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80 Days, Kapitel 8. Geist und Grog

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
Kapitel 8
Geist und Grog

Tag 8,

Als Aizawas Wecker klingelte, war es viertel nach sechs und er schlug schnell und reflexartig auf den Knopf zum Ausschalten. Achtsam drehte er sich um, sah seine noch schlafende Frau an und lächelte versonnen. Wie hübsch sie da lag, das Gesicht vom Kissen zerknittert und mit nahe zu malerischen Linien durchzogen...er konnte sogar ein Knopfabdruck erkennen, die Lippen zu einem Schmollmund verzogen und die Haare wirr auf dem Kissen liegend.
Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Wange.
Als er sich in der Küche einen Kaffee auf brühte und sich verschlafen die Augen rieb, huschte ein Grinsen über sein Gesicht.
So, er würde also wieder zusammen mit Mogi ermitteln. Sie würden wieder Seite an Seite stehen. Wieder Seite an Seite das Böse bekämpfen, ganz so, wie in alten Tagen.
Er musste leise lachen. Mogi war offensichtlich noch sehr verbittert über alles, was geschehen war, aber wahrlich, es waren auch lustige Tage, an denen sie viel gelacht hatten.
Aizawa schüttelte den Kopf. Meist war es Matsu, der alle entweder in die Verzweiflung trieb, oder zum Lachen brachte.

Aizawa nahm sich die Notizen, die er sich gestern gemacht hatte und ging das hin Geschmierte noch mal durch.
Kobayashi,Souta...28 Jahre, unverheiratet, keine Kinder....zumindest nicht, dass es jemand wüsste, Sicherheitstechniker.
Dieser Mann hatte offenbar die Sicherheitsanlagen im Komplex installiert. Er konnte Mogis Misstrauen gut verstehen. Wenn es hier um vermeintliche Industriespionage ginge, wäre es schon mehr als eigenartig, dass der Mann gerade jetzt auftauchte, wo dieser Thomas Tadeus Klivebacker observiert wurde.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden unter einer Decke stecken könnten, lagen bei gut 10 %.
Aizawa rollte mit den Augen. Hatte er sich diese Prozent Geschichte immer noch nicht abgewöhnt....
Er las weiter.
Soutas Schwager, Mika Yamamoto, war der Bauleiter des Gebäudes. Man konnte hier sowieso schon von Vetternwirtschaft sprechen.
"Also der Bauleiter und der Sicherheitstechniker, hm. Mogi, Mogi....wie gut, dass hier alles so schön zusammen kommt."
Er kippte den letzten Rest seines Kaffees herunter und stellte die Tasse in die Spülmaschine.
Jetzt wartete eine Dusche auf ihn, und dann die Arbeit.

***

T. Klivebacker hatte viele interessante Eigenschaften, dessen er sein Eigen nennen konnte.
Doch eine Eigenschaft konnte man wahrlich nicht dazu zählen und das war Geduld. Zwar beliebte er sich immer wieder als besonders geduldig zu bezeichnen, aber im Grunde stimmte das nicht wirklich.
In schwierigen oder langwierigen Situationen redetet er sich gerne selbst gut zu, doch geduldiger zu sein, aber auch das schlug oft fehl. Hier war nun wieder so eine Situation, die ihm den letzten Nerv rauben wollte.
Wollte diese blöde Kuh nicht endlich mal arbeiten gehen? Wie konnte man nur so unpünktlich und unzuverlässig sein? Wäre er an der Stelle ihres Arbeitgebers, sie wäre längs arbeitslos. Er wartete nun schon seid einer geschlagenen halben Stunde hinter den Aufzügen darauf, dass sie endlich aus ihrer Wohnungstür kam, zu den Aufzügen ging um ihrem Tagewerk nach zu gehen, aber offensichtlich musste sie sich noch schminken oder sonst was für Frauen Dinge erledigen. Er steckte sich eine weitere Zigarette an und blies den Rauch aus dem auf Kipp gestellten Fenster. Dies war nun schon die dritte, die er sich anmachte. Er würde noch Krebs nur vom Warten bekommen. Das wäre dann kein Lungenkrebs, sondern "Lungernkrebs". Er kicherte nervös in die vorgehaltene Hand. Laut seinen Plänen musste die Wohnung irgendwie mit den Hohlräumen hinter den Wänden in Verbindung stehen. Das war sein Eldorado! Seine Verbindung, von der aus er das ganze Gebäude kontrollieren konnte.
Er zog noch ein letztes Mal an der Zigarette und schmiss die Kippe in einen Blumentopf. Als er das vertraute Drehen eines Schlüssels im Schloß hörte, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
Dann kam das eigentümliche und ewig gleich tönende Geräusch von Stöckelschuhen, schließlich der eindringliche Piepsen, als der Knopf des Aufzuges gedrückt wurde und nur wenige Sekunden später der beinahe melodische Klang, als sich die Fahrstuhltüren öffneten.
Klivebacker lauschte, wie sich die Stöckelschuhe in die Kabine begaben und hielt die Luft an, um sie dann förmlich aus seinen Lungen zu pressen. Es konnte also losgehen.


