diagnosescanner ab, tippte auf dem Pad herum und tat das Gerät zurück in die Tasche. Dafür holte sie nun ein Armband heraus.
Er streckte seinen rechten Arm aus und sie legte ihm das Armband an. Sie drückte auf der Schaltfläche rum. Es erwachte zum Leben. Auf dem Display erschienen daraufhin seine Werte von Puls, Blutdruck, Herzschlag und Rhythmusimpulse vom Rückmark und den Muskeln.
Auch diese Daten wurden an das Pad übertragen. Wieder tippte sie in das Pad ein. Alize wechselte das Armband gegen eine größere Variante. Im Alltag wurde das Gerät der Rosenkranz genannt. Der Fachausdruck war Kortikalscanner. Er wurde dem Patienten über den Kopf gelegt, bis das Gerät in der angestammten Position, via Stirn lag. Das Eingabefeld zeigte immer nach vorne. Alize gab die Startsequenz ein.
Daraufhin begann der Kortikalscanner mit dem Scan. Ein roter Scanimpuls startete vom Eingabefeld aus, bewegte sich im Uhrzeigersinn herum. Bei einem Standardscan erstellte der Scanimpuls 3 Scanbilder. Also musste er 3 Runden drehen.
Mit einem Piepen erklärte das Gerät die Prozedur für beendet. Wie schon zuvor wurden die Daten der Diagnose auf das Pad übertragen. Alize sah sich die Werte an. Keine Auffälligkeiten oder Besonderheiten. Sie nahm den Rosenkranz, deaktivierte ihn, tat ihn in die Tasche zurück. Damit war die Nachuntersuchung beendet.
„Früher haben mir die Doktorspielchen besser gefallen.“, meinte Silvio mit dem entsprechenden Blick.
„Jeder wird mal enttäuscht.“, konterte Alize bissig. „Morgen erhalten sie ihren medizinischen Bericht.“ Die Quartiertür schloss sich hinter ihr.
Silvio lächelte. Er ging an seine Terminalstation, lud sich die Steuerung herunter. Die Einstellungen von Kadett Hamill waren das Allerletzte. Wie konnte er bloß in einen angeblichen Elitekader aufgenommen werden, wenn jeder Bauer mit einer Erntemaschine bessere Qualifikationen aufweisen konnte wie er.
Silvio war natürlich klar wieso. Beziehungen waren das A und O.

