135


5 Seiten

Das Herz des Drachen - Kapitel 11

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Obgleich Ben nicht glaubte, sein Vater würde ihnen jemanden hinterher schicken, gingen Sie dennoch kein Risiko ein, fuhren von der anderen Seite zurück in die Koblenzer Innenstadt, parkten den lädierten SUV im Parkhaus der Löhr Einkaufspassagen. Unauffällig mit einem Auto, das Einschusslöcher in der Karosserie und in den Scheiben aufwies, weiterzufahren wäre zu risikoreich gewesen.
So nahmen sie sich beim Verlassen der Einkaufspassagen ein Taxi, ließen sich zum Eingangstor der Augusta-Kaserne fahren, bezahlten, gingen unbehelligt durch die Einlasskontrolle, obwohl Ben und Susanne immer noch Handschellen trugen.
Ein Feldwebel der Feldjäger brachte die 3 in einem Jeep zum Heli-Port, wo der Hubschrauber ihrer Auftraggeber aufgetankt und von Technikern der Luftwaffe inspiziert wurde. Erleichtert stellte Max fest, dass keiner verletzt war. Auch Susanne freute sich ihn wiederzusehen. Ein Oberfeldwebel der Feldjäger schloss die Handschellen auf.
Nachdem sie was getrunken hatte, wandte sich Susanne an Ben. „Du weißt, wo es ist! Oder?“
Tatsächlich hatte er seit geraumer Zeit einen Verdacht, wo Manius das Herz vom Drachen versteckte. Je länger sie suchten, mehr Hinweise und Anhaltspunkte fanden, desto klarer bildete sich sein Verdacht heraus. Wirklich sicher war Ben sich erst durch das Turmschauspiel. „Wo würdest du ein bedeutsames Artefakt verstecken? Von dem du weißt, dass es zu jener Zeit alle Welt sucht.“
Susanne dachte darüber nach. Inzwischen wusste sie, dass Manius, der germanische Gelehrte, dieses ominöse Herz des Drachens so versteckte, dass es nicht jeder finden konnte aber gleichzeitig nicht unauffindbar war. Die größte Gefahr ging damals von den Römern aus, die wohl alles in ihrer Macht getan hätten, um es in ihren Besitz zu bringen. Aus unterschiedlichen Gründen und Zwecken. Wahrscheinlich war schon damals klar dass das römische Reich nicht ewig existieren würde. Die Mythen, Legenden und Sagen über das Herz des Drachen trugen dazu bei, dass immer wieder danach gesucht wurde. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der so unglaublich erschien, dass Susanne ihn für unglaubwürdig hielt. Trotzdem setzte er sich bei ihr fest, wie ein Blutegel. Erstaunt über diesen Gedanken blickte sie ihn an.
An seinem Gesicht erkannte sie, dass ihr Gedanke keinesfalls so abwegig schien, wie sie dachte.
Max sah zwischen ihnen hin und her. Irgendwie bekam er etwas nicht mit. „Wo ist es?“
Susanne sah ihren Freund an. Max hatte keinen blassen Schimmer. Sie konnte ihre Gedanken drehen und wenden, wie sie wollte, die Antwort blieb die Gleiche.