***

Heute Morgen war ein toller Morgen. Der Beste überhaupt. Er hatte es nicht nur geschafft, dass sie ihm heute Morgen eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte...nun ja, eigentlich war sie ja selbst irgendwie drauf gekommen...und dann hatte er ihn noch verständlich machen können, dass er viel, also wirklich viel Zucker brauchte. Es nahm wirklich viel Zeit in Anspruch, aber er wollte sie nicht gehen lassen, bevor er nicht bekam, was er wollte.
So musste sie also so lange rum raten und rum rätseln, bis sie schließlich den Kaffee mit acht Löffel Zucker gesüßt hatte.
Milch hatte sie keine, aber er musste diesen Morgen noch mal darüber hinweg sehen, weil sie sonst NOCH später weg gekommen wäre. Es gab nicht viele Vorteile, so ohne physischen Körper, aber doch zumindest den, dass man selbst alle Zeit der Welt hatte.
Er saß auf einen der Küchenstühle...er wäre lieber ins Wohnzimmer gegangen, aber Mattie hatte die Tasse in der Küche stehen lassen und er sah sich außerstande, sie zu transportieren.
Dennoch fühlte er sich wohl. Er fühlte sich soweit geborgen und war bereit, sich mit der Situation zu arrangieren. Er blickte sich um. Nun, er hätte alles sicherlich anders eingerichtet, aber es war zumindest schon mal ein Anfang, dass Mattie nicht überall irgendwelche Frauen Dinge aufstellte. So was wie...naja....diese gestrickten Überzieher für Toilettenrollen. Niemand kannte dieses kleine Geheimnis, aber Watari stellte solche Dinge auch auf. Nicht nur so was. Er hatte auch einen kleinen Fimmel für diese seltsamen und irgendwie beängstigenden Hummelfiguren. Es schüttelte ihn allein bei dem Gedanken an diese Dinger. Mattie war da eher anders. Sie liebte es schlicht und grade. Gerade Linien, schlichte und helle Möbel...kaum Deko, und wenn, dann war sie nahezu minimalistisch.
Er streckte sich und.....blieb mitten in der Bewegung stecken. Wieso war sie schon wieder da? Jemand war an der Tür. Aber derjenige schien irgendwelche Probleme zu haben, den Schlüssel zu drehen. Er stand auf und lugte um die Ecke.


***

T.Klivebacker fluchte leise weil er zu lange brauchte, um die Tür zu öffnen. Als er es schließlich geschafft hatte, bekam er auch noch den blöden Dietrich nicht aus dem Schloss. Leise vor sich hin brabbelnd zog er kräftig daran bis er schließlich nachgab.
Musste denn alles hier mit Unmengen an Arbeit und Anstrengung verbunden sein?
Er blickte noch einmal in den Flur, schloss die Tür wieder und horchte in die Stille der Wohnung. Nun, Martina Holmes war nicht da. Er konnte davon ausgehen, dass sie vor fünf auf keinen Fall zurück sein würde.
Zeit, ans Werk zu gehen.

***

Ryuzaki klappte der Kiefer runter. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Da brach dieser Typ hier seelenruhig ein.
Ryuzaki trat vorsichtig einen Schritt in die Küche zurück. Er hielt den Atem an, versuchte kein Geräusch zu machen. Er wusste genau, was man in einem solchen Fall zu tun hatte. Erst mal verstecken und versuchen, keinen Laut von sich zu geben. Watari hatte ihn in weiser Voraussicht auf alle Möglichen Situationen vorbereitet. Auf Entführungen, auf Einbrüche und ähnliche Dinge.
Das oberste Gebot lautete: Ruhe bewahren und erst mal in Deckung bleiben, solange man noch nicht entdeckt wurde. Wurde man dann entdeckt, hieß das zweite oberste Gebot. Nicht reden sondern kooperieren...zumindest zunächst einmal und dem Angreifer oder Entführer nicht aufregen.
Hecktisch und mit großen, vor Schreck geweiteten Augen sah er sich in der Küche um und ...er könnte in einen der Schränke kriechen...wenn er nur leise genug die wenigen Töpfe, die Mattie besaß, ausräumen würde. Vielleicht auch einfach unter dem Tisch. Die Tischdecke sollte genug Deckung sein für den Anfang. Er ging lautlos in die Knie und...... schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Übertrieben rollte er mit den Augen. Es war ihm sich selbst gegenüber peinlich, aber...... Gott...offensichtlich hatte das Geist sein seinen Verstand vernebelt. Er war doch für den Anderen nicht mal sichtbar! Es war nicht mal nötig, sich zu verstecken. Ganz im Gegenteil!
Auf Ryuzakis fein geschnittenem Gesicht kräuselte sich ein Grinsen, welches zuckersüßer nicht hätte sein können.
°It`s haunting time.°

***

T. Klivebacker packte seinen Dietrich wieder ein und sah sich in der Wohnung um. Ein unangenehmes Gefühl war das schon. Er war zwar schon mal wo eingebrochen...aber nicht in Privatwohnungen, sondern immer nur in Firmengebäude. Das hier war ein ganz anderes Kaliber. Hier begann er mehr als nur einen Einbruch...das war quasi die Mutter aller Einbrüche.
Etwas verlegen und nervös schaute er ins Wohnzimmer. Schick eingerichtet. Anders als bei ihm. Ein großer Fernseher, ein gemütliches Sofa...oh...und da standen sogar Schokokugeln auf den Tisch.
Er schlenderte am Wohnzimmer vorbei ins Schlafzimmer warf einen scheuen Blick auf das ungemachte Bett. Offensichtlich war die junge Frau wirklich viel zu spät aus den Federn gekommen. Nicht mal das Bett hatte sie machen können. Und selbst Kaffee stand noch in der Küche auf den Tisch.
Er drehte sich einmal in der Küche um seine eigene Achse.
Der Geruch des Kaffees hing noch in der Luft, ein wenig ungemachter Abwasch stand in der Spüle und sie hatte ein Fertiggericht zum Auftauen auf ein Gitter gestellt.
"Hähnchenbrust", las er laut und merkte seinen eigenen Magen. Er war nicht hungrig, aber sein Körper reagierte anscheinend ganz automatisch auf Hähnchenbrust.
Vor seinem geistigem Auge sah er Mattie die Pappschale am Abend in die Mikrowelle legen. Karrierefrau eben. Keine Zeit zum Kochen, oder zum Abwaschen oder zum....naja. Zum Leben.
Als T. Klivebacker seinen Plan aus der Innentasche seiner Jacke hervor kramte und ihn auseinander faltete, merkte er noch nicht, dass er nicht so ganz alleine war. Aber das sollte sich noch ändern.