***
5 Stunden vor dem Sprung in das Gregoria System fand eine Übung nach der anderen statt. Alle Stationen wurden getestet, Verbesserungen vorgenommen und das eine oder andere geändert. Für diese Mission musste alles Tiptop sein. Sie durften sich keine Fehler leisten. Immer wieder und wieder wurden Manöver einstudiert, Kampfsimulationen durchgeführt und der Ablauf koordiniert. Waffentests, Sensorenkalibrierung, Zielerfassungsscanner synchronisiert und Steuerungsabgleiche gemacht.
Als die Dumas in das Gregoria System sprang, konnte man nicht besser vorbereitet sein. Alles war in einem Einwandfreien Zustand. Die Crew, auch wenn es Kadetten waren, wusste was zu tun war. Das Schiff hätte jede Inspektion mit 1+ bestanden.
Die ersten Schritte liefen nach Plan. Tatsächlich sprang die Dumas im Rücken des äußeren Mondes in den Normalraum zurück, ohne das die Sprungsignatur erfasst wurde. Das Schiff driftete anschließend in die Anziehungszone des Mondes und nahm eine Schwebeposition im oberen Orbit ein.
Um sich ein Bild von der Lage zu machen, ließ Persson eine Raumsonde starten die sich lediglich im Orbit des Mondes aufhielt. Sie folgte den Drehbewegungen des Planetoiden und erreichte innerhalb weniger Minuten die Innenseite des Mondes ins System. Um verräterischen Signale zu verhindern, hatte man das Datenübertragungssystem abgeschaltet.
Die Sonde drehte sich demnach einmal komplett um den Mond, bevor die Dumas die gespeicherten Daten herunterlud und die Sonde wieder an Bord nahm.
Bei der Sichtung der Daten wurde nach 30 Minuten klar, dass sie auf Plan B zurückgreifen mussten. Im Gegensatz zur Einschätzung der Fachleute Zuhause, waren alle Waffenplattformen betriebsbereit. Das ließ sich durch die Energiesignatur ableiten. Zu dem waren die Geschütze, sowie Raketenwerfer geladen und zu jederzeit Abschussbereit.
Um die Bauten im Orbit von Gregoria II hatten die Crjaner einen Abwehrring platziert. Ein Geflecht aus jeweils einem auf dem Kopf stehendem Quadrat, mit 3 Waffen-, und 1 Sensorplattform; wobei die äußeren Waffenplattformen zur nebenan liegenden Quadratplattform mitgehörte. Der hintere Punkt war entweder eine Sensorplattform oder eine Raketenplattform, die mit Doppel- oder Dreifachwerfer ausgestattet waren, die seitlichen und die vordere Plattformen waren mit Impulsgeschützen ausgerüstet und ihre Zielradien überlappten sich. Wodurch ein Ziel von bis zu 3 Geschützen gleichzeitig beschossen werden konnte. Ein solches Kreuzfeuer konnte selbst die Dumas nicht auf Dauer standhalten. Die Anordnung der Plattformquadrate waren unterschiedlich. Mal lagen sie Ober oder Unterhalb der Nulllinie. Ohne entsprechenden Feuerschutz, eines Geschwaders oder einer Division konnte kein einzelnes Schiff mittendurch fliegen. Bereits nach wenigen Kilometern Annäherung wäre ihr Schiff, bei allen Flugkünsten von Silvio Sanchez, pulverisiert.
Je nach Stärke der Energiesignaturen konnte man ableiten um was für eine Plattform es sich handelte. Insgesamt lagen vor den Einrichtungen an die 25 einsatzbereite Plattformen. Das machte 75 Waffenplattformen. Jede 3te Plattform war mit einer Sensor- und Raketenplattform ausgestattet.
Ihre einzige Möglichkeit war daher hinter diesen Verteidigungsring zu kommen, so schnell wie möglich ihre Ziele anzugreifen und dann schleunigst zu verschwinden. Was auch nicht einfach werden würde. Zwar hielten sich die Schutzeinheiten weit vor dem Verteidigungsring auf, jedoch hatte der Kommandeur jeweils 2 Schiffe, nach der Energiesignatur zu urteilen handelte es sich um Zerstörer, an den Flanken und hinter den Verteidigungsring positioniert.
Die Dumas war ihnen in allen Bereichen überlegen. Natürlich waren dem Schiff auch Grenzen gesetzt. Gegen 6 Zerstörer wäre die Dumas rein theoretisch in der Lage zu bestehen, dummerweise konnten sich die Geschütztürme um 380 Grad drehen. Außerdem spielte bei der Sache der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Sie mussten unbemerkt rein und schnell wieder rauskommen, ohne sich dabei in Scharmützel zu verzetteln.
Ihr Unternehmen erwies sich demzufolge als schwieriger wie vermutet. Jedoch hatten sie einen Plan B. Nach einem Update der Daten und Überarbeitung besprach man ihn noch mal ausführlich. Danach wurde mit der Umsetzung begonnen. 10 Stunden reichten dafür völlig aus. Erst dann konnte Plan B beginnen.
Dann war der entscheidende Faktor nämlich in Reichweite; der Komet GX-231.