***
Sie standen so kurz davor herauszufinden, wo das Herz versteckt war. Jetzt hatten sie nichts. Die technische Ausrüstung war vom magnetischen Impuls unwiderruflich zerstört. Die Scandaten des Wandgemäldes unbrauchbar. Sie standen mit leeren Händen da.
Na ja, so ganz stimmte das auch wieder nicht.
Ja, er war stinksauer über das, was in der Festung geschehen war. Wer an seiner Stelle, in seiner Position wäre das nicht! Schließlich leitete er keine Pfandfindergruppe, sondern ein Söldnerkommando. Andererseits gab es bei jedem Unternehmen Rückschläge. Nur das bei diesem eine kleine Gruppe von Leuten dafür verantwortlich war, dass er demnächst seinen Kader aufstocken musste.
Konrad schaute auf das Buch auf seinem Arbeitsplatz. Sie hatten Koblenz längst verlassen, fuhren auf der Rhein-Bahnstrecke, die zu den schönsten Europas zählte. Im Moment interessierte ihn das überhaupt nicht. Seine Aufmerksamkeit galt dem Geheimnis vom Herz des Drachen, womit sich ein Teil des Buchs befasste. Sein Sohn kannte die wahre Bedeutung des Artefakts nicht, das er so vehement versuchte vor ihm zu finden. Nicht mal seine Auftraggeber, die Wächter vom Herz des Drachen, wussten davon.
Der Major trat nach dem Klopfen ein. „Wir haben sie gefunden.“
Seine Söhne waren wie 2 Seiten einer Medaille. Ben war gewitzt, einfallsreich und aufrichtig. Greg hingegen kompromisslos, unnachgiebig und hart. Sie konnten nicht unterschiedlicher sein, obgleich er keinen von beiden bevorzugte. Auch hatte Konrad nie seine Hand gegen einen seiner Söhne, als Kinder, erhoben. Er war streng, kühl und distanziert. Trotzdem liebte er sie auf seine Weise, die ihn nicht zum Vater des Jahres machte. Das wollte er auch nie sein.
Disziplin, Pflichtbewusstsein und Gehorsam. Diese Dinge zählten. Es waren die Säulen seines harten und brutalen Lebens. Die Bruderschaft stand an erster und einziger Stelle.
Der General sah nicht auf. „Sag ihm, wenn sie ihr ein Haar krümmen, sind sie tot.“ Greg, der Major, nickte und ging, um die Anweisung des Generals, seines Vaters, weiterzuleiten.

***
Alice hängte sich ihre bunte Tragetasche um, schaute sich im Wohnwagen um, falls sie etwas vergessen hatte. Nichts dergleichen fiel ihr auf. So verließ sie den Wohnwagen. Draußen warteten die Männer, die sie in Ben’s Namen abholten und zum Flughafen bringen sollten. Dort würde man wieder zusammen kommen. „Ich bin soweit.“
Der Chef der Leibwächter nickte, gab seinen Kollegen einen Wink. Sie formierten sich um Alice, gingen den Weg entlang. Für manche war der Wohnwagenpark zu einer festen Adresse geworden. Der Einheiten nach im Wohnwagenbereich in dem Alice die letzten Tage und Stunden verbrachte, wurde nur vermietet.
Sie erreichten den Parkplatz, auf dem 2 Limousinen standen.
Dann brach die Hölle los.
Alice wurde zu Boden gerissen. Um sie herum ertönten Schüsse aus automatischen Waffen und Pistolen. Rufe, Schreie, Lärm. Das Knallen und Rattern wehrte keine 30 Sekunden, dennoch kam es ihr länger vor.
Als sie aufsah, lagen ihre Begleiter blutverschmiert auf dem Kies. Die Limousinen waren durchlöchert. Die Leibwächter bei den Wagen lagen tot am Boden. Aus der Idylle hatte sich ein Blutbad entwickelt.
Schwubb!! Schwubb!!
Alice schaute in den Himmel.
Ein Hubschrauber senkte sich kreisend. Männer in dunklen Kampfanzügen erschienen. Sie hatten den Parkplatz umstellt. Zu wem sie gehörten war allzu offensichtlich. Keiner trug polizeiliche Abzeichen oder Uniformen. Der Transporthubschrauber setzte zur Landung mitten auf dem Parkplatz an, zwischen die umstehenden Autos.
Da klingelte das Handy des Chefs der toten Leibwächter. Vor nicht mal 10 Minuten hatte ihr Ben über das Handy gesagt, dass die Männer sie zum Nürnberger Flughafen bringen würden.
Einer der Söldner kniete sich neben den Mann, klopfte seinen Körper ab, holte das Handy aus der Sakkotasche, sah aufs Display und nahm den Anruf entgegen.