***

Mogi dachte darüber nach, sich zu rasieren...tat es aber nicht. Er rieb sich mit der flachen Hand über die Stoppeln und beließ es dabei. Niemand, dem es etwas anginge würde ihn heute so zu Gesicht bekommen. Die Müdigkeit vom Vortag steckte ihn noch in den Knochen. Er fühlte sich schwer wie Blei und ebenso unbeweglich. Selbst das bisschen Alkohol, dass er mit Aizawa zu sich genommen hatte, wütete immer noch rachsüchtig in ihm. Sein Magen zwickte. Er vertrug keinen Alkohol, dass sollte er sich immer wieder klar machen, wenn mal wieder versucht war, es zu probieren.
Müde schleppte er sich aus dem Bad und öffnete den Laptop, der schon seid geraumer Zeit einen quälenden Signalton von sich gab. Das junge Gesicht, dass ihm entgegen blickte, schien sehr gut geschlafen zu haben. Das spitzbübische Grinsen des Jungen war manchmal wie auf dem feinem Gesicht fest gewachsen.
"Guten Morgen, Mr. Mogi. Wie ich sehe, habe ich sie aus dem Bett geholt."
Mogi ließ sich zu einem Schmunzeln herab.
"Wie ich sehe, haben sie ja wohl wunderbar geschlafen."
Der lausbubige, kluge Kopf kicherte.
"Nicht eine Minute, Mr. Mogi. Nicht eine Minute. Aber bitte grämen sie sich nicht. Ich werde auch nicht jünger."
Mogi machte große Augen. Hatte der Junge ihm gerade zugestanden, schon älter zu sein und wohl deswegen mehr Schlaf zu brauchen.
"Als ich in ihrem Alter war, haben mich meine Eltern noch rechtzeitig ins Bett gesteckt.", gab er gekränkt zurück. Die Aussage seines "Arbeitgebers" hatte ihn irgendwie getroffen.
"Nun, ich muss zugeben, dass versucht Roger immer noch.", versuchte der junge Nachfolger des großen L`s die Lage zu entspannen. Mogi gab sich damit zufrieden.
„Wir haben die Informationen bekommen, wo der Alarm losgegangen ist.“, führte der hell haarige Schopf weiter aus. „Können sie es sich denken?“
Mogi legte die Stirn in Falten. Sein tatsächlich schon gereiftes Gesicht wirkte dadurch noch etwas älter.
„Ich persönlich dachte an den furchtbaren Detektor unten. Mit dem hat mich L schon früher mal gelinkt. Ich stand schon in Unterwäsche davor.“
Lebhaft hatte Mogi die peinliche und ärgerliche Missetat des jungen Detektiven vor Augen. L hatte nie erfahren können, dass Mogi über dessen kindliches Verhalten von Light aufgeklärt wurde.
„Oh wirklich? Das hätte ich gerne gesehen.“ Near lachte bubenhaft. „Aber daher kam der Alarm nicht. Er kam aus.....“ Near sah gespannt auf den Monitor als würde er einen imaginären Trommelwirbel hören. „....L`s damaligen privaten Wohnbereich!“
Mogi schwieg. Erst ein paar Sekunden, dann sogar länger und Near war versucht auf den Bildschirm zu klopfen. Frei nach dem Motto :“ Noch jemand da?“
„Aus seinem privatem Wohnbereich?“
Das Mogi die Worte lediglich wiederholte, schien dem Anderen aus zu reichen um mit seinen Ausführungen weiter zu machen.
„Ja, allerdings. Nun lebt da eine junge Amerikanerin. Ihr Name ist Martina Holmes. Sie arbeitet für den Konzern als Entwicklerin. Ist doch seltsam, oder?“
Ohne zu ahnen, dass Aizawa am Morgen schon die selben Worte gesprochen hatte, sagte er: „Oh, wie schön, dass da alles so schön zusammen kommt.“
Near sah ihn an und schien noch auf etwas zu warten.
„Near, wissen sie, wer auf den Alarm hin erschienen ist, um ihn ab zu stellen?“
Nears Augen wurden schier tellergroß vor gespielter Neugier. „Wer denn?“
„Der damalige Sicherheitstechniker, der die Anlagen installiert hatte.“
„BINGO!“, rief der Junge aus. „Es scheint mir so, als hätte ich mich nicht in ihnen und ihren Instinkten getäuscht. L war mehr als überzeugt von ihnen, das müssen sie wissen.“
Mogi spürte wieder den stechenden Schmerz von Schuld. Er bohrte sich zur Abwechslung mal nicht in seiner Kehle oder seinem Herzen, sondern eroberte ein neues Gebiet. Seinen Magen, der heute sowieso schon rebellierte.
Er krampfte sich reflexartig zusammen und Mogi kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit.
„Geht es ihnen nicht gut, Mr. Mogi?“
Es war eine ehrlich gemeinte und sorgenvoll gestellte Frage.
„Es geht mit blendend. Noch ein bisschen besser, und ich kotze.“, erklärte er, als er den Laptop wieder schloss und beschloss, doch noch einen Tee zu trinken.
Nun war es nicht nur so, dass ihn dieser Fall zu dem Gebäude allein brachte. Nein, er führte ihn auch noch genau ins klaffende, schwarze Loch seines Gewissens.
Er plötzlich wünschte wirklich, er wäre schon alt genug, in Rente zu gehen.