-4-

Alle 3 Stunden wechselte die eingeteilte Schichten. So wollte man eine ausgeruhte Crew. Eine Stunde vor Beginn, wurden noch mal letzte Vorbereitungen getroffen, da niemand an Bord Erfahrung darin hatte sich im Schweif eines Kometen zu verstecken und sich Huckepack hinter die feindlichen Linien bringen zulassen.
Auf dem Bildschirm sahen sie den Kometen, mit seinem hellblauen Schweif und dem blaugraue Schleier, welcher über dem Felskern lag. Es war schon seltsam wie majestätisch und doch unheimlich diese reisenden Gesteinsbrocken sein konnten. Komet GX-231 befand sich auf elliptischer Umlaufbahn, die ihn vorbei an Gregoria II und den Einrichtungen führte, vorbei an der Verteidigungslinie.
Alle 250 Jahre flog er an dem Gasriesen, Gregoria II, vorbei. Kometen beeinflussten die Abläufe ihrer jeweiligen Sternensysteme. Sie hatten Einfluss auf die Gehzeiten von Planeten, Anziehungszonen, gravimetrische Verzerrungen und die Umlaufbahnen der Planeten im System. Einen Kometen zu vernichten konnte also Veränderungen ungeahnten Ausmaßes auslösen. Außerdem ließ sich ein Komet nicht so einfach zerstören, wie ein Raumschiff. Je nach Dichte, Zusammensetzung und Größe konnte ein Beschuss mit Raketen, Torpedos oder Energiebolzen ihn nur aufsplittern. Was wiederum die Flugbahn veränderte und somit für die bewohnten Systemen ein unkalkuliertes Risiko darstellte.
„Also los. Steuer, hängen wir uns an ihn ran.“, sagte Persson ruhig.
Silvio nickte. „Aye.“ Mit einem Viertel Schub flog er das Schiff aus dem Orbit, setzte Kurs auf den Rendezvoupunkt mit dem Kometen.
Sie sahen wie er langsam an ihnen vorbei zog, automatisch wurde die Dumas von der Anziehungskraft erfasst. Mit regelmäßigen Schubstößen manövrierte Silvio das Schiff in den Schweif hinein. Beim Übergang kam es zu Erschütterungen. Wie beim Eintritt in die Atmosphäre eines Planeten. „Haben Parkposition erreicht.“ Er hatte das Schiff in den Schweif geflogen. Außer ihnen waren noch Felsbrocken unterschiedlicher Größe Mitreisende vom Kometen Express.
„Tarnung ist aktiviert und funktioniert.“, meldete Shark.
Phase 1 von Plan B war erfolgreich abgeschlossen. Jetzt hieß es abwarten. In 17 Stunden flog der Komet an der Verteidigungslinie vorbei, passierte 30 Minuten später Gregoria II und zog weiter.

