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2 Seiten

Blumenblut

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Angy
„Komm mit.. Ich will dir etwas zeigen“, sagte er und streckte seine Hand nach mir aus.
Ohne zu zögern nahm ich sie und als ich seine Haut auf der Meinen spürte, konnte ich nicht anders, als zu strahlen. Seine Hand war angenehm warm und unsere Hände fügten sich in einander, wie zwei Puzzleteile. Als ob sie für einander gemacht wären.
Er zog mich von der Lichtung, auf der wir uns befanden, auf ein wunderschönes Blumenfeld.
Es war traumhaft. Die Sonnenstrahlen schmiegten sich sanft an mein Gesicht und mich überkam eine wohlige Wärme, gefolgt von einem zarten Schauer, der langsam über meinen Rücken kroch. Für dieses wohlige Gefühl waren nicht nur die Sonnenstrahlen verantwortlich. Nein, viel eher wurde es durch seine sanften Berührungen an meinen Nacken ausgelöst.
Ich schloss meine Augen. Seine Lippen waren ganz Nahe an meinem Hals und als ich seinen Atem spürte, begann mein Herz wie wild zu pochen. Er drückte seine Lippen sanft an meinen Hals und als er sie wieder löste, sagte er: „Öffne deine Augen.“
Und als ich dies tat, hielt er mir einen wunderschöne, rote Mohnblume unter die Augen.
Vorsichtig nahm ich sie, hatte Angst, sie zu brechen.
Ich entfernte meinen Blick von ihr und sah tief in seine Augen, welche in einem so unglaublichen Dunkelbraun gefärbt waren.
„Es kommt mir fast lächerlich vor, dir diese Blume zu schenken“, seufzte er, „da du diese doch sofort in den Schatten stellst. Du hättest etwas viel Besseres verdient. Doch nirgends auf der Welt habe ich ein Geschenk gefunden, dass der Deinen wert ist. Es gibt nichts, das mit dir vergleichbar wäre.“
Meine Knie wurden weich. Sie begannen zu zittern. Es war mir nicht möglich, etwas zu sagen.
Aber ich war so glücklich. So erfüllt.
Sanft legte ich meine Hand auf seine Wange, streichelte seine zarte, bronzene Haut, zeichnete die Konturen seiner weichen Lippen nach. Seine warmen, braunen Augen betrachteten mich dabei aufmerksam. Ich strich ihm durch sein seidenes, schwarzes Haar. Jede Berührung war wie ein elektrischer Schlag, der meinen Körper durchzog, an jeder meiner Nervenzellen kitzelte und mein Gehirn einen Haufen Hormone ausschütten ließ.
Er verzog seinen Mund zu einem leichten Lächeln und dann konnte ich nicht mehr anders.
Ich drückte meine Lippen sanft an die Seinen, vergrub meine Hände in seinem Haar und presste seinen Körper an meinen. Vorsichtig erwiderte er meinen Kuss und legte eine seiner Hände behutsam auf meinen Rücken.
Plötzlich überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Wieder lief mir ein Schauer über den Rücken, doch dieses mal war es unangenehm. Ich löste den Kuss, wollte ihn ansehen, doch in dieser Sekunde zerfiel er zu Staub. Ich traute meinen Augen nicht. Vor Entsetzen wollte ich schreien. Panisch blickte ich um mich. Es war ganz plötzlich eiskalt geworden, die Sonne war verschwunden. Dunkle, trübe Wolken bedeckten nun den Himmel. Ein starker Winde blies durch die Äste der Bäume. Das Blumenfeld, das gerade noch in allen möglichen Farben erstrahlte, war vollkommen welk geworden. Die Blumen ließen schlaff ihre Köpfe hängen und die einst bunten Köpfe waren braun oder grau.
Tränen stiegen mir in die Augen. Der Wind trug sie hinfort. Was war geschehen?
Als ich mich wieder rühren konnte, lief ich planlos im verdorrtem Feld umher, rief seinen Namen und hoffte auf Antwort. Vergeblich.
Der Wind heulte. Ich ließ mich fallen. Ich lag im verwelkten Gras und blickte in den Himmel. Ich begann zu begreifen..

Das Leben nahm seinen Lauf. Das war alles. Das Leben nimmt und gibt, wann es will. Man kann sich einer Sache nie sicher sein. Und meist erlebt man Schicksalsschläge gerade in diesen Momenten, in denen man sie am wenigsten erwartet. Es liegt nicht alles in unserer Hand. Das Leben ist unberechenbar.
 
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