**

T. Klivebacker war kein Mann von Welt. Er kam aus einfachsten Verhältnissen. Er hatte keine bewegte Vergangenheit. Nie hat ihn seine Mutter geschlagen oder sein Vater missbraucht. Keiner der beiden trank je übermäßig viel Alkohol und er hatte auch keine Geschwister, die ihn drangsalierten. Seine Jugend war unspektakulär und vielleicht war es gerade das, was ihm den Antrieb gab, etwas aus sich zu machen.
Er hatte es mit ehrlicher Arbeit versucht, einen guten Schulabschluss gemacht, eine gute Ausbildung und war seinen Weg weiter die Karriereleiter hoch gestolpert, bis er an einem Punkt kam, der ihm eines klar machte.
Ganz egal, wie sehr man sich auch anstrengte. Wie sehr man sich auch bemühte und wie tief man auch in die Ärsche der oberen Führungskräfte kroch. Eines fehlte ihm immer. Irgendein letzter Schritt. Irgendeine letzte Hürde nahm er letztendlich nie.
Und diese Hürde war etwas, dass so tief in seinen Innern hauste, dass er selbst es nicht zu kennen glaubte.
Es war Eitelkeit.
Dieses kleine Tier in seinem Innern, dass sich nicht locken ließ. Das beharrlich an seinem Platz verblieb und schließlich aus ihm machte, was er war und eigentlich nicht wirklich sein wollte.
Jemand, der sich nahm, was er wollte.
Und da er das Tier weder aushungern, noch vertreiben konnte, da er es weder erlegen, noch vergiften konnte, ergab er sich der Kreatur und sie wuchs zu einem Ungetüm.
Es verdrängte alle anderen kleinen Wesen, die ihn ihm wohnten. Wesen wie Gewissen, Verantwortung und sogar das kleinste von allen. Mitgefühl.
Es vertrieb also alle anderen und lud im Gegenzug dazu andere ein. Seine neuen Bewohner waren Neid, Gier und Angst.
Ja Angst.
Nicht diese Art von Angst, die man hatte, wenn man in anderer Leute Wohnung einbrach. Sondern die Angst, die man hatte, wenn einen jemand ansah und es einfach wusste. Einfach über all diese Tiere Bescheid wusste. Sie einfach hinter seiner Maske sahen. Wie sie dort rum lungerten und sich rum trieben. Wie sie hin und wieder hinter den Augen her huschten, einen Blick nach draußen riskierten um sich dann, leise knurrend, wieder zurück zu ziehen.
Das war die Angst, die er hatte.
Die Angst, dass andere einfach sahen, dass er, Thomas Tadeus Klivebacker, einfach und schlicht ein schlechter Mensch war..oder wurde. Wie man es auch drehte und wandte, es kam immer das Selbe unterm Strich dabei heraus.

Und nun stand er hier. Wieder schwitzend. Er streckte seine Arme einen Augenblick vom Körper und spürte die Kühle, die sich dabei unter seinen Achseln bildetet.
Ryuzaki fand das widerlich.

**
Dieser Mann hatte wirklich alles, was ein schlechter Einbrecher mitbringen musste. Er war schlecht ausgestattet, er roch schlecht und er sah sogar noch schlecht aus. Natürlich was letzteres rein subjektiv.
Ryuzaki beobachtete, wie der Mann von einem Zimmer in ein Anderes ging und dabei einen Lageplan..oder besser einen Teil des Lageplanes mit sich führte. Immer wieder sah er kurz drauf, nickte dann zustimmend niemanden zu und ging in das nächste Zimmer.
Im Schlafzimmer blieb er schließlich stehen und drehte sich ein paar Mal komisch im Kreis, bis er wohl die Stelle an der Wand gefunden hatte, die er auf dem Plan als Schwachstelle vermutete.

°Fein. Hast du also den Einbauschrank gefunden, ja?°

„Ein Einbauschrank. Sehr einfallslos.“, murmelte Klivebacker und öffnete einer der Türen. Natürlich befanden sich dort Regale und auf diesen Kleidungsstücke.
Nicht sehr ordentlich gefaltet und auch wahrlich nicht sehr ordentlich sortiert.
Nun ja, eben alles schnell, schnell in den Schrank geschmissen.
So denn, dann würde er es eben schnell, schnell wieder rausschmeißen.
Er visierte einen Haufen wild durcheinander gewürfelter Hosen an und wollte sie gerade greifen als..