***
Die Warterei war anstrengender als ein Gefecht. Vor allem wenn man zur Untätigkeit verdammt war. Während sie inmitten des Schweifs, vorbei an den Flottenverbänden, flogen und die Tarnung aktiviert war, konnten sie keinerlei Simulationen oder Übungen abhalten. Das hätte sie möglicherweise verraten. Der Gesamte Energieverbrauch war auf ein Minimum beschränkt worden. Ein erhöhter Energieverbrauch hätte ihre Energiesignatur ansteigen lassen. Dadurch wären sie bei einem Scan des Kometen entdeckt worden. Was niemand an Bord wollte. Die Tarnung war nur so gut, umso geringer die Energiesignatur war.
Die Benachrichtigung erschien auf Silvio’s Station. „Erreichen die Verteidigungslinie.“
Der Holoschirm war deaktiviert. Sie beschränkten sich auf die Sicht per Display. Auf dem TD (Taktik Display) sahen sie wie die Punkte der Verteidigungslinie näher kamen. Die Flottenverbände lagen 1 Stunde entfernt und hatten sich in Grüppchen aufgesplittert. Damit fungierten sie als äußere Verteidigungslinie.
Es hatte den Eindruck als würden sie sich die letzten Kilometer überhaupt nicht von der Stelle bewegen. Persson überprüfte die Geschwindigkeit, welche die gesamte Zeit über konstant blieb. Ein sanftes Prickeln erfasste ihn. Das empfand er auch kurz vor dem Betreten des Spielfeldes einer Hardballhalle. Im Spiel musste man taktisch versiert, flexibel und bemüht auf jede erdenkliche Bedrohung zu reagieren, die der Gegner sich ausdachte. Hardball war eine harte und raue Sportart. Wenn man wusste was man beachten musste, konnte ein Spiel ebenso anspruchsvoll und abwechselungsreich sein wie beim Speedball.
Als der Komet endlich die Verteidigungslinie hinter sich gelassen hatte und die äußere Anziehungszone von Gregoria II passierte, wurde es an der Zeit die nette Gesellschaft ihres Reiseführers zu verlassen.
Silvio machte kontrollierte, und vorher berechnete, Schubstöße damit die Dumas den Schweif verließ und sich von der Planetenanziehung des Gasriesen ziehen ließ. So gelangten sie schließlich hinter die Verteidigungslinie und den Bauten.
Im oberen Orbit befanden sich Lagerdepots. Es waren gewöhnliche Plattformen von der Größe eines Spielfeldes. Dort lagerten die Baumaterialien für die noch im Bau befindlichen Projekte. 2 der Großwerften befanden sich im Rohbau. Eine Dockstation war fertig gestellt, aber noch nicht in Betrieb. Die Zwillingsstation hingegen befand sich in der Montageendphase. Bei einer Festung fehlten stellenweise Panzerplatten. Die 2 Hauptverarbeitungszentren hatten ihre Arbeit aufgenommen. 5 Abbautrupps befanden sich im Asteroidenfeld, um das Erz abzubauen. Eine Pumpstation auf dem Gasriesen, förderte Plasma, Gas und flüssiges Methan. Ein Verarbeitungszentrum auf Gregoria II befand sich im Bau. Als letztes registrierten sie eine Kontrollstation auf dem größten Berg des Gasriesen.
Die Crjaner machten keine halben Sachen. Bisher hatte das System keinen großen Stellenwert im Reich, im Gegensatz zu wichtigen Systemen. Jedoch war klar, das die Crjaner nicht umsonst einen Haufen Geld in so ein umfangreiches Aufbauprojekt steckten. Jede Sternennation bezweckte mit solch einem Aufwand etwas. Im Falle der Crjaner sah alles nach einem vorgeschobenen Flottenstützpunkt aus. Allein die Ausmaße der Baumaßnahmen machte deutlich für welche Zwecke der Stützpunkt gedacht war.
Dem musste entgegengewirkt werden, ohne einen offenen Krieg zu riskieren. Genau aus diesem Grund befand sich die Dumas, mit einer Crew aus Elitekadetten vor Ort um die Drecksarbeit zu machen. Ingewisserweise war diese Mission die Feuertaufe für die Kadetten. Jedoch würde nie niemand von dieser Mission erwahren.
„Waffen. Prioritätsziele festlegen. Steuer. Entsprechende Flugrouten entwerfen. An alle. In 10 Minuten greifen wir den Feind an.“ Persson klang ruhig, als er die Anweisung gab.
Langsam umrundete der Jagdfregattenkreuzer den Planeten. Auf den Taktik Display tauchten die Primärziele auf. Ein Raumgebäude nach dem anderen wechselte von Neutral Weiß zu Feind Rot. Zusätzlich wurden die Prioritätsziele, von denen es eigentlich genug gab, von einem roten Dreieck eingerahmt.
Persson sah vom TD zum Holoschirm und zurück. Bei jedem Meter dem sie dem Feind näher kamen, stieg die Spannung auf der Kommandobrücke und bei allen Beteiligten. Allen war klar was hier auf dem Spiel stand, außer ihrem Leben. Die Sicherheit der Union und seiner Bürger.
Silvio hatte bereits im Vorfeld verschiedene Flugrouten entworfen. Als die Prioritätsziele festgelegt waren, lud er eine der Flugrouten und passte sie an. Er lag im Pilotensitz, vor ihm das Holografische Displayfenster mit allen wichtige Flugdaten, schaltete die Sicht von Normal auf Thermo um. Dadurch konnte er die Waffenplattformen erkennen. Wie an der Schnurr gezogen reihten sich die Plattformen als Gelbe Punkte vor den Raumgebäuden der Crjaner entlang.
„Check. Waffen?“, fragte Persson.
„Bereit.“
„Steuer?“
„Bin startklar.“, meinte Silvio. Das würde ein wahrer Teufelsritt werden. Sobald die Crjaner kapierten was hinter der Verteidigungslinie abging, würde es ziemlich heiß werden.
Persson ließ einige Sekunden verstreichen. Er atmete einige Male ein und aus. „An alle.“ Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Ganz gleich ob sie es schafften zu überleben oder nicht. Hauptsache sie richteten soviel Schaden wie irgendmöglich an. „Rock’n Roll.“

