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5 Seiten

ILLUNIS - Kapitel 11

Romane/Serien · Fantastisches
© Angy
Kapitel 11 – Verschwindet...

Kehrseite - Aurora

Mitten in der Nacht klopfte es an der Tür. Es klopfte und es klopfte, immer wieder. Das Klopfen war so laut, dass auch wirklich jeder im Haus wach wurde. Müde drehte ich das kleine Licht, welches auf meinem Nachtkästchen stand, auf und schritt zur Tür, öffnete sie und betrat den Flur.
„Ich geh' schon“, sagte ich leise, als ich hörte, dass ich auch im Zimmer meine Eltern jemand daran machen wollte, hinunter zu gehen und nachzusehen, wer so spät in der Nacht störte.
Als ich über die Holztreppen gegangen war und vor der Tür stand, lugte ich zuerst durch das kleine Glashoch, welches circa bei Kopfhöhe angebracht war, umzusehen, wer da vor der Tür stand, denn einen Fremden wollte ich nicht einfach so öffnen.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ein Gefühl der Angst beschlich mich, als ich die Person sah.
Ich konnte das Gesicht der Person nicht sehen. Sie trug einen langen, in der Dunkelheit schwarz aussehenden Mantel, der bei Tageslicht wahrscheinlich dunkelgrau war und welcher eher wie eine Kutte aussah. Sie trug eine Kapuze, welche sie ziemliche weit vorgezogen hatte und einen dunklen Schatten in ihr Gesicht warf. Die Person hatte in der linken Hand einen ziemlich langen Gehstock, welcher am Ende mit einem Rabenkopf oder ähnlichem geziert war. Aber natürlich keinen echten, sondern einen, der in das Holz geschnitzt war.
Als die Person abermals mit dem Stock drei mal heftig gegen unsere Tür klopfte, erschrak ich, rannte die Treppen hoch und öffnete die Zimmertür meiner Eltern.
Sie lagen beide wieder in ihren Betten. Ich ging zu der Seite, wo mein Vater schlief, kniete mich hin und rüttelte ihn leicht.
„Ich bin doch noch wach, Aurora“, sagte er flüsternd.
„Vater, die Person, die vor unserer Tür steht ist mir fremd. Ich habe es nicht gewagt, zu öffnen...“, erklärte ich ihm.
Er erhob sich dann sogleich aus seinem Bett und sagte mir, dass er nachschauen ginge.
Ich folgte ihm, blieb aber auf der letzten Stufe stehen.
Auch er spähte zuerst durch das Loch.
„Hm...“, gab er von sich und als Antwort klopfte es wieder.
Am liebsten wäre ich wieder in mein Zimmer gegangen, doch die Neugierde triumphierte über meine Angst und so blieb ich stehen, meinen Blick immer auf die Türe gerichtet.
Mein Vater überlegte noch kurz, ob er tatsächlich die öffnen sollte, oder nicht. Doch da die Person hartnäckig blieb, immer wieder klopfte und jetzt bestimmt schon bemerkt hat, dass auch sicher wer zu Hause ist, legte er seine Hand langsam auf die Türklinke. Er drückte sie hinunter und im nächsten Moment stand die Türe schon offen.
Vor der Türe stand eine alte, sehr alte Frau. Sie war klein, wahrscheinlich, weil sie schon etwas buckelig war. Nun sah ich, dass ihr Mantel schon viele Löcher hatte und man konnte ihre Fingerknochen deutlich sehen, sie sah sehr abgemagert aus. Fast schon, wie ein Skelett.