**

...Ryuzaki mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, die Schranktür zuschlug. Er wusste nicht mal, wie er es tat. Er wusste nicht, was ihm die Kraft dazu gab, aber es funktionierte. Er hätte quietschen können vor Glück. Er hatte immer noch nicht ganz begriffen, was den Unterschied ausmachte zwischen :“ Etwas physisch anfassen können und etwas nicht anfassen können.“ aber diesmal klappte es, als würde er leib und vor allem lebhaftig davor stehen. Die Tür knallte gegen den Rahmen und schlug gar zurück, so, dass Klivebacker vor Schreck einen weibischen Schrei ausstieß und nach hinten sprang.
Ryuzaki nahm amüsiert wahr, wie Klivebacker mit den Armen ruderte und sich schließlich nur mit Mühe halten konnte.
Der Mann schlug die Hand vor dem Mund. Ja, definitiv, er hatte sich erschrocken. Nicht nur ein wenig, sondern richtig.
Nun erst wurde ihm klar, wie laut es gewesen sein musste und er blickte sich hektisch um. Niemand kam ins Zimmer gerannt und schrie:“ Hände hoch!“ oder „Wer sind Sie?“ oder etwas in der Art.
Wahrscheinlich gab es einen automatischen Schließmechanismus für die Tür. Etwas in der Art, dass man auch an diversen Eingangstüren finden kann. Er tippte die Schranktür mit einem Finger an, ließ sie dann wieder aufschwingen und blickte oben an die Scharniere. Nichts, kein Mechanismus. Keines dieser Gestelle die eine Tür automatisch schlossen.
Klivebacker schnappte sich den Haufen Hosen, den er schon vorher anvisiert hatte und legte ihn auf das Bett. Er drehte sich wieder zum Schrank und...

**
...Ryuzaki holte aus und traf den Mann genau zwischen die Augen. Er war noch nie besonders kräftig gewesen, aber völlig unvermittelt von jemand einen Fausthieb zu bekommen sollte unter diesen Umständen und auch mit wenig Kraft seine Wirkung tun.
Klivebacker schrie erschrocken auf und taumelte zurück. Er presste beide Hände an die Stirn, stolperte rücklinks, stieß dabei ans Bett und Ryuzaki verpasste ihm noch einen letzten, fast schon zärtlichen Schubser gegen die Brust.
Klivebacker fiel wie in Zeitlupe. Es erinnerte Ryuzaki an eine Werbung, in der eine Frau sich in ein riesiges Bett fallen ließ und die Bettdecke, weich und aufgeschlagen, sich um sie warf wie die Wellen eines großen Wasser.
Klivebacker versank nun auch in Matties Bettzeug...nur im Gegensatz zu der Frau in der Werbung konnte man nicht sagen, dass er es besonders genießen würde. In Panik wühlte er mit den Armen und bog den Rücken durch. Er wollte raus! Raus aus diesem Zimmer, aus dieser Wohnung und erst recht aus diesem Bett!
Als er sich auf den Bauch rollte, verfingen sich zu allem Überfluss auch noch seine Beine in der Decke.
Klivebacker jaulte wieder in haltloser Panik auf, schaffte es aber, sich vom Bett zu robben.
Gehetzt und eigenartige Töne mit seinem Atem ausstoßend, wirbelte er herum und schlug unkoordiniert in die Luft.
Ryuzakis Blick blieb ruhig auf den Mann geheftet, als er sich vorbeugte. Er konnte den Schweiß des Mannes riechen. So stinkt Angst. Das wusste er selber. Er hatte es in den letzten Tagen der Kiraermittlungen an sich selbst gerochen.

Ryuzaki legte seine Lippen an Klivebackers Ohr.

°BUH!°






**

Das war zu viel für den Mann, dessen Kindheit so unspektakulär war. Thomas Tadeus Klivebacker sprang gut einen halben Meter im Stand auf und jaulte. Er jaulte wie ein Hund, der getreten wurde. Ryuzaki nahm den einzigen Stuhl im Schlafzimmer ins Visier und kippte ihn dramatisch polternd nach von. Er schlug auf den Boden auf und rollte auf die Seite.
T.Klivebacker sah noch, wie der Stuhl gut einen halben Meter aufsprang und gegen die Einbauschrankwand donnerte.
Er sah nicht, wie Ryuzakis Mund zu einem schmerzverzerrtem O wurde. Man sollte wissen wonach man trat, wenn man keine Schuhe trug.
T. Klivebacker wirbelte herum, knickte mit dem Fuß um, stürzte, kam auf alle Viere und krabbelte zur Tür. Er stieß einige winselnde Laute aus und Ryuzaki musste angewidert mir ansehen, wie sich die so chice Hose des Mannes im Schritt dunkel färbte.
Es war erbärmlich.
T. Klivebacker kroch wie ein Tier auf allen Vieren mit voll gepisster Hose aus dem Schlafzimmer und Ryuzaki folgte ihm.

°So einfach nicht.° , erklärte er emotionslos und versetzte dem Mann einen Tritt in den Hintern. Klivebacker schrie auf und wimmerte. Er kenterte, kam zu Fall und schrappte mit seinem Kinn über den grob gewebten Teppich.

°Ich habe so etwas nie getan, aber niemals hat es jemand gewagt, in MEIN HAUS ein zu brechen.°

Klivebacker hörte :“MEIN HAUS!“ Seine Augen rollten und drohten aus ihren Höhlen zu platzen
Er drehte sich auf den Rücken und hielt sich sein Kinn.
Der Mann schluchzte. Seine nasse Hose klebte an seinen Beinen. Seine Angst klebte an seinen Nerven und etwas Blut....ja, das klebte an seiner Hand.
Er kroch rückwärts auf seinen Hosenboden bis in den Flur und hievte sich an der Garderobe hoch.
Ryuzaki sah ihm nach und als die Tür ins Schloss fiel, lächelte das ungewöhnliche Gesicht, dass die einen hässlich, die anderen hübsch und wieder andere undefinierbar empfinden würden.
Die dunklen und unnahbaren Augen, die immer in einem Schatten zu liegen schienen, waren auf die Tür gerichtet.
Er kaute auf seiner Unterlippe. So weit, so gut.
Das Problem war nur, dass er trotz allem nicht damit rechnete, dass der Mann so schnell aufgeben würde.
Er musste mit Mattie reden. Und zwar vernünftig.