***
Keine 10 Sekunden nach dem der 1te Schuss abgegeben wurde, war das Ziel bereits zerstört. Sofort wurde das 2te Ziel unter Feuer genommen. Kinetisch Orange Doppelbolzen rasten auf die halbfertige Festung zu. Die Crew hatte keine Chance die Panzerung zu poralisieren, die Schilde hochzufahren oder die Waffen zuladen. 4 Doppelbolzen rissen innerhalb von 30 Sekunden die Festung auseinander.
Silvio flog eine Kurve, um den Trümmern auszuweichen und das nächste Ziel anzufliegen. In der Zwischenzeit hatten die Crjaner 1 und 1 zusammengezählt. Etliche Impulsgeschütze wurden nach hinten ausgerichtet. Aus der Kontrollstation schoss ein Jagdgeschwader, a 5 Jäger, hinaus und nahm Kurs auf sie. Das war nicht die einzige Maßnahme um den unbekannten Angreifer entgegenzuwirken. Eins der beiden Flankenduos flog nicht direkt auf sie zu, wie es das zweite Zerstörerduo machte, sondern setzte Kurs auf das Hinterland des Asteroidengürtels. Anscheinend war dem Kommandeur klar, dass es für den Angreifer nur eine Fluchtmöglichkeit gab. Hingegen der Kommandeur vom zweiten Zerstörerduo flog direkt auf sie zu.
Die Dumas griff die am nahsten liegende Dockstation an. Obgleich sie bereits anvisiert wurden, feuerten die Geschütztürme nicht augenblicklich. Was ihnen natürlich mehr Zeit verschaffte.
Ein Hauptverband der Schutzflotte, drehte bei und beschleunigte.
Die Dockstation brach auseinander. Wieder flog Silvio eine Kurve. Zwischen dem Kommandoposten auf dem Gasriesen und der Hauptschutzflotte herrschte ein reger Funkverkehr. Da sie alle Energie brauchten, hatte man darauf verzichtet die Störsender zu benutzen. Was wahrscheinlich nur begrenzt funktioniert hätte, da die Com-Systeme der Crjaner auf dem Gasriesen Leistungsstärker waren.
Kurz bevor das 2te Zerstörerduo den Verteidigungsgürtel erreichte, drehten sie ab und nahmen Kurs auf das Hinterland des Asteroidengürtels. Da begannen die Geschütztürme ihre violetten Energiebolzen abzufeuern.
Jetzt begann der schwere Teil und Silvios Können wurde beansprucht. Innerhalb von Sekunden eröffnete ein Geschützturm nach dem anderen das Feuer.
Er vollzog Spiralen, Wellen und Wendemanöver um dem Beschuss so gut es ging zu entkommen. Ein positives hatte der Beschuss, er flog nämlich so dicht wie möglich an die Raumgebäude heran, so das jeder Fehlschuss doch noch ins Ziel traf.
Die Dumas flog an einer der Depotplattformen entlang, die kurz darauf durch den eigenen Beschuss auseinanderbrach. Selbst als das Jagdgeschwader sie erreichte, stellten die Crjaner das Feuer nicht ein. Bolzen für Bolzen hämmerten zwar auf die Dumas ein. Die Panzerung hielt stand. Bisher hatten sie nur leichte, unbedeutende Schäden davon getragen.
Silvio flog mitten durch die zweite Dockstation, in der gerade der Rumpf einer Jagdfregatte montiert wurde. Die Doppelbolzen rissen ihn, der zu diesem Zeitpunkt ungepanzert war, und das Montagegerüst in Stücke. Die Dockstationswände wurden durch den eigenen Beschuss durchlöchert. 2 der Jäger, die ihnen gefolgt waren, erreichten das Ende nicht mehr. Die Dumas flog durch die Öffnung als die Dockstation in einen Explosionspilz gehüllt wurde.
Silvio zog den Jagdfregattenkreuzer scharf nach Links, erhöhte den Schub und hielt direkt auf eins der Hauptverarbeitungszentren zu. Unzählige violette Bolzen verfehlten die Dumas, jedoch nicht das Große Raumgebäude. Praktisch von allen Seiten wurden sie unter Feuer genommen, erlitten Dutzende Treffer, was die eigene Panzerung verringerte. Einige Stellen waren deporalisiert.
