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Trilogie - Kommende Sommer - Elegie - Was der Mensch braucht

Nachdenkliches · Poetisches · Sommer/Urlaub/Reise
Hier wieder etwas schwerere Kost. Bin gespannt, was Ihr dazu sagt. Zu pathetisch?



Kommende Sommer

Hitze flirrt
Lastet
bleischwer
über den Feldern

Die Lungen pfeifen
Und Grillen zirpen im Gras
Tief im Erdreich verkriecht sich der Wurm.

Staubig die Städte
Die Menschen im Schweiß
Lechzen nach Naß
Standhalten der Hitze – mühsam

Der bunte Vogel pfeift nicht mehr

Die Jungen – wenn möglich – fliehen
Den Stränden entgegen
beten an Helios mit sonnengeölter Haut.
Lichthungrig und heiter achten sie nicht
Seiner Pfeile und spielen im Bad.

Manch einen wird bitten zum Tanz Melanom

Im Äther melden sie Dürre
Vertrocknende Ernten und riesige Brände
Hast du gesehen das Kind
Die sterbende Fliegenweide?

Im Orkan
Verschüttet
Ertrunken
Erschlagen
Verweht
Menschen und Tier

Dieses Jahr wieder: Seit Menschengedenken
Der heißeste Sommer
Und wieder der kommende wird ihn übertreffen.

Kassandra, wer hört dich?




Elegie

... und schrieb und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer
und schrieb und schwand... (aus „Belsazar“ von Heinrich Heine)


Oh, hilflos singe ich dir
Und voll Trauer
den Gesang deines Untergangs
Ebenbild Gottes, der Schöpfung Stolz
Begnadetstes Wesen der Evolution:
Zerbrichst an dir selbst

Brüder seid ihr euch nicht mehr
seit Kain den Abel erschlug.
Feindlich gesonnen einer dem andern
Zerstört jeder für sich, was allen gehört.

Dein Schicksal, Übermütiger,
herrisch nahmst du es selbst in die Hand.
Übermensch willst du sein, gottesgleich?
Eingreifen DU in den Schöpfungsplan?
Nein, klein bist du, missgünstig und zänkisch.
Von Herzwand zu Herzwand reicht eines nur:
Dein selbstsüchtiges Ich.

Geldgierig, gefräßig und unersättlich
Um des eigenen kurzen Vorteils willen –
Verschuldest du Kriege und Katastrophen.
Dein Tanz um das goldene Kalb,
direkt in den Abgrund führt er dich.
Sterben wirst du
du Krankheit des blauen Planeten,
du Irrtum der Evolution.

... und erstarken kann die Erde von neuem.

Doch wer singt dann?




Was der Mensch braucht

Gutes Essen braucht der Mensch
Und Kleidung, die muss auch schmücken.
Und ein Dach über dem Kopf
Mit Tisch und Bett und Schrank
Und an der Wand ein Bild

Arbeit und Sinn und Freiheit
Bücher und Schönheit und Kunst
Liebe vor allem und Nähe,
ach ja, Geben und Nehmen,
Kühle und Frische und Regen
friedlichen Streit und Verstehen

Den Kindern Äpfel, Kakao und Ravioli
oder Reis und Fisch und Maniok
Eine Katze zum Streicheln
Im Sommer ein Haus zum Verstecken
zum Füttern der Vögel im Winter eins
Und Lehrer und feste, geduldige Eltern
Die Antwort wissen auf alle Fragen
Spielzeug und Lob, eine streichelnde Hand

Verständige Ärzte braucht der Mensch
Und Impfstoff gegen die Geißeln der Welt
Einen menschlichen Papst, keinen göttlichen
Und Konzerne, die Arzneien verschenken an Arme
Sauberes Wasser, einen schattigen Baum
Und Blumen im Garten — überall.

Hände und Worte und Schultern zum Trösten
Gute Freunde, die zu dir stehen,
Und dich beweinen, wenn du gestorben bist
Und Kraft und Zuversicht und Vertrauen
Staunen, Demut und Ehrfurcht und Wissen

Feste, Tanz und Musik auch und Lachen,
auch Wein und Bier und freundliche Nachbarn
Und elektrischen Strom von der Sonne

Wissenschaft zum Wohle der Menschen,
Und ehrlichen Handel zwischen Reichen und Armen
Kräftige Arme und Hirne,
gemeinsam sorgend und Wohlstand schaffend für alle.

Demokratie und Gleichheit und Brüderlichkeit
Und jedem sein eigener, freundlicher Gott
Ein gerechtes Recht ohne Todesstrafe und Folter
Mut, dem Bösen entgegenzutreten
Klugheit und den weiten Blick
zu unterscheiden, was sinnvoll, was nicht.
Und Mut für Versöhnung, Erinnern und Frieden

Im Orient und Okzident, im Süden und Norden:
Stolze Bauern, die nicht hungern,
den eigenen Boden bebauen
Mit Tee, Kaffee, Getreide und Reis
nicht mit Cannabis, Coka und Mohn.
Und im Stall zehn Kühe für Milch und Käse und Fleisch.

Und dass der Gastfreund dem Gast Zuflucht gewährt
die Starken die Schwachen stützen
Nistende Schwalben und die Meere voll Fisch

Und über alle Grenzen:
Dass alle Völker mit EINER Stimme
behutsam
in Freiheit
gemeinsam
gestalten
alles Leben auf Erden.

Das brauchen die Menschen.

ALLE
 
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Kommentare  

Klingt sehr schön. Jedes deiner ungereimten Gedichte ist stimmig, steht für sich und bildet doch gemeinsam mit den anderen ein großes Ganzes und das sagt auch der Inhalt deines langen Gedichtegedichts für mich aus. Schöne Idee gut umgesetzt. Pathetisch finde ich hier nichts, es lag dir am Herzen.

doska (22.02.2012)

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