**

Keine fünf Minuten nach dem Vorfall saß Thomas Tadeus Klivebacker auf SEINEM Bett und weinte. Er weinte haltlos. Das erste Mal seines Erwachsenenlebens weinte er.
Er weinte wegen seiner durchnässten Hose, wegen seiner Niederlage und seiner Angst. Theatralisch schniefte er in sein Taschentuch und beruhigte sich nur langsam wieder. Irgendwann saß er dann nur noch einfach da und starrte ins Leere.
Er durfte nicht versagen. Er durfte nicht. Er hatte zu viel Riskiert.
Still stand er auf und kroch angewidert aus seiner Hose. Er ließ sie zu Boden gleiten und stapfte, mit nacktem Unterkörper ins Wohnzimmer. Er brauchte noch Zeit. Zeit, Zeit, Zeit.
Mit ausgekühltem Schwanz nahm er sein Handy und wählte die einzige Nummer, die er sich merken konnte, ohne sie ab zu speichern.
Mit geschlossenen Augen wartete er bis jemand abnahm.
Die dunkle und immer ruhige Stimme brauchte sich nicht mit Namen zu nennen.
„Mr. Klivebacker. Ich hoffe auf positive Nachrichten.“, sagte sie nur
Klivebacker schwieg kurz, dann. „Leider konnte ich noch nicht viel ausrichten. Die Sicherheitsanlagen sind gewaltig und.....“
„Mr. Klivebacker. Sie enttäuschen mich. Sie enttäuschen mich maßlos. Ich hatte mir mehr von ihnen erhofft.“
„Bitte...ich brauche noch ein bisschen mehr Zeit und....“
„Mr. Klivebacker,“, unterbrach ihn die Stimme. „ Ich muss doch sehr bitten. Habe ich ihnen denn nicht genug Zeit eingeräumt? Habe ich ihnen denn nicht alles zur Verfügung gestellt, was sie brauchten? Ich war mehr als großherzig in diesem Punkt.“
Großherzig, dass er nicht lachte.
„Mr. Vico. Ich habe einen Zugang gefunden, der einmalig ist und sich noch auf die alten Pläne des Gebäudes bezieht. Ich könnte...wenn ich nur ein bisschen Zeit hätte...“
„Mr. Klivebacker, ich habe das Gefühlt, sie könnten mit der Situation überfordert sein. Ich bin aber kein Unmensch. Erzählen sie mir davon.“
Kein Unmensch? Klivebacker dachte an seine letzte Begegnung mit dem Mann und dem Gips, denn er danach trug.
Aber er erzählte ihm..natürlich. Was sonst.


**

Viktor Vico legte auf und schürzte die Lippen. Er dachte nach und beobachtete dabei, wie der Mann, der in seinem Büro stand, die Stirn in Falten legte.
„Ich glaube fast Mr. Klivebacker ist auf mehr gestoßen, als ich es erhofft hatte. Vielleicht auf zu viel.“
Der Mann, der lässig an der Wand gelehnt seinen Boss ansah, lächelte.
„Der gute Klivebacker. Wer hätte das gedacht. Er ist nun wirklich nicht besonders clever, aber scheint Glück zu haben.“
Vico lachte.
„Mr. Van de Voght. Würden sie Mr. Klivebacker vielleicht einen freundschaftlichen Besuch abstatten? Ich glaube, er könnte Hilfe brauchen.“
Rheiner Van de Voght mochte es, jemanden Besuche ab zu statten. Er verdiente sein Geld damit.
„Nach Japan? Wirklich? Ist das Ihr Ernst?“
Viktor Vico meinte es ernst.
„Oh ja, und bitte, Mr. Van de Voght. Seien sie doch so freundlich. Ich befürchte, dass Mr. Klivebacker mehr in Erfahrung bringen könnte, als gut für uns wäre. Das könnte zu einem Problem für uns werden und ich hasse es morgens auf zu stehen und mich mit Problemen konfrontiert zu sehen.“
Rheiner Van de Voght verstand das gut. Aber er würde sich um das Problem kümmern.
Und Japan! Junge! Das war mal ne Reise!

**

Mogi stellte den Wagen ab und schlenderte zum Gebäude. Aizawa würde sich um Souta kümmern und Mogi wollte Martina Holmes mal genauer unter die Lupe nehmen.
Alles, was er über die junge Amerikanerin wusste, war das, was Near ihm mitteilen konnte. Da sie noch nirgends aufgefallen war, gab es auch nicht viel über sie zu erzählen und das bisschen, dass sie in ihrem Facebook Account stehen hatte, machte sie zwar sympathisch, aber nicht durchsichtiger in diesem Fall.
Mogi suchte die Briefkastenwand nach dem passenden Namensschild ab und fand es. Tatsächlich. Achter Stock. Der geheimnisvolle Achte. Dort war er nie gewesen. Keiner von ihnen. Selbst als Ryuzaki sich an Light kettete, nahm er für diese Zeit ein anderes Appartement in Beschlag, um den jüngeren nichts über sich zu verraten.
Mogi machte sich auf den Weg nach oben, ging aber an den Fahrstühlen vorbei. Er wollte gerne die Treppe nehmen.