Er führte die Steuerkugel hart nach unten, wodurch das Schiff Steil bergauf schoss. Zwischen dem Raumgebäude und ihnen waren nur wenige Zentimeter platz. Ein Jäger konnte ihnen nicht folgen und bohrte sich mitten ins Hauptverarbeitungszentrum.
Es war wie ein Parcoursflug an der Flugschule, bloß mit dem Unterschied das man dabei nicht gejagt und von allen Seiten beschossen wurde.
Inzwischen mussten sie schwere Treffer einstecken. Ihnen gelang es noch 2 weitere Raumgebäude zu zerstören, bevor Persson den Befehl zum Beenden des Angriffs gab. Schließlich mussten sie sich noch einem Zerstörerduo entgegenstellen. Das Zwillingsduo bekam die Dumas erst 20 Minuten, bevor sie den Asteroidengürtel verlassen hatte, in Waffenreichweite.
Silvio flog in das tückische Asteroidenfeld. Energiebolzen trafen auf die Gesteinsbrocken, brachten sie zum platzen und änderten dadurch die Rotation der anderen Asteroiden. Die übrig gebliebenen Jäger folgten ihnen.
Er musste höllisch aufpassen. Man konnte die Bewegungen von Asteroiden schwer vorausberechnen. Schier unmöglich wurde es wenn Energiebolzen hinter einem einschlugen. Zu allem Überfluss ging der Raketenalarm los. Die Crjaner schickten ihnen tatsächlich Raketen hinterher.
Wie ein Kreisel flog die Dumas, gesteuert von Silvio, durch das Asteroidenfeld, wich Brocken aus, flog drüber oder unten durch, zwängte sich durch 2 Gesteinkolosse, die Sekunden später ineinander krachten. Dabei wurde einer der Jäger zermalmt.
Sein Kamerad flog über die kollidierenden Brocken hinweg, feuerte auf die Dumas mit den Bordgeschützen und blieb an dem Angreifer dran.
Ein Flug in einem Asteroidenfeld war eine reine Instinktsache. In der Flugschule wurden diese Flüge in einem Holosimulator geübt. Es war einfach zu gefährlich die angehenden Piloten in einem Millionenteuren Flugvehikel in ein Asteroidenfeld zuschicken. Ein Holosimulator bot realistische Bedingungen, ohne die Gefahr eines echten Todes.
Silvio hatte die Asteroidenflüge im Simulator stets überlebt und seinen Spaß daran. Sehr zum Missfallen der Ausbilder.
Gerade noch rechtzeitig sah er aus dem Augenwinkel, wie ein Gesteinsbrocken plötzlich seine Rotation änderte und sich in die Flugbahn schob. Er schob die Steuerkugel nach oben, wodurch die Dumas nach unten schoss. Der Sichtschirm zeigte mehr Details der Oberfläche als einigen Lieb war.
Statt mehr Schub zugeben, verringerte er ihn. Es sah tatsächlich so aus, als wären sie mit einem Blauen Auge davon gekommen, als auf einmal ein Felsvorsprung auftauchte. Dem konnte Silvio nicht ausweichen. Ein Crash stand unmittelbar bevor.
Geistig gewärtig feuerte Shark die Impulsgeschütze ab. Die Bolzen sprengten den Felsvorsprung weg. Sie flogen mittendurch die Detonationswolke. Sofort gab er wieder mehr Schub, umkurvte weitere Felsbrocken, schnitt den crjanischen Abfangjäger.
Sie erreichten gerade die letzte Gesteinlinie des Asteroidenfeldes, als ein kleiner Brocken den Abfangjäger traf. Dabei brach der Stabilisierungsflügel ab. Der Pilot versuchte gegenzusteuern und krachte gegen einen anderen Felsen. Wie ein Pingpongball prallte der Abfangjäger ab, ohne seine Stabilisierungsflügel und zerschellte auf dem letzten Felsen des Feldes.

