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Kirschblüte in Japan

Poetisches · Trauriges
Sonne strahlt über Japan
Wunderlich
Träumen die Bäume
Vom wirbelnden Blütenschnee
Von schwerer Fülle der Früchte

Doch
Niemandes Auge erfreut mehr
Die schneeige Pracht
Niemandes Mund noch wird schmecken
Die Süße der Kirschen
Die Last der Äste wird niemand mehr ernten
Nicht plündern werden die Stare
Den Tisch der Natur

Ach, Weinen, Weinen liegt in der Luft
So viele Tote, so viel Zerstörung
Ein Scheit nur im Baum,
Eine Planke im Wasser
Waren Heimstatt für Menschen -
Ein Kind, eine Mutter, ein Vater, ein Greis
Weggefegt –
Eine Spur des Erinnerns nur

Dreifach getroffen
Vom Beben der Erde,
Vom Stürzen der Wasser,
Vom Bersten des Kraftwerks

Getroffen von tödlichen Wolken
Fallen die Vögel ins Meer,
In dem auch die Fische verenden
Und flieh’n überlebende Menschen
Zu sterben dennoch
einen langsamen Tod

Mensch, ach Zauberlehrling du
Nicht wehren kannst du dem Beben
Nicht bannen die stürzende Flut,
Doch in den Arm kannst du fallen
denen,
die das Sternenfeuer entfesseln,
Das die Erde nicht vorsieht.

Scheinbar gebändigt in steinernen Mauern,
Dem Menschen zum Dienst,
Folgt es der eig’nen Natur

Und strahlt
Und tötet.

Jahrtausendelang.
 
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Kommentare  

Ein trauriges wunderschönes Gedicht. Stimmt, klingt ein bisschen wie ein ganz großes langes Haiku. Muss ich Jingizu recht geben. Aber ich denke mal, das ist Absicht. Das passt nämlich ganz zu Japan, wo es so schlimm gewesen ist und es sich eigentlich noch gar nicht so richtig gebessert hat. Super der Übergang hin zu uns. Dass sich eigentlich alle Völker davon angesprochen fühlen sollten. Gefällt mir sehr.

Evi Apfel (22.02.2012)

Ohne den Regelungen eines Haiku zu unterliegen erinnert mich doch der Klang des Gedichtes an eben solche.

Ein bedeutendes Thema anschaulich und wortstark zu Papier gebracht.


Jingizu (22.02.2012)

Saugut. ´Sau `wegen der Schweinerei mit den Atomkraftwerken und ´gut`, weil mir dein Gedicht supergut gefallen hat. Da sieht man mal, dass auch ein ungereimtes Gedicht hervorragend klingen kann. Absolut stimmig und wunderbar emotional. Und ja, Japan! Einfach schrecklich. Auch das ist gut in Worte gefasst.Wirklich toll!

Jochen (22.02.2012)

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