„Lucian?“, fragte sie, mit einer Stimme, die schon so gebrechlich klang. Es war nur noch ein Krächzen, ein Hauchen.
Sie hob den Kopf, um zu meinem Vater hoch zusehen, dabei viel die Kapuze etwas zurück und ich konnte ich faltiges, zusammengefallenes, mageres Gesicht sehen. Ihre Augen waren von einem sehr blassen blau, es sah so aus, als würde sie allmählich ihr Augenlicht verlieren und sie waren sehr glasig.
Auch, wenn die Frau so zerbrechlich war und mir wahrscheinlich nichts antun könnte, war meine Angst noch immer noch nicht ganz verschwunden, denn sie sah aus, wie eine wandelnde Tote...
„Ja..?“, antwortete mein Vater ruhig, doch ich konnte eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme hören.
„Verschwindet von hier... Lucian... Verschwindet... So schnell... Wie es euch.. möglich ist... Das ganze Dorf... Ihr müsst alle... Verschwinden... Ich sehe Tod... Asche... Unheil... Blut...“, krächzte die Alte.
Nun hatte ich noch mehr Furcht vor ihr. Sie hörte sich an, als wäre sie eine Verrückte.
Doch auf der anderen Seite hatte ich auch immer mehr Mitleid mit ihr. Sie schien so schwach zu sein. Sie hatte sogar schon Mühe, einen ganzen Satz zu sprechen, ohne eine Pause zu machen. Und sie war so dünn, ich wunderte mich, dass man so überhaupt noch lebendig sein konnte... Doch so wie sie aussah, würde sie es nicht mehr lange sein...
„Ich verstehe nicht...“, antwortete mein Vater wieder, mit einem leichten Kopfschütteln.
„Die Geister des Windes haben es mir geflüstert...“, sagte sie leise.
Mein Vater schüttelte nun etwas heftiger den Kopf.
„Ich muss sie bitten, nun zu gehen. Es ist mitten in der Nacht und wir möchten noch zu etwas Schlaf kommen, bevor die Sonne am Horizont steht“, erklärte mein Vater.
Er wollte schon die Türe schließen, doch da legte die Frau ihren knochigen, zerbrechlichen Finger auf die Schultern meines Vaters und bohrte ihren Blick in die Augen von Lucian.
„Verschwinde....!“, sie hatte wohl alle ihre Kraft zusammengenommen, um ihre Stimme etwas lauter und fordernder klingen zu lassen.
Mein Vater befreite sich aus ihrem Griff, was ihm ein leichtes war und ging einen kleinen Schritt zurück, damit er die Türe gleich schließen konnte.
Doch davor sagte er noch: „Es tut mir leid, aber bitte verschwinden sie jetzt.“
Danach ließ er die Alte einfach vor verschlossener Tür stehen und ging die Treppen hoch.
„Alte Hexe...“, zischte er leise und kopfschüttelnd.
Man könnte hören, dass sie nun die Treppen der Veranda hinunter ging und von Dannen zog. Sehr langsam und mit kleinen Schritten...
Ich folgte meinen Vater schnell die Stufen hoch.
„Vater.. Was war das?“, fragte ich ihn.
„Mach dir darüber keine Sorgen und leg dich wieder schlafen. Wir besprechen das morgen, beim Frühstück.“ Und schon war er wieder im Schlafzimmer meiner Eltern.