**

Unglaublich, wie viel sich hier verändert hatte. Hier und da kam er an Ort vorbei, die er noch mehr als gut in Erinnerung hatte.
Die Wand, die voller Monitore stand, wo sie immer gesessen hatten, wo er mit Ryuzaki so manche Nächte verbracht hatte...war nun nicht mehr wieder zu erkennen.
Es war eine Garderobenwand. Gut und gerne vierzig Haken und dazu passende Ablagen. Kleine Regale und separate Postkasten.
Hier, wo jetzt ein überdimensionaler Wasserspender stand, haben er und die anderen oft gesessen und Akten durch geschmöckert.
Hier hatte er Matsu dabei erwischt, wie der junge Polizist ein Comic in einer der Akten versteckte und las. Lachend hatten sie sich darüber lustig gemacht und Matsu war rot angelaufen.
Ryuzaki hatte sein Verständnis dafür geäußert und ihm das Comic trotzdem abgenommen. Er las es dann selber und erzählte Matsu was drin passierte.
Mogi schmunzelte.
Und hier, nur ein paar Meter weiter auf dem Balkon, hatten er und Aizawa heimlich geraucht, nachdem sie von Watari mal im Flur dabei erwischt wurden und sich eine Rede über das Rauchen und dessen Folgen anhören mussten.
Selbst jetzt hatte Mogi noch ein schlechtes Gewissen.
„Bitte schützen sie nicht nur ihr Leben, sondern auch das Leben aller anderen Teammitglieder und seien sie vor allem Vorbild für die jüngeren Menschen hier.“
„Ja, watari-san. Bitte entschuldigen sie.“
Er lachte leise.
Nun kam er an den ersten Appartements vorbei. In diesem hier lebte Misa. Wie unglaublich verliebt sie war. Und wie tragisch alles endete.
Misa....wie jäh eine Liebe enden konnte, musste sie schon so jung erfahren.
Als Mogi im achten ankam, hatte er Tränen in den Augen.

**
Mattie war wirklich geschockt, als sie über Mittag hoch kam. Das Schlafzimmer! Sie stand brabbelnd vor ihrem Bett. Alles war zerwühlt, der Stuhl um geschmissen, die Sachen aus ihrem Schrank gekramt, alles lag auf dem Boden verteilt.
„Was ist hier passiert! Verdammt noch mal!“
°Das war ein Einbrecher. Mattie, hören sie mir bitte zu. Ich muss mit ihnen über etwas reden.°
Sie hörte ihn nicht.
Sollte sie die Polizei rufen?
Vielleicht war es ja die Polizei!
„Mein Gott, was soll ich denn jetzt machen?“
Wahllos packte sie ein paar ihrer Sachen und legte sie wieder in den Schrank.
„Warst du das?“, fragte sie in den Raum.
„Hast du das gemacht? Wieso? Ich dachte, du bist einer von den guten so als L?“
°Mattie, bitte räumen sie nicht alles wieder ein. Ich will ihnen etwas zeigen. Bitte hören sie doch zu.°
„Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Das ist zu viel für mich. Ich bin nicht superwoman! Ich weiß mir auch nicht besser zu helfen!“, schrie sie und schleuderte wütend einen Pulli in den Schrank.
„Ich.....“
Es klingelte.
Mattie hob den Kopf und wischte sich über die Augen.
°Warten sie. Bitte gehen sie nicht einfach an die Tür. Ich seh erst nach , wer.…°
Aber sie hörte ihn nicht. Musste er denn wirklich immer erst brüllen damit sie ihn verstand?

**
Mattie schaute durch den Spion und wich mit großen Augen zurück.
„Mein Gott, das ist dieser Mogli...“, flüsterte sie.
°Mogi.° , verbesserte Ryuzaki sie, dann:°MOGI! Das ist ja fantastisch. Bitte öffnen sie die Tür, Mattie.°

Das tat sie natürlich nicht, sondern versuchte so leise wie möglich zum Wohnzimmer zu kommen, wo sie ihr Handy liegen hatte. Mit zittrigen Fingern wählte sie Soutas Nummer.
„Bitte....bitte geh dran...“

Das konnte doch nicht wahr sein. Ryuzaki fluchte leise und …

…Mattie hörte, wie die Tür aufging.
Kopflos kroch sie unter den Tisch und zog die Beine an. Wie hatte der Typ die Tür aufgemacht?

**

Mogi setzte sein freundlichstes Lächeln auf, als die Tür aufging und es erstarb augenblicklich, weil niemand da war, der die Tür hätte öffnen können.
„Hallo?“, fragte er in den sich öffnenden Flur.
„Hallo? Mein Name ist Mogi., Kanzo und ich bin von der Polizei.“
Er trat in die Wohnung und legte eine Hand auf seine Waffe. „Bitte haben sie keine Angst. Ich möchte ihnen nur ein paar Fragen über die Alarmanlage stellen.“
Er blickte im vorbeigehen in die Küche und sah lediglich eine Tasse Kaffee und eine Packung Hähnchenbrust auf dem Tisch.
Mattie hielt den Atem an und betete in Gedanken. Sie hielt das Handy krampfhaft umklammert.
Sie war wie erstarrt und ihr Herz jagte in ihrer Brust als wolle es ein Loch hinein sprengen.
Konnte man an Angst sterben?
Ganz klarer Fall, das geht bestimmt.
Sie hörte, wie der Mann ins Wohnzimmer kam.
Sie presste die Hand vor dem Mund. Ihr ganzes Gesicht waren nur noch Augen, wässrig und glänzend und als ihr Handy in der Hand klingelte, schlossen sie sich.