***
Mit dem Hubschrauber wurden die 4 in 20 Minuten zum Flughafen Köln-Bonn geflogen. Zuvor hatte Ben die Wächter über die Lage informiert. Sie stellten ihnen ein Flugzeug, einen Airbus 319, zur Verfügung. Er wartete startbereit auf dem militärischen Teil des Köln-Bonn Flughafens. Von dort wollten sie nach Nürnberg fliegen, Alice auflesen und dann weiter, zum Ort, wohin Manius damals das Herz gebracht hatte.
Vor ihrem Abflug hatte er Alice gesagt, dass die Leibwächter sie zum Flughafen bringen würden. Sobald sie losfuhren, sollte sie ihn anrufen.
Das war vor 40 Minuten gewesen.
Der Hubschrauber landete auf dem Flughafen, sie stiegen aus. Ben rief die Nummer an, unter der er Alice bzw. ihren Leibwächter erreichen wollte. Nach mehrmaligen Klingeln wurde sein Anruf entgegen genommen. „Was ist los bei euch? Alles in Ordnung?“
Keine Antwort. Er hörte nichts. Kein Rauschen. Keine Stimmen. Keinerlei Hintergrundgeräusche, wie zum Beispiel das Motorengeräusch, Stimmen, den Wind, das Rascheln der Blätter, Fahrgeräusche oder Vogelgezwitscher. Ben verharrte wenige Meter vor der Treppe am Einstieg zum A319. „Wenn ihr etwas zustößt, bring ich euch um.“
Jonas blieb an der Treppe stehen, drehte sich zu ihm. „Was ist?“
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Ben hielt das Handy am Ohr. Sein Gesicht sprach Bände. „Sie haben Alice.“

***
„Was machen wir jetzt?“, fragte Susanne, nachdem Ben ihnen von der Entführung von Alice durch die Söldner seines Vaters erzählte. Jonas und er hatten den selben harten Gesichtsausdruck. Sie machten sich Sorgen.
Ben schaute aus dem kleinen Fenster der Flugzeugkabine.
Ihr Airbus war als Geschäftsflieger konzipiert worden. Es gab genügend Platz. Bequeme breite Ledersitze. Ein Entertainmentset mit einem großen Flachbildschirm. Eine Bar. Ein Konferenztisch mit kleinen LCD-Bildschirmen. Ein Bad mit Dusche. 5 Schlafkabinen mit je einem Einzelbett und einer kleinen Kommode.
Ein Mitarbeiter des Bodenverkehrsanbieters, der ihren Airbus abfertigte, zog die Treppe ab, hängte sie an sein Fahrzeug und fuhr davon. Kurze Zeit später ließ der Pilot nach Absprache via Headset mit dem Bodenmitarbeiter die Triebwerke an. Dann erhielt er die Rollfreigabe, gab Schub und der A319 setzte sich in Bewegung.
„Er wird ihr nichts tun.“, sagte Jonas kühl.
Max sah ihn an. Er machte sich ebenfalls Sorgen um Alice. Schließlich hatte er vorgehabt sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde. „Woher willst du das wissen?“
Jonas blickte ihn an. „Sie ist die Einzige, die ihm zeigen kann, wo das Herz des Drachen liegt.“
Ben drückte den Rufknopf.
Die einzige Flugbegleiterin an Bord kam an seinen Platz. „Sie wünschen?“
„Sagen Sie dem Piloten, dass wir nicht in Nürnberg zwischenlanden.“
„Du willst ihr nicht helfen?“ Susanne war erschüttert. Jonas zeigte keine Reaktion. Max war einfach nur geschockt.
Ben sah sie an. Die Flugbegleiterin war gegangen. „Wie Jonas schon sagte, er wird ihr nichts tun.“ Er wandte den Blick ab, sah aus Kabinenfenster.
Minuten später heulten die Triebwerke auf. Der Airbus beschleunigte, raste die asphaltierte Startbahn entlang, erhob sich und stieg in den Himmel hinauf. Nach der Startphase brachte der Pilot das Flugzeug auf Kurs. Zuvor hatte er den geänderten Flugplan an die Deutsche Luftsicherung durchgegeben.
Jetzt flog der A319 ohne Zwischenstopp nach Rom, zur Ewigen Stadt.
______________________________________________________

Ende, Kapitel 11
© by Alexander Döbber
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Bens Vater scheint mehr über das Herz des Drachens zu wissen, als man glauben möchte. Es scheint fasst so, als hätte er ein Geheimnis vor Ben und auch vor seinem anderen Sohn zu verbergen. Dennoch will er wohl das Drachenherz unbedingt haben. Sehr schön spannend und geheimnisvoll das Ganze.

Petra (12.01.2011)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Return to Home - Der Feind meines Feindes  
Return to Home - Wer suchet, der findet (Part II)  
Die Templer - Epilog (Ende)  
Die Templer - Kapitel 13  
Die Templer - Kapitel 12  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De