Am nächsten Morgen wurde ich von dem Geräusch des Regens, welcher an mein Fenster klopfte, geweckt.
Schlaftrunken tapste ich in die Küche, wo bereits alle am Tisch saßen. Abgesehen von meiner Mutter, die stand am Herd und bereitete gerade irgendwas zu.
Ich setzte mich auf meinen üblichen Platz und schenkte mir etwas von dem Tee ein, der bereits auf dem Tisch stand.
Die Stimmung im Raum war alles andere als gut.
Damons Mine war so schwarz, wie noch nie zuvor. Er sah so aus, als wäre jemand gestorben, oder noch schlimmer.
Mein Vater ließ es sich eigentlich nie anmerken, wenn er schlechte Laune, oder ähnliches hatte, aber er war dann immer ruhiger. Und im Moment war er in seinem Sessel etwas zurück gelehnt und in die Zeitung vertieft. Zumindest tat er so, als wäre er in das vertieft, was in der Zeitung stand, aber ich war mir sicher, dass er in Wirklichkeit über das nachdachte, was in dieser Nacht geschehen war.
Sogar sein „Morgen“, als ich den Raum betrat, war sehr leise und klang abwesend.
Meine Mutter war eigentlich wie immer. Sie war, im Gegensatz zu meinen Vater sehr leicht zu durchschauen, da sie ihre Gefühle kaum vor den anderen verbergen konnte. Egal, wie sehr sie sich bemühte. Abgesehen davon war sie ein sehr ehrlicher Mensch und versuchte so oder so nicht oft, etwas zu verheimlichen. Sie schien wohl von dem ganzen noch nicht viel mitbekommen zu haben, oder sie dachte einfach, dass es eine sehr verwirrte, alte, verrückte Frau war.
„So..“, sagte sie schließlich, dann drehte sie sich um, mit zwei Pfannen in der Hand, welche sie dann auf den Tisch stellte. Natürlich auf die davor vorgesehen Unterlagen, denn meine Mutter war sehr penibel und ordentlich. Sie hätte es nur schwer ertragen können, wenn auf ihrem geliebten Holztisch, welcher schon sehr alt war und ein Erbstück war, irgendwelche Abdrücke von Gläser, Töpfen oder ähnlichen waren. Auch, wenn der Tisch schon so alt war, sah man es ihm gar nicht an.
Das lag wahrscheinlich daran, dass meine Mutter diesen Ordentlichkeitstick von ihrer Mutter geerbt hatte.
Aber mein Vater war da eigentlich auch nicht viel anders, er achtete auch stets auf ein gepflegtes Äußeres und auf bestehende Ordnung im Haus.
„Und Damon... In welche Postion wurdest du von Chryses unterteilt?“, fragte mein Vater dann, immer noch in seine Zeitung (oder Gedanken) vertieft.
„Hm...“, brummte Damon, mehr kam als Antwort von ihm nicht.
Jetzt wandte Lucian seinen Blick von der Zeitung kurz ab, sah Damon an, mit einer Augenbraue hochzogen und wartete, auf eine ordentliche Antwort, die aber nicht kam. Also gab er auf und starrte wieder in die Zeitung.
Damon war die Musterung von meinem Vater wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, denn auch er starrte die ganze Zeit auf etwas. Zwar nicht auf die Zeitung, aber auf seine Teetasse. Und erstarrte sie wütend an, als wolle er ihr Angst machen, oder als ob ihn die Teetasse bis aufs tiefste beleidigt hätte. Wenn die Tasse Beine hätte, wäre sie wahrscheinlich aufgesprungen, davon gerannt und hätte sich irgendwo verkrochen, wo Damon sie nicht mehr anstarren konnte.
Meine Mutter saß mittlerweile auch schon bei uns am Tisch und nun sah auch sie etwas beleidigt aus. Das lag wahrscheinlich daran, dass niemand das Essen anrührte, dass sie für uns zubereitet hatte.
„Es riecht sehr gut, Mutter“, sagte ich zu ihr und schenkte ihr ein warmes Lächeln.
Ich betrachtete die beiden Pfannen, die sie ja vorhin auf den Tisch stellte und überlegte, was ich nehmen sollte. In der einen waren Pfannkuchen und in der anderen Spiegeleier.
Ich entschied mich dann schließlich für die Pfannkuchen, gab mir einige auf meinen Teller, übergoss diese mit Schokoladensoße und nahm mir noch ein paar Erdbeeren, die ebenfalls auf dem Tisch in einer kleinen Schüssel standen.
„Also, Lucian, warum bist du so angespannt“, fragte Carmen schließlich.
Mein Vater legte die Zeitung auf den Tisch und blickte meiner Mutter ins Gesicht.
„Es ist nichts besonderes. Ich bin nur immer noch etwas verärgert über diese nächtliche Störung“, erklärte er ihr.
„Ja, wer um alles in der Welt hat da so einen Terror gemacht? Das war ja echt nicht zum Aushalten...“, grummelte Damon.
„Eine ältere Frau...“ antwortete mein Vater.
„Und was wollte sie?“
„Nichts besonderes, sie prophezeite uns mehr oder minder den Tod“, warf ich ein.
Damon schlug sie mit der Handfläche auf den Kopf und zischte.
„Vielleicht war sie ja eine alte Hexe, wer weiß“, bemerkte mein Vater, wieder etwas abwesend.
„Aber wenn es so ist, dann sollten wir ihre Drohung doch lieber ernst nehmen...?“, sagte ich.
Mein Vater schüttelte den Kopf ein klein wenig. „Sie war wahrscheinlich einfach nur etwas verwirrt oder verrückt. Mach dir keine Sorgen.“
Damit war das Thema für mich gestorben. Mein Vater wusste es wahrscheinlich besser als ich...

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Kommentare  

Spannend, denn wenn die alte Frau recht hat, dann erwartete sie nichts gutes. Da wird man ganz neugierig, was noch weiter pasieren wird.

doska (04.09.2011)

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