**

Mogi hörte das Klingeln und zog seine Waffe so schnell, dass Ryuzaki zusammen schrak.
°Mogi! Meine Güte, wo haben sie das denn gelernt?°
Mogi schritt langsam aber festen Trittes um den Tisch und ließ sich in die Hocke fallen.
„Kommen sie......!“, er stockte.
Die junge Frau da war zusammen gesunken.
„Och Schei**.“
°Keine Sorge, Mogi. Das sind ihre Nerven. Sie hat viel mitgemacht sie letzte Zeit.°
Mogi griff unter den Tisch und der große Japaner hievte die Frau hervor.
Er stieß den Tisch locker mit dem Bein beiseite und legte sie auf das Sofa.
„Mam, Mam....kommen sie schon. Brauchen sie einen Krankenwagen. Ist etwas passiert?“
„Hm...nicht erschießen.“ Ihre Augenlider flatterten.
„Mam, ich hatte nicht vor, sie zu erschießen. Ich bin Polizist und wollte ihnen nur ein paar Fragen stellen.“
Mattie machte ein Auge auf. Ihr war schwindelig und ...es war ihr peinlich. Einfach um zu kippen wie in einem schlechten Film.
„Sie haben Souta beobachtet! Sie sind ein korrupter Polizist. Wir wissen alles über sie.“, sprudelte es aus ihr heraus.
Mogi zog die Augenbraun hoch. Ach so. Daher ihre Angst und das Versteckspiel. Er lachte.
„Mam, ich versichere ihnen, ich bin kein korrupter Polizist. Sie haben zu viele amerikanische Krimis gesehen.“
Er half ihr in eine sitzende Haltung.
„Brauchen sie einen Arzt?“
Mattie sah ihn an.
„Ich brauche eine Grog, Officer. Und zwar dringend.“
Mogi verstand das.
„Vielleicht tuts erst mal ein Kaffee. In der Küche steht noch einer...“
„Den bloß nicht. Der klebt mir die Rosette zu.“, erklärte sie.
Mogi sah sie verständnislos an.
Langsam aber sicher wurde Mattie wieder klar im Kopf.
„Sie sind also kein korrupter Polizist und erschießen mich nicht?“
Mogi zwinkerte. „Nicht, solange sie mir nicht weiter etwas von ihrer Rosette erzählen.“
Mattie spürte Röte ins Gesicht steigen.
„Ich dachte nur. Bei mir ist eingebrochen worden und...“

°Richtig. Erzählen sie es ihm bitte.°

„Eingebrochen?“
Mattie nickte.
„Und ich dachte jetzt ist er zurück und ..naja...will mich ...was weiß ich denn..“
Mogi stand auf.
„Was ist gestohlen worden?“
Mattie überlegte. „Soweit ich sagen kann, eigentlich gar nichts. Er hat meinen Schrank durchwühlt und meine Klamotten raus geschmissen. Alles ist durcheinander.“
Mogi half ihr auf die Beine.
„Bitte zeigen sie es mir, Mam.“
„Ich weiß gar nicht, was der Einbrecher gesucht hat. Ich habe da nur Klamotten. Und...“
Plötzlich hielt sie inne und Mogi sah sie ernst an.
Sie erinnerte sich an ihr Gespräch mit Souta und Mika. Darüber, dass es mehrere Zugänge zu den Hohlräumen gab und einer hinter der Schlafzimmerwand liegen musste. Das sie sagte, sie könne die Wand schlecht einreißen.
„...nicht die Wand, den Schrank...“, flüsterte sie.
Plötzlich wurde ihr klar, was der Mann gesucht hatte. Man musste nicht die Wand einreißen. Der Zugang lag im Schrank.
„Wie bitte?“
Mattie sah ihn an. Sie hatte Mogi schon fast wieder vergessen.
„Ich glaube, er hat nichts gestohlen.“, sagte sie leise. „Er hat etwas gesucht.“
Es kam ihr alles wie ein Puzzle vor und nun hatte sie beinahe alle Teile. Alle Teile waren zwar weiß, aber das machte nichts.
Es gab auch ein paar Stellen, die schwarz waren.
Sie bildeten das einzige Muster in diesem Puzzle.
Mogi, der Einbruch, ihr Geist, die Wand. Mika, der sagte, Mogi sei einer der Mitarbeiter gewesen, die ihre Sachen aus dem Haus geholt haben. L,L,L...L wie...Licht. Licht ins Dunkel.
Mogi fragte nichts, er hörte zu und staunte, als Mattie mutig die Frage stellte.
„Haben sie an den Kira Ermittlungen gearbeitet. Haben sie wirklich L gekannt?“
Er starrte sie an.
Diese Frage hatte er nicht erwartet. Niemals. Jede, aber nicht die! Wie zum Teufel kam diese Frau darauf!
Wie konnte sie so völlig unvermittelt so eine Frage stellten?
Der Boden, auf dem er gerade erst begonnen hatte, wieder fest zu stehen nach allem, drohte unter seinen Füßen weg zu brechen wie dünnes Eis.
„Mam....vielleicht sollten wir uns wieder setzten.“, sagte er, weil seine Knie weich wurden.
Und plötzlich wollte er auch einen Grog. Und zwar einen Großen.
…..
 
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Kommentare  

Ja, der Arme muss noch so viel mitmachen :) Es freut mich wirklich, dass es dir gefällt. gerade Fan Fiktions sind ja nicht jedermanns Sache :)

Barbara Saskat (22.06.2011)

Mogi glaubt Mattie, klar dass er da einen Grog braucht. Spannend und amüsant geschrieben.

Else08 (22.06.2011)

Ein ganz hervorragendes Kapitel. Es hat alles, was ein guter Roman bieten sollte. Spannung, Humor, Authentizität, gut ausgebaute Charaktere, kurz: Sehr gelungen.

Dieter Halle (11.06.2011)

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