***
Das Asteroidenfeld lag hinter ihnen.
Die Dumas hatte einige Schäden ab bekommen. Jedoch war keins der wichtigen Systeme direkt betroffen. Die Bereiche die es am schwersten getroffen hatte, wurden abgeschottet und die Energie umgeleitet. Man polarisiert die Panzerung neu, richtete die Schildknoten aus.
Im Gegensatz zu den Großkampfschiffen besaß die Dumas keine Schildemitter oder Generatoren an Bord. Dafür war die Tonnage einfach zu gering. Außerdem zählte das Schiff ja zur Angriffbootklasse. Schiffe jener Klasse besaßen in der Regel keine Schilde, lediglich eine Panzerung. Da man sie nicht gegen Großkampfschiffe ins Gefecht ziehen ließ, waren Schilde in der Regel unnötig.
Die Dumas hingegen war kein gewöhnliches Angriffsboot. Sie besaßen nicht nur die neuste Panzerungstechnologie, sondern auch Schilde. An den Knotenpunkten der Supraleiter befanden sich so genannte Schildknoten. Sie erzeugten eine Art Schildblase, die mit den anderen Schildblasen verschmolz und so einen Energieschutzschild um das Schiff bildete.
Bewährte sich diese neue Schildtechnologie würde man sie in die neuen Angriffboote integrieren und entsprechende Umrüstungen an den bereits in Dienst befindlichen Booten vornehmen. Dadurch wurden die Angriffboote flexibler im Einsatz.
Die Feuertaufe kam in 10 Minuten in Raketenreichweite. Das 2te Zerstörerduo würde erst in 15 Minuten in Feuerreichweite gelangen. Jedoch hatten sie nicht vor sich in ein Scharmützel einzulassen. Mittendurch war die Devise.
Sie kamen in Reichweite der Raketen. Der entsprechende Alarm blieb aus. Stattdessen hatte das Zerstörerduo seine Fern-, und Nahgeschütze geladen. Die Crjaner wollten einen Nahkampf, ohne zu wissen das die Dumas in der Lage war mitzuhalten.
Sie kamen dem Duo näher und näher. Keiner der Zerstörer machte die Anstalt eine Rakete auf sie zufeuern. Was dem Flottenkommandeur anscheinend missfiel, den sie registrierten einen Comruf nach dem anderen. Bloß nahmen ihn die Zerstörer nicht an.
Ihnen war es nur recht. In einem Raketenduell wäre die Dumas unterlegen. Sie besaßen nämlich keine Werfer, sondern Raketenröhren. Auf jeder Seite 5. Gegen einen Zerstörer reichte die Feuerrate nicht aus. Werfer waren schneller.
Keine Minute später kamen sie in Geschützreichweite, doch keins der Schiffe eröffnete das Feuer. Sie wollten einen Kampf von Angesicht zu Angesicht.
Wohl zur selben Zeit gaben die Kommandeure den Feuerbefehl und Impulsbolzen jagten auf einander zu.

-5-
7 Wochen später

Der 5te Tag im 6ten Monat war für die Bürgerinnen und Bürger in der Union kein besonderes Datum. Für die Abschlussjahrgangsklassen der Streitkräfte war es ein besonderes Datum. Pünktlich um 9 Uhr Morgens erhielten die Absolventen ihre Abzeichen. Bei der Flotte waren es Goldene Flügel; das Air Command vergab Silberne Flügel; die Rekruten vom Corp erhielten einen Goldenen Musketen-Degen Stecker. Einen Tag nach der Gradierung erhielten diejenigen die sich Verpflichteten ihre Rangstreifen.
Am Abend nach der Gradierungszeremonie fand die Abschlussfeier statt. Jede Waffengattung hatte ihre eigene Abschlussfeier. Die der Flotte fand im Hauptsaal statt, welchen man auch am ersten Tag betrat und die angehenden Kadetten noch mal belehrte.
Heute hingegen sah der Hauptsaal wie ein Szeneclub aus. Es gab eine Lichtshow, ein Buffet, eine Bühne auf der ein DJ die Musik auflegte, eine Bar und eine Tanzfläche. Eben alles was man für eine Feier brauchte.
Silvio Sanchez sah sich die Goldenen Flügel an, die er verliehen bekommen hatte. Niemals hätte er damit gerechnet. Dennoch war stolz. Nur bedeuteten sie ihm nicht soviel wie manch anderem auf der Feier. Bewusst hielt sich Silvio Abseits auf.
Es grenzte schon an ein Wunder das er diesen Tag noch erleben durfte. Wenn er nämlich ehrlich war, hätte er nicht darauf gewettet, dass sie dieses Himmelfahrtkommando überlebten. Vor allem nicht als sie 2 Zerstörern gegenüberstanden und in ein Nahkampf zogen. Andererseits blieb ihnen keine andere Wahl. Die Zerstörer hatten ihre einzige Fluchtroute versperrt.
Sein Blick wanderte im Saal umher. Einige der Crewmitglieder der Dumas sah er. Nicht nur das er die Goldenen Flügel erhalten hatte, besaß er jetzt auch einen geheimen Orden wegen dem Erfolg ihrer Mission. Dennoch stand sein Entschluss fest sich nicht zu verpflichten. Er hatte andere Pläne. In 3 Tagen würde er einen Rennspeeder fahren, um sich als Fahrer für die kommende Saison zu empfehlen.
„Du bist gekommen.“, sagte Persson und gesellte sich zu Silvio.
„Freies Essen und Getränke. Das lass ich mir doch nicht entgehen.“
Persson lachte. „Die Flügel stehen dir gut. Willst du deinen Entschluss nicht noch mal überdenken. Ich könnte einen guten Piloten für die neue Angriffsbootstaffel gebrauchen.“
Silvio zweifelte nicht daran, dass Persson eines Tages Flottenadmiral werden würde. Er hatte das Zeug dazu. „Die Flotte ist nicht mein Ding. Ich will Ruhm, Ehre, einen Haufen Geld und Groupies ohne Ende.“
„Ich werde darauf wetten das du die kommende Rennserie gewinnst.“
Genau davon träumte Silvio. Die Speeder Rennserie zu gewinnen. Dann würde sein Name in dem Pokal eingraviert werden, wo bereits Legenden des Rennsports verewigt waren. Das Zeug dazu hatte er.
Persson schaute ihn an. „Einer für alle. Alle für einen.“ Der legendäre Leitspruch der Musketiere.
Silvio nickte.
Der zukünftige Staffelkommandeur der neuen Angriffsbootgeneration sah kurz an ihm vorbei, was Silvio nicht bemerkte, dann verabschiedete er sich und verschwand in der Menge. Wo einige seiner Freunde waren.
Silvio beobachtete wie sich Persson zu der Hardball Truppe gesellte. Nach 11 Jahren war es dem Hardballteam der Akademie gelungen den Titel zurückzuholen. In einem souveränen Spiel bezwang die Mannschaft um ihren Kapitän Alec Persson den Vorjahressieger am gestrigen Abend deutlich.
Von der Decke hing das entsprechende Siegesbahner. Welches nach der Feier in die Halle wechselte, neben dem Bahner der letzten Meisterschaft. Damals führte niemand anderes als Max Boletti die Hardball Mannschaft mit sensationellen 18 Punkten zum Sieg.
„Du hast es geschafft.“, sagte eine weibliche Stimme die er nur zu gut kannte.
Silvio drehte sich rum.
Amber J’onas trug ein anmutendes Abendkleid und sah einfach bezaubernd aus. „Ich habe nie an dir gezweifelt.“ Sie rückte ihm vorsichtig die Goldenen Flügel zu recht.
Sie küssten sich. Anschließend gingen sie auf die Tanzfläche.
Dabei wurden sie beobachtet. Von jemanden der am nächsten Tag den Eid schwor, aber weder was auf die Flotte, noch auf die Union gab. Er diente nur einer Sache und einem Ziel. Niemand kannte seine wahren Absichten. Eine Karriere in der Flotte konnte ihm dabei durchaus behilflich sein. Bis es soweit war würde er den Schein wahren. So wir er es geschworen hatte.
______________________________________________________

-Ende-
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Also mit den Musketieren hat diese Geschichte aber niht viel zu tun.

Lady Athos (06.12.2011)

Ein tollkühner Pilot wider Willen, der aber sein Herz auf dem rechten Fleck hatte. Und dann will er endlich tun, was er sich schon immer gewünscht hat und nun ...dieser Schluss. Ganz schön spannend.

doska (20.05.2010)

Hallo Leute.

Eine weitere Episode von RtH.

Bin auf eure Reaktionen gespannt.

Weitere werden folgen.

MfG


Alexander Bone1979 (19.05